Es waren nicht Türken, sondern Rechtsextreme
von Thomas Baader
In meinem Bekanntenkreis wurde vor Jahren einmal über eine nicht anwesende, uns allen vertraute Person debattiert. Plötzlich fragte jemand:
"Ist der X eigentlich Chinese?"
Antwort eines Anwesenden: "Neee, der ist Polizist..."
Klassischer Kategoriefehler. Jemand fragt nach der Nationalität und bekommt als Antwort den Beruf. Das "Neee" erweckte zudem den Eindruck, als würde sich beides gegenseitig ausschließen. Dabei sollte man eigentlich wissen: Es gibt durchaus chinesische Polizisten.
An diese Unterhaltung musste ich denken, als ich bei WELT Online folgende Sätze las:
"Der Studie 'Deutsch-Türkische Lebens- und Wertewelten' zufolge meinen 18 Prozent der Deutsch-Türken, Juden seien minderwertige Menschen. Der im Jahr 2012 vorgestellte Antisemitismusbericht des Deutschen Bundestages stellt allerdings fest, dass rund 90 Prozent aller antisemitischen Straftaten von Tätern begangen werden, die dem politisch rechten Spektrum zugeordnet werden."
http://www.welt.de/politik/deutschland/article109102442/Das-schwierige-Leben-der-Juden-in-Deutschland.html
Obwohl also ein recht großer Prozentsatz der Türken keine Juden mag, sind die Täter oft Rechtsextreme. Und was ist aber mit den rechtsextremen Türken? Tauchen die in beiden Statistiken auf? Gibt's die eigentlich überhaupt? Und gibt es in China wirklich Polizisten? Und gibt es Deutsche im Sinne einer Ethnie gar nicht (wie im Artikel auch behauptet wird), aber sehr wohl ethnische Türken und Araber? Und warum eigentlich? Stehen die letzteren irgendwie auf einer kulturell niedrigeren Stufe (sind eben Wilde), wohingegen wir als moderne Menschen schon alles Ethnische abgestreift haben? Will der Artikel uns das sagen? Oder verstehe ich ihn falsch? So viele Fragen...
Nachtrag:
Vor ein paar Minuten teilte mir jemand mit, dass viele amtliche Stellen in der Tat nur solche Taten als rechtextrem definieren, die von (Bio-)Deutschen begangen werden. In diesen Statistiken kann man also nicht gleichzeitg Türke und Rechtsextremer sein. Ich ziehe daraus zwei logische Schlüsse:
1. Es besteht ein offensichtlicher Widerspruch darin, die "Grauen Wölfe" als türkische rechtsextreme Organisation zu definieren, aber Taten, bei denen Türken die Urheber waren, niemals als rechtsextrem einzustufen.
2. Es gibt in der Tat ethnische Deutsche. Muss es geben. Wie könnte man sonst die Kategorie "ethnischer Deutscher" zur Vorbedingung von Rechtsextremismus machen?
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