Die Beerdigung von Arzu Özmen
Am 01. November 2011 wurde die 18-jährige yezidin Arzu Özmen von ihrer Familie, vier Brüdern und einer Schwester, aus der Wohnung ihres deutschen Freundes gewaltsam verschleppt. 74 Tage später, am 13.01.2012, wird sie tot auf einem Golfplatz in Schleswig-Holstein gefunden. Nach lang andauernden rechtsmedizinischen Ermittlungen wurden Arzus sterbliche Überreste an ihre Familie zurückgegeben. Die Familie beschließt Arzu in der Türkei zu beerdigen, obwohl es in Deutschland spezielle Friedhöfe für die Angehörigen des yezidischen Glaubens gibt.
Arzu Özmen wird aus ihrem Leben in Deutschland herausgerissen und in einem ihr unbekannten Land beigesetzt, fernab der Menschen, die sie lieben.
"Es kommt nicht selten vor, dass Frauen und Mädchen, die Opfer eines "Ehrenmordes" wurden, in anonymen Gräbern begraben werden", so Serap Cileli, die 1. Vorsitzende von peri e.V.
Aus Sorge, Gleiches würde Arzu widerfahren, haben wir, peri e.V., unsere Kooperationspartnerin in Istanbul aktiviert.
Frau Vildan Yirmibe?o?lu, Rechtsanwältin und Generalsekretärin von KADER (Verein zur Unterstützung und Vorbereitung von Politikerinnen) in Istanbul, reiste am 04. Februar nach Midyat, um an der Beerdigung teilzunehmen und die Vorgänge für uns vor Ort zu beobachten.
Frau Yirmibe?o?lu ist eine Autorität auf dem Gebiet von Ehrenmorden in der Türkei und war bis vor vier Monaten die Vorsitzende des Rates für Menschenrechte der Provinz Istanbul. Am frühen Abend des 03. Februars wird Arzus Sarg in Hannover in eine Maschine der Turkish Airlines verladen und nach Istanbul geflogen. Von dort aus geht ihre Odyssee weiter nach Diyarbakir und Midyat, bis sie am 04. Februar zur Mittagszeit im kleinen Dorf Çay?rl? beigesetzt wird.
Die gesamte Zeremonie ist nüchtern gehalten und auf das Wesentliche beschränkt. An der Beisetzung nahmen etwa 30 Menschen teil, ausnahmslos Männer. Laut den Berichten diverser türkischer Medien waren die Eltern von Arzu nicht bei der Beerdigung anwesend. Allem Anschein nach haben nur zwei Verwandte der Familie Özmen an der Beerdigung teilgenommen.
Ein Bekannter der Familie, Sabri Korkmaz, erklärte der türkischen Presse gegenüber, dass es völlig normal für die Bewohner des Dorfes Çay?rl? sei, ihre Toten in die alte Heimat zu überführen.
Im Fall von Arzu Özmen betrachten wir diesen Vorgang als äußerst fraglich. Sie wurde in Deutschland geboren, ist hier aufgewachsen und sozialisiert. Sie hat ihre Wurzeln in Deutschland geschlagen. Eine Verbindung nach Midyat besteht allenfalls durch die Historie ihrer Eltern.
Zum Gedenken an Arzu Özmen fordern wir ein Ehrengrab in Detmold, damit die Menschen sie dort, in ihrer deutschen Heimat, besuchen können.
Kontakt für weitere Informationen:
Thomas Baader
Hayati Demirtas
Pressestelle peri e.V.
Bachgasse 44
D-69469 Weinheim
E-Mail: kontakt@peri-ev.de
Website: www.peri-ev.de
Weinheim - Veröffentlicht von pressrelations
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