DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Die Sache mit den Nazi-Abkürzungen: Ein falsches Zurückweichen
11.12.2012 08:51:23

Die Sache mit den Nazi-Abkürzungen: Ein falsches Zurückweichen
von Thomas Baader

Seitdem der "Nationalsozialistische Untergrund" und seine Untaten einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden, will man die Buchstabenfolge NSU nicht mehr auf deutschen Nummernschildern sehen. Zumindest von offizieller Seite.

An sich ist dieses Vorgehen nur konsequent: Auch die Abkürzungswünsche SS, NS, HJ oder AH treffen bei der Zulassungsstelle auf Widerstand (und zwar auch dann, wenn man Steffen Schork oder Natascha Schmitt heißen sollte). Und an vielen Universitäten wird man feststellen, dass das Wort Wintersemester zwar mit WS, aber Sommersemester keineswegs mit SS abgekürzt wird - sondern mit SoSe.

Die Vorsicht und das Unbehagen diese "verbrannten" Abkürzungen betreffend sind nicht ganz unverständlich - aber ist es eigentlich wirklich Vorsicht und nicht etwa Angst? Und: Leistet es im Kampf gegen Rechtsextremismus wirklich einen sinnvollen Beitrag? Gibt es in Deutschland auch nur einen einzigen Neonazi weniger, weil wir nicht NS auf unsere Nummernschilder schreiben?

Es handelt sich also um Symbolpolitik im klassischen Sinne. Nun ist Symbolpolitik aber nicht unbedingt etwas Schlechtes. Staat und Gesellschaft können und sollen bei bestimmten Themen deutliche Signale setzen. Diese Signale ersetzen andere Formen der Auseinandersetzung zwar nicht, machen aber immerhin eine deutliche Aussage: Das wollen wir hier nicht!

Aber sind beim Verzicht auf rechtsextrem kontaminierte Abkürzungen denn die Signale wirklich so eindeutig? Die Stadt Hamburg etwa zeigt auf ihren Nummernschildern weiterhin stolz die Abkürzung HH. Auch das ist ein Signal, auch das macht eine Aussage: HH heißt hier Hansestadt Hamburg und nicht Heil Hitler! Wir gönnen euch diese Abkürzung nicht, sie gehört uns.

Denn das ist der Nachteil, der entsteht, wenn man solche Abkürzungen meidet: Man überlässt sie kampflos den Rechtsextremen zu Propagandazwecken. An sich ist das nicht nötig. Der Kontext sollte normalerweise in der Lage sein, Abkürzungen eindeutig aufzuschlüsseln. Ein SS auf dem Cover eines Vorlesungsverzeichnisses hieße dann eben einfach Sommersemester und könnte gar nicht Schutzstaffel bedeuten. Der Zusammenhang, in dem die Abkürzung SS erscheint, schließt hier einen nationalsozialistischen Hintergrund aus.

Der Kampf gegen Abkürzungen und auch Zahlenfolgen (man denke an die Thüringer Grünen, die eine Kampagne gegen eine Brauerei gestartet hatten, weil diese ihr Gründungsdatum - 1888 - vermarktete) entpuppt sich oft als eine Art von ergebnislosem Aktionismus, der von den wirklichen Möglichkeiten, extremistische Bestrebungen zu bekämpfen, ablenkt. Man kann sich danach als guter Bürger fühlen, ohne wirklich etwas verändert zu haben. Alte deutsche Ängstlichkeit und angstgesteuertes Gutdeutschtum gehen hier Hand in Hand.

Die Abkürzung NSU bezeichnet übrigens auch eine Automarke.

Vor- und Nachurteil: Ressentiment und Realität
04.12.2012 21:17:51
Vor- und Nachurteil: Ressentiment und Realität
von Thomas Baader

In den Niederlanden haben drei 15-16jährige Jugendliche einen Linienrichter verfolgt und totgetreten, weil er ihrer Meinung nach falsch entschieden hat.

Wie fast alle (so vermute ich), die so etwas lesen, habe ich gleich einen Gedanken im Kopf und frage mich sofort, ob es ein Vorurteil ist. Ich frage mich nämlich auotmatisch beim Lesen, ob es sich um drei junge Moslems handelt.

Die deutsche Presse, von FAZ bis FR, gibt keine Auskunft über die Herkunft der Täter. Schaut man in die niederländische Presse, findet man nach einigem Suchen schließlich die Auskunft, dass die drei Täter aus Marokko stammen.

Man soll sich nicht von Vorurteilen leiten lassen. In der letzten Zeit aber entpuppen sich solche "Vorurteile" zu oft als "Nachurteile", d. h. Urteile, die im Nachhinein durch die Realität bestätigt werden.

Sicher dennoch kein Grund für Vorurteile (Unvoreingenommenheit sollte man sich bewahren), wohl aber ein Grund für kritische Fragen: Warum bestätigt sich schon wieder die Erwartungshaltung? Was läuft hier schief?

Nachtrag: Wenn man Berichten in Internetforen Glauben schenken kann, geschehen Übergriffe auf Schieds- und Linienrichter im Amateuerfussballbereich auch in Deutschland ständig (und auch hier ergibt sich eine klare Tätergruppe), allerdings ohne es dass es die Vorfälle in der Regel in die Presse schaffen, solange es keinen Toten gibt.
Entweder Broder: Staffel 3, Folge 3
04.12.2012 08:34:55
Videohinweis

Die dritte Folge der neuen Staffel von "Entweder Broder" ist jetzt in der Mediathek verfügbar:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/entweder-broder-die-europa-safari/folge-3-im-osten-viel-neues?documentId=12655490
Die Mitte ist schlecht, weil sie nicht so ist wie wir (1)
02.12.2012 11:29:42

Die Mitte ist schlecht, weil sie nicht so ist wie wir
Kritische Betrachtung der Studie "Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012" der Friedrich-Ebert-Stiftung
von Thomas Baader

TEIL 1

Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland wird seit 2002 alle zwei Jahre durchgeführt. Grundgedanke der "Mitte"-Studien ist hierbei, dass rechtsextreme Einstellungen nicht nur am Rand der Gesellschaft exisitieren, sondern bis weit in die Mitte hineinreichen. Die Mitte der Gesellschaft ist also, so könnte man die Position der Verfasser paraphrasieren, rechtsextremistisch kontaminiert. Diese Position rief durchaus auch Kritik hervor: In einem Gastkommentar im "Tagesspiegel" im Oktober 2010 warf der Politikwissenschaftler Klaus Schroeder der Friedrich-Ebert-Stiftung vor, die Mitte als rechtsextrem zu diffamieren und eine "offen ausgesprochene linke Kampfschrift gegen liberale und konservative Auffassungen und die hiesige Gesellschaftsordnung" produziert zu haben. Daneben gab es aber auch eine Vielzahl von positiven Reaktionen.

Die Veröffentlichung der neuesten Studie hat in den Medien ein großes Echo gefunden. Die Stuttgarter Zeitung titelte gar "Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung - Die Juden von heute sind die Muslime" und weist damit, ohne es zu wollen, auf einen Teilaspekt dessen hin, was an der Studie, zumindest aber an ihrer Interpretation, problematisch ist. Dass die Studie abgesehen von den hier diskutierten Fragwürdigkeiten dort, wo sie sich nicht in Widersprüche verstrickt, einen wertvollen Beitrag zur Erforschung fremdenfeindlicher und antidemokratischer Einstellungen leistet, sei nicht angezweifelt. Diese Verdienste können die Verfasser allerdings nicht davor schützen, dass auch die Defizite der Studie kritisch beleuchtet werden müssen.

Der Darstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung sind vor allem die folgenden Mängel vorzuwerfen: 1. Begriffliche und inhaltliche Unstimmigkeiten bei der Differenzierung zwischen Islamfeindlichkeit und Islamkritik; 2. Relativierung des Linksextremismus; 3. ungeeignete Fragestellungen, um Rechtsextremismus unter Migranten angemessen untersuchen zu können.

Weniger ins Gewicht fallen hingegen kleinere Unstimmigkeiten, die allerdings dennoch nicht unbeachtet bleiben sollten. So wird als antisemitische Aussage im Sinne eines "sekundären Antisemitismus" gewertet: "Wir sollten uns lieber gegenwärtigen Problemen widmen als Ereignissen, die mehr als 60 Jahre vergangen sind." (S. 78)
Wer also der Ansicht ist, dass die Bekämpfung von gegenwärtigen Problemen wie etwa des heutigen Antisemitismus (innerhalb der deutschen Gesellschaft, aber beispielsweise auch seitens des iranischen Präsidenten) Vorrang haben sollte vor dem Gedenken an die Opfer des Antisemitismus vor 60 Jahren, der ist nach Ansicht der Autoren Träger eines "sekundären Antisemitismus". Dies verblüfft, denn eine solche Fokussierung auf antisemitische Probleme der Gegenwart wird von jüdischen Akteuren immer wieder gefordert (vgl. hierzu Henryk Broder, "Vergesst Auschwitz!").

In ähnlicher Weise verwundert es, dass eine Definition des Rechtsextremismus zwar gegeben wird, im Verlaufe des Textes aber unscharf die Begriffe "rechtsextrem", "rechtspopulistisch" und "rechts" nahezu synonym verwendet werden. Dennoch aber soll diese Betrachtung von nun an auf die drei bereits genannten Schwerpunkte verengt werden:

1. Begriffliche und inhaltliche Unstimmigkeiten bei der Differenzierung zwischen Islamfeindlichkeit und Islamkritik

Die Studie unterscheidet zwischen (rassistischer) Islamfeindlichkeit und (aufklärerischer) Islamkritik (Seite 86). Zwar ist der Wille zur Differenzierung grundsätzlich positiv hervorzuheben, jedoch wird abermals mit unscharfen Begrifflichkeiten gearbeitet: Das Ressentiment gilt schließlich den Menschen (also Muslimen), nicht einer religiösen Lehre mit konkreten Inhalten. Es wäre als korrekt, von "Antimuslimismus" oder "Muslimfeindlichkeit" zu sprechen. Durch die Verwendung des Begriffes "Islamfeindlichkeit" vermischen die Verfasser selbst in unzulässiger Weise das Phänomen der Feindlichkeit gegenüber einer bestimmten Menschengruppe mit dem der ablehnenden Haltung gegenüber den Regeln und Vorstellungen einer Lehre. Auch wenn diese Erkenntnis manchem schwerfallen mag: Man darf jeder Religion, also etwa dem Katholizismus ebenso wie dem Islam, "feindlich" gegenüberstehen, da von einem Menschen schlechterdings nicht erwartet werden kann, ein freundliches oder auch nur neutrales Verhältnis aufzubauen gegenüber einem religiösen Regelwerk, das nicht seinen Grundüberzeugungen entspricht. In diesem Sinne sind vermutlich auch die Worte von Bundespräsident Joachim Gauck zu verstehen, wonach die Muslime und nicht der Islam Teil Deutschlands seien. Kritisch ist zudem auch anzumerken, dass die Verfasser nicht auf die Tatsache eingehen, dass es in der Forschung heftig umstritten ist, ob Ressentiments gegen Muslime tatsächlich als Teil des Phänomens "Rassismus" zu begreifen sind. Wo es um Religionszugehörigkeit, nicht aber um Ethnie, Nationalität oder Hautfarbe geht, liegt also in jedem Fall ein (möglicherweise unzulässig) erweiterter Rassismusbegriff vor.

Dennoch kann es als Fortschritt gesehen werden, dass sich im Umfeld der Friedrich-Ebert-Stiftung zumindest die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Religionskritik "nicht nur mit Blick auf die christlichen Religionen ihre Berechtigung [hat], sondern [...] sich auch mit islamischen Religionen beschäftigen können [muss]" (S. 87). Für die Verfasser wirft diese Feststellung jedoch auch die Frage nach der Grenzziehung zwischen Islamkritik und "Islamfeindlichkeit" auf.

Als Kriterium für "Islamfeindlichkeit" sehen es die Verfasser an, die Muslime als "einheitlichen Block, innerhalb dessen keine Abweichung möglich sei", zu sehen (ebd.). Konkretisiert bedeutet dies, dass "der Islam als die primäre und tendenziell einzige Identitätsquelle für alle Muslime gesehen wird" und alle "anderen identitätsbildenden Momente - Nationalität, sozialer Stand, Beruf, Geschlecht etc." ausgeblendet würden (S. 87f). In der Tat beschreiben die Verfasser hier ein hochproblematisches Phänomen, vergessen aber dabei anzumerken, dass diese Betrachtungsweise nicht nur typisch ist für das rechtsextreme/rechtspopulistische Spektrum, sondern auch für eine paternalistisch-kulturrelativistische Linke, die ebenfalls dazu neigt, allen Menschen einer bestimmten Herkunft pauschalisierend das Label "Muslim" aufzudrücken. Dass "der Muslim" (oder mehr noch: der streng gläubige Muslim) als dominante Kategorie im Diskurs des rechtsextremen wie des linksgerichteten multikulturalistischen Spektrum zu gelten hat, sollte eigentlich zu denken geben.

Die Verfassser gestehen der Islamkritik zwar eine Berechtigung zu, stellen sie aber gleichzeitig unter eine strenge Beobachtung - sie muss bestimmte Kriterien der Seriosität erfüllen, um ernst genommen zu werden:
"Islamkritik muss - nicht nur in Abgrenzung zur Islamfeindlichkeit - immer in den Kontext einer Selbstreflexion über die eigene Gesellschaft eingebettet sein, die die eigenen Fehlentwicklungen und Schwachstellen im Hinblick auf eine universalistisch-individualistische Entwicklung der Menschheit ebenso im Blick behält und kritisiert wie die anderer Gesellschaften. Dies bedeutet, dass die Islamkritik auch immer über sich selber kritisch reflektieren sollte." (S. 91)

In der Tat ist eine selbstkritische Position, solange sie vernunft- und nicht ressentimentgeleitet ist, grundsätzlich begrüßenswert. Die Verfasser allerdings sprechen in dieser Hinsicht unmissverständlich von einem "muss". An ihren Ausführungen sind drei Dinge zu bemängeln:

(I) Insgesamt sind die Ausführungen zu wenig differenzierend. Zwar stimmt: Wer Homosexuellenfeindlichkeit im Islam kritisiert, aber Homosexuellenfeindlichkeit im nicht-islamischen Kontext herunterspielt (wie es auf "Politically Incorrect" und anderswo beinahe täglich passiert), hat tatsächlich ein Glaubwürdigkeitsproblem. Wer aber das Thema Kopftuchzwang im Zuge einer kritischen Betrachtung behandelt, muss nicht zwangsläufig vergleichsweise weitaus harmloseren frauenfeindlichen Phänomenen, die in keinem Zusammenhang mit dem Islam stehen, die gleiche Aufmerksamkeit schenken. Schwerpunktsetzung stellt innerhalb der Forschung eine normale Vorgehensweise dar. Die Forderung, "immer [!] über sich selbst zu reflektieren", ist für eine humanistisch motivierte Islamkritik eine unnötige Forderung, da der Humanismus von vorneherein bereits geeignete Maßstäbe für eine entsprechende Kritik liefert und menschenrechtliche Probleme nun einmal nicht überall in derselben Quantität und Qualtität auftauchen.

(II) Der Grundsatz, den die Verfasser aufstellen, müsste nicht nur für die Islamkritik gelten, sondern generell für alle Formen der kritisch-analytischen Auseinandersetzung. Es würde bedeuten, dass man seriöserweise nicht Kritik an einem bestimmten politischen Spektrum formulieren kann, ohne auch kritisch das Spektrum zu betrachten, dem man sich selbst zurechnet. An diese Leitlinie halten sich jedoch die (linken) Verfasser selbst nicht, wenn sie im Zusammenhang mit einer Studie über Rechtsextremismus erklären, dass Linksextremismus für sie kein relevantes Thema darstelle. Wo zeigen die Verfasser an dieser Stelle eigentlich die Fähigkeit, "immer über sich selbst zu reflektieren"?

(III) Die Verwendung der Formulierung "über die eigene Gesellschaft" impliziert, dass für die Verfasser selbst der Islam nicht Teil der eigenen Gesellschaft ist. Damit vertreten sie im Grunde die gleiche Position wie die von ihnen kritisierten "islamfeindlichen" Strömungen. Wenn wir aber im Gegensatz dazu annehmen würden, dass der Islam in Wahrheit längst Bestandteil unserer eigenen Gesellschaft ist, so wäre Islamkritik folgerichtig auch eine Kritik an den eigenen Zuständen - die Argumentation der Verfasser wäre dann hinfällig.

Mit Blick auf die Details werden die Mängel der Studie noch deutlicher: Das Item "Die islamische Welt ist rückständig und verweigert sich neuen Realitäten" (S. 92) wird unter "Islamfeindschaft", nicht unter "Islamkritik" aufgelistet. Wer also von einer Rückständigkeit der islamischen Staaten ausgeht, ist nach Ansicht der Verfasser "islamfeindlich". Die Frage würde hier aber lauten: rückständig in welcher Hinsicht? Es darf mit gutem Grund vermutet werden, dass die meisten Befragten von einer "gesellschaftlichen Rückständigkeit" ausgingen. Nun ist es allerdings so, dass islamische Länder in den entsprechenden Rankings üblicherweise schlecht abschneiden - die Aussage, dass die islamische Welt im Hinblick auf Menschenrechte und Demokratie vergleichsweise rückständig ist, stellt somit keineswegs, wie von den Autoren behauptet, eine "islamfeindliche" Aussage dar, sondern eine Tatsachenbehauptung. Den Begriff "Rückständigkeit" auf andere Bereiche zu beziehen, erscheint eher abwegig; hätte aber tatsächlich einer der Befragten das Adjektiv "rückständig" mit Infrastruktur, Wohnstandard etc. in Verbindung gebracht, so wäre auch hier ein klarer Rückstand gegenüber der westlichen Welt feststellbar. Übrigens: Nicht unter "Islamfeindschaft", sondern unter "Islamkritik" finden wir das Item "Die strikte Trennung von Staat und Kirche ist eine westliche Errungenschaft, die auch in vielen islamischen Ländern ein Fortschritt wäre." Abermals muss man sich wundern: Weshalb wird dieser Aussage zugestanden, Bestandteil von "Kritik" zu sein und nicht, wie obige Aussage, von "Feindlichkeit"? Schießlich handelt es sich bei Fortschrittlichkeit und Rückständigkeit um ein begriffliches Gegensatzpaar. Wenn die westliche Errungenschaft der Trennung von Staat und Kirche ein Fortschritt für islamische Länder wäre, aber eben nicht ist, weil sie dort nicht bis jetzt nicht existiert, dann muss man doch zwangsläufig zu der Aussage gelangen, dass die islamischen Staaten in diesem Bereich nicht forschrittlich, also eben rückständig sind. Damit sind wir aber bei genau jenem zuvor genannten Aussage angelangt, welche von den Verfassern als "islamfeindlich" eingestuft wird - obwohl sie nur eine logische Folge aus einer "islamkritischen" Aussage darstellt.

Eine bestimmte Tendenz in der Darstellung ist bereits an dieser Stelle unübersehbar: Während im Hinblick auf die Mehrheitsgesellschaft der Versuch unternommen wird, extremistische Tendenzen auch in der Mitte nachzuweisen, werden die extremistischen Tendenzen in der islamischen Community am Rand verortet. Mit einer Mischung aus (Schein-)Argumenten und (durch einerseits korrekte wie auch andererseits durch nicht plausible Fragestellungen zustandegekommene) Befunde wird also der Untersuchungsbereich eines potentiellen Extremismus im Hinblick auf die nicht-islamische Gesellschaft erweitert, im Hinblick auf die islamische Community hingegen begrenzt. Die Botschaft lautet: Problematische, antidemokratische und menschenrechtsfeindliche Einstellungen sind im Islam ein Randphänomen, und wer etwas anderes behauptet, ist ein rassistischer Islamfeind - problematische, antidemokratische und menschenrechtsfeindliche Einstellungen sind in der Mehrheitgesellschaft ein auf die Mitte übergreifendes Phänomen, und wer etwas anderes behauptet, ist ein Verharmloser. Dadurch sind die Autoren selbst jenem paternalistisch-kulturrelatvistischen Umfeld zuzuordnen, das sich selbst und ihren von ihnen intellektuell entmündigten Proteges, den Muslimen, der Kritik entzieht.

TEIL 2 FOLGT IN KÜRZE.

Frontal 21: Türkische Regierung agiert integrationsfeindlich in Deutschland
29.11.2012 21:42:44
Videohinweis

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/460#/beitrag/video/1783900/T%C3%BCrkei-behindert-Integration
Odenwaldschule: Missbrauchsopfer fordert Konsequenzen
28.11.2012 07:43:26

Lesehinweis

Auch diese Redaktion griff das Thema nicht auf, obwohl er es der Zeitung (»Ich war ZEIT-Leser«) sogar als erste anbieten ließ. Man lasse sich »wegen ein paar missbrauchter Kinder die Reformpädagogik nicht kaputt machen«, habe es geheißen. Die Autorenschaft dieses mutmaßlichen Satzes lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Doch Huckele wunderte sich nur kurz: ZEIT-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff war mit Hartmut von Hentig, dem Vorzeigepädagogen, dem gern gelesenen Autor und eben auch Lebenspartner von Gerold Becker, eng befreundet. Drei ihrer Nichten und Neffen hatten die Odenwaldschule besucht, der jüngste von ihnen war mit Huckele in einer Klasse gewesen. Auch viele andere Würdenträger der Gesellschaft schickten ihre Kinder auf die berühmte Schule.
[...]
Er erinnert sich noch gut, wie ihm zum 75-jährigen Internatsjubiläum Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit Hartmut von Hentig und Gerold Becker auf dem Schulgelände entgegenkamen. »Da hat man als 16-Jähriger keine Fragen mehr.« Für die Opfer war das »linksliberale« Internat unter dem Becker-Regime ein totalitäres System mitten in Deutschland, aus dem es für die Kinder kein Entrinnen gab und gegen das kein Erwachsener Widerstand leistete. Weder innerhalb noch außerhalb der Schule. »Für mich führt der Preis eine bestimmte gesellschaftliche Kaste vor«, sagt Huckele. Die Jury des Geschwister-Scholl-Preises formuliert es so: »Auch darin liegt eine große Leistung dieses Buches: dass es hinweist auf das Versagen von Zivilgesellschaft und Rechtsstaat, von Bürgern, Pädagogen, bis hin zu Presse und Justiz, die darin scheitern, die Unversehrtheit von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen, wie es die UN-Charta für die Rechte der Kinder verlangt.«
[...]
Für Huckele sind die Verjährungsfristen eine Art »staatliches Täterschutzprogramm«. Nach Verstreichen der Frist machten viele Täter die Betroffenen per Rechtsanwalt mundtot. »Die Opfer erleben ihre Ohnmachtsgefühle noch einmal. Andere Länder kennen solche Regelungen nicht. Wer verfolgt hat, wie in England (BBC) oder den USA (Penn-State-Universität) offizielle Stellen für Aufklärung und Sanktionen sorgten, nachdem die Missbrauchsskandale publik wurden, der weiß, dass Deutschland noch einiges besser machen kann.

http://www.zeit.de/2012/48/Odenwaldschule-Kindesmissbrauch-Andreas-Huckele/seite-2

Entweder Broder Staffel 3, Teil 2
26.11.2012 22:03:12

Videohinweis

Folge 2 der neuen Staffel von "Entweder Broder" ist jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/entweder-broder-die-europa-safari/folge-2-im-herzen-europas?documentId=12567064

Fundstück: Ein Interview aus dem Jahr 1979
25.11.2012 16:47:09

Lesehinweis

Ein Zufallsfund beim Surfen im Internet: ein Interview aus dem Jahr 1979 mit dem Zigeunermusiker Heinz Adler.

Die Zeiten waren wohl noch wirklich andere, was man nicht nur an der unproblematischen Verwednung des Begriffs "Zigeuner" sehen kann... Herr Adler äußert nämlich einige Ansichten, die heute wohl einen Skandal auslösen würden:

Adler: Heute habe ich eine Familie von 8 Kinder, ne, und hab dabei schon vier Stück verheiratet, natürlich, ne.
[...]
Frage: Wenn man überlegt, daß doch Zigeunermädchen deutsche Männer heiraten, und daß diese Mischehen zahlenmäßig nicht mal so selten sind: Besteht da nicht doch die Gefahr - das geht ja los mit der Frage: Wie werden die Kinder erzogen? Werden sie noch zigeunerisch erzogen? - daß da die Kultur zurückgeht?
Adler: Aber es sollte jeder sehen, daß er seine Kinder so unterbringt, wie es sich gehört, verstehn Sie? Mal sagen: Töchter oder Söhne von Ihrer Rasse sollen sich Leute nehmen von Ihrer Rasse. Ich hab auch ne deutsche Frau. Meine Frau stammt von Norddeutschland, vom Hamburg. Aber die habe ich mir so erzogen; die ist so, wie ich se haben wollt! Und jeder sagt, der wo sie kennt, da kann man gar nichts drüber sagen. Ich sag’s Ihnen so, wie’s ist. Und ich bin der Meinung, das bin ich meinen Vorfahren schuldig, und das werde ich auch durchhalten. So lange ich lebe. Das habe ich meinen Söhnen beigebracht, und das wird auch so weitergehen. Und kann trotzdem leben so, wie sich’s gehört.
Frage: Ihre Kinder, haben die deutsche Frauen oder Männer geheiratet?
Adler: Meine Söhne sind verheiratet mit unsere Leut, meine Töchter genauso. Wir leben normal, wie jeder andere Bürger lebt. Genau dasselbe. Haben alle ihre Arbeit, stehn in Arbeit, haben ihren Haushalt jeder, ne, das ist die Sache, was ich sagen kann.
[...]
Frage: Sie haben vorhin gesagt, Sie hätten Ihre Frau erzogen, so auf die zigeunerischen Sitten hin. Gibt es ein Beispiel, wo sie umlernen mußte?
Adler:  Noja, das mit der Zeit. Wenn man Interesse dran hat - und die Frau hat Interesse daran und weiß, was sie geheiratet hat und sich einigermaßen einfügen tut, und die auch Interesse selbst bringt, da bringt man auch so eine Frau dahin, wie sie sein soll, nach Sitten und Gebräuche von unserer Art, und das hat meine Frau auch getan bis heute. Ich kann da nichts anderes dazu sagen.

Erstveröffentlichung dieses Interviews in "Zigeuner und wir", herausgegeben vom Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt 1979.

(Angefügt an das Interview ist folgender Hinweis: "Erst in den 1980er Jahren begann auch ein Wandel der Terminologie, wirkungsmächtig hierbei der Interessenverband 'Zentralrat Deutscher Sinti und Roma', dem es gelang - ergebnislos angefochten durch andere zigeunerische Gruppen - im öffentlichen Diskurs einen Begriffswechsel von 'Zigeuner' zu 'Sinti und Roma' (als nunmehr politisch korrekte Bezeichnung) herbeizuführen. Mein Gesprächspartner Heinz Adler kannte keine andere Eigenbezeichnung als 'Zigeuner', was unbefragt auch als Selbstidentifikation der eigenen Familie gültig war.")

Link: https://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:nILHF8Zfd48J:heinzschilling.de/aufsaetze/ethnische_gruppen/jenseits_des_stigmas.pdf+%22ich+bin+zigeuner%22&hl=de&gl=de&pid=bl&srcid=ADGEESj2h2GESnux_Nf10V2B58Z-mnDvlkD3yltvCQQ7x5fHT-isqCObRbW-tVHQlnAn8A3yFwcwVvtlNnmUoPNmE6F7biRuuc2tUuhclDLzlQvaWh4udGnSLfkhiBvCXlKU7pQtJH1K&sig=AHIEtbS00TCor7OCKUr8sWQMRxxQUBFpuw

Siehe auch:
ZEIT: Durften Sie als Mädchen so viel wie Jungs?
Rosenberg: Nein. Die Rollen sind in Sinti-Familien klar verteilt. Der Mann ist das Oberhaupt der Familie. Die Mädchen sind für die Hausarbeit zuständig. Als ich jung war, durfte ich nicht allein weggehen, etwa in eine Disko oder ins Kino.
http://www.zeit.de/2006/37/Interview-Rosenberg

Wir trauern um Johnny
25.11.2012 11:08:56

Wir trauern um Johnny
Dokumentation einer Erklärung

Wir, die Unterzeichner dieser Erklärung, verurteilen die Tat, die am 14.10.2012 zum brutalen Tod des zwanzigjährigen Jonny Deipabba am Alexanderplatz in Berlin führte und möchten der Familie unser tiefes Mitgefühl aussprechen. Wir sorgen uns, dass die grausame Tat und deren Hintergründe mit der Zeit von der Tagesordnung verschwinden werden. Dies möchten wir nicht zulassen.

Wir sind der Ansicht, dass den Ursachen der Gewalt in unserer Stadt nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird und Jonny das neueste Opfer dieser sinnlosen und anhaltenden Brutalität ist.

Daran tragen die Ignoranz der Mehrheitsgesellschaft, das Justizsystem, die Familien, die Politiker, die im Namen von Migranten agieren, sowie Verantwortliche in der Bildungs- und Jugendpolitik eine Mitschuld. Die Missachtung von Warnungen und Empfehlungen finden sich in vielfältigen Sparmaßnahmen insbesondere im Jugend- und Bildungsbereich wider.

Wir rufen die Öffentlichkeit auf, diese Gewaltexzesse und maßlose Brutalität nicht zu ignorieren und betonen ausdrücklich, dass Gewalt keine Rasse, kein Geschlecht, keine Heimat und keine Nation kennt. In unseren Augen unterscheiden sich diejenigen, die einen Obdachlosen in Mecklenburg-Vorpommern zu Tode prügelten, in ihrer Einstellung und Motivation nicht von jenen, die Jonnys Tod verursachten.

Wir rufen die Öffentlichkeit und die Verantwortlichen zu mehr Sensibilität und zu einem Umdenken auf. Wir fordern ein nachhaltiges Präventionskonzept gegen Gewalt, das angesichts der Ermordung von Jonny nicht mehr aufschiebbar ist.

Wir haben ein Anrecht darauf zu erfahren, wann und was sich ändern wird und werden diese Reformen aufmerksam begleiten.

Unterzeichner: Bihter Carhoglu (Politologin), Ilhan Emirli (Erzieher), Bülent Gündogdu (Fussbaltrainer), Ahmet Güven (Gastronom), Kadriye Karci (Juristin), Yusuf Mirzanli (Grafiker), Kifayet Pancar (Erzieherin), Enver Sen (Erzieher), Mete Sener (Dipl. Kaufmann/Dolmetscher), Arzu Toker (Publizistin), Bilge Toyran Tas (Pflegehilfskraft), Hakan Türkmen (Künstler), Rauf Uluc (Bauunternehmer), Gülcin Wilhelm (Publizistin), Ercan Yasaroglu (Sozialarbeiter), Sebnem Ciliz Yasaroglu (Kulturwissenschaftlerin)

Kontakt und Anregungen: wir-trauern-um-jonny@web.de <mailto:wir-trauern-um-jonny@web.de>, facebook: Wir trauern um Jonny

Siehe auch:

"Wenn ich Mist baue, macht nichts, ich komme morgen wieder frei!" Das ist so ein Satz, den Ercan Yasaroglu oft hört von seinen Jugendlichen. Seit fast 30 Jahren arbeitet er nun als Sozialarbeiter in Berlin, vor allem mit Drogenabhängigen. "Unsere Justiz sucht immer Milde in der Strafe", sagt Yasaroglu. Und: "Ich halte das für ein fatales Signal an Jugendliche, die auf der Straße aufwachsen."
Neben seiner Arbeit mit Jugendlichen betreibt Yasaroglu ein Café in Berlin-Kreuzberg, in dem der Gast sich auf Polstermöbeln niederlässt und Tee serviert bekommt. Er ist Deutscher türkischer Herkunft, doch von Migrantenverbänden wie etwa der Türkischen Gemeinde Deutschland fühlt er sich nicht vertreten. "Diese Verbände betreiben separatistische Politik", sagt Yasaroglu.
"Die schweigen, solange ein Opfer nicht türkischer Herkunft ist. Erst wenn ein Türke einem Verbrechen zum Opfer fällt, ist der Aufstand groß." Als Beispiel nennt er die NSU-Morde. Lange Zeit standen auf den Internetseiten vieler Migrantenverbände nur die acht Fotos der türkischen Opfer – die Fotos des zu Tode gekommenen Griechen und der deutschen Polizistin fehlten.
[...]
"Da wird ein junger Mensch gelyncht, mitten unter uns, weil jemand schlechte Laune hatte", sagt Yasaroglu. "Ich stelle mir bloß vor, ein Faschist hätte einen Türken zusammengeschlagen. Das hätte einen Aufschrei gegeben!"
Dieses Mal aber war das Opfer Sohn eines Deutschen und einer Thailänderin. Die Täter allem Anschein nach türkischer Herkunft. Die Türkische Gemeinde hat sich nicht zu dem Vorfall geäußert – nach dem Motto: Egal, hat keinen von uns getroffen, sagt Yasaroglu.
"Mich schreckt diese Form des Rassismus ab. Jeder Verein nutzt eine Tat für seine Interessen. Opfer ist Opfer." Gewartet hätten er und seine Mitstreiter, ob Migrantenpolitiker und Verbandsvertreter von sich aus ihre Betroffenheit zeigen würden. Aber es sei keine Reaktion gekommen.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article111464365/Waere-das-Opfer-tuerkisch-gaebe-es-einen-Aufschrei.html

"Der Islam benachteiligt Frauen" - ein Vorurteil?
24.11.2012 09:42:34

"Der Islam benachteiligt Frauen" - ein Vorurteil?
von Thomas Baader

Die FAZ kommentiert eine Umfrage des Instituts Allenbach, aus der hervorgeht, dass der Islam in Deutschland einen schlechten Ruf genießt.

Eine aufklärerische Herangehensweise an diesen Befund kann nur bedeuten, dass man differenziert verschiedenen Fragen nachgeht: Bei wem genau genießt der Islam einen schlechten Ruf? Der Islam oder die Muslime? Was sind die vorgebrachten Begründungen? Besteht der schlechte Ruf einer religiösen oder auch nicht-religiösen Lehre, was bestimmte einzelne Aspekte betrifft, zu Recht oder zu Unrecht?

All diesen Fragen nachzugehen, würde allerdings einen größeren Aufwand notwendig machen, als er an dieser Stelle leistbar wäre. Nehmen wir daher nur einen Aspekt nun heraus und betrachten ihn gesondert. In der FAZ heißt es: "83 Prozent meinten daraufhin, der Islam sei von der Benachteiligung der Frau geprägt [...]"

An andere Stelle wurden wir oft mit der Behauptung konfrontiert, dass die Aussage, wonach im Islam die Frau benachteiligt wäre, nur ein Vorurteil sei. Ändern müsse sich also in dieser Hinsicht nicht die islamische Lehre, sondern die von solchen Vorurteilen geprägte Einstellung der Kritiker. So oder so ähnlich lautet die Argumentationsweise von islamischen Verbandsfunktionären, aber auch diverser muslimischer wie nicht-muslimischer politischer und akademischer Akteure, teils aus dem konservativen, vor allem aber aus dem linken Lager.

Das überrascht, da vor allem das linke politische Spektrum etwa dem Katholizismus oftmals eine Benachteiligung von Frauen vorwirft. Festgemacht wird dies unter anderem an einer restriktiven Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen und der Tatsache, dass der Katholizismus keine weiblichen Kleriker kennt.

Die beiden genannten Punkte treffen allerdings auch auf den Islam, zumindest auf den Mehrheits-Islam zu (die zahlenmäßig kaum ins Gewicht fallenden progressiven Verbände und Gemeinden können für diese Betrachtung außer Acht gelassen werden). Wenn also wegen dieser Aspekte der Katholizismus vielen Linken als frauenfeindlich gilt, warum dann nicht der Islam?

Die Antwort ist einfach: Weil die als exotisch wahrgenommene Religion in diesen Kreisen zur Idealisierung und Romantisierung reizt. Damit überwinden aber dieser Teil der Linken nicht Stereotypisierungen und Klischees, wie man sie im rechtsextremen Spektrum vorfindet, sondern setzt sie unter umgekehrten Vorzeichen fort. Im Zuge dieses Prozesses idealisiert man auch sich selbst: Man kann dann vor sich selbst als tolerant, kultursensibel und verständnisvoll gelten. Diese Selbstbeweihräucherung betreibt man allerdings auf Kosten der muslimischen Frauen.

Solange die DITIB dem Mann eine führende Rolle in der Familie zuschreibt, solange auf islam.de zu lesen ist, dass man bei Ehebruch die Aussagen von vier männlichen Zeugen benötigt, solange nach fast einhelliger Auffassung der Rechtsgelehrten ein männlicher Muslim eine Nichtmuslima heiraten darf, aber nicht umgekehrt - solange hat sich der Islam den Umstand, dass er als überwiegend fraunfeindlich wahrgenommen wird, selbst zuzuschreiben.

Ab heute wird nur noch gegengeprobt!
22.11.2012 21:03:45

Ab heute wird nur noch gegengeprobt!
von Thomas Baader

Sabine Schiffer arbeitet ja gerne mit der Methode "Gegenprobe". Damit will sie Diskriminierungen und Schlimmeres entlarven. Das funktioniert so, dass man sich beispielsweise den Satz anschaut "Muslime neigen zur Gewalt" und ersetzt das Wort Muslime dann durch "Juden", "Amerikaner", "Männer" oder was auch immer (allerdings natürlich nicht durch "Gewalttäter"). Das Argument lautet dann: Wenn die Aussagen B, C und D diskriminierend sind, dann A logischerweise auch.

Eigentlich ist diese Methode gar nicht so schlecht. Nur ist Sabine Schiffer nicht sehr originell, was ihre Anwendung betrifft. Da lässt sich aber leicht Abhilfe verschaffen.

Während es bei Sabine Schiffer unklar bleibt, wer den Satz "Muslime neigen zur Gewalt" eigentlich gesagt haben soll, operiere ich im Folgenden nur mit Aussagen, bei denen die Quelle eindeutig identifizierbar ist.

1. Nehmen wir die ein paar Aussagen des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan:

- "Erdogan sagte, die Türkei würde nicht akzeptieren, dass es einen Genozid gegeben habe. Heute würden 100.0000 Armenier leben."
- "Er [Erdogan] könne jederzeit 100'000 Armenier aus seinem Land ausweisen."
- Erdogan:
"Herr Sarkozy wird keinen Genozid in der Türkei finden können. Er wird in der türkischen Geschichte nichts anderes finden als die Toleranz der Türken, Hilfe und Leidenschaft."

- "X sagte, Deutschland würde nicht akzeptieren, dass es einen Genozid gegeben habe. Heute würden 250.0000 Juden leben."
- "Er könne jederzeit 250'000 Juden aus seinem Land ausweisen."
-
"Herr Sarkozy wird keinen Genozid in Deutschland finden können. Er wird in der deutschen Geschichte nichts anderes finden als die Toleranz der Deutschen, Hilfe und Leidenschaft."

Würden die letzteren Äußerungen von einem deutschen Politiker stammen, so gäbe es eine ziemlich treffende Bezeichnung für diesen Politiker. Vielleicht sollte man auch im Fall Erdogan langsam dazu übergehen, die Dinge beim Namen zu nennen.

2. Bei der DITIB Saar lasen wir (mittlerweile, nach ensprechender Kritik, nicht mehr):

"Ein moslemischer Mann darf eine gläubige Christin oder eine Jüdin heiraten, jedoch darf eine moslemische Frau nur einen Moslem heiraten, denn da der Mann eine führende Rolle in der Familie hat, kann eine moslemische Frau eventuell hinsichtlich ihrer Religion unter Druck gesetzt werden und somit können familiäre und religiöse Probleme entstehen."

Die Anwendung der Gegenprobe würde hier Folgendes erbringen:

"Ein katholischer Mann darf eine gläubige Protestantin oder Nicht-Christin heiraten, jedoch darf eine katholische Frau nur einen Katholiken heiraten, denn da der Mann eine führende Rolle in der Familie hat, kann eine katholische Frau eventuell hinsichtlich ihrer Religion unter Druck gesetzt werden und somit können familiäre und religiöse Probleme enstehen."

Würde eine katholische Gemeinde, die solche Positionen vertritt, ebenso wie die DITIB das Vergnügen haben, Claudia Roth als Gastrednerin für ihre Veranstaltungen zu bekommen? 

3. Bei Islam.de (wo Amain Mazyek als "Chef vom Dienst" angegeben ist) heißt es wörtlich:

"Beim Ehebruch muss die Aussage von mindestens vier Männern vorliegen, weil das Strafmaß hierfür sehr hoch ist. Bei Zeugenschaft für geschäftliche Verträge o. ä. muss man zwei Männer als Zeugen haben oder einen Mann und zwei Frauen, allerdings braucht nur eine Frau auszusagen, die zweite Frau ist nur da, um auf die Richtigkeit der Aussage der ersten Frau zu achten und um sie eventuell zu verbessern."

Nun ersetzen wir die Wörter "Männer" und "Frauen" (bzw. deren jeweilige Singularform), sodass sich folgende Aussage ergibt:

"Beim Ehebruch muss die Aussage von mindestens vier Nicht-Muslimen vorliegen, weil das Strafmaß hierfür sehr hoch ist. Bei Zeugenschaft für geschäftliche Verträge o. ä. muss man zwei Nicht-Muslime als Zeugen haben oder einen Nicht-Muslim und zwei Muslime, allerdings braucht nur ein Muslim auszusagen, der zweite Muslim ist nur da, um auf die Richtigkeit der Aussage des ersten Muslim zu achten und um ihn eventuell zu verbessern."

Stellen wir uns das mal als deutschen Gesetzestext vor. Und dran denken: Entweder sind A und B beide diskriminierend, oder sie sind es beide nicht.

Entscheiden Sie selbst.

Das wahre Wesen des Kulturrelativismus
20.11.2012 22:28:43

Lesehinweis

Der Kulturrelativist sieht Menschenrechte im Kontext der Kulturen. Das Modell vom Menschen und seinen Rechten ist ihm nicht übertragbar zwischen den Kulturen. Die Definition, wer ein vollberechtigter Mensch ist, kann somit zwischen den Kulturen unterschiedlich sein und ist nicht von außen zu bewerten. Die Welt besteht für ihn also aus verschiedenen Parallelwelten, in denen Menschen differierende Rechte genießen. Das findet er auch nicht schlimm, denn die Bewertung folgt ja nur der Binnenlogik. Strukturelle Unterdrückung ist also das eigene Problem der Unterdrückten. Der Universalist hingegen vertritt die Meinung, dass allen Menschen aller Kulturen die gleichen unveräußerlichen Rechte zustehen. Gesellschaften, in denen Menschenrechte von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, bewertet er (und er darf das!) als undemokratisch und oft archaisch. Die Unterdrückung von Menschen ist ihm nicht deren Privatproblem, sondern Aufgabe und Herausforderung der Menschheit.
Nun wird dem Universalisten von Seiten des Kulturrelativisten manchmal vorgeworfen, er sei ein Kulturchauvinist. Das ist begrifflich etwas falsch, s.u., zeigt aber auf, wo die Grenzlinie verläuft. Sachverhalte, die den Kulturrelativisten in der eigenen Gesellschaft erheblich – vor allem, wenn es ihn selber träfe – stören würden, werden mit einer euphemistischen Wertschätzung für „Traditionen“ doch viel weniger schmerzhaft. Kulturrelativismus ist oft nichts weiter als ein beklagenswerter Mangel an Empathie, der aber als besondere Toleranz verkauft wird. Der „Andere“ wird als so fremd betrachtet, dass es da keine gemeinsamen Werte und Bewertungen geben kann.
[...]
Die Menschenrechte sind jedoch von universeller Gültigkeit. Sie nicht als universell anzusehen, ist durch keinen vernünftigen Grund getragen und ist immer Ausfluss von Traditionen und Erhaltung von Machtpositionen. Wer glaubt, dass nicht alle Personen die gleichen Rechte haben (sollten), kann dies nur religiös oder faschistoid „begründen“. Beide Ansätze sind klar abzulehnen und man muss ihnen – so sie nicht nur im Privaten betrieben werden – klar entgegentreten.

Vollständig hier:
http://www.wissenbloggt.de/?p=13957

Neue Folge von "Entweder Broder"
20.11.2012 07:53:19

Videohinweis

Die erste Folge der neuen Staffel von "Entweder Broder" (dieses Mal keine Deutschland- sondern eine Europa-Safari) findt sich in der Mediathek der ARD:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/entweder-broder-die-europa-safari/folge-1-auf-nach-europa?documentId=12491092

Amartya Sen: Kein Multikulturalismus, nur pluraler Monokulturalismus
18.11.2012 20:41:45

Lesehinweis

Ein wichtiges Problem ist die Unterscheidung zwischen Multikulturalismus und dem, was man "pluralen Monokulturalismus" nennen könnte. Gilt die Existenz einer Vielfalt von Kulturen, die möglicherweise wie Schiffe in der Nacht aneinander vorbeifahren, als gelungenes Beispiel für Multikulturalismus? Die Unterscheidung ist, da Großbritannien gegenwärtig hin- und hergerissen ist zwischen Interaktion und Isolation, von zentraler Bedeutung (und zudem relevant für die Frage von Terrorismus und Gewalt).
[...]
Wenn dagegen zwei Stile oder Traditionen nebeneinander existieren, ohne sich zu treffen, muß man eigentlich von einem "pluralen Monokulturalismus" sprechen. Die lautstarke Verteidigung des Multikulturalismus, die wir dieser Tage häufig vernehmen, ist oft nichts anderes als ein Plädoyer für pluralen Monokulturalismus. Wenn ein junges Mädchen aus einer konservativen Einwandererfamilie sich mit einem englischen jungen Mann verabreden möchte, ist das sicherlich ein multikultureller Schritt. Versuchen ihre Aufpasser sie jedoch daran zu hindern (was recht häufig geschieht), ist das kaum als multikulturelle Maßnahme zu betrachten, denn in diesem Fall geht es ja gerade darum, die Kulturen voneinander abzuschotten. Dennoch erhält das elterliche Verbot, das zum pluralen Monokulturalismus beiträgt, sehr lautstarke Unterstützung von seiten angeblicher Multikulturalisten, die als Begründung anführen, es gelte die traditionellen Kulturen zu achten, so als sei die Freiheit der jungen Frau überhaupt nicht von Bedeutung und als müßten die verschiedenen Kulturen gewissermaßen in abgeschotteten Schubladen verharren.

In eine bestimmte soziale Umgebung hineingeboren zu sein ist an sich, wie schon erwähnt, keine Ausübung kultureller Freiheit, denn es handelt sich nicht um einen Wahlakt. Die Entscheidung hingegen, an der traditionellen Lebensweise festzuhalten, wäre eine Ausübung von Freiheit, falls die Wahl nach der Erwägung anderer Alternativen getroffen würde. Als eine solche Ausübung von Freiheit müßte auch die Entscheidung gelten, vom überkommenen Verhaltensmuster mehr oder weniger abzurücken, wenn man nach reiflicher Überlegung zu ihr gelangt ist. Kulturelle Freiheit kann in der Tat häufig mit kulturellem Konservatismus kollidieren, und wenn man im Namen der kulturellen Freiheit für den Multikulturalismus eintritt, kann man sich nicht standhaft und uneingeschränkt dafür aussprechen, jemand habe unerschütterlich an seiner überkommenen kulturellen Tradition festzuhalten.
[...]
Man darf, wie schon erwähnt, die Menschen dieser Welt nicht nur unter dem Aspekt ihrer religiösen Zugehörigkeiten betrachten, als eine Föderation von Religionen. Aus denselben Gründen darf ein multiethnisches Großbritannien nicht als eine Ansammlung von ethnischen Gemeinschaften betrachtet werden. Doch der "föderative" Standpunkt hat im heutigen Großbritannien großen Anklang gefunden. Obwohl sich tyrannische Weiterungen daraus ergeben, daß man Menschen in starre Schubladen vorgegebener "Gemeinschaften" sperrt, verstehen viele diesen Standpunkt eigenartigerweise als Verbündeten der individuellen Freiheit. Es gibt sogar eine vieldiskutierte "Vision" von "der Zukunft des multiethnischen Großbritannien", in der das Land "eine eher lockere Föderation von Kulturen (ist), die zusammengehalten wird von Banden des Interesses und der Zuneigung und einem kollektiven Daseinsgefühl ".
[...]
Diese Haltung äußert sich darin, daß man zusätzlich zu den vorhandenen christlichen nun aktiv neue "Konfessionsschulen" für muslimische, hinduistische und Sikh-Kinder fördert, was nicht nur pädagogisch fragwürdig ist, sondern obendrein verhindert, daß die Kinder umfassend darüber unterrichtet werden, was das Leben in einem Land ohne Rassentrennung von ihnen verlangt. Viele dieser neuen Institutionen entstehen ausgerechnet in einer Zeit, in der religiöse Polarisierung eine wichtige Ursache von Gewalt in der Welt ist [...].

http://www.perlentaucher.de/vorgeblaettert/leseprobe-zu-amartya-sen-die-identitaetsfalle-teil-2.html

Free Minds: Das Tor zum Mittelalter
14.11.2012 18:01:34

Lesehinweis

Von der säkular-kritischen muslimischen Initiative "Free Minds":

Das Zentrum für Islamische Theologie, welches mit der Al-Azhar Universität Kairo(*) zusammenarbeitet, wurde am 30.10.2012 in der Universität Münster von der Bildungsministerin, Dr. Annette Schavan, feierlich eröffnet. Free Minds hat versucht, im Rahmen einer spontanen Kreativ-Aktion “Grußbotschaft“, die Öffentlichkeit auf diesen fragwürdigen und schleichenden Prozess aufmerksam zu machen. Seit Beginn der Etablierung des Islam im Wissenschaftsraum überschlagen sich Skandale und Fehlentwicklungen. Der Islam gehört nicht als selbstständige Theologie an die Universität...

Hier weiterlesen:
http://freeminds.blogsport.eu/2012/11/10/free-minds-special-das-tor-zum-mittelalter/

Kein Schweinefleisch, kein Christbaum
13.11.2012 23:17:06

Lesehinweise

"Bei uns gibt es generell kein Schweinefleisch, da wir viele Kinder mit Migrationshintergrund haben. Es gab Versuche, Schweinefleisch in den Speiseplan aufzunehmen, doch das gab Irritationen bei den Eltern", bestätigt Regina Baumann, Leiterin der Kita Marienwerder Straße in Kiel-Wellingdorf. Einwände gegen Rippchen und Schnitzel gab es auch auf dem Westufer in der Kita Goethestraße. "Die Eltern wollten das nicht. Außerdem hätten wir sonst extra für muslimische Kinder kochen müssen", erklärt Leiter Oliver Kaiser. Dabei schätzt er den Anteil mit Migrationshintergrund auf gerade einmal zehn Prozent ein.
[...]
Der Schweinefleisch-Bann gilt aber keinesfalls nur in Kindertageseinrichtungen. Mittlerweile scheint die Currywurst-Klausel auch bei der Suche von Mietwohnungen eine Rolle zu spielen, da auf dem Ostufer immer mehr Wohnungen von Muslimen aufgekauft wurden. Nach Informationen unserer Zeitung bietet ein afghanischer Vermieter in der Nähe des Sultanmarktes in der Elisabethstraße Wohnungen mit der Voraussetzung an, auf Kotelett und Co. zu verzichten.
http://www.shz.de/nachrichten/top-thema/artikel/keine-currywurst-mehr-in-kieler-kitas.html

Kokkedal liegt 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kopenhagen. Das Städtchen auf der Insel Sjælland ist ein Einwanderungsort: 44 Prozent der Einwohner sind gebürtige Dänen, während 56 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Die meisten jener Bewohner oder ihre Eltern kommen aus der Türkei oder aus arabischen Staaten. Auch in der Wohnanlage Egedalsvænge sind die Muslime in der Mehrheit und stellen im Mieterausschuss fünf der neun Mitglieder. Dieses Komitee hat nun für grosses Aufsehen gesorgt, als es vor Kurzem ablehnte, mehrere Tausend Kronen in den jährlichen Weihnachtsbaum plus Party zu stecken.
[...]
Doch das Christkind scheint bereits in den Brunnen gefallen zu sein, wie der Besuch eines TV-Teams von TV 2 in der Siedlung zeigt. Als die Journalisten mit ihrem Wagen vorfuhren, wurden sie von 25 Vermummten angegriffen und als Neonazis beschimpft. Ihr Auto wurde unter anderem mit Plastersteinen demoliert, verletzt wurde jedoch niemand. Während der Sender kritisierte, dass er seiner Arbeit nicht nachgehen könne, prüft die Polizei nun rechtliche Schritte.
http://www.20min.ch/panorama/news/story/In-Daenemark-brennt-der-Christbaum-24638369

Auf dem linken Auge blind
12.11.2012 21:48:54

Auf dem linken Auge blind
von N. Lightenment (P)

Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat ihre neue Studie zum Thema Rechtsextremismus veröffentlicht. Auf der Website der Stiftung kann man eine Zusammenfassung herunterladen. Ganz am Ende des Dokumentes steht:

"Zivilgesellschaftlichen Projekte mit einer 'Extremismusklausel' unter Generalverdacht zu stellen und gleichzeitig die menschenverachtende Ideologie des Rechtsextremismus mit einem wie auch immer gearteten Linksextremismus gleichzustellen, ist inakzeptabel und kontraproduktiv. Die sehr reale rechtsextreme Bedrohung darf nicht durch die Gleichsetzung mit einer fiktiven Bedrohung durch Linksextremismus relativiert werden."

Haben Sie es gemerkt? Es gelingt den Verfassern, sich innerhalb von zwei Sätzen selbst zu widersprechen.  Im ersten Satz heißt es noch "einem wie auch immer gearteten Linksextremismus", im zweiten ist von einer "fiktiven Bedrohung durch Linksextremismus" die Rede.

Während man also zunächst noch nicht weiß (oder nicht zu wissen vorgibt), wie der Linksextremismus geartet ist, weiß man einen Satz später bereits, dass er nur fiktiv bedrohlich ist. Keine Antwort auf die Frage erhält man: Woher will man das wissen?

Weshalb ist es manchen Soziologen eigentlich nicht möglich, seriöse Rechtsextremismusforschung zu betreiben, ohne das Thema Linksextremismus verharmlosend und apologetisch zu behandeln? Der Kampf gegen Extremismus welcher Art auch immer verdient eine objektive anstelle einer ideologisch motivierten Behandlung.

Eine Stiftung, die einer linken Partei nahesteht, hält den Linksextremismus für keine Bedrohung. Na dann!

Die Grenzen der Seriosität
09.11.2012 22:32:40

Die Grenzen der Seriosität
Bericht über einen Vortrag von Sabine Schiffer am 8. November 2012 in Michelstadt
von Thomas Baader

Der Titel der Veranstaltung lautete „Wo sind die Grenzen der Meinungsfreiheit? Antimuslimischer Rassismus/Islamophobie“, wobei die zuletzt genannte begriffliche Verwirrung programmatisch für den Abend war. Die Veranstaltung wurde gemeinsam ausgerichtet von Attac Odenwald, Odenwald gegen Rechts, den Naturfreunden, dem DGB Odenwaldkreis, der DKP Kreisgruppe Odenwald, der GEW Odenwald, der GEW Darmstadt/Dieburg, der Linken Odenwaldkreis und dem Runden Tisch Reichelsheim.

Entsprechend findet man beim Eintreten nicht nur Flyer der diversen Initiativen ausliegend, sondern auch aktuelle Ausgaben der „jungen welt“. Um die Wartezeit zu verkürzen, blättert man ein wenig in der Zeitung und stößt auf einen romantisch verklärenden Artikel von Dietmar Dath über die Oktoberrevolution. „Die allverächtlichsten Arschlöcher, gegen die sie [das Proletariat – sic!] sich dabei behaupteten, die sie dafür besiegen mußten, redeten übrigens in demselben verlogenen, ekelhaften Zungenschlag, der heute die Standortpredigten der Bourgeoisie und ihrer Ausgehaltenen bis tief in die rechten Sumpfbezirke der Gewerkschaftsarbeit prägt […]“, heißt es dort aus Seite 11. Und weiter: „Das ist genau der verdrehte Quatsch, den Angela Merkel den griechischen Nichtbesitzenden vorheult […].“ Im geifernden Stil wird Kerenski als „handzahmer Napoleon-Wichtel“ bezeichnet, dann erst kommt Lenin mit „schweißtreibende(r) Überzeugungsarbeit“, um das Programm „Frieden statt Weltkrieg“ umzusetzen. Eine ideologische Verhunzung der tatsächlichen historischen Ereignisse, wie sie verfälschender kaum sein könnte.

Was hat das alles eigentlich mit dem Thema der Veranstaltung von Frau Schiffer zu tun, mag man sich fragen. Nichts. Eben. Warum liegen die Exemplare der „jungen welt“ dann überhaupt aus?  

Schließlich ist es so weit, 40 Zuhörer (darunter ein erheblicher Teil Angehörige der veranstaltenden Initiativen) füllen den kleinen Saal. Der Altersdurchschnitt ist eher hoch. Vorne erhebt sich ein bärtiger Herr und spricht die einleitenden Worte: Unmittelbarer Anlass für die Veranstaltung seien Anti-Islamisierungs-Aufkleber gewesen, die in letzter Zeit in Michelstadt aufgetaucht seien. Aber auch Politiker aus der Mitte der Gesellschaft äußerten sich mittlerweile entsprechend. Als noch problematischer bezeichnet der Sprecher aber „Institutionen, die unsere Verfassung schützen sollen“. Er sieht Wurzeln des frühen Verfassungsschutzes in der NS-Zeit, aber auch heutige Generationen hätten ihr Handwerk von diesen Alten gelernt. Und zum Abschluss: Die „Neofaschisten in Regierungskreisen“ solle man nicht unterschätzen.

Sabine Schiffer beginnt ihren Vortrag mit dem Verweis auf einen „polemischen Beitrag in der taz“, in dem Deniz Yücel Thilo Sarrazin verunglimpfe. Diese Sarrazin-Verteidigung überrascht sicherlich nicht wenige im Saal. Schiffer will an diesem Beispiel zeigen, dass die Meinungsfreiheit Grenzen habe, dass man selbst gegen einen Sarrazin nicht alles sagen dürfe. Allerdings, so Schiffers Argumentation, werde hier von den Sarrazin-Anhängern mit zweierlei Maß gemessen: Grenzen der Meinungsfreiheit gebe es für sie bei Angriffen auf Sarrazin, nicht aber bei Angriffen auf die Muslime.

Sabine Schiffer versucht sich anschließend an einer Definition der Grenzen der Meinungsfreiheit, indem sie die gesetzliche Situation in Deutschland beschreibt. Durch den Paragraph zur Volksverhetzung etwa sei die Leugnung des Holocausts in Deutschland verboten, was einzigartig sei. In diesem Moment Stirnrunzeln und Getuschel im Publikum – zu Recht, denn tatsächlich ist Holocaustleugnung in vielen Ländern Europas strafbar, und dem deutschen Volksverhetzungsparagraphen vergleichbare Gesetze gibt es reichlich, so etwa in Österreich („Verhetzung“) und Frankreich („Anstiftung zum Rassenhass“). Diese Äußerung Schiffers wird jedoch nicht die einzige Merkwürdigkeit des Abends bleiben.

Schiffer fährt unbeirrt in ihrem Vortrag fort und erklärt ihre Lieblingsmethode, die „Gegenprobe“, die darin besteht, in bestimmten Aussagen einzelne Wörter auszutauschen. Sie spricht also den Satz „Muslime neigen zur Gewalt“, und danach langsam und bedacht die folgenden Sätze:
 „Juden neigen zur Gewalt.“
 „Männer neigen zur Gewalt.“
 „Afrikaner neigen zur Gewalt.“
 „Amerikaner neigen zur Gewalt.“
Anschließend richtet Schiffer an die Anwesenden die Frage: „Wo ist das Problem bei den Sätzen?“ Murmelnde Antworten aus dem Publikum: „Verallgemeinerung…“

Spätestens an dieser Stelle wird die Veranstaltung unfreiwillig komisch. Schiffers Vortragsstil gleicht altmodischem Grundschulunterricht, wobei die Frage unbeantwortet bleibt, warum erwachsene Menschen das tatsächlich mit sich machen lassen. Leider kommt an dieser Stelle keine echte Debatte auf. Man könnte nämlich fragen, ob Schiffer auch ein Problem hätte mit der Formulierung „Männer neigen, statistisch gesehen, eher zur Gewalt als Frauen.“ Dieser Satz ist nämlich zweifellos wahr. Unklar bleibt auch: Wer hat den Satz „Muslime neigen zur Gewalt“ eigentlich gesagt? Der Kommentarbereich von Politically Incorrect etwa? Das wäre zu erwarten gewesen. Ernstzunehmende Kritiker des Islam hingegen verweisen durchaus auf Gewaltprobleme in bestimmten Communitys, drücken sich aber in der Regel differenzierter aus. Wer ist hier also eigentlich gerade der Gegner?

Schiffer widmet sich nun den bereits erwähnten Aufklebern. Das Layout eines solchen Aufklebers wird per Beamer an die Wand gestrahlt, man sieht eine durchgestrichene Moschee und den Aufruf, die Islamisierung zu stoppen. Schiffer fragt, was hierbei die Prämisse ist. Dann die Erkenntnis: Die Prämisse ist, dass es eine Islamisierung gibt.
Ähnlich wird mit einem Titelblatt des „stern“ verfahren, auf dem zu lesen ist: „Wie gefährlich ist der Islam?“ Prämisse sei, dass er überhaupt gefährlich ist, unklar sei nur wie sehr.
Das lässt sich beliebig fortsetzen, aber es wird dankenswerterweise darauf verzichtet. (Für alle aufmerksamen Leser, denen das nicht zu hoch ist: Schiffers Prämisse beim Nennen dieser beiden Prämissen ist übrigens, dass sie inhaltlich falsch sind.)

Es folgt eine kleine Begriffsdefinition, die eigentlich für Schiffer nur in der Erklärung besteht, dass sie die Begriffe „Islamophobie“, „Antimuslimismus“, „antimuslimischer Rassismus“ und „Islamfeindlichkeit“ synonym verwende. Kritik am Begriff „Islamophobie“, so erfährt man, sei ohnehin nur da, um Rassismus zu verschleiern. Nun sind allerdings (und das sagt Frau Schiffer nicht) gerade die Begriffe „Islamophobie“ und „antimuslimischer Rassismus“ in der Forschung heftig umstritten. Gegen den letzteren kann man zumindest einwenden, dass Ressentiments gegen Angehörige einer Religionsgemeinschaft, die sich nicht ethnisch definiert, ebenso wenig als Rassismus gelten kann wie Ressentiments gegen Homosexuelle (was freilich nichts daran ändert, dass beide Arten von Ressentiment existieren). „Islamophobie“ wiederum richtet sich seiner Wortbedeutung nach inhaltsorientiert gegen den Islam als Lehre und nicht gegen die Muslime als Menschengruppe. Aber diese Dinge werden an diesem Abend nicht diskutiert. Der Beamer strahlt ein paar passende Sätze an die Wand, darunter den folgenden: „Islamfeindlichkeit dient – wie jeder Rassismus – der Verfassung etablierter hierarchischer Strukturen und somit der Abwehr von Inklusion und Entwicklung.“ Schiffer schließt dieses Kapitel mit der Behauptung ab, der Begriff „antimuslimischer Rassismus“ werde sich am Ende wohl durchsetzen.

Sie klappert weitere Stationen ab. Vom Mohammed-Schmähfilm hätte „Media for Christ“ profitiert und nicht die Salafisten. Der „Salman Rushdie-Rahmen“ sei auf die Mohammed-Karikaturen gelegt worden, wo er nicht hingehöre, denn im Gegensatz zu Rushdies Kunstwerk wollten die Karikaturen „provozieren“.

Es wird im Verlauf des Abends immer mal wieder verschwörungstheoretisch: Wenn etwa George W. Bush nach 9/11 in eine Moschee gehe, um zu zeigen „Das hat nichts damit zu tun“, dann stelle Bush ja gerade den Kontext her, den er angeblich vermeiden wolle. Verblüffende Logik! Aus dieser Perspektive heraus könnte man auch auf die Idee kommen, dass Sabine Schiffers Veranstaltung eigentlich dazu diene, dass mit dem Islam doch irgendwie eine Gefahr assoziiert werde.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends: Schiffer hadert mal wieder mit einem Cover des „stern“. Man sieht Ahmandinedschad, man sieht einen Atompilz, man sieht die Kuppel einer Moschee und man sieht den Schriftzug „Wie gefährlich ist der Iran?“ Anstoß nimmt sie, das war zu erwarten, an der Abbildung der Moschee. Schiffer schreitet also zur Gegenprobe und präsentiert ein Bild aus einem arabischen Blog, das sie für „vergleichbar“ hält: ein Atompilz, Ariel Scharon, über Scharons Kopf ein Davidstern. Ein Herr aus dem Publikum wendet an dieser Stelle ein, dass er Schiffer nicht ganz folgen könne: Der Islam sei doch aber nun wirklich die ideologische Grundlage der Herrschenden im Iran. Schiffer daraufhin: „Bei Israel ist das die Religion aber doch auch.“ Im Folgenden wird dann noch zwischen Schiffer und dem Publikum die Frage erörtert, ob das Scharon-Bild auch antisemitisch wäre, wenn man statt des Davidsterns die israelische Flagge abgebildet hätte. Und schließlich will ein Mann erkannt haben, was am Cover des „stern“ noch problematisch sei: Die Moscheekuppel sehe ja aus wie eine Bombe. Frau Schiffer warnt jedoch vor Überinterpretationen.

Noch einmal kommt das Thema Mohammed-Karikaturen auf den Tisch bzw. per Beamer an die Wand. Die bekannte Westergaard-Zeichnung (Mohammed mit Bomben-Turban) wird in eine Reihe gestellt mit anstößigeren Karikaturen anderer Herkunft. Einspruch kommt von einigen Gästen im Saal, die doch einen klaren inhaltlichen Unterschied zwischen der Karikatur des dänischen Künstlers und den anderen Zeichnungen sehen. Jemand aus dem Publikum fragt: „Betreiben wir da aber nicht gerade selbst Verallgemeinerung?“ Zweifellos der intelligenteste Satz des Abends, und er kommt nicht von Frau Schiffer. Sie versucht stattdessen die angebliche Gefährlichkeit von Westergaards Karikatur zu erläutern. Jyllands Posten gilt ihr als rechtes Blatt, das schon früher entsprechend aufgefallen sei. Leider versäumt es Sabine Schiffer, die Geschichte der Karikaturen richtig darzustellen: Kein Wort davon, dass dänische Imame diese Karikaturen, die über einen längeren Zeitraum von der islamischen Welt völlig unbeachtet blieben, auf eine Reise in die entsprechenden Länder mitnahmen, um die dortige Bevölkerung anzustacheln. Ebenfalls „vergisst“ Schiffer zu erwähnen, dass die Imame noch weitere, weitaus anstößigere Karikaturen im Gepäck hatten, die nicht aus Jyllands Posten stammten (aber der Eindruck sollte wohl erweckt werden).

Der Abend hat noch einen weiteren Höhepunkt parat: Schiffer weist auf das Phänomen des „humanitären Rassismus“ hin, was freilich, wie sie selbst bekennt, eine widersprüchliche Begriffsbildung sei. Der Diskurs um Emanzipation, Frauen- und Menschenrechte werde ebenfalls zur Verbreitung von Ressentiments genutzt. Gemeint sind also ganz offensichtlich humanistische und Menschenrechtsarbeit leistende Initiativen, die auf Probleme im muslimischen Milieu hinweisen und sich entsprechend engagieren. Da ist er also mal wieder, der gute alte Rundumschlag der Diffamierung. Verwundern dürfte er niemanden, denn es sind genau jene Initiativen, aus deren Reihen berechtigte Kritik an Sabine Schiffer geübt wird – so auch im Vorfeld des heutigen Abends. Die Diffamierung durch Schiffer erscheint als bizarrer Vorgang, wenn man bedenkt, dass einige dieser „humanitären Rassisten“ Musliminnen und Muslimen aus lebensbedrohlichen Situationen heraus geholfen haben, während Sabine Schiffer Aufkleber analysiert.

Präsentiert wird schließlich auch das Bild des berühmten afghanischen Mädchens ohne Nase – nach Schiffer gehe es hierbei um einen „Missbrauch der Geschichte“ der Betroffenen, um die NATO in Afghanistan bleiben lassen zu können. Wie absurd das sei, könne man daran sehen, dass die Verstümmelung des Mädchens während des Aufenthaltes der NATO in Afghanistan geschehen sei. Diese Logik ist nicht gerade bestechend. Führen wir den Gedanken einmal fort: Wenn sich in einer Stadt ein besonders schlimmes Gewaltverbrechen ereignet, so wäre nach Schiffers Denkweise eine Aufstockung der Polizeikräfte nicht sinnvoll, weil das Verbrechen sich ja trotz der Existenz der Polizei ereignet hat.

Der Abend schließt mit einer Diskussionsrunde, Zuhörer können Fragen stellen oder Anmerkungen einbringen. Wie schon zuvor, reagiert Schiffer auf Kritik nicht gerade souverän, würgt unangenehme Redebeiträge ab („das nervt jetzt vielleicht die anderen“) oder gibt auf Fragen, die ihr nicht passen, ausweichende Antworten.

Was bleibt schließlich als Erkenntnis des Abends? Vielleicht, dass der, der mit Sabine Schiffer und der DKP im Gepäck zum antirassistischen Appell antritt, ein Glaubwürdigkeitsproblem hat? Dass man es in Michelstadt bereits als „gut besucht“ empfindet, wenn eine Rednerin etwa vierzig Zuhörer (davon ein Viertel bis ein Drittel Angehörige der veranstaltenden Initiativen selbst) anzieht? Dass Initiativen, die von Gewalt bedrohten Musliminnen und Muslimen Betreuung, Schutz und Hilfe zukommen lassen, in Wahrheit verkappte „humanitäre Rassisten“ sind? Dass die Grenzen der Meinungsfreiheit klar definiert wurden? Man weiß es nicht. Aber man weiß hoffentlich nach der Lektüre dieses Berichts ein wenig mehr darüber, wo die Grenzen der Seriosität zu finden sind.

Für Aufrichtigkeit und Offenheit in der Integrationsdebatte!
08.11.2012 07:03:43

Für Aufrichtigkeit und Offenheit in der Integrationsdebatte!
Humanisten und Menschenrechtler verurteilen die Verunglimpfung von Heinz Buschkowsky
Ein Aufruf

Mit stetig wachsender Sorge betrachten wir den Verfall der demokratischen Debattenkultur, wenn brisante Themen wie Integration, Parallelgesellschaften und Frauenrechte in bestimmten Migrantencommunitys zur Sprache gebracht werden. Heinz Buschkowskys Buch „Neukölln ist überall“ hat erwartungsgemäß die üblichen Verharmlosungs- und Diffamierungsreflexe hervorgerufen. Große Teile der Kritik, die nun dem Autor entgegenschlägt, zeichnet sich durch Unwilligkeit und Unfähigkeit aus, einem nachdenklichen und problemorientierten Text angemessen zu begegnen, der Befunde in konkrete Lösungsvorschläge überführt.

Durchaus gibt es kritische Stimmen, die sich sachlich mit dem Buch von Heinz Buschkowsky auseinandersetzen. Das ist legitim und sollte im Sinne einer gesellschaftspolitischen Debatte auch selbstverständlich sein. Auch wir als VerfasserInnen und UnterzeichernInnen dieses Aufrufs stimmen nicht mit jeder einzelnen Aussage von Heinz Buschkowsky überein. Wir wenden uns daher folgerichtig auch nicht gegen die wenigen ernstzunehmenden Buschkowsky-Kritiker, sondern gegen die Mehrheit der Polemisierer und Diffamierer, die mit Rassismus- und Rechtspopulismusvorwürfen, Breivik-Vergleichen und sprachlichen Entgleisungen zeigen, dass sie an keiner sachlichen Auseinandersetzung interessiert sind. Aus diesem Umfeld, das sich in den letzten Wochen lautstarkmarktschreierisch in der Öffentlichkeit artikuliert hat, werden wir ständig mit Falschaussagen und Halbwahrheiten versorgt, wie sie haarsträubender kaum sein könnten. Wenn nun etwa die Rede davon ist, dass Buschkowsky weder Lösungen noch Positivbeispiele aufzeige, dann muss man davon ausgehen, dass bestimmte Kritiker sich an einer Buchkritik ohne vorhergehende Lektüre versuchen. Buschkowskys Lösungsversuche, denen man selbstverständlich zustimmend oder ablehnend gegenüberstehen darf, sind mannigfaltig und umfassen: altersgerechte Sachleistungen statt Kindergeld; Kindergartenpflicht; Ausbau von Ganztagsschulen; gezielte Sprachförderung; stärkere Konzentration auf Unterschichtenkinder im Bildungssystem; eine andere Debattenkultur; konsequente Sanktionierung von Fehlverhalten usw. Beispiele für gelungene Integration werden, entgegen der Behauptungen seitens der Kritiker, in dem Buch mehrach genannt, so auf den Seiten 59-60, 79-81,112-113, 286-290, 301-302, 311-312 und 322-324. Der Schwerpunkt des Buches liegt freilich auf der Betrachtung der Beispiele für misslungene Integration, was aber bei einem Text, der sich als problemorientierte Fehleranalyse versteht, auch gar nicht anders sein könnte. Der Vorwurf, dass Buschkowsky die Namen seiner Gewährsleute nicht nennt und immer nur von „einer Lehrerin“ oder „einem Polizisten“ schreibt, verwundert: Denn gerade der Umgang der Kritiker mit Buschkowsky macht es doch mehr als verständlich, dass der Autor des Buches seine Helfer durch Anonymisierung davor bewahren will, zur Zielscheibe von Diffamierungen und Schikanen zu werden.

Die in einem Leitartikel der Frankfurter Rundschau zu Ausdruck gebrachte Mahnung, „Es wäre viel gewonnen, wenn jetzt keine Debatte über den Lokalpolitiker Buschkowsky entsteht“, blieb leider ungehört. Ein Diffamierungskartell, das fürchtet, die Meinungshoheit über ein ihm ohnehin entgleitendes Problem zu verlieren, zwingt der Öffentlichkeit und somit auch uns diese Debatte auf, da Schmähkritik nicht unwidersprochen bleiben darf. Wir fordern eine Rückkehr zu den Sachthemen der Integration. „Neukölln ist überall“ bietet dafür gute Ansatzpunkte.

Nicht wenige der Kritiker zeigen selbst eine fragwürdige paternalistiche Haltung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund und sind bislang bei der Bekämpfung gravierender Probleme und Gefahren in der Einwanderungsgesellschaft („Ehrenmord“, Zwangsheirat usw.) kaum bemerkbar in Erscheinung getreten. Da sie eine aufrichtige Debatte um Integrationsdefizite behindern, sind sie Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Verräterdebatten wie die gerade stattfindende, in der der gute Ruf Neuköllns höher gewichtet wird als die Überwindung der Probleme Neuköllns, sind nicht zielführend. Einen Bürgermeister, der „seinen Bezirk schlechtredet“, in die Rolle des Nestbeschmutzers zu drängen, zeugt von einem Mangel an Kritikfähigkeit und demokratischer Debattenkultur.

Sieben der Neuköllner Initiativen, die sich gemeinsam öffentlich gegen Heinz Buschkowsky positioniert haben, wurden von uns mit der Bitte angeschrieben, die Anstoß erregenden Passagen des Buches exakt zu benennen. Vier davon haben nicht geantwortet. Eine hat uns in einem kurzen Schreiben auf später vertröstet, eine andere hat lediglich eine einzelne Textstelle angegeben, die bereits mehrfach in der Presse zitiert worden war. Die siebente hat drei Textstellen präsentiert, in denen auch bei näherer Betrachtung nichts Anstößiges zu finden ist. Mit anderen Worten: Bis jetzt ist nicht der Eindruck entstanden, dass bei den als Kritikern auftretenden Initiativen eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit dem Text stattgefunden hat. Die Behauptung, Buschkowskys Buch würde die Arbeit dieser Initiativen erschweren oder bei Betroffenen gar „psychologische Belastungen“ hervorrufen, halten wir für wenig überzeugend. Durchaus denkbar ist aber, dass bei manchen Initiativen auch der Gedanke eine Rolle spielt, dass Buschkowskys Buch die Forderung nach mehr Erfolgskontrollen bei der Integrationsarbeit zur Folge haben könnte - und dass solche Kontrollen letztendlich dazu führen könnten, den Fluss weiterer staatlicher Gelder für die nachprüfbar erfolglosen Initiativen infrage zu stellen.

Wir treten Rassismus und Fremdenfeindlichkeit genauso entschieden entgegen wie allen gegen die Menschenrechte, Rechtsstaat, Demokratie und Pluralismus gerichteten Ideologien und Bewegungen, gleichviel ob sie religiös oder weltanschaulich begründet werden. Unbegründete Rassismusvorwürfe sind aber dem Kampf gegen wirklichen Rassismus abträglich. Eine an humanistischen Leitideen orientierte Integrationsdebatte zeichnet sich dadurch aus, dass sie den Menschen unabhängig von seiner Herkunft als mündiges Wesen ernst nimmt und auf eine pauschalisierende Viktimisierung verzichtet. Ein von Paternalismus geprägter Opferdiskurs, wie er in den Kreisen der Problemverharmloser gepflegt wird, ist nicht das Gegenteil des rechtsextremen Täterdiskurses, sondern seine spiegelbildliche Entsprechung. In einem Land die Einhaltung der hiesigen Gesetze einzufordern, ist mitnichten, wie Buschkowsky von der Gegenseite unterstellt wird, ein rechtspopulistisches Argumentationsmuster, sondern ein legitimer Aufruf zur Anerkennung einer auf Menschenrechten und demokratischer Entscheidungsfindung beruhenden säkularen Rechtsordnung.

Wir fordern daher eine aufrichtige, offene, sachliche und problemorientierte Integrationsdebatte, die Verunglimpfungen kritischer Stimmen vermeidet und keine Tabus aufbaut.

Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime e. V.
Desiree Arleth, peri e. V.
Thomas Baader, Pressesprecher von peri e. V. Verein für Menschenrechte und Integration
Güner Balci, Schriftstellerin und Journalistin
Wolfgang Benn, Arzt und Psychotherapeut
Dr. Frank Berghaus, Hrsg. von
www.wissenbloggt.de und Gründer der Initiative Humanismus
Brigitta Biehl, Köln, Rechtsanwältin, 2. Vorsitzende peri e. v.
Dr. Ronald Bilik, Freidenkerbund Österreich
Serap Çileli, Frauenrechtlerin und Vorsitzende peri e. V. Verein für Menschenrechte und Integration
Dr. Norma Driever, Soziologin, Dichterin, TERRE des FEMMES e.V.
Gernot Ecke, Beamter
Free Minds (betroffene Musliminnen und Muslime, aus Sicherheitsgründen anonymisiert)
Bernd Gast, Musiker und Lyriker
Miriam Geoghegan, Soziologin und wissenschaftliche Übersetzerin
Dr. Ralph Ghadban, Islamwissenschaftler und Politologe, Berlin
Rainer und Elisabeth Grell, Stuttgart
Dr. Assia Maria Harwazinski, Islam- und Religionswissenschaftlerin, Tübingen
Albrecht Hauser, Kirchenrat i. R.
Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn, Ökonom und Soziologe
Christiane Höhmann, Lehrerin und Autorin, Paderborn
Hans-Michael Höhne-Pattberg, Mitglied der Piratenpartei
B. Jakobi, Personalleiterin
Sabatina James, Sabatina e. V.
Klaus Jansen, Bundesvorsitzender 2003-2011 Bund Deutscher Kriminalbeamter
Dr. Johannes Kandel, Publizist und Politikwissenschaftler, Berlin
Maria und Manfred Keller, peri e. V. (Schwerpunkt Betreuung)
Hartmut Klimm, Diplom-Ingenieur
Michael Körner, KV Ettlingen Bündnis 90/Die Grünen
Tina Kohaus, Fernsehjournalistin
Hartmut Krauss, Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte (GAM)
Vera Lengsfeld, Autorin, frühere DDR-Bürgerrechtlerin und MdB a. D.
Doro Meuren, peri e. V., AK Grüne für Säkularstaat, KV Neckar-Bergstraße, Terre des Femmes e. V.
Thomas Müller, Ryszard Kotonski, Verein für Aufklärung und Freiheit (VAF e. V.)
Paul Nellen, Politologe und Journalist, Mitglied der Grünen Hamburg
Roland Preuß, Journalist, München
Eva Quistorp, MdEP a. D., Theologin, Autorin
Dr. Martin Riemer, Rechtsanwalt, Brühl/Rheinland
Thomas Riese, Landschaftsarchitekt, Pistoia (Italien)
Prof. Dr. Bernhard Sabel, Direktor  Institut für medizinische Psychologie Magdeburg
Kornelia Sabel, Unternehmensberaterin, Berlin
Prof. Dr. Wolf-Dieter Schleuning, Arzt
Dr. Michael Schmidt-Salomon, Giordano-Bruno-Stiftung
Georg Schnellbächer, Kommunalpolitiker und Lehrer i. R.
Teresa Schrezenmaier, Unternehmensberaterin
Collin Schubert, Psychologin, Terre des Femmes e. V.
Ronald Schulze, BDK, Bernau
Prof. Dr. Ursula Spuler-Stegemann, Islamwissenschaftlerin
Dr. Cora Stephan, Schriftstellerin und Publizistin
Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin Terre des Femmes e. V.
Dr. Thomas Tartsch, Publizist und Sozialwissenschaftler, Datteln
Arzu Toker, Schriftstellerin und Journalistin
Karin Vogelpohl, HINTERGRUND-Verlag
Dr. Wahied Wahdat-Hagh, Sozialwissenschaftler
Eugen Wahl, Nürtingen, Lehrer
Ragini Wahl, Nürtingen, Ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit
Prof. Dr. Lars Wellejus, Ökonom
Michael Wieck, Violinist, Autor und stellvertretender Vorsitzender der Europäischen Gesellschaft für Politik, Kultur, Soziales e.V. „Diaphania“
Marie Wildermann, Journalistin, Berlin
Melanie Winzer, Rechtsanwältin, Frankfurt a.M.

Araber, beherzigt eure Dichter
06.11.2012 21:48:28

Lesehinweis

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

- Khalil Gibran, arabischer Dichter, 1883-1931

Rasse schlägt Geschlecht: Das Schere-Stein-Papier der Diskriminierung
04.11.2012 10:14:15

Rasse schlägt Geschlecht: Das Schere-Stein-Papier der Diskriminierung
von Thomas Baader

Für den O.J.-Simpson-Prozess griff man auf einen Richter japanischer Herkunft zurück. Man wollte in einer heiklen Frage, die sich zu einem Konflikt zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung ausweiten könnte, einen Richter haben, der keinem der beiden Lager zugerechnet wird. Weder Schwarzer noch Weißer zu sein, schien als Garant für Neutralität zu gelten.

Nun könnte man aber auf dem Standpunkt stehen, dass sich der Simpson-Mordfall eigentlich nicht primär um Hautfarben drehte. Es ging schließlich darum, dass ein Mann unter dem Verdacht stand, seine Ex-Frau ermordet zu haben. Eine Angelegenheit der Geschlechter, nicht der "Rasse"? Wieso wurde es eigentlich als unproblematisch empfunden, einen männlichen Richter zu haben? Ein schwarzer oder weißer Richter war schließlich bewusst vermieden worden. Nun kann man, anders als bei Hautfarben, im Falle von Geschlechtern eher schwer auf eine dritte Alternative ausweichen. Trotzdem ist auffällig, dass man sich mehr Gedanken um die Hautfarbe des Richters machte als um sein Geschlecht, obwohl eine Beziehungstat vorlag.

Michael Moore äußerte sich dazu folgendermaßen:
"Die meisten Weißen sind sehr empört über das Urteil in O.J. Simpsons Fall. Sehr empört. Aber warum eigentlich? Weil man einen Mörder laufen ließ? Das passiert doch jeden Tag! Weil O.J. seine Frau geschlagen hat? Entschuldigung, das tut doch euer Nachbar auch. Gerade jetzt. Habt ihr schon die Polizei gerufen, oder wollt ihr euch lieber nicht einmischen? "

Das Verfahren gegen Simpson wird heute von vielen Experten als fehlerhaft und dilettantisch kritisiert. In diesem Sinne gilt es durchaus als Skandalurteil. Trotz des Freispruchs im Strafprozess wurde Simpson in einem späteren Zivilprozess zur Zahlung von 33,5 Millionen Dollar an die Hinterbliebenen verurteilt. Ist es ein Skandal, dass sich die meisten Weißen über das Urteil im Strafprozess aufregen, wie Moore sagt, oder ist es ein Skandal, dass viele Schwarze es aus einer falschen Solidarität heraus nicht tun?

Als Peri e. V. und Terre des Femmes gemeinsam einen Trauermarsch für das Ehrenmord-Opfer Arzu Özmen veranstalteten, kündigte Pro NRW kurzfristig an, ebenfalls an dem Gedenken teilnehmen zu wollen. Nun betrachten wir noch einmal kurz die Fakten: Auf der einen Seite das "Ehrverbrechen" an einer jungen Frau, die sich nicht patriarchalischen Regeln beugen wollte - auf der anderen Seite der Auftritt einer fremdenfeindlichen Gruppierung. Nun raten Sie mal, was ab diesem Moment für einen Großteil der Presse das entscheidende Thema geworden war: Richtig, die ermordete Frau trat in den Hintergrund, und eine bedeutungslose Splitterpartei hatte es mit einer bloßen Ankündigung geschafft, ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu gelangen. Schere, Stein, Papier - in der heimlichen Diskriminierungshierarchie schlägt die Kategorie "Rasse" (oder mit ihr unrichtigerweise gleichgesetzte Kategorien wie Religion oder Ethnie) automatisch die Kategorie "Geschlecht". Es war schwer, den Journalisten auszureden, Pro NRW zum Schwerpunkt ihrer weiteren Berichterstattung über den Trauermarsch zu machen. Es bedurfte zahlreicher Bitten und Distanzierungen. Dass Pro NRW keine Parteibanner entrollen durfte, war vorneherein klar gewesen. Am Ende lag der Fokus wieder dort, wo er hingehörte: auf dem eigentlichen Opfer. Aber es war eine Kraftanstrengung nötig gewesen, und die Leichtfertigkeit, mit der Journalisten vom eigentlichen Thema abkommen, weil sie meinen, etwas Brisanteres gefunden zu haben, hat viele der Menschen, die sich für Arzu Özmens Gedenken eingesetzt haben, sehr zornig gemacht.

Auch die kulturrelativistisch begründete Verteidigung der Burka durch westliche Politiker und Intellektuelle ist ein Möchtegern-Antirassismus, der auf Kosten von Frauenrechten geht. Manche Zeitgenossen scheinen Rassismus für die schlimmste Form der Diskrimnierung überhaupt zu halten. Dabei ist es für einen Menschen völlig gleichgültig, ob er wegen seiner Hautfarbe, seiner Religion, seines Geschlechts oder seiner sexuellen Orientierung ermordet wird. Hier eine Hierarchie etablieren zu wollen, ist im Kern ein antihumanistisches Unterfangen.

Unsere Öffentlichkeit reagiert äußerst sensibel auf Rassismus. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ist das verständlich. Es führt aber nichtsdesoweniger zu absurden Situationen, wenn Rassismus zur dominanten Kategorie wird in Fällen, wo es eigentlich um eine Diskriminierung völlig anderer Art geht. Judith Butler etwa sorgte sich darum, dass Homosexuelle zu wenig vorgingen gegen Antimuslimismus in den eigenen Reihen. Warum gilt ihre Sorge nicht den Muslimen, die zu wenig gegen Homophobie in den eigenen Reihen unternehmen? Was ist wohl realistischerweise als das größere Problem zu sehen - Muslime, die Schwule diskriminieren, oder Schwule, die Muslime diskriminieren? Im Fall von Judith Buter wird die Welt einzig und allein durch die antirassistische Brille gesehen, was im konkreten Fall die Gestalt einer Täter-Opfer-Umkehr annehmen kann.

Wer einmal auf einer Veranstaltung zum Thema Ehrenmord und Zwangsverheiratung gewesen ist, wird mit großer Wahrscheinlichkeit folgende Erfahrung gemacht haben: Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird nicht mehr über vergewaltigte und ermordete Frauen gesprochen, sondern über "Islamophobie". Selbst wenn die Referenten das Thema auf eine völlig korrekte Art und Weise behandeln (was häufig vorkommt), schaffen es in der anschließenden Zuschauerdiskussion beleidigte Muslime und besorgte Nicht-Muslime, dass nun 30-60 Minuten lang über seelische Verletztheiten innerhalb einer Religionsgemeinschaft gesprochen wird und nicht über Mädchen, die von ihrem eigenen Vater verbrannt wurden. Kann man sich eine Veranstaltung zum Thema Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern vorstellen, bei der hauptsächlich über den guten Ruf der Ostdeutschen debattiert wird statt über Opfer rassistischer Gewalt? Trotzdem gelingt es fast immer den genannten Akteuren, die Debatte um "Ehrverbrechen" zu verweigern und stattdessen das Gespräch auf die angeblichen eigentlichen Opfer zurückzulenken. Wieder mal gilt: Nichts kann so schlimm sein wie die Diskriminierung dieser Bevölkerungsgruppe.

Noch nicht einmal die Diskriminierung ihrer eigenen Frauen durch diese Bevölkerungsgruppe selbst.  

Post von der neuen RAF
04.11.2012 09:12:42

Post von der neuen RAF
von Thomas Baader

Anfang Oktober schrieb ich zwei Artikel zum Mord an einer Mitarbeiterin eines Jobcenters in Neuss:

Jobcenter Neuss: Die Tat eines Intensivopfers
http://www.menschenrechtsfundamentalisten.de/page8.php?post=1063

Die Wutbürger sind unter uns
http://www.menschenrechtsfundamentalisten.de/page8.php?post=1066

Bei der "Achse des Guten", wo diese beiden Artikel ebenfalls veröffentlicht wurden, ging damals ein Leserbrief für mich ein und wurde dort auch veröffentlicht. Da ich finde, dass das Schreiben nicht ganz untergehen sollte, zitiere ich es an dieser Stelle noch einmal (Hervorhebungen von mir):

"Sehr geehrter Herr Bader,
Sie sehen die Welt offensichtlich nicht so wie sie ist:
Wenn das Arbeitsamt (PR: Jobcenter) einen Familienvater in eine existenzielle Krise bringt und dieser Mann keine Aussicht auf eine sofortige Verbesserung der Situation, insbesondere dann wenn das Gefühl der Unrechtsbehandlung sich aufstaut, ist die Reaktion eine Kompensationshandlung.
Die Arbeitsamtmitarbeiter mögen zwar die asozialen Gesetze(bürgerlich nicht gewollte Gesetze) einer nicht gewählten Regierung als Befehlsempfänger umsetzen müssen, aber sind als ausführendes Organ gleichzeitig Täter.
Ich kann daher gut nachvollziehen, dass Mitarbeiter eines „Unrechtssystem“ für „ihre Taten“ entsprechend zur Verantwortung gezogen werden.
Vielleicht sollten Sie in Ihren Hassschreiben gegen den Andersdenkenden darüber mal nachdenken.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Tluk"

Da ist sie wieder, die alte Denke, die eine Linie ziehen lässt bis zur RAF, vielleicht sogar darüber hinaus bis in die Tage der SA. Frei nach dem Motto: Wir gegen das Unrecht, wir gegen den Hass - also lasst sie uns alle töten!

Kenan Kolat kennt sich aus
02.11.2012 06:10:44

Lesehinweise

Kenan Kolat 2012:
Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, sagte, Deutschland habe ein "riesiges Rassismusproblem".
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-11/nsu-aufklaerung-kritik

Kenan Kolat 2009:
Im brandenburgischen Lehrplan werden die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich in den Jahren 1915 bis 1918 als „Genozid“ bezeichnet. Dies, so Kolat in dieser Woche in der türkischen Zeitung „Hürriyet“, setze die türkischstämmigen Schüler unter einen „psychologischen Druck“, der sie in ihren schulischen Leistungen beeinflusse, und es „gefährde den inneren Frieden“. Er werde sich deshalb mit dem Brandenburger Ministerpräsidenten treffen und diesen darum bitten, die Vorwürfe aus dem Lehrplan zu streichen, kündigte Kolat an. Auch die geplante Gedenkstätte für den Potsdamer Pfarrer Lepsius, der den Genozid dokumentierte, will Kolat verhindern - der Brief an Angela Merkel sei schon unterwegs.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/voelkermord-im-lehrplan-die-armen-schueler-1838263.html

Kommentarbereich geschlossen
31.10.2012 13:44:20
Kommentarbereich geschlossen
Mitteilung

Liebe Leser,

in den letzten Monaten wurde dieser Blog Opfer zahlloser Spams. Das führt auch zu Schwierigikeiten technischer Natur.

Aus diesem Grund wurde der Kommentarbereich erst einmal geschlossen. Wir wissen, dass wir eine rege MRF-Community haben, die gerne Kommentare schreibt. Daher suchen wir jetzt auch nach einer dauerhaften Lösung, die wohl so aussehen wird, dass "Menschenrechtsfundamentalisten" auf ein anderes System umsteigt.

Es wird also ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft wieder die Möglichkeit geben, Kommentare zu schreiben. Wir bitten um Geduld. Wer uns eine Nachricht zukommen lassen will, kann das nach wie vor über
menschfundi@gmx.de tun.
Was raucht eigentlich Daniel Bax bei der taz?
31.10.2012 12:31:41

Lesehinweis

Dass das Verhältnis zu Israel so abgekühlt ist, hängt auch mit der sturen Haltung der Netanjahu-Regierung in Jerusalem zusammen, die Erdogan mehrfach brüskiert hat und sich bis heute nicht dafür entschuldigen will, dass mehrere türkische Staatsbürger, die sich an einer Solidaritätsflotte nach Gaza beteiligten, erschossen wurden.
[...]
Ganz falsch ist dagegen der Vorwurf, Erdogan schade der Integration türkischer Migranten und fördere deren „Parallelgesellschaften". Er wird vor allem von rechter Seite in Deutschland erhoben. Dass auch manche Migrantenverbände neuerdings in diesen Tenor einstimmen, ist populistisch und anbiedernd.
http://www.taz.de/Kommentar-Erdogan/!104617/

Siehe auch:
Mehrere tausend Menschen haben am Mittwoch vor dem Brandenburger Tor in Berlin gegen die Politik des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan demonstriert.
[...]
Ein Ziel der Demonstranten sei es, gegen den ihrer Meinung nach falschen Integrationsansatz Erdogans zu protestieren, sagte Dogan. Dieser schaffe „Isolationsgesellschaften“. Die Alevitische Gemeinde bezeichnete Erdogan als „Architekten einer Parallelgesellschaft unter türkischen Jugendlichen in Deutschland“. Weitere Kritikpunkte der Aleviten an dem türkischen Ministerpräsidenten sind, dass Erdogan in der Türkei die Menschenrechte verachte und ein Feind von Kurden und Andersgläubigen sei.
http://www.focus.de/intern/archiv/demonstrationen-erdogan-besuch-tausende-demonstranten-vor-brandenburger-tor_aid_850423.html

Wer muss gehen?
30.10.2012 19:25:23

Wer muss gehen?
von N. Lightenment (P)

Einer der fünf ARD-Talker muss wohl bis Frühjahr 2013 weichen. Man findet offenbar, dass man den Markt mit Talkshows übersättigt hat (und damit hat man recht). Die Frage ist nur: Wer? Reinhold Beckmann, Günter Jauch, Sandra Maischberger, Frank Plasberg oder Anne Will?

Ich persönlich wäre ja für Beckmann, der schon mehrfach bewiesen hat, dass er als Journalist ein Dilettant von unterirdischem Niveau ist.

Hier bei BILD können Sie abstimmen, wer Ihrer Meinung nach gehen sollte:

http://www.bild.de/politik/inland/ard/wer-muss-gehen-26946394.bild.html

Peri Verein für Menschenrechte und Integration gedenkt der ermordeten Arzu Özmen
30.10.2012 19:17:00

Pressemitteilung vom 29.10.2012 | 19:59

Peri Verein für Menschenrechte und Integration gedenkt der ermordeten Arzu Özmen

Am 1. November 2011 wurde die damals achtzehnjährige Jesidin Arzu Özmen Opfer eines "Ehrenmordes". Heute, ein Jahr nach der Tat, sind noch längst nicht alle Zusammenhänge restlos aufgeklärt. Zwar wurden im Mai dieses Jahres Urteile gegen Arzus Geschwister gesprochen. Nachdem im September aber die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hat, müssen sich nun auch die Eltern von Arzu Özmen vor Gericht verantworten.

Peri Verein für Menschenrechte und Integration gedenkt der Ermordeten, die sterben musste, weil ihre Familie die Beziehung zu einem Nicht-Jesiden nicht tolerierte. Wir mahnen die Öffentlichkeit, sogenannte "Ehrenmorde" nicht als bedauerliche Einzelfälle abzutun. Der Freiburger Psychologie-Professor Jan Ilhan Kizilhan, der sich eingehend mit dem Fall Arzu Özmen befasst hat, kommt richtigerweise zu dem Schluss: "Bei einem Ehrenmörder spielt auch der soziale Konflikt eine Rolle, die Gruppe. Es dreht sich alles um die Frage: Was denken die Verwandten? Sind wir schwach?"

Daher muss in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür entstehen, dass "Ehrenmorde" nur in einem Umfeld möglich sind, das die Tat gutheißt. In diesem Zusammenhang ist darauf zu verweisen, dass Menschenrechtsaktivisten und Journalisten, die sich mit dem Fall befassten, Opfer von Einschüchterungsversuchen, Gewalt- und Morddrohungen geworden sind. Erschreckend sind auch die zahlreichen, gut dokumentierten Äußerungen, die der Tat zustimmen. Wer, so fragen wir, hat ein Interesse daran, Aufklärung und Berichterstattung zu behindern? Wer stellt sich angesichts eines solchen Verbrechens auf die Seite der Täter?

Die Ehre ist in diesen Kreisen von essentieller Bedeutung und wird höher als ein Menschenleben bewertet. Das "Verbrechen" der Frau, das in freier Entfaltung und einem Verstoß gegen die jesidische Religion sowie Tradition besteht, wird als Angriff auf die ganze jesidische Gemeinschaft verstanden, so dass auch die Gemeinschaft als ganze zum Handeln aufgerufen ist. In der Regel beschließt der Familienrat, was zu tun. Ihre Geschwister, u.a. Kemal und Elvis, wollten begraben, was sie als Unehre der Familie betrachteten. Diese Gewaltanwendung gegen Arzu Özmen ist eine Hinrichtung. Demnach wäre ein offener Vollzug für Kemal und Elvis Özmen, wie er derzeit im Gesspräch ist, ein fataler Rückschritt in der Bekämpfung der "Ehrenmorde". Ein offener Vollzug für Kemal und Elvis Özmen signalisiert nicht nur Arzus Mördern, sondern den Nachahmern der Özmen-Geschwister: "Der Staat schützt die "Ehren"- Täter." Der offene Vollzug ist nur angebracht, wenn Täter sich mit ihrer Tat auseinandergesetzt haben und sie bereuen. Diesen Anschein haben die Geschwister Özmen nicht erweckt. Der offene Vollzug bedeutet eine Begünstigung und wir befürchten, dass er bei den Tätern sowie möglichen Nachahmern den Eindruck erweckt, dass der Staat ein gewisses Verständnis für den archaischen Ehrbegriff dieser patriarchalischen Gesellschaften signalisiert. Bei den bedrohten und gefährdeten Frauen entsteht so der fatale Eindruck, dass der deutsche Staat ihre lebensbedrohende Notlage nicht ernst nimmt.

Peri e. V. verlangt eine lückenlose Aufklärung über die Rolle der Eltern sowie über die Vorgänge innerhalb der Community, der Arzu Özmen entstammt. Nach wie vor fordern wir einen Gedenkstein für Arzu an einer zentralen Stelle, um die Erinnerung an ihre Ermordung wachzuhalten.

Pressekontakt:
Thomas Baader
Pressestelle peri e.V.
Bachgasse 44
D-69469 Weinheim
E-Mail:
kontakt@peri-ev.de
Website:
www.peri-ev.de

Weinheim - Veröffentlicht von pressrelations
Link zur Pressemitteilung:
http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=512352

Buschkowsky-Gegner hetzt gegen "assimilierte Migranten"
29.10.2012 18:27:00

Buschkowsky-Gegner hetzt gegen "assimilierte Migranten"
von Thomas Baader

Buschkowsky-Gegner können durchaus Rassismus, wie wir immer wieder feststellen müssen. Nehmen wir einen gewissen Michael Klein, der im Kommentarbereich der taz unter einem entsprechenden Artikel gegen Buschkowsky und jene streitet, die ihn verteidigen. Die schönste Stelle ist aber: Wie "deutsch" ein Migrant überhaupt sein darf, bestimmt letzten Endes natürlich der deutsche Herr Klein. An einen anderen Kommentator gerichtet schreibt er nämlich:

"Dass Sie aus einer Migrantenfamilie kommen, ist wahrlich interessant, muss aber noch lange nichts bedeuten! Entweder sagen Sie nicht die Wahrheit (was ich IHnen nicht unterstellen möchte), oder Sie gehören zu der Kathegorie der sogenannten assimilierten Migranten, die schon lange ihre Wurzeln über Bord geworfen haben, somit noch deutscher sein wollen, als die Deutschen Bürger selber und sich somit dem rechtsbraunen Mainstream anbiedern! Personen dieser Art von Migranten haben wir ja en masse: Necla Kelek, Mina Ahadi, Güner Balci, Seyran Ates, Ayaan Hirsi Ali, Hendryk M. Broder etc. etc."

Tja, Herr Klein, an dieser Stelle ein Hinweis: Seit der Arierparagraph in Deutschland wieder abgeschafft wurde, entscheidet nicht die Herkunft eines Menschen darüber, wie deutsch er sich fühlen darf. Es mag Ihnen auf den Senkel gehen, aber bislang hat noch keiner Sie in irgendeine Position gehoben, die es Ihnen eine solche Entscheidungsgewalt geben würde. Der Migrant muss leider immer noch nicht den Herrn Klein aus dem Kommentarbereich der taz fragen, ob er sich deutsch fühlen darf. Bei Ayaan Hirsi Ali müssen wir allerdings ohnehin davon absehen, denn dem Herrn Klein ist wohl entgangen, dass diese tapfere Frau keine Deutsche, sondern Niederländerin ist.

Bei rassistischer Hetze gegen "assimilierte Migranten", die man sich gerne weiterhin als "edle Wilde" (er)halten will, um sich als guter Mensch fühlen zu dürfen, kommt wahrlich "antirassistische" Freude auf. Wer schon immer in der Vergangenheit den Vorwurf erhoben hat, fanatische Multikulturalisten würden fremde Menschen unveränderbar an ihre Wurzeln ketten wollen und ihnen zwar ein Recht auf Verschiedenheit, nicht aber ein Recht auf Ähnlichkeit zugestehen wollen - der kann sich nun bestätigt fühlen. Bei Michael Klein wird das Recht auf Verschiedenheit zur Pflicht auf Verschiedenheit.

Halt, das war noch längst nicht alles von Herrn Klein: Jetzt kommen nämlich die "jüdischen Verwandten" hinzu, die alle wissen, dass Juden (vermutlich nicht verwandt) auch Hitler-Bewunderer gewesen sind:

"Wie ich von jüdischen Verwandten erfahren habe, gab es seinerzeit auch Juden, die Hitler verehrt haben, die sich an den rechten Hetzen an jüdischen Flüchtlingen aus Russland und POlen beteiligt haben, die wie der größte Teil der deutschen Bevölkerung die Demagogie von Hitler und Goebbels unterschätzt haben!"

Und wie ich von meinen katholischen Verwandten erfahren habe, hatte Hitler einen blöden Schnurrbart. Weiter im Text.

Ich hatte nämlich zuvor im Kommentarbereich der taz darauf verwiesen, dass Buschkowsky im Gegensatz zu dem, was seine Kritiker behaupten, sehr wohl Positivbeispiele für Integration nennt (nur eben nicht den Schwerpunkt darauf legt). Besonnen, kompetent, rechtschreibsicher und sachlich antwortete mir Herr Klein in einem anderen Leserkommentar:

"Wo in dem Buch werden ERfolgserlebnisse benannt? Leiden Sie an Sehschwierigkeiten oder verwechseln Sie rassistische Hetze mit ERfolgserlebnissen? Die menschliche Dummheit, die ja schon Albert Einstein zu seinen Lebzeiten geisselte, greift immer mehr um sich, das ist schon beängstigend! Herr lass Hirn vom Himmel regnen und säubere die verdreckten Gehirne zahlreicher deutscher Bundesbürger!"

Und siehe da, in den Tiefen meines verdreckten Gehirnes grabe ich nach der Antwort auf die Frage "Wo werden in dem Buch Erfolgserlebnisse benannt?"

Die Antwort lautet: auf den Seiten 59-60, 79-81, 112-113, 286-290, 301-302, 311-312 und 322-324. Viel Spaß beim Lesen!

Link zum Artikel und den Leserkommentaren:
http://www.taz.de/Initiativen-verteidigen-Neukoelln/Kommentare/!c104381/

Jusos ohne Lesekompetenz
28.10.2012 08:29:46

Jusos ohne Lesekompetenz
von Thomas Baader

Ach, nicht schon wieder. Schon wieder jemand, der sich mit Buschkowskys Buch befasst, ohne sich mit Buschkowskys Buch befasst zu haben. Was wie ein Ding der Unmöglichkeit klingt, ist leider mittlerweile das Standardverfahren der "Kritiker".

Auf dem Juso-Blog schreibt Matthias Ecke: "Eine Einladung im Namen des Parteivorsitzenden, in der der NPD-Jargon 'Überfremdungsängste' unkritisch, ja zustimmend als Gegenwartsanalyse zitiert wird, verschlägt mir wirklich den Atem."

In Buschkowskys Buch geht es aber wörtlich darum, Überfremdungsängsten "entgegenzutreten". Das ist in der von Ecke zitierten Einladung wieder aufgenommen worden. Mit anderen Worten, die Botschaft lautet eigentlich: "Es gibt Menschen, die Angst davor haben, 'überfremdet' zu werden - dagegen müssen wir gemeinsam etwas tun". Das ist sinngemäß die Botschaft von Buschkowsky, wohlgemerkt, und mit Sicherheit nicht die Botschaft der NPD. Ganz nebenbei: Wer die Einladung richtig liest, der wird merken, dass dort steht, dass Buschkowsky "Alarm Schlage" - unter anderem wegen "Überfremdungsängsten". Wer wegen einer Sache Alarm schlägt, lehnt sie ab - ebenso wie die anderen dort in der Einladung aufgelisteten unschönen Dinge wie "Arbeitslosigkeit" und "Zoff auf den Straßen".

Peinlich, peinlich. Nun stellen wir uns mal vor, in der Einladung einer zukünftigen Veranstaltung anderer Art würde stehen: "Alarmierend sind die Zustände, die uns allerorts begegnen: Zoff, Arbeitslosigkeit, Rassenwahn..."

Vermutlich würde Ecke schreiben: "Schon in der Einladung wird von Rassen schwadroniert."

Aber wer mit Naika Foroutan als Gewährsfrau im Gepäck versucht, jemandem Rassismus nachzuweisen, steht ohnehin auf verlorenem Posten. Matthias Ecke sollte sich mal jene Texte zu Gemüte führen, die mit Foroutans Aussagen analytisch verfahren und sie als substanzlos entlarven.

Lieber Herr Ecke, lassen Sie sich von jemandem, der aus der ehrenamtlichen Menschenrechts- und Integrationsarbeit kommt, sagen: Das, was Sie in Ihrem Text als Gegenentwurf zu Buschkowsky inszenieren, ein Juso-Integrationskonzept quasi - dieses Konzept ist leider keines.

Ein kleines Schmankerl noch am Schluss, um zu zeigen, wie diese Art "Kritik" funktioniert. Unter dem Artikel von Matthias Ecke schreiben Leser folgende Kommentare:

Nr. 1: "Hallo, kenne zwar das Buch nicht, gebe aber dem Matthias Recht. [...]"

Nr. 2: "[...] Und dazu tragen genau solche Bücher leider bei. Aber um eins klar zustellen, keiner muss das Buch lesen um eine Meinung haben zu können. [...]"

Wozu habe ich mir eigentlich eben die Mühe gemacht? Den nächsten Text von Matthias Ecke kommentiere ich, ohne ihn gelesen zu haben.

Link zum Text:
http://blog.jusos.de/2012/10/buschkowsky-zerrbild-der-spd-integrationspolitik/

Gedenken an Arzu Özmen
27.10.2012 19:00:58

Lesehinweis

„Der Todestag von Arzu nähert sich so langsam. Aber in unseren Herzen lebt sie weiter. Lasst uns dort, wo wir die erste spontane Trauer herausgelassen haben, an dem Sonntag Abend im Januar vor der Bäckerei Müller in Detmold, ihrer noch einmal am 01.11.2012 gedenken. Lasst uns um 12 Uhr mittags treffen zum Blumen und Kerzen niederlegen und zum gemeinsamen Gedenken. Lasst uns ein Zeichen setzen, dass Arzu nicht vergessen ist und gleichzeitig für eine bessere Zukunft anmahnen....“

Mehr dazu auf der Facebook- Seite „Arzu Lena Özmen“.

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