Grüne winden sich beim Thema Kindesmissbrauch
von N. Lightenment (P)
Die Sache ist zwar schon etwas länger her, sollte aber keinesfalls in Vergessenheit geraten. Wenden wir uns also einem Politiker zu, der Missbrauchsopfer, deren Angehörige und Freunde, die Gerechtigkeit und Sühne fordern, offensichtlich für "rachsüchtig" hält - und einer Partei, die vor einer Verdrehung der Wahrheit nicht zurückschreckt, um diesen Politiker in Schutz zu nehmen.
Auslöser war im Jahr 2010 der Vorschlag der bayerischen Justizministerin Beate Merk (CSU), die Verjährungsfristen bei Kindesmissbrauch auf 30 Jahre zu verlängern. Vor diesem Hintergrund sagte der Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag (GRÜNE) WELT Online: "Eine rechtsstaatliche Gesellschaft ist nicht nur eine strafende, sondern auch eine vergebende. Das ist keine christliche Politik, sondern fundamentalistische Rachsucht." Quelle: http://m.welt.de/article.do?id=politik%252Fdeutschland%252Farticle6409425%252FMissbrauch-soll-erst-nach-30-Jahren-verjaehren&cid=politik
Im Verlauf einer Bundestagsdebatte wiederholte Jerzy Montag noch einmal seine diesbezüglichen Ansichten:
"Und dazu stehe ich und sage es auch heute noch einmal: Wer die Forderung aufstellt, für bestimmte Straftaten außer Völkermord und Mord jegliche Verjährungsfristen aufzuheben, hinter dem vermute ich tatsächlich statt einer rationalen Kriminialitätspolitik eine Strafsucht, die in einem demokratischen Rechtsstaat nichts zu suchen hat."
Beleg siehe hier (etwa bei 7.30): http://www.youtube.com/watch?v=jmtd-Iwv32I&feature=player_embedded
Daraufhin schrieb der Leiter des "Projekts Traenenwald" an Herrn Montag einen Brief, den wir an dieser Stelle dokumentieren:
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Sehr geehrte Damen und Herren,
leider musste ich die Aussage, dass alle, die eine Verlängerung der Verjährungsfristen bei Kindesmissbrauch wollen, laut Herrn Jerzy Montag rachsüchtig sind, vernehmen.
Diesem muss ich aufs schärfste widersprechen, sowohl als Opfer, als auch als Leiter eines Hilfsprojektes, für Kinder in dieser Situation.
Herr Jerzy Montag, hat mit seiner Aussage eine klare Pro Kinderschänderposition eingenommen, da es Opfern oft nicht möglich ist, in den bestehenden Verjährungsfristen (18 +10 Jahre) eine Anzeige zu machen. Viele Opfer lernen erst sehr spät, überhaupt darüber reden zu können, und sind dann schon längst ausserhalb der Verjährungsfrist, und könne dann keine Anzeige mehr machen.
Meine Arbeit zeigt mir deutlich, dass nicht Rache der Grund für eine Anzeige ist, sondern das, dass man nicht möchte, dass andere Kinder durch diese Person ebenfalls Missbrauch erleiden müssen.
Die Auswirkungen dieser Gewalttaten führen soweit, dass Menschen aufgrund ihres Missbrauchs in der Kindheit, als Erwachsene zusammenbrechen, und als Erwerbsunfähig verrentet werden müssen, beziehungsweise ein Lebenlang unter dem Missbrauch leiden müssen, und sich oft sogar das Leben deswegen nehmen.
Aus diesem Grund fordere Ich eine öffentliche Entschuldigung und Rücknahme dieser Aussage von Herrn Jerzy Montag.
Sollte dieser nicht dazu bereit sein, empfehle ich Ihnen einen Rauswurf aus ihrer Partei.
Sven-Martin Barthold
Leiter des Projekts Traenenwald
www.Traenenwald.de
Traenenwald@email.de
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Am 04.04. 2010 hat Herr Barthold dieses Schreiben in einem Internetforum veröffentlicht. 16 Tage später veröffentlichte Barthold an selbiger Stelle das Antwortschreiben der Grünen. Auch dies sei hier dokumentiert:
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Sehr geehrter Herr Barthold,
Ihr Schreiben wurde an uns zur Beantwortung weitergeleitet. Herr Montag hat mich gebeten Ihnen zu antworten und Ihnen seinen Beitrag für den Berliner Tagesspiegel zu übersenden.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/leserbriefe/kindesmissbrauch-muss-das-strafrecht-verschaerft-werden/1678032.html
In diesem Beitrag können Sie die Position von Herrn Montag im Zusammenhang ersehen.
Die von Ihnen zitierte Aussage von Herrn Montag, dass alle, die eine Verlängerung der Verjährungsfristen bei Kindesmissbrauch wollen, rachsüchtig seien, erscheint uns daher in dieser Form aus dem Zusammenhang gerissen.
Mit freundlichen Grüßen
i.A.
Michael Rahe
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Wie perfide, wie abgefeimt, wie niederträchtig muss man eigentlich sein, um ein ehemaliges Opfer und jetzigen Opfervertreter mit diesen paar eilig hingepinselten Zeilen abzuspeisen - und in diesem Text auch noch auf einen Beitrag im Tagesspiegel zu verweisen, der in der Sache nichts, aber auch wirklich gar nichts erhellt oder beisteuert. Dort erschließt sich auch kein "Zusammenhang", der Montags unerträgliche Äußerungen in irgendeiner Hinsicht erträglicher machen würde. Es bleibt dabei, dass ein profilierungssüchtiger Politiker sich selbst in Szene setzt, indem er jenen Menschen, die in ihrer Kindheit Opfer von Sexualverbrechern wurden, Rachsucht vorwirft - weil sie die natürlichste und verständlichste Sache der Welt wollen, nämlich dass der Täter damit nicht ungestraft davonkommt.
In besagtem Internetforum teilte Herr Barthold den anderen Nutzern mit:
"Ich habe zurückgeschrieben, dass die Antwort in keinster Weise mit der Aussage des Herrn Montag zu tun hat, und dass damit, meine Forderung nach einer öffentlichen Entschuldigung, oder Ausschluß von Herrn Montag, in keinster Art und Weise, reagiert wurde, und dass ich die Antwort, da sie nichts mit herrn Montag zu tun hat, nur als eine versuchte Ablenkung zu sehen ist!"
Ob die Grünen darauf geantwortet haben, ist nicht bekannt.
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