Margot Honecker: Die Mumie kehrt zurück
von Thomas Baader
Vor vielen Jahren geisterte einmal die Nachricht durch die Medien, dass es in Ostdeutschland, ganz wie zu alten DDR-Zeiten, in den Geschäften wieder zu Engpässen gekommen sei, woraufhin sich, ebenfalls ganz wie zu alten DDR-Zeiten, lange Schlangen vor den Geschäften gebildet hätten. Eine bekannte Boulevardzeitung titelte: "Da ist sie wieder, die alte Ost-Schlange."
Harald Schmidt hielt damals in seiner Show besagte Zeitung in die Höhe und kommentierte: "Die alte Ost-Schlange ist also zurück? Dann wollen auch wir an dieser Stelle sagen: Herzlich willkommen zurück in Deutschland, Margot Honecker!"
Dieser Tage nun kehrt Frau Honecker jedoch wirklich wieder zurück - zumindest in den Medien. Über ein Buch und einen Dokumentarfilm gibt die ehemalige First Lady der DDR erneut ihre wirren Gedanken zum besten. Die Leiche DDR wandelt somit als Wiedergänger einmal mehr durch unser aller Leben.
Der Erkenntnisgewinn ist gering, denn eine Entschuldigung für Diktatur, Foltergefängnisse und Mautertote war nicht wirklich zu erwarten gewesen. Müssen wir es uns daher wirklich antun, wenn Frau Honecker ohne jedes Schuldbewusstsein jene verhöhnt, die den Wunsch nach Freiheit mit dem Leben bezahlt haben? O-Ton dieser leider überhaupt nicht großen alten Dame: "Man hat sich vor allem auch immer gefragt: Wieso hat er das riskiert? Warum? Denn das braucht ja nicht sein. Der brauchte ja nicht über die Mauer zu klettern."
Was man hingegen wirklich nicht braucht, ist die hundertste Wiederholung der Rückkehr der Mumie aus der zugedeckelten Gruft des real existierenden Sozialismus. Dass Margot Honecker völlig in ihre eigene Wahnwelt abgetaucht ist, wussten wir doch auch schon vorher. Der STERN etwa weiß zu berichten: "Traumatisierte Opfer, die in geschlossenen Jugendwerkhöfen litten, seien für sie 'bezahlte Banditen'." Der Fall Margot Honecker taugt somit noch nicht einmal für unsere Gedenkkultur. Sie in Vergessenheit geraten zu lassen, wäre weitaus angemessener.
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