DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Diese Kategorie umfasst alles, was das Thema Menschenrechte berührt (ach was!).

Peer Steinbrück und der integrationspolitische Amoklauf der SPD
11.04.2013 19:49:29
Peer Steinbrück und der integrationspolitische Amoklauf der SPD 
von Thomas Baader
 
Die SPD geht tatsächlich mit einem Kanzlerkandidaten in den Bundeswahlkampf, der sich für Geschlechtertrennung stark macht. Man sieht: Eine vermeintlich progressive Partei schafft problemlos die Kehrtwende in reaktionäre Niederungen, sofern es sich um ein "Ausländerthema" handelt.
 
Viele schätzen an Steinbrück, dass er sagt, was der denkt. Tatsächlich ist ein solches Verhalten grundsätzlich begrüßenswert. Von Zeit zu Zeit erschauert man aber vor dem Gedachten, was da so offen zum Ausdruck kommt. Steinbrück also hatte vor kurzem die Öffentlichkeit wissen lassen, dass er es für richtig hält, getrennten Sportunterricht an Schulen zu ermöglichen, wenn muslimische Eltern sich das wünschen. Daraufhin gab es von Union, FDP und Grünen harsche Kritik. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Aydan Özoguz hingegen verteidigt Steinbrück. Heinz Buschkowsky, ebenfalls SPD, will aber dennoch wissen: "Das ist nicht der Stand der SPD." Bedauerlicherweise sehen das zumindest einige führende Sozialdemokraten wohl anders.
 
Zurückzunehmen hat er nichts, lässt Steinbrück zudem mitteilen. Und: "Viele muslimische Eltern lösen ihr Problem mit dem Sportunterricht so, dass sie ihre Kinder einfach krankmelden. Das kann nicht die Lösung sein." Logische Schlussfolgerung: Getrennten Sportunterricht einfach zulassen. Konsequenterweise sollte die SPD diesen Weg, so er einmal eingeschlagen ist, dann auch fortsetzen. Im einzelnen hieße das:
 
Eltern, die wollen, dass ihre Tochter nicht auf Klassenfahrt mitfährt, melden das Kind sowieso krank. Also: Nichtteilnahme an Klassenfahrten gestatten. 
Eltern, die ihre Tochter genitalverstümmeln wollen, machen das sowieso im Ausland. Also: Genitalverstümmelung auch in Deutschland zulassen.
Eltern, die ihrer Tochter eine Beziehung mit einem Angehörigen einer anderen Volksgruppe untersagen wollen, würden sie bei Zuwiderhandlung sowieso ehrenmorden. Also: den Rassenschandeparagraphen wieder einführen.
 
Klingt alles merkwürdig, wäre aber nur eine Anwendung des Steinbrück'schen Argumentationsmusters auf wesensverwandte Lebensbereiche. Menschen mit Erfahrungen im Bereich der Integrationsarbeit können sich freilich dieser Tage nur an den Kopf greifen angesichts eines Kanzlerkandidaten, der gezielt auf Stimmenfang geht bei der religiösen Rechten einer bestimmten Einwanderergruppe. Die Frage nach der Wählbarkeit der SPD dürfte sich zumindest für diese Bundestagswahl für jeden humanistisch-liberal gesinnten Menschen somit vollends erledigt haben. Denn Deutschlands älteste Partei lehrt uns gerade: Probleme, vor allem auch Integrationsprobleme, lösen sich von selbst auf, wenn man einfach nachgibt. Ein Problem durch Widerstandslosigkeit zu einem Nicht-Problem zu machen, ist eben doch sehr viel einfacher, als es zu lösen. Einer sozialdemokratischen Partei, die sich auf Drängen ultrareligiöser Hardliner darauf einlässt, Geschlechtertrennung zu praktizieren, muss man die Einführung der Rassentrennung wohl letztlich auch zutrauen. Schließlich geht es um die Integration.
Wider das Schubladendenken
25.03.2013 15:44:12
Wider das Schubladendenken
Rezension - Daniel Krause: "Als Linker gegen Islamismus - Ein schwuler Lehrer zeigt Courage"
von Thomas Baader
 
Bis Sommer 2012 war Daniel Krause einer breiten Öffentlichkeit völlig unbekannt. Dann jedoch ergriff der bekennende Homosexuelle und Grünen-Wähler öffentlich das Wort gegen eine Kundgebung radikaler Salafisten. Das Problem dabei: Er tat dies im Rahmen einer Demonstration der rechtspopulistischen Partei Pro NRW. Ob Krause hierbei naiv oder mit Kalkül vorging, soll nicht Thema dieser Rezension sein. Jedenfalls gab es seither sowohl Anfeindungen aus dem linken Lager wie auch Versuche von rechtsaußen, den schwulen Lehrer für sich zu vereinnahmen. Gegen letztere hat er sich schließlich entschieden gewehrt - nicht dass dies die Vereinnahmungsversuche gestoppt hätte. Aber gegen Beifall von der falschen Seite ist nun einmal niemand gefeit, auch niemand, der aufrichtig genug ist, es als großen Fehler zu bezeichnen, eine solche Rede innerhalb dieses Rahmens gehalten zu haben.
 
Nun hat Daniel Krause ein Buch geschrieben: "Als Linker gegen Islamismus - Ein schwuler Lehrer zeigt Courage". Der Titel scheint auf den ersten Blick klare Fronten zu schaffen: Hier die Linken, mit denen sich der Autor identifiziert, da der Islamismus als Gegner. Tatsächlich aber enthält die kurze Schrift eine zweifache Stoßrichtung, denn neben einer pronocierten Islamkritik kommt auch eine kritische Betrachtung der deutschen Linken und ihres Schubladendenkens zum Ausdruck. Die knapp 170 Seiten starke Streitschrift geht nämlich auch der Frage nach, weshalb das linksliberale Lager immer und immer wieder den Schulterschluss sucht mit Kräften, die seinen Überzeugungen und Werten diametral entgegenstehen - Kräften wie etwa den reaktionären Islamverbänden.
 
Krause weiß, was man ihm auch weiterhin vorwerfen wird. Dementsprechend ist dem ersten Kapitel eine kurze Auflistung vorangestellt: "Was dieses Buch nicht ist." Der Verfasser weist klar zurück, eine Religion auf Kosten der anderen zu verherrlichen, Rechtsextremismus zu verharmlosen, von linksgrüner Gesinnung Abschied zu nehmen, Muslime pauschal zu verurteilen oder ein Buch über "Ausländer" geschrieben zu haben.
 
Was das Buch aber schließlich ist, ist ein Eintreten für eine zutiefst humanistische Überzeugung. Und hierbei erkennt Krause richtigerweise gravierende Defizite im Umgang der Politik mit Manifestationen antimoderner Religiosität. Dabei gelingt nicht immer eine trennscharfe Abgrenzung zwischen "Islamismus" und "Islam". Der Verfasser benutzt in der Regel den Begriff "Islamismus", aber einige der genannten Beispiele (Eltern, die ihre Kinder vom Schwimmunterricht abmelden wollen) betreffen wohl keine Islamisten, sondern schlichtweg reaktionäre und antiemanzipatorische Muslime - wodurch eigentlich deutlich werden sollte, dass sich die vorhandenen Probleme nicht auf den Islamismus beschränken.
 
Dem niederländischen Nachbarland gilt das besondere Augenmerk Krauses und er kommt zu dem Schluss, dass die deutsche Integrationsdebatte der holländischen um mindestens zehn Jahre hinterherhinkt. Der Leser erfährt interessante Details: Wie in Rotterdam Polizei und Staatsanwaltschaft aufgrund veränderter Konzepte erfolgreicher gegen Kriminalität im migrantischen Milieu vorgehen. Wie Integrationsverweigerung mittlerweile auch auf Sanktionen trifft. Wie der ermordete Pim Fortuyn zu seinen Lebzeiten vom marrokanischstämmigen Bürgermeister Rotterdams Ahmed Aboutaleb als "abscheulicher Moslemhasser" beschimpft wurde und wie derselbe Ahmed Aboutaleb heute von dem (übrigens mittlerweile durch die Benennung eines "Pim Fortuyn-plaats" geehrten) Politiker als "einen der größten Niederländer aller Zeiten" spricht. Gleichwohl geht Krause auf Distanz zum niederländischen Enfant terrible Geert Wilders.
 
Krauses Streitschrift benennt die wesentlichen gesellschaftlichen Probleme in Deutschland durchgehend korrekt. So wird zum Beispiel deutlich, wie sehr die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Tätigkeiten rechtspopulistischer, jedoch völlig marginalisierter Parteien liegt und nicht auf islamistischen Umtrieben, die in wesentlich größeren Dimensionen daherkommen ("Das Hochhalten von Mohammed-Bildchen war der deutschen Presse eine größere Meldung wert als der Aufruf einer islamistischen Masse zur Vernichtung Israels"). Auch ist der Befund als richtig zu werten, wonach erzkonservative Islamverbände, die sich durch fragwürdige Positionierungen zu Frauen- und Homosexuellenrechten hervortun, durch die Einführung des Unterrichtsfachs Islamkunde von der Politik aufgewertet werden und einen unheilvollen Einfluss auf die muslimische Schülerschaft gewinnen. Und treffend beschreibt Krause auch die ressentimentgeladene Triebfeder jener vermeintlich linken, islamistenfreundlichen Kräfte, wenn er urteilt: "Zumindest unterbewusst stehen viele Antifas solidarisch zu islamistischen Bewegungen, sofern sie jene als anti-amerikanisch wahrnehmen."
 
Das Buch überzeugt durch eine sachliche Analyse des Zustandes und passgenaue Lösungsvorschläge. "Leitkultur" versteht Krause nicht als nationalistisches Agitationsfeld , sondern in einem humanistischen Sinne als Bekenntnis zur Gleichberechtigung der Geschlechter und als Abkehr von der Unkultur eines leichtsinnigen und geschichtsvergessenen Relativismus. Er schafft beim Leser ein Bewusstsein dafür, welches Ausmaß der Antisemitismus im muslimischen Milieu in Deutschland angenommen hat: Der Sender Al-Aqsa etwa verbreitet die Verschwörungstheorie, das jüdische Volk selbst habe seine Alten und Kranken umgebracht und das Ganze dann als Nazi-Holocaust getarnt. Al-Aqsa kann auch in Deutschland empfangen werden. Wen wundert es da noch, dass die Aussage "Juden haben in dieser Welt zu viel Einfluss" bei 38,5% der arabischstämmigen Jugendlichen auf Zustimmung trifft (aber nur bei 2,1% der deutschen Jugendlichen ohne Migrationshintergrund)?
 
Einen persönlichen Ton kriegt das Buch, als Krause von seiner Beratungstätigkeit für junge muslimische Homosexuelle berichtet. Der inneren Zerrissenheit, die durch die Lebenssituation als homosexueller Moslem entsteht, sind viele nicht gewachsen, und Selbstmord ist ein häufig gewählter "Ausweg". Von diesen persönlichen Erfahrungen des Verfassers hätte man sich als Leser vielleicht noch ein wenig mehr gewünscht.
 
Daniel Krause wird zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Rezension in "linken" Webpublikationen noch immer übel beschimpft, bis hin zu der - im Grunde freilich kulturrelativistisch motivierten schwulenfeindlichen - Bezichtigung des "Homonationalismus". Man darf bezweifeln, dass die anonymen Hass-Blogger Krauses Buch gelesen haben. Dessen Rat an seine Leser gegen Ende des Buches lautet übrigens: "Verurteilen Sie niemals Muslime pauschal."
 

Sie finden diesen Artikel auch als Kundenrezension bei Amazon, wo Sie sie gerne als "hilfreich" bewerten dürfen:
 
Für Menschenrechte eintreten, aber bitte sensibel!
23.03.2013 11:04:22
Lesehinweis

Genitalverstümmelung ist moralisch falsch. Sie betrifft einen Kernbereich der Menschenrechte, weil es sich um eine schwere Körperverletzung handelt. Solche schweren Menschenrechtsverletzungen sollten wir moralisch verurteilen, unabhängig davon, wo und durch wen sie verübt werden. Dennoch ist nicht jede Art von Eingriff gerechtfertigt. Auch das Eingreifen selber kann nämlich aus moralischer Sicht problematisch sein. Bestimmte Arten von Eingriffen – solche mit Gewalt – erfordern eine besonders starke Rechtfertigung. Ein gewaltsamer Eingriff muss im Sinne der Opfer sein, es muss sich um das letzte verfügbare Mittel handeln und die «Kollateralschäden» eines solchen Eingreifens müssen verhältnismässig sein.
Auch gewaltfreie Eingriffe sind nicht automatisch unproblematisch. In der Formulierung der Frage ist von «Belehren» die Rede. Das unterstellt ein hierarchisches Verhältnis: Hier die Schüler, da die Lehrerin. Sich gegenüber anderen Kulturen als überlegen zu sehen und zu gebärden, wäre aber sowohl respektlos als auch wenig effektiv. Das Verurteilen einer bestimmten Praktik sollte nicht in ein generelles moralisches Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen Kulturen kippen. Auch die Betonung der Fremdheit anderer Kulturen scheint mir in diesem Zusammenhang nicht hilfreich.
[...]
Besonders heikel ist es, wenn Eingriffe in die Praktiken anderer Kulturen durch eine Gruppe erfolgen, die sich in einem Machtverhältnis zur kritisierten Kultur befindet, das selber kritikwürdig ist. Moralische Kritik etwa von Europäern an ehemals kolonisierten Ländern erweckt schnell den Verdacht einer Neokolonialisierung. Zwar ändern diese Machtverhältnisse überhaupt nichts an der Falschheit einer kritisierten Praktik. Dennoch ist es in solchen Kontexten besonders wichtig, sensibel zu agieren.
Frauen und Hunde bitte an die Leine nehmen
19.03.2013 19:04:52
Lesehinweis

Während eine Stewardess Sicherheitsvorkehrungen erläuterte, kritisierte der Saudi, dass sie ohne einen männlichen Verwandten unterwegs war. Wie die saudische Zeitung "Okaz" am Dienstag berichtete, sagte der Passagier: "Ich bin dagegen, dass dieses Flugzeug abhebt, bevor nicht alle Frauen, die ohne einen männlichen Verwandten reisen, ausgestiegen sind."
http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/saudi_muss_wegen_unbegleiteter_stewardess_aus_flugzeug_aussteigen_133081

Muslimische Frauenrechtlerinnen über Scharia, Kulturrelativismus und Udo Steinbach
17.03.2013 11:46:14
Lesehinweis

Houzan Mahmoud
wandte sich auch gegen den sogenannten „islamischen Feminismus“, der bei westlichen Feministinnen so beliebt sei. Es werde versucht, Frauen aus muslimischen Kulturkreisen auf ihre Rollen als Musliminnen festzulegen. Aber sie brauche keine Muslimin zu sein, um Feministin zu sein. Wenn Frauenrechte gut für Europäerinnen seien, dann seien sie es auch für andere Frauen. Ausdrücklich griff sie den Kulturrelativismus an und outete sich als Atheistin.
[...]
Maryam Namazie, die aus dem Iran stammt und in Großbritannien lebt, ist Bloggerin und Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime Großbritanniens. Vor ihrem Redebeitrag blendeten die Veranstalter ein Video ein, das von ihr mit organisierte Protestaktionen in England gegen Mordanschläge des iranischen Regimes zeigte. In ihrem Vortrag bezeichnete sie Relativismus und Multikulturalismus als faschistisch, eine bei aller notwendigen Kritik an diesen dann doch inflationäre Verwendung des Begriffs „faschistisch“. Die arabischen Revolutionen seine nicht von Islamisten getragen worden. Die islamistischen Forderungen seien vielmehr Ausdruck der Konterrevolution. Die Diskussion um sogenannte „Islamophobie“ sei ein Spezifikum des Westens.  [...] Das Christentum habe die Inquisition gehabt, der Islam habe sie. Der Islam sei eine Rechtsaußenbewegung. Das Recht auf Religionsfreiheit sei ein persönliches Recht. Sobald sich der Staat der Religion annehme, bedeute das hingegen das Ende jeder Freiheit. Den Islam charakterisierte sie als vielfältig. Gerade die Islamisten propagierten jedoch die Homogenität der Moslems. Es dürfe kein Appeasement gegenüber dem Islamismus geben. Das Schlagwort „Islamophobie“ sei erfunden worden, um Menschen zum Schweigen zu bringen.
[...]
Zana Ramadani sprach als Vertreterin des internationalen Netzwerks Femen, dessen Aktivistinnen mit flashmobartigen Aktionen patriarchale und sexistische Strukturen anprangern. [...] Ramadani zählte eine Reihe von Frauenrechtsverletzungen in islamischen Ländern auf. In vielen arabischen Ländern seien Kinderehen normal. Im Iran sei Geschlechtsverkehr mit einem Mädchen erlaubt, sobald sie das siebte Lebensjahr vollendet habe. Die Opfer könne man in den Krankenhäusern sehen. In Marokko werde ein Vergewaltiger nicht bestraft, wenn er sein Opfer heirate, wodurch dann das Martyrium fortgeschrieben werde. Sichtbarer Ausdruck der Unterdrückung sei die Vollverschleierung. Frauenrechte seien aber keine Menschenrechte zweiter Klasse.
[...]
Mina Ahadi wurde 1956 geboren. Sie war wesentlich an der Organisation der Proteste gegen die Machtergreifung Khomeinis beteiligt. [...] Die sogenannten Islamwissenschaftler hätten mit dem islamistischen Elend ein sehr erfolgreiches Geschäft gemacht. Der Islamwissenschaftler Udo Steinbach, den sie treffend Ayatollah Steinbach nannte, habe mit seinem Hamburger Orientinstitut dem politischen Islam den Rücken gestärkt. [...] Mina Ahadi erzählte, sie sei wegen ihrer Positionen von der Linkspartei attackiert worden. In Deutschland habe man mit Islamkritik nur eine geringe Chance. Im Iran gebe es jeden Tag zwei Hinrichtungen. Dennoch habe beispielsweise Joschka Fischer am 8. März mal den damaligen iranischen Präsidenten Chatami getroffen.
Ehrenmord: Warum Iptehal sterben musste
16.03.2013 18:45:23
Lesehinweise

Mit ihrer westlichen Lebenseinstellung habe Iptehal den überkommenen Wertvorstellungen der Familie nicht entsprochen. Die junge Frau, die zum Tatzeitpunkt in einem Frauenhaus Unterschlupf fand, soll von ihrer eigenen Mutter, unter Falschangaben zum Tatort gelockt worden sein, wo bereits ein Todeskommando auf sie wartete.
  
Iptehal ist nur eine von vielen jungen Frauen aus Migrantenfamilien, die sterben mussten, weil sie so leben wollten, wie es ihnen gefiel. Wie viele es genau sind, lässt sich schwer ermitteln. Das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht, das 2011 im Auftrag des BKA eine Studie zu "Ehrenmorden" erstellt hat, schätzt die Zahl auf etwa zwölf pro Jahr.
[...]
Nein, der "Ehrenmord" wird nicht im Koran gefordert. "Aber die Rolle der Frau im Islam", sagt sie, "ist der Antrieb, Frauen im Namen der Ehre zu töten." Denn der "Ehrenmord" ist das Ergebnis einer patriarchalischen Familienstruktur, die absoluten Gehorsam von Mädchen und Frauen verlangt.
Politisch korrekt ist das nicht, was Serap Cileli sagt. Sie ist sogar der Ansicht, dass es die Angst ist, Dinge beim Namen zu nennen, die "Ehrenmorde" befördert. "Es ist ein Problem, dass sich Migranten so schnell in die Opferrolle begeben", sagt sie, "wenn man betont: ,Bei Euch passieren Dinge, die die Menschenrechte verletzten.' Die deutsche Politik ist dann gleich in einer Duckhaltung. Das führt uns nicht weiter. Humanismus und Toleranz sind die Säulen, auf denen Europa ruht. Das Bewusstsein für diese Werte darf nicht von der Integrationspolitik getrennt werden."
http://www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article114455754/Eine-Frau-kaempft-gegen-Ehrenmorde.html
 
 
Und das meint der Leser:
Ahmetus
12 Fälle in einem Jahr sind nicht die rede Wert. Wenn sie doch so sehr ihre Familie geliebt hat, hätte sie lieber auf sie hören sollen. Die Selbstmordrate im allgemeinen in Deutschland sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Weltfrauentag als Mahnung Ehrenmord-Opfer nicht zu vergessen
09.03.2013 17:15:27

Weltfrauentag als Mahnung Ehrenmord-Opfer nicht zu vergessen
Pressemitteilung

Peri e.V. sieht den Weltfrauentag als Mahnung, "Ehrenmord"-Opfer nicht zu vergessen, und fordert angemessene Gedenkstätten.

Peri e.V. sieht den Internationalen Frauentag, der auch in diesem Jahr wieder am 8. März begangen werden wird, als geeigneten Anlass, um daran zu erinnern, dass in vielen Ländern der Welt, vor allem aber eben auch in Deutschland, noch immer Frauen und Mädchen Opfer von "Ehrenmorden" und Zwangsverheiratungen werden.

In den vergangenen Jahren fielen allein vier Frauen kurz vor oder nach dem Internationalen Frauentag einer durch ihre eigene Familie verübten Gewalttat zum Opfer: Die 20-jährige Kurdin Gülsüm S. fand am 2. März 2009 den Tod, nachdem sie sich immer mehr von den "Wertevorstellungen" ihrer Familie entfernt und einen Schwangerschaftsabbruch hatte durchführen lassen. Die 26-jährige Hülsa G. wurde am 5. März 2002 von ihrem Bruder erstochen, weil sie eine Beziehung zu einem Deutschen hatte. Am 9. März 2009 wurde Narun C. von ihrem Ehemann erschossen. Und die 16 Jahre alte Kosovo-Albanerin Ulerika Z. wurde am 13. März 2003 von ihrem Vater erdrosselt.

Allen vier Schicksalen ist gemein, dass sie in Vergessenheit zu geraten drohen. Daher fordert Peri e. V. aus Anlass des Internationalen Frauentages für jedes "Ehremord-Opfer" in Deutschland eine eigene Gedenkstätte in der Nähe des jeweiligen Todesortes. Als Vorbild für einen angemessenen Ort der Erinnerung kann hierbei der Gedenkstein für Hatun Sürücü in Berlin dienen.

Es ist der dringliche Wunsch von Peri e.V., dass die Opfer patriarchalisch motivierter "Ehrverbrechen" nicht dem Vergessen anheimfallen.

Kontakt für weitere Informationen:
Pressestelle peri e.V.
Bachgasse 44
D-69469 Weinheim
E-Mail: kontakt(at)peri-ev.de
Internet:
www.peri-ev.de

Link zur Pressemitteilung: http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=525359

Dichtung und Wahrheit: "Keine Judenpogrome in der islamischen Welt vor dem Ersten Weltkrieg"
05.03.2013 21:45:22

Dichtung und Wahrheit: "Keine Judenpogrome in der islamischen Welt vor dem Ersten Weltkrieg"
von Thomas Baader

Auf der Website des Kölner Stadtanzeigers findet man ein Interview mit reichlich bizarren Behauptungen des "Türkei-Experen" Günter Seufert.

Dichtung:

"Seufert: Der Antisemitismus, der sich im Islam findet, kommt aus Europa. Die Judenfeindlichkeit im Islam war nie so ausgeprägt wie die europäisch-christliche. Grundsätzlich wurden Juden im Islam besser behandelt als im christlichen Europa. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es weder Judenpogrome, Verfolgungen oder gar einen Holocaust in der islamischen Welt."
http://www.ksta.de/politik/antizionismus--erdogan-denkt-wirklich-so-,15187246,21984568.html

Wahrheit:

"During the Golden age of Jewish culture in Spain, beginning in the 9th century, Islamic Spain was more tolerant towards Jews. In the 11th century, however, there were several Muslim pogroms against Jews; notably those that occurred in Cordoba in 1011 and in Granada in 1066. In the 1066 Granada massacre, the first large pogrom on European soil, a Muslim mob crucified the Jewish vizier Joseph ibn Naghrela and massacred about 4,000 Jews. In 1033 about 6,000 Jews were killed in Fez, Morocco, by Muslim mobs. Mobs in Fez murdered thousands of Jews in 1276, and again, leaving only 11 alive, in 1465.
[...]
There were pogroms too in the nineteenth century in the Arab and Islamic worlds. There was a massacre of Jews in Baghdad in 1828. There was another massacre in Barfurush in 1867. In 1839, in the eastern Persian city of Meshed, a mob burst into the Jewish Quarter, burned the synagogue, and destroyed the Torah scrolls. This is known as the Allahdad incident. It was only by forcible conversion that a massacre was averted."
http://en.wikipedia.org/wiki/Pogrom

Rechtspopulistischer türkischer Ministerpräsident Erdogan im Antisemitismussumpf
05.03.2013 08:41:41

Lesehinweise

Die türkische Presse ist voll von den internationalen Reaktionen auf den jüngsten antisemitischen Ausbruch von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Aus heiterem Himmel, ohne Not, provozierte er eine Krise in den Beziehungen mit den USA. Just als die Interessenlage beider Länder sich mehr denn je aufeinander zuzubewegen schien.
Und die geharnischte Kritik, die ihm aus dem Munde des selten sehr kritischen UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon zuteil wurde, ist die größte Demütigung, die je ein demokratisch gewählter türkischer Ministerpräsident vom Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft hinnehmen musste.
http://www.welt.de/politik/ausland/article114060654/Erdogan-manoeviert-sich-mit-Antizionismus-ins-Aus.html

Doch wenn Erdogan jetzt den Zionismus angreift, dann verwendet er nur die moderne Chiffre für Antisemitismus, den er angeblich selbst für faschistisch hält. Tatsächlich nutzt der Populist den latenten Antisemitismus in der Türkei, um populär zu bleiben. Das könnte ihm bei bevorstehenden Kommunalwahlen nutzen.
[...]
Denn was hat Muslimfeindlichkeit im Westen mit dem Zionismus zu tun? Nichts. Es ist traurig genug, dass ein krankhafter Antisemitismus im Nahen Osten Allgemeingut ist und rational geführte Antisemitismusdebatten kaum noch denkbar erscheinen. Erdogans Polemik ist vor dieser Folie gesehen umso schlimmer.
http://www.fr-online.de/meinung/kommentar-zu-erdogan-tuerkischer-populismus,1472602,21980184.html

Bisher hat der Westen die regelmäßigen antiisraelischen und oft auch antiwestlichen Ausfälle des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan weitgehend versucht zu ignorieren. Frei nach dem Motto: So ist er eben, der Orientale. Der muss manchmal ein wenig auf den Putz hauen.
[...]
Seit vielen Jahren gibt es in der türkischen Gesellschaft ein starkes antiwestliches Ressentiment. So schreibt etwa der türkische Politologe Ersin Kalaycioglu, die Türkei sei ein Paradebeispiel für den "cultural turn", den Samuel Huntington in seinem "Clash of Civilizations" prophezeit hat.
"Eine Resozialisierung der türkischen Öffentlichkeit hat eine neue Mentalität geschaffen, die die religiöse Identität betont, indem sie definiert, wer türkischer Bürger ist, und eine Weltsicht befördert, die durch das Prisma des religiösen Konflikts schaut", meint Kalaycioglu.
Zu dieser Mentalität gehöre die Vorstellung, dass Muslimen überall in der Welt Unrecht durch den Westen widerfahre. "Weite Teile der türkischen Bevölkerung scheinen an ein fast mittelalterliches Weltbild zu glauben", so Kalaycioglu, "in dem Muslime, Christen und Juden miteinander im Krieg stehen. Sie glauben, dass sie den Islam vor den Angriffen der christlichen Missionare und ihrer jüdischen Alliierten im Nahen Osten und zu Hause beschützen müssen." Das sind die Gefühle, an die Erdogan andockt und die er mit seiner islamischen Identitätspolitik noch verstärkt.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article114058179/Diese-antiwestliche-Tuerkei-gehoert-nicht-in-die-EU.html

Die Welt braucht Brückenbauer. Der türkische Ministerpräsident Erdogan scheint für das Gegenteil zu stehen. Mit Verbalradikalität und extremen Hassparolen gegen die westliche Welt versucht er zu punkten. Amerika und Israel – wie unoriginell – sind seine erklärten Feinde, deren Werte er immer wieder infrage stellt. Er konfrontiert sie mit den islamischen Werten, die er als die wegweisenden darstellt. Seine Tiraden gegen Israel und den Zionismus werden immer unkontrollierter und für die internationalen Beziehungen der betroffenen Länder gefährlicher. Man darf ihn nicht mehr überhören.
[...]
Erdogans Strategie zahlt sich innenpolitisch für ihn aus. Aber auch nach innen radikalisiert er. Der Islam gerät mehr und mehr in den Mittelpunkt auch politischer Entscheidungen. Religiosität wird zur politischen Aussage. Was Erdogan zu Recht in der Welt fordert, nämlich den Islam zu respektieren, das erfüllt er gegenüber der christlichen und jüdischen Religion in seinem Land nicht. Die Meinungsfreiheit erlebt unter seiner Regierung Rückschläge. Die eigene historische Verantwortung der Türkei gegenüber den Armeniern wird immer noch geleugnet.
http://www.welt.de/print/wams/debatte/article114078232/Erdogan-ist-eine-Gefahr-Das-Doppelspiel-der-Tuerkei.html

Der Streit über die antizionistischen Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan ist jetzt auch Thema im Deutschen Bundestag. Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, sagte aus Protest eine für Dienstag geplante Veranstaltung mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten der Türkei, Bülent Arinc, ab.
http://www.focus.de/politik/deutschland/erdogan-greift-zionismus-an-streit-zwischen-israel-und-tuerkei-erreicht-deutschland_aid_932728.html

Das Nachrichtenportal des arabischen TV-Senders al-Dschasira veröffentlichte einen Kommentar von Khalid Amayreh, einem bekannten palästinensischen Journalisten, der als einer der artikuliertesten Formulierer der These gilt, Zionismus sei Faschismus. Unter dem Titel "Erdogan hat Recht" schrieb er nun: Erdogan stelle nur das fest, was in der gesamten arabischen Welt als selbstverständlich gelte.
[...]
Es folgt eine Gleichsetzung zwischen "Juden" und "weißen Kolonisten", wobei der weiße Mann ein Völkermörder ist. "Sie wollten und wollen immer noch mit den Palästinensern das tun, was der Weiße Mann den eingeborenen Amerikanern in Amerika und Australien (sic) antat. Die weißen Kolonialisten vernichteten Millionen eingeborener Amerikaner", und genauso hätten Zionisten "unzählige Palästinenser ermordet" und den Rest vertrieben.
http://www.welt.de/politik/ausland/article114128363/Arabische-Medien-feiern-Erdogans-Zionismus-Hetze.html

Von Gaddafi vergewaltigt, von der Familie verstoßen
04.03.2013 06:57:38
Lesehinweis

Es war im April 2004, als sich das Leben der 15-jährigen Soraya in eine Hölle verwandelte. Dabei glaubte das libysche Mädchen zunächst noch, dieser Aprilmorgen würde ein wirklich großer Tag für sie. "Der Führer erweist uns die große Ehre, uns morgen zu besuchen", hatte der Direktor des Gymnasiums in Sirte den Mädchen erklärt – und sie ermahnt, sich tadellos zu kleiden, um ein gutes Bild abzugeben. Die hübsche Soraya wurde auserkoren, Muammar al-Gaddafi einen Blumenstrauß zu überreichen. Der "Revolutionsführer" legte dem Mädchen die Hand auf den Kopf und strich ihr über das Haar.
[...]
Als sie ihm dort wieder vorgeführt wird, vergewaltigt er sie brutal. In den folgenden Tagen vergeht er sich immer wieder an dem Mädchen, prügelt sie, vergewaltigt sie, uriniert auf sie. Nach einer Woche wird Soraya nach Tripolis überführt, in Gaddafis Hauptquartier Bab al-Azizia. Sie bekommt ein finsteres, feuchtes Zimmer im Kellergeschoss.
http://www.welt.de/kultur/article114086431/Gaddafis-grotesk-brutaler-Viagra-Totalitarismus.html
Türkische Regierung zeigt sich offen christen- und schwulenfeindlich
24.02.2013 22:07:32

Lesehinweis

Seit Wochen haben Regierung und Parlament in Ankara die Situation türkischer Pflegekinder in Staaten der Europäischen Union im Blick. Tausende Kinder, die mit ihren Familien in der EU lebten, seien den Eltern weggenommen und an christliche Familien gegeben worden, wird beklagt. Den türkischen Jungen und Mädchen drohe Assimilation und der Verlust der eigenen Kultur. [...]
Für Empörung sorgen in der Türkei Berichte über mehrere Fälle, in denen türkische Kinder in der EU bei homosexuellen Paaren in Pflegschaft gegeben worden seien. Die Untersuchungskommission des türkischen Parlamentes will wissen, dass allein in Belgien drei türkischstämmige Kinder bei homosexuellen Paaren untergebracht wurden.
Zudem hat Bozdag erklärt, seine Regierung bemühe sich, einem lesbischen Paar in den Niederlanden einen türkischen Jungen wegzunehmen. "Die Behörden haben die Forderungen der türkischen Familie abgelehnt", zitieren türkische Medien den türkischen Vizeministerpräsident.
In diesem Fall unterstütze die Türkei eine Familie, die eine Herausgabe des Kindes fordert, mit juristischem Beistand. "Wenn das nicht möglich ist, dringen wir darauf, wenigstens eine türkische Pflegefamilie zu finden", sagte er. "Türkische Familien wollen ihre Kinder nicht an schwule oder lesbische Paare geben."
http://nachrichten.t-online.de/tuerkische

Ahmad Mansour: Wir machen uns zu Komplizen der Täter
18.02.2013 22:54:51
Lesehinweis

Emanzipation und das Streben nach persönlicher Freiheit können für eine muslimische Frau aus einem so genannten traditionellen Umfeld in Deutschland lebensgefährlich sein. Und es sind fast immer ihre eigenen Familien, die die Todesurteile fällen. Äußert man sich dazu deutlich, etwa als arabischer, in Deutschland lebender Mann wie ich, und weist man auf den Kontext solcher Taten hin, begegnet einem sofort massiver Widerstand. Ein seltsames Phänomen, denn hier wird doch sonst so offen gesprochen. Geht es etwa um eine Massenvergewaltigung in Indien oder sexuelle Übergriffe auf Frauen in Ägypten, darf das Unrecht benannt, die Kritik an einer chauvinistischen Männerkultur ausgesprochen werden, sogar in den Nachrichten. Doch diese Szenarien sind halt, gefühlt, weit weg. Wer angesichts solcher brutalen Morde vor unserer Haustür darüber aufklären will, welche auslösende Rolle der ideologische, patriarchale Hintergrund der beteiligten Familien spielen kann, wird angegriffen. Schon bei der Andeutung eines solchen Zusammenhangs läuft man Gefahr, als “Rassist” oder “Islamhasser” gebrandmarkt zu werden. Hier, in einem Land, in dem die Würde des Menschen laut Grundgesetz unantastbar ist, werden täglich Tausende Frauen drangsaliert, geschlagen und in ihrer Freiheit behindert. Und eine auffällig relevante Anzahl dieser Frauen lebt in traditionell geprägten migrantischen Milieus.
Warum darf das nicht benannt und wissenschaftlich erforscht werden? Wird die Debatte weiter verweigert, kostet das weiterhin Frauen in diesen Milieus ihr Leben oder ihre Freiheit. Wir machen uns also mitschuldig, indem wir uns dem Thema verweigern, es verharmlosen oder kulturrelativistisch argumentieren.
http://freeminds.blogsport.eu/2013/02/06/extern-wir-machen-uns-zum-komplizen-der-tater-von-ahmad-mansour-faz/
Zur Lage der Bahai im Iran (Warum liest man dazu eigentlich nichts bei Todenhöfer?)
17.02.2013 10:53:10
Videohinweis

http://www.youtube.com/watch?v=L8o9GSN2WcA
Der Integrierte hat das Wort!
14.02.2013 10:18:47
Der Integrierte hat das Wort!
von Thomas Baader

Mit dieser Einstellung erfüllt man schon fast die Grundvoraussetzungen, um eine Stelle als Redakteur beim MIGAZIN oder als wissenschaftlicher Assistent bei Naika Foroutan zu bekommen...

Gefunden im Daweta-Forum (Link mittlerweile deaktiviert):
Es gibt auch andere Stimmen
13.02.2013 08:52:15

Lesehinweis

Jesiden sind gegen Ehrenmord

https://www.facebook.com/JesidenSindGegenEhrenmord

Australien: Kopftuch auch für Nicht-Muslimas
12.02.2013 19:40:25

Lesehinweis

The teachers were sacked last year by the West Croydon school, which issued a warning to all female teachers - Muslim and non-Muslim - to wear a hijab head scarf or face the sack.
One of the teachers has taken a case of unfair dismissal to the civil court while the other's claim is being heard by Fair Work Australia.
School principal Kadir Emniyet yesterday defended the school's policy, which he said he had discussed with all 42 teachers. He said "90 per cent of them are happy to adhere to the policy".
The policy insists non-Muslim women to wear a head scarf, not a traditional hijab, and was installed in 1998 but dropped in 2010 by the former principal and board. It was reinstated at the start of this year with a verbal only order to staff.

http://www.theaustralian.com.au/news/teachers-at-islamic-college-of-south-australias-west-croydon-campus-ordered-to-wear-hijab-or-face-sack/story-e6frg6n6-1226575723406

Morddrohungen und Proteste nach dem Urteil gegen Fendi Özmen
09.02.2013 23:39:13

Morddrohungen und Proteste nach dem Urteil gegen Fendi Özmen
Pressemitteilung

Am gestrigen Freitag sind offene und detailliert beschriebene Morddrohungen gegen den Oberstaatsanwalt aus Detmold und einen Journalisten des Westfalen-Blatts im Internet aufgetaucht. Die Drohungen wurden auf YouTube, in einem Kurzfilm, und in einem einschlägig bekannten Hochzeitsportal veröffentlicht. Mittlerweile wurde das Video und der Eintrag im Forum gesperrt. Die Ermittlungsbehörden wurden eingeschaltet, jedoch ist der Urheber der Morddrohungen noch nicht bekannt. Allerdings bezeichnet sich der Autor selbst als Jeside.
 
Bereits bei der Urteilsverkündung gegen die 5 Özmen-Geschwister vergangenen Jahres, ist auch unsere 1. Vorsitzende, Serap Cileli, ins Visier aggressiver Manöver seitens diverser Mitglieder der Familie Özmen und einiger weiterer Jesiden geraten.
 
Diese offenen Bedrohungen sind nicht nur ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, sondern auch eine Attacke auf das deutsche Rechtssystem, vertreten durch den Oberstaatsanwalt.
 
Für Peri e. V. ist das ein eindeutiges Zeichen, dass an dieser Stelle die Zivilgesellschaft gefragt ist: Wenn tatsächlich im Anschluss an die Urteilsverkündung gegen Fendi Özmen Jesiden eine Solidaritätsdemonstration für den Verurteilten durchführen wollten (und es in letzter Minute von den Anwälten der Familie ausgeredet bekamen); wenn im Internet dazu aufgefordert wird, auf allen jesidischen Hochzeiten in naher Zukunft Unterschriftenlisten auszulegen, auf denen die Freilassung Fendi Özmens verlangt wird; wenn nur äußerst wenige Jesiden am Trauermarsch für Arzu Özmen teilnahmen (und die wenigen jungen Jesiden, die es taten, dabei angaben, gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Eltern zu handeln) – dann muss klar sein, dass die Zeit des Wegsehens endgültig vorbei ist. Es bedarf einer gezielten, von allen politischen und gesellschaftlichen Kräften getragene Kampagne, die in Schulen und Familien zum Zwecke der Demokratisierung, Erziehung zur Gleichberechtigung und Bekämpfung archaischer Wertevorstellungen hineinwirken muss.
 
Wir nehmen hierbei auch Bezug zu der dreisten Verunglimpfung des im Falle Fendi Özmen ergangenen Richterspruchs, den der Kommunikationstrainer Ferhat Akman in einem Interview in völliger Verkennung der Realität ein “politisches Urteil” nennt und hierbei auch noch angibt, die Meinung “vieler” wiederzugeben. Leider nicht zum ersten Mal zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass patriarchal sozialisierte Personen in einer perfiden Form der Täter-Opfer-Umkehr kaum oder gar kein Mitgefühl für die ermordete Arzu Özmen aufbringen. Stattdessen werden die Täter als zu unrecht Verfolgte oder, wie in einem Internetforum wiederholt dargelegt, gar als “Helden” angesehen. Diese, ohne jedes Unrechtsbewusstsein zur Schau getragene Tätermentalität in Verbindung mit der immer wieder zum Vorschein kommenden Gewaltbereitschaft, besorgt uns als Menschenrechtsverein in höchstem Maße.
 
Auch die yezidische Journalistin Düzen Tekkal sieht in Fendi Özmen kein Monster, sondern ein Opfer des Systems. Der Druck der Gemeinschaft habe ihn erst soweit getrieben.
 
Das Ausmaß der grundgesetz- und menschenrechtswidrigen Äußerungen und Handlungen macht uns, wie wir freimütig eingestehen müssen, fassungslos. Die Relativierung eines kaltblütigen Mordes, der u.a. von einem jesidischen Geistlichen als “Unfall” bezeichnet wird, zeigt den Grad der geistigen und moralischen Verrohung. Sollte diese Ansicht aber in der jesidischen Geistlichkeit keine Mehrheitsmeinung darstellen, dann fragen wir uns, warum entsprechende Distanzierungen und Richtigstellungen ausgeblieben sind. Abermals ist an dieser Stelle die jesidische Gemeinschaft gefragt, von der bislang positive Impulse jeder Art völlig ausgeblieben sind.
 
Peri e.V. kritisiert die jüngst erschienenen Morddrohungen, sowie das Schweigen auf jesidischer Seite aufs Schärfste. Doch nicht nur diese Morddrohungen, sondern auch die im Internet und anderswo öffentlich zum Ausdruck gebrachten Verunglimpfungen der verstorbenen Arzu Özmen, sowie die öffentliche Billigung des Mordes, müssen strafrechtliche Konsequenzen haben.
 
Peri e.V. wird durch eine Dokumentation von Äußerungen und Ereignissen seinen Beitrag zur Aufklärung der Öffentlichkeit weiterhin leisten. Mit den von den Morddrohungen Betroffenen erklären wir uns solidarisch und rufen die Zivilgesellschaft dazu auf, sich von gewissenlosen Tätern nicht einschüchtern zu lassen.
 
Kontakt für weitere Informationen:
 Pressestelle peri e.V.
 Bachgasse 44
 D-69469 Weinheim
 E-Mail: kontakt(at)peri-ev.de
 Internet:
www.peri-ev.de

http://www.peri-ev.de/news-presse/fall-arzu-özmen/morddrohungen/


Siehe auch:

Das WESTFALEN-BLATT dokumentiert den Sachverhalt, um zu zeigen, dass sich die Redaktion in ihrer Arbeit nicht bedrohen lässt. Zugleich sollen die Drohungen nicht totgeschwiegen werden, weil sie einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit darstellen, von dem die Leser erfahren sollen.
 »Wir sind dabei, den Urheber zu ermitteln«, sagte Polizeisprecher Martin Schultz aus Bielefeld. Auch weitere Polizeidienststellen sind eingeschaltet und haben Schutzmaßnahmen eingeleitet.
http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2013-02-09-fall-oezmen-morddrohung-nach-urteil/613/

Ehrenmörder sind schwache Menschen
07.02.2013 10:05:21

Ehrenmörder sind schwache Menschen
von Thomas Baader

Es ist ein natürlicher Instinkt aller Eltern, das Leben ihres Kindes um jeden Preis zu schützen. Eltern, deren Kind an Krebs erkrankt, wünschen sich, sie könnten diese Krankheit anstelle ihres Kindes auf sich nehmen (und meinen das auch ernst); Eltern auf einem untergehenden Schiff würden lieber ihre Kinder in die letzten verbliebenen Plätze im letzten Rettungsboot setzen als sich selbst zu retten; Eltern würden mit ihrem eigenen Körper Geschosse abschirmen, die das Kind treffen könnten. Das mögen theatralisch gewählte Beispiele sein, die im Alltagsleben eher selten auftreten, aber sie beschreiben dennoch die Einstellung der meisten Eltern recht gut.

Eltern überall auf der Welt, in allen Völkern, Religionen und Kulturen, würden diese Dinge für ihre Kinder tun. Es ist, wie bereits gesagt, ein natürlicher Instinkt. Wie widernatürlich muss aber dann eine Gesellschaftsordnung, muss ein Wertesystem sein, wenn es es schafft, diese elterliche Einstellung in ihr Gegenteil zu verkehren, wenn es Eltern hervorbringt, die ihre oberste Pflicht nicht mehr im Schutz ihrer Kinder, sondern im Gegenteil in der Tötung ihrer Kinder bei angeblichem "Fehlverhalten" sehen?

Diese Eltern gehören zu den charackterschwächsten, zu den willenschwächsten Menschen unserer Zeit. Denn wichtiger als ein Menschenleben - nein, nicht irgendein Menschenleben, sondern dass ihres Kindes - ist ihnen der Ruf ihrer Familie. "Die Leute auf der Straße haben mich nicht mehr angesehen"; "Alle haben über uns gelästert"; "Sie haben mir gesagt, ich muss die Sache in Ordnung bringen" - so erklären verurteilte Ehrenmörder oft ihr Verhalten. Haben diese Menschen denn keinen eigenen Willen? Keine Würde? Keine innere Stärke, die ihnen sagt "Zur Hölle mit euch Heuchlern - das ist mein Kind, verdammt"? Wie schwach muss ein Mensch sein, damit er sein eigenes Kind umbringt - nur wegen des Geredes anderer Leute?

Der Ehrenmörder ist also alles andere als ein starker Mensch, sondern ein Mensch, der sich in einem Netz aus sozialen und psychischen Abhängigkeiten befindet. Die Gemeinschaft ist alles, der einzelne nichts. Deshalb kann die Gemeinschaft auch mit aller Brutalität gegen den einzelnen vorgehen, und sei es auch ein Familienmitglied. Das macht die dem Ehrenmord zugrundeliegende Mentalität hochgradig faschistoid. Adolf Eichmann hatte man bei seinem Prozess in Israel mit seiner früheren Aussage konfrontiert, er würde seinen eigenen Vater töten, wenn man ihm sagte, dass dieser ein Verräter sei. Vor Gericht bekannte sich Eichmann zu dieser Aussage. Es ist dasselbe Prinzip.

Aber nicht nur der Ehrenmörder, sondern auch sein Sympathisant ist ein Mensch solcher Prägung. Alle, die sich jetzt gerade lautstark auf die Seite der Täter schlagen und das Opfer verunglimpfen, wären im Ernstfall zu feige, sich schützend vor ihre eigenen Kinder zu stellen. Der Mut der anderen, die im Gegensatz zu ihnen dazu bereit sind, ärgert sie, weil durch sie die eigene moralische Minderwertigkeit offensichtlich wird. Im Falle radikaler Jesiden wird die Gemeinschaft durch die jahrhundertelange Verfolgungserfahrung religiös überhöht und im gleichen Maße die westliche Gesellschaft als sündhaft abgewertet. "Okay ich versteh das die was gegen Deutschen Freund hatten", "Und wie kann man seine Familie für ein deutschen aufgeben?", "Und ich kann verstehen wie die Eltern gelitten haben, die eigene Tochter will lieber mit einem Deutschen leben" - das sind Dinge, die Jesiden in einem einschlägig bekannten Forum schreiben. Die Welt der deutschen Aufnahmegesellschaft wird verzerrend dargestellt als eine Welt der Scheidungen, Prostitution, Kinderschändung und Drogen. Bei diesem Gegensatz handelt es sich jedoch um eine Illusion: Man bedenke etwa, dass die angeblich heile Welt der Jesiden bei den erfassten Zwangsheiraten überrepräsentiert ist (um einen Faktor, der höher als 100 liegen dürfte). Bei nahezu allen sittenstrengen Gesellschaften sind die Sünden und Verbrechen lediglich versteckt und keineswegs, wie von den Betroffenen angenommen, nicht vorhanden. Nahöstliche Länder sind Spitzenreiter bei Zugriffen auf Kinderporno-Websites, die übergroße Mehrheit der Frauen in Ägypten wurde Opfer sexueller Übergriffe, türkische und kurdische Frauen in Deutschland haben signifikant höhere Erfahrungen mit häuslicher Gewalt als Frauen anderer Bevölkerungsgruppen. Die gute heile jesidische oder islamische Welt, sie ist nur eine Illusion, der als Popanz die vermeintlich zügellose westliche Welt gegenüber gestellt wird. Bei den Jesiden hat sich in einigen Fällen das religiöse Verbot, eine Beziehung mit einem Andersgläubigen einzugehen, zu einer Art heimlichen Rassenschandeparagraphen weiterentwickelt: Das Fremde soll von der Familie ferngehalten werden, weil es angeblich die Gemeinschaft zerstört. Der linientreue Kultursoldat achtet im Dienste der Gemeinschaft darüber, dass sie rein bleibt. Diese Gemeinschaft lebt von der Existenz charakterschwacher Menschen, wie sie oben beschrieben wurden. Charakerstarke Menschen werden stets aus diesen Strukturen ausbrechen, und der zum Wandel und Umdenken unfähigen Gemeinschaft bleibt dann nur noch die Gewalt.

Durch diese Gewalt wird sie sich aber nicht erhalten können, sondern diese Gewalt wird, wenn sie nicht aufgegeben wird, letztlich der Weg in den Untergang sein. In einer modernen Gesellschaft können die Ehrenmörder und ihre Sympathisanten auf Dauer nicht bestehen.

Ein Held und Gentleman
06.02.2013 21:31:16

Ein Held und Gentleman
von Thomas Baader

Im jesidischen Forum Daweta besprechen junge Menschen kurdischer Herkunft gerade, wie man das Gedenken an Arzu Özmen wach hält und Ehrenmorde in Zukunft vermeidet.

Stopp, falsche Realität. Vergessen Sie den obigen Satz, das war nur mein Wunschdenken. In Wahrheit macht man im Forum Daweta nämlich gerade das hier:

"Leute ich kann das nicht wahrhaben. Die haben doch tatsächlich den Vater von Arzu verurteilt. Er ist UNSCHULDIG!!!!!!!!! Wieso kapieren das die Deutschen nicht?
Aus diesem Grund werden wir am Samstag auf 6 Verschiedenen Hochzeiten Unterschriften sammelen um dagegen zu protestieren. Arzus Vater soll sofort freigelassen werden, da er mit diesem Fall nichts zu tun hat. Er hat nichts mit dem Fall zu tun.
Wir bitten Daweta.de um Unterstützung dieser Aktion damit ihr Vater wieder ein freier Mann sein kann, denn er ist für mich ein tapferer Held.
Bitte macht alle mit bei der Unterschriften Aktion. Diesen Samstag auf jeder Hochzeit"
Link:
http://www.daweta.eu/modules.php?name=eBoard&file=viewthread&tid=1416

Man kann das schon nicht mehr "Maske fallen lassen" nennen. Die ist nämlich schon lange gefallen. Eine jesidische Demo für den verurteilten Vater von Arzu Özmen konnten die auf Schadensbegrenzung bedachten Anwälte der Familie übrigens gerade noch so verhindern.

Also, wenn Sie zufällig Jeside sind und am nächsten Samstag auf einer Hochzeit sind, denken Sie daran: Fendi Özmen ist unschuldig und außerdem ein tapferer Held. Wir wissen zwar gerade nicht, worin seine "Heldentat" bestanden haben soll, wenn er doch sowieso unschuldig ist, aber egal. Vielleicht gibt es gewisse Milieus, in denen man dadurch zum Held wird, dass man seine Tochter mit einem Stock verprügelt.

In anderen Milieus machen Helden etwas edlere Dinge - wie etwa ein Kind aus einem brennenden Haus retten. Aber manche Leute sind wohl nicht ganz so anspruchsvoll. Bei denen reicht es schon, die Tochter grün und blau zu schlagen.

Liebe Jesiden, zur Zeit verunglimpft euch niemand mehr als gewisse Leute aus euren eigenen Reihen. Mein Ratschlag: Lasst nicht zu, dass sie dieses Bild von euch in der Öffentlichkeit prägen.

Die Rede, die ein jesidischer Geistlicher jetzt halten müsste
05.02.2013 19:46:10

Die Rede, die ein jesidischer Geistlicher jetzt halten müsste

Am 4. Februar 2013 wurde der Vater der ermordeten Arzu Özmen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Aus unserer Mitte ist ein junges Mädchen gerissen worden, das seine Zukunft erst noch vor sich gehabt hätte. Wir erteilen allen bösartigen Stimmen eine Absage, die dem Mädchen selbst eine Schuld an ihrem sinnlosen und elenden Tod zuschieben wollen. Am 4. Februar wurde Klarheit geschaffen - dieser Tag sollte in die Geschichte eingehen, besonders in die Geschicht der Jesiden in Deutschland, als ein Tag der Befreiung.

Dieses Land hat uns aufgenommen, als wir verfolgt wurden und Hilfe brauchten. Es ist an uns, den Menschen in Deutschland zu zeigen, dass dies keine falsche Entscheidung war. Natürlich gibt es immer auch Konflikte. Nicht jeder, der hier lebt, ist uns wohlgesonnen. Natürlich gibt es auch Fremdenfeindlichkeit und Hass. Aber wir sind nicht nur Opfer. Wir treffen auch auf Menschen, die uns Gutes tun, und auch in unseren eigenen Reihen gibt es leider einige, die das Fremde hassen. Doch nicht nur das. Leider gibt es in vielen Familien immer noch das Brautgeld, es gibt noch immer ein Verbot, Beziehungen zu Nicht-Jesiden einzugehen, es gibt Drohungen und Schläge, es gibt Ehrenmorde.

Und es gibt einige unter uns, die sagen, wir Jesiden können auf solche Dinge nicht verzichten. Es gibt einige unter uns, die allen Ernstes behaupten, diese Dinge wären ein unverzichtbarer Teil unserer Kultur, ja geradezu das, was unsere Kultur ausmacht. Wenn das wirklich wahr wäre, dann wäre unsere Kultur die armseligste auf dieser Erde. Glaubt denn wirklich jemand, dass wir den guten Namen des Jesidentums auf die Unterdrückung von Menschen und archaiische Gewalt aufbauen können? Glaubt denn wirklich jemand, dass eine Gemeinschaft nur dann weiterbestehen kann, wenn wir sie mit brutalen Methoden zum Zusammenhalt zwingen? Glaubt denn wirklich jemand, wir könnten in Deutschland so leben, als wären wir in einem entlegenen Bergdorf im Nahen Osten?

Unsere Kinder gehen hier zur Schule, einige haben Freunde, die manchmal ein freieres Leben führen als sie selbst. Unsere Kinder lesen in der Schule "Romeo und Julia" und stehen mit Herz und Seele auf der Seite der beiden Liebenden, deren Verbindung von ihren Eltern nicht gewollt wird. Unsere Kinder lesen vielleicht auch "Effi Briest", die Geschichte einer jungen Frau, deren Leben, einschließlich der Verbindung mit einem von ihnen ausgesuchten Ehemann, völlig von den Eltern vorbestimmt wird und in einem Fiasko endet. Unsere Kinder lesen in Goethes "Faust" vielleicht auch von Gretchens Bruder Valentin, einem selbstgerechten und fehlgeleiteten jungen Mann, der mit Gewalt über die Tugend seiner Schwester wachen will, wohl weil in ihm selbst nichts Tugendhaftes und Gutes steckt. Kurz, unsere Kinder werden werden konfrontiert mit der großen Literatur vergangener Zeiten und merken, wie rückwärtsgewandte Strukturen in all ihrer menschenverachtenden Hässlichkeit offengelegt und immer wieder auch bekämpft, manchmal sogar überwunden werden. Unsere Kinder lernen im Politikunterricht, dass sie Rechte haben, die ihnen niemand nehmen kann. Die freie Wahl des Parnters ist ein Menschenrecht.

All dies lässt sich nicht aufhalten und das ist gut so. Keine Religion sollte Unterdrückung und Gewalt gutheißen. Auch die unsere tut es nicht. Wer im Fall Arzu Özmen zum Mörder geworden ist oder aber den Mördern zujubelt, ist keiner von uns. Der 4. Februar 2013 ist eine Ohrfeige für all jene, die glaubten, den Lauf der Zeit dadurch aufhalten zu können, indem man zum Verbrecher wird. Wir leben hier und heute in Deutschland mitten unter Menschen, denen wir zurufen müssen: Eure Söhne und Töchter sind gut genug für uns, und unsere Söhne und Töchter sind gut genug für euch. Dann zeigen wir der Welt, dass unser Glaube ein Glaube der Liebe ist.

Wir sind nicht länger Verfolgte, also lasst uns aufhören, uns so zu benehmen. In den letzten Jahren wird das Jesidentum in der deutschen Öffentlichkeit nur mit Gewalt und Mord in Verbindung gebracht. Das ist nicht die Schuld der anderen: Es ist unsere Schuld, solange die Mörder unter uns sind und solange wir, die wir keine Mörder sind, dagegen nicht aufbegehren. Und daher frage ich jeden von euch: Wo wart ihr, als Arzu, unsere Schwester, hingeschlachtet wurde wie Vieh? Wo wart ihr, als Menschen bedroht wurden, die sich für das Gedenken an Arzu eingesetzt haben? Wo wart ihr, als es darum ging, dass es nie wieder einen neuen Fall Arzu geben darf? Wenn ihr guten Gewissens sagen könnt, ja, ich habe etwas dagegen getan, so habt ihr unserer Gemeinschaft einen unschätzbaren Dienst erwiesen.

Ich weiß, dass all diese Wahrheiten für manchen zu bitter schmecken mögen und dass er sich daher dieser Medizin verweigern wird. Krank bleiben kann aber keine Lösung sein. Und die anderen unter uns, die niemals von dieser heimtückischen Krankheit des Ehrenwahns angesteckt gewesen sind: Seid ein Vorbild! Zeigt, dass euch eure Kinder wichtig sind als das Gerede dummer und engstirniger Menschen in eurem Umfeld. Seid stark und aufrichtig! Es sind eure Kinder und sie verdienen die besten Eltern, die sie haben können. Seid diese Eltern!

Wir leben im Jahr 2013 in Deutschland und wir sind Jesiden. Das ist die Wirklichkeit. Wir wollen diese Wirklichkeit annehmen!

Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum dritten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 1. Februar 2013
04.02.2013 13:33:06

Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum dritten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 1. Februar 2013
Pressemitteilung
 
Bevor in die Berichterstattung zum 3. Prozesstag eingestiegen wird, folgt ein Nachtrag zum 1. Prozesstag.
 
Am ersten Verhandlungstag wurden u.a. zwei Zeugen gehört, die kurze Zeit mit Elvis Özmen in Haft saßen. Bei dem ersten Zeugen K. handelte es sich um einen entfernten Verwandten, der gegenüber der Polizei umfangreiche Aussagen gemacht hatte und Details berichten konnte, die von den Medien zu keinem Zeitpunkt veröffentlicht worden sind. Wie bereits im ersten Prozess gegen die Geschwister Arzus, konnte sich der Zeuge nunmehr auch im aktuellen Prozess gegen den Vater an nichts mehr erinnern bzw. meinte, er habe sich alles nur ausgedacht.

Diese Strategie hatte ihm nach dem ersten Verfahren ein Ermittlungsverfahren wegen Falschaussage bzw. falscher Verdächtigung eingebracht. Beide waren aber inzwischen eingestellt worden, weil dieser Zeuge wegen anderer Delikte eine höhere Strafe zu erwarten hat.

Gleichwohl hatte der Richter nachgefragt, wie [...]

Weiter lesen hier:
Pressemitteilung: http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=521513


Siehe auch:

Sechseinhalb Jahre Haft für Vater von Arzu Ö.
 
Fendi Ö.s erwachsene Kinder ermordeten ihre 18 Jahre alte Schwester Arzu "im Namen der Ehre". Nun wurde der Vater in Detmold wegen Beihilfe verurteilt. Er hätte auf seine Kinder einwirken können.

http://www.welt.de/vermischtes/article113364086/Sechseinhalb-Jahre-Haft-fuer-Vater-von-Arzu-Oe.html

Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum zweiten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 30. Januar 2013
31.01.2013 22:08:40

Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum zweiten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 30. Januar 2013
Pressemitteilung

Als erster wurde der Polizist vernommen, der seinerzeit Arzus Anzeige aufgenommen hatte. Nach Arzus Angaben sei sie wegen der von Alex geschickten Rosen vom Vater heftig geohrfeigt worden und vom Bruder Osman mit einem Stock von der Stärke eines Nudelholzes verprügelt worden. Sämtliche Familienmitglieder hätten dabei im Wohnzimmer gesessen und zugesehen, offenbar getreu dem Motto: Wenn du eine schlägst, erziehst du viele.
 
Arzu ging von Tötungsabsichten ihrer Eltern aus
 
Man habe Arzu mit erheblichem Übel gedroht, so dass sie nicht wagte, das Haus zu verlassen. Es sei offenbar von Lebensbedrohungen auszugehen gewesen. Laut Protokoll hatte Arzu gesagt: „Ich denke, dass sie (die Eltern) mich sogar umbringen werden.“ Wäre Arzu gegangen, wäre man sofort hinter ihr her gewesen. Der Zeuge hatte den Eindruck, dass Arzu viel mehr erlitten hatte, als sie angab, weil sie immer noch in einem gewissen Loyalitätskonflikt gestanden habe; sie habe bei der Schilderung ihres Martyriums eher untertrieben, um [...]

Weiterlesen hier:
http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?aktion=jour_pm&r=521112

Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum ersten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 28. Januar 2013
29.01.2013 14:02:11

Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum ersten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 28. Januar 2013
Preseemitteilung 

Am 28.1.13 begann der Prozess gegen den Vater von Arzu Özmen, Fendi Özmen. Im Vergleich zum Prozess gegen die fünf Özmen-Geschwister hielt sich das Publikumsinteresse in Grenzen, dafür waren Medien und Presse stark vertreten.
 
Die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft
 
Fendi Özmen bekam einen Dolmetscher für die kurdische Sprache zur Seite gestellt. Die Anklage umfasst zwei Punkte: zum einen Körperverletzung, Nötigung und Freiheitsberaubung zulasten von Arzu, zum anderen die Anstiftung, ggfs. auch Beihilfe zur Entführung und Tötung von Arzu.
 Die Anklage beschreibt die Taten wie folgt: Arzu wurde wiederholt geschlagen, sowohl vom Vater als auch von Osman, damit sie ihr Handy und die Zugangsdaten zu ihrem Internet-Account herausgab. Weiterhin wurde sie im Haus festgehalten und gezwungen ihre Arbeitsstelle bei der Bäckerei aufzugeben. Nachdem Arzu die Flucht gelungen war und sie die Anzeige gegen Vater und Bruder bei der Polizei erstattet hatte, habe der Vater beschlossen, da alle anderen Maßnahmen nicht geholfen hatten, Arzu zu töten, um seinen Ehrverlust wettzumachen. Am 31.10.11 habe er diesen Beschluss verkündet.
 
Über seinen Verteidiger gab der Angeklagte eine Erklärung zum 1. Anklagepunkt, der Körperverletzung, ab: Im Sommer 2011 sei der Verdacht entstanden, dass Arzu eine Beziehung zu einem Nicht-Jesiden unterhielt. Er, der Vater, habe dieses Verhalten nicht verstanden, denn eine solche Beziehung widerspräche den Wertvorstellungen der Familie. Er sei aufgebracht gewesen, weil Arzu ihm nicht gehorchen wollte. Er habe Arzu geschlagen, weil diese respektlos aufgetreten sei. Deshalb habe er Arzu auch wiederholt mit einem Stock geschlagen.

Der Angeklagte erklärte, er wisse, dass sein Verhalten nicht richtig war, und es täte ihm leid. Mit der Tötung von Arzu habe er jedoch nichts zu tun. Arzu sei [...]

Weiter lesen hier:
http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=520857

Als Max Frisch den Neger dösen sah
27.01.2013 17:44:03

Als Max Frisch den Neger dösen sah
- Historische Korrektheit ist wichtiger als politische Korrektheit -
von Thomas Baader

"Neger mit einem Mädchen, sie liegen an der Isar; der Neger döst gelassen vor sich hin, pflanzenhaft, während die kleine Blonde sich über ihn beugt, trunken, als wären vier Wände um sie."

Das hat 1946 Max Frisch geschrieben, als er sich im kriegszerstörten München aufhielt und seine Eindrücke sammelte. Ja, der Max Frisch, der das Stück "Andorra" verfasst hat, das Anderssein und Vorurteile zum Thema hat. In Frischs Beschreibung von München ist übrigens auch noch von einem "Krüppel" die Rede - auch das würde heute von selbsternannten PC-Sheriffs wohl beanstandet werden.

Neu ist die Debatte um die politisch korrekte Bereinigung von Literatur eigentlich nicht. Vom Bannstrahl der Sprachinquisitoren waren bereits schon ganz andere Autoren getroffen worden. Im Jahr 1983 erschien hierzu eine nette kleine Geschichte von Nat Hentoff mit dem Titel "The Day They Came to Arrest the Book". Darin soll es an einer amerikanischen High School Mark Twains "Huckleberry Finn" an den Kragen gehen - was keineswegs rein fiktiv ist. Anstoß erregt hier ein Wort, das noch sehr viel negativer konnotiert ist als "Neger" und ebenfalls zur Bezeichnung von Schwarzen verwendet wird (auf einer englischsprachigen Literaturseite entschuldigt sich übrigens ein Rezensent bezeichnenderweise dafür, dass er gleich das Wort "blacks", als "Schwarze", verwenden wird, das sei nun einmal in den 80ern so üblich gewesen und komme in dem Buch auch vor). Der korrektheitsbesessene Schulleiter Michael Moore - er heißt tatsächlich so - treibt seine Zensur sogar so weit, dass er Seiten aus der Bibel herausreißt.

Solche Michaels Moores melden sich nun auch in der Debatte um die Werke Astrid Lindgrens, Otfried Preußlers und Michael Endes zu Wort. Das Grundproblem dabei ist, dass zu viele ihre Stimme erheben, die zu wenig von Literatur und von der Geschichtlichkeit von Wörtern und Begriffen verstehen. Diesen Mangel an Kompetenz machen sie allerdings mit einem ausgeprägten Kontrollwahn wieder wett. Früher kamen die nach Anstößigem suchenden Schnüffler noch aus dem konservativ-reaktionären Lager, heute stehen sie zwar ganz weit links, sind aber deshalb um keinen Deut weniger besessene Eiferer - ständig betonend, dass es in Deutschland gar keine Political Correctness gäbe, und gleichzeitig schrill ihre Einhaltung einfordernd. Das hat auch Christine Nöstlinger ("Wir pfeifen auf den Gurkenkönig") erkannt:

"Das Fahnden nach politisch Unkorrektem ist sichtlich ein neuer Trend. In den vergangenen Jahrzehnten ging es um: zu viel Erotik, zu viel Aufmüpfigkeit, zu wenig gesittete Ausdrucksweise, zu wenig heile Welt und zu negativ beschriebene Lehrer und Mamas. Jetzt weht der Protestwind halt aus einer anderen Richtung. Aber ob nun Wind von rechts oder links, ganz gleichgültig, das geschieht, weil Kinderbücher nicht als richtige Literatur gelten, sondern als so etwas Ähnliches wie Erziehungspillen, eingewickelt in buntes G’schichterlpapier."
(
http://www.zeit.de/2013/05/Kinderbuecher-Sprache-Political-Correctness-Christine-Noestlinger)

Aber dieser Tage schafft die politische Korrektheit es tatsächlich, sich selbst zu karikieren. Nöstlinger sieht sich einem Antisemitismusvorwurf ausgesetzt (ihr Gurkenkönig ist angeblich eine jüdische Gurke voller böser Stereotype) und die Türkische Gemeinde in Österreich geht gegen die Lego-Version des Palastes von Jabba the Hutt auf die Barrikaden (ja, das ist diese sprechende Teigrolle aus den Star Wars-Filmen), weil dieser klischeehaft den orientalischen Terroristen und Sklavenhalter schlechthin verkörpere. Man sieht: Die Satiriker werden dieser Tage arbeitslos, denn die Wirklichkeit können sie einfach nicht mehr überbieten.

Solange uns der Amoklauf der Political Correctness noch zum Lachen animiert, erfüllt er zumindest einen Zweck. Aber die Verunsicherung ist groß. Das folgende Beispiel ist nicht erfunden: Es kommt durchaus vor, dass Schüler (auch in der Oberstufe) in einer Klausur für einen Schwarzen die Bezeichnung "maximalpigmentierter Mensch" wählen - nicht etwa, um den Lehrer zu veralbern oder zu provozieren, sondern weil sie wirklich davon ausgehen, dass es sich dabei um den korrekten, "offiziellen" Begriff handelt. Offenbar traut man der Politicial Corectness etwas derartiges tatsächlich zu und ist durch die allgemeine Begriffsverwirrung nicht mehr in der Lage, satirische Übertreibung als solche wahrzunehmen.

In der ZEIT hat Ulrich Greiner mit Sachverstand und Humor die intellektuelle Dürftigkeit der Gegenseite überzeugend dargelegt. Die Passage, in der er sich mit dem umstrittenen Antisemitismusforscher Wolfgang Benz auseinandersetzt, verdient es, an dieser Stelle zitiert zu werden:

"Der Antisemitismus- und Rassismusforscher Wolfgang Benz hat vor einiger Zeit entdeckt, Astrid Lindgrens Buch sei »mit Ressentiments befrachtet« und von »Kolonialrassismus« gezeichnet. Beweis dessen: Pippi behaupte, alle Menschen im Kongo lögen.
Ja, sie sagt das, und es kommt so: Pippi geht eines Tages auf der Straße rückwärts. Von den Nachbarskindern Thomas und Annika darauf angesprochen, antwortet sie: »Leben wir etwa nicht in einem freien Land? Darf man nicht gehen, wie man möchte?« In Ägypten zum Beispiel, wo sie schon einmal gewesen sei, gingen alle Menschen so, und in Hinterindien liefen sie auf den Händen. »›Jetzt lügst du‹, sagte Thomas. Pippi überlegte einen Augenblick. ›Ja, du hast recht, ich lüge‹, sagte sie traurig. ›Lügen ist hässlich‹, sagte Annika. ›Ja, Lügen ist sehr hässlich‹, sagte Pippi noch trauriger. ›Aber ich vergesse es hin und wieder, weißt du. Und übrigens‹, fuhr sie fort, und sie strahlte über ihr ganzes sommersprossiges Gesicht, ›will ich euch sagen, dass es im Kongo keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen Tag. Sie fangen früh um sieben an und hören nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist.‹«"
(
http://www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprache-Politisch-Korrekt/seite-1)

Wolfgang Benz ist nun eigentlich dafür bekannt, dass ihm so einiges entgeht. So ist dem Antisemitismusexperten bei einem Interview, das er der islamistischen Website "Muslim Markt" gegeben hat, beispielsweise nicht aufgefallen, dass dort Gedichte veröffentlicht werden, die das angebliche Streben der Juden nach Weltherrschaft zum Thema haben. Im Falle des Mörders von Toulouse, der vier Juden erschossen hat (darunter ein kleines Mädchen, das mit direkt aufgesetztem Kopfschuss hingerichtet wurde), kann Benz keine "neue Dimension des Antisemitismus" erkennen. Dafür erkennt er aber die kolonialrassistische Mentalität einer Pippi Langstrumpf sofort, wenn er sie sieht. Nur mit dem logischen Denken haperts dann ein wenig: Wenn ein Mädchen, dass sich selbst als Lügnerin bezeichnet, davon spricht, dass alle Menschen im Kongo Lügner wären, kann man getrost davon ausgehen, dass es sich dabei um eine Lüge handelt. Nicht bekannt ist bislang, ob Benz eine Studienreise nach Hinterindien plant, um zu überprüfen, ob die Menschen dort auch wirklich auf den Händen laufen.

Kurz, Ulrich Greiner entlarvt den PC-Kasperleverein als das, was er ist. Natürlich wird er dadurch selbst zur Zielscheibe. Mit reichlich Schaum vor dem Mund wirft Marius Münstermann Greiner "weißes Dominanzdenken" vor (http://www.eufrika.org/wordpress/2013/01/rassismus_in_kinderbuchern/) und Anneke Gerloff, die etwa auch das Thema "Deutschenfeindlichkeit" für erfunden hält (da fagt man sich allerdings, warum dann Sozialarbeiter, die an Schulen Projekte durchführen, dieses Phänomen im Zusammenhang mit Fremdenfeindlichkeit behandeln), reduziert Greiner in geradezu demagogischer Weise auf die Rolle des "weißen deutschen Feuilletonisten". Ein Blogger namens "momorulez" schließlich beklagt die "weiße" Perspektive (http://buehnenwatch.com/).

Warum eigentlich eine "weiße Perspektive"? Was hat dieser Ulrich Greiner eigentlich getan, um auf seine Hautfarbe reduziert zu werden (von der übrigens zum gegenwärtigen Zeitpunkt lediglich angenommen wird, dass sie hell ist - kaum einer der Kritiker dürfte Herrn Greiner schon einmal gesehen haben)? Warum billigt man ihm nicht eine "liberale Perspektive" zu? Oder eine, die kritisch gegenüber jeder Form der Sprachsteuerung ist? Vielleicht eine "linguistische Perspektive"?  In jedem Fall könnte der Mann doch auch ganz einfach eine Perspekive eingenommen haben, die von Inhalten geprägt ist und nicht von seiner Hautfarbe. Warum also diese Unterstellungen?

Die Kritiker bewegen sich dabei auf sicherem ideologischen Boden. Der Irrsinn der "Whiteness Studies" hat längst schon Deutschland erreicht. Statt Rassentheorien zu überwinden, führt man sie in politisch korrekter Verkleidung fort. Dabei wird die Wertigkeitsskala der Nazis nahezu eins zu eins übernommen und als unveränderliche Diskriminierungsskala missbraucht: Ganz oben der weiße, nordische Typ, der alle anderen diskriminiert. Unten alle, die von den Nazis gehasst wurden, und das sind bekanntlich nicht wenige. Und wer nun äußert, dass er Wörte wie "Neger" nicht aus der Literatur verbannen möchte, der tut es natürlich, weil er weiß ist, und nicht etwa, weil er nachgedacht hat. So die Argumentation der einfältigen Sprachpolizisten. Mal ein Retourkutsche: Ist ihre Position denn eigentlich so viel weniger "weiß" - ein weißer, eurozentrischer Paternalismus, der davon ausgeht, der gedemütigte Schwarze benötige unbedingt zu seinem Schutze einen tapferen hellhäutigen Helfer? Man sieht, es würde auch so herum funktionieren.

Der politisch korrekte Rassenwahn scheitert letztlich, wie jede dieser kruden Theorien, an seinen eigenen inneren Widersprüchen. Statt dem Rassismus einen grundsoliden Humanismus entgegenzusetzen, d. h. das Menschsein zu thematisieren, wird nun das Weißsein als Inkarnation des Bösen thematisiert. Man muss deshalb noch lange nicht zu Vokabeln wie "antiweißer Rassismus" greifen - dafür sind die Ressentiments zu wenig konkret. Aber eine Weltsicht, die die "Weißen" als jene sieht, die zur Verantwortung gezogen werden müssen, die "anderen" hingegen als unmündige Kinder, die ihre eigenen Vorurteile niemals zu reflektieren brauchen, erfüllt die Kritieren eines "Rassismus der Antirassisten", wie Pascal Bruckner ihn umschrieben hat: Der "weiße" Antirassist behandelt andere "Weiße" wie Erwachsene, aber seine Mündel, die "Nicht-Weißen" bleiben von ihm, ihrem Fürsprecher, stets abhängig - ein Rassismus, der sich seiner selbst nicht bewusst ist. In Deutschland muss erst noch verstanden werden, dass militante Minderheitenschützer nicht das Gegenteil von Minderheitenhassern darstellen, sondern vielmehr einen Teil des Problems. Wer sind denn diese "Weißen", die ständig privilegiert werden, überhaupt? Sandra Maischberger sieht südländischer aus als Kenan Kolat. Ab wie wenig Pigmentierung ist man weiß? Aziz Bozkurt wiederum, der der "AG Integration und Vielfalt" der Berliner SPD vorsteht, bringt sich gerne gegen den Berliner Bezirksbürgermeister mit Formulierungen wie "der weiße privilegierte Buschkowsky" in Stellung. Man sieht: Man kann auch mal politisch korrekt die Sau rauslassen. Endlich!

Erinnert sei auch daran, dass die politische Korrekheit aus "Juden" bereits "jüdische Mitbürger" machen wollte. Aus den "Praktisch Bildbaren" (schon dieser Begriff verdient ein lautes "Autsch!") werden mittlerweile auch schon "seelenpflegebedürftige Menschen" (Doppel-"Autsch!"). Es ist nicht zu leugnen: Die PC-Bewegung ist ein Meister der Verschlimmbesserung. Erst müssen sich die geistig Behinderten sagen lassen, dass sie nur zu praktischen Dingen taugen, jetzt bedarf ihre Seele unserer Pflege. Und alles, weil man höflich sein will.

Ist es eigentlich überhaupt Höflichkeit? Vor einigen Jahren hat Asfa-Wossen Asserate, Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers, ein Buch über Höflichkeit und gute Umgangsformen geschrieben (Titel: "Manieren"). Als er sein Buch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorstellte, definierte er Höflichkeit interessanterweise als das Gegenteil von Political Correctness. Und sollte jetzt jemand von der Gegenseite den Vorwurf erheben, ich bediente mich mit Herrn Asserate eines "Alibi-Negers", dann weiß ich wenigstens von da an ganz genau, wo die Rassisten sitzen - vielen Dank.

Aber was spricht eigentlich dagegen, Menschen so zu nennen, wie sie es gerne möchten? Nichts. Dummerweise sind aber nicht alle Menschen, die wir in eine Schublade packen, hinsichtlich dieser Bezeichnungen einer Ansicht. Es sei an die Differenzen zwischen dem Zentralrat der Sinti und Roma und der Sinti-Allianz bezüglich des Wortes "Zigeuner" erinnert. Während die letztgenannte Organisation den Gebrauch befürwortet, wittert der Zentralrat Rassismus. Pikanterweise hat der derzeitige Zentralratsvorsitzende vor Einführung des Begriffs "Sinti und Roma" in einer anderen Funktion die Bezeichnung "Zigeuner" selbst in öffentlichen Stellnungnahmen verwendet. Sind also bestimmte Begriffe grundsätzlich problematisch (und wir haben es bloß lange nicht erkannt) oder wurde bei einem an sich unproblematischen Begriff das Problem erst künstlich (und erfolgreich) herbeigeredet? Eine allgemeine Antwort kann es hier nicht geben, die Entscheidung wird im Einzelfall getroffen werden müssen. Aber deutlich wird: Die Dinge sind fast niemals so schwarz und weiß, wie es die Political Corectness gerne hätte. Entsprechend sieht Umberto Eco in der PC den Versuch der sprachlichen Kaschierung eines Problems, das man nicht zu lösen imstande ist.

In der Literatur ist es durchaus ein Vorteil, wenn uns im "Huckleberry Finn" der "Nigger" begegnet, in der "Kleinen Hexe" der "Neger" und in "Pippi Langstrumpf" der "Negerkönig". Otfried Preußlers Verlag ist zwar anderer Ansicht - man müsse Bücher "dem sprachlichen und politischen Wandel anpassen. Nur so bleiben sie zeitlos, diese Begriffe sind nicht mehr zeitgemäß, entsprechen nicht mehr dem heutigen Menschenbild." Ja, müssen die Bücher von damals denn eigentlich überhaupt dem heutigen Menschenbild entsprechen? Fremd ist nicht nur die andere Kultur, sondern auch die andere Zeit. Und die Begegnung mit der Fremdheit kann bekanntlich etwas sehr Wertvolles sein. Wenn man in einem literarischen Werk, das in einer anderen Zeit erschienen ist, die aus heutiger Sicht problematischen Begriffe tilgt, dann bringt man den Leser um diese Erfahrung der Fremdheit. Fremdenfeindlich, wenn man so will, ist also die Zensur. Zudem ist sich auch noch grob verfälschend. Sollen die Weißen in "Huckleberry Finn" denn Jim nicht mehr als "Nigger", sondern als "unseren afrokamerikanischen Freund" bezeichnen? Das haben sie nun mal damals nicht getan und wer hier korrigierend eingreift, zeichnet von dieser Slavenhaltergesellschaft ein freundlicheres Bild, als es historisch korrekt wäre. Historische Korrektheit verdient zweifellos den Vorrang vor politischer Korrektheit. Die letztere hat was mit Empörung und Selbstinszenierung zu tun, die erstgenannte mit Wissen.

Es geht bei der Beibehaltung der ursprünglichen Begrifflichkeiten also auch immer um Wissensvermittlung. Und genau das Wissen ist es, das so vielen PC-Besessenen fehlt. Paul Maar, der Schöpfer des Sams, sagt etwa im Deutschlandradio: "Wenn ein Inuit sich als Eskimo in einem Buch wiederfindet, findet er das auch nicht gut, weil Eskimo ja ein absolutes Schimpfwort ist, das die Indianer für die Eskimos oder für die Inuit genauer gesagt erfunden haben." (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1971455/)

Unfreiwillig komisch ist dieser Satz deshalb, weil Maar bei seiner Argumentation gegen das politisch inkorrekte Wort "Eskimo" freimütig auf das politisch inkorrekte Wort "Indianer" zurückgreift. Und hätte Maar mal vorher mal kurz bei Wikipedia reingeschaut, hätte er erfahren, dass das Wort Inuit "nicht im Wortschatz aller um den Nordpol lebenden Volksgruppen enthalten" ist und dass daher "Inuit" auch "kein Ersatz für den Terminus Eskimo" sein kann. "Inuit" ist nur in Grönland und Kanada gebräuchlich, nicht aber in Alaska und auf den Aleuten. Aber auch im kanadischen Territorium Nunavut existiert eine "West Baffin Eskimo Cooperative". Dass das Wort "Eskimo" "Rohfleischfresser" bedeute, ist nach neuesten linguistischen Forschungen übrigens vermutlich ein Mythos. Aber dieser Mythos war nachweislich die Ursache dafür, dass in den 70ern in Kanada der Begriff "Eskimo" tabuisiert und von den Betroffenen als beleidigend empfunden wurde. Sich beleidigt zu fühlen ist vorranging eine emotionale Angelegenheit und kann, wie man sehen kann, auf Falschinformationen beruhen. Hätte man schon damals herausgefunden, dass die "Rohfleischfresser"-These falsch ist, wer weiß, vielleicht wäre "Eskimo" niemals zum Unwort geworden (siehe hierzu auch: http://alt-usage-english.org/excerpts/fxeskimo.html). Aber PC-Fanatiker gehen auf Argumente dieser Art nicht ein, sie beharren auch dann auf ihren Irrtümern, wenn dieses längst erwiesen sind. Argumentativ sind sie äußerst schwach aufgestellt, dafür haben sie aber umso mehr Wut im Bauch.

Laut einer Emnid-Umfrage sprechen sich 50% der Deutschen dafür aus, "Neger" und "Zigeuner" aus Kinderbüchern zu entfernen, 48% wollen diese Wörter beibehalten. Die Zahlen verändern sich jedoch mit steigender Bildung: 85 Prozent der Volksschüler ohne Lehre befürworten die Zensur, aber nur 37 Prozent der Befragten mit Hochschulreife. Durch diese Umfrage erfährt die hier vertretene Position empirische Bestätigung: Je gebildeter ein Mensch ist, desto mehr versteht er von den eigentlichen Sachverhalten und desto weniger geht er den Sprachpolizisten auf den Leim. Es sollte auch niemanden verwundern, dass sich bereits der Deutsche Lehrerverband und der Deutsche Philologenverband für die Beibehaltung der historischen Textfassung ausgesprochen haben.

Es wird nicht die letzte PC-Debatte gewesen sein, die Deutschland führt. Dabei hatte Dieter E. Zimmer bereits in den 90er Jahren im Zuge scharfsinniger Analsyen alles gesagt, was nötig ist. Seine Texte sind im Internet zu finden und auch heute noch von ungebrochener Aktualität. Die Google-Suche und anschließende Lektüre lohnt sich also. Manchmal tut es allerdings auch eine Folge der Simpsons: In einem Halloween Special kommt es zu einer dramatischen Begegnung mit Untoten. Lisa brüllt voller Angst: "Zombies!" Bart spricht daraufhin tadelnd: "Ich glaube, sie haben es lieber, wenn man sie vermindert Lebensfähige nennt."

Und bei Max Frisch döst der amerikanische GI mit seiner deutschen Freundin noch immer friedlich an der Isar, ungestört vom PC-Wahn anderer Zeiten, "als wären vier Wände um sie".

PM: Peri begrüßt Prozessbeginn
26.01.2013 12:37:38

Peri e. V. begrüßt den Beginn des Prozesses gegen den Vater der ermordeten Arzu Özmen
Pressemitteilung 

Die achtzehnjährige Arzu Özmen war am 1. November 2011 aufgrund ihrer Beziehung zu einem Nicht-Jesiden von ihrer eigenen Familie ermordet worden. Nachdem der Bundesgerichtshof Anfang dieses Jahres die Revisionsanträge von Osman und Kirer Özmen zurückgewiesen hat, sind alle Urteile gegen die Geschwister Arzus rechtskräftig. Dennoch scheinen nicht alle Hintergründe aufgeklärt worden zu sein: Arzus Vater Fendi Özmen muss sich ab dem 28. Januar 2013 vor dem Landgericht in Detmold verantworten.
 
Peri - Verein für Menschenrechte und Integration e. V. begrüßt diese jüngste Entwicklung und hofft, dass dadurch die Rolle des Vaters einwandfrei geklärt wird, zumal als erwiesen gilt, dass Arzu Özmen unter häuslicher Gewalt litt. Gleichzeitig befremdet es uns, dass das Gericht sich unter Verweis auf den kulturellen Hintergrund der Familie nicht näher mit der Rolle von Arzus Mutter beschäftigen wird - sie habe nicht die Stellung in der Familie gehabt, um die anderen Familienmitglieder von ihrer Tat abhalten zu könne. Zu Recht hat die Staatsanwaltschaft gegen diese Entscheidung Beschwerde eingelegt. Peri e. V. hält die ständigen Verweise auf angebliche "kulturelle Hintergründe" vor deutschen Gerichten für eine dringend zu korrigierende Fehlentwicklung und spricht sich dafür aus, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Kultur ernst zunehmen und kulturrelativistische Positionierungen zu vermeiden. Dazu gehört eben auch, nach der Verantwortung eines Menschen für sein Handeln oder Nicht-Handeln zu fragen statt sich den Anschein eines völkerkundlichen Seminars zu geben. Nach unserer Erfahrung können Frauen in patriarchalischen Familien durchaus in die eine oder andere Richtung bestärkend wirken und haben manchmal ein besonderes Augenmerk auf die Wahrung der "Familienehre". Und sollte dies in einem bestimmten Fall nicht zutreffen, so darf von einer Mutter dennoch erwartet werden, dass sie unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund in der Pflicht steht, ihr Kind zu schützen, und sich nicht der unterlassenen Hilfeleistung schuldig macht.
 
Zudem sei daran erinnert, dass das Gericht Arzus Schwester Sirin einen aktiven Part als eigentliche Drahtzieherin zuschreibt - woraus man ersehen kann, dass Frauen in der Familie Özmen durchaus Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten haben. Dies für die Schwester der Ermordeten festzustellen, für die Mutter aber von vorneherein zu verwerfen, erscheint uns als Widerspruch. In patriarchalischen Systemen treten Frauen keineswegs nur als Opfer in Erscheinungen, sondern auch als Komplizinnen. Im vorliegenden Fall müsste zumindest die Frage entsprechend gestellt werden, anstatt sie gar nicht erst zuzulassen.
 
Peri e. V. wird auch diesen Prozess kritisch begleiten und dokumentieren. Die rückwärtsgewandten Traditionen, die in der Familie Özmen offenkundig mächtig sind und das Leben eines Menschen gefordert haben, werfen konsequenterweise die Frage nach der Rolle der Eltern als mögliche Träger und Vermittler dieser Traditionen auf. Auf die Frage erhoffen wir uns in den kommenden Wochen eine Antwort.

http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?aktion=jour_pm&r=520502

Die Mitte ist schlecht, weil sie nicht so ist wie wir (3)
21.01.2013 21:04:39

Die Mitte ist schlecht, weil sie nicht so ist wie wir
Kritische Betrachtung der Studie "Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012" der Friedrich-Ebert-Stiftung
von Thomas Baader

TEIL 3

3. Ungeeignete Fragestellungen, um Rechtsextremismus unter Migranten angemessen untersuchen zu können

Es ist offensichtlich, dass es nicht die Absicht der Verfasser ist, rechtsextreme Einstellungen unter Migranten zu untersuchen. Das Augenmerk gilt dem einheimischen, nicht dem importierten Rechtsextremismus. Auf Seite 108 heißt es wörtlich: "Es ist plausibel zu vermuten, dass die Zustimmung zu rechtsextremem Gedankengut unter Migrantinnen und Migranten deutlich geringer ausfällt als in der Vergleichsgruppe. Der von uns genutzte Rechtsextremismus-Fragebogen ist auf Deutschland eingestellt, das heißt die Items sind im Hinblick auf den nationalen Kontext formuliert."

Hierzu lässt sich festhalten:
- Plausibel ist natürlich lediglich, dass es unter Migrantinnen und Migranten weniger Zustimmung zum Rechtsextremismus altdeutscher Prägung gibt (so wie es bei Menschen ohne Migrationshintergrund weniger Zustimmung geben dürfte zu rechtsextremen Inhalten der "Grauen Wölfe", als es bei Türkischstämmigen der Fall ist). Nicht plausibel ist es zu vermuten, dass Migrantinnen und Migranten rechtsextremem Gedankengut im Allgemeinen weniger zustimmen würden.
- Der Hinweis, dass der Fragebogen "auf Deutschland eingestellt" sei und entsprechende Items verwendet würden, dient zwar durchaus der Transparenz, offenbart aber zugleich in Überdeutlichkeit das Defizitäre der Studie. Anders ausgedrückt: Die Verfasser machen aus ihrer beabsichtigten Einseitigkeit keinen Hehl.

Zu Recht stellt Hartmut Krauss daher bezüglich der "Mitte"-Studie fest:

"Die Erfassung der Quantität und Essenz rechtsextremistischer Einstellungen konzentriert sich bislang fast ausschließlich auf die einheimische deutsche Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Mit dieser einseitigen Ausrichtung wird die traditionelle Rechtsextremismusforschung der veränderten Realität einer multiethnischen Zuwanderungsgesellschaft aber nicht mehr gerecht, denn sie vermittelt mit dieser Fokussierung mittlerweile ein verzerrtes Bild der wirklichen Problemlage. [...] Die auf Deutsche ohne Migrationshintergrund zugeschnittenen Fragebatterien sind nicht in der Lage, den realen Inhalt und das wirkliche Ausmaß rechtsextremistischer Einstellungen von Migranten im Allgemeinen und muslimischen Migranten im Besonderen zu erfassen. Hierzu wäre es zum Beispiel notwendig, Fragebatterien zu entwickeln, die (a) eine übersteigert-nationalistische Identifikation mit der Herkunftsnation bzw. ethnischen Herkunftsgruppe ausweisen könnten, (b) das subjektive Einstellungsverhältnis zu Verbrechen der eigenen Herkunftsgruppe eruierten (Türkischstämmige im Hinblick auf die Verbrechen an den Armeniern oder im Hinblick auf das Verhältnis zu den Kurden) und (c) religiös-weltanschauliche Überlegenheits- und Herrschaftsansprüche gegenüber 'Fremdgruppen' ermittelten."
(
http://www.gam-online.de/text-Rechtsextremismusforschung.html)

Die Verfasser der Studie haben also allen Ernstes auf "Bio-Deutsche" zugeschnittene Items wie "Eigentlich sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen" und "Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert" Menschen mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund vorgelegt und dies mit der banalen Aussage kommentiert, dass die Zustimmung der Migrantinnen und Migranten zu diesen Aussagen erwartungsgemäß geringer ausfiel. Der wissenschaftliche Wert dieser Erkenntnis tendiert gegen null. Die fatale Konsequenz aus dieser Haltung ist, dass jene, die unter dem importierten Rechtsextremismus zu leiden haben, mit dem Problem alleine gelassen werden. Zu ihnen gehören etwa die Aleviten in Deutschland. Treffend sagte Ali Ertan Toprak, der zweite Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde, in einem Welt-Online-Interview im Jahr 2011: "Auf dem rechten Auge ist Rot-Grün in NRW wie anderswo oft blind – wenn es um Migranten geht." (http://www.welt.de/politik/deutschland/article13242127/SPD-und-Gruene-machen-Radikale-salonfaehig.html)

Zwar bezeichnen die Verfasser die Tatsache es als "bemerkenswert", dass ihre Studie auch zu dem Ergebnis kommt, dass mehr Migrantinnen und Migranten ohne deutsche Staatsbürgerschaft zur Verharmlosung des Nationalsozialismus neigen, als es Deutsche ohne Migrationshintergrund tun (S. 109); das Kapitel "Handlungsfelder" nimmt jedoch keinen Bezug auf diesen Befund, sodass keine Konsequenzen aus dieser "bemerkenswerten" Erkenntnis gezogen werden. Dass den Verfassern überdies der Bedeutungsunterschied der Wörter "anscheinend" und "scheinbar" nicht geläufig ist, fällt angesichts dieses Umstandes kaum ins Gewicht (S. 108: "Von diesen Parteien [Linke und Piratenpartei] fühlen sich Migrantinnen und Migranten scheinbar etwas eher vertreten als andere.")

Fazit

Die Studie zeigt, wie detailliert dargelegt wurde, eine deutliche ideologische Färbung, die naturgemäß wissenschaftlicher Erkenntnis abträglich ist. Die drei Hauptmängel der Studie lassen sich, so darf vermutet werden, auf dieselbe Ursache zurückführen:

- Der Studie gelingt keine brauchbare und tragfähige Differenzierung zwischen "Islamfeindschaft" und Islamkritik, weil man eine solche eindeutige Differenzierung nicht will.
- Die Studie erfasst linksextremistische Einstellungen nicht angemessen, weil man diese nicht erfassen will.
- Die Studie erfasst rechtsextremistische Einstellungen unter Migrantinnen und Migranten nicht angemessen, weil man diese nicht erfassen will.

Das Weltbild der Verfasser lässt bestimmte Erkenntnisse von vorneherein nicht zu. Die "Mitte"-Studie und das Milieu, das sie hervorgebracht hat, müsste zunächst zu kritischer Selbstreflexion in der Lage sein, um dieses Defizit zu überwinden. Die Ausführungen der Verfasser geben allerdings keinerlei Anlass zu der Hoffnung, dass eine solche konstruktive Einstellung dort vorherrschend ist. In diesem Zusammenhang sei auf die aktuelle Debatte um Jakob Augstein verwiesen, die denselben Geist atmet: Wer das Phänomen des linken Antisemitismus nicht zur Kenntnis nehmen will (so, wie die Verfasser etwa nicht das Phänomen des Linksextremismus zur Kenntnis nehmen wollen), der kann Äußerungen eines "Linken" auch dann nicht als antisemitisch einordnen, wenn dieselben Äußerungen, getätigt von einem Konservativen, klar und eindeutig als antisemitisch gewertet würden.

Erschreckend ist zudem der Umgang der Medien mit der Studie. Obwohl kaum ein Journalist sie vollständig gelesen haben dürfte, wird sie völlig unkritisch im Sinne einer verlässlichen Quelle zitiert. Die vorliegende Analyse hat daher den Versuch unternommen, Aufklärung zu leisten.

Islamkritiker Kareem Amer (und die ARD distanziert sich am Schluss)
21.01.2013 19:19:16
Videohinweis

http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/329478_weltspiegel/13113252_polen-heimatlos-in-krakau?buchstabe=W
Mein Leserbrief an die Frankfurter Rundschau
11.01.2013 13:29:45

Mein Leserbrief an die Frankfurter Rundschau
von Thomas Baader

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich verfolge in den letzten Wochen Ihre Berichterstattung zum Antisemitismusvorwurf gegen Jakob Augstein und muss gestehen, dass ich von Ihrer Vorgehensweise einigermaßen entsetzt bin.

Bevor ich auf Ihre Artikel eingehe, zunächst ein paar notwendige Richtigstellungen: Das Simon Wiesenthal Center hat keineswegs, wie vielfach in der Presse behauptet, seine Vorwürfe gegen Herrn Augstein relativiert und ist auch nicht "zurückgerudert". Von Anfang an stand auf der Website des SWC, dass es sich bei dem Ranking um eine Liste antisemitischer und antiisraelischer Schmähungen handelt. Darauf hat das SWC hingewiesen - nichts weiter. Dieser Hinweis wäre im Übrigen erst gar nicht nötig gewesen, wenn deutsche Journalisten weniger nachlässig recherchieren würden. Es ist schon ein wenig seltsam, dass dieser korrigierende Hinweis seitens des SWC, der wie gesagt aus der Fahrlässigkeit deutscher Presseorgange resultiert, nun als Schwäche des SWC interpretiert wird und nicht etwa, wie es richtigerweise sein sollte, als Schwäche der verantwortlichen Journalisten in Deutschland.

Ob nun jemand, der (richtigerweise!) als Urheber einer antisemitischen/antiisraelischen Verunglimpfung eingestuft wird, auch als "Antisemit" bezeichnet werden darf, überlasse ich Ihnen. Ich habe dazu eine eigene Meinung.

"Wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen", schreibt Jakob Augstein. Und außerdem dass die Rückendeckung der USA, die Israel genieße, sich der (angeblichen) Tatsache verdanke, dass jeder US-Präsident sich "vor den Wahlen immer noch die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen sichern" müsse. Im Klartext muss das wohl heißen: Die israelische Regierung und "jüdische Lobbygruppen" kontrollieren weite Teile der amerikanischen und deutschen Politik. Anders können diese Sätze von Herrn Augstein nicht gelesen werden. Und hier wollen Sie keine Verschwörungstheorie erkennen, die sich alter antisemitischer Klischees bedient? Wirklich nicht?

Große Teile der Presse haben auch sich völlig unsinnigerweise mit der Frage beschäftigt, ob Kritik an Israel erlaubt sein müsse und ob Israelkritik denn wirklich immer den Antisemitismusvorwurf verdiene. Nun handelt es sich dabei aber um eine glasklare Phantomdebatte, denn weder Henryk Broder noch irgendjemand anderes, der sich an dieser Debatte beteiligte, hat jemals behauptet, dass Kritik an Israel verboten und zwangsläufig antisemitisch wäre. In diesem Sinne kann auch Herr Augstein Israel so viel kritisieren, wie er will, problematisch wird es erst in dem Moment, wo er dies unter Zuhilfenahme antisemitischer Topoi tut.

Nachdem nun diese grundlegenden Dinge geklärt sind, möchte ich wie angekündigt auf Ihre Berichterstattung bzw. Ihre Kommentare Bezug nehmen. Ich überspringe hierbei den Text von Herrn Bommarius, der über die Vorzüge des Rechtsstaates philosophiert und sie darin sieht, dasss Herr Broder noch frei rumlaufen dürfe. Statt dessen möchte ich mich auf den Text von Jonas Nonnenmann vom 9. Januar 2013 konzentrieren. Herr Nonnenmann schreibt wörtlich:

"Mag sein, dass wir deutschen Journalisten uns besonders gerne mit Israel beschäftigen. Ob wir wollen oder nicht, haben viele von uns durch die Verbrechen unserer Eltern und Großeltern nun einmal eine besonders enge Beziehung zu Israel. Gerade weil wir das Land schätzen, finden wir es schlimm, wie eine demokratische Regierung Menschenrechte missachtet. Falls Augstein deshalb grollt, ist daran nichts auszusetzen. Ähnlich ist es mit den USA: Wenn dort gefoltert wird, sorgt das auch hier für Empörung; wenn aber dasselbe in Nordkorea passiert, löst der Vorfall höchstens ein Schulterzucken aus - von einer Diktatur erwarten wir ja nichts anderes. Von den Freunden in Israel hingegen schon."

Ich will es nicht verhehlen: So ähnlich habe ich auch mal gedacht. Meine Entschuldigung ist allerdings, dass ich damals noch ein Teenager gewesen bin und mich äußerst oberflächlich und undifferenziert mit dem Nahostkonflikt beschäftigt hatte. Auch ich war der Ansicht, dass ich höhere Ansprüche stelle an westliche Demokratien als an irgendwelche Dikatoren und tyrannischen Regime. Heute würde ich fragen: warum eigentlich? Gibt es für diese Sichtweise irgendeine einleuchtende Begründung? Würden Sie mit einem Kind, dass andere Kinder drangsaliert, schlägt und sonstwie quält, als Erwachsener besonders nachsichtig verfahren, während Sie mit einem Kind, dass die Grundregeln zivilisierten Zusammenlebens bereits verinnerlicht hat und keine kriminelle Laufbahn einschlägt, bei jedem Fehler ganz besonders hart ins Gericht gehen? Würde Ihnen das zweite Kind dann nicht völlig zu Recht Doppelmoral vorwerfen? Übrigens: Es gibt eine Definition von Antisemitismus, die man in diesem Fall nicht vergessen sollte - als ein Erkennungszeichen gilt, wenn man an den Staat Israel andere moralische Standards anlegt als an andere Länder.

Genau das aber tut Herr Nonnenmann laut eigener Aussage.

Mit freundlichen Grüßen
T. Baader

Beschnittener Rechtsausschuss
08.01.2013 09:40:58

Lesehinweis

hpd: Nun hat aber auch im Rechtsausschuss die Mehrheit der Sachverständigen für das Beschneidungsgesetz votiert. Ist dieses Votum gar nichts wert?

Holm Putzke: Genau – keinen Pfifferling! Überlegen Sie doch mal: Bei allen Eingeladenen war völlig klar, wie sie votieren würden, weil sich die meisten vorher schon irgendwo geäußert hatten. So standen von vornherein viele Beschneidungsbefürworter wenigen Kritikern gegenüber. Völlig überraschend war am nächsten Tag in den Zeitungen zu lesen, dass eine große Mehrheit der Sachverständigen das Gesetz gutheißt. Wer keine Ahnung hat, den beeindruckt so ein scheinbar klares Votum natürlich. Bei genauerem Hinsehen haben die gezielt ausgewählten Sachverständigen genau das produziert, was die Politik bei ihnen bestellt hat: einen Persilschein. So funktioniert Politik: Man lade sich die Applaudierer und Ja-Sager ein, die man braucht, und schon bekommt man das Ergebnis, das man haben möchte.
Warum wurden neben oder anstelle der jüdischen Beschneiderin Antje Yael Deusel und des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, nicht Andreas Gotzmann, Professor für Judaistik an der Universität Erfurt, geladen oder Michael Wolffsohn, Historiker und emeritierter Professor? Warum wurde der gerade zum Bundesgerichtshof berufene Hennig Radtke gehört und nicht der langjährige BGH-Richter Thomas Fischer, Autor des bekanntesten StGB-Kommentars? Was qualifiziert Hans Kristof Graf, Chefarzt im Jüdischen Krankenhaus Berlin, gegenüber Boris Zernikow, Leiter des Deutschen Kinderschmerzzentrums, oder gegenüber Matthias Franz, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie? Oder was hat der Ehrenvorsitzende des Deutschen Familiengerichtstages, Siegfried Willutzki, für besondere Kompetenzen etwa im Vergleich zu einer Vertreterin oder einem Vertreter der Deutschen Kinderhilfe? Wieso wurde Aiman A. Mazyek eingeladen, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, aber kein einziger von denen, die ihre Beschneidung beklagen und unter ihrem Zustand leiden? Und mit welchem Recht erhält der Kirchenrechtler Hans Michael Heinig den Vorrang etwa gegenüber Winfried Hassemer, dem ehemaligen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts?

http://hpd.de/node/14709?page=0,1

Mein Brief an Amnesty International zur Burka
30.12.2012 12:41:04

Mein Brief an Amnesty International zur Burka
von Thomas Baader

Nachdem ein Mitstreiter aus dem Peri-Verein seine Mitgliedschaft bei Amnesty International wegen inhaltlicher Differenzen die Burka betreffend gekündigt hatte, erhielt er einem in belehrendem Tonfall gehaltenen Antwortbrief von AI, in dem "freiwilliges" Burkatragen als Menschenrecht dargestellt wurde. In Absprache mit dem Betroffenen schrieb daraufhin auch ich Amnesty International in dieser Angelegenheit an:

Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Name ist Thomas Baader. Wie Herr Helmut Biehl, der Ihnen kürzlich wegen der Kündigung seiner AI-Mitgliedschaft geschrieben hat, bin auch ich Mitglied von Peri Verein für Menschenrechte und Integration e. V. Seit knapp zwei Jahren nehme ich dort das Amt des Pressesprechers wahr. Der Verein engagiert sich aktiv gegen Zwangsverheiratung, "Ehrenmorde" und ähnlich gelagerte Verbrechen. Wir leisten auch Betroffenen aktiv Fluchthilfe und organisieren eine entsprechende Unterbringung.

Während der Themenkomplex "Kopftuch" ohnehin schon problembelastet ist, geht es im vorliegenden Fall aber um die Burka, die als Form der vollständigen Gesichtsverschleierung weder relativiert noch verharmlost werden darf. Die Geschichte der Burka ist ohne den patriarchalischen Hintergrund, der auf Besitzwahrung und Kontrolle der Frauen aufbaut, gar nicht zu verstehen. Daher ist "freiwilliges Burkatragen" ein völlig sinnentleerter Begriff, wie etwa "freiwillig sich unterordnen" oder "freiwillig Bürger zweiter Klasse sein". Sinn und Zweck der Burka war es stets, Frauen in der Öffentlichkeit unsichtbar werden zu lassen.

Wenn das Tragen der Burka mit Menschenrechten begründet wird, dann haben wir es mit einem pervertierten Menschenrechtsbegriff zu tun. In diesem Sinne sind AI-Vertreter leider oft nicht angemessen geschult, wie der Auftritt einer Dame von Amnesty International in einer Fernsehsendung vor ein paar Jahren bewies - selbige behauptete, dass es in Deutschland keine Burkaträgerinnen gäbe; alle Anwesenden, einschließlich der Gegner eines Burka-Verbots, widersprachen ihr daraufhin. Die tatsächliche Anzahl von Burkaträgerinnen in diesem Land ist übrigens völlig irrelevant für die menschenrechtliche Fragestellung, die mit der Burka verbunden ist.

Daher ist die Pro-Burka-Positionierung von AI auch als besonders ärgerlich zu werten. Eine Problematisierung ist leider nicht einmal ansatzweise zu erkennen. Denn wer in einem derart patriarchalisch geprägten Umfeld aufwächst, hat natürlich dessen Gesetze verinnerlicht und seine untergeordnete Rolle darin längst akzeptiert. Natürlich wird eine Frau angeben, die Burka freiwillig zu tragen, wenn sie jeden Tag erfährt, wie das eigene soziale Umfeld über Frauen ohne Burka denkt. Wer das mit Freiwilligkeit verwechselt, der nimmt vermutlich auch Natascha Kampuschs Aussage, "freiwillig" Geschlechtsverkehr mit ihrem Entführer gehabt zu haben, wörtlich. In diesem Zusammenhang möchte ich auf Betreuungsfälle von Peri e. V. hinweisen: Betroffene, die in ihrer Jugend unter Kopftuchzwang standen, geben an, aus unterschiedlichen Gründen früher selbst behauptet zu haben, das Kopftuch würde von ihnen freiwillig getragen. Man kann also solche Aussagen nicht unkritisch für bare Münze nehmen.

Neben diesen ethischen Gründen sprechen auch noch rein praktische Gründe gegen die Burka:
- Unsere Gesellschaft funktioniert auf eine Art und Weise, dass das Erkennen des Gesichtes des jeweils anderen und der Einsatz der eigenen Mimik eine zentrale Rolle spielen. Diese Form der Kommunikation ist wichtig für unser Miteinander.
- Bestimmte sensible Bereiche in unseres Landes werden aus guten Gründen mit Überwachungskameras kontrolliert (Banken, U-Bahn-Stationen, Flughäfen, etc.). Derartige Maßnahmen sind völlig sinnlos, wenn Menschen eine Alltagskleidung tragen, die ihre Identifizierung unmöglich macht.
- Es gibt mehrere prominente Fälle, wo ein Straftäter sich einer Verhaftung erfolgreich entziehen konnte, indem er gekleidet in die Burka seiner Schwester fliehen konnte.

Bitte bedenken Sie auch, dass es in unserer Gesellschaft üblich ist, Menschen an ihrem Arbeitsplatz erhebliche Eingriffe in ihre Kleiderwahl zuzumuten. In Shorts und T-Shirt könnten Sie in einer Bank nicht arbeiten.

Anders als Herr Biehl war ich niemals Mitglied bei Amnestey International. Ich achte allerdings darauf, keine Organisation mit Spenden zu unterstützen, die diese Sachverhalte falsch darstellt und eine Pro-Burka-Propaganda betreiben. Die Gründe für die Ablehnung der Burka sind in unserem Umfeld eben nicht fremdenfeindlicher, sondern humanistischer und emanzipatorischer Natur.

Mit besten Grüßen und in der Hoffnung, Nachdenklichkeit bewirkt zu haben,
T. Baader

Bislang erhielt ich von Amnesty International keine Antwort.


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