Lesehinweis
Die Autorin glaubt aber, dass der bislang eher vernachlässigte Begriff Itibar die entscheidende Dimension ist, die zu den Morden führt. Itibar bedeutet unter anderem so viel wie Kredit. Wer seinen Itibar, seine Glaubwürdigkeit, verliert, kann keine Geschäfte mehr machen.
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Frau Özaktürk widerspricht jedoch im Gespräch mit der "Welt" der gängigen Auffassung von Islamwissenschaftlern und muslimischen Geistlichen, dass "Ehrenmorde" keine Verankerung im Islam haben. Aus ihren Gesprächen mit den Tätern kann sie belegen, dass eigentlich jeder von ihnen sein Verbrechen als etwas betrachtet, was im Einklang mit den Anforderungen des Islam steht. Zumindest in der subjektiven Weltsicht der Täter gibt es keinen Widerspruch zwischen Islam und "Ehrenmord".
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"Der semantische Gehalt des Ehrbegriffs, die getrennte Rollenverteilung der Geschlechter, die Anforderungen an die Frauen, sich demütig zu verhalten und nicht mit fremden Männern zu kommunizieren, das alles ist im Koran enthalten und entspricht genau dem Namus-Begriff des archaischen Wertesystems", sagt Özaktürk. Der Koran konserviere daher bis zu einem gewissen Grade stammesgesellschaftliche Wertvorstellungen. Das liege sicher auch daran, dass der Koran "aus einer Stammesgesellschaft heraus entstand und daher deren Werte spiegelt", wenn auch in abgemilderter Form.
http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article108573675/Der-wahre-Grund-fuer-Ehrenmorde.html
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