Fernsehkritik
von Konservativ (P)
Frank Plasberg bekommt offenbar nach der hitzigen Integrationsdebatte der letzten Woche ein wenig Leerlauf. So musste ein an den Haaren herbeigezogenes Thema die Hart aber fair-Sendung am letzten Mittwoch füllen. Im Kern ging es dabei um Ambitionen und Auftreten des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (was ja noch sinnvoll ist), wobei die Macher der Sendung dieses Thema auf Guttenbergs adlige Herkunft verengt sehen wollten (und hier ging der Sinn dann flöten).
Als Gäste hatte man ein paar Adlige und solche, die es gerne sein wollen, sowie auch jemanden, der es nicht mehr sein möchte, nämlich die Ex-Grüne Jutta Ditfurth. Ursprünglich „von Ditfurth“, hat sich die gute Jutta nicht nur von ihrer früheren Partei, sondern auch von ihrem Adelsprädikat gelöst und steht nun einer kleinen politischen Splittergruppe namens „Ökolinx“ in Frankfurt am Main vor.
Ditfurth pflegt bekanntermaßen viele Feindbilder, so z. B. Kinder, die in Bombennächten ums Leben kamen (solange es deutsche Kinder sind: „gerechte Strafe“) und Juden, die gegen ein antisemitisches Theaterstück protestierten („Feinde der Demokratie“). Und nun sind es (laut Ditfurth) neuerdings rechtskonservative Adelskreise, die den Krieg in Afghanistan promoten sollen – als ob ein nichtadliger und ursozialdemokratischer Verteidigungsminister Peter Struck in dieser Frage anders agiert hätte als Guttenberg.
Ja, überhaupt, so Jutta Ditfurth, der Adel war ja auch sehr verstrickt in die Machenschaften des NS-Regimes. Das ist durchaus völlig richtig, gilt aber auch für viele andere Teile der Gesellschaft (z. B. für die von den Linken heißgeliebte Arbeiterschaft). Dass es daneben übrigens im Nationalsozialismus aufgrund seines egalitären Grundverständnisses auch eine klar spürbare Verachtung für den Adel gegeben hat, bleibt unerwähnt.
Die adligen Köpfe sollten an diesem Abend rollen, das war klar, und Jutta Ditfurth schien nur darauf zu warten, Hand an die Guillotine legen zu dürfen.
Der Tiefpunkt des Abends: Ditfurth versucht, Stephanie zu Guttenbergs Engagement gegen Kindesmissbrauch in den Dreck zu ziehen. Die Kampagne der Gattin des Verteidigungsministers sei verlogen, da sie als Partner BILD und RTL2 gewählt habe, zwei Medien, die sich über Sex verkaufen.
Ja, über Sex, das ist schon durchaus richtig, aber eben nicht über Sex mit Kindern. Das ist aber keineswegs ein feiner, sondern vielmehr ein für normale Menschen unübersehbarer Unterschied. Grüne und Ex-Grüne scheinen auf diesem Gebiet allerdings Probleme mit der Wahrnehmung zu haben. Wer es nicht glaubt, der frage mal Daniel Cohn-Bendit.
Ditfurth blieb nicht die einzige schräge Gestalt des Abends. In einem Einspieler durfte PR-Berater Klaus Kocks sich als Kabarettist versuchen und über die (vermeintliche) Selbstinszenierung Guttenbergs lustig machen. Dabei blieb die Logik schon mal auf der Strecke: So behauptete Kocks, schon durch die Kleiderwahl wolle Guttenberg ein Image von „aristokratische Askese“ vermitteln, denn sein Anzug sei immer eine Nummer zu klein. Dadurch hebe sich der schlanke Baron vom dickleibigen Bürger ab.
Ist es denn nicht aber in Wahrheit so, dass ein zu kleiner Anzug den Träger keineswegs besonders schlank, sondern im Gegenteil unvorteilhaft korpulent erscheinen lassen würde? Klocks’ Auftritt war wohl auch weniger als wissenschaftliche Analyse, sondern vielmehr als politische Stellungnahme gedacht.
Jutta Ditfurth kam das hingegen natürlich recht, denn ihre Botschaft an diesem Abend war simpel: Alles ist schlecht, wenn’s von Guttenberg kommt. Für die Ökolinx-Politikerin kann er es nur verkehrt machen.
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