von N. Lightenment (P)
Einfach mal einen kleinen Versuch starten: In den Google News stöbern, wer in den letzten Wochen in den Medien als Populist bezeichnet wurde.
In rein zufälliger Reihenfolge: Geert Wilders, Axel Springer, Nicolas Sarkozy, Sigmar Gabriel, Malcolm Gladwell, Thilo Sarrazin, Juri Luschkow, Matthias Matussek, Heinz Strache und Mahmud Ahmadinedschad.
Die Genannten werden wohl trotzdem keine gemeinsame Partei gründen. Über das Populistsein hinaus werden die Gemeinsamkeiten eher gering. Es fällt auch auf, dass Frauen bei den Populisten irgendwie unterrepräsentiert sind. Woran das wohl liegen mag?
Dabei ist doch der Populismus ein weites Betätigungsfeld. Architekturkritiker Dieter Bartetzko bezeichnete vor Jahren einmal in der FAZ die Gebäude von Friedensreich Hundertwasser als "populistische Kunst" (und beklagte sich darüber, dass die Häuser trotz "Aufklärung" sehr beliebt seien). René Stadtkewitz' Partei gilt als populistisch, obwohl sie derzeit noch nicht existiert und dementsprechend auch noch niemand das Parteiprogramm kennt. Und kürzlich sagte jemand zu mir, dass der Medienwissenschaftler Norbert Bolz bei "Anne Will" behauptet hatte, Politiker lebten auch in einer Parallelgesellschaft - das sei schon ganz schön populistisch gewesen.
Was aber ist eigentlich wirklich Populismus? Etwa, den Truppenabzug aus Afghanistan zu fordern, ohne irgendein Alternativkonzept zu präsentieren? Oder zu behaupten, dass man Konflikte dadurch lösen könnte, indem man mit den Taliban gemeinsam betet (oder gemeinsam mit dem Ku-klux-Klan "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" spielt)? Als nichtjüdische Jüdin der Herzen auf einem "jüdischen Schiff" durchs Mittelmeer zu gondeln, um dem jüdischen Staat mal zu zeigen, was ne antizionistische Harke ist? Oder einen Text in einem Blog zu schreiben, in dem man den Begriff "Populismus" verwurstet?
Wenn wir das Wort "Populismus" nicht hätten - wir müssten es glatt erfinden. Hat aber schon jemand. |
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