Lesehinweis
Er, von Hentig, so liest man erstaunt, dieser viel bewunderte Geist, sehe sich plötzlich in eine sich steigernde „Verleumdung hineingezogen“ und zur Flucht ins „Exil“ gezwungen. Nicht ohne Selbstgerechtigkeit stilisiert er sich zum Opfer einer Kampagne, zum tragischen Schmerzensmann, ja er vergleicht seine Situation mit der von Geschichtsheroen wie Jesus und Sokrates, die auch zu Unrecht beschuldigt und verurteilt wurden. Auch Rousseau ist für ihn so ein „Bruder im Geist“, ein jäh aus der öffentlichen Gunst in die Verdammnis Gestürzter, aller Verdienste beraubt, ein „großer Leidender“, ein „Sündenbock“.
[...]
Denn während sich von Hentig zum Opfer anonymer Verleumder und Neider erklärt, hat er – der Musterpädagoge – für die wirklichen Opfer, die von Gerold Becker und anderen Lehrern missbrauchten Kinder und Jugendlichen, weiter keinen Blick und kein Wort des Verständnisses übrig.
http://www.freitag.de/kultur/1112-kulturkommentar
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