Lesehinweise
Hunderttausende haben am Freitag gegen das Mohammed-Schmähvideo demonstriert. In Pakistan war eigens ein "Tag des Ausdrucks der Liebe für den Propheten" ausgerufen worden. Mindestens 16 Menschen kamen dort ums Leben - weniger als befürchtet. In anderen islamischen Staaten blieb es friedlich.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/pakistan-tote-durch-gewalt-am-tag-der-liebe-fuer-den-propheten-a-857281.html
Siehe auch:
Weimer: Diese Debatte ist lächerlich. Der Film wird in jeder Sekunde öffentlich aufgeführt, im Internet mit millionenfachen Downloads. Der Staat sollte gar nichts verbieten, was im Rahmen der Meinungs- und Kunstfreiheit geschieht. Alles andere wäre eine Anbiederung an religiösen Fundamentalismus.
Handelsblatt: Das Christentum ist in freien, aufgeklärten Gesellschaften zuhause. Der Islam in der Regel nicht. Ergeben sich daraus unterschiedliche Grenzen für Kritik und Satire?
Weimer: Natürlich nicht. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn die Verhältnisse in islamistischen Regimen brutaler werden, wenn Bürgern grundlegende Menschenrechte aberkannt werden, wenn Studenten fürs Demonstrieren gefoltert und wenn Frauen wegen Ehebruchs gesteinigt werden – dann ist doch die offene Kritik der freien Welt umso nötiger. Alleine die Tatsache, dass sich eine unsägliche Frauen-Apartheid in vielen islamischen Länder etabliert, dass Frauen massenhaft als Menschen zweiter Klasse unterdrückt werden, kann die Kritik nicht ruhen lassen. Denn häufig ist unsere Kritik die letzte Hoffnung der Unterdrückten.
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/wolfram-weimer-zur-islam-debatte-das-klima-der-angst-zeigt-wirkung/7158142.html
Offenkundig jedoch sind ihre weltanschaulichen Empfindungen weit weniger verletzungsanfällig als religiöse Gefühle. Sollte man also Rücksicht auf die besondere Befindlichkeit der Gläubigen nehmen? Keineswegs, denn das würde das Krankheitsbild nur noch verschlimmern.
Es ist wie bei einer Spinnenphobie: Wer unter der wahnhaften Angst leidet, beim Anblick einer Spinne sterben zu müssen, kann seine Angst nur dadurch überwinden, dass er mit dem Auslöser seiner Angst konfrontiert wird. Ähnlich ist es bei der Kritikphobie der Hardcore-Religiösen, auch hier hilft im Grunde nur systematische Desensibilisierung: Wir sollten sie daher mit so viel Kritik und Satire versorgen, bis sie irgendwann von selbst erkennen, wie irrsinnig es ist, wegen einer harmlosen Zeichnung in die Luft zu gehen oder schlimmer noch: andere in die Luft zu sprengen.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt/seite-2
Dass sich konservative, liberale und linke Politiker hierzulande in der willfährigen Verurteilung "religionsfeindlicher" Darstellungen gegenseitig überbieten, liegt an der Interessenüberschneidung, die sich in dieser Frage zwischen den politischen Lagern ergibt.
Während viele Linke ihr antirassistisches schlechtes Gewissen gegenüber "unterdrückten" Minderheiten erleichtern wollen, indem sie deren selbst ernannten Anführern das Recht zur Unterdrückung unliebsamer Äußerungen aus der "Mehrheitskultur" zugestehen, hoffen Konservative – und mit ihnen die Kirchen – auf diesem scheinbar unverdächtigen, weil als Bemühung um Toleranz getarnten Weg eine schärfere Gangart gegen "Blasphemie" im Allgemeinen und namentlich gegen jegliche "Schmähung" des Christentums durchsetzen zu können.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article109386864/Der-Westen-darf-sich-nicht-laenger-erpressen-lassen.html
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