Lesehinweise
Tatsächlich ist in den Berichten des Verfassungsschutzes nachzulesen, dass die Zahl linksextremistischer Gewalttaten ansteigt. Deswegen ist es umso rätselhafter, warum sich jetzt SPD-Politiker zu Wort melden und über Begriffe streiten.
Dieter Wiefelspütz, der innenpolitische Sprecher der SPD im Bundestag, der offenbar lange nicht gefragt worden ist, überrascht uns mit der Erkenntnis, die Brandanschläge hätten mit Terrorismus nichts zu tun.
Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit pflichtet ihm bei mit der Analyse, dass uns kein neuer Linksextremismus drohe. Die beiden Politiker wissen schon Bescheid, bevor das Bundeskriminalamt auch nur die ersten Erkenntnisse gesammelt hat.
Vielleicht sollten Wiefelspütz und Wowereit sich der Bundesstaatsanwaltschaft als Zeugen anbieten, da sie offenbar über tiefere Einsichten in die militante linke Szene verfügen. Möglicherweise hat sie ja abgestumpft, dass in der Hauptstadt mehr als achthundert Autos auf offener Straße angezündet worden sind.
Die Wortklauberei um Extremismus oder Terrorismus ist ohnehin leicht zu klären. Extreme Gedanken oder Forderungen tun nicht weh. Terror hingegen, vom lateinischen Wort für Angst und Schrecken abgeleitet, ist lebensgefährlich. Die Gruppe oder die Bande, die achtzehn Brandsätze in und um Berlin an die Gleise gelegt hat, wollte Angst und Schrecken verbreiten und hätte auch die Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen.
Diese Terroristen wollten nicht, dass die Polizei ihre Bomben findet. Sie wollten, dass sie explodieren. Alle achtzehn.
- Helmut Markwort im FOCUS Nr. 42/11, Seite 168
Ebenso dialektisch argumentiert auch Ulla Jelpke, MdB der Linkspartei. Sie nennt “die Wahl der Mittel… falsch”, die “Ziele der Gruppe” dagegen “durchaus richtig”. Denn: “Sie protestiert gegen Kriege von deutschem Boden aus und Waffenlieferungen in alle Welt; sie protestiert gegen die Ausplünderung anderer Kontinente und die Verarmung großer Teile der Bevölkerung – auch hierzulande; sie wendet sich gegen den alltäglichen Leistungsdruck, der Menschen kaputt und krank macht.” Vor allem der letzte Satz trifft den Nagel auf den Kopf: Wer den alltäglichen Leistungsdruck nicht erträgt, der sucht Zuflucht in einer Beschäftigungstherapie. Die einen entspannen beim Wassertreten, die anderen beim Basteln von Brandbomben. Und immer geht es um die Frage: Wie kann man Böses tun und dabei anständig bleiben? Die Antwort auf diese Frage, die sich nach der Quadratur des Kreises anhört, findet man in einem Dokument aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Es ist die “Posener Rede”, die der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, bei der Gruppenführertagung am 4. Oktober 1943 gehalten hat. Dabei sagte er unter anderem: “Ein Grundsatz muss für den SS-Mann absolut gelten: ehrlich, anständig, treu und kameradschaftlich haben wir zu Angehörigen unseres eigenen Blutes zu sein und zu sonst niemandem. Wie es den Russen geht, wie es den Tschechen geht, ist mir total gleichgültig… Von Euch werden die meisten wissen, was es heisst, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte…” Wer die Posener Rede nicht gelesen hat, wird das Dritte Reich, dieses Gebräu aus Grausamkeit und Gemütlichkeit, Sadismus und Sentimentalität, nicht verstehen. Verglichen mit den Taten der SS waren die Aktionen der RAF und ihrer Ableger natürlich nur “Peanuts”. Die Idee allerdings, dass man sich die Hände bis zu den Ellbogen blutig machen und dabei “anständig” bleiben kann, hat das Dritte Reich überlebt.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13668677/Aufstand-der-Unschuldigen-die-Verbrechen-begehen.html
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