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Fernsehkritik
von Konservativ (P)
… aber Ringrichter Johannes B. Kerner hat es irgendwie verpennt.
Der marktschreierische Auftritt von Pierre Vogel in Johannes B. Kerners Sendung wirkte unangenehm deplatziert, vor allem deswegen, weil er direkt auf ein Gesprächs Kerners mit einer Mutter folgte, deren siebenjährige Tochter missbraucht und getötet worden war. Dafür kann Pierre Vogel nichts. Doch der Schwenk von diesem ernsten und erschütternden Thema zum muslimischen Fundi-Clown gelang der Kerner-Redaktion eher schlecht.
Der nun eingespielte Film zeigte Pierre Vogel voll in Aktion: Beim Predigen, beim Missionieren, beim Hetzen. Der Konvertit – protestantisch getauft – fand den Weg vom erfolglosen Boxer hin zum muslimischen Hardliner. „Wir würden die Bibel noch nicht mal auf der Toilette lesen“, spricht er auf einer Veranstaltung ins Mikrofon. Wir erfahren, dass es seiner Mutter völlig egal ist, dass Vogel vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Der Film zeigt zudem Vogel als Verfechter einer Geschlechterapartheid und Befürworter drakonischer Strafen: „Wenn er (Gott) offenbar, dass derjenige, der Unzucht begangen hat, Peitschenhiebe bekommt, dann muss ich das akzeptieren.“ Auch die Steinigung für Ehebrecher sei richtig. Und weiter: „Wenn der Islam sagt, in bestimmten Fällen ist es erlaubt, die Frau leicht zu schlagen […] ich muss das akzeptieren als Muslim.“
Was will man mit diesem Menschen jetzt, nachdem man diesen Film gezeigt hat, eigentlich noch im Studio besprechen? Was immer sich die Kerner-Redaktion dabei gedacht hat – zumindest hatte man mit der türkischstämmigen Frauenrechtlerin Serap Cileli einen Gegenpol im Studio platziert.
Cileli bekam von Kerner nur wenige Gelegenheiten, das Gefährliche und Bizarre an Vogels Lehre zu erörtern, wusste diese aber zu nutzen. Vogel erklärte, warum er keiner Frau die Hand gibt, woraufhin Cileli Vogels Männerbild – Männer als zur Selbstkontrolle unfähige Sexbesessene – kritisierte. Kerner hielt eine kleine süßliche Toleranzrede, mit der er Vogel wohl rückbekehren wollte; der aber ließ sich nicht von seiner Ansicht abbringen, dass Kerner als Ungläubiger am Ende in der Hölle landen würde.
Auch Kerners Versuch, mit Vogel ein ernsthaftes Gespräch über Steinigung zu führen, scheiterte. Denn der lehnte zwar Gewalt – theoretisch – ab, könne es aber nun einmal nicht ändern, wenn das mit der Steinigung da nun mal steht: „Ich kann sie nicht anlügen.“ Er freute sich auch sichtlich über die Religions- und Meinungsfreiheit in Deutschland („Für mich ist das gut“), ohne auf Kerners Äußerung einzugehen, dass es im umgekehrten Falle – ein Christ würde in Saudi-Arabien oder Pakistan missionieren – wohl ungut ausgehen würde. Cileli nutzte die Chance, um auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, denen Kritiker des Migrantenmilieus bzw. des Islam in Deutschland bei ihren Äußerungen ausgesetzt seien, während ein Pierre Vogel relativ frei agieren könne. Sie nahm Vogels Islam-Thesen zum Anlass, Bundespräsident Wulffs Äußerungen zum Islam als verfehlt zu charakterisieren.
Nun ging es ein wenig durcheinander, wobei Cileli mit ihrer Kritik zwar deutlich traf, aber erst von Vogel und schließlich von Kerner mehrfach abgewürgt wurde. Der Moderator setzte schließlich noch ein zweites Mal zu seinem Toleranz-Appell an.
Danach ging es im Programm weiter, so Kerner wörtlich, mit einem „supertalentierten Hund“. |
