Wahrheiten und Weisheiten I
von Thomas Baader
Wer darauf beharrt, dass Israel mit der Hamas verhandeln soll, der sollte sich mal überlegen, ob er selbst bereit wäre, Verhandlungen mit jemandem aufzunehmen, der nicht einmal das Existenzrecht des Verhandlungspartners anerkennt.
Wer möchte, dass Türken in Deutschland deutsch lernen, sollte auch darauf bestehen, dass jene Deutsche, die sich auf Mallorca längerfristig ausbreiten, spanisch lernen.
Wenn ein Berliner Oberbürgermeister die Ansicht vertritt, man solle Rechtspopulismus bei den anstehenden Wahlen entschieden entgegentreten, so darf man die Frage stellen, warum demselben Oberbürgermeister offenbar nichts einfällt zum Populismus seines eigenen Koalitionspartners, welcher sich in DDR- und Mauerbauverharmlosung, antisemitischen Parolen und Glückwünschen an Diktatoren äußert.
Wer sagt „Wir brauchen einen Euro-Islam“, der geht ganz offensichtlich davon aus, dass mit dem derzeitigen Islam irgendetwas nicht in Ordnung ist (denn wozu bräuchte es sonst diesen „Euro-Islam“?).
Wer einen Abzug aus Afghanistan fordert, sollte ein Alternativkonzept zum militärischen Einsatz vorweisen können (andernfalls ist der Vorwurf eines pazifistischen Populismus absolut gerechtfertigt).
Wer Kopftücher aus frauenrechtlichen Gründen problematisch findet, darf das gerne tun, wird aber in dem Moment unglaubwürdig, in dem er Kopftuchträgerinnen wüst beschimpft (man beleidigt eigentlich nicht die Frauen, für deren Rechte man zu kämpfen vorgibt).
Wer ein Burkaverbot fordert, liegt damit in jeder Hinsicht durchaus richtig, sollte sich aber auch Gedanken machen, wie den Frauen zu helfen ist, die aufgrund des Verbotes ihre Wohnung gar nicht mehr verlassen werden.
Wenn der Islam zu Deutschland gehört, dann gehört konsequenterweise auch die Kritik am Islam zu Deutschland (denn beim Christentum ist es ebenso).
Ein Blog, der an einer bestimmten Religion beständig deren Schwulenfeindlichkeit kritisiert, sich bei anderen Gelegenheiten aber selbst homophob gibt, macht sich unglaubwürdig.
Wer die Ansicht vertritt, ein Burkaverbot sei deshalb nicht notwendig, weil es ja nur ganz wenige Burkaträgerinnen in Deutschland gebe, der sollte es konsequenterweise auch für völlig und absolut unproblematisch halten, wenn jemand eine Frau Jahre lang im Keller gefangen hält (da gibt es nämlich bislang auch nur sehr wenig bekannt gewordene Fälle).
Xenophobie und Xenophilie sind zwei Seiten einer Medaille. Der Xenophobe benötigt in seinem Denken die Fremden als vermeintliche Verursacher alles Schlechten und stillt damit sein Bedürfnis, sich selbst als der Bessere zu fühlen. Der Xenophile wiederum leidet an der eigenen Gesellschaft und braucht die von ihm idealisierten Fremden (die vermeintlich besseren Menschen) als Alternative zu der von ihm als schlecht empfundenen einheimischen Gesellschaft. In beiden Fällen werden die Fremden zur eigenen Bedürfnisbefriedigung instrumentalisiert.
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