Lesehinweis
Was empfinden Sie heute, wenn Terroristen oder Tyrannen fernab aller rechtsstaatlichen Verfahren getötet werden?
Giordano: Ich habe oft Gedanken, die mit Rechtsstaatlichkeit nicht viel zu tun haben - weil ich das Böse physisch kennengelernt habe. Ich weiß, wie diese Leute sich amüsieren darüber, was mit ihnen passiert, wenn sie einem Rechtsstaat in die Hände fallen. Das ist eine der fürchterlichsten Bilanzen des 20. Jahrhunderts: Wenn ein Gewaltregime abgelöst wird durch eine Demokratie, kommen die Täter davon. Das gilt nicht nur für Deutschland nach Hitler. Das gilt für Italien nach Mussolini, für Spanien nach Franco, für die Regime Latein- und Südamerikas, für die Nachfolgestaaten der Sowjetunion und für die DDR!
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Es ist schwer nachzuvollziehen, wie ein Mensch nach solchen Erlebnissen noch in der Lage ist zu verzeihen.
Giordano: Ich war dazu in der Lage, aber nur unter der Bedingung: Versöhnung kann kein Selbstzweck sein. Nicht ohne dass man sich fragt: Was ist geschehen? Jedem ehemaligen Nazi, von dem ich glaube, dass er ehrlich und wahrhaftig bereut, gebe ich die Hand, das habe ich mein Leben lang getan. Und es waren die bereicherndsten Erlebnisse, die ich in meinem Leben hatte.
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Sie sind nach dem Krieg sehr schnell politisch aktiv geworden. 1946 traten Sie in die Kommunistische Partei, Landesorganisation Hamburg, ein. Warum?
Giordano: Ich dachte, was ein großer Irrtum war, dass die Feinde meiner Feinde meine Freunde sind. Die Nazis hatten zwei Hauptfeinde: die Juden und die Kommunisten, sodass mir der Eintritt in die Kommunistische Partei völlig organisch vorkam. Ich hatte gehofft, Zugehörigkeit zu finden, nachdem mir so lange Zugehörigkeit abgesprochen worden war. Elf Jahre habe ich gebraucht, um das als Irrtum zu erkennen.
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In Deutschland gelten Sie als jemand, der den Finger in Wunden legt. Wenn es um den Islam geht, zum Beispiel.
Giordano: Ja, ich habe es gewagt, den Bau der Großmoschee in Köln-Ehrenfeld zu hinterfragen. Das ist richtig.
Sie haben gesagt: Das ist eine Kriegserklärung, eine Landnahme auf fremdem Territorium.
Giordano: Ja. Und die Wirkung war explosiv. Der lokale Rahmen war sofort gesprengt, aus der ganzen Bundesrepublik bekam ich Briefe, die alle dasselbe sagten: Giordano, wir sind so beunruhigt wie Sie, aber wir wagen es nicht, das laut zu sagen, weil wir dann sofort in die Neonazi-Ecke gestellt werden. Ich selbst bekam auch schnell Drohungen. Nun bin ich mein ganzes Leben lang bedroht worden, von rechts. Doch dazu kam jetzt etwas, das mich berührt hat: schlimme Anrufe, triefend vor Hass ... "Allah, Allah, Allah", kam es immer wieder aus dem Hörer. Das geht einem durch Mark und Bein. Noch niederträchtiger aber empfinde ich dabei diese linke politische Correctness, die ja das eigentliche Unglück ist.
Was meinen Sie damit?
Giordano: Ich meinte damit diese Künasts, Ströbeles und Co. mit ihrem ewigen Totschlag-Argument: Wer den Islam kritisiert, betreibt die Sache der Nazis von heute. Das bringt mich auf, denn hier treffen zwei Kulturkreise aufeinander, deren Entwicklungsstadien sehr unterschiedlich sind. Der westliche, christlich geprägte hat in den letzten 500 Jahren einen gewaltigen Sprung nach vorn getan - Renaissance, Aufklärung, die Bürgerkriege für die Demokratie. Genau das hat der Islam nicht getan, und die schärfsten Kritiker dieser Nicht-Entwicklung sind im Übrigen selbst Muslime: Orhan Pamuk, Sara Senozak, Necla Kelek. In Deutschland hat es eine unkontrollierte Einwanderung gegeben, und jede deutsche Regierung hatte Angst, die Zuwanderung von Familienangehörigen zu stoppen, weil sie nicht in den Verdacht der Fremdenfeindlichkeit kommen wollte.
Das Problem ist aber doch die Weigerung eines Teils der Einwanderer, sich auf Deutschland einzulassen.
Giordano: Ja! Und deshalb will ich sagen dürfen: Ich will keine Burkas auf deutschen Straßen sehen. Das ist Teil meiner kulturellen Selbstbehauptung. Natürlich ist das eine Gratwanderung, weil die Rechte auch gegen den Islam ist. Aber doch aus anderen Motiven als ich. Ich will die Demokratie verteidigen. Ganz egal, ob Christ oder Moslem: Wer die angreift, der hat mich an der Kehle. Wenn ich Kinder sehe mit Migrationshintergrund, dann habe ich nur einen Gedanken: Ich will, dass es ihnen gut geht. Sie sind hier, sie bleiben hier, sie sollen es gut haben. Meine Kritik soll ihnen helfen. Das wird in Deutschland missverstanden, weil diese Multikulti-Illusionisten, Sozialromantiker und Beschwichtigungsapostel es verhindern.
Sie lieferten Kritikern mit dem Wort von den Burka-Trägerinnen als "menschliche Pinguine" eine Steilvorlage.
Giordano: Ich habe bei dieser Diskussion leider nicht so reagiert, wie ich hätte reagieren sollen. Denn das ist wirklich das Unverschämteste, sich als Beschützer der Frauen aufzuführen und mir vorzuwerfen, ich hätte sie als "menschliche Pinguine" bezeichnet. Das richtete sich doch selbstverständlich nicht gegen die Frauen, sondern gegen die, die Frauen als Pinguine verkleiden! Das zentrale Problem ist die Rolle der Frau im Islam. Und niemand, der eine solche Rolle der Frau befürwortet, ist integriert. Zur Integration gehört, dass die Stellung der Frau vollkommen gleichberechtigt ist. Es gibt einen wunderbaren Spruch, nicht auf meinem Mist gewachsen: Wenn denn das offene Haar der Frau die Begierde der Männer erweckt, wäre es dann nicht besser, es gebe Handschellen für die Männer anstatt Kopftücher für die Frauen?
http://www.abendblatt.de/hamburg/article2171057/Wir-waren-da-das-war-unser-einziges-Verbrechen.html
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