Pressemitteilung
26. Januar 2011 - Nr.4
Zur Diskussion um das Faltblatt des Landes Rheinland-Pfalz zum Umgang mit muslimischen Schülern
Erlaubnis von geschlechtergetrenntem Sportunterricht und von Verzicht auf Essen von muslimischen Schülern während Fastenmonat ist falsche Toleranz
Ratgeber trägt nicht zur Integration bei und unterläuft Trennung von Staat und Religion
"Ich halte den Vorschlag, geschlechtergetrennten Sportunterricht für muslimische Schüler sowie den Verzicht auf Essen an der Schule während des Fastenmonats zu erlauben, für einen Ausdruck falscher Toleranz. Er trägt nicht zur Integration bei und unterläuft die Trennung von Staat und Religion sowie den Bildungsauftrag der Schule." So kommentiert Klaus Blees vom Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3.Welt Saar das im Dezember 2010 von der Landesregierung Rheinland-Pfalz publizierte
Faltblatt "Muslimische Kinder und Jugendliche in der Schule". Es wird gemeinsam herausgegeben vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen und der Beauftragten der Landesregierung für Migration und Integration: Der Link zum Faltblatt:
http://integration.rlp.de/fileadmin/integration/Downloads/Arbeitsgruppen/Faltblatt_Muslimische_Kinder_und_Jugendliche_in_der_Schule.pdf
Die Aktion 3.Welt Saar hält die in dem Faltblatt gegebenen Empfehlungen nicht für hilfreich. Menschenrechtlich betrachtet ist es ein Rückschritt, unter dem Etikett der Glaubensfreiheit der Vermittlung einer rigiden Sexualmoral und eines autoritären, frauen- und schwulenverachtenden Menschenbildes Vorrang zu geben vor der Erziehung zu Mündigkeit, Kritikfähigkeit und selbstbestimmtem Handeln. Kinderrechte dürfen auch nicht zugunsten einer im Faltblatt bemühten
vorgeblichen "Religionsausübungsfreiheit" eingeschränkt werden, wie es etwa durch das religiös begründete Verbot der Nahrungsaufnahme in der Schule während des islamischen Fastenmonats Ramadan der Fall wäre. "Ich halte es deshalb für angebracht, diese Veröffentlichung zurückzuziehen.
Seitens der Aktion 3.Welt Saar sind wir gerne bereit, bei der Entwicklung von alternativen Handreichungen behilflich zu sein", so Klaus Blees.
Die Aktion 3.Welt Saar engagiert sich seit 1982 in der Lobbyarbeit für Flüchtlinge, arbeitet mit im Vorstand des Saarländischen Flüchtlingsrates und ist seit 2001 Teil des Netzwerkes, das sich für die
Stilllegung des rheinland-pfälzischen Abschiebegefängnisses Ingelheim bei Mainz ausspricht. Zuletzt hatte sie mit anderen am Tag der Menschenrechte (10.12.2010) eine Kundgebung dort organisiert, bei dem Klaus Blees einen Redebeitrag hielt:
http://www.a3wsaar.de/aktuelles/details/d/2010/12/13/naechstes-jahr-in-ingelheim/
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