Lesehinweis
Als das Refugee-Protest-Camp am Oranienplatz in Kreuzberg noch in den Kinderschuhen steckte, gehörte ich, wie viele andere, zu den Supporter_innen, die teils in verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv waren oder auch einfach nur hin und wieder eine Schicht im Infozelt übernahmen. Ich verbrachte viel Zeit dort, eigentlich jede freie Minute. Schon von Anfang an waren wir Supporterinnen* vielen Anmachen, Sprüchen, Annäherungen und Berührungen von männlichen Refugees/ Supportern ausgesetzt. Ich persönlich habe mir Anfangs nicht so viel daraus gemacht, da ich nie ein Mensch mit Berührungsängsten war.
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Mein persönlicher Kontakt zu besonders einem Mann innerhalb der Campstruktur wurde sehr eng, bis es schließlich zu der Situation kam, dass er sich nahm, was ihm, seiner Ansicht nach, zustand.
Nachdem es mir gelungen war zu flüchten, wandte ich mich sofort an Menschen aus meinem direkten Umfeld. Ich hatte bis dahin aufgrund meiner politischen Auseinandersetzung mit sexuellen Übergriffen und „Rape“ sowie durch die feministische Erziehung meiner Mutter, gelernt, diesen Vorfall nicht für mich zu behalten, sondern mich an Menschen, denen ich vertraue, zu wenden. Das tat ich nun, ein Teil dieser Menschen waren ebenfalls Aktivistinnen* im Refugee-Protest-Camp. Die ersten Reaktionen auf mein Erlebnis waren erniedrigend und beschämend. Es reichte von „du bist ja auch freiwillig in die Wohnung gegangen“ bis „ich habe den Eindruck, du willst das“.
Und das meint im Kommentarbereich von "indymedia" der Leser dazu:
was dir passiert ist, is absolut scheisse und dass du im nachhinein keine unterstützung bekommen hast auch. allerdings ist deine darstellung sehr gut für rassistische stimmungsmache geeignet und da hätte ich von dir als ex-unterstützerin mehr respekt vor der bewegung und all den menschen erwartet, die im camp, in der schule und in anderen politischen orten gegen sexismus kämpfen.
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wirklich schade dass sowas auf indymedia besprochen werden muss! das spielt allen rassist_innen in die hände. und die geflüchteten im camp/in der schule, die hier unter generalverdacht gestellt werden, können sich nicht dazu äußern, weil sie kein deutsch sprechen und/oder indymedia nicht kennen. das ist übrigens strukturell rassistischt: also einen kommunikationsweg zu wählen, der die nicht deutschen menschen der bewegung ausschliesst.
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