von Konservativ (P)
Es war der 10. Oktober des Jahres 2010, als wir uns aufmachten, die Frankfurter Buchmesse aufzusuchen. Wir, das war eine kleine Delegation von Autoren des Blogs „Die Menschenrechtsfundamentalisten“ – engagiert, neugierig, jung (na ja), aufgeschlossen.
Die Frankfurter Buchmesse ist immer wieder ein besonderes Ereignis. Man latscht durch verschiedene Hallen, folgt Hinweisschildern (mit aussagekräftigen Beschriftungen wie „Sachbücher“) und hofft darauf, dem einen oder anderen Autor dieses Mal vielleicht doch leibhaftig begegnen zu können.
Benutzt man zur Anreise die öffentlichen Verkehrsmittel, namentlich S- und U-Bahnen, so fällt in einer Stadt wie Frankfurt sofort auf, dass man einer gewissen Anzahl Kopftuch tragender Frauen angesichtig wird. Viele schieben einen Kinderwagen oder haben kleine Jungen bzw. kleine Mädchen (ihrerseits mit und ohne Kopftuch) an der Hand.
In den Hallen der Buchmesse hingegen sieht man so gut wie gar keine Kopftuchträgerinnen. Handelt es sich bei der Sitte, das Haar zu verhüllen, etwa letztlich doch um einen Brauch aus den Reihen der „bildungsfernen Schichten“? Was ist dann aber mit den eloquenten und gebildeten Damen, die bei Plasberg & Co. selbstbewusst ihr Kopftuch in die Kamera recken? Sind diese etwa doch nicht repräsentativ? Sozusagen „Alibi-Kopftuchträgerinnen“? Sollten wir am Ende arglistig getäuscht worden sein?
Wir gehen diesen Fragen, auf die wir sowieso schon vorher die Antworten hatten (wir sind ja nicht ganz blöd), nicht mehr länger nach, sondern schieben uns weiter durchs Gedränge. Zwischenstopp am Stand der „Achse des Guten“, dort kleine Plauderrunde mit Dirk Maxeiner und Antje Sievers. Ein anregendes und lehrreiches Gespräch, das wir gerne noch länger geführt hätten. Aber es gibt ja noch so viel zu sehen. Also weiter.
Unser Schicksal schließlich ereilt uns dort, wo wir es am wenigsten vermutet hätten. Ein übereifriger Eintrittskartenkontrolleur in der Maske des Biedermannes verwehrt uns, unseren Weg fortzusetzen. Begründung: Wir hätten eben gerade die Buchmesse verlassen (hatten wir irgendwie gar nicht gemerkt), unsere Karten seien damit nicht mehr gültig. Wir wundern uns: Warum sind Tageskarten auf einmal nicht mehr gültig, wo doch der Tag immer noch andauert? Wir erklären, dass uns nicht klar war, dass wir uns durch das Herunterfahren einer Rolltreppe außerhalb des Messegeländes begeben hätten (eigentlich ist das uns auch jetzt immer noch nicht klar) und nun gerne wieder hinein möchten. Der gute Mann zeigt dann doch noch Verständnis und fordert uns auf, an die Stelle zurückzukehren, wo wir die verhängnisvolle Rolltreppe genommen haben, und dort nun wieder aufwärts (und somit zurück) zu fahren.
Wir tun, wie uns geheißen. Zwar wundern wir uns noch immer: Wenn der Mann uns ja offensichtlich wieder „auf das Gelände“ lassen will (d. h. er glaubt uns unsere Geschichte), wieso lässt er uns nicht einfach hier an Ort und Stelle passieren, sondern schickt uns zurück und lässt uns somit einen völlig unsinnigen Umweg laufen, bloß um am Ende an derselben Stelle rauszukommen, an der wir uns eben bereits befanden?
Es gibt nur eine Antwort darauf: Der Mann (mit klar erkennbarem Migrationshintergrund) ist einfach perfekt in den deutschen Ordnungswahn hineinintegriert worden! |