Ostermärsche: Als ob es Nordkorea nicht gäbe
von Thomas Baader
Stellen Sie sich vor, es gäbe in Deutschland eine Friedensbewegung, deren Kernanliegen tatsächlich Frieden ist. Und nun stellen Sie sich auch noch vor, dass ausgerechnet an jenem Tag, an dem überall in Deutschland Ostermärsche stattfinden, mit denen zum Frieden gemahnt werden soll, die Atommacht Nordkorea die Welt wissen lässt, man befinde sich nun offiziell im Kriegszustand mit Südkorea - sollte man dann nicht meinen, dass Nordkorea das alles beherrschende Thema eben dieser Ostermärsche sein müsste?
Es ist es natürlich nicht. Dabei ist die zweitgenannte Bedingung - die nordkoreanische Kriegserklärung - tatsächlich eingetreten. Es ist vielmehr die erste der obigen Voraussetzungen, die nicht stimmt: Großen Teilen der Friedensbewegung geht es bei ihren Machenschaften nun einmal nicht um Frieden. Wäre es anders, dann müsste man heute, am 30. März 2013, auf den Märschen tatsächlich anstelle von Amerika- und Israelkritik Nordkoreakritik betreiben. Dass dies nicht geschieht, macht eine eindeutige Aussage über die Motive der "Friedens"bewegung. Ohne ins Detail gehen zu wollen: Es geht um Ressentiments.
Statt sich der derzeit größen Bedrohung für den ohnehin brüchigen Weltfrieden zu widmen, demonstriert man lieber gegen den Einsatz von Drohnen, verlangt den Abzug von Patriot-Raketen (Abwehrraketen!) aus der Türkei und fordert schon mal "Hubschrauber zu Windrädern" (Ostermarsch Ansbach). Es muss eben immer Israel sein. Oder die USA. Oder der Westen im Allgemeinen. Dann darf Günter Grass dichten, Jakob Augstein darf kritisieren und die Friedensfreunde dürfen marschieren - allesamt unbehelligt von der Realität. Als ob es Nordkorea nicht gäbe.
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