Lesehinweis
„Die Menschen müssen sich gewöhnen. Beim staatlichen Fernsehen werden wir anfangen. Es geht nicht, dass Moderatorinnen ohne Kopftuch auftreten.“
Inzwischen ist der Zeiger der Wanduhr Mitternacht nahegekommen. Zeit zu gehen. Der Scheich steht auf, blickt auf die Besucherin und hebt die Hände: „Nehmen Sie das Kopftuch bitte nicht ab. Es steht Ihnen so gut, und meine Tochter schenkt es Ihnen sehr gern.“ Dann gehen wir zur Tür, treten aus dem Haus. Und plötzlich wird klar, was er mit dem Geschenk bezweckt. In der staubigen Gasse warten einige neu angeworbene Anhänger. Sie haben den Scheich in Begleitung einer unverschleierten Ausländerin das Haus betreten sehen – zwei Stunden später kommt er mit einer Kopftuchträgerin wieder heraus. Das macht Eindruck.
Einer der jungen Bärtigen hält die Beifahrertür des wartenden Kleinwagens auf und setzt sich ans Steuer. Der Scheich und zwei andere quetschen sich auf die Rückbank. Holpernd verlässt das Auto die Gasse. Als wir an meinem Hotel halten, räuspert sich der Scheich: „Könnte ich vielleicht…“ Er spricht nicht weiter, doch es ist klar, was er will. Das Kopftuch! Jetzt reicht’s. Das bekommt er nicht zurück. Außerdem gefällt mir das Türkis Ich werde es weiter tragen – nicht auf dem Kopf, sondern um den Hals. Als Schal. Und in der Hoffnung, dass dies auch in Zukunft in Ägypten so bleibt.
http://www.fr-online.de/politik/aegypten--der-scheich-will--dass-sie-kopftuch-tragen-,1472596,11208792,item,2.html
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