Lesehinweise
Die Welt ist unübersichtlich geworden: Libyen, Fukushima, Afghanistan. Doch in den Predigten und Reden Käßmanns findet sich diese Komplexität nicht wieder. Die Theologin bedient eine Sehnsucht, die viele Menschen teilen: Sie gibt einfache Antworten auf komplizierte Fragen. In ihren Schilderungen tauchen die Widersprüche der Gegenwart nicht auf: Wird der Westen schuldig, wenn er gegen Gaddafi vorgeht? Oder wenn er dem Massaker in Libyen tatenlos zusieht?
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,766337,00.html
Christen und Muslime dürften jedoch unter Verwendung ihres spirituellen Hausverstandes in einem Punkt zum selben Ergebnis kommen: Beten für die Taliban, wie es Margot Käßmann und Thomas de Maizière auf dem Kirchentag in Dresden angeregt haben, ist komplette Zeitverschwendung. Alle monotheistischen Religionen kennen in irgendeiner Weise das Denkmodell des „Tyrannenmords“. Und nichts anderes als blanke Tyrannei ist der Terror, den die Taliban über die Welt gebracht haben.
http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2011/06/104100/
Matussek rede sowieso nur "süffisant" über sie, sagt Käßmann, darauf angesprochen, am Freitag im Zelt der EKD und verteidigt ihre Aussage. Man müsse Mut haben, den Feind anzusehen, sagt sie. Auch die Taliban seien nicht der Teufel persönlich. Mit Waffen Frieden schaffen zu wollen, sei zu kurz gegriffen. Ohne Dialog gehe es nicht. Natürlich sei sie nicht die "Militärexpertin von Afghanistan", aber es müsse ihr als Christin gestattet sein zu fragen: Gibt es andere Formen der Konfliktbewältigung? Was wäre, wenn die Militärinvestitionen künftig in Friedensdienste flössen?
http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft.html?&news%5Baction%5D=detail&news%5Bid%5D=4071
War dies plakativ, so machte sich Käßmann in ihrer Bibelarbeit zudem zwei Redeformen des Populismus zu eigen. Erstens stellte sie die eigene Position als die einer bedrängten Minderheit dar, welche von einem üblen Mainstream angefeindet werde. Fürs "Träumen von einer anderen Welt" werde man belächelt, sagte sie, daher sei es gut, dass es den Kirchentag gebe als "Biotop für Menschen, die noch Visionen haben". Zweitens verfiel sie in Intellektuellenkritik: Dass ihr von akademischen Theologen eine "präreflektive Unmittelbarkeit" vorgeworfen wird, nahm sie nicht zum Anlass der Selbstprüfung, sondern sagte trotzig: "Ich finde das ganz schön." Gerade bei der Bibellektüre müsse man auf sein Herz hören: "Es geht nicht um Wissen und um Reflektiertheit." Man wüsste gern, ob sie so etwas auch jenen Theologieprofessoren im katholischen Raum sagt, die derzeit von Bischöfen wegen kritischer Einwände gegen den Zustand der Kirche angegriffen werden.
http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article13411591/Biotop-fuer-Visionen.html
Wenn also dieser Tage die angesichts der vom amerikanischen Satan (der hat ja den Individualismus mit erfunden) regierten Welt übel gelaunte Christen, samt „Kirche von unten“, „Markt der Möglichkeiten“ und Margot Käßmann (acht Veranstaltungen hat die Mutti der Nation in der Sachsenhauptstadt) in Dresden einfallen, dann kann man mit den Ureinwohnern nur Mitleid haben. [...]
Wer sich das Programm des Kirchentages ansieht (es gibt 2200 Veranstaltungen), der muss einsehen, dass die evangelische Kirche sich selbst offenbar hauptsächlich als politische Partei mit angeschlossenem esoterischem Vergnügungspark sieht: man kann „Schlauchboottouren auf der Elbe machen“ und gleichzeitig etwas erfahren über „Globalisierung und Umwelt“. In der Veranstaltung „Pflicht zum Krieg – Recht im Krieg“ darf sich der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Klaus Naumann vom versammelten deutschen Vulgärpazifismus (u.a. dem bigotten Kriegsgegner Norman Paech) zur Sau machen lassen. Und selbstverständlich hat man auch zum Essen („Ausweitung der Massentierhaltung in Deutschland als globales Problem“) und Atom („Fukushima – das Ende der Atomenergie!?“) Redebedarf. Die Antworten werden so überraschend sein, wie die der Linkspartei zu denselben Themen. [...]
Wenn aber die evangelische Kirche sich als politische Partei positioniert, dann sollte sie sich nicht wundern, wenn sie im Pro und Contra des politischen Betriebes als normaler Akteur behandelt wird: Das hat Margot Käßmann bis heute nicht verstanden und ist allzeit "verletzt", wenn man ihr widerspricht. Dabei hat sie sich selbst von der Pastorin zur Politikerin gemacht. Und Politikern wird in Deutschland nun mal allzeit widersprochen.
http://nachrichten.t-online.de/kirche-und-linkspartei-partei-mit-angeschlossenem-esoterikbetrieb/id_46964178/index?news
Zweifellos wird die Lage auch im Norden Afghanistans, der einst als relativ sicher galt, immer brenzliger. Was freilich den Satz von Margot Käßmann nicht richtiger macht. Denn in Afghanistan geschah und geschieht auch viel Gutes – mit Hilfe der Bundeswehr übrigens, die Menschen Arbeit gibt, den Aufbau fördert und Infrastrukturmaßnahmen unterstützt.
http://www.nordbayern.de/nuernberger-zeitung/nz-news/kommentar-was-ist-gut-in-afghanistan-1.1278074
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