DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Menschenrechte
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Diese Kategorie umfasst alles, was das Thema Menschenrechte berührt (ach was!).

Stimmen zum Anti-Islam-Film und den damit verbundenen Ausschreitungen
17.09.2012 22:26:01

Lesehinweise

Man könne, so sagen es die Völkerpsychologen und Islam-Experten, den Moslems so etwas nicht zumuten, die wären noch nicht so weit, Häme und Spott gegenüber ihrer Religion auszuhalten, ohne aus der Haut zu fahren. Man müsse ihnen noch etwas Zeit lassen. Wer so argumentiert, ist nicht nur ein Kulturrelativist, er ist ein subtiler Rassist. Er müsste konsequenterweise den Moslems auch raten, längere Strecken mit dem Kamel statt mit dem Flugzeug zurückzulegen und ihnen den Zugang zum Internet verbieten. Denn: Die sind noch nicht so weit. [...] Der Film "Paradies: Glaube", eine Co-Produktion von WDR und arte mit Unterstützung etlicher Filmfonds, wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. In dem Film geht es um eine "missionarische Krankenschwester" namens Anna Maria, "die ihre Liebe zu Jesus bis ins Extrem treibt". Soll heißen: Anna Maria masturbiert mit einem Kruzifix. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Reaktionen in der moslemischen Welt ausgefallen wären, wenn Anna Maria nicht ein Kruzifix sondern einen den Moslems heiligen Gegenstand benutzt hätte.
http://www.welt.de/kultur/article109261025/Wie-unerzogene-Kinder-aus-dem-7-Jahrhundert.html

Die rechtspopulistische Gruppierung Pro Deutschland hatte am Wochenende angekündigt, dass sie den Film in Berlin aufführen wolle. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte daraufhin ein Verbot der Filmvorführung. Das wiederum lehnen Oppositionspolitiker ab. Der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz sagte, eine bloße außenpolitische Rücksichtnahme reiche nicht aus, die Grundrechte zu beeinträchtigen. Verbote könnten nur das letzte Mittel sein. Der Grünen-Geschäftsführer Volker Beck sieht für ein Verbot ebenfalls keine Grundlage. "Nach dem, was ich gesehen habe, ist der Film eine geschmacklose Dämlichkeit, aber ohne strafbaren Inhalt", sagte Beck.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-09/pro-deutschland-film-verbot?google_editors_picks=true

Es gibt keine Mitschuld in diesem Fall. Es gibt Mörder und es gibt einen Filmemacher, das sind zwei komplett verschiedene Dinge. Wer dem Regisseur eine Mitschuld gibt, könnte nach dieser Logik auch einem Vergewaltigungsopfer den wirklich sehr kurzen Rock vorwerfen, den es in der Tatnacht trug. Muss ja nicht sein, da draußen laufen doch so viele Verrückte herum, das weiß man doch. Dann sind aber die Verrückten das Problem und nicht der kurze Rock. Ebenso ist nicht der Mohammed-Film das Problem, sondern die Islamisten, die darauf mit Mord und Totschlag reagieren. Und wie reagieren deutsche Politiker auf diese Ereignisse? Fast alle kritisieren den kurzen Rock, so auch Ruprecht Polenz, der auf Facebook mitteilte: „Wer das Hetzvideo gegen den Islam und Muslime im Namen der Meinungsfreiheit verteidigt, hat nichts verstanden.“
http://boess.welt.de/2012/09/15/wer-botschafter-totet-hat-recht/

Ich habe in der Nachkriegszeit in Österreich noch miterlebt, wie alte Nazis verbal auf Juden losgingen. Ich habe die ausklingende Hitler-Diktatur, die in den Köpfen der damaligen Bürger noch präsent war, zur Genüge kennengelernt. Mit Erleichterung habe ich dann wahrgenommen, dass ich in eine Welt hineingeboren wurde, in der man sagen darf, was man denkt – auch wenn es sich beispielsweise gegen die katholische Kirche oder die Regierung richtet. Naiverweise dachte ich, dass diese Entwicklung nicht mehr umkehrbar wäre. Ich habe mich bedauerlicherweise geirrt. Der Hitler-Faschismus ist gegen den Islamofaschismus ausgetauscht worden. Und schon wieder darf man sich nicht mehr kritisch äußern.
http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/1290058/Problem-ist-dass-der-Islam-eine-aggressive-Religion-darstellt

Mehr Beschneidung - wenn auch ältere Beiträge
16.09.2012 22:14:47

Lesehinweise

Erleidet jeder beschnittene Knabe ein Trauma? Wir wissen es nicht. Die Diskussion darüber aber hatte etwas Obsessives, Voyeuristisches. Nicht nur, was die überbordenden Fantasien der Empörten betrifft. Auch viele, die ihren Respekt vor den Traditionen und Riten anderer Kulturen und Religionen bezeugen wollten, widmeten sich mit Hingabe den blutigen Details. Der Empörung trat die Faszination an die Seite. Es ist, vermute ich, die Faszination für eine Kultur, in der Zu- und Zusammengehörigkeit einen körperlichen Ausdruck haben. Nur wer beschnitten ist, gehört zu uns, heißt es auf jüdischer ebenso wie auf muslimischer Seite. Fehlt ein solches Zeichen der Zugehörigkeit in der hell ausgeleuchteten Moderne? Eines, das durch Schmerz verstärkt worden ist? Das also viel mit dem zu tun hat, was wir zu ächten gelernt haben - mit Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit, mit Gewalt also?
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/debatte/article109066001/Von-Gewalt-besessen.html

Allein die Problematisierung von Beschneidung gilt ihnen bereits als Antisemitismus oder Islamophobie oder, wie Jörg Lau konstatiert, als beides zugleich und "ein und dasselbe". Es ist auch die erste Debatte, in der Zaimoglu, Bahners und Broder mit grimmiger Miene Hand in Hand gehen. Viele der Autoren, die eben noch den Islamismus und seine Verharmlosung durch die Toleranzfraktion mit Vernunftargumenten bekämpfen wollten, bescheinigen nun all jenen, die die archaische Sitte der Beschneidung als Körperverletzung sehen, Antisemitismus im Namen eines "Kults der Vernunft". Hannes Stein findet Antisemitismus bei Voltaire und schließt daraus auf achgut.de, dass Aufklärung antisemitisch ist. Matthias Küntzel, der im Perlentaucher ebenfalls schon die bloße Debatte selbst in den Verdacht des Antisemitismus rückt, opfert ihr gewissermaßen die Vernunft selbst: "Vernunft", so schreibt er (und die Anführungszeichen sind von ihm), sei keine ethische Größe an sich. [...] Matthias Küntzel zeigt verdienstvoller Weise, wie eng das Thema der Beschneidung mit antisemitischen Motiven verknüpft ist: Es wäre höchst erstaunlich, wenn es nicht so wäre. Die Reaktionen auf das Thema zeigen, dass es tatsächlich ans Innerste (oder Äußerste?) rührt. Daraus den Schluss zu ziehen, dass schon die Debatte antisemitisch sei, ist eine ebenso polemische Überspitzung wie Hannes Steins Unterstellung über die antisemitische Tendenz jeglicher Vernunftdiskurse – als hätten Religionen hier nicht selbst eine gewisse Tradition! Küntzel weist auch zu Recht darauf hin, dass sich Juden nicht ausgerechnet von Deutschen vorschreiben lassen wollen, wie sie zu leben haben. Aber auch das macht eine Debatte über ein Thema, das auch jüdisch ist, nicht von alleine antisemitisch: Man muss schon übereinander reden können. Das tut zwar manchmal weh, aber es trägt auch zur Klärung von Standpunkten bei. Es ist auch keine "deutsche" Debatte, wie ein rhetorischer Trick weismachen möchte: Sie ist international und wird seit Jahren geführt. Ärzteorganisationen in der ganzen Welt sprechen sich gegen Beschneidung aus.
http://www.perlentaucher.de/blog/276_die_dialektik_der_gegenaufkl%C3%A4rung

Und vielleicht spricht ja auch einiges dafür, sich zunächst dringenderen humanitären Problemen zuzuwenden. Ein Vorschlag zur Güte: Wenn Zwangsverheiratungen, Steinigungen und Mädchenverstümmelungen nachhaltig von dieser Welt getilgt sind, kann man die Zirkumzision gern noch einmal auf Wiedervorlage legen.
http://ralfschuler.wordpress.com/2012/09/10/die-vorhut-fur-die-vorhaut/

Am 9. September wollen jüdische, muslimische und andere Gruppierungen in Berlin gegen das Beschneidungsverbot demonstrieren. Unter dem Slogan „Auf Messers Schneide: Religionsfreiheit„ rufen die Initiatoren auf zu „Toleranz, Weltoffenheit und Gelassenheit gegenüber einer Tradition, die für die jüdische und muslimische Identität essentiell ist.“ Mit „Toleranz und Weltoffenheit“ dürfte es bei einigen Unterstützern der Aktion nicht weit her sein: In der Liste der Unterzeichner findet sich auch eine Tarnorganisation der palästinensischen Hamas.
http://www.ruhrbarone.de/demo-gegen-beschneidungsverbot-die-hamas-marschiert-mit/

Heute fand die erste Demonstration mit folgender Pressekonferenz fuer die Legalisierung von Beschneidungen  minderjaehriger  Jungen und Maedchen statt. Und zwar in Karlsruhe vor dem Bundesverfassungsgericht. Aufgerufen hatten verschiedene islamische Kleriker (von denen zumindest einer, naemlich der Herr Choudari, so liest man, eine ziemliche Naehe zu Al Qaida pfelgte und sie als “noble Organisation” lobte), um klar zu machen, dass endlich von Menschen erschaffene Gesetze ueberwunden gehoeren und durch’s einzig goettliche Gesetz, die heilige Scharia ersetzt werden muesste.
http://jungle-world.com/jungleblog/1838/

Dass einige politisch-jüdische und rabbinische Repräsentanten den Bogen zum Holocaust schlugen oder mit Auswanderung drohten, war, bezogen auf die bewährte bundesdeutsche Demokratie, substanz- und taktlos. Dass, wie es heißt, "ausgerechnet Deutsche" sich nicht an dieser Debatte beteiligen sollten, vermag ich als jüdischer Deutscher nicht einzusehen. Sind "ausgerechnet deutsche" Demokraten weniger demokratisch als wir Juden, als ich?
Man mag das Kölner Beschneidungsurteil so oder anders bewerten, es wäre gerade für uns Juden eine Gelegenheit gewesen, jüdische Inhalte zu überdenken und, mit neuer innerer Kraft, beizubehalten – oder zu ändern.
http://www.welt.de/debatte/article108845278/Nicht-die-Beschneidung-macht-den-Juden.html

Sharma: Man kann dem Staat aber doch nicht sagen: Dann guck halt weg.
Lagodinsky: Der Staat hat doch jahrelang weggeguckt und keiner hat sich beschwert. Nicht nur das: Die meisten Verfassungsrechtler sagen, im Urteil des Landgerichts Köln wurden Grundrechte nicht richtig gegeneinander abgewogen. Ich bin auch der Meinung, dass bei der Abwägung schlampig gearbeitet wurde.
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=sw&dig=2012%2F09%2F07%2Fa0098&cHash=e4334bf0c9ddd2552974e6e9714082da

So progressiv ist die Hamas: Eine kleine Linksammlung
10.09.2012 22:19:54

So progressiv ist die Hamas: Eine kleine Linksammlung
von Thomas Baader

Judith Butler, die an diesem Dienstag mit dem Adorno-Preis in Frankfurt geehrt wird, wird bekanntlich vor allem wegen dieses Ausspruchs kritisiert:
"Ich glaube ja, zu verstehen, dass Hamas/Hisbollah soziale Bewegungen sind, die progressiv sind, die links stehen, die Teil einer globalen Linken sind."

Da wir ja alle auch tief im Herzen gerne progressiv wären und Vorbilder brauchen, schauen wir uns doch mal an, was wir so alles tun müssten, damit Frau Butler uns diesen Status zusprechen würde:

The Palestinian Islamist movement Hamas has banned women in Gaza from riding on motorbikes.
http://www.guardian.co.uk/world/2009/oct/07/hamas-bans-women-riding-motorbikes

Asma erzählt, wie sie einmal aus Protest am Strand entlangradelte, mehrere Kilometer weit, ein Skandal, weil Frauen in Gaza nicht Fahrrad fahren dürfen.
http://www.zeit.de/2011/14/Gaza/seite-2

Dies hatte auch zur Folge, dass seit dem Machtantritt der terroristischen Hamas Hunderte schwule und lesbische Palästinenserinnen und Palästinenser aus den Autonomiegebieten nach Israel flohen und sich im jüdischen Staat in Sicherheit brachten vor Verfolgung, Terror und Mord.
http://www.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=865

Es sei nicht angemessen, wenn Frauen mit überschlagenen Beinen in der Öffentlichkeit säßen und Wasserpfeife rauchen, sagte der Polizeisprecher weiter. Das schade dem Ansehen der Palästinenser. Bei vielen Café-Besitzern im Gaza-Streifen sorgte das neue Verbot für Verwirrung - sie glaubten, das Rauchen sei nun für Frauen und Männer untersagt worden. Hamas-Sprecher versicherten dann aber, dass das Verbot nur für Frauen gelte.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-streifen-hamas-verbietet-frauen-die-wasserpfeife-a-707151.html

Artikel 7 der Charta erklärt das Töten von Juden - nicht nur von jüdischen Bürgern Israels oder Zionisten - zur unbedingten Pflicht jedes Muslims, indem sie sie zur Voraussetzung für das Kommen des Jüngsten Gerichts erklärt [...] In Artikel 22 übernimmt die Charta die in Europa entstandene antisemitische Verschwörungstheorie vom Weltjudentum: Die Protokolle der Weisen von Zion seien echt, die Freimaurer, der Lions-Club und der Rotary-Club arbeiteten insgeheim „im Interesse der Zionisten“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hamas

So weit, so schlecht. Man sollte Judith Butler in der Paulskirche neben dem Adorno-Preis auch noch die Charta der Hamas im schicken Ledereinband zukommen lassen. Wenn sie nun auch noch bereit wäre, sich in ihrer Eigenschaft als Frau das Fahrrad- und Motorradfahren sowie das Rauchen von Wasserpfeifen verbieten zu lassen und sich zudem in ihrer Eigenschaft als Jüdin auch noch ein klein wenig ermorden lassen würde, könnte sie durch derartige kulturelle Sensibilität ein echtes Zeichen für die Völkerverständigung setzen.

Und wenn Frau Butler dies alles wirklich für progressiv und links hält, dann sollten wir inständig darum beten, dass sie nicht auf die Idee kommt, in der Bundesrepublik oder anderswo eine eigene Partei gründen zu wollen. So viel Progressivität und linken Zeitgeist gab es in Deutschland nämlich zuletzt zur Regierungszeit eines ungemein linken und progressiven Landschaftsmalers - und das zu wiederholen wäre nun wirklich einfach zu viel des Guten.

Dieser Artikel erschien am 10. September 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wofuer_frau_butler_den_adorno_preis_bekommt/

Judith Butler widerspricht sich innerhalb desselben Interviews
10.09.2012 17:45:51

Lesehinweis

Ist die Frau noch bei Sinnen? Judith Butler hat es in diesem Jahr abgelehnt, in Berlin auf dem Christopher Street Day den Preis für Zivilcourage anzunehmen - es hat ihr als "Antirassistin" nämlich überhaupt nicht gepasst, dass auch die Schwulenfeindlichkeit im islamischen Milieu thematisiert wurde.
In einem Interview bei Jungle World wurde nachgehakt... und man merkt schnell, dass Frau Butler offenbar nicht genau weiß, was sie so redet (Hervorhebungen von mir):


Judith Butler: Hampels Gruppe Maneo stellt Homophobie und homophobe Gewalt als etwas dar, das allein in Minderheitengruppen anzutreffen sei. Das bringen zumindest die politischen Aktionen, Stellungnahmen und Berichte der Gruppe zum Ausdruck. [...]
Jungle World: Maneo erklärt auf seiner Website, dass Homophobie in allen Teilen der Gesellschaft vorkommt. [...] Wie kommen Sie darauf, Maneo bzw. deren Mitarbeitern hätten erklärt, Homophobie gebe es nur bei MigrantInnen?
Judith Butler: [...]
Jedenfalls habe ich nie gesagt, dass Maneo behauptet, Homophobie finde sich nur bei Mi­grantInnen.


http://jungle-world.com/artikel/2010/30/41420.html

Die Gleichsetzung von Antisemitismus und Islamophobie: Warum alle die "Juden von heute" sein wollen
09.09.2012 22:14:28

Die Gleichsetzung von Antisemitismus und Islamophobie: Warum alle die "Juden von heute" sein wollen
von Thomas Baader

Oft behauptet, aber trotzdem falsch: Der Antisemitismus und die sogenannte Islamophobie sind nicht dasselbe. Wenn Muslime beanspruchen, "die Juden von heute" zu sein, dann greifen sie damit auf ein Argumentationsmuster zurück, das bereits bei Scientology und NPD Verwendung findet.

Auch bei Scientology kennt man Opferneid. 1996 hieß es in einem "Open Letter to Helmt Kohl" wörtlich: "In the 1930s, it was the Jews. Today it is the Scientologists." Unterschrieben hatten unter anderem Dustin Hoffman, Larry King, Goldie Hawn und Oliver Stone. Auch die NPD hat sich bereits öfters einer "Damals die Juden, heute wir"-Rhetorik bemächtigt - womit sie immerhin (vermutlich ohne es zu merken oder zun wollen) den Holocaust als historisches Faktum anerkannt hat.

NPD und Scientology - das ist die Gesellschaft, in die sich deutsche Islamverbände begeben, wenn sie nun ebenfalls darauf drängen, als "Juden von heute" anerkannt zu werden. Naheliegend wäre hingegen die Erkenntnis, dass die "Juden von heute" nach wie vor die Juden sind. Da die Juden von einst noch längst nicht abgetreten sind, besteht auch kein Bedarf, Nachfolger zu bestimmen. Dennoch wird so getan, als ob er Antisemitismus bereits vom Antlitz der Erde getilgt oder aus den Annalen der Geschichte verschwunden sei (no pun intended) und nun doch endlich irgendetwas Neues an seine Stelle treten müsste. Und siehe da, es finden sich in ausreichender Zahl solche, die nun rufen: "Wir sind es. Uns geht's doch genauso schlimm."

Bei nüchterner Betrachtung lassen sich allerdings einige Unterschiede finden und einige Merkwürdigkeiten feststellen:

- Der moderne Antisemitismus (nicht der alte, religiös geprägte Antijudaismus) war vor allem eines: antimodern. Juden wurden für "Entartungen" in Kunst und Kultur verantwortlich gemacht. Mit der Ablehnung des Judentums ging eines Ablehnung der modernen Lebens, des Innovativen und Kreativen, des Neuen und der Veränderung einher. Im Gegensatz dazu stehen bei der Auseinandersetzung mit dem Islam, die je nach Wesen des Kritikers sachlich und wohlbegründet, aber eben natürlich auch ressentimentgeladen und pauschalisierend daherkommen kann, traditionalistische, rückwärtsgewandte Aspekte im Vordergrund. Der Islam wird mit Sicherheit nicht deshalb kritisiert, weil er "zu modern" wäre.
- Die Vorwürfe gegen das Judentum waren frei erfunden: ritueller Knabenmord, Brunnenvergiftung, Weltverschwörung, parasitäre Lebensweise. Die Vorwürfe, die im Zusammenhang mit dem Islam auftauchen, betreffen zwar natürlich eine sehr große Gruppe der Muslime überhaupt nicht, sind aber nichtsdestoweniger reale Phänomene: Terrorismus, Kopftuchzwang, Ehrenmord, Intoleranz gegenüber Minderheiten, Zwangsheirat. Es ist falsch, pauschal alle Muslime mit diesem Problemen in Verbindung zu bringen, aber ebenso ist es richtig festzustellen, dass diese Probleme in der Tat etwas mit dem Islam zu tun haben und nicht wenige Angehörige dieser Religionsgemeinschaft von ihnen betroffen sind.
- Träger des Antisemitismus sind überproportional in genau jener Bevölkerungsgruppe zu finden, die ausschließlich als Opfer wahrgenommen werden will. Ist es nicht ein Widerspruch in sich, dass die selbsternannten "Juden von heute" besonders viele Menschen in ihren Reihen haben, die die "Juden vom damals" hassen?

In der Tat gibt es in Teilen der Gesellschaft eine bestimmte Form von Muslimfeindlichkeit, also eine vehemente Ablehnung der aus muslimischen Ländern stammenden Menschen. Sie ist aber in ihrer Ausgeprägtheit in keiner Weise mit dem heute noch vorhandenen Antisemitismus zu vergleichen, und auch darf man sie keineswegs mit einer kritischen Haltung gegenüber dem politischen Islam gleichsetzen. Muslimfeindlichkeit ist ein reales Problem, "Islamophobie" ein von den Verbänden in die Welt gesetzter Popanz. Die Gleichsetzung mit dem Antisemitismus verbietet sich allerdings in beiden Fällen.

Antisemitismus ist böse, Judenhass verständlich
30.08.2012 13:31:46

Antisemitismus ist böse, Judenhass verständlich
Ein skandalöser Bericht des Frankfurter Magistrats
von Wolfgang Hübner

 

Vor einigen Monaten hat der Stadtverordnete Bernhard E. Ochs, ein sozialdemokratisches Urgestein aus dem Stadtteil Bornheim, zur allgemeinen Überraschung die SPD-Fraktion im Römer verlassen. Seitdem mischt Ochs fraktionslos im politischen Betrieb mit und stellt munter Anträge wie auch Anfragen. Eine dieser Anfragen, sie stammt von Ende Mai 2012, hat es besonders in sich: Denn diese wollte Ochs offenbar noch als SPD-Fraktionsmitglied stellen, erntete aber in den eigenen Reihen solch negative Reaktionen, dass er sich nicht zuletzt deshalb zum Verlassen der Fraktion entschloss.

 

Ochs war Zeuge eines judenfeindlichen Vorfalls an der Mauer des alten jüdischen Friedhofs am Börneplatz. Dort wurde er nach eigener Darstellung von „Jugendlichen bzw. jungen Männern mit offensichtlich nordafrikanischen Migrationshintergrund“ angepöbelt. „Auf die Frage, ob sie nicht Respekt vor den Toten haben, lautete eine der harmloseren Antworten: ‚Vor den Sch…-Juden haben wir keinen Respekt‘.“ Dem Stadtverordneten zufolge bekannten sich die Jugendlichen „in einem lautstarken Wortwechsel voller Stolz als Muslime und nahmen eine aggressive Haltung ein“.

 

Ochs fragt deshalb: „Liegen dem Magistrat, der Schulbehörde oder kommunalen/freien Jugendeinrichtungen Erkenntnisse über antisemitische Äußerungen bzw. Agitationen von Schülern und Jugendlichen, insbesondere mit Migrationshintergrund und muslimischer Religionszugehörigkeit, vor?“ Mit aufschlussreicher Verspätung, nämlich dem Datum vom 17. August 2012, hat der Frankfurter Magistrat, federführend durch das Dezernat für Integration der grünen Stadträtin Eskandari-Grünberg, diese Anfrage in dem Bericht B 365 beantwortet.

 

Betrachten wir diese Antwort genauer: Der Magistrat verweist auf einen Bericht eines „unabhängigen Expertengremiums Antisemitismus“, der im Auftrag des Bundestages erstellt wurde. Dort wird von den „Experten und Expertinnen“ festgestellt, dass „das rechtsextremistische Lager … nach wie vor den bedeutendsten politischen Träger des Antisemitismus in Deutschland“ darstelle. „Mehr als 90 % aller erfassten antisemitischen Straftaten“ seien „politisch motiviert und dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen“.

Hingegen: „Antisemitische Übergriffe, die von Menschen mit Migrationshintergrund ausgehen, sind unter Bezugnahme auf die Kriminalitätsstatistik vergleichsweise marginal.“ Wir lernen daraus: Rechtsextreme begehen antisemitische Straftaten; Menschen mit Migrationshintergrund, die schon deshalb nicht rechtsextrem sein können, begehen nur antisemitische Übergriffe, allerdings sowieso nur marginal.

 

In Frankfurt, so schreibt der Magistrat, „liegen keine fundierten Daten für antisemitische Vorfälle in Frankfurter Schulen vor.“ Immerhin komme es „nach Aussagen von Praktikern aus dem Schul- und Freizeitbereich … vereinzelt zu antisemitischen Äußerungen bei Jugendlichen in Frankfurt“. Diese beträfen „sowohl rechtsradikale Jugendliche mit antisemitischen Vorurteilsstrukturen als auch Jugendliche aus muslimischen Familien.“ Warum es ausgerechnet in der Stadt mit einer der größten jüdischen Gemeinden und wachsendem Anteil von Muslimen keine „fundierten Daten für antisemitische Vorfälle“ gibt, sagt der Magistrat nicht, sieht er aber wohl auch nicht als dringende Aufgabe an.

 

Stattdessen verweist er in dem Bericht auf die Lehrpläne in den Schulen, die Nationalsozialismus und Shoa behandelten. Treuherzig heißt es: „Antisemitische Äußerungen werden vom Lehrpersonal und pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im schulischen und außerschulischen Bereich sehr ernst genommen und sowohl im Kontext der Shoa als auch in Verbindung mit den persönlich geprägten Haltungen junger Menschen aufgegriffen und bearbeitet.“

 

Danach kommt in dem Bericht des Magistrats die aufschlussreichste Stelle, denn nun wird darüber nachgedacht, warum muslimische Jugendliche, denen zum Beispiel der Stadtverordnete Ochs auf so unschöne Weise begegnet ist, „antisemitische Einstellungen“ haben könnten. Wobei im gesamten Text kein Unterschied zwischen dem traditionellen Antisemitismus deutscher Prägung und dem Juden- und Israelhass muslimischer Herkunft unterschieden wird. Das wäre schon deshalb begrifflich dringend geboten, weil nicht wenige der muslimischen Juden- und Israelhasser selbst Semiten sind.

 

Diese notwendige Differenzierung passt allerdings in keiner Weise in den einseitig auf deutschen Antisemitismus gerichteten Tunnelblick der Autoren des Magistratsberichtes. Doch wäre er nur einseitig! Er ist vielmehr äußerst verständnisvoll, wenn es darum geht, zu erklären, warum es zu solchen Vorfällen wie den oben geschilderten kommt. Um das zu veranschaulichen, muss die folgende Passage in dem Bericht vollständig zitiert werden (Hervorhebungen vom Verfasser dieses Artikels):

 

„Das Phänomen der antisemitischen Einstellung muslimischer Jugendlicher kann nicht isoliert betrachtet werden. Es steht nicht nur im Kontext des Nahostkonflikts, sondern hängt auch zusammen mit

-Mangelndem Wissen um historische Fakten (Nationalsozialismus, Shoa, Entstehungsgeschichte des Staates Israel)

-Diskriminierungserfahrungen muslimischer Jugendlicher und dem Wunsch nach Anerkennung / dem Bedürfnis nach Provokation

      -Wachsende Islam- und Muslimfeindlichkeit in Deutschland

 

Eine Bearbeitung von antisemitischen Einstellungenbei Muslimen muss die o.g. Punkte im Blick haben und aktiv angehen.“

 

Fassen wir zusammen: Wenn der Stadtverordnete Ochs, der Bürger XYZ oder ein Frankfurter Jude demnächst mal wieder mit judenfeindlichen Pöbeleien oder gar Gewaltandrohungen jugendlicher Muslime konfrontiert ist, dann sollte er sich weniger darüber aufregen, dafür aber mehr Verständnis entwickeln. Denn diese Jugendlichen sehen Israel als Fremdkörper an in dem Kulturkreis, dem sie entstammen; sie wissen infolge mangelnder schulischer Aufklärung zu wenig über die Nazis, Judenvernichtung und Zionismus; sie werden in der deutschen Mehrheitsgesellschaft diskriminiert und wollen von dieser anerkannt werden, in dem sie Juden beleidigen und diskriminieren; sie sind selbst Opfer, nämlich der ausufernden deutschen Islamfeindlichkeit.

 

Kurzum: Nicht so sehr die muslimischen Jugendlichen und/oder ihre Eltern sind verantwortlich für den Juden- und Israelhass neuer Prägung, sondern die deutsche Mehrheitsgesellschaft, die zudem noch vom traditionellen Antisemitismus gezeichnet ist. Und der Hinweis auf den Nahost-Konflikt deutet auch eine gewisse Mitverantwortlichkeit der proisraelischen Juden an dem Verhalten der muslimischen Jugendlichen an. Der Magistrat entlastet in seinem Bericht folglich nicht nur diejenigen, die den Stadtverordneten angepöbelt und auch vor den ermordeten Juden keinerlei Respekt gezeigt haben - er legt auch zweierlei Maß an: der traditionelle (deutsche) Antisemitismus ist böse und muss unerbittlich verfolgt und bestraft werden, der neue „Antisemitismus“ (muslimischer Juden- und Israelhass) hingegen ist irgendwie verständlich, zumindest aber wegen der unterstellten Diskriminierungserfahrungen muslimischer Jugendlicher zu verstehen.

 

Ein Magistrat, der einen solch skandalösen Bericht verabschiedet hat, ist weder ein Freund der Deutschen wie der jüdischen Deutschen in Frankfurt. Ein Magistrat, der diesen Bericht zu verantworten hat, öffnet dem muslimischen Juden- und Israelhass Tür und Tor. Schlimmer noch: Über den neuen „Antisemitismus“, der so verständnisvoll geduldet wird, kann sich ganz schnell auch wieder der traditionelle Antisemitismus regenerieren und stärken.

 

Längst schon ist an Frankfurter Schulen und Jugendeinrichtungen „Du Jude!“ eine gängige Beschimpfung, die auch von nichtmuslimischen Jugendlichen gebraucht wird. Frankfurts schwarz-grün dominierter Magistrat weiß offiziell davon nichts, weil er es nicht wissen will. Denn er liebt die „Vielfalt“, aber nicht ihre hässlichsten Seiten. Ungeachtet dessen werden die Damen und Herren von CDU, Grünen und SPD auch weiterhin bei jeder Gelegenheit die Schrecken der Nazi-Terrorherrschaft warnend heraufbeschwören und vor Antisemitismus warnen. Doch vor den neuen Gefahren, dem neuen Judenhass schließen sie die Augen, weil diese Tatsachen nicht in ihr „politisch korrektes“ Weltbild passen. Der Magistratsbericht B 365 vom 17. August 2012 dokumentiert das.

Schon wieder ein Beschneidungsartikel von mir - aber dieses Mal mit einer echten Lösung
23.08.2012 19:11:56

Schon wieder ein Beschneidungsartikel von mir - aber dieses Mal mit einer echten Lösung
von Thomas Baader

Da aufgrund aktueller Ereignisse die bereits aufs Eis gelegt geglaubte Vorhaut nun wieder zum Schreiben herangezogen wird, muss auch ich mich wieder irgendwie äußern. Keine Angst, ich mach's kurz. Und ich habe auch nicht vor, im Zusammenhang mit dieser Debatte empfindliche Stellen übermäßig zu strapazieren. Stattdessen gibt es am Ende sogar einen Lösungsvorschlag, der so bizarr ist, dass er entweder von allen gehasst oder von allen bejubelt werden wird.

Zunächst: Es gibt Wichtigeres als die Beschneidungsdebatte. Andererseits: Im Moment, d. h. zwischen 19.00 und 20.00 Uhr an einem sommerlichen Donnerstag, interessiert mich dieses Wichtigere einfach gerade nicht. Deshalb also doch ein paar Worte zur Beschneidung, das Wichtigere muss warten.

Wenn ich meine Leser langweilen wollte, könnte ich den Versuch unternehmen, sämtliche dämliche Artikel, die in den letzten 24 Stunden auf diversen Blogs erschienen sind, zu toppen. Wird mir aber ohnehin nicht gelingen. Es gibt also an dieser Stelle von meiner Seite weder sachliche noch humorvolle Argumente, weder Empörung noch Philosophisches, keine Sonette, Haikus, Minnelieder, Abzählreime, Suren oder Grundgesetzparagrafen, kein nerviges "Beschneidung ist harmlos" und "Nein, ist sie nicht", kein feministisch-maskulistisches Pingpong und kein religiös-säkularer Stellungskrieg. Wer sowas lesen möchte, wird auch anderswo fündig.

Stattdessen kommt ein Lösungsvorschlag, der vielleicht juristisch nicht realisierbar ist, vielleicht sogar strunzblöd, dabei aber mit Sicherheit auch nicht blöder als 80% dessen, was zu diesem Thema bereits geschrieben wurde. Und noch schlimmer: Der Vorschlag ist noch nicht mal von mir. Vor ein paar Wochen geisterte er schon im Internet umher, ich habe aber leider den Namen des Verfassers vergessen und seinen Artikel auch nicht mehr gefunden. Ich gebe seine Idee daher sinngemäß wieder und beanspruche keine Urheberschaft.

Also die (vorläufige?) Lösung: Beschneidung straffrei lassen, aber den Beschnittenen das Recht einräumen, als Erwachsene von ihren Eltern Schadensersatz zu fordern, falls sie das wünschen.

Die Seite der Beschneidungsbefürworter müsste eigentlich voll und ganz zufrieden sein. Beschneidung ist dann nicht strafbar, und das wollte man schließlich doch. Die Sache mit dem Schadensersatz wiederum muss ihnen, wenn sie die Wahrheit sagen, eigentlich völlig egal sein: Bisher hat noch jeder Befürworter bei passender oder unpassender Gelegenheit betont, es gebe niemanden aus ihrer jeweiligen Gemeinschaft, der sich hinterher darüber beschwert hätte, dass er beschnitten wurde. Wenn das stimmt, wird es zu keinen Schadensersatzforderungen kommen. Wenn es nicht stimmt... nun, dann hat man uns angelogen.

Die Seite der Gegner wäre vielleicht nicht ganz zufrieden mit dieser Lösung: Es gäbe dann schließlich kein Verbot der Beschneidung. Jedoch: Wenn die Gegner Recht haben damit, dass Beschneidung bleibende Schäden hinterlässt, dann würde es in den kommenden Jahren zu den ersten Schadensersatzforderungen kommen. Natürlich würde dadurch die ganze Debatte wieder neu aufgerollt, aber mit dem Unterschied, dass dieses Mal niemand sagen könnte "Außenstehende, mischt euch nicht ein", denn die Schadensersatzansprüche kämen ja nicht von Außenstehenden, sondern von betroffenen Mitglieder der jeweiligen Gemeinde. Kämen solche Forderungen aber tatsächlich nicht... tja, dann hätten die Gegner wohl offensichtlich unrecht gehabt.

Das Tolle an dieser Lösung wäre: Anstatt dass wir uns mit hässlichen Argumenten streiten, würde die Zeit von ganz alleine offenbaren, wer die ganze Zeit über Recht gehabt hat. Man müsste nur Geduld haben.

Ach, was geht's den Christen in Pakistan doch so gut! Fast noch besser als den Frauen!
19.08.2012 11:01:16
Lesehinweis

Elfjähriges behindertes Mädchen wegen «Blasphemie» festgenommen
Die pakistanische Polizei hat ein elf Jahre altes Mädchen wegen des Vorwurfs der Blasphemie festgenommen. Das geistig behinderte Kind gehöre der christlichen Minderheit an und stamme aus einem verarmten Vorort Islamabads, sagte ein Polizeisprecher. Zeugen hätten angegeben, die Elfjährige habe vor ihrem Haus Seiten des Koran verbrannt, und sie zur Polizei gebracht. Eine Untersuchung des Kindes – das Fragen nicht beantworten konnte – habe ergeben, dass es unter dem Down-Syndrom leide
http://www.focus.de/politik/schlagzeilen/nid_110768.html
20 Dinge, die ich aus der letzten Sendung von "Maischberger" gelernt habe
16.08.2012 18:00:46

20 Dinge, die ich aus der letzten Sendung von "Maischberger" gelernt habe
von N. Lightenment (P)

1. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

2. Wenn christliche Frauen an den Penissen ihrer unbeschnittenen Männer herumschnuppern (was sie sehr häufig tun), dann riechen sie Urin.

3. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

4. Ein Beschneidungsverbot für Jungen ist sinnlos, denn die Eltern können ja die Söhne einfach im Ausland beschneiden lassen. Ein Beschneidungsverbot für Mädchen hingegen ist sehr sinnvoll, denn es darf vermutet werden, dass es für Eltern physisch absolut unmöglich ist, ihre Töchter ins Ausland zu bringen und dort beschneiden zu lassen. Bei Jungen hingegen würde dieser Beschneidungstourismus aus irgendeinem Grund problemlos funktionieren.

5. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

6. Der Unterschied zwischen "Vergleich" und "Gleichsetzung" ist nicht jedem geläufig.

7. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

8. Muslime lieben Juden in Ausnahmesituationen. Sobald es aber eine klare gesetzliche Regelung für die Beschneidung gibt, ist die Ausnahme wieder vorbei.

9. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

10. Man soll die Beschneidung von Jungen lieber ganz früh durchführen, weil es dann nicht so schmerzvoll ist, obwohl eine Beschneidung, die zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt wird, selbstverständlich auch nicht schmerzvoller ist.

11. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

12. Die Natur hat uns mit Haaren, Fingernägeln und (im Falle von Männern) Vorhäuten ausgestattet. All das kann man aber auch einfach abschneiden. Denn bekanntermaßen wachsen Haare, Fingernägel und Vorhäute auch wieder nach, weswegen es sich ja auch um so einen ungemein gelungenen Vergleich handelt.

13. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

14. Schneiden wir die Vorhaut weg, kann da auch nichts mehr verdrecken. Und lassen wir uns die Haardrüsen operativ entfernen, sind wir auch vor Kopfläusen sicher.

15. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

16. Sozialdemokratische Ministerinnen freuen sich ein Loch in den Bauch, wenn Ärzte im Hinblick auf den Hippokratischen Eid "auch mal ein Auge zudrücken".

17. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

18. Gesetze aus dem Jahre 1921 sind zwangsläufig auch heute noch gut, Reformen sind prinzipiell überflüssig.

19. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

20. Hätte die eine Seite die ganze Sendezeit hindurch einfach immer nur gesagt "Beschneidung ist nichts Schlimmes" und die andere Seite "Doch", wäre der Erkenntniswert der Sendung nur marginal geringer gewesen.

Wem die Maischberger-Sendung trotz dieser erhellenden Einsichten nicht informativ genug war, dem seien zur weiteren allgemeinen Bildung folgende Links empfohlen:

Ein Beschneidungsverbot »wäre dem Versuch einer neuerlichen Schoa, einer Vernichtung des jüdischen Volkes gleichzusetzen – nur diesmal mit geistigen Mitteln«, erklärt er in einem Interview mit der in Graz erscheinenden Kleinen Zeitung. [...] Mehr als die peinlichen Aussagen einiger österreichischer Politiker (von denen nichts anderes zu erwarten war) ärgert mich Muzikants Schoa-Vergleich. Von der dreisten Anmaßung, die Opfer der Massenvernichtung für dieses Sommerlochthema zu instrumentalisieren, abgesehen, negiert Muzikant offenbar die Unterschiede zwischen Glaube und Volk, Herkunft und Identität, Tradition und Geist. Mir selbst käme es lächerlich vor, mein Jude-Sein vom Aussehen beziehungsweise dem »Status« meines Geschlechtsteils abhängig zu machen. Viele Juden, besonders jene, die wie ich aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, definieren ihr Judentum als Zugehörigkeit zu einer Kultur- und Schicksalsgemeinschaft. Und sogar nach streng religiöser Vorstellung wird man nicht durch die Einhaltung der Mizwot, zu denen auch die Beschneidung gehört, sondern in erster Linie durch die jüdische Herkunft der Mutter zu einem Juden. Auch die Vorhaut ist demnach jüdisch. [...] Es gibt gläubige und ungläubige, beschnittene und unbeschnittene Juden, doch wer als Jude geboren wird, bleibt es auch. Das ist genauso wenig ein moderner Ansatz wie die Vorstellung, die Entfernung eines Hautlappens sei für ein Volk überlebenswichtig. Vielleicht trägt die derzeitige »Debatte« dazu bei, sich wieder einmal ernsthafte Gedanken zum Thema Identität im 21. Jahrhundert zu machen.
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13726

Die linke israelsolidarische Szene streitet um ein kleines Hautfältchen. Zu Recht, denn es geht dabei um zwei wichtige Themen: Kulturrelativismus und Antisemi­tismus. Die anderen Aspekte der Debatte kann man hingegen vergessen.
von Ivo Bozic
http://jungle-world.com/artikel/2012/33/46064.html

Beschneidung bei Maischberger
15.08.2012 19:05:17

Video- und Lesehinweise

Wer die Sendung verpasst hat, kann sie sich hier ansehen:

http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/311210_menschen-bei-maischberger/11410882_der-beschneidungsstreit

Die beiden schönsten Stellen:

Sebastian Isik, muslimischer Arzt: "Ich liebe die Juden in dieser Angelegenheit!"
Gegenfrage: "Sonst nicht?"

Isik: "Ich frage alle Frauen, die mit Männern zusammen sind, die nicht beschnitten sind, bitte, ich bitte Sie alle, einmal riechen Sie diese Gegend, ob nicht nach Urin riechen diese Männer! [...]"
Necla Kelek: "Sind alle, die nicht beschnitten sind, unrein? [...] Die beschnitten sind, sind sauber, die anderen sind unrein..."
Isik: "Richtig!"

Fernsehkritiken zur Sendung:

Graumann verstand es aber mit präzisen und wirkungsvollen Hinweisen, die durchaus angebracht waren, weil Maischberger dazu nicht fähig war, Keleks überzogenes, unsachliches geblubbere  im Keim zu ersticken und Christa Müller in ihre Schranken zu weisen. Lediglich mit Bühmann, der stets sachlich war, unterhielt er interessante Gespräche. Der sogenannte Jude hat allen gezeigt, wie es geht.
http://www.turkishpress.de/news/15082012/vorhautkrieg-keleks-alptraum-wird-wahr/1737
[Anmerkung der MRF-Redaktion: "Geblubbere" ist ein Nomen und man schreibt es dementsprechend groß; Herr Graumann ist Jude und wird nicht nur so genannt.)

Graumann etwa wiederholte, die Beschneidung sei das Fundament des jüdischen Glaubens. Seit Jahrtausenden, fertig, Punkt. Die Mühe, diese Bedeutung zu erläutern, herzuleiten oder sie gar für eine historisch-kritische Lesart zu öffnen, machte Graumann sich nicht. Warum man die Heranwachsenden nicht selbst entscheiden lassen könnte, mit 16 oder 18 Jahren? "Religiöse Regeln lassen sich nicht beliebig anpassen. Sie sind eigentlich für die Ewigkeit gemacht." Die Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek hingegen legte durchaus schlüssig dar, dass das Ritual gleichzeitig Ausdruck und Teil der Reproduktion einer durchhierarchisierten Gesellschaftsform sei – von einem Brandmal war bei ihr die Rede, das den Jungen eindeutig einer bestimmten Gruppe zuordne.
http://www.welt.de/fernsehen/article108626486/Stellungskrieg-um-die-Urinsammelstelle-des-Mannes.html

Demgegenüber setzten Christa Müller und Necla Kelek auf eine permanente moralische Anklage, die keinerlei gegnerische Argumente akzeptierte und oft in Selbstgerechtigkeit mündete. So wurde diese Debatte immer wieder auf den Anfang zurückgeworfen und entwickelte sich nicht weiter. Einen großen Toleranztest nannte Zentralratschef Graumann abschließend die Diskussion – viel Toleranz haben die Befürworter der Beschneidung in dieser Sendung nicht erfahren.  
http://www.fr-online.de/tv-kritik/tv-kritik-menschen-bei-maischberger-heftige-debatte-um-beschneidung,1473344,16887860.html

Graumann zielte damit gegen Necla Keleks Aufruf, „überholte Rituale“ zu reformieren, bei dem immer die Vorstellung anklingt, es brauche nur mal eine starke Hand, die den komplexen Vorgang religiöser Traditionsbildung auf ein pragmatisches, für jedermann einleuchtendes Maß bringe. Auch Bilkay Öney, die Integrationsministerin Baden-Württembergs, ironisierte die begriffliche Eindimensionalität der neuen deutschen Religionskritik, die metaphysische Gehalte nach Art politischer Verhandlungsführung bestimmen möchte.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/faz-net-fruehkritik-wider-den-praepotenten-ton-11856385.html

Lafos Ex zündelt mit krassem Vergleich
http://www.bild.de/politik/inland/menschen-bei-maischberger/zoff-talk-um-beschneidung-25662566.bild.html

Siehe auch:
Ein auf der "Achse des Guten" verlinkter Text, der den Versuch unternimmt, Argumente analytisch zu beleuchten (Achtung - anti-feministischer Blog!):

http://bloganddiscussion.com/argumentevonfemastasen/1370/maennliche-beschneidung-vs-weibliche-beschneidung/

Auszüge aus dem verlinkten Text:
"Der erste Fehler ist, dass man die männliche Vorhautbeschneidung mit der härtesten Form der weiblichen Beschneidung vergleicht, nämlich mit der Entfernung des Kitzlers und der inneren Schamlippen und der Infibulation (= Vernähen der äußeren Schamlippen) ("FGM III"). Ca. 15% aller Beschneidungen sind FGM 3. In der Praxis gibt es aber relativ harmlose weibliche Beschneidungen (z.B. nur das Anritzen der Klitorisvorhaut oder das Anpieksen der inneren Schamlippen für den symbolischen Tropfen Blut) und sehr gefährliche männliche Beschneidungen, z.B. das Abziehen der gesamten Penishaut oder das Aufschlitzen der Unterseite des Penis. Jegliche Art von weiblicher Beschneidung ist aber strafbewährt (selbst das bloße Anpieksen der Schamlippen), während das Wegschlitzen der Vorhaut straffrei ist."

und

"'Wenn wir männliche Beschneidungen verbieten, dann lassen es Eltern im unsterilen Ausland erledigen' Auch dieses Argument ('Beschneidungstourismus') gilt genauso bei einem Verbot weiblicher Beschneidungen. Im Übrigen ist so eine Aussage durch nichts bewiesen. Man könnte nämlich das Umgekehrte behaupten: Ein Verbot setzt ein Signal ans Ausland, von der Beschneidungspraxis abzurücken. Ein Verbot gibt Inländern die Möglichkeit, vor der eigenen Familie nachvollziehbar zu begründen, warum man seinen Sohn nicht beschneiden lassen will."

Ehrenmord: Geschäft und Religion
12.08.2012 19:14:25

Lesehinweis

Die Autorin glaubt aber, dass der bislang eher vernachlässigte Begriff Itibar die entscheidende Dimension ist, die zu den Morden führt. Itibar bedeutet unter anderem so viel wie Kredit. Wer seinen Itibar, seine Glaubwürdigkeit, verliert, kann keine Geschäfte mehr machen.
[...]
Frau Özaktürk widerspricht jedoch im Gespräch mit der "Welt" der gängigen Auffassung von Islamwissenschaftlern und muslimischen Geistlichen, dass "Ehrenmorde" keine Verankerung im Islam haben. Aus ihren Gesprächen mit den Tätern kann sie belegen, dass eigentlich jeder von ihnen sein Verbrechen als etwas betrachtet, was im Einklang mit den Anforderungen des Islam steht. Zumindest in der subjektiven Weltsicht der Täter gibt es keinen Widerspruch zwischen Islam und "Ehrenmord".
[...]
"Der semantische Gehalt des Ehrbegriffs, die getrennte Rollenverteilung der Geschlechter, die Anforderungen an die Frauen, sich demütig zu verhalten und nicht mit fremden Männern zu kommunizieren, das alles ist im Koran enthalten und entspricht genau dem Namus-Begriff des archaischen Wertesystems", sagt Özaktürk. Der Koran konserviere daher bis zu einem gewissen Grade stammesgesellschaftliche Wertvorstellungen. Das liege sicher auch daran, dass der Koran "aus einer Stammesgesellschaft heraus entstand und daher deren Werte spiegelt", wenn auch in abgemilderter Form.
http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article108573675/Der-wahre-Grund-fuer-Ehrenmorde.html

Kleine Presseschau zum Thema "Beschneidung"
04.08.2012 10:44:25

Lesehinweis

Gideon Böss bei Welt Online:
Die Argumente der Religiösen überzeugen in dieser Debatte bislang nicht so wirklich. Da wird versucht, die Gegenseite als hysterisch abzutun, weil es doch nur um ein “kleines Stück Haut“ geht. Wenn es so unbedeutend ist, könnte man auf diesen Brauch aber auch einfach verzichten (statt zu behaupten, dass damit die ganze Religion steht und fällt). Alternativ werden hygienische und medizinische Argumente vorgebracht. Da Gott aber nicht sprach: „Und beschneiden sollt ihr die Jungs am achten Tag, denn das reduziert später beim Geschlechtsverkehr bei Frauen das Risiko für Gebärmutterhalskrebs“, fällt das als religiöse Begründung auch weg. Es scheint so, als bleibe als wichtigstes Argument nur übrig: Das haben wir schon immer so gemacht! Und das ist eigentlich kein Argument, sondern nur eine Feststellung.
http://boess.welt.de/2012/07/15/gott-und-das-landgericht-koln/

Thomas von der Osten-Sacken bei Jungle World:
Beeindruckend auch diese Stellungnahme der SPD: Es könne “nicht sein, dass Jahrtausende alte  Traditionen von Millionen von Menschen auf diese Weise in Deutschland in Frage gestellt werden”  Für so eine Äußerung hätte man unter August Bebel in  Sekundenbruchteilen sein Parteibuch verloren.
http://jungle-world.com/jungleblog/1765/

Noch einmal Thomas von der Osten-Sacken bei Jungle World:
Als erstes müsste allerdings der Kardinalfehler der ganzen Debatte verstanden werden: Beschneidung von Jungen im Judentum, also die Brit Mila, ist etwas ganz anderes als Beschneidung in den unterschiedlichen islamischen Rechtsschulen. Anders als im Judentum gibt es im Islam keine einheitliche Auffassung dazu. Auch wenn alle Rechtsschulen, inklusive der schiitischen, Beschneidung von Jungen befürworten, schreibt außer den Schafi’is keine sie als zwingend notwendig vor. Bei den Schafi’s, ich betone es noch einmal, gibt es aber keine Trennung zwischen der Beschneidung von Jungen und Mädchen. Umgekehrt ist und war dem Judentum die Beschneidung von Mädchen (mit Ausnahme einiger äthiopischer Juden, der Falashas), unbekannt. Wenn man also fortan von Beschneidung redet, sollte man sehr genau trennen. Und weil Beschneidung nicht Beschneidung ist, sollte mit den verschiedenen Formen auch ganz unterschiedlich umgegangen werden [...] Wer also aus Unwissenheit, Naivität oder gutem Glauben ein Gesetz zur Legalisierung der  Zirkumzision aus religiösen Gründen in Deutschland einfordert, sollte wissen, dass er mutmaßlich ganz gegen seinen eigenen Willen damit all jenen Frauen und Männern, die sich etwa in Ägypten, Indonesien, Somalia und Kurdistan gegen die weibliche Genitalverstümmelung einsetzten, in den Rücken fällt.
http://jungle-world.com/jungleblog/1790/

Deniz Yücel in der taz:
Besser man fragt die Deutschen nicht nach ihrer Meinung – niemals. Nicht minder befremdlich sind aber auch die Verrenkungen, mit denen vor allem Muslime auf das Kölner Beschneidungsurteil reagieren. Dabei gilt die Regel: Je säkularer die Sprecher, desto abenteulicher die Argumentation.
Da verweist man darauf, dass der Sex mit einem beschnittenen Mann für Frauen das Risiko von Gebärmutterhalskrebs verringere – als ob der Prophet Mohammed, der der geheiligten Überlieferung zufolge ein neunjähriges Mädchen ehelichte, je einen Dreck auf das Wohlergehen der muslimischen Frauen gegeben hätte. Auch die übrigen angeblichen Vorteile – geringeres Risiko von Geschlechtskrankheiten, Hygiene, Potenz – beziehen sich, sofern sie medizinisch überhaupt zutreffen, ausschließlich auf das Erwachsenenalter.
http://www.taz.de/Kolumne-Besser/!97428/

Volker Zastrow in der FAZ:
Die jüngsten Missbrauchsskandale haben offenbart, dass sie ähnlich oft davon betroffen sind wie Mädchen. Einfühlung ist jetzt auch für diese Jungen möglich, weil wir uns zusehends von hohlen, rohen Männlichkeitsidealen lösen. Doch für Genitalverstümmelung, gärtnerisch verniedlichend „Beschneidung“ genannt, soll das nicht gelten? Hier soll ausdrücklich als rechtlich „zulässig“ definiert werden, was bei Mädchen als strafbar erachtet wird? So sieht es ein Entschließungsantrag des Bundestages vor. Wo bleibt der Aufschrei all der Gender-Forscher und -Beauftragten, die im ganzen Lande installiert wurden?
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungsdebatte-noetiger-schmerz-11827980.html?google_editors_picks=true

Daniel Bax in der taz:
Jedes Mal wurde deutlich, dass viele Deutsche mit zu viel Fremdheit ein Problem haben: muslimische Frauen sollen keine Kopftücher und schon gar keine Burkas tragen, finden sie, und Muslime keine Moscheen bauen dürfen, schon gar nicht mit Minarett, und am besten sollte es hierzulande gar nicht erst zu viele Muslime geben – das war in etwa die Essenz der Sarrazin-Debatte. Die Beschneidungsdebatte war da nur die logische Folge.
http://www.taz.de/Kommentar-Beschneidungsdebatte/!97687/

Heide Oestreich in der taz:
Du bist für das Kopftuch, aber gegen Beschneidungen“, sagte kürzlich kopfschüttelnd der Kollege Daniel Bax – als sei das ein Paradox. Daraufhin verfasste er einen Leitartikel, in dem er die Bundestagsresolution für eine straflose Beschneidung kleiner Jungen lobte. [...] Eine Mehrheit des Bundestages beeilt sich, eine Körperverletzung an Kindern zu legalisieren. Bei der Abwägung der Religionsfreiheit gegen die körperliche Unversehrtheit geben sie der Religionsfreiheit den Vortritt. Das ist ein unglaublicher Vorgang. Mit demselben Argument könnte man die Genitalverstümmelung an Mädchen legalisieren. Bei der wir uns aber im Gegenteil größte Mühe geben, sie weltweit zu ächten.
http://www.taz.de/Kommentar-Beschneidungen/!97874/

Bettina Röhl bei Spiegel Online:
Die Debatte um religiös motivierte Beschneidungen ist keinesfalls erledigt, obwohl der Bundestag diese nun gestatten will. Denn es ist gut möglich, dass dieses Vorhaben am Grundgesetz scheitert. Unsere Verfassung schützt nicht nur die Religionsfreiheit - sondern vor allem auch das Kindeswohl.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/beschneidung-ein-plaedoyer-fuer-das-grundgesetz-von-bettina-roehl-a-845502.html

Jan Fleischhauer bei Spiegel Online:
Wenn man die professionellen Helfer richtig versteht, hat die Praxis der religiösen Beschneidung schon heute Tausende Deutsche zu seelischen Krüppeln gemacht. Wer will den Kölner Richtern also verdenken, dass sie alarmiert waren, als ihnen ein Fall zur Entscheidung vorgelegt wurde, bei dem am Ende sogar eine Behandlung in der Notaufnahme stand. Das Problem solcher Rechtsprechung, die die moderne Subjekttheorie in allgemein gültige Urteile überführt, ist eher praktischer Natur. Wer einmal damit anfängt, in jedem Eingriff, der nicht medizinisch geboten ist, eine Körperverletzung zu sehen, kommt aus dem Klagen nicht mehr heraus.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/beschneidung-die-uebertriebene-angst-vor-dem-trauma-des-kindes-a-846543.html

Siehe auch:
Kampagne der Ex-Muslime "Finger weg von meinem Pimmel"
In Islam und Judentum tritt ein beschnittener Junge danach in die religiöse Gemeinschaft ein. Während im Judentum bereits am achten Tag nach der Geburt beschnitten wird, kann es im Islam mehrere Jahre dauern, bis das Kind an der Reihe ist. Im Islam ist es zudem auch die “Mann-Werdung” die gefeiert wird. Während Mädchen die zur Frau werden verhüllt, und aus der Öffentlichkeit verbannt werden, wir der Penis der Knaben in großen Feiern stolz gefeiert und der Öffentlichkeit präsentiert.
http://www.exmuslime.at/finger-weg-von-meinem-pimmel/

Lustgartens Gedicht: Ein Beispiel für eine misslungene Argumentation
27.07.2012 12:20:57

Lustgartens Gedicht: Ein Beispiel für eine misslungene Argumentation
von Thomas Baader

Wenn man in diesem bizarren Streit die Seite der Beischneidungsbefürworter vertritt, gibt es eigentlich nur eine einzige Art der Argumentation, die wirklich stichhaltig ist.

1. Dieses Ritual ist durch die in Deutschland prinzipiell gegebene Religionsfreiheit gestattet.
2. Bestimmte andere religiöse Handlungen sind in Deutschland verboten, weil sie gegen andere Grundrechte verstoßen. Wenn die Beschneidung von Knaben nicht in diese Kategorie fallen soll, dann muss ein Befürworter darauf beharren, dass die Beschneidung harmlos und ungefährlich ist. Damit gäbe es keinen Grund, das in Punkt 1 angeführte Argument einzuschränken.

Ob die Behauptung, die Beschneidung von Jungen sei gefahrlos, aber auch wirklich stimmt, muss anschließend durch wissenschaftliche Verfahren widerlegt oder bestätigt werden. Danach wissen wir, ob die mit diesem Argument einhergehende Behauptung falsch ist oder richtig. Die dänische Studie, die auf häufigere Orgasmusstörungen bei beschnittenen Männern hinweist, legt nahe, dass die Behauptung falsch ist. Andererseits gibt es eine ganze Reihe von Studien, die nach einigen Jahren aufgrund von methodischen Fehlern angezweifelt und durch neuere Studien widerlegt wurden. Es ist also Vorsicht angebracht, aber ganz vom Tisch fegen lässt sich die Wissenschaft trotzdem nicht.

Nochmal: Die in den Punkten 1 und 2 dargelegte Argumentation ist die einzige Art der Argumentation in dieser Debatte, mit der man sich als Beschneidungsbefürworter nicht lächerlich macht und mit der man am Ende Recht haben könnte. Dass es um "Jahrtausende alte Traditionen" geht, kann hingegen als Argument nicht überzeugen, denn es gibt ältere Traditionen als die Beschneidung, die in diesem Land aus rechtlichen Gründen nicht möglich sind.

Werfen wir nun einen Blick auf eine Art der Argumentation, die ganz und gar nicht funktioniert:

Auf der Achse des Guten hat Katharina Lustgarten ein Gedicht geschrieben (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/aus_aktuellem_anlass1/). Das Gedicht stellt eine Pro-Beschneidung-Positionierung dar. Wir wollen es Schritt für Schritt durchgehen:

Kaum wurd’s um Günter etwas leiser
(den Grass’schen Judenwadenbeißer)
Entflammt erneut eine Debatte
(Niveau? hängt tiefer noch die Latte
!)

Es beginnt mit einer Kritik an Günter Grass, der ich voll und ganz zustimme. Der Verweis auf das Niveau der Debatte in der vierten Zeile der ersten Strophe stellt eine Meinung dar, die man natürlich haben darf, aber noch kein Argument.

Es geht um Haut, auch noch um nackte
(Nein, nicht die Hochglanzzeitungsakte)
Die Vorhaut, die die bösen Juden
Beschneiden bei den kleinen Buben!

Die Formulierung "die bösen Juden" legt nahe, dass es um Diffamierung geht. In der Tat gibt es in der Debatte auch an diversen Stellen antisemitische Töne. Sie dominieren die Debatte aber nicht.

Und dies barbarisch-blut’ge Metzgen
Dem guten Deutschen ist Entsetzen!
Aus Stadt und Land und Schrebergärten
Tönen nun Stimmen von Experten

Eine Beschreibung der Vorgänge, in anklagendem Ton gehalten, aber bisher noch kein Argument.

Dass dieses jetzt gehört verboten,
Man sei nicht mehr bei den Zeloten!
Sie echauffier’n sich als sei gar
die eigne Vorhaut in Gefahr!

Hier finden wir das Argument "Die eigene Vorhaut der Kritiker ist ja gar nicht in Gefahr". Das hat allerdings auch niemand behauptet. Aber wenn wir über Kopftücher diskutieren, sind wir auch nicht in Gefahr, dass wir selbst verschleiert werden sollen. Das Argument entlarvt sich daher schnell als billige Polemik.

Sie labern sich die Köpfe heiß
Als hätten’s keinen eignen Scheiß
Über den man reden könnte,
wie Piusbrüder, Priesterhände

An dieser Stelle bedient sich Frau Lustgarten einer klassischen Tu-quoque-Argumentation (wer dazu gerne Einzelheiten nachlesen möchte, siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Tu_quoque). Sie will sagen: Ihr könnt nicht über das reden, was wir tun, solange ihr nicht bei euch selbst aufräumt. An dieser Stelle erfindet Frau Lustgarten ein Tabuthema, das es selbstverständlich gar nicht gibt: Es würde in Deutschland nicht über die Piusbrüder gesprochen. Das Wort "Priesterhände" bezieht sich möglicherweise auf sexuellen Missbrauch in katholischen Einrichtungen, was durch die nächste Strophe bestätigt wird. Auch baut Frau Lustgarten einen Popanz auf, denn selbstverständlich wurde auch dieses Thema in den deutschen Medien lang und breit behandelt. Das Argumentationsmuster "Ihr dürft nicht über die Beschneidung reden, solange ihr nicht über Piusbrüder und Untaten von Priester gesprochen habt", verfängt nicht, weil über die letztgenannten Themen sehr detailliert in Deutschland gesprochen wurde. Um mit den Worten des Gedichts zu arbeiten: Man hat in der Tat "eigenen Scheiß" aber da dieser eigene Scheiß genauso wenig tabuisiert wurde wie jetzt die Debatte über Beschneidungen, liegt hier keine Doppelmoral seitens der Gesellschaft vor, sondern im Gegenteil eine Gleichbehandlung.

Die unter den Messdienerröcken
Die (unbeschnitt’nen) Schmöckel löcken
Ganz aktuell wär auf dem Plan
Die Mafia im Vatikan!

Die Tu-quoque-Argumentation der vorherigen Strophe wird hier weitergeführt.

Das scheint sie nicht so sehr zu jucken
Wie Juden in die Suppe spucken
Der Michel wird glatt eloquent
Wenn’s aus dem Bauch heraus ihm denkt

Der Behauptung der ersten Zeile dieser Strophe wurde bereits oben widerlegt.

Und endlich, meint er, DARF er’s sagen
Ja sogar schreiben darf er wagen:
liest man das säbelnde Gerassel
das aus den Darmgängen sich windet,
als Leserbrief zur Zeitung findet,
dann scheinen nun die Kellerassel
die Juden und die Küchenschaben
gleichen Beliebtheitsgrad zu haben.

Wenn Frau Lustgarten hiermit auf antisemitische Töne anspricht, dies es in Leserbriefen gibt, so hat sie an dierser Stelle recht. Allerdings lassen sich diese Misstöne in der Debatte nicht einfach pauschalisierend auf die gesamte Gegenseite übertragen.

Was soll’s, das alles ist nicht neu
Doch bitte höre, lieber Goi,
Ob Vorhaut ab, ob Vorhaut dran,
Das geht dich einfach gar nichts an.

Wikipedia belehrt uns, dass die Anrede "Goi" durchaus pejorativ verstanden werden kann. Wir wollen an dieser Stelle nicht überempfindlich sein und zugunsten von Frau Lustgarten annehmen, dass in ihrem Fall diese Äußerung keine Abwertung enthält. Allerdings ist sie durch ihre Missverständlichkeit schon eher unglücklich in einer Debatte, in der man gerade selbst die Misstöne beklagt.
Dass die ganze Angelegenheit niemanden etwas angeht, ist das letztgenannte Argument. Es ist in der Tat ein äußerst unglückliches Argument. Übrigens könnte man genauso gut auf dem Standpunkt stehen, dass beschnittene nicht-jüdische und nicht-muslimische Männer irgendwie mitbetroffen sind und mitdiskutieren dürfen, während sich Frau Lustgarten als unbeschnittene Frau eher zurückhalten müsste. Diese Art der Argumentation wäre nicht weniger bizarr als die Argumentation von Frau Lustgarten selbst.
Das "Geht dich nichts an"-Argument begegnet uns in vielen Debatten und war bisher jedes Mal falsch. Es taucht meistens eher dann auf, wenn dem Sprecher stichhaltige Argumente ausgehen. Die Autoren der "Achse des Guten" selbst lassen sich jedenfalls bei einer ganzen Reihe anderer Themen den Mund nicht durch dieses Argument verbieten. Oder was gehen eigentlich deutsche Juden, Christen und Atheisten die Schweizer Minarette an?

"Jeder darf jeden kritiseren"
- Henryk Broder in einer Fernsehsendung

Die Art und Weise, wie Frau Lustgarten argumentiert, ist eher dazu angetan, ihrem eigenen Anliegen zu schaden. Eine sachliche Argumentation könnte einzig und allein im oben genannten Sinne in dem Beharren auf der Ungefährlichkeit der Beschneidung liegen, wobei diese Behauptung sich natürlich nicht der Beweispflicht entzieht. Dass es natürlich auch auf der Gegenseite unsachliche Argumente gibt, sollte nicht unerwähnt bleiben. Insgesamt lässt sich aber jetzt schon feststellen, dass diese Debatte auf der "Achse des Guten" sehr viel emotionaler geführt wird als frühere Debatten. Warten wir ab, ob das so bleibt.

Was sagt denn jetzt die WHO zur Beschneidung von Knaben?
26.07.2012 15:36:00

Was sagt denn jetzt die WHO zur Beschneidung von Knaben?
von Thomas Baader

Zur Versachlichung einer Debatte sollte gehören, dass man die Argumente, die von beiden Seiten ins Feld geführt werden, sorgfältig prüft.

Bei Anne Will sprach Holm Putzke davon, dass die WHO nicht, wie von Gegnern gerne als Argument verwendet, die Beschneidung von Kindern empfehle, sondern nur von Erwachsenen.

In mehreren Blogs kann man aber in den Kommentarbereichen lesen, dass Putzke hier falsch liege, schließlich gebe die WHO ein Handbuch zur frühkindlichen Beschneidung heraus.

Besagtes Handbuch gibt es in der Tat, man kann es hier kostenlos herunterladen:

http://www.who.int/hiv/pub/malecircumcision/manual_infant/en/index.html

So, aber was steht nun drin?

"Male circumcision can be performed at any age."

Man kann die Beschneidung also in jedem Alter durchführen, aber was empfiehlt die WHO?

"One important advantage of infant male circumcision is that the procedure is simpler than that performed on older boys and men because the penis is less developed and the foreskin is thinner and less vascular. Healing is quicker and complication rates are lower. The period of superficial wound healing after infant male circumcision is generally 5−7 days and most wounds heal completely within 14 days."

Anschließend werden noch weitere Vorteile aufgezählt, die die WHO in der frühkindlichen Beschneidung sieht.

Dann heißt es aber auch:

"A concern about early infant male circumcision is that the child cannot give informed consent for the procedure. Moreover, some of the health benefits, including reducing the risk of HIV infection, will not be realized until many years later when the person becomes sexually active. If circumcision is postponed until an older age the patient can evaluate the risks and benefits and consent to the procedure himself."

Und zum Abschluss diese Überlegungen:

"Programmes that promote male circumcision in early infancy are likely to have lower morbidity rates and lower costs than programmes targeting adolescent boys and men. However, these considerations must be balanced by concerns about consent."

Daraus ziehe ich folgendes Fazit:

1. Es gibt tatsächlich ein von der WHO herausgegebenes Handbuch zur frühkindlichen Beschneidung.
2. Darin werden in einem dialektischen Verfahren Vorteile und Nachteile der Beschneidung von Kindern gegenüber der Beschneidung von Erwachsenen angeführt.
3. Am Ende folgt der Hinweis, dass die Vorteile sorgfältig gegen die Nachteile abgewogen werden müssen.
4. Putzke hat insofern Recht, alsdass das Handbuch somit keine ausdrückliche Empfehlung enthält, Beschneidungen an Kindern durchzuführen. Allerdings ist das nur ein Teil der Wahrheit, denn ebenso richtig ist auch, dass das Handbuch Beschneidungen an Kindern nicht ablehnt oder sie für verwerflich erklärt.
5. Es ist allerdings auch darauf zu verweisen, dass das WHO-Handbuch aus dem Jahr 2010 stammt und somit nicht die Bedenken der dänischen Studie von Frisch, Lindholm, and Gronbaek aus dem Jahr 2011 berücksichtigen kann, wonach beschnittene Männer sigifikant öfter unter Orgasmusstörungen leiden als nichtbeschnittene. Dies ist natürlich unabhängig davon, ob man als Kind oder Erwachsener beschnitten wird, jedoch kann im Gegensatz zu einem Säugling der erwachsene Mann frei entscheiden, ob er sich dem Risiko aussetzen will.
6. Die WHO macht medizinische Ausführungen und keine rechtlichen.

Die "Witzfiguren" Broder, Kelek und Abdel-Samad und der Säkularist Erdogan
26.07.2012 11:02:31

Die "Witzfiguren" Broder, Kelek und Abdel-Samad und der Säkularist Erdogan
von Thomas Baader

Wie kommt ein heller Kopf, der einen sehr interessanten Blog betreibt, dazu, drei aufgeklärte Menschen mit großen Verdiensten als "Witzfiguren" zu bezeichnen - und gleichzeitig den reaktionären türkischen Ministerpräsidenten als Lichtgestalt zu feiern?

Der Berliner Blogger Cengiz Dursun ärgert sich über einen Leserkommentar bei Welt Online. Dort schreibt jemand, dass er den Islam hasst.

Ich äußerte mich schon mal in einem früheren Text zum Thema "Hass". Das Wort beschreibt ein sehr starkes, irgendwie unkontrolliertes Gefühl, und wenn es jemand verwendet, so ist mein erster Impuls in der Regel, dass ich mir Sorgen um die geistige Gesundheit des Sprechers oder Schreibers mache. Hass ist sicher nicht gesund. Wenn also jemand schreibt, er "hasst" irgendetwas, dann läuft es mir immer ein wenig kalt den Rücken herunter, denn den Hassenden bemitleide ich, um die potenziellen Objekte seines Hasses sorge ich mich. Eine Ausnahme mache ich: einen bestimmten Menschen zu hassen, der einem etwas Schlimmes angetan hat, halte ich weder für ungesund noch moralisch verwerflich.

Ablehnung hingegen ist etwas anderes als Hass. Als Katholik gestehe ich jedem Menschen das Recht zu, den Katholizismus abzulehnen. Warum auch nicht? Der Katholizismus ist keine Hautfarbe oder Herkunft. Er stellt eine Lehre mit ganz konkreten Inhalten dar. Selbstverständlich gibt es keine irgendwie geartete moralische Verpflichtung, diesen Inhalten positiv gegenüber zu stehen. Man darf also den Katholizismus von ganzem Herzen ablehnen. Den Islam natürlich auch.

Problematischer wird es aber, wenn die negative Einstellung nicht der Lehre, sondern den in die jeweiligen Religionen hineingeborenen Menschen gilt. Hier ist auch der Unterschied zwischen Religionskritik und Hetze zu suchen. Ablehnende Äußerungen, die Katholiken oder Muslimen im Allgemeinen gelten, sind etwas anderes als eine Ablehnung von Katholizismus oder Islam. Deshalb ist ja auch der Satz von Joachim Gauck völlig akzeptabel, nach dem die Muslime zu Deutschland gehören, aber nicht der Islam. Er stellt eine durch und durch legitime Position dar, die man eben teilen kann oder auch nicht.

Kommen wir zurück zu unserem hassenden Kommentator von Welt Online. Man darf hier in der Tat Ungutes vermuten, denn er möchte dem Islam "ein Ende bereiten". Was er damit genau meint, ist unklar, und man könnte an dieser Äußerung sicher so lange verharmlosend ruminterpretieren, bis man das Niveau der "Israel muss von der Landkarte verschwinden"-Debatte erreicht hat. Realistischer ist jedoch die Einschätzung, dass es sich bei dem Schreiber in der Tat um einen Hetzer im oben beschriebenen Sinne handelt.

So weit, so schlecht. Nun aber schreibt Cengiz Dursun einen Satz, der irritiert: "Wo bleiben die Islamkritiker, darunter die Witzfiguren Henryk M. Broder, Hamed Abdel Samad und Necla Kelek, die sonst auf alle möglichen Ressentiments aufmerksam machen?"

Wo sie bleiben? Wollen wir ihnen doch fairerweise zugestehen, dass sie diesen Leserkommentar nicht kennen - was ziemlich wahrscheinlich ist. Wahrscheinlich ist allerdings auch, dass sie sich nicht sonderlich lange mit ihm beschäftigen würden, wenn sie von ihm Kenntnis hätten. Sein Inhalt gehört nicht zu ihrem Schwerpunkt.

Doppelmoral? Nein. Wahren Humanisten sollte Doppelmoral fremd sein, aber thematische Schwerpunkte setzen dürfen sie schon. Auch Cengiz Dursun beschäftigt sich auf seinem Blog stärker mit Hetzkommentaren von PI als mit den Äquivalenten bei Turkish Press. Das ist ihm nicht vorzuwerfen. Auch ich habe meine Schwerpunkte - aber Broder, Kelek und Abdel-Samad eben auch.

Wenn also Cengiz Dursun den drei genannten Personen vorwirft, sich mit dem von ihm zitierten Kommentar nicht zu beschäftigen, dann könne man umgekehrt fragen, warum Cengiz Dursun seinerseits nicht diese Äußerungen thematisiert, die im Dezember 2011 im Kommentarbereich der Deutsch-Türkischen Nachrichten zu finden waren:
- "Also eu ist türkenfeindlich die zweiten juden halt."
- "Ich finde wir könnten mal nur aus politischem Kalkül abstimmen ob es ein Holocaust gab? Schon aus moralischen Gründen unseren deutschen Freunden gegenüber, die von den Juden seit Jahrzenten ausgesaugt werden."
- "Die juden regieren auch die Türkei ,wie die ganze welt überall sind sie vertretten unser freund sarkozy …Seine mutter ist griechiche jüdin"

Nein, wenn Cengiz Dursun sich hierzu nicht geäußert hat, dann ist es auch Broder, Kelek und Abdel-Samad nicht vorzuwerfen, dass sie einen durchgeknallten Leserkommentar bei Welt Online nicht zur Kenntnis nehmen.

Was nun das Wort "Witzfiguren" betrifft: Wer sich mit teils provokanten Äußerungen in die Öffentlichkeit begibt, muss natürlich mit Kritik rechnen. Ich mache mir auch nicht jede Äußerung dieser drei Personen zu eigen, mit einigen habe ich sogar ausgesprochen große Probleme. Dafür gibt es zurückliegende und aktuelle Beispiele. Allerdings will ich auch nicht verhehlen, dass ich die Übereinstimmung für größer halte als die Differenzen. Doch darum geht es nicht. Es geht darum, dass die "Witzfiguren" bereits einiges geleistet haben, was ihnen hoch anzurechnen ist. Henryk Broder und Necla Kelek waren beide Teilnehmer bei einer Solidaritätveranstaltung für ein Frauenhaus im türkischen Batman. Broder hat außerdem durch die Veröffentlichung von Pressemitteilungen und anderen Texten auf der "Achse des Guten" die Arbeit von Peri e. V. effektiv unterstützt. Ich selbst habe bei eineem Benefizabend der Darmstädter Service-Clubs einen Scheck für Peri e. v. entgegennehmen dürfen, der dem Verein durch eine Empfehlung von Necla Kelek zugute kam. Hamed Abdel-Samad hat in seinem ägyptischen Heimatdorf Diskussionsveranstaltungen organisiert, bei denen weibliche Genitalverstümmelungen angeprangert wurden. Wenn dadurch nur in einer einzigen Familie ein Umdenken zustande kam und nur ein Mädchen nicht mehr grausam verstümmelt wird, dann ist dies Hamed Abdel-Samad hoch anzurechnen.

Angesichts dieser Tatsachen ist es vielleicht verständlich, dass ich mir mit der Charakterisierung als "Witzfiguren" schwer tue. Man sollte sich, wenn man die bisherigen Leistungen eines anderen Menschen rekapituliert, immer fragen, ob man selbst eigentlich mehr getan hat als diese, um anderen Menschen zu helfen.

Nun zum türkischen Ministerpräsidenten: In Libyen kommt es zu einer Stärkung säkularer Kräfte, und das ist das Verdienst von Erdogan. Soweit die Theorie von Cengiz Dursun. Folgerichtig schreibt er daher: "Lang lebe Atatürk! Lang lebe Erdogan, der das erreicht hat, was die alten Kemalisten in 80 Jahren nicht erreicht haben! Lang lebe der Laizismus!"

Es gibt sicher nicht wenige Menschen, denen sich die Zehennägel aufrollen angesichts der Behauptung, Erdogan stehe in der Tradition von Kemal Atatürk.

Wir erinnern uns: Erdogan sollte vor einiger Zeit in Bochum den Steiger-Award entgegennehmen. Er hat geknifffen. Menschenrechtsorganisationen, Kurdische Verbände, Alevitische Gemeinde, Zentralrat der Armenier, andere Minderheitenvertreter aus der Türkei - sie hatten angekündigt, ihn mit einer roßdemo zu empfangen. Die Mehrheit der Demonstranten hätte zweifellos aus Türkeistämmigen bestanden und somit Erdogans Anspruch, all diese Menschen hier in Deutschland vertreten zu wollen, geradezu lächerlich erscheinen lassen.

Erdogan ist kein säkularer Humanist, sondern ein ultrareligiöser Rechtspopulist mit schrägen nationalistich-aggressiven Tönen. Da schwadroniert der türkische Regierungschef davon, dass er im Stil eines absolutistischen Herrschers mal eben so nebenbei Tausende von Armeniern abschieben lassen könnte, wenn Armenien ihm Ärger macht. Türkisch-Armenisches Versöhungsdenkmal in Kars? Abreißen, befielt der Möchtegern-Napleon vom Bosporus. Völkermord an Moslems in Srebrenica ist schlimm, Völkermord an den Armeniern gab es nicht. Wäre Erdogan durch einen Zufall der Geschichte Serbe, würde er vermutlich genau das Gegenteil sagen. Ein waschechter Nationalist eben mit all der dazugehörigen Doppelmoral. Als Träger des Gaddafi-Menschrechtspreises (Zurückgeben? Wieso denn?) fühlt sich der türkische Ministerpräsident sicher über jede Kritik erhaben. Erdogan ist ein Mann, der "den Juden" empfiehlt, ihre Geschichte genau zu studieren, und den das Simon-Wiesenthal-Center 2011 auf Platz 2 seiner Liste der Antisemiten des Jahres gestellt hat. Einige Aussagen von Erdogan könnten, würde man nur einige wenige Begrifflichkeiten austauschen, genauso gut von der NPD stammen.

Cengiz Dursun, so sieht Ihr Held aus?

Jemand, der den Blog von Cengiz Dursun nicht kennt, muss aufgrund meines Textes einen eigentümlichen Eindruck von ihm erhalten. Das ist ja das Kuriose. Denn ich zweifle keinen Moment daran, dass Cengiz Dursun Humanist und Säkularist durch und durch ist. Er hat großartige Texte geschrieben. Es war mir eine Ehre, dass ich einen davon auf dem MRF-Blog veröffentlichen durfte. Umso größer dürfte nun die Verwunderung bei vielen sein.

Aufmerksamen Lesern seines Blogs dürfte die Veränderung, die sich im Schreiben Cengiz Dursuns vollzog, kaum entgangen sein. Im Juli 2011 bekundet er in dem Artikel "Danke, lieber Henryk" noch, großen Respekt vor Broder zu haben und bezeichnet ihn als "wahren Menschenrechtler". In nur einem Jahr vom wahren Menschenrechtler zur Witzfigur?

Ich werde den Blog von Cengiz Dursun weiterhin aufmerksam lesen. An dieser Stelle danke ich ihm für die Weiterleitung von Pressemitteilungen von Peri e. V.

Beschneidungsdebatte: Zwischenruf in wenigen Worten
25.07.2012 18:20:09
Beischneidungsdebatte: Zwischenruf in wenigen Worten
von Serap Cileli

Wenn jetzt Juden, Muslime und Christen gemeinsam gegen das aktuelle Urteul eines Gerichts Sturm laufen, fordern sie, religiöse Überlieferungen über die Rechtsordnung zu stellen. Diese Forderung ist für mich der eigentliche Skandal.
Zwangs-Katholisierung: Deutsches Gericht zwingt Konfessionslose in Religionsunterricht
25.07.2012 15:13:32

Lesehinweis

Zwar sind die Eltern konfessionslos und haben auch die Zwillinge nicht taufen lassen. Doch jetzt ist Thorsten E. dafür, dass seine Kinder etwas vom katholischen Glauben mitbekommen, Susanne W. weiterhin dagegen. [...]
In nichtöffentlicher Sitzung hörte sich Richter Robert Plastrotmann die Argumente beider Seiten an und befragte auch die Kinder, die sich gegen ihre Teilnahme am Religionsunterricht aussprachen. Dann traf Plastrotmann eine Entscheidung: Er schränkte das Sorgerecht der Mutter ein und übertrug dem Vater "während der Grundschulzeit die Entscheidung über den Besuch des Religionsunterrichts und die Entscheidung über den Besuch der Schulgottesdienste für die Kinder". Unter Abwägung aller Umstände "erscheint es für das Kindeswohl förderlich und auch notwendig, den Besuch des Unterrichts und der Schulgottesdienste zu ermöglichen", heißt es in dem abenteuerlichen Beschluss. Die Nichtteilnahme stelle aufgrund von "Ausgrenzung" "eine Gefährdung des Kindeswohls dar".
Nach Ansicht des Gerichts sei zu "berücksichtigen, dass die Kinder außerhalb der mütterlichen Wohnung sich in einem ländlich-katholisch geprägten Umfeld bewegen und christliche Symbole und Rituale für die Kinder nichts Fremdes darstellen, diese vielmehr als Teil des Alltags anzusehen sind". So sei die Teilnahme am Religionsunterricht und an Gottesdiensten "lediglich eine Fortsetzung des Kontaktes mit Religion, den die Kinder bislang außerhalb der Haushalte der Eltern erlebt haben".
http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2012/07/24/a0059

Kübra G. und der Rassismus des weißen Juden sowie des weißen Mannes im Allgemeinen
24.07.2012 23:32:49

Kübra G. und der Rassismus des weißen Juden sowie des weißen Mannes im Allgemeinen
von Thomas Baader

Kübra Gümüsay beschwert sich. An der Uni hat ein Freund zu ihr gesagt, sie sei für ihn keine Deutsche, weil sie ein Kopftuch trägt. Nachlesen kann man das hier: http://www.zeit.de/campus/2012/04/meinung-rassismus

Das nimmt Frau Gümüsay zum Aufhänger, um zu berichten, welcher Art der Rassismus an deutschen Universitäten ist. Da gebe es Professoren, die Sarrazin zustimmen, sowie Studenten, die absichtlich vom Dozenten übersehen werden, weil sie schwarz sind oder Kopftuch tragen. Aber sie hat auch eine Erklärung: Menschen an Universitäten sind meist weiß und männlich.

Im Falle von "männlich" stimmt das natürlich nur, wenn man ein fast ausgewogenes Verhältnis (52% Männer, 48% Frauen) als "meist" gelten lässt. Aber stören wir uns an dieser Stelle nicht an solchen Feinheiten.

Befassen wir uns lieber mit der Autorin, deren Kopftuch sicherlich nichts damit zu tun hat, ob sie Deutsche ist oder nicht, aber vielleicht doch damit, was so in ihrem Kopf vorgeht: Als Kübra Gümüsay noch Kübra Yücel hieß, schwärmte sie in der taz von einem "Comic über Palästina", in dem die Theorie vertreten wurde, nicht die Religion, sondern die ethnische Herkunft von weißen Israeliten sei der Grund für die "rassistische Politik Israels". Na ja, und an der deutschen Uni sind es halt die weißen Männer.

Das Unredliche an Gümüsays Artikel ist: Er erweckt den Eindruck, nur weiße Männer könnten diskriminieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie manche türkische Jugendliche über Homosexuelle, Juden, Kurden, Frauen oder Deutsche sprechen. Weitergehende Beispiele anzuführen erspare ich mir, sie dürften mittlerweile allgemeinen Bekanntheitsgrad erreicht haben.

Wenden wir uns statt dessen einer schwierig zu beantwortenden Frage zu: Welche Diskriminierungerfahrungen sind authentisch? Nehmen wir als Beispiel eine türkischstämmige Schülerin, die bei einem bestimmten Lehrer schlechte Noten schreibt und von ihm wegen ihres ungebührlichen Verhaltens mehrfach ermahnt wird. Nun klagt diese Schülerin über den vermeintlichen Rassismus des Lehrers, in dem sie die Ursache für ihre schlechten Noten und die Ermahunungen sieht. Keine Beachtung schenkt sie der Tatsache, dass andere türkischstämmige Schülerinnen und Schüler bei demselben Lehrer hervorragende Noten erhalten und wunderbar mit ihm auskommen. Oder: Manche Migranten glauben fest daran, dass deutsche Rettungskräfte bei einem Notfall mit absichtlicher Verspätung bei ihnen erscheinen, obgleich entsprechende Untersuchungen diese Behauptung eindeutig widerlegen. Es gibt außerdem nicht wenige junge Menschen mit Migrationshintergrund, die wegen völlig unangemessenen Verhaltens ihren Praktikumsplatz verlieren, den Fehler aber - natürlich - nicht bei sich suchen, sondern im Rassismus der anderen. All diese Beispiele sind übrigens nicht erfunden.

Daher muss die Frage erlaubt sein: Wenn ein Student nach eigener Wahrnehumg vom Dozenten absichtlich übersehen wird - stimmen dann Warhnehmung und Realität immer überein? Übersieht mich der Dozent, weil ich ein Kopftuch trage, oder weil er ein willkürlich agierender alter Zausel ist und im selben Moment auch zwanzig andere übersieht, die keine Kopftücher tragen?

Wir werden es nicht erfahren, überprüfen kann man es immer nur im Einzelfall. Aber dafür wissen wir dank Kübra Gümüsay eines: Weiße Männer sind Rassisten, selbst (oder vor allem?) wenn sie Juden sind.

Beschneidungsdebatte: Blogger kritisieren "Achse des Guten":
23.07.2012 09:47:29
Lesehinweise

Aron Sperber kritisiert Henryk Broder:
Broder fällt mit seiner Argumentation allen Necla Keleks, Ayaan Hirsi Alis und Boualem Sansals in den Rücken, die ihre Tradition zugunsten der Menschenrechte in Frage gestellt haben.
http://aron2201sperber.wordpress.com/2012/07/22/meyer-oder-kelek/

Arvid Vormann (WADI Blog) kritisiert Ivo Bozic:
Im Rahmen der ‘Beschneidungsdebatte’ kommen inzwischen einige sattsam bekannte Argumentationsmuster aus der kulturrelativistischen Szene zu neuen Ehren. [...] Das geht bis zur im- oder explizit geäußerten These, dass den Frauen, resp. Männern, ihre Leiden und Traumata in Folge ihrer Beschneidungen/Verstümmelungen lediglich eingeredet würden, und zwar von Kulturfremden oder Eurozentristen, die es eben nicht vermöchten, sich in das wahre Wesen des Rituals einzufühlen.
http://www.wadinet.de/blog/?p=9773

Vonhaeftens Blog kritisiert Hannes Stein:
Beschneidung von Jungen, so suggeriert der Artikel des Achse-Autors Stein, ist also schon aus rein medizinischen Gründen geboten. Wer es nicht macht, nimmt billigend in Kauf, später als Erwachsener seine Sexualpartnerinnen mit üblen Infektionen anzustecken. So was nennt man Körperverletzung. Und dagegen könnte man ja etwas tun, z.B. eine Gesetzesinitiative zur Einführung der Zwangsbeschneidung in den Bundestag einbringen. Als Vorsitzenden einer Ethik-Kommission, die die Regierung in Sachen Beschneidung berät, könnte ich mir z.B. Bekir Alboga, den Beauftragten für den interreligiösen Dialog der türkischen Religionsbehörde Ditib, vorstellen. Und als Stellvertreter vielleicht Hannes Stein.
http://vonhaeften.wordpress.com/2011/07/14/auf-der-achse-des-guten-preist-hannes-stein-die-beschneidung-von-jungen/

American Viewer Blog kritisiert Hannes Stein:
Sondergesetze für bestimmte Gruppen darf es in einem aufgeklärten Staat nicht geben. Auch nicht aus religiösen Gründen. [...] Arprin, Aron Sperber und ich dachten bisher eigentlich dies sei zum Beispiel auch für die Achse des Guten selbstverständlich. Dies scheint nicht der Fall zu sein, wenn man sich einige Beiträge dort ansieht. Henryk M. Broder will ich von dieser Kritik ausnehmen. Seine Beiträge zum Thema sind nachvollziehbar und vor allem wie immer wunderbar unterhaltsam. Und dass Hannes Stein in der Regel anti-aufklärerisch und nicht wirklich überzeugend argumentiert, dass weiß man schon mindestens seit der Schächtendebatte, der Befürwortung der 9-11-Moschee, dem Hoch-die-Scharia-Artikel und so weiter. Im Grunde also nichts Neues. Hannes Stein glaubt ja ganz im Ernst, dass er noch miterlebt, „wie in San Francisco eine Moschee für schwule und lesbische Beter ihre Tore öffnet.“ Siehe vorletzter Satz dieses berühmt-berüchtigten Artikels. Der Mann ist nicht einmal selbst bereit Beschneidungen und Schächtungen zu hinterfragen, aber trotzdem ist er sich ganz sicher, dass wirklich Gläubige demnächst die erste Moschee für schwule Muslime eröffnen. Ein bemerkenswerter Optimismus.
http://americanviewer.wordpress.com/2012/07/16/beitrag-zur-beschneidungsdebatte/

Arprins Blog kritisiert sehr viele:
Regelrecht entsetzt haben mich die Stellungnahmen der Achgut-Autoren Hannes Stein, Henryk M.Broder, Tobias Kaufmann und David Harnasch, die sogar lobende Worte für diese als “religiöses Gebot” verharmloste Misshandlung eines wehrlosen Säuglings fanden.
http://arprin.wordpress.com/2012/06/30/religulous/
Interne Kritik bei den Gruenen
21.07.2012 13:47:52
Lesehinweis

Ich habe nichts gegen eine Kompromisslösung zur Beschneidung von kleinen Jungs bei Juden und Muslimen, wenn sie betäubt werden und daraus kein Gruppenzwang wird.
Doch seit wann dürfen Politikerinnen im Jahre 2012 in Europa - und gerade in Deutschland, würde ich jetzt sagen - Bibel- oder Koran- oder Thora- oder sonstige religiöse Texte wortwörtlich nehmen und sogar als Gesetz oder notwendigen Brauch verteidigen? Die religiöse Beschneidung im Judentum und Islam berühre den Kern abrahamitischer Religionen, sagen Künast und Beck und zitieren: "Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch. Jedes Knäblein, wenn's acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen." (Auszug Gen 17,10-14). Das haben sich ja nicht mal CSU-Politikerinnen in den fünfziger bis siebziger Jahren angesichts der Forderungen der Frauenbewegungen und der kirchenkritischen Bewegungen und der Strafrechtsreformen im Bereich Sexualität, Ehe, Scheidung, Abtreibung et cetera erlaubt!
Welche Politik treibt grüne Spitzenpolitikerinnen und JuristInnen zu einer solchen wörtlichen Interpretation der Thora beziehungsweise Bibel und Koran?
Das ist, wie schon in der Kopftuchdebatte, Parteiergreifung für die traditionelle und konservative Thora- und Koraninterpretation; etwas, das grüne PolitikerInnen gegenüber der wörtlichen und konservativen Bibelauslegung im Christentum niemals zugelassen haben - man denke an die Forderung nach schwulen Bischöfen und der kirchlichen Trauung lesbischer Paare und anderes.
[...]
Die Religionspolitik der Grünen scheint es inzwischen auch antiaufklärerisch allen Zielgruppen Recht machen zu wollen, die wählen und in die Medien kommen und sich in den Grünen laut zu Wort melden können oder als ExpertInnen eingeladen werden.
Interessanterweise sind Seyran Ates und Necla Kelek noch nie auf einen grünen Parteitag, in eine BAG oder zu Veranstaltungen der Böllstiftung eingeladen worden, so wenig wie andere profiliert-liberale Muslime!
http://www.perlentaucher.de/essay/wider-die-postmoderne-religionspolitik.html
Kuebra Guemuesay: Diskussion ueber Sarrazin = Rassismus, Studenten = Maenner
17.07.2012 12:10:20
Lesehinweise

Während manche die Universität als eine Oase der Freiheit und Vorurteilslosigkeit empfinden, berichten mir zahllose andere – Schwarze, Kopftuchtragende, Studenten mit Migrationshintergrund und Angehörige religiöser Minderheiten aus ganz Deutschland – von rassistischen Erfahrungen. Sie erzählen von Dozenten, die sie konsequent übersehen und nicht zu Wort kommen lassen. Sie berichten, wie sie an der Uni über die
rassistischen Thesen von Thilo Sarrazin streiten und der Professor die Diskussion mit den Worten abschließt, Sarrazin habe zwar einige schwierige Sätze geschrieben, aber, tja, insgesamt habe er doch recht. [...] dass es Rassismus auch an Universitäten gibt, denn Universitäten werden von Menschen bevölkert – meist von weißen, männlichen Menschen aus der Mittel- und Oberschicht –, und Menschen machen Fehler.
http://www.zeit.de/campus/2012/04/meinung-rassismus
(Hervorhebung von mir)

In Deutschland betrug nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes im Wintersemester 2009/2010 der Frauenanteil bei den Studenten 48 %, bei den Studienanfängern lag er knapp unter 50 %
http://de.wikipedia.org/wiki/Student
Todenhöfer interviewt Assad: Biedermann biedert sich beim Brandstifter an
08.07.2012 23:47:38
Videohinweis

Wahnsinn! Die ARD lässt Todenhöfer ein Interview mit dem syrischen Präsidenten führen.

Leider verpasst Todi es, sinnvolle Fragen zu stellen (z. B. "Wie viele Kinder wurden auf Ihr Geheiß mittlerweile gefoltert?"). Aber immerhin fragt er andere Dinge wie z. B. "Wer hat mehr Zivilisten umgebracht, die Regierung oder die Rebellen?" oder "Wer ist für dieses oder jenes Massaker zuständig?" (und raten Sie mal, was der grundehrliche Assad darauf antwortet).

Der Todenhöfer ist klasse. Der hätte bestimmt auch Hitler interviewt, um ihn zu fragen, ob er wirklich Juden töten möchte. Und hätte bei einem "Nein" dann auch nicht weiter nachgehakt.

Peinlich oder blöd? Schauen Sie sich das Video an und urteilen Sie selbst:
http://www.ardmediathek.de/das-erste/weltspiegel/syrien-exklusiv-gespraech-mit-syriens-praesident-assad?documentId=11073186
Ein prüfender Blick auf die Vorhaut
08.07.2012 16:09:42

Ein prüfender Blick auf die Vorhaut
von Thomas Baader

Man kann mit den falschen Argumenten für die richtige Sache kämpfen und mit richtigen Argumenten ein falsches Ziel verfolgen. Bei der Debatte um ein Beschneidungsverbot in Deutschland gibt es sowohl das eine als auch das andere.

Im Kern hat das Gericht recht: Jedes Mal, wenn ein Arzt einen Eingriff vornimmt, handelt es sich um Körperverletzung. Gerechtfertigt kann eine solche nur werden mit der Einwilligung des Betroffenen - oder im Falle von Minderjährigen mit der Einwilligung der Erziehungsberechtigten, wobei der Aspekt der medizinischen Notwendigkeit eine besondere Rolle spielt.

Somit ist jeder Eingriff, der medizinisch nicht notwendig ist und allein aus religiösen Gründen vorgenommen wird, potenziell erst einmal fragwürdig. Während man einem erwachsenen Menschen noch zugestehen kann, selbstständig und frei darüber zu entscheiden, welche unnötigen operativen Eingriffe er über sich ergehen lassen möchte, sieht die Sache bei Minderjährigen etwas anders aus. Salopp gesprochen: Ein jeder erwachsener Mensch sollte das Recht haben, sich zu "verstümmeln", wenn er das unbedingt möchte, aber hat er auch das Recht, seine Kinder "verstümmeln" zu lassen?

Dieser Gedankengang wirft jedoch die Frage auf, ob es sich denn um eine Verstümmelung überhaupt handelt, oder um eine Bagatelle wie Haare- und Fingernägelschneiden. Oder ob (und das scheint die Wahrheit zu sein) die Beschneidung der Vorhaut irgendwo zwischen diesen beiden Extremen liegt. Mit der Genitalverstümmelung von Mädchen etwa ist die Vorhautbeschneidung von Jungen in keiner Weise zu vergleichen.

Kommen wir jetzt zu den falschen Argumenten: Wenn Vertreter religiöser Gemeinschaften eine Argumentation vertreten im Sinne von "Das ist eine Jahrtausende alte Tradition, und jetzt kommt der junge deutsche Staat daher und will sie einfach so verbieten!", dann erweisen sie ihrer Sache einen Bärendienst. Es ist völlig unerheblich, ob eine Tradition Jahrtausende alt ist, und auch wenn sie religiöser Natur ist, muss stets ein angemessener Abwägungsprozess stattfinden. Das Recht eines Säuglings auf körperliche Unversehrtheit und die Unfähigkeit des Säugling, einen eigenen Willen in dieser Hinsicht überhaupt artikulieren zu können, müssen entsprechend berücktsichtigt werden. Wer das übersieht und die "Jahrtausende alte religiöse Tradition" in dieser Form verabsolutiert sehen möchte, hat wesentliche Aspekte des Grundgesetzes nicht verstanden. Das Recht auf Religionsfreiheit ist beileibe nicht das einzige Recht, das aus der Verfassungs abgeleitet werden kann.

In diesem Sinne ist auch die Solidarität der christlichen Kirchen mit den betroffenen muslimischen und jüdischen Verbänden mit Vorsicht zu genießen: Geht es hier den Kirchenvertretern wirklich um Gerechtigkeit in der Sache oder darum, in einer religiösen Frage einen Sieg über den säkularen Staat zu erringen, was dann in einer anderen Angelegenheit später auch wieder dem Christentum zugute kommen könnte?

Bedenkenswert scheint auch der Einwand, dass Deutschland in der Tat das einzige westliche Land wäre, das die Beschneidung unter Strafe stellen würden. Zwar ist es nicht zwangsläufig so, dass in einer solchen Frage automatisch alle anderen recht und wir unrecht haben müssen (auch das Gegenteil wäre Unsinn), aber oftmals leiden deutsche Debatten daran, dass der prüfende Blick ins Ausland völlig unterbleibt: Welche Lösungen haben andere Staaten, die vor denselben "Problemen" stehen wie wir? Oder anders: Warum halten wir eine bestimmte Regelung für notwendig, die offenbar niemand sonst in Europa braucht?

Es ist daher verständlich, dass die betroffenen Religionsgemeinschaften durch das Urteil, gelinde gesagt, irritiert sind. Allerdings schießen polemische Formulierungen, wonach Islam oder Judentum von nun an in Deutschland unter Strafe stünden, deutlich über das Ziel hinaus. Als abwegig und inhaltlich misslungen muss auch die Behauptung betrachtet werden, es ginge dem Staat keineswegs um den Schutz von Kindern, sondern Kinderrechte würden lediglich vorgeschoben, um eine Legitimation für die Diskriminierung von Minderheiten zu finden. Eine solche Art der Argumentation erinnert fatal an die - ebenso falsche - Behauptung, den Gegnern von Zwangsheirat und Ehrenmord ginge es gar nicht um Frauenrechte, sondern nur um schlecht kaschierte Islamfeindlichkeit (und auch hier fehlt oft nicht der Verweis auf die Geschichte - so habe man schon im Kolonialismus mit der Wahrung von Frauenrechten argumentiert). Auch bei einem Urteil, das am Ende als falsch bewertet werden müsste, darf man den Richtern schon Wahrhaftigkeit unterstellen.

Ist der Streit um Vorhautbeschneidung in einem Zeitalter durchstochener Teenagerohren und -bauchnabel überflüssig oder gar heuchlerisch? Nicht unbedingt, wenn er wenigstens dazu geeignet ist, dass wir uns darüber klar werden, welche Maßstäbe in diesem Land gelten sollen und welche nicht.

Der Autor dieses Artikels hat keine Vorhaut.

Quatsch mit Quote
04.07.2012 23:49:39

Quatsch mit Quote
von Thomas Baader

Man darf in einer Demokratie im Hinblick auf die "Migrantenquote" gerne unterschiedlicher Meinung sein (und im Hinblick auf alle anderen Quoten auch). Denn die Demokratie lebt ebenso von falschen wie von richtigen Meinungen. Dies hier jedenfalls ist ein leidenschaftliches - und hoffentlich "richtiges" - Plädoyer gegen alle Quoten.

Das Problem mit jeder Art von Quoten ist das ihnen zu Grunde liegende kollektivistische Prinzip. Menschen werden auf der Basis eines bestimmten Merkmals (Geschlecht, Religion, Migrationshintergrund etc.) einer bestimmten Gruppe zugeteilt. Anschließend stellt man fest, dass Angehörige dieser Menschengruppe in leitenden Funktionen bei Parteien oder Firmen unterrepräsentiert sind - also soll eine Quote Abhilfe leisten.

Hier fängt schon das Problem an, denn die diese Gruppenbildungen sind letztlich nichts anderes als Konstrukte und als solche völlig willkürlich. Man könnte genauso gut gänzlich andere Gruppen bilden - hat sich eigentlich schon einmal jemand die Mühe gemacht zu überprüfen, ob es zu wenige Raucher, Linkshänder, Rothaarige, Bartträger, Übergewichtige, Kleinwüchsige, Allergiker oder Vegetarier in Führungspositionen gibt?

Das Quotenprinzip scheitert an einem inneren Widerspruch, der nicht überwunden werden kann: Es will Gerechtigkeit herstellen und schafft zu diesem Zweck Sonderregelungen für bestimmte Menschengruppen. Gerechtigkeit aber lässt sich immer nur individuell herstellen. Pauschalisierende Regelungen sind niemals gerecht, sondern stets nur Ursache für neue Ungerechtigkeiten. Wieso erhält jemand, dessen Familie durchaus wohlhabend ist und der über einen Migrationshintergrund verfügt, ein bestimmtes begehrtes Stipendium, während sich sein weitaus ärmerer Freund (sowohl arm an Geld als auch an Migrationshintergrund) gar nicht erst bewerben darf? Weil es sich um ein Stipendium handelt, das ausschließlich für Migranten vorgesehen ist. Dieses Beispiel ist übrigens nicht erfunden.

Ein zweites Beispiel:
Stellen wir uns zwei Halbschwestern vor. Beide haben denselben Vater. Als dessen erste Ehefrau gestorben ist, hat der Vater ein zweites Mal geheiratet. Aus jeder der beiden Ehen ging eine Tochter hervor. Verschiedene Mütter - eines der Mädchen hat einen Migrationshintergrund, das andere nicht.
Beide werden von derselben Frau großgezogen (der zweiten Ehefrau) und vom selben Vater. Beide wachsen in exakt demselben Umfeld auf. Die Lebenssituationen beider Halbschwestern ähneln sich so sehr wie die anderer Geschwisterkinder auch.
Nun stellen wir uns vor, beide wollten (aus welchen Gründen auch immer) in einem Führungsgremium der SPD tätig werden. Die eine der beiden Halbschwestern kann von der Migrantenquote profitieren, die andere nicht. Eine berechtigte Frage an dieser Stelle: Wo ist da der Sinn?

Die beiden Halbschwestern sind ebenfalls nicht erfunden. Es handelt sich um meine Cousinen.

Man mag jetzt einwenden, dass dies ein ganz besonderer Fall ist und keineswegs typisch für die Lebenssituation von Migranten in Deutschland. Dieser Einzelfall wäre also vor dem Hintergrund größerer Gerechtigkeit vernachlässigbar.

Aber: Erinnern Sie sich angesichts des Wortes "Einzelfall" noch an daran, dass ich schrieb, dass Gerechtigkeit immer nur individuell herstellbar ist?

Schnipp Schnapp
01.07.2012 17:10:36

Lesehinweise

In einem womöglich wegweisenden Urteil hat das Landgericht Köln die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen als Straftat bewertet. In der am Dienstag veröffentlichten Entscheidung verwies das Gericht unter anderem darauf, dass der Körper des Kindes durch die in Islam und Judentum verbreitete Beschneidung "dauerhaft und irreparabel verändert" werde. Scharfe Kritik an dem Urteil übte der Zentralrat der Juden.
http://www.welt.de/newsticker/news1/article107273346/Religioes-motivierte-Beschneidung-von-Jungen-ist-Straftat.html

Die Beschneidung muslimischer Jungen ist eine ebenso abscheuliche archaische Sitte wie die Genitalverstümmelung bei kleinen Mädchen. Sie ist ein Unterdrückungsinstrument und gehört geächtet. Von Necla Kelek
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article107288230/Die-Beschneidung-ein-unnuetzes-Opfer-fuer-Allah.html

Das Kölner Landgericht hat recht, wenn es die religiös gesteuerte Beschneidung minderjähriger Jungen als Straftat wertet. Das gesellschaftspolitisch höchst heikle Urteil ist rechtsstaatlich unumgänglich.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungs-urteil-credo-des-rechtsstaates-11800115.html

Auch das Argument, die Beschneidung werde seit Tausenden von Jahren praktiziert, taugt nicht viel. Im Laufe der Jahrtausende sind viele Bräuche aus der Mode gekommen.
Zu sagen: "Das haben wir schon immer so gemacht, wo kämen wir denn hin, wenn wir jetzt damit aufhören würden?" ist so idiotisch wie das Argument: "Das haben wir noch nie gemacht und dabei bleibt es!"
Nein, das ist es nicht, was diese Debatte zum Spektakel macht. Ich sagte es schon: Es ist eine pornografische Debatte, die ihren Teilnehmern maximale Erregung bei minimalem Aufwand verspricht, eine Art Peep-Show für den anspruchsvollen Voyeur.
http://www.welt.de/kultur/article107299253/Pornografische-Debatte-mit-maximaler-Erregung.html

Jews believe that the circumcision of infants is a necessary act; the command to circumcise male children at the age of eight days is the first command that God gives Abraham to mark their covenant; for thousands of years this has been a foundation of Jewish life. To ban infant circumcision is essentially to make the practice of Judaism illegal in Germany; it is now once again a crime to be a Jew in the Reich.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/german_court_declares_judaism_a_crime/

Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte (GAM) begrüßt das Urteil gegen die religiöse Unsitte der Beschneidung als Schritt in die richtige Richtung
http://www.freidenker.at/index.php/blog/1132-gam-begruesst-urteil-gegen-beschneidung.html

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) sieht in dem Urteil des Kölner Landgerichts, in dem die Beschneidung auch als Körperverletzung gelten soll, einen eklatanten und unzulässigen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften und in das Elternrecht. Zudem wird dadurch eine erhebliche Zunahme der Rechtsunsicherheit für alle Beteiligten entstehen.
http://www.zentralrat.de/20584.php

Ich möchte nicht verschweigen, dass ein Bekannter, der den Eingriff auf Wunsch seiner Freundin im sexuell aktiven Alter an sich hat vornehmen lassen, seine sexuellen Empfindungen mit einer erschreckenden Metapher beschrieb: “Stell Dir vor, Du hast Dein Leben lang auf einem 42"-3D-Plasma-TV ferngesehen. Und dann steigst Du auf eine 30-cm-Schwarzweiß-Röhrenglotze um.” Es gibt aber unzählige gegenteilige Erzählungen und ich glaube nicht, dass der Eingriff, wenn er vor der Pubertät vorgenommen wird, Einfluss auf den Genuss am Sex hat.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/unentschiedene_gedanken_zur_beschneidung/

Der Jurist geht jedoch davon aus, dass die größere Sorge der Mediziner der Haftpflichtversicherung gilt, die bei Komplikationen in Folge von Beschneidungen womöglich nicht mehr einspringe. Damit sei eine Beschneidung jedoch nicht automatisch ausgeschlossen, stellt der Strafrechtsprofessor klar: “Sie ist weiterhin möglich, wenn derjenige, der beschnitten werden soll, das selbst entscheidet.” Ein gesetzlich festgelegtes Alter, ab dem dies möglich wäre, gebe es zwar nicht. Putzke kann sich aber vorstellen, als Richtwert das vollendete 14. Lebensjahr zu wählen, ab dem auch die Religionsmündigkeit eintritt.
http://www.pnp.de/nachrichten/heute_in_ihrer_tageszeitung/politik/454971_Beschneidung-ist-eine-Art-von-Gewalt-gegen-Kinder.html

Liebe Freunde von Multikulti, Muslime sind keine Tiere
17.06.2012 14:35:03

Liebe Freunde von Multikulti, Muslime sind keine Tiere
von Thomas Baader

Sind die Irrtümer des Multikulturalismus, die bereits vor Jahrzehnten auftraten, immer noch aktuelle Probleme? Antje Sievers berichtet über ihre Beteiligung an einem soziologischen Forschungsprojekt folgendermaßen:

"In den achtziger Jahren bekamen ich und meine Kommilitonen zu hören, unsere Aufgabe sei es, teilnehmend zu beobachten, nicht zu bewerten und schon gar nicht, einzugreifen. Wenn man es in türkischen Familien für gut und richtig hielte, die Töchter zu verschleiern (damals noch extrem selten), den Sohn zusammenzuschlagen und die Frau drei Schritte hinter sich gehen zu lassen, dann war das nicht grundsätzlich falsch, sondern eben nur anders. Obendrein gab es Dozenten, der Meinung waren, statt türkischen Frauen deutsch beizubringen, wäre es viel sinnvoller, wenn wir Deutschen türkisch lernten. Das waren die zarten Anfänge dessen, was die Rechtsanwältin Seyran Ates ein Vierteljahrhundert später als Multikulti-Irrtum bezeichnet hat."
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/krankheit_oder_kultur_oder_beides/

Was Frau Sievers beschreibt, ist leider auch heute keine Seltenheit. Bei Aussagen, die von Hardcore-Multikulturalisten und leidenschaftlichen Islam-Apologeten getätigt werden, gewinnt man manchmal den Eindruck, die Rede beziehe sich gerade nicht auf die Menschenwelt, sondern auf einen Ausflug ins Tierreich. Wie Professor Bernhard Grzimek sitzt dann der deutsche Sozialwissenschaftler fasziniert vor seinem Forschungsgegenstand, dokumentiert und forscht, aber greift auf gar keinen Fall in das Geschehen ein, um das Gleichgewicht der Natur ja nicht zu stören. Hoppla, eben hat doch da eines dieser possierlichen Kerlchen seine Frau ehrengemordet. Aber so ein dummes Tier weiß es eben nun mal auch nicht besser. Jetzt bloß nicht moralisieren!

Wer sich das vergegenwärtigt, kann kaum noch ernsthaft vertreten, dass Rassismus und Multikulturalismus in einem gegensätzlichen Verhältnis zueinander stehen. Vielmehr ist es so, dass der erstgenannte sich im letztgenannten öfters in versteckter Form wiederfindet. Nicht wenige Multikulti-Begeisterte leiden unheilbar am Winnetou-Syndrom: Der edle Wilde möge doch bitte so bleiben, wie er ist, aber auf gar keinen Fall so werden wie wir, so verdorben, zivilisationskrank und der Natur entfremdet. Indigene Völker am Amazonas, die neugeborene Zwillinge lebendig begraben, da Zwillingsgeburten nun mal als schlechtes Omen gelten, mutieren somit auf einmal zu Vertretern einer besseren, weil ursprünglichen und unverfälschten Lebensweise. Ja, eigentlich war es doch gar nicht so schlecht, das Leben vor der Einführung der Grund- und Menschenrechte. Nein, wir selbst wollen natürlich nicht auf sie verzichten. Aber die Wilden doch bestimmt. Und ja, auch wenn man es für unfassbar hält: Es gab tatsächlich Stimmen aus der "zivilisierten Welt", die darauf drängten, beim Indio-Kindermord bloß nicht einzugreifen.

Zweierlei Maß: Die kulturrelativistische Positionierung beinhaltet immer einen Rassismus, der sich seiner selbst nicht bewusst ist. Vor Jahren einmal war ich in einem Forum in eine Diskussion mit einem jungen Mann verwickelt, der nach seiner eigenen Wahrnehmung links, progressiv und menschenfreundlich eingestellt war. Wenn man diese Haltung hat, kann man natürlich sich nur dann mit Opfern solidarisieren, wenn die Täter zufällig den gleichen ethnisch-kulturellen Hintergrund haben wie man selbst. Ist das nicht der Fall, so darf man sich bei "den Fremden" keinesfalls einmischen, denn das sind ja Familienangelegenheiten, die uns nichts angehen. Im konkreten Fall drehte sich die Debatte damals, die zwischen dem Progressiven und mir entstand, um ein recht bekanntes Foto, das eine Hochzeit zwischen einer elfjährigen afghanischen Kindsbraut und ihrem vierzigjährigen Ehemann zeigt. Während die Mehrheit der Forumsnutzer angewidert reagierten, hatte unser Multikulti-Verfechter eine gänzlich andere Sichtweise: Er plädierte für Toleranz gegenüber fremden Traditionen, zumal das auf dem Foto Dargestellte ja eigentlich auch "biologisch ideal" sei.

Nun fühlte ich mich dazu verpflichtet, mal nachzufragen, was genau er an der Vergewaltigung eines elfjährigen Kindes eigentlich "biologisch ideal" finde. An dieser Stelle spare ich mir eine detaillierte Beschreibung des weiteren Gesprächsverlaufs, denn wie man sich denken kann, fühlte der Befragte sich sehr schnell falsch verstanden und noch dazu diffamiert. Falsch verstanden? Inwiefern ist die Äußerung "biologisch ideal" in diesem Zusammenhang eigentlich missverständlich? Und wenn sie es tatsächlich wäre - meine Nachfrage zielte ja geradezu darauf ab, dem Sprecher dieser unsagbar schäbigen Äußerung die Möglichkeit zu geben, sich zu erklären. Warum wurde diese Gelegenheit nicht genutzt, wenn alles nur ein Missverständnis war? Nein, unser Freund wollte nicht. Er hatte übrigens schon einige Tage zuvor in demselben Forum die Theorie vertreten, dass Frauen in islamischen Ländern möglicherweise gar nicht gleichberechtigt sein wollen.

Weiß dieser Mensch, dass er ein Rassist ist? Vermutlich nicht. Während die Geschichte es dem Menschen europäischer Herkunft gestattet hat, vieles von dem abzuwerfen, was ihn einengt und unterdrückt, ist es dem Menschenfreund aus dieser Geschichte lieber, dass "der Fremde" seiner Vormodernität verhaftet bleibt, ewig gebunden an seine Religion und Kultur, damit er für uns weiterhin so interessant, exotisch und herzig bleibt wie Grzimeks possierliche Kerlchen. Wir Menschen sollen nun mal nicht in die Abläufe der Tierwelt eingreifen. Der Moslem und der Indio vom Amazonas - das sind die Tiere des Kulturrelativisten. Er selbst ist der Mensch, der kein Rassist sein will, aber durch seinen Paternalismus und seine Negierung der Werte der Aufklärung ständig neue Rassismen produziert.

Gefangen in seiner multikulturalistisch-verklärenden und romantisierenden Perspektive betont er ständig, was uns Menschen (angeblich) unterscheidet und kann nicht das sehen, was uns Menschen - über alle Kulturen und Nationalitäten hinweg - gemeinsam ist. Und daher ist er auch blind für die einfachste aller Wahrheiten.

Das Gegenteil von Rassismus heißt nicht Multikulturalismus. Das Gegenteil von Rassismus heißt Humanismus.

Dieser Artikel erschien am 18. Juni 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten" und am 19. Juni 2012 auf dem Blog "CDU-Politik.de":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/moslems_sind_keine_tiere/
http://www.cdu-politik.de/www/cdupolitik/wordpress314/2012/06/19/liebe-freunde-von-multikulti-muslime-sind-keine-tiere/

Support Fazil Say
16.06.2012 17:42:33
Unterstützen Sie den Pianisten Fazil Say, der in der Türkei wegen Verletzung religiöser Gefühle angeklagt ist (gemeint sind kritische und damit völlig legitime Äußerungen, die auf Twitter getätigt wurden).

Hier geht es zur Unterschriftenliste:

http://supportfazilsay.com/
Religionskrieg in Burma
14.06.2012 08:29:20

Lesehinweis

Die Ausschreitungen haben vor eineinhalb Wochen nach dem Mord an einem Mädchen begonnen, das der überwiegend buddhistischen Rakhine-Ethnie angehört. Für die Tat wurden schnell Rohingya verantwortlich gemacht, Muslime, die ethnisch und kulturell Menschen im benachbarten Bangladesch ähneln. Ein aufgebrachter buddhistischer Mob hat daraufhin einen Bus gestoppt und zehn Rohingya zu Tode geprügelt. Es folgten Vergeltungsaktionen, bei denen Rohingya am Wochenende hunderte Häuser und Geschäfte von Rakhine niederbrannten; es gab zahlreiche Tote.
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/764860/Burma_Jagd-auf-muslimische-Minderheit?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do

Warum nur Muslime den Salafismus besiegen können
04.06.2012 17:47:30
Lesehinweis

Vorab möchte ich etwas klar stellen: Ich bin Muslim, aber Salafisten sind nicht meine Brüder, und ich bin auch kein Teil von irgendeiner imaginären, weltweit unterdrückten muslimischen Gemeinde, der so genannten Umma. Salafismus repräsentiert mich als Individuum und als Menschen nicht. Sie repräsentieren den Islam nicht – nicht wie ich ihn verstehe! Im Gegensatz zu ihnen sind für mich Meinungsfreiheit, Demokratie, Menschenrechte und Toleranz keine Einbahnstraße und kein Instrument, um hierzulande Hass frei zu verbreiten!
Es wurde viel über den Salafismus geschrieben und berichtet. Leider habe ich in dieser aktuellen Debatte die muslimischen Stimmen vermisst! Vereine und Verbände erkennen die Gefahren des Salafismus nicht und handeln aus sehr eingeschränkter Sicht. Manche versuchen das Problem zu verharmlosen. Manche stehen sogar mit Salafisten auf einer Bühne – wie der Rat der Muslime in Bonn – während Polizisten angegriffen und schwer verletzt werden und wundern sich, dass es ihnen nicht gelingt, diese Gewalt zu stoppen. Und für manche sind Salafisten Brüder und Schwestern im Islam!
http://blog.zeit.de/joerglau/2012/05/29/warum-nur-muslime-den-salafismus-besiegen-konnen_5581
Terre des Femmes verrennt sich beim Thema "Kritisches Weißsein"
27.05.2012 17:35:00

Terre des Femmes verrennt sich beim Thema "Kritisches Weißsein"
von Thomas Baader

Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hat sich leider in der jüngeren Vergangenheit dazu herabgelassen, das Thema "kritisches Weißsein" mit dem Thema Genitalverstümmelung zu verknüpfen. Wie hängen diese beiden Themen eigentlich überhaupt miteinander zusammen? Kurz gesagt: gar nicht. Beim letztgenannten sehen wir ein wichtiges Anliegen, um eine schwere Menschenrechtsverletzung zu bekämpfen, das erstgenannte ist schlichtweg PC-Humbug.

TDF propagiert nun eine "Auseinandersetzung mit Kritischem Weißsein sowie eine Schulung für alle Interessierten" (http://frauenrechte.de/online/index.php/themen/tdf-positionen/ag-genitalverstuemmelung/956-stellungnahme-der-ag-genitalverstuemmelung-zum-thema-kritisches-weisssein-rassismus-bei-tdf.html). Verkürzt gesprochen, geht es bei den "Critical Whiteness Studies", einer von Anfang an umstrittenen Forschungsrichtung, um die Selbstreflexion von Weißen, wodurch "weiße" Machstrukturen und Perspektiven problematisiert werden sollen.

Es ist schwer verständlich, warum gerade klar antirassistisch positionierte Gruppierungen und Einzelpersonen häufig geradezu versessen darauf sind, das Merkmal "Rasse" (die Anführungszeichen sind bewusst gewählt) als bedeutenden Faktor hervorzuheben. Man mag einwenden, dass bei TDF und anderswo ja gerade darauf verwiesen wird, dass Weißsein eben nicht als Rasse, sondern als Konstrukt, das Privilegien nach sich zieht, zu verstehen ist. Tatsächlich ändert dies jedoch wenig daran, wie das Konzept des "kritischen Weißseins" zu beurteilen ist.

"Kritisches Weißsein", ganz egal wie man es versteht und begründet, hebt Weiße gesondert hervor. Sie tragen dieser Vorstellung nach eine besondere Verantwortung und müssen "kritisch" sein. Denkt man dieses Konzept jedoch zu Ende, dann gleicht das Verhältnis zwischen Weißsein und Schwarzsein letztlich dem zwischen Erwachsensein und Kindsein: hier der Reife, Relektierende, sich mit seiner Identität Auseinandersetzende; dort der Nachsicht Verdienende und Aufmunterung Benötigende. Anders gesagt: Wie weiß muss man eigentlich sein, um (selbst-)kritisch sein zu dürfen?

"Kritisches Weißsein" ist also dazu angetan - solange äquivalente Konzepte auf der Gegenseite fehlen -, "den anderen" herabzuwürdigen, weil er nicht für voll genommen werden kann. In diesem Sinne ist eine deutliche Ähnlichkeit zu kulturrelativistischen Positionen verschiedener Art vorhanden, welche ja gerade einer Organisation wie TDF ein Dorn im Auge sein sollten, da sie häufig als Legitimierung für die Ungleichbehandlung von Mann und Frau herangezogen werden. Auch der Kulturrelativismus geht vom selbstreflektierenden, Verantwortung für sein Handeln tragenden westlichen Menschen auf der einen und dem als edlen Wilden wahrgenommen nicht-westlichen Menschen auf der anderen Seite aus, der aufgrund seiner angeblichen kulturellen Verfasstheit eben kein Unrecht in der Diskriminierung von Frauen sehen kann.

Das Ganze ist umso ärgerlicher, als dass TDF eine Organisation mit großen Verdiensten und unterstützenswerten Zielen ist, viel zu wichtig also, um sich in den Niederungen des "Rassismus der Antirassisten" (siehe hierzu den hervorragenden Artikel von Pascal Bruckner http://www.perlentaucher.de/artikel/3594.html) zu verirren.

Ein Ratschlag an alle, die sich als Menschenrechtsaktivisten engagieren: Lassen Sie die Finger vom "kritischen Weißsein". Kritisches Menschsein reicht völlig aus.

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