DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Bin Laden und kein Ende
von N. Lightenment (P)

So viel Mitgefühl gab es in den Medien zuletzt, als Mahatma Ghandi erschossen würde. Kaum war die Nachricht vom Tod des Al Kaida-Chefs eingetrudelt, überboten sich Journalisten, Blogger und Intellektuelle mit Überlegungen, was an der Sache alles nicht ganz koscher sein könnte.

Zusammengefasst sehen die wildesten Spekulationen, Anschuldigungen und Vorwürfe so aus.
1) Bin Laden ist gar nicht tot.
2) Bin Laden ist zwar tot, aber er war doch zuletzt eigentlich ganz harmlos und hat doch gar keine Anschläge mehr geplant oder koordiniert.
3) Bin Laden war unbewaffnet.
4) Bin Laden war kein Kombattant und damit als Zivilist ein illegitimes Ziel.
5) Die ganze Aktion war völkerrechtswidrig.
6) Sich darüber freuen geht gar nicht.

Punkt 1 fällt mittlerweile weg (Al Kaida hat den Tod Bin Ladens bestätigt), er hatte wohl auch tatsächlich noch unfreundliche Pläne (womit man auch Punkt 2 in die Tone kloppen kann), und nach Aussage seiner Ehefrau hat er in den Sekunden seines Todes gerade zur Kalashnikov gegriffen (Adieu Punkt 3 und 4). Die antiamerikanische Journaille muss also noch ein bisschen weiterbuddeln, bis man den verdammten Yankees endlich ans Zeug flicken kann. So mancher Gutmeinende regt sich daher darüber auf, dass man einen alten Mann, der noch dazu Familienvater ist, einfach umnietet und sich auch noch darüber freut. Ein deutscher Richter meint gar, das sei strafbar, und zeigt die Bundeskanzlerin an. Darf man sich dann eigentlich darüber freuen, dass vor mehr als einem halben Jahrhundert wenigstens der Versuch unternommen wurde, einen Hundeliebhaber, Vegetarier und Nichtraucher um die Ecke zu bringen? Da Hitler niemals von einem Gericht ordnungsgemäß verurteilt wurde, müssen Stauffenberg und Elser wohl als gemeine Mörder gelten. Über ihre Attentatsversuche Freude zu empfinden (sie sind zwar missglückt, aber es zeigte den guten Willen), müsste zukünftig ja auch als Gutheißen einer Straftat geahndet werden.

Bleibt noch Punkt 5. Einfach mal die Geschichte durchforsten und nachschauen, was da alles bereits völkerrechtswidrig gewesen ist. Kleiner Tipp: Einige Sternstunden der Geschichte sind darunter.

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Opfervertreter
13.05.2011 17:12:48
@ Brigitta (Teil 2)
Ich glaube dir, dass du keine Sympathien für Bin Laden hast. Keine Sorge.

Und ja, du hast recht: Die Todesstrafe ist falsch, egal ob in den USA oder im Iran (wobei es für mich allerdings noch einen Unterschied macht, dass die USA verurteilte Mörder hinrichten und der Iran "Ehebrecher").

Aber hier widerspreche ich:
"Dass die Welt nicht besser wurde, konnten wir gerade heute sehen (Racheakt der Taliban in Pakistan)."

Es ist ja von jemand anders schon geschrieben worden (ich glaube hier im Blog in einem Artikel): Wir dürfen Bin Laden nicht töten, weil es dann Racheakte gibt. Wir dürfen Bin Laden nicht verhaften, weil es dann Versuche gibt ihn freizupressen.

Was bleibt dann noch übrig? Wir dürfen gar nichts gegen ihn machen.

Wenn aber die Terroristen uns so viel Angst einjagen, dass wir uns nicht trauen, sie festzunehmen oder zu liquidieren, dann können wir uns ja gleich ergeben.

Daher bleibe ich dabei: Die Tötung bin Ladens hat die Welt besser gemacht. Zu neuen Terroranschlägen wäre es früher oder später sowieso wieder gekommen, daher ist das für mich kein Argument.


Brigitta
13.05.2011 12:18:24
@ Opfer-Vertreter
Dass die Welt nicht besser wurde, konnten wir gerade heute sehen (Racheakt der Taliban in Pakistan).
Die Welt wird m.E. ohnehin nicht besser, wenn Menschen mal eben so liqudiert werden. Zum Vorgang selber haben die Amerikaner durch ihre merkwürdige Informationspolitik selber dafür Sorge getragen, dass man ins Zweifeln kommt: mal war B.L. bewaffnet, mal wollte er gerade schießen, mal hat er eine Frau als Schutzschild genommen, dann war alles doch nicht ganz so ...
Wie gesagt, ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als bedauerte ich Bin Laden oder hegte irgendeine Abneigung gegen die USA. Ich erlaube mir aber Kritik, auch übrigens am us-amerikanischen Rechtssystem, das staatliche Tötungen von Menschen erlaubt. Ein Staat, der zumindest in Teilen noch die Todesstrafe gestattet, hat in Bezug auf das Thema Menschenrechte noch einen gewissen Nachholbedarf.
Friedolin
12.05.2011 18:23:53
meine ansicht
Unter bestimmten Bedinungen darf der Staat töten. Etwa, wenn sich jemand seiner Festnahme widersetzt.

Osama bin Laden hat wenn ich es richtig verstanden habe seine Leibwachter das Feuer auf die Amerikaner eröffnen lassen. Er selbst hat nach den Aussagen seienr Ehefrau zur Kalaschnikov gegriffen.

Die Amerikaner waren damit absolut im Recht ihn zu erschießen.
Opfer-Vertreter
12.05.2011 17:52:12
@ Brigitta:
"Hier hat ein Staat auf fremden Territorium einen Menschen ohne Prozess getötet."

Osama hatte 10 Jahre Zeit sich zu ergeben. Hätte er das getan, hätte er auch seinen Prozess bekommen.

"Ich vergleiche sie eher mit der Entführung Eichmanns damals durch die Israelis."

Die ich ebenfalls für völlig richtig halte. Eichmann wäre sonst niemals für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden.

"Besser ist die Welt jedenfalls durch dieses Ereignis nicht geworden."

Da wage ich zu widersprechen.
Brigitta
12.05.2011 15:25:41
Ich bin unsicher
Ich denke nicht, dass man diese Aktion mit den Hitler-Attentätern vergleichen kann: es hat ja nicht Obama als Privatperson Bin Laden getötet. Hier hat ein Staat auf fremden Territorium einen Menschen ohne Prozess getötet. Damit will ich nicht ausdrücken, dass ich den Tod Bin Ladens bedauere, aber über die Aktion diskutieren darf man.
Ich vergleiche sie eher mit der Entführung Eichmanns damals durch die Israelis.
Besser ist die Welt jedenfalls durch dieses Ereignis nicht geworden. Wie gesagt, weder Bin Laden noch seine Entoruage tun mir in irgendeiner Form leid, aber ich frage mich, wohin wollen wir kommen, wenn einfach mal so Leute umgebracht werden (auch wenn es sich um Massenmörder handelt).
N. Lightenment
08.05.2011 11:33:35
@ Wolfgang
Yep. Kleiner Tippfehler am späten Abend. Vielen Dank für den Hinweis. Wurde verbessert.
Wolfgang
08.05.2011 09:34:04
Eisler?
Meinten Sie Georg Elser, der das 1939 das mißglückte Attentat auf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller verübt hat?
Prinz Eugen
08.05.2011 08:40:57
an Max
Aber alle. Ganz kollektiv haben wir eins an der Klatsche.
Max
08.05.2011 07:08:18
Wir spinnen...
... wir Deutschen.
13 Elemente gesamt
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