DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
- Weder Populisten noch Verharmloser -
StartseiteBlogÜber unsLinksImpressum
Antidemokraten
Interviews
Menschenrechte
Rezensionen & Kritiken
Satire
Terror
Vermeintlich Themenfremdes
September, 2010
Oktober, 2010
November, 2010
Dezember, 2010
Januar, 2011
Februar, 2011
März, 2011
April, 2011
Mai, 2011
Juni, 2011
Juli, 2011
August, 2011
September, 2011
Oktober, 2011
November, 2011
Dezember, 2011
Januar, 2012
Februar, 2012
März, 2012
April, 2012
Mai, 2012
Juni, 2012
Juli, 2012
August, 2012
September, 2012
Oktober, 2012
November, 2012
Dezember, 2012
Januar, 2013
Februar, 2013
März, 2013
April, 2013
Juni, 2013
Juli, 2013
August, 2013
September, 2013
Oktober, 2013
November, 2013
Judas“ und „Nestbeschmutzer“: Wie manche Reformpädagogen auf Kritik reagieren

Judas“ und „Nestbeschmutzer“: Wie manche Reformpädagogen auf Kritik reagieren
von Thomas Baader

Ist es tatsächlich möglich, dass progressive und moderne Geister – noch dazu Lehrer – einfach mal eben so interne Kritiker mit Begriffen wie „Judas“ und „Nestbeschmutzer“ bedenken? Ja. Der Missbrauchsskandal der Odenwaldschule beweist es.

Salman Ansari unterschied sich von seinen Kollegen an der Odenwaldschule darin, dass er sich, sobald die Missbrauchsvorwürfe bekannt waren, uneingeschränkt auf die Seite der betroffenen Schüler stellte. Dafür, so Ansari, habe man ihn mit Begriffen wie „Judas“ und „Nestbeschmutzer“ bedacht. Und Kollege Henner Müller-Holtz bestätigt: „Er ist von einigen, auch von mir, als Judas, als Heuchler, als Weiß-der-Geier bezeichnet worden… als Verräter an der Schule.“

Nun sollte man eigentlich meinen, dass Pädagogen, die einem linksliberalen Milieu entstammen, um Bezeichnungen wie „Judas“ und „Nestbeschmutzer“ einen großen Bogen machen würden – handelt es sich doch um Begriffe, die ziemlich eindeutig besetzt sind. An der Odenwaldschule gingen aber offenbar trotz der Verwendung von einschlägigem Vokabular bei niemandem die inneren Alarmsirenen an. Der Grund dafür hat sehr, sehr viel mit dem Konzept zu tun, auf dem die Gemeinschaft Odenwaldschule basiert.

Lehrern und Schülern der Odenwaldschule wurde immer vermittelt, Teil von etwas Großem, Besonderem und Einzigartigem zu sein. Das ist nicht zwangsläufig gefährlich, es kann im Gegenteil sogar in maßvoller Dosierung in einem positiven Sinne identitätsstiftend wirken. In der Übersteigerung hingegen wandelt sich diese Haltung zum Korpsgedanken. Widerfährt nämlich eine Einrichtung eine derartige Idealisierung und Verklärung, so muss jede Kritik an ihr als Verrat interpretiert werden. Und der Verräter, der die Reputation des „Wir“ beschädigt, trifft folgerichtig auf den entschlossenen Widerstand der geschmähten Gemeinschaft. Und das ist – man muss es an dieser Stelle einmal in aller Deutlichkeit sagen – schlichtweg faschistoid. 

Im Fall der Odenwaldschule wandten sich die Biedermänner wandten nicht gegen die Brandstifter, sie wandten sich gegen die Verbrannten. Ihre Sorge galt nicht den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen, ihre Sorge galt dem Ruf der Schule. Die Gemeinschaft – richtiger: das Bild der Gemeinschaft – war längst wichtiger geworden als der einzelne. Die Institution Odenwaldschule musste um jeden Preis gerettet werden, Missbrauchsopfer wurden zu Bauernopfern. Das Schlimme war nun nicht, dass Schüler dieser Schule von Lehrern missbraucht worden waren. Das Schlimme war, dass die Sache in die BILD-Zeitung kommen könnte. Der ehemalige Schulleiter Harder, an den sich die vom Missbrauch betroffenen Altschüler wandten, ohne die von ihnen erwünschte Reaktion zu erhalten, findet heute: „Ich habe meine Integrität immer gewahrt.“ Und Starpädagoge Hartmut von Hentig gab die Parole aus: „Meine (nicht leicht einzuhaltende) Strategie: aussitzen.“ Die große Rufschädigung, die man unbedingt vermeiden wollte, führte man letztlich so selbst herbei. Denn ein Pädagoge darf vieles sein, aber eines ganz gewiss nicht: in menschlicher Hinsicht erbärmlich.

Dieser Text wurde am 21.08.2011 auch in voller Länge auf dem Blog "CDU-Politik.de" veröffentlicht:
http://www.cdu-politik.de/www/cdupolitik/wordpress314/2011/08/21/judas-und-nestbeschmutzer-wie-manche-reformpadagogen-auf-kritik-reagieren/

<< Zurück Neuen Kommentar hinzufügen
RobSpose
28.10.2012 14:14:11
chanel knockoff handbags
cheap <a href="http://www.fake-chanel-bags.org/ ">fake chanel handbags</a> for promotion code dDNREALQ <a href="http://www.fake-chanel-bags.org/ "> http://www.fake-chanel-bags.org/ </a>
Schmerzgrenze
21.08.2011 00:12:07
Danke
Danke, liebe Blogger, für Eure sensiblen und intelligenten Beiträge. Schön zu wissen, dass es auf dieser Welt nicht nur Täter und Ignoranten gibt.
C. D.
20.08.2011 13:59:03
"Verräter an der Schule"
Wie verrät man eigentlich eine Schule? Ich kann mir darunter nichts vorstellen. Eine Schule ist ein Ort, an dem ich als Schüler lernen und als Lehrer arbeiten soll. Das wars. Man soll die Schule nicht zu einer Schicksalsgemeinschaft hochstilisieren. Ich jedenfalls kann meine frühere Schule genauso wenig verraten, wie ich meine Tankstelle verraten kann.
Wir als Unbeteiligte
20.08.2011 13:51:32
Was tun!
Wir, die wir Außenstehende sind, können eigentlich nur eine sinnvolle Sache machen: Den Betroffenen signalisieren, dass wir mit ihnen solidarisch sind. Und das heißt auch, die Mitwisser nicht einfach damit durchkommen zu lassen. Damit meine ich natürlich NICHT Selbstjustiz. Aber ich meine, dass man ihnen keine Ruhe gönnt, dass man die Hentigs und Harders und Vollmers immer wieder damit konfrontiert: Warum hast du nichts getan?
Max
20.08.2011 11:21:21
Die Begriffe "Nestbeschmutzer" und "Judas"
Siehe hierzu auch Wikipedia (da steht ja auch mal was Richtiges):

"Mit dem Terminus Nestbeschmutzer werden im Sprachgebrauch Menschen bezeichnet, die das soziale oder politische System (Berufsumfeld, Dorf, Stadt, Staat etc.), in dem sie selbst leben, kritisieren oder Missstände aufzeigen."

Weiter heißt es im Wikipedia-Artikel: "So wurden im Nachkriegsdeutschland in vielen Debatten im Deutschen Bundestag Personen als Nestbeschmutzer bezeichnet, die Kritik an der Nazivergangenheit einzelner Würdenträger übten."

Und Wikipedia zu "Judas":

"Das negative Bild des habgierigen Verräters ist in die Umgangssprache eingeflossen und spiegelt sich in Redewendungen wie „Judaslohn“, „Judaskuss“ oder der Beschimpfung „Judas“. Im Antijudaismus im Mittelalter und Neuzeit sowie im Antisemitismus (bis 1945) war dies eine häufige Personifikation „des Juden“ überhaupt, also eine Herabsetzung des ganzen Judentums."

http://de.wikipedia.org/wiki/Nestbeschmutzer
http://de.wikipedia.org/wiki/Judas_Ischariot

Aber dafür hatte die Odenwaldschule ja dann mal einen "Leistungskurs Nationalsozialismus" (wird in der Dokukmentation erwähnt).

"Nestbeschmutzer" wird ja auch so manchem Menschen mit muslimischem Hintergrund an den Kopf geworfen, der sich kritisch mit diesem Milieu auseinandersetzt. Man sollte sich schon fragen, was da eigentlich für eine Geisteshaltung in einem solchen Umfeld vorherrscht.
5 Elemente gesamt
Kommentar hinzufügen
Name*
Betreff*
Kommentar*
Bitte geben Sie den Bestätigungscode ein, den Sie auf dem Bild sehen*
Bild neu laden