DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Die reaktionäre Reformpädagogik des Hartmut von Hentig

Lesehinweis

Der "Erzieher" ist für von Hentig  eine Art großer Bruder, nicht aber der  professionelle Bildungsvermittler. Der kämpft eventuell sogar egoistisch für seine Arbeitnehmerrechte, anstatt sich der "Gemeinschaft" zu widmen. Diese ist von Hentigs Hauptelement. Historisch ein heikles. Man schlage eine beliebige Nazipädagogik auf, um etwa Folgendes zu lesen: Beides, das Politische sowohl als auch das Erzieherische, ist eine organische Funktionseinheit, nur jedesmal von einem anderen Blickpunkt betrachtet, das eine Mal von der Gemeinschaft her, das andere Mal von der Persönlichkeit her (F.A. Beck, Die nationalssozialistische Erziehungsidee, 1934). Selbstredend ist von Hentig kein Nazi. Doch sind seine Ausführungen zur "Funktion" von "Gemeinschaft" milde gesagt, bizarr. So, wenn er seine eigene Gemeinschaftserziehung in einem ostelbischen Dorf Anfang der dreißiger Jahre beschreibt. Er stellt scheinprogressiv sein Mott auf: "It takes a vilage to raise a child", um dann buchstäblich vom Leder zu ziehen:

Die Schweizer (die Melker) nahmen uns Kinder mit, wenn sie zum Melken auf die Koppel fuhren..., der Schutzmann ritt sein Gelände ab, vertrieb die Zigeuner und verhinderte doch nicht den Einbruch im Schloss, in dem wir wohnten; Bäcker Bierhals überließ einem von uns das Lenken seines Pferdewagens..., der Jagdherr von Bredow heuerte uns für seine Treibjagd an..., die Tochter eines Waldarbeiters verrichtete das Anzünden der Öfen am Morgen und half unserer Wirtschafterin, auch sie diente (!), wurde aber mit Geld belohnt ... Erziehung, die ins Leben einführt, geschieht notwendig im Element einer Gemeinschaft, in jedem Alter und in jedem Stand (!) (den es noch immer gibt)...

Der Leser ist fassungslos. In Reinkultur haben wir das "abschabte Gemeinschaftsethos der Jugendbewegung" (Adorno)  vor uns, mit allen seinen Dichotomien: Gemeinschaft versus Gesellschaft, Bindung versus Verlorensein, Naturwüchsigkeit gegen Künstlichkeit, Stand versus Egalität, Lebens-Bildung versus Schul-Bildung. Von Hentigs eingebildete Realität ist völlig "out of time". In seiner Kinderwelt kommen neben den Aufgezählten noch der brave Handwerker und der ländliche Pastor vor.  Und natürlich  darf der Förster nicht fehlen.
http://www.freitag.de/community/blogs/wwalkie/bewaehrungsgemeinschaft---das-politische-coming-out-von-hentigs

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