| | | | | DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN | - Weder Populisten noch Verharmloser - |
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Zum Tod des Bloggers Zettel
MRF-Redaktion
Die Nachricht von Zettels Tod (Blog "Zettels Raum") hat heute auch uns erreicht. Niemand von uns kannte ihn persönlich. Dennoch empfinden wir einen großen Verlust. Die Blog-Welt wird nun deutlich ärmer sein, denn zwar gibt es viele Blogs, aber nur sehr wenige haben je das Niveau von "Zettels Raum" erreicht. Unser Beileid gilt den Menschen an seiner Seite.
In Trauer,
der MRF-Blog
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Lesehinweis
Seit Wochen haben Regierung und Parlament in Ankara die Situation türkischer Pflegekinder in Staaten der Europäischen Union im Blick. Tausende Kinder, die mit ihren Familien in der EU lebten, seien den Eltern weggenommen und an christliche Familien gegeben worden, wird beklagt. Den türkischen Jungen und Mädchen drohe Assimilation und der Verlust der eigenen Kultur. [...]
Für Empörung sorgen in der Türkei Berichte über mehrere Fälle, in denen türkische Kinder in der EU bei homosexuellen Paaren in Pflegschaft gegeben worden seien. Die Untersuchungskommission des türkischen Parlamentes will wissen, dass allein in Belgien drei türkischstämmige Kinder bei homosexuellen Paaren untergebracht wurden.
Zudem hat Bozdag erklärt, seine Regierung bemühe sich, einem lesbischen Paar in den Niederlanden einen türkischen Jungen wegzunehmen. "Die Behörden haben die Forderungen der türkischen Familie abgelehnt", zitieren türkische Medien den türkischen Vizeministerpräsident.
In diesem Fall unterstütze die Türkei eine Familie, die eine Herausgabe des Kindes fordert, mit juristischem Beistand. "Wenn das nicht möglich ist, dringen wir darauf, wenigstens eine türkische Pflegefamilie zu finden", sagte er. "Türkische Familien wollen ihre Kinder nicht an schwule oder lesbische Paare geben."
http://nachrichten.t-online.de/tuerkische
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Stuttgart 21: "Merkel schenkt den Spekulanten eine Stadt"
von Thomas Baader
Es gibt Momente, in denen man es sehr bedauert, keinen Fotoapparat dabei zu haben. Gestern war ich mit meiner Frau in Stuttgart unterwegs - für eine gute Sache übrigens.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof wurden wir Zeuge einer weniger guten Sache. Eine ältere Dame kam uns entgegen, die ein an einer Holzlatte befestigtes Schild über der Schulter trug. Darauf befand sich der durchgestrichene Schriftzug "Stuttgart 21". Außerdem konnte man noch in großen Buchstaben lesen: "Merkel schenkt den Spekulanten eine Stadt".
Jeder halbwegs Gebildete wird wissen, wie der Text im Original lautet: "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt". Mit diesem Alternativtitel wird jener Propagandafilm der Nazis über Theresienstadt bezeichnet, der den Zuschauern vorgauckeln sollte, die dort gefangenen Juden würdeb ein relativ normales Leben führen.
Zufall? Wohl eher nicht. Denn eine andere bekannte Formulierung mit den Wörtern "schenkt", "Stadt" und mit dieser Satzstruktur gibt es im Deutschen nicht. Der Satz "Merkel schenkt den Spekulanten eine Stadt" verweist so eindeutig und unweigerlich auf "Der Führer schenkte den Juden eine Stadt", wie etwa eine Aussage von der Art "Hartz IV macht frei" eindeutig und unweigerlich auf "Arbeit macht frei" verweisen würde.
Wir müssen also den Stuttgart 21-Gegnern unterstellen, in vollem Bewusstsein zu handeln. Nun ist es eine Sache, dass auf dem Plakattext der Name der Kanzlerin an der Stelle steht, wo vorher der Führer zu finden gewesen ist. Viel schwerer wiegt jedoch, dass an der Stelle, an der in der Vorlage das Wort "Juden" stand, nun auf einmal das Wort "Spekulanten" zu lesen ist.
Au weia.
August Bebel hatte recht: Der Antisemitismus ist de Sozialismus der dummen Kerls.
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Lesehinweis
Emanzipation und das Streben nach persönlicher Freiheit können für eine muslimische Frau aus einem so genannten traditionellen Umfeld in Deutschland lebensgefährlich sein. Und es sind fast immer ihre eigenen Familien, die die Todesurteile fällen. Äußert man sich dazu deutlich, etwa als arabischer, in Deutschland lebender Mann wie ich, und weist man auf den Kontext solcher Taten hin, begegnet einem sofort massiver Widerstand. Ein seltsames Phänomen, denn hier wird doch sonst so offen gesprochen. Geht es etwa um eine Massenvergewaltigung in Indien oder sexuelle Übergriffe auf Frauen in Ägypten, darf das Unrecht benannt, die Kritik an einer chauvinistischen Männerkultur ausgesprochen werden, sogar in den Nachrichten. Doch diese Szenarien sind halt, gefühlt, weit weg. Wer angesichts solcher brutalen Morde vor unserer Haustür darüber aufklären will, welche auslösende Rolle der ideologische, patriarchale Hintergrund der beteiligten Familien spielen kann, wird angegriffen. Schon bei der Andeutung eines solchen Zusammenhangs läuft man Gefahr, als “Rassist” oder “Islamhasser” gebrandmarkt zu werden. Hier, in einem Land, in dem die Würde des Menschen laut Grundgesetz unantastbar ist, werden täglich Tausende Frauen drangsaliert, geschlagen und in ihrer Freiheit behindert. Und eine auffällig relevante Anzahl dieser Frauen lebt in traditionell geprägten migrantischen Milieus.
Warum darf das nicht benannt und wissenschaftlich erforscht werden? Wird die Debatte weiter verweigert, kostet das weiterhin Frauen in diesen Milieus ihr Leben oder ihre Freiheit. Wir machen uns also mitschuldig, indem wir uns dem Thema verweigern, es verharmlosen oder kulturrelativistisch argumentieren.
http://freeminds.blogsport.eu/2013/02/06/extern-wir-machen-uns-zum-komplizen-der-tater-von-ahmad-mansour-faz/
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Der Integrierte hat das Wort!
von Thomas Baader
Mit dieser Einstellung erfüllt man schon fast die Grundvoraussetzungen, um eine Stelle als Redakteur beim MIGAZIN oder als wissenschaftlicher Assistent bei Naika Foroutan zu bekommen...
Gefunden im Daweta-Forum (Link mittlerweile deaktiviert):
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Lesehinweis
The teachers were sacked last year by the West Croydon school, which issued a warning to all female teachers - Muslim and non-Muslim - to wear a hijab head scarf or face the sack.
One of the teachers has taken a case of unfair dismissal to the civil court while the other's claim is being heard by Fair Work Australia.
School principal Kadir Emniyet yesterday defended the school's policy, which he said he had discussed with all 42 teachers. He said "90 per cent of them are happy to adhere to the policy".
The policy insists non-Muslim women to wear a head scarf, not a traditional hijab, and was installed in 1998 but dropped in 2010 by the former principal and board. It was reinstated at the start of this year with a verbal only order to staff.
http://www.theaustralian.com.au/news/teachers-at-islamic-college-of-south-australias-west-croydon-campus-ordered-to-wear-hijab-or-face-sack/story-e6frg6n6-1226575723406
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Morddrohungen und Proteste nach dem Urteil gegen Fendi Özmen
Pressemitteilung
Am gestrigen Freitag sind offene und detailliert beschriebene Morddrohungen gegen den Oberstaatsanwalt aus Detmold und einen Journalisten des Westfalen-Blatts im Internet aufgetaucht. Die Drohungen wurden auf YouTube, in einem Kurzfilm, und in einem einschlägig bekannten Hochzeitsportal veröffentlicht. Mittlerweile wurde das Video und der Eintrag im Forum gesperrt. Die Ermittlungsbehörden wurden eingeschaltet, jedoch ist der Urheber der Morddrohungen noch nicht bekannt. Allerdings bezeichnet sich der Autor selbst als Jeside.
Bereits bei der Urteilsverkündung gegen die 5 Özmen-Geschwister vergangenen Jahres, ist auch unsere 1. Vorsitzende, Serap Cileli, ins Visier aggressiver Manöver seitens diverser Mitglieder der Familie Özmen und einiger weiterer Jesiden geraten.
Diese offenen Bedrohungen sind nicht nur ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, sondern auch eine Attacke auf das deutsche Rechtssystem, vertreten durch den Oberstaatsanwalt.
Für Peri e. V. ist das ein eindeutiges Zeichen, dass an dieser Stelle die Zivilgesellschaft gefragt ist: Wenn tatsächlich im Anschluss an die Urteilsverkündung gegen Fendi Özmen Jesiden eine Solidaritätsdemonstration für den Verurteilten durchführen wollten (und es in letzter Minute von den Anwälten der Familie ausgeredet bekamen); wenn im Internet dazu aufgefordert wird, auf allen jesidischen Hochzeiten in naher Zukunft Unterschriftenlisten auszulegen, auf denen die Freilassung Fendi Özmens verlangt wird; wenn nur äußerst wenige Jesiden am Trauermarsch für Arzu Özmen teilnahmen (und die wenigen jungen Jesiden, die es taten, dabei angaben, gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Eltern zu handeln) – dann muss klar sein, dass die Zeit des Wegsehens endgültig vorbei ist. Es bedarf einer gezielten, von allen politischen und gesellschaftlichen Kräften getragene Kampagne, die in Schulen und Familien zum Zwecke der Demokratisierung, Erziehung zur Gleichberechtigung und Bekämpfung archaischer Wertevorstellungen hineinwirken muss.
Wir nehmen hierbei auch Bezug zu der dreisten Verunglimpfung des im Falle Fendi Özmen ergangenen Richterspruchs, den der Kommunikationstrainer Ferhat Akman in einem Interview in völliger Verkennung der Realität ein “politisches Urteil” nennt und hierbei auch noch angibt, die Meinung “vieler” wiederzugeben. Leider nicht zum ersten Mal zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass patriarchal sozialisierte Personen in einer perfiden Form der Täter-Opfer-Umkehr kaum oder gar kein Mitgefühl für die ermordete Arzu Özmen aufbringen. Stattdessen werden die Täter als zu unrecht Verfolgte oder, wie in einem Internetforum wiederholt dargelegt, gar als “Helden” angesehen. Diese, ohne jedes Unrechtsbewusstsein zur Schau getragene Tätermentalität in Verbindung mit der immer wieder zum Vorschein kommenden Gewaltbereitschaft, besorgt uns als Menschenrechtsverein in höchstem Maße.
Auch die yezidische Journalistin Düzen Tekkal sieht in Fendi Özmen kein Monster, sondern ein Opfer des Systems. Der Druck der Gemeinschaft habe ihn erst soweit getrieben.
Das Ausmaß der grundgesetz- und menschenrechtswidrigen Äußerungen und Handlungen macht uns, wie wir freimütig eingestehen müssen, fassungslos. Die Relativierung eines kaltblütigen Mordes, der u.a. von einem jesidischen Geistlichen als “Unfall” bezeichnet wird, zeigt den Grad der geistigen und moralischen Verrohung. Sollte diese Ansicht aber in der jesidischen Geistlichkeit keine Mehrheitsmeinung darstellen, dann fragen wir uns, warum entsprechende Distanzierungen und Richtigstellungen ausgeblieben sind. Abermals ist an dieser Stelle die jesidische Gemeinschaft gefragt, von der bislang positive Impulse jeder Art völlig ausgeblieben sind.
Peri e.V. kritisiert die jüngst erschienenen Morddrohungen, sowie das Schweigen auf jesidischer Seite aufs Schärfste. Doch nicht nur diese Morddrohungen, sondern auch die im Internet und anderswo öffentlich zum Ausdruck gebrachten Verunglimpfungen der verstorbenen Arzu Özmen, sowie die öffentliche Billigung des Mordes, müssen strafrechtliche Konsequenzen haben.
Peri e.V. wird durch eine Dokumentation von Äußerungen und Ereignissen seinen Beitrag zur Aufklärung der Öffentlichkeit weiterhin leisten. Mit den von den Morddrohungen Betroffenen erklären wir uns solidarisch und rufen die Zivilgesellschaft dazu auf, sich von gewissenlosen Tätern nicht einschüchtern zu lassen.
Kontakt für weitere Informationen:
Pressestelle peri e.V.
Bachgasse 44
D-69469 Weinheim
E-Mail: kontakt(at)peri-ev.de
Internet: www.peri-ev.de
http://www.peri-ev.de/news-presse/fall-arzu-özmen/morddrohungen/
Siehe auch:
Das WESTFALEN-BLATT dokumentiert den Sachverhalt, um zu zeigen, dass sich die Redaktion in ihrer Arbeit nicht bedrohen lässt. Zugleich sollen die Drohungen nicht totgeschwiegen werden, weil sie einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit darstellen, von dem die Leser erfahren sollen.
»Wir sind dabei, den Urheber zu ermitteln«, sagte Polizeisprecher Martin Schultz aus Bielefeld. Auch weitere Polizeidienststellen sind eingeschaltet und haben Schutzmaßnahmen eingeleitet.
http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2013-02-09-fall-oezmen-morddrohung-nach-urteil/613/
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Ehrenmörder sind schwache Menschen
von Thomas Baader
Es ist ein natürlicher Instinkt aller Eltern, das Leben ihres Kindes um jeden Preis zu schützen. Eltern, deren Kind an Krebs erkrankt, wünschen sich, sie könnten diese Krankheit anstelle ihres Kindes auf sich nehmen (und meinen das auch ernst); Eltern auf einem untergehenden Schiff würden lieber ihre Kinder in die letzten verbliebenen Plätze im letzten Rettungsboot setzen als sich selbst zu retten; Eltern würden mit ihrem eigenen Körper Geschosse abschirmen, die das Kind treffen könnten. Das mögen theatralisch gewählte Beispiele sein, die im Alltagsleben eher selten auftreten, aber sie beschreiben dennoch die Einstellung der meisten Eltern recht gut.
Eltern überall auf der Welt, in allen Völkern, Religionen und Kulturen, würden diese Dinge für ihre Kinder tun. Es ist, wie bereits gesagt, ein natürlicher Instinkt. Wie widernatürlich muss aber dann eine Gesellschaftsordnung, muss ein Wertesystem sein, wenn es es schafft, diese elterliche Einstellung in ihr Gegenteil zu verkehren, wenn es Eltern hervorbringt, die ihre oberste Pflicht nicht mehr im Schutz ihrer Kinder, sondern im Gegenteil in der Tötung ihrer Kinder bei angeblichem "Fehlverhalten" sehen?
Diese Eltern gehören zu den charackterschwächsten, zu den willenschwächsten Menschen unserer Zeit. Denn wichtiger als ein Menschenleben - nein, nicht irgendein Menschenleben, sondern dass ihres Kindes - ist ihnen der Ruf ihrer Familie. "Die Leute auf der Straße haben mich nicht mehr angesehen"; "Alle haben über uns gelästert"; "Sie haben mir gesagt, ich muss die Sache in Ordnung bringen" - so erklären verurteilte Ehrenmörder oft ihr Verhalten. Haben diese Menschen denn keinen eigenen Willen? Keine Würde? Keine innere Stärke, die ihnen sagt "Zur Hölle mit euch Heuchlern - das ist mein Kind, verdammt"? Wie schwach muss ein Mensch sein, damit er sein eigenes Kind umbringt - nur wegen des Geredes anderer Leute?
Der Ehrenmörder ist also alles andere als ein starker Mensch, sondern ein Mensch, der sich in einem Netz aus sozialen und psychischen Abhängigkeiten befindet. Die Gemeinschaft ist alles, der einzelne nichts. Deshalb kann die Gemeinschaft auch mit aller Brutalität gegen den einzelnen vorgehen, und sei es auch ein Familienmitglied. Das macht die dem Ehrenmord zugrundeliegende Mentalität hochgradig faschistoid. Adolf Eichmann hatte man bei seinem Prozess in Israel mit seiner früheren Aussage konfrontiert, er würde seinen eigenen Vater töten, wenn man ihm sagte, dass dieser ein Verräter sei. Vor Gericht bekannte sich Eichmann zu dieser Aussage. Es ist dasselbe Prinzip.
Aber nicht nur der Ehrenmörder, sondern auch sein Sympathisant ist ein Mensch solcher Prägung. Alle, die sich jetzt gerade lautstark auf die Seite der Täter schlagen und das Opfer verunglimpfen, wären im Ernstfall zu feige, sich schützend vor ihre eigenen Kinder zu stellen. Der Mut der anderen, die im Gegensatz zu ihnen dazu bereit sind, ärgert sie, weil durch sie die eigene moralische Minderwertigkeit offensichtlich wird. Im Falle radikaler Jesiden wird die Gemeinschaft durch die jahrhundertelange Verfolgungserfahrung religiös überhöht und im gleichen Maße die westliche Gesellschaft als sündhaft abgewertet. "Okay ich versteh das die was gegen Deutschen Freund hatten", "Und wie kann man seine Familie für ein deutschen aufgeben?", "Und ich kann verstehen wie die Eltern gelitten haben, die eigene Tochter will lieber mit einem Deutschen leben" - das sind Dinge, die Jesiden in einem einschlägig bekannten Forum schreiben. Die Welt der deutschen Aufnahmegesellschaft wird verzerrend dargestellt als eine Welt der Scheidungen, Prostitution, Kinderschändung und Drogen. Bei diesem Gegensatz handelt es sich jedoch um eine Illusion: Man bedenke etwa, dass die angeblich heile Welt der Jesiden bei den erfassten Zwangsheiraten überrepräsentiert ist (um einen Faktor, der höher als 100 liegen dürfte). Bei nahezu allen sittenstrengen Gesellschaften sind die Sünden und Verbrechen lediglich versteckt und keineswegs, wie von den Betroffenen angenommen, nicht vorhanden. Nahöstliche Länder sind Spitzenreiter bei Zugriffen auf Kinderporno-Websites, die übergroße Mehrheit der Frauen in Ägypten wurde Opfer sexueller Übergriffe, türkische und kurdische Frauen in Deutschland haben signifikant höhere Erfahrungen mit häuslicher Gewalt als Frauen anderer Bevölkerungsgruppen. Die gute heile jesidische oder islamische Welt, sie ist nur eine Illusion, der als Popanz die vermeintlich zügellose westliche Welt gegenüber gestellt wird. Bei den Jesiden hat sich in einigen Fällen das religiöse Verbot, eine Beziehung mit einem Andersgläubigen einzugehen, zu einer Art heimlichen Rassenschandeparagraphen weiterentwickelt: Das Fremde soll von der Familie ferngehalten werden, weil es angeblich die Gemeinschaft zerstört. Der linientreue Kultursoldat achtet im Dienste der Gemeinschaft darüber, dass sie rein bleibt. Diese Gemeinschaft lebt von der Existenz charakterschwacher Menschen, wie sie oben beschrieben wurden. Charakerstarke Menschen werden stets aus diesen Strukturen ausbrechen, und der zum Wandel und Umdenken unfähigen Gemeinschaft bleibt dann nur noch die Gewalt.
Durch diese Gewalt wird sie sich aber nicht erhalten können, sondern diese Gewalt wird, wenn sie nicht aufgegeben wird, letztlich der Weg in den Untergang sein. In einer modernen Gesellschaft können die Ehrenmörder und ihre Sympathisanten auf Dauer nicht bestehen.
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Ein Held und Gentleman
von Thomas Baader
Im jesidischen Forum Daweta besprechen junge Menschen kurdischer Herkunft gerade, wie man das Gedenken an Arzu Özmen wach hält und Ehrenmorde in Zukunft vermeidet.
Stopp, falsche Realität. Vergessen Sie den obigen Satz, das war nur mein Wunschdenken. In Wahrheit macht man im Forum Daweta nämlich gerade das hier:
"Leute ich kann das nicht wahrhaben. Die haben doch tatsächlich den Vater von Arzu verurteilt. Er ist UNSCHULDIG!!!!!!!!! Wieso kapieren das die Deutschen nicht?
Aus diesem Grund werden wir am Samstag auf 6 Verschiedenen Hochzeiten Unterschriften sammelen um dagegen zu protestieren. Arzus Vater soll sofort freigelassen werden, da er mit diesem Fall nichts zu tun hat. Er hat nichts mit dem Fall zu tun.
Wir bitten Daweta.de um Unterstützung dieser Aktion damit ihr Vater wieder ein freier Mann sein kann, denn er ist für mich ein tapferer Held.
Bitte macht alle mit bei der Unterschriften Aktion. Diesen Samstag auf jeder Hochzeit"
Link: http://www.daweta.eu/modules.php?name=eBoard&file=viewthread&tid=1416
Man kann das schon nicht mehr "Maske fallen lassen" nennen. Die ist nämlich schon lange gefallen. Eine jesidische Demo für den verurteilten Vater von Arzu Özmen konnten die auf Schadensbegrenzung bedachten Anwälte der Familie übrigens gerade noch so verhindern.
Also, wenn Sie zufällig Jeside sind und am nächsten Samstag auf einer Hochzeit sind, denken Sie daran: Fendi Özmen ist unschuldig und außerdem ein tapferer Held. Wir wissen zwar gerade nicht, worin seine "Heldentat" bestanden haben soll, wenn er doch sowieso unschuldig ist, aber egal. Vielleicht gibt es gewisse Milieus, in denen man dadurch zum Held wird, dass man seine Tochter mit einem Stock verprügelt.
In anderen Milieus machen Helden etwas edlere Dinge - wie etwa ein Kind aus einem brennenden Haus retten. Aber manche Leute sind wohl nicht ganz so anspruchsvoll. Bei denen reicht es schon, die Tochter grün und blau zu schlagen.
Liebe Jesiden, zur Zeit verunglimpft euch niemand mehr als gewisse Leute aus euren eigenen Reihen. Mein Ratschlag: Lasst nicht zu, dass sie dieses Bild von euch in der Öffentlichkeit prägen.
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Die Rede, die ein jesidischer Geistlicher jetzt halten müsste
Am 4. Februar 2013 wurde der Vater der ermordeten Arzu Özmen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Aus unserer Mitte ist ein junges Mädchen gerissen worden, das seine Zukunft erst noch vor sich gehabt hätte. Wir erteilen allen bösartigen Stimmen eine Absage, die dem Mädchen selbst eine Schuld an ihrem sinnlosen und elenden Tod zuschieben wollen. Am 4. Februar wurde Klarheit geschaffen - dieser Tag sollte in die Geschichte eingehen, besonders in die Geschicht der Jesiden in Deutschland, als ein Tag der Befreiung.
Dieses Land hat uns aufgenommen, als wir verfolgt wurden und Hilfe brauchten. Es ist an uns, den Menschen in Deutschland zu zeigen, dass dies keine falsche Entscheidung war. Natürlich gibt es immer auch Konflikte. Nicht jeder, der hier lebt, ist uns wohlgesonnen. Natürlich gibt es auch Fremdenfeindlichkeit und Hass. Aber wir sind nicht nur Opfer. Wir treffen auch auf Menschen, die uns Gutes tun, und auch in unseren eigenen Reihen gibt es leider einige, die das Fremde hassen. Doch nicht nur das. Leider gibt es in vielen Familien immer noch das Brautgeld, es gibt noch immer ein Verbot, Beziehungen zu Nicht-Jesiden einzugehen, es gibt Drohungen und Schläge, es gibt Ehrenmorde.
Und es gibt einige unter uns, die sagen, wir Jesiden können auf solche Dinge nicht verzichten. Es gibt einige unter uns, die allen Ernstes behaupten, diese Dinge wären ein unverzichtbarer Teil unserer Kultur, ja geradezu das, was unsere Kultur ausmacht. Wenn das wirklich wahr wäre, dann wäre unsere Kultur die armseligste auf dieser Erde. Glaubt denn wirklich jemand, dass wir den guten Namen des Jesidentums auf die Unterdrückung von Menschen und archaiische Gewalt aufbauen können? Glaubt denn wirklich jemand, dass eine Gemeinschaft nur dann weiterbestehen kann, wenn wir sie mit brutalen Methoden zum Zusammenhalt zwingen? Glaubt denn wirklich jemand, wir könnten in Deutschland so leben, als wären wir in einem entlegenen Bergdorf im Nahen Osten?
Unsere Kinder gehen hier zur Schule, einige haben Freunde, die manchmal ein freieres Leben führen als sie selbst. Unsere Kinder lesen in der Schule "Romeo und Julia" und stehen mit Herz und Seele auf der Seite der beiden Liebenden, deren Verbindung von ihren Eltern nicht gewollt wird. Unsere Kinder lesen vielleicht auch "Effi Briest", die Geschichte einer jungen Frau, deren Leben, einschließlich der Verbindung mit einem von ihnen ausgesuchten Ehemann, völlig von den Eltern vorbestimmt wird und in einem Fiasko endet. Unsere Kinder lesen in Goethes "Faust" vielleicht auch von Gretchens Bruder Valentin, einem selbstgerechten und fehlgeleiteten jungen Mann, der mit Gewalt über die Tugend seiner Schwester wachen will, wohl weil in ihm selbst nichts Tugendhaftes und Gutes steckt. Kurz, unsere Kinder werden werden konfrontiert mit der großen Literatur vergangener Zeiten und merken, wie rückwärtsgewandte Strukturen in all ihrer menschenverachtenden Hässlichkeit offengelegt und immer wieder auch bekämpft, manchmal sogar überwunden werden. Unsere Kinder lernen im Politikunterricht, dass sie Rechte haben, die ihnen niemand nehmen kann. Die freie Wahl des Parnters ist ein Menschenrecht.
All dies lässt sich nicht aufhalten und das ist gut so. Keine Religion sollte Unterdrückung und Gewalt gutheißen. Auch die unsere tut es nicht. Wer im Fall Arzu Özmen zum Mörder geworden ist oder aber den Mördern zujubelt, ist keiner von uns. Der 4. Februar 2013 ist eine Ohrfeige für all jene, die glaubten, den Lauf der Zeit dadurch aufhalten zu können, indem man zum Verbrecher wird. Wir leben hier und heute in Deutschland mitten unter Menschen, denen wir zurufen müssen: Eure Söhne und Töchter sind gut genug für uns, und unsere Söhne und Töchter sind gut genug für euch. Dann zeigen wir der Welt, dass unser Glaube ein Glaube der Liebe ist.
Wir sind nicht länger Verfolgte, also lasst uns aufhören, uns so zu benehmen. In den letzten Jahren wird das Jesidentum in der deutschen Öffentlichkeit nur mit Gewalt und Mord in Verbindung gebracht. Das ist nicht die Schuld der anderen: Es ist unsere Schuld, solange die Mörder unter uns sind und solange wir, die wir keine Mörder sind, dagegen nicht aufbegehren. Und daher frage ich jeden von euch: Wo wart ihr, als Arzu, unsere Schwester, hingeschlachtet wurde wie Vieh? Wo wart ihr, als Menschen bedroht wurden, die sich für das Gedenken an Arzu eingesetzt haben? Wo wart ihr, als es darum ging, dass es nie wieder einen neuen Fall Arzu geben darf? Wenn ihr guten Gewissens sagen könnt, ja, ich habe etwas dagegen getan, so habt ihr unserer Gemeinschaft einen unschätzbaren Dienst erwiesen.
Ich weiß, dass all diese Wahrheiten für manchen zu bitter schmecken mögen und dass er sich daher dieser Medizin verweigern wird. Krank bleiben kann aber keine Lösung sein. Und die anderen unter uns, die niemals von dieser heimtückischen Krankheit des Ehrenwahns angesteckt gewesen sind: Seid ein Vorbild! Zeigt, dass euch eure Kinder wichtig sind als das Gerede dummer und engstirniger Menschen in eurem Umfeld. Seid stark und aufrichtig! Es sind eure Kinder und sie verdienen die besten Eltern, die sie haben können. Seid diese Eltern!
Wir leben im Jahr 2013 in Deutschland und wir sind Jesiden. Das ist die Wirklichkeit. Wir wollen diese Wirklichkeit annehmen!
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Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum dritten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 1. Februar 2013
Pressemitteilung
Bevor in die Berichterstattung zum 3. Prozesstag eingestiegen wird, folgt ein Nachtrag zum 1. Prozesstag.
Am ersten Verhandlungstag wurden u.a. zwei Zeugen gehört, die kurze Zeit mit Elvis Özmen in Haft saßen. Bei dem ersten Zeugen K. handelte es sich um einen entfernten Verwandten, der gegenüber der Polizei umfangreiche Aussagen gemacht hatte und Details berichten konnte, die von den Medien zu keinem Zeitpunkt veröffentlicht worden sind. Wie bereits im ersten Prozess gegen die Geschwister Arzus, konnte sich der Zeuge nunmehr auch im aktuellen Prozess gegen den Vater an nichts mehr erinnern bzw. meinte, er habe sich alles nur ausgedacht.
Diese Strategie hatte ihm nach dem ersten Verfahren ein Ermittlungsverfahren wegen Falschaussage bzw. falscher Verdächtigung eingebracht. Beide waren aber inzwischen eingestellt worden, weil dieser Zeuge wegen anderer Delikte eine höhere Strafe zu erwarten hat.
Gleichwohl hatte der Richter nachgefragt, wie [...]
Weiter lesen hier:
Pressemitteilung: http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=521513
Siehe auch:
Sechseinhalb Jahre Haft für Vater von Arzu Ö.
Fendi Ö.s erwachsene Kinder ermordeten ihre 18 Jahre alte Schwester Arzu "im Namen der Ehre". Nun wurde der Vater in Detmold wegen Beihilfe verurteilt. Er hätte auf seine Kinder einwirken können.
http://www.welt.de/vermischtes/article113364086/Sechseinhalb-Jahre-Haft-fuer-Vater-von-Arzu-Oe.html
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Im Zweifel dagegen: Die Krise der Brillenträger
Eine Kolumne von Jakobine Nierenstein
Meine letzte Tinte zittert bereits vor Kühnheit im Tintenfass. Ich schreibe trotzdem.
Es geht um die Krise der Brillenträger. Genauer müsste man eigentlich sagen: der Brillenträger fortgeschrittenen Alters mit spärlichem Haarwuchs. Brüderle ist nämlich so einer.
Ganz Deutschland diskutiert über Brüderle. Ich auch. Nur ich ein bisschen anders, denn ich habe Zusammenhänge erkannt, die bislang keiner erkannt hat. Keiner der anderen Journalisten schreibt nämlich, dass es hier in Wahrheit um die Brille geht (und nicht um den FDP-Opa, der sie trägt). Das mache nur ich. Endlich!
Ich bin definitiv gegen Brillen, sie erlauben das intensive Fixieren des Gegenübers, so wie im Fall Brüderle geschehen. Die Wucht kommt aus dem Symbolischen durch die Brille. Im neuen Tarantino-Film trägte jemand, glaube ich, auch so eine Brille. Und wenn Fielmann anruft, beugt sich Berlin. Wie gut, dass ich das für uns alle als Deutscher ausgesprochen habe.
Im vergangenen Jahr wurden in Amerika zum ersten Mal mehr Babys ohne Brille geboren als welche mit Brille. Somit endet die Dominanz der Augenoptiker. Weiß eigentlich jemand, ob der Brüderle Kontakte zur jüdischen Brillen-Lobby in den USA hat? Die Chinesen sind da ohnehin weiter als wir, sie halten nichts von unserer Brillenkultur, sondern schätzen die Harmonie (und Folterkultur).
Bei uns ist der Brillenträger bedroht von der Demografie und dem Feminismus. Ganz anders ist es bei dem Muslimen, die tragen keine Brillen und müssen sich auch nicht vor den Emanzen fürchten. Auf Islam.de wurde nämlich (unter Aufsicht des Chefs vom Dienst Aiman Mazyek) festgelegt, dass man vor Gericht in bestimmten Fällen (aber wirklich nur in bestimmten Fällen) Aussagen von Männern braucht - und wenn doch von Frauen, dann zählen sie nur halb. Durch diese Regelung braucht man als Muslim keine Angst zu haben, dass die Feministinnen irgendwann frech werden und vor Gericht ihre Rechte einklagen. Deshalb gibt es bei den Muslimen die ganze Frauenfeindlichkeit wie bei uns auch nicht. In der "Ersten internationalen Studie zur Wertewelt der Deutschen, Deutsch-Türken und Türken" war ja festgestellt worden, dass 7% der Deutschen es ablehnen, dass Frauen vor der Ehe Sex haben, aber 56% der Türken in Deutschland. Sehen Sie? Wenn man den Frauen zeigt, wo ihr Platz ist, dann muss man gar nicht erst sexistisch werden, weil sich alle Probleme bereits von alleine lösen. Die Muslime machen es uns vor.
Überhaupt bin ich auch der Meinung: Wenn man als Reicher ein Antikapitalist und als Mann ein Feminist sein kann, dann man ja wohl auch als Nicht-Antisemit mal schlecht über Juden schreiben. Das war es schon, was ich schreiben wollte. Noch einmal: Es ist mein Verdienst, dass ich das für uns alle ausgesprochen habe.
Nachtrag:
Habe eben im "Freitag" gelesen, dass Netanjahu keine Brille trägt - aber dafür der Günni G.! Mann, habe ich mich da eben weiß geärgert! Muss meine Theorien neu überdenken...
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Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum zweiten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 30. Januar 2013
Pressemitteilung
Als erster wurde der Polizist vernommen, der seinerzeit Arzus Anzeige aufgenommen hatte. Nach Arzus Angaben sei sie wegen der von Alex geschickten Rosen vom Vater heftig geohrfeigt worden und vom Bruder Osman mit einem Stock von der Stärke eines Nudelholzes verprügelt worden. Sämtliche Familienmitglieder hätten dabei im Wohnzimmer gesessen und zugesehen, offenbar getreu dem Motto: Wenn du eine schlägst, erziehst du viele.
Arzu ging von Tötungsabsichten ihrer Eltern aus
Man habe Arzu mit erheblichem Übel gedroht, so dass sie nicht wagte, das Haus zu verlassen. Es sei offenbar von Lebensbedrohungen auszugehen gewesen. Laut Protokoll hatte Arzu gesagt: „Ich denke, dass sie (die Eltern) mich sogar umbringen werden.“ Wäre Arzu gegangen, wäre man sofort hinter ihr her gewesen. Der Zeuge hatte den Eindruck, dass Arzu viel mehr erlitten hatte, als sie angab, weil sie immer noch in einem gewissen Loyalitätskonflikt gestanden habe; sie habe bei der Schilderung ihres Martyriums eher untertrieben, um [...]
Weiterlesen hier:
http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?aktion=jour_pm&r=521112
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Gerichtsbeobachtungen von peri e.V. zum ersten Prozesstag gegen Fendi Özmen / 28. Januar 2013
Preseemitteilung
Am 28.1.13 begann der Prozess gegen den Vater von Arzu Özmen, Fendi Özmen. Im Vergleich zum Prozess gegen die fünf Özmen-Geschwister hielt sich das Publikumsinteresse in Grenzen, dafür waren Medien und Presse stark vertreten.
Die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft
Fendi Özmen bekam einen Dolmetscher für die kurdische Sprache zur Seite gestellt. Die Anklage umfasst zwei Punkte: zum einen Körperverletzung, Nötigung und Freiheitsberaubung zulasten von Arzu, zum anderen die Anstiftung, ggfs. auch Beihilfe zur Entführung und Tötung von Arzu.
Die Anklage beschreibt die Taten wie folgt: Arzu wurde wiederholt geschlagen, sowohl vom Vater als auch von Osman, damit sie ihr Handy und die Zugangsdaten zu ihrem Internet-Account herausgab. Weiterhin wurde sie im Haus festgehalten und gezwungen ihre Arbeitsstelle bei der Bäckerei aufzugeben. Nachdem Arzu die Flucht gelungen war und sie die Anzeige gegen Vater und Bruder bei der Polizei erstattet hatte, habe der Vater beschlossen, da alle anderen Maßnahmen nicht geholfen hatten, Arzu zu töten, um seinen Ehrverlust wettzumachen. Am 31.10.11 habe er diesen Beschluss verkündet.
Über seinen Verteidiger gab der Angeklagte eine Erklärung zum 1. Anklagepunkt, der Körperverletzung, ab: Im Sommer 2011 sei der Verdacht entstanden, dass Arzu eine Beziehung zu einem Nicht-Jesiden unterhielt. Er, der Vater, habe dieses Verhalten nicht verstanden, denn eine solche Beziehung widerspräche den Wertvorstellungen der Familie. Er sei aufgebracht gewesen, weil Arzu ihm nicht gehorchen wollte. Er habe Arzu geschlagen, weil diese respektlos aufgetreten sei. Deshalb habe er Arzu auch wiederholt mit einem Stock geschlagen.
Der Angeklagte erklärte, er wisse, dass sein Verhalten nicht richtig war, und es täte ihm leid. Mit der Tötung von Arzu habe er jedoch nichts zu tun. Arzu sei [...]
Weiter lesen hier:
http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=520857
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Wie sich das MIGAZIN um eine Antisemitismusdebatte herumdrückt
Keine kritischen Fragen nach der "Islamischen Zeitung" erlaubt
von Thomas Baader
Schützt das MIGAZIN seine Gastautoren im Kommentarbereich vor allzu kritischen Fragen, und zwar besonders dann, wenn sie deren publizistische Tätigkeit in dubiosen Print- und Internetmedien betreffen? Es sieht ganz so. Unbequeme Kommentare werden nicht freigeschaltet. Wie der Autor Tahir Chaudhry zur antisemitischen Vergangenheit der "Islamischen Zeitung" steht, will man uns wohl vorenthalten.
Der Gang der Ereignisse der Reihe nach: Auf der MIGAZIN-Website erscheint ein Bericht von Tahir Chaudhry über eine Lesung von Necla Kelek. Er mag Kelek nicht besonders und gibt schon gleich als Eingangsstatement bekannt, dass er ihre Bücher für "nichts als Zeugnisse hochpauschaler Beschreibungen und scheinbarer Empirie" hält. Nach einer etwas langen Vorrede erfahren wir die Höhe des Eintrittspreises und werden Zeuge der Wiedergabe eines nur mäßig interessanten Wortwechsels zwischen Chaudhry und Kelek.
Das eigentliche Interessante steht jedoch im Kommentarbereich: Ein Leser namens "soli" wundert sich über Chaudhrys Statement, wonach "niemand mit Migrationshintergrund unter den Teinehmern" gewesen sei. "Soli" möchte wissen, woher Chaudhry das weiß. Keine Antwort.
Da ich es aber auch wirklich gerne wissen möchte, schreibe ich folgenden Eintrag in den Kommentarbereich:
"Herr Chaudry, Sie haben sich aber um die Frage eines anderen Kommentatoren herumgedrückt: Wie machen Sie das eigentlich, dass Sie mit einem Blick einem Menschen ansehen können, ob er einen Migrationshintergrund hat oder nicht? Ich kenne beispielsweise sehr viele Türken, die sich phänotypisch in keiner Weise von einem Mitteleuropäer unterscheiden. Ein freundlicher türkischstämmiger älterer Herr in meiner Nachbarschaft würde problemlos als mein Opa durchgehen. Und ich wage mal zu behaupten, dass sich Polen oder Tschechen auch nicht von der alteingesessenen Bevölkerung optisch abheben. Also, verraten Sie uns doch Ihr Geheimnis: Wie machen Sie das?"
Chaudhry räumt ein, dass es Menschen mit Migrationshintergrund gibt, denen man es nicht ansieht, bleibt ansonsten aber etwas diffus und kommt schließlich zu der Aussage: "Die meisten der Anwesenden hatten nie persönlich Kontakte zu Muslimen." Das wiederum reizt mich zu folgendem Eintrag: "Und woher wissen Sie das (ich staune gerade immer mehr)?" Chaudhry antwortet, dass er selbst in dieser Stadt lebe und wisse, dass es da wenig Migranten gebe, folglich gebe es so gut wie keine Berührungspunkte.
Ich schreibe daraufhin folgenden Eintrag, der jedoch vom MIGAZIN nicht freigeschaltet wird:
"Lassen Sie mich zusammenfassen:
- Sie können Migranten mit einem Blick also an ihrem Äußeren erkennen. Auf meine Frage, wie Sie das machen, antworten sie mysteriös 'Sie wissen schon, was ich meine'. Tut mir leid, ich weiß es nicht, und bin so verblüfft wie zuvor.
- Weiterhin behaupten Sie, die Anwesenden würden keine Muslime kennen. Woher Sie das wissen? In dieser Stadt gibt es wenig Migranten. Das erste aus dem zweiten zu schlussfolgern, halte ich wiederum für sehr gewagt. Schließlich leben Sie auch in dieser Stadt, und irgendjemand kennt Sie auch, nicht wahr?
Sehr dubios das Ganze.
Aber lassen Sie mich Ihnen eine andere Frage stellen. Ihrem Blog entnehme ich, dass Sie auch bei der Islamischen Zeitung und Turkish Press veröffentlichen.
Der Gründer und Herausgeber der Islamischen Zeitung, Abu Bakr Rieger, äußerte Anfang der 90er auf einer Veranstaltung öffentlich sein Bedauern darüber, dass die Deutschen die Juden nicht vollständig vernichtet hätten (lesen Sie es nach bei Wikipedia und SPON).
Auf Turkish Press wird regelmäßig der Völkermord an den Armeniern geleugnet und sich auch in anderer Hinsicht äußerst nationalistisch gebärdet. Ein Artikel bezeichnete auch Necla Kelek, Seyran Ates, Güner Balci und Cidgem Toprak in sexistischer Sprache als "Euterclique".
Finden Sie es angesichts dieser Tatsachen tatsächlich unproblematisch, in den genannten Medien zu veröffentlichen?"
Die kritischen Frage wird, wie bereits erwähnt, zensiert. Am nächsten Tag versuche ich es noch einmal, wieder mit demselben Ergebnis. Keine Freischaltung.
Wie muss man das jetzt interpretieren? Hält man beim MIGAZIN die antisemitischen Äußerungen von Abu Bakr Rieger sowie die Völkermordleugnung und sexistische Hetze bei Turkish Press für unproblematisch? Darf man als Leser einem Autor nicht mehr auf den Zahn fühlen, wie er zu seiner publizistischen Tätigkeit in den genannten Medien steht? Ist das alles nur ein dummer Zufall oder sollte es etwa in der MIGAZIN-Redaktion Sympathien für Äußerungen dieser Art geben? Vor allem hinsichtlich der letzten Frage könnten die Verantwortlichen sehr leicht selbst zu Aufklärung beitragen. Bislang tun Sie es nicht und behindern jene, die gerne mehr erfahren würden. Bleiben sie dabei, so denkt sich vermutlich jeder selbst seinen Teil.
Link zum Artikel:
http://www.migazin.de/2013/01/24/eine-lesung-von-necla-kelek/
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Als Max Frisch den Neger dösen sah
- Historische Korrektheit ist wichtiger als politische Korrektheit -
von Thomas Baader
"Neger mit einem Mädchen, sie liegen an der Isar; der Neger döst gelassen vor sich hin, pflanzenhaft, während die kleine Blonde sich über ihn beugt, trunken, als wären vier Wände um sie."
Das hat 1946 Max Frisch geschrieben, als er sich im kriegszerstörten München aufhielt und seine Eindrücke sammelte. Ja, der Max Frisch, der das Stück "Andorra" verfasst hat, das Anderssein und Vorurteile zum Thema hat. In Frischs Beschreibung von München ist übrigens auch noch von einem "Krüppel" die Rede - auch das würde heute von selbsternannten PC-Sheriffs wohl beanstandet werden.
Neu ist die Debatte um die politisch korrekte Bereinigung von Literatur eigentlich nicht. Vom Bannstrahl der Sprachinquisitoren waren bereits schon ganz andere Autoren getroffen worden. Im Jahr 1983 erschien hierzu eine nette kleine Geschichte von Nat Hentoff mit dem Titel "The Day They Came to Arrest the Book". Darin soll es an einer amerikanischen High School Mark Twains "Huckleberry Finn" an den Kragen gehen - was keineswegs rein fiktiv ist. Anstoß erregt hier ein Wort, das noch sehr viel negativer konnotiert ist als "Neger" und ebenfalls zur Bezeichnung von Schwarzen verwendet wird (auf einer englischsprachigen Literaturseite entschuldigt sich übrigens ein Rezensent bezeichnenderweise dafür, dass er gleich das Wort "blacks", als "Schwarze", verwenden wird, das sei nun einmal in den 80ern so üblich gewesen und komme in dem Buch auch vor). Der korrektheitsbesessene Schulleiter Michael Moore - er heißt tatsächlich so - treibt seine Zensur sogar so weit, dass er Seiten aus der Bibel herausreißt.
Solche Michaels Moores melden sich nun auch in der Debatte um die Werke Astrid Lindgrens, Otfried Preußlers und Michael Endes zu Wort. Das Grundproblem dabei ist, dass zu viele ihre Stimme erheben, die zu wenig von Literatur und von der Geschichtlichkeit von Wörtern und Begriffen verstehen. Diesen Mangel an Kompetenz machen sie allerdings mit einem ausgeprägten Kontrollwahn wieder wett. Früher kamen die nach Anstößigem suchenden Schnüffler noch aus dem konservativ-reaktionären Lager, heute stehen sie zwar ganz weit links, sind aber deshalb um keinen Deut weniger besessene Eiferer - ständig betonend, dass es in Deutschland gar keine Political Correctness gäbe, und gleichzeitig schrill ihre Einhaltung einfordernd. Das hat auch Christine Nöstlinger ("Wir pfeifen auf den Gurkenkönig") erkannt:
"Das Fahnden nach politisch Unkorrektem ist sichtlich ein neuer Trend. In den vergangenen Jahrzehnten ging es um: zu viel Erotik, zu viel Aufmüpfigkeit, zu wenig gesittete Ausdrucksweise, zu wenig heile Welt und zu negativ beschriebene Lehrer und Mamas. Jetzt weht der Protestwind halt aus einer anderen Richtung. Aber ob nun Wind von rechts oder links, ganz gleichgültig, das geschieht, weil Kinderbücher nicht als richtige Literatur gelten, sondern als so etwas Ähnliches wie Erziehungspillen, eingewickelt in buntes G’schichterlpapier."
(http://www.zeit.de/2013/05/Kinderbuecher-Sprache-Political-Correctness-Christine-Noestlinger)
Aber dieser Tage schafft die politische Korrektheit es tatsächlich, sich selbst zu karikieren. Nöstlinger sieht sich einem Antisemitismusvorwurf ausgesetzt (ihr Gurkenkönig ist angeblich eine jüdische Gurke voller böser Stereotype) und die Türkische Gemeinde in Österreich geht gegen die Lego-Version des Palastes von Jabba the Hutt auf die Barrikaden (ja, das ist diese sprechende Teigrolle aus den Star Wars-Filmen), weil dieser klischeehaft den orientalischen Terroristen und Sklavenhalter schlechthin verkörpere. Man sieht: Die Satiriker werden dieser Tage arbeitslos, denn die Wirklichkeit können sie einfach nicht mehr überbieten.
Solange uns der Amoklauf der Political Correctness noch zum Lachen animiert, erfüllt er zumindest einen Zweck. Aber die Verunsicherung ist groß. Das folgende Beispiel ist nicht erfunden: Es kommt durchaus vor, dass Schüler (auch in der Oberstufe) in einer Klausur für einen Schwarzen die Bezeichnung "maximalpigmentierter Mensch" wählen - nicht etwa, um den Lehrer zu veralbern oder zu provozieren, sondern weil sie wirklich davon ausgehen, dass es sich dabei um den korrekten, "offiziellen" Begriff handelt. Offenbar traut man der Politicial Corectness etwas derartiges tatsächlich zu und ist durch die allgemeine Begriffsverwirrung nicht mehr in der Lage, satirische Übertreibung als solche wahrzunehmen.
In der ZEIT hat Ulrich Greiner mit Sachverstand und Humor die intellektuelle Dürftigkeit der Gegenseite überzeugend dargelegt. Die Passage, in der er sich mit dem umstrittenen Antisemitismusforscher Wolfgang Benz auseinandersetzt, verdient es, an dieser Stelle zitiert zu werden:
"Der Antisemitismus- und Rassismusforscher Wolfgang Benz hat vor einiger Zeit entdeckt, Astrid Lindgrens Buch sei »mit Ressentiments befrachtet« und von »Kolonialrassismus« gezeichnet. Beweis dessen: Pippi behaupte, alle Menschen im Kongo lögen.
Ja, sie sagt das, und es kommt so: Pippi geht eines Tages auf der Straße rückwärts. Von den Nachbarskindern Thomas und Annika darauf angesprochen, antwortet sie: »Leben wir etwa nicht in einem freien Land? Darf man nicht gehen, wie man möchte?« In Ägypten zum Beispiel, wo sie schon einmal gewesen sei, gingen alle Menschen so, und in Hinterindien liefen sie auf den Händen. »›Jetzt lügst du‹, sagte Thomas. Pippi überlegte einen Augenblick. ›Ja, du hast recht, ich lüge‹, sagte sie traurig. ›Lügen ist hässlich‹, sagte Annika. ›Ja, Lügen ist sehr hässlich‹, sagte Pippi noch trauriger. ›Aber ich vergesse es hin und wieder, weißt du. Und übrigens‹, fuhr sie fort, und sie strahlte über ihr ganzes sommersprossiges Gesicht, ›will ich euch sagen, dass es im Kongo keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen Tag. Sie fangen früh um sieben an und hören nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist.‹«"
(http://www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprache-Politisch-Korrekt/seite-1)
Wolfgang Benz ist nun eigentlich dafür bekannt, dass ihm so einiges entgeht. So ist dem Antisemitismusexperten bei einem Interview, das er der islamistischen Website "Muslim Markt" gegeben hat, beispielsweise nicht aufgefallen, dass dort Gedichte veröffentlicht werden, die das angebliche Streben der Juden nach Weltherrschaft zum Thema haben. Im Falle des Mörders von Toulouse, der vier Juden erschossen hat (darunter ein kleines Mädchen, das mit direkt aufgesetztem Kopfschuss hingerichtet wurde), kann Benz keine "neue Dimension des Antisemitismus" erkennen. Dafür erkennt er aber die kolonialrassistische Mentalität einer Pippi Langstrumpf sofort, wenn er sie sieht. Nur mit dem logischen Denken haperts dann ein wenig: Wenn ein Mädchen, dass sich selbst als Lügnerin bezeichnet, davon spricht, dass alle Menschen im Kongo Lügner wären, kann man getrost davon ausgehen, dass es sich dabei um eine Lüge handelt. Nicht bekannt ist bislang, ob Benz eine Studienreise nach Hinterindien plant, um zu überprüfen, ob die Menschen dort auch wirklich auf den Händen laufen.
Kurz, Ulrich Greiner entlarvt den PC-Kasperleverein als das, was er ist. Natürlich wird er dadurch selbst zur Zielscheibe. Mit reichlich Schaum vor dem Mund wirft Marius Münstermann Greiner "weißes Dominanzdenken" vor (http://www.eufrika.org/wordpress/2013/01/rassismus_in_kinderbuchern/) und Anneke Gerloff, die etwa auch das Thema "Deutschenfeindlichkeit" für erfunden hält (da fagt man sich allerdings, warum dann Sozialarbeiter, die an Schulen Projekte durchführen, dieses Phänomen im Zusammenhang mit Fremdenfeindlichkeit behandeln), reduziert Greiner in geradezu demagogischer Weise auf die Rolle des "weißen deutschen Feuilletonisten". Ein Blogger namens "momorulez" schließlich beklagt die "weiße" Perspektive (http://buehnenwatch.com/).
Warum eigentlich eine "weiße Perspektive"? Was hat dieser Ulrich Greiner eigentlich getan, um auf seine Hautfarbe reduziert zu werden (von der übrigens zum gegenwärtigen Zeitpunkt lediglich angenommen wird, dass sie hell ist - kaum einer der Kritiker dürfte Herrn Greiner schon einmal gesehen haben)? Warum billigt man ihm nicht eine "liberale Perspektive" zu? Oder eine, die kritisch gegenüber jeder Form der Sprachsteuerung ist? Vielleicht eine "linguistische Perspektive"? In jedem Fall könnte der Mann doch auch ganz einfach eine Perspekive eingenommen haben, die von Inhalten geprägt ist und nicht von seiner Hautfarbe. Warum also diese Unterstellungen?
Die Kritiker bewegen sich dabei auf sicherem ideologischen Boden. Der Irrsinn der "Whiteness Studies" hat längst schon Deutschland erreicht. Statt Rassentheorien zu überwinden, führt man sie in politisch korrekter Verkleidung fort. Dabei wird die Wertigkeitsskala der Nazis nahezu eins zu eins übernommen und als unveränderliche Diskriminierungsskala missbraucht: Ganz oben der weiße, nordische Typ, der alle anderen diskriminiert. Unten alle, die von den Nazis gehasst wurden, und das sind bekanntlich nicht wenige. Und wer nun äußert, dass er Wörte wie "Neger" nicht aus der Literatur verbannen möchte, der tut es natürlich, weil er weiß ist, und nicht etwa, weil er nachgedacht hat. So die Argumentation der einfältigen Sprachpolizisten. Mal ein Retourkutsche: Ist ihre Position denn eigentlich so viel weniger "weiß" - ein weißer, eurozentrischer Paternalismus, der davon ausgeht, der gedemütigte Schwarze benötige unbedingt zu seinem Schutze einen tapferen hellhäutigen Helfer? Man sieht, es würde auch so herum funktionieren.
Der politisch korrekte Rassenwahn scheitert letztlich, wie jede dieser kruden Theorien, an seinen eigenen inneren Widersprüchen. Statt dem Rassismus einen grundsoliden Humanismus entgegenzusetzen, d. h. das Menschsein zu thematisieren, wird nun das Weißsein als Inkarnation des Bösen thematisiert. Man muss deshalb noch lange nicht zu Vokabeln wie "antiweißer Rassismus" greifen - dafür sind die Ressentiments zu wenig konkret. Aber eine Weltsicht, die die "Weißen" als jene sieht, die zur Verantwortung gezogen werden müssen, die "anderen" hingegen als unmündige Kinder, die ihre eigenen Vorurteile niemals zu reflektieren brauchen, erfüllt die Kritieren eines "Rassismus der Antirassisten", wie Pascal Bruckner ihn umschrieben hat: Der "weiße" Antirassist behandelt andere "Weiße" wie Erwachsene, aber seine Mündel, die "Nicht-Weißen" bleiben von ihm, ihrem Fürsprecher, stets abhängig - ein Rassismus, der sich seiner selbst nicht bewusst ist. In Deutschland muss erst noch verstanden werden, dass militante Minderheitenschützer nicht das Gegenteil von Minderheitenhassern darstellen, sondern vielmehr einen Teil des Problems. Wer sind denn diese "Weißen", die ständig privilegiert werden, überhaupt? Sandra Maischberger sieht südländischer aus als Kenan Kolat. Ab wie wenig Pigmentierung ist man weiß? Aziz Bozkurt wiederum, der der "AG Integration und Vielfalt" der Berliner SPD vorsteht, bringt sich gerne gegen den Berliner Bezirksbürgermeister mit Formulierungen wie "der weiße privilegierte Buschkowsky" in Stellung. Man sieht: Man kann auch mal politisch korrekt die Sau rauslassen. Endlich!
Erinnert sei auch daran, dass die politische Korrekheit aus "Juden" bereits "jüdische Mitbürger" machen wollte. Aus den "Praktisch Bildbaren" (schon dieser Begriff verdient ein lautes "Autsch!") werden mittlerweile auch schon "seelenpflegebedürftige Menschen" (Doppel-"Autsch!"). Es ist nicht zu leugnen: Die PC-Bewegung ist ein Meister der Verschlimmbesserung. Erst müssen sich die geistig Behinderten sagen lassen, dass sie nur zu praktischen Dingen taugen, jetzt bedarf ihre Seele unserer Pflege. Und alles, weil man höflich sein will.
Ist es eigentlich überhaupt Höflichkeit? Vor einigen Jahren hat Asfa-Wossen Asserate, Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers, ein Buch über Höflichkeit und gute Umgangsformen geschrieben (Titel: "Manieren"). Als er sein Buch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorstellte, definierte er Höflichkeit interessanterweise als das Gegenteil von Political Correctness. Und sollte jetzt jemand von der Gegenseite den Vorwurf erheben, ich bediente mich mit Herrn Asserate eines "Alibi-Negers", dann weiß ich wenigstens von da an ganz genau, wo die Rassisten sitzen - vielen Dank.
Aber was spricht eigentlich dagegen, Menschen so zu nennen, wie sie es gerne möchten? Nichts. Dummerweise sind aber nicht alle Menschen, die wir in eine Schublade packen, hinsichtlich dieser Bezeichnungen einer Ansicht. Es sei an die Differenzen zwischen dem Zentralrat der Sinti und Roma und der Sinti-Allianz bezüglich des Wortes "Zigeuner" erinnert. Während die letztgenannte Organisation den Gebrauch befürwortet, wittert der Zentralrat Rassismus. Pikanterweise hat der derzeitige Zentralratsvorsitzende vor Einführung des Begriffs "Sinti und Roma" in einer anderen Funktion die Bezeichnung "Zigeuner" selbst in öffentlichen Stellnungnahmen verwendet. Sind also bestimmte Begriffe grundsätzlich problematisch (und wir haben es bloß lange nicht erkannt) oder wurde bei einem an sich unproblematischen Begriff das Problem erst künstlich (und erfolgreich) herbeigeredet? Eine allgemeine Antwort kann es hier nicht geben, die Entscheidung wird im Einzelfall getroffen werden müssen. Aber deutlich wird: Die Dinge sind fast niemals so schwarz und weiß, wie es die Political Corectness gerne hätte. Entsprechend sieht Umberto Eco in der PC den Versuch der sprachlichen Kaschierung eines Problems, das man nicht zu lösen imstande ist.
In der Literatur ist es durchaus ein Vorteil, wenn uns im "Huckleberry Finn" der "Nigger" begegnet, in der "Kleinen Hexe" der "Neger" und in "Pippi Langstrumpf" der "Negerkönig". Otfried Preußlers Verlag ist zwar anderer Ansicht - man müsse Bücher "dem sprachlichen und politischen Wandel anpassen. Nur so bleiben sie zeitlos, diese Begriffe sind nicht mehr zeitgemäß, entsprechen nicht mehr dem heutigen Menschenbild." Ja, müssen die Bücher von damals denn eigentlich überhaupt dem heutigen Menschenbild entsprechen? Fremd ist nicht nur die andere Kultur, sondern auch die andere Zeit. Und die Begegnung mit der Fremdheit kann bekanntlich etwas sehr Wertvolles sein. Wenn man in einem literarischen Werk, das in einer anderen Zeit erschienen ist, die aus heutiger Sicht problematischen Begriffe tilgt, dann bringt man den Leser um diese Erfahrung der Fremdheit. Fremdenfeindlich, wenn man so will, ist also die Zensur. Zudem ist sich auch noch grob verfälschend. Sollen die Weißen in "Huckleberry Finn" denn Jim nicht mehr als "Nigger", sondern als "unseren afrokamerikanischen Freund" bezeichnen? Das haben sie nun mal damals nicht getan und wer hier korrigierend eingreift, zeichnet von dieser Slavenhaltergesellschaft ein freundlicheres Bild, als es historisch korrekt wäre. Historische Korrektheit verdient zweifellos den Vorrang vor politischer Korrektheit. Die letztere hat was mit Empörung und Selbstinszenierung zu tun, die erstgenannte mit Wissen.
Es geht bei der Beibehaltung der ursprünglichen Begrifflichkeiten also auch immer um Wissensvermittlung. Und genau das Wissen ist es, das so vielen PC-Besessenen fehlt. Paul Maar, der Schöpfer des Sams, sagt etwa im Deutschlandradio: "Wenn ein Inuit sich als Eskimo in einem Buch wiederfindet, findet er das auch nicht gut, weil Eskimo ja ein absolutes Schimpfwort ist, das die Indianer für die Eskimos oder für die Inuit genauer gesagt erfunden haben." (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1971455/)
Unfreiwillig komisch ist dieser Satz deshalb, weil Maar bei seiner Argumentation gegen das politisch inkorrekte Wort "Eskimo" freimütig auf das politisch inkorrekte Wort "Indianer" zurückgreift. Und hätte Maar mal vorher mal kurz bei Wikipedia reingeschaut, hätte er erfahren, dass das Wort Inuit "nicht im Wortschatz aller um den Nordpol lebenden Volksgruppen enthalten" ist und dass daher "Inuit" auch "kein Ersatz für den Terminus Eskimo" sein kann. "Inuit" ist nur in Grönland und Kanada gebräuchlich, nicht aber in Alaska und auf den Aleuten. Aber auch im kanadischen Territorium Nunavut existiert eine "West Baffin Eskimo Cooperative". Dass das Wort "Eskimo" "Rohfleischfresser" bedeute, ist nach neuesten linguistischen Forschungen übrigens vermutlich ein Mythos. Aber dieser Mythos war nachweislich die Ursache dafür, dass in den 70ern in Kanada der Begriff "Eskimo" tabuisiert und von den Betroffenen als beleidigend empfunden wurde. Sich beleidigt zu fühlen ist vorranging eine emotionale Angelegenheit und kann, wie man sehen kann, auf Falschinformationen beruhen. Hätte man schon damals herausgefunden, dass die "Rohfleischfresser"-These falsch ist, wer weiß, vielleicht wäre "Eskimo" niemals zum Unwort geworden (siehe hierzu auch: http://alt-usage-english.org/excerpts/fxeskimo.html). Aber PC-Fanatiker gehen auf Argumente dieser Art nicht ein, sie beharren auch dann auf ihren Irrtümern, wenn dieses längst erwiesen sind. Argumentativ sind sie äußerst schwach aufgestellt, dafür haben sie aber umso mehr Wut im Bauch.
Laut einer Emnid-Umfrage sprechen sich 50% der Deutschen dafür aus, "Neger" und "Zigeuner" aus Kinderbüchern zu entfernen, 48% wollen diese Wörter beibehalten. Die Zahlen verändern sich jedoch mit steigender Bildung: 85 Prozent der Volksschüler ohne Lehre befürworten die Zensur, aber nur 37 Prozent der Befragten mit Hochschulreife. Durch diese Umfrage erfährt die hier vertretene Position empirische Bestätigung: Je gebildeter ein Mensch ist, desto mehr versteht er von den eigentlichen Sachverhalten und desto weniger geht er den Sprachpolizisten auf den Leim. Es sollte auch niemanden verwundern, dass sich bereits der Deutsche Lehrerverband und der Deutsche Philologenverband für die Beibehaltung der historischen Textfassung ausgesprochen haben.
Es wird nicht die letzte PC-Debatte gewesen sein, die Deutschland führt. Dabei hatte Dieter E. Zimmer bereits in den 90er Jahren im Zuge scharfsinniger Analsyen alles gesagt, was nötig ist. Seine Texte sind im Internet zu finden und auch heute noch von ungebrochener Aktualität. Die Google-Suche und anschließende Lektüre lohnt sich also. Manchmal tut es allerdings auch eine Folge der Simpsons: In einem Halloween Special kommt es zu einer dramatischen Begegnung mit Untoten. Lisa brüllt voller Angst: "Zombies!" Bart spricht daraufhin tadelnd: "Ich glaube, sie haben es lieber, wenn man sie vermindert Lebensfähige nennt."
Und bei Max Frisch döst der amerikanische GI mit seiner deutschen Freundin noch immer friedlich an der Isar, ungestört vom PC-Wahn anderer Zeiten, "als wären vier Wände um sie".
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Peri e. V. begrüßt den Beginn des Prozesses gegen den Vater der ermordeten Arzu Özmen
Pressemitteilung
Die achtzehnjährige Arzu Özmen war am 1. November 2011 aufgrund ihrer Beziehung zu einem Nicht-Jesiden von ihrer eigenen Familie ermordet worden. Nachdem der Bundesgerichtshof Anfang dieses Jahres die Revisionsanträge von Osman und Kirer Özmen zurückgewiesen hat, sind alle Urteile gegen die Geschwister Arzus rechtskräftig. Dennoch scheinen nicht alle Hintergründe aufgeklärt worden zu sein: Arzus Vater Fendi Özmen muss sich ab dem 28. Januar 2013 vor dem Landgericht in Detmold verantworten.
Peri - Verein für Menschenrechte und Integration e. V. begrüßt diese jüngste Entwicklung und hofft, dass dadurch die Rolle des Vaters einwandfrei geklärt wird, zumal als erwiesen gilt, dass Arzu Özmen unter häuslicher Gewalt litt. Gleichzeitig befremdet es uns, dass das Gericht sich unter Verweis auf den kulturellen Hintergrund der Familie nicht näher mit der Rolle von Arzus Mutter beschäftigen wird - sie habe nicht die Stellung in der Familie gehabt, um die anderen Familienmitglieder von ihrer Tat abhalten zu könne. Zu Recht hat die Staatsanwaltschaft gegen diese Entscheidung Beschwerde eingelegt. Peri e. V. hält die ständigen Verweise auf angebliche "kulturelle Hintergründe" vor deutschen Gerichten für eine dringend zu korrigierende Fehlentwicklung und spricht sich dafür aus, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Kultur ernst zunehmen und kulturrelativistische Positionierungen zu vermeiden. Dazu gehört eben auch, nach der Verantwortung eines Menschen für sein Handeln oder Nicht-Handeln zu fragen statt sich den Anschein eines völkerkundlichen Seminars zu geben. Nach unserer Erfahrung können Frauen in patriarchalischen Familien durchaus in die eine oder andere Richtung bestärkend wirken und haben manchmal ein besonderes Augenmerk auf die Wahrung der "Familienehre". Und sollte dies in einem bestimmten Fall nicht zutreffen, so darf von einer Mutter dennoch erwartet werden, dass sie unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund in der Pflicht steht, ihr Kind zu schützen, und sich nicht der unterlassenen Hilfeleistung schuldig macht.
Zudem sei daran erinnert, dass das Gericht Arzus Schwester Sirin einen aktiven Part als eigentliche Drahtzieherin zuschreibt - woraus man ersehen kann, dass Frauen in der Familie Özmen durchaus Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten haben. Dies für die Schwester der Ermordeten festzustellen, für die Mutter aber von vorneherein zu verwerfen, erscheint uns als Widerspruch. In patriarchalischen Systemen treten Frauen keineswegs nur als Opfer in Erscheinungen, sondern auch als Komplizinnen. Im vorliegenden Fall müsste zumindest die Frage entsprechend gestellt werden, anstatt sie gar nicht erst zuzulassen.
Peri e. V. wird auch diesen Prozess kritisch begleiten und dokumentieren. Die rückwärtsgewandten Traditionen, die in der Familie Özmen offenkundig mächtig sind und das Leben eines Menschen gefordert haben, werfen konsequenterweise die Frage nach der Rolle der Eltern als mögliche Träger und Vermittler dieser Traditionen auf. Auf die Frage erhoffen wir uns in den kommenden Wochen eine Antwort.
http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?aktion=jour_pm&r=520502
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Lesehinweis (keine Satire!)
Kurz, das Model ähnelt Sakralbauten, egal ob Kirche, Moschee, Synagoge oder Tempel. Der Terrorist Jabba der Hutte liebt es, Wasserpfeife zu rauchen und seine Opfer töten zu lassen. Es ist offensichtlich, dass für die Figur des hässlichen Bösewichts Jabba und die ganze Szenerie rassistische Vorurteile und gemeine Unterstellungen gegenüber den Orientalen und Asiaten als hinterlistige und kriminelle Persönlichkeiten (Sklavenhalter, Anführer von Verbrecherorganisationen, Terroristen, Verbrecher, Mörder, Menschenopferung) bedient wurden. Erschreckend ist auch die rot-schwarze Teufels-Fratze auf der Schachtel rechts oben, die zumindest ein augenfälliges Signal ist, dass das Spiel nicht unter dem Christbaum am Weihnachtsabend liegen sollte. Die Türkische Kulturgemeinde Österreich behält sich juristische Schritte vor und überlegt, in Deutschland nach dStGB § 300 Volksverhetzung, in Österreich nach StGB § 283 Verhetzung und in der Türkei Klage bei der jeweiligen Staatsanwaltschaft in Form einer Sachverhaltsdarstellung gegen LEGO einzureichen. [...] Die Raketen, Kanonen, Waffen wie Laserpistole, Gewehre und Samuraischwerter (dienen als Füße des B'omarr-Mönchs) und Falltüren in der LEGO-Burganlage sind pädagogisch bedenklich. Die Kombination aus Tempelbau und Bunkeranlage, aus der geschossen wird, kann für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren sicher nicht geeignet sein, vor allem in Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen in Europa.
http://www.turkischegemeinde.at/index.php?id=312
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Die Mitte ist schlecht, weil sie nicht so ist wie wir
Kritische Betrachtung der Studie "Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012" der Friedrich-Ebert-Stiftung
von Thomas Baader
TEIL 3
3. Ungeeignete Fragestellungen, um Rechtsextremismus unter Migranten angemessen untersuchen zu können
Es ist offensichtlich, dass es nicht die Absicht der Verfasser ist, rechtsextreme Einstellungen unter Migranten zu untersuchen. Das Augenmerk gilt dem einheimischen, nicht dem importierten Rechtsextremismus. Auf Seite 108 heißt es wörtlich: "Es ist plausibel zu vermuten, dass die Zustimmung zu rechtsextremem Gedankengut unter Migrantinnen und Migranten deutlich geringer ausfällt als in der Vergleichsgruppe. Der von uns genutzte Rechtsextremismus-Fragebogen ist auf Deutschland eingestellt, das heißt die Items sind im Hinblick auf den nationalen Kontext formuliert."
Hierzu lässt sich festhalten:
- Plausibel ist natürlich lediglich, dass es unter Migrantinnen und Migranten weniger Zustimmung zum Rechtsextremismus altdeutscher Prägung gibt (so wie es bei Menschen ohne Migrationshintergrund weniger Zustimmung geben dürfte zu rechtsextremen Inhalten der "Grauen Wölfe", als es bei Türkischstämmigen der Fall ist). Nicht plausibel ist es zu vermuten, dass Migrantinnen und Migranten rechtsextremem Gedankengut im Allgemeinen weniger zustimmen würden.
- Der Hinweis, dass der Fragebogen "auf Deutschland eingestellt" sei und entsprechende Items verwendet würden, dient zwar durchaus der Transparenz, offenbart aber zugleich in Überdeutlichkeit das Defizitäre der Studie. Anders ausgedrückt: Die Verfasser machen aus ihrer beabsichtigten Einseitigkeit keinen Hehl.
Zu Recht stellt Hartmut Krauss daher bezüglich der "Mitte"-Studie fest:
"Die Erfassung der Quantität und Essenz rechtsextremistischer Einstellungen konzentriert sich bislang fast ausschließlich auf die einheimische deutsche Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Mit dieser einseitigen Ausrichtung wird die traditionelle Rechtsextremismusforschung der veränderten Realität einer multiethnischen Zuwanderungsgesellschaft aber nicht mehr gerecht, denn sie vermittelt mit dieser Fokussierung mittlerweile ein verzerrtes Bild der wirklichen Problemlage. [...] Die auf Deutsche ohne Migrationshintergrund zugeschnittenen Fragebatterien sind nicht in der Lage, den realen Inhalt und das wirkliche Ausmaß rechtsextremistischer Einstellungen von Migranten im Allgemeinen und muslimischen Migranten im Besonderen zu erfassen. Hierzu wäre es zum Beispiel notwendig, Fragebatterien zu entwickeln, die (a) eine übersteigert-nationalistische Identifikation mit der Herkunftsnation bzw. ethnischen Herkunftsgruppe ausweisen könnten, (b) das subjektive Einstellungsverhältnis zu Verbrechen der eigenen Herkunftsgruppe eruierten (Türkischstämmige im Hinblick auf die Verbrechen an den Armeniern oder im Hinblick auf das Verhältnis zu den Kurden) und (c) religiös-weltanschauliche Überlegenheits- und Herrschaftsansprüche gegenüber 'Fremdgruppen' ermittelten."
(http://www.gam-online.de/text-Rechtsextremismusforschung.html)
Die Verfasser der Studie haben also allen Ernstes auf "Bio-Deutsche" zugeschnittene Items wie "Eigentlich sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen" und "Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert" Menschen mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund vorgelegt und dies mit der banalen Aussage kommentiert, dass die Zustimmung der Migrantinnen und Migranten zu diesen Aussagen erwartungsgemäß geringer ausfiel. Der wissenschaftliche Wert dieser Erkenntnis tendiert gegen null. Die fatale Konsequenz aus dieser Haltung ist, dass jene, die unter dem importierten Rechtsextremismus zu leiden haben, mit dem Problem alleine gelassen werden. Zu ihnen gehören etwa die Aleviten in Deutschland. Treffend sagte Ali Ertan Toprak, der zweite Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde, in einem Welt-Online-Interview im Jahr 2011: "Auf dem rechten Auge ist Rot-Grün in NRW wie anderswo oft blind – wenn es um Migranten geht." (http://www.welt.de/politik/deutschland/article13242127/SPD-und-Gruene-machen-Radikale-salonfaehig.html)
Zwar bezeichnen die Verfasser die Tatsache es als "bemerkenswert", dass ihre Studie auch zu dem Ergebnis kommt, dass mehr Migrantinnen und Migranten ohne deutsche Staatsbürgerschaft zur Verharmlosung des Nationalsozialismus neigen, als es Deutsche ohne Migrationshintergrund tun (S. 109); das Kapitel "Handlungsfelder" nimmt jedoch keinen Bezug auf diesen Befund, sodass keine Konsequenzen aus dieser "bemerkenswerten" Erkenntnis gezogen werden. Dass den Verfassern überdies der Bedeutungsunterschied der Wörter "anscheinend" und "scheinbar" nicht geläufig ist, fällt angesichts dieses Umstandes kaum ins Gewicht (S. 108: "Von diesen Parteien [Linke und Piratenpartei] fühlen sich Migrantinnen und Migranten scheinbar etwas eher vertreten als andere.")
Fazit
Die Studie zeigt, wie detailliert dargelegt wurde, eine deutliche ideologische Färbung, die naturgemäß wissenschaftlicher Erkenntnis abträglich ist. Die drei Hauptmängel der Studie lassen sich, so darf vermutet werden, auf dieselbe Ursache zurückführen:
- Der Studie gelingt keine brauchbare und tragfähige Differenzierung zwischen "Islamfeindschaft" und Islamkritik, weil man eine solche eindeutige Differenzierung nicht will.
- Die Studie erfasst linksextremistische Einstellungen nicht angemessen, weil man diese nicht erfassen will.
- Die Studie erfasst rechtsextremistische Einstellungen unter Migrantinnen und Migranten nicht angemessen, weil man diese nicht erfassen will.
Das Weltbild der Verfasser lässt bestimmte Erkenntnisse von vorneherein nicht zu. Die "Mitte"-Studie und das Milieu, das sie hervorgebracht hat, müsste zunächst zu kritischer Selbstreflexion in der Lage sein, um dieses Defizit zu überwinden. Die Ausführungen der Verfasser geben allerdings keinerlei Anlass zu der Hoffnung, dass eine solche konstruktive Einstellung dort vorherrschend ist. In diesem Zusammenhang sei auf die aktuelle Debatte um Jakob Augstein verwiesen, die denselben Geist atmet: Wer das Phänomen des linken Antisemitismus nicht zur Kenntnis nehmen will (so, wie die Verfasser etwa nicht das Phänomen des Linksextremismus zur Kenntnis nehmen wollen), der kann Äußerungen eines "Linken" auch dann nicht als antisemitisch einordnen, wenn dieselben Äußerungen, getätigt von einem Konservativen, klar und eindeutig als antisemitisch gewertet würden.
Erschreckend ist zudem der Umgang der Medien mit der Studie. Obwohl kaum ein Journalist sie vollständig gelesen haben dürfte, wird sie völlig unkritisch im Sinne einer verlässlichen Quelle zitiert. Die vorliegende Analyse hat daher den Versuch unternommen, Aufklärung zu leisten.
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Mein Leserbrief an die Frankfurter Rundschau
von Thomas Baader
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich verfolge in den letzten Wochen Ihre Berichterstattung zum Antisemitismusvorwurf gegen Jakob Augstein und muss gestehen, dass ich von Ihrer Vorgehensweise einigermaßen entsetzt bin.
Bevor ich auf Ihre Artikel eingehe, zunächst ein paar notwendige Richtigstellungen: Das Simon Wiesenthal Center hat keineswegs, wie vielfach in der Presse behauptet, seine Vorwürfe gegen Herrn Augstein relativiert und ist auch nicht "zurückgerudert". Von Anfang an stand auf der Website des SWC, dass es sich bei dem Ranking um eine Liste antisemitischer und antiisraelischer Schmähungen handelt. Darauf hat das SWC hingewiesen - nichts weiter. Dieser Hinweis wäre im Übrigen erst gar nicht nötig gewesen, wenn deutsche Journalisten weniger nachlässig recherchieren würden. Es ist schon ein wenig seltsam, dass dieser korrigierende Hinweis seitens des SWC, der wie gesagt aus der Fahrlässigkeit deutscher Presseorgange resultiert, nun als Schwäche des SWC interpretiert wird und nicht etwa, wie es richtigerweise sein sollte, als Schwäche der verantwortlichen Journalisten in Deutschland.
Ob nun jemand, der (richtigerweise!) als Urheber einer antisemitischen/antiisraelischen Verunglimpfung eingestuft wird, auch als "Antisemit" bezeichnet werden darf, überlasse ich Ihnen. Ich habe dazu eine eigene Meinung.
"Wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen", schreibt Jakob Augstein. Und außerdem dass die Rückendeckung der USA, die Israel genieße, sich der (angeblichen) Tatsache verdanke, dass jeder US-Präsident sich "vor den Wahlen immer noch die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen sichern" müsse. Im Klartext muss das wohl heißen: Die israelische Regierung und "jüdische Lobbygruppen" kontrollieren weite Teile der amerikanischen und deutschen Politik. Anders können diese Sätze von Herrn Augstein nicht gelesen werden. Und hier wollen Sie keine Verschwörungstheorie erkennen, die sich alter antisemitischer Klischees bedient? Wirklich nicht?
Große Teile der Presse haben auch sich völlig unsinnigerweise mit der Frage beschäftigt, ob Kritik an Israel erlaubt sein müsse und ob Israelkritik denn wirklich immer den Antisemitismusvorwurf verdiene. Nun handelt es sich dabei aber um eine glasklare Phantomdebatte, denn weder Henryk Broder noch irgendjemand anderes, der sich an dieser Debatte beteiligte, hat jemals behauptet, dass Kritik an Israel verboten und zwangsläufig antisemitisch wäre. In diesem Sinne kann auch Herr Augstein Israel so viel kritisieren, wie er will, problematisch wird es erst in dem Moment, wo er dies unter Zuhilfenahme antisemitischer Topoi tut.
Nachdem nun diese grundlegenden Dinge geklärt sind, möchte ich wie angekündigt auf Ihre Berichterstattung bzw. Ihre Kommentare Bezug nehmen. Ich überspringe hierbei den Text von Herrn Bommarius, der über die Vorzüge des Rechtsstaates philosophiert und sie darin sieht, dasss Herr Broder noch frei rumlaufen dürfe. Statt dessen möchte ich mich auf den Text von Jonas Nonnenmann vom 9. Januar 2013 konzentrieren. Herr Nonnenmann schreibt wörtlich:
"Mag sein, dass wir deutschen Journalisten uns besonders gerne mit Israel beschäftigen. Ob wir wollen oder nicht, haben viele von uns durch die Verbrechen unserer Eltern und Großeltern nun einmal eine besonders enge Beziehung zu Israel. Gerade weil wir das Land schätzen, finden wir es schlimm, wie eine demokratische Regierung Menschenrechte missachtet. Falls Augstein deshalb grollt, ist daran nichts auszusetzen. Ähnlich ist es mit den USA: Wenn dort gefoltert wird, sorgt das auch hier für Empörung; wenn aber dasselbe in Nordkorea passiert, löst der Vorfall höchstens ein Schulterzucken aus - von einer Diktatur erwarten wir ja nichts anderes. Von den Freunden in Israel hingegen schon."
Ich will es nicht verhehlen: So ähnlich habe ich auch mal gedacht. Meine Entschuldigung ist allerdings, dass ich damals noch ein Teenager gewesen bin und mich äußerst oberflächlich und undifferenziert mit dem Nahostkonflikt beschäftigt hatte. Auch ich war der Ansicht, dass ich höhere Ansprüche stelle an westliche Demokratien als an irgendwelche Dikatoren und tyrannischen Regime. Heute würde ich fragen: warum eigentlich? Gibt es für diese Sichtweise irgendeine einleuchtende Begründung? Würden Sie mit einem Kind, dass andere Kinder drangsaliert, schlägt und sonstwie quält, als Erwachsener besonders nachsichtig verfahren, während Sie mit einem Kind, dass die Grundregeln zivilisierten Zusammenlebens bereits verinnerlicht hat und keine kriminelle Laufbahn einschlägt, bei jedem Fehler ganz besonders hart ins Gericht gehen? Würde Ihnen das zweite Kind dann nicht völlig zu Recht Doppelmoral vorwerfen? Übrigens: Es gibt eine Definition von Antisemitismus, die man in diesem Fall nicht vergessen sollte - als ein Erkennungszeichen gilt, wenn man an den Staat Israel andere moralische Standards anlegt als an andere Länder.
Genau das aber tut Herr Nonnenmann laut eigener Aussage.
Mit freundlichen Grüßen
T. Baader
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Lesehinweis
hpd: Nun hat aber auch im Rechtsausschuss die Mehrheit der Sachverständigen für das Beschneidungsgesetz votiert. Ist dieses Votum gar nichts wert?
Holm Putzke: Genau – keinen Pfifferling! Überlegen Sie doch mal: Bei allen Eingeladenen war völlig klar, wie sie votieren würden, weil sich die meisten vorher schon irgendwo geäußert hatten. So standen von vornherein viele Beschneidungsbefürworter wenigen Kritikern gegenüber. Völlig überraschend war am nächsten Tag in den Zeitungen zu lesen, dass eine große Mehrheit der Sachverständigen das Gesetz gutheißt. Wer keine Ahnung hat, den beeindruckt so ein scheinbar klares Votum natürlich. Bei genauerem Hinsehen haben die gezielt ausgewählten Sachverständigen genau das produziert, was die Politik bei ihnen bestellt hat: einen Persilschein. So funktioniert Politik: Man lade sich die Applaudierer und Ja-Sager ein, die man braucht, und schon bekommt man das Ergebnis, das man haben möchte.
Warum wurden neben oder anstelle der jüdischen Beschneiderin Antje Yael Deusel und des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, nicht Andreas Gotzmann, Professor für Judaistik an der Universität Erfurt, geladen oder Michael Wolffsohn, Historiker und emeritierter Professor? Warum wurde der gerade zum Bundesgerichtshof berufene Hennig Radtke gehört und nicht der langjährige BGH-Richter Thomas Fischer, Autor des bekanntesten StGB-Kommentars? Was qualifiziert Hans Kristof Graf, Chefarzt im Jüdischen Krankenhaus Berlin, gegenüber Boris Zernikow, Leiter des Deutschen Kinderschmerzzentrums, oder gegenüber Matthias Franz, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie? Oder was hat der Ehrenvorsitzende des Deutschen Familiengerichtstages, Siegfried Willutzki, für besondere Kompetenzen etwa im Vergleich zu einer Vertreterin oder einem Vertreter der Deutschen Kinderhilfe? Wieso wurde Aiman A. Mazyek eingeladen, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, aber kein einziger von denen, die ihre Beschneidung beklagen und unter ihrem Zustand leiden? Und mit welchem Recht erhält der Kirchenrechtler Hans Michael Heinig den Vorrang etwa gegenüber Winfried Hassemer, dem ehemaligen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts?
http://hpd.de/node/14709?page=0,1
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Jakob Augstein und der linke Antisemitismus
von Thomas Baader
Die ganze öffentliche Debatte um die umstrittenen Aussagen des Journalisten Jakob Augstein lässt sich in einem Satz auf den Punkt bringen: Die meisten seiner Verteidiger haben seine Texte nicht gelesen und halten linken Antisemitismus von vorneherein für ein Ding der Unmöglichkeit.
Man darf annehmen, dass Augstein derzeit in seiner Rolle voll und ganz aufgeht - und die Selbstinszenierung als Opfer gehört selbstverständlich dazu: "Augstein, du bist und bleibst eine antisemitische Dreckschleuder. PS: immer schön aufpassen, wenn du über die Straße gehst." Diese über Facebook erhaltene Nachricht setzt Augstein an den Anfang seines Verteidigungsartikels bei Spiegel Online. Seht her, ich bin hier das Opfer!
Was der Augstein-Fanclub derweil von sich gibt und mit welchen Beschimpfungen er die Gegenseite bedenkt, wird freilich unterschlagen. Faszinierend ist in diesem Zusammenhang auch, dass jene Zeitungen, in denen Journalisten die Position vertreten, im Grunde gäbe es hier gar keine echte Antisemititsmusdebatte, oft einen Rattenschwanz an antisemitischen Beiträgen in den zugehörigen Kommentarbereichen bewältigen müssen. Augstein ruft also in der Leserschaft Unterstützer auf den Plan, die die Gelegenheit nutzen um mitzuteilen, dass die Presse sowieso irgendwie jüdisch kontrolliert wird. Nun besagt zwar ein Grundsatz der Fairness, dass man anerkennen sollte, dass vor dem Beifall von der falschen Seite niemand gefeit ist (bloß im Fall Sarrazin galt dieser Grundsatz nicht); das ist auch zweifellos richtig, jedoch rückt es das Bild wieder ein wenig zurecht, wenn man sich klarmacht, dass all jene, die noch eine Rechnung mit den Juden offen hatten, auf Augsteins Startsignal offenbar geradezu gewartet haben.
Der Autor dieser Zeilen hatte als sehr junger Mensch selbst einen äußerst schiefen Blick auf Israel und den Nahostkonflikt - was heute wiederum den Vorteil hat, die innere Verfasstheit Augsteins mit entsprechender Distanz nachempfinden zu können: Der Antisemitismus kann in diesem Fall keiner sein, weil er sich anti-imperialistisch maskiert - so das Denkmuster, das der Selbstberuhigung dient. Indem man sich selbst von vorneherein zu einem der Guten erklärt, ist man per Definition unabhängig von den eigenen Worten und Taten auch niemals Bestandteil einer Tätergruppe. Man will ja nur den armen Palästinensern helfen. Der Schwache hat automatisch immer Recht, also setzt man sich für ihn ein. Der Starke (oder: der als stark Wahrgenommene) muss ganz einfach schlecht sein. Also: einfach einmal Robin Hood spielen wie in Kindheitstagen. Hier bekommt August Bebels Ausspruch, wonach der Antisemitismus der Sozialismus der dummen Kerls ist, eine ganz neue Bedeutung. Das Kennzeichen des linken Antisemismus ist, dass er sich nicht als Antisemitismus versteht, sondern dass das antijüdische Ressentiment verdeckt wird durch einen Zuckerguss des antikapitilastischen, antiimperialistischen und letztlich selbstgerechten Gehabes. In diesem Sinne handelt es sich um einen Antisemitismus, der sich seiner selbst nicht bewusst ist. Die momentanen Reaktionen zeigen aber, dass auch viele, die selbst nicht vom linken Antisemitismus infiziert sind, sich seiner Existenz nicht bewusst sind.
Augsteins Umgang mit Israel ist von Vorurteilen und Ressentiments geleitet - das wird niemand ernsthaft bestreiten können, der sich mit seinen diesbezüglichen Texten auseinandergesetzt hat. Und tatsächlich kommen ja auch jetzt jene wieder zum Vorschein, die bei solchen Gelegenheiten sagen: Ja, einseitig und platt ist er, aber kein Antisemit. Besonders putzig dabei die folgende Argumentation: Augstein sei kein Antisemit, sondern ein kritischer Journalist. Wir lernen also: Antisemitismus und kritischer Journalismus schließen einander kategorisch aus, wobei es im Hinblick auf den letzteren zur Beweisführung zudem noch ausreicht, wenn der Betroffene sich selbst als kritischen Journalisten bezeichnet. Zieht man hingegen konkret Worte und Taten heran, dann sieht der kritische Journalismus eines Jakob Augstein so aus: "Würde Israel für seine machtpolitischen Interessen auf Zahnpastatuben setzen und nicht auf Atomraketen, die berufliche Zukunft von rund 13.000 Drogistinnen wäre sicher". Das ist er also, der kritische Journalismus unserer Zeit. "Differenzierte Argumentation"? Ernsthaft? Sind Augsteins Verteidiger allesamt Teil eines großen satirischen Projektes und wir haben es bisher bloß nicht gemerkt? Es scheint bitterer Ernst zu sein. Und was eigentlich nur in randständigen linksradikalen Blättchen (oder leicht variiert in rechtsradikalen Entsprechungen) vorkommen sollte, schafft es dank Augstein auf die Seiten von Spiegel Online: ein unausgegorenes, unappetitliches Gemisch aus Verwschwörungstheorien, das sich, was die Denkfiguren betrifft, an dem überreichlich ausgestatteten Fundus des traditionellen Antisemitismus bedient.
Werfen wir an dieser Stelle einen nüchternen Blick auf einige Äußerungen Augsteins. Sie sind alle den Artikeln der letzten Monate entnommen (Nummerierung von mir):
1) "Mit der ganzen Rückendeckung aus den USA, wo ein Präsident sich vor den Wahlen immer noch die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen sichern muss, und aus Deutschland, wo Geschichtsbewältigung inzwischen eine militärische Komponente hat, führt die Regierung Netanjahu die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs."
2) "[W]enn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen."
3) "Diese Leute [ultraorthodoxe Juden] sind aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihre islamistischen Gegner. Sie folgen dem Gesetz der Rache."
4) "Gaza ist ein Gefängnis. Ein Lager."
Nun wird man schwerlich bestreiten können, dass der den Aussagen 1) und 2) innewohnende Grundgedanke ist, Deutschland und die USA bekämen ihre politischen Entscheidungen von Israel bzw. jüdischen Lobbygruppen diktiert. Wie die Augstein-Verteidiger hier zu der Ansicht gelangen können, wesentliche Elemente der klassischen antisemitischen Verschwörungstheorie seien nicht vorhanden, bleibt schleierhaft. Wahrscheinlich ist, dass die meisten, die sich derzeit für Augstein ins Zeug legen, diese Passage entweder gar nicht oder zumindest nicht aufmerksam und bewusst gelesen haben. "Juden haben zu viel Einfluss auf die öffentliche Meinung in diesem Land" ist übrigens ein Item, das die Friedrich-Ebert-Stiftung in ihrer 2012 erschienenen Rechtsextremismusstudie verwendete, um Zustimmung zu antisemitischen Aussagen zu erfassen. Augsteins Formulierung weicht (sinngemäß) allenfalls graduell davon ab.
Aussage 3) setzt ultraorthodoxe Juden, unter denen tatsächlich hochproblematische Einstellungen verbreitet sind, mit gewaltbereiten Islamisten gleich. Bloß: Die Ultraorthodoxen werfen keine Bomben, sind ja noch nicht einmal zum Militärdienst bereit. Bei aller berechtigten Kritik an ultrareligiösen Gruppierungen in Israel: Hier brennen Augstein die Sicherungen durch, und man darf sich fragen, was dahinter steckt.
Augsteins Aussage 4), wonach Gaza ein "Lager" sei, schafft eine begriffliche Parallele zur NS-Zeit, was entweder beabsichtigt ist oder günstigsten Falls eine unbewusste Entgleisung darstellt. Die Aussage hätte natürlich ihre Berechtigung, wenn Gaza wirklich ein Lager wäre. Aber in diesem "Lager" kann man frisches Obst und Gemüse auf dem Markt kaufen, die Kindersterblichkeit ist geringer als in der Türkei und und in Ägypten, die Bevölkerungsdichte keineswegs höher als die so mancher europäischer Großstadt. Wenn Augstein wirklich kein Antisemit ist - warum, so sollte man fragen, entscheidet er sich dann für eine Wortwahl, die den Antisemiten der Welt in die Hände spielt? Warum wälzt sich der Nicht-Antisemit geradezu in antisemitischen Klischees, stets mit der Entschuldigung versehen, sie seien ja nicht auf die Juden, sondern nur auf Israel bezogen (als ob sie dadurch weniger antisemitisch würden)?
All diese Sätze wollen Augsteins Fürsprecher also gelesen haben und zu dem Ergebnis gekommen sein, keinen Antisemitismus vorfinden zu können. Nun ja! Die Wahrheit dürfte wohl sein: Statt sich über Augsteins Aussagen ein Bild von Augstein selbst zu machen (wie es eigentlich sein sollte), existiert bei diesen Damen und Herren bereits ein vorgefertigtes Bild von Augstein als netter, linker, kritischer, moderner Mann, und nur vor dem Hintergrund dieses positiv gezeichneten Bildes werden seines Aussagen gelesen, um nicht zu sagen verzerrt. Kämen Augsteins Sätze nicht von ihm, sondern von jemand anderem - beispielsweise von einer jener Personen, die in den letzten Jahren aufgrund umstrittener Aussagen in der Presse viel Negativkritik erfahren hat - die Reaktion wäre sicherlich auch eine ganz andere. Aber die oftmals linken Akteure im Feuilleton wollen sich nicht mit linkem Antisemitismus beschäftigen - der Feind soll anderswo sein, aber bitte nicht in unserem Umfeld.
Abschließend würde ich gerne Jakob Augsteins Verteidigern eine kleine Hausaufgabe erteilen: Vergleichen Sie doch einmal die Aussagen, die Augstein über Israel macht, mit denen von Jürgen Möllemann - und sagen Sie uns dann, ob Unterschiede oder nicht vielleicht doch eher Gemeinsamkeiten überwiegen.
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Mein Brief an Amnesty International zur Burka
von Thomas Baader
Nachdem ein Mitstreiter aus dem Peri-Verein seine Mitgliedschaft bei Amnesty International wegen inhaltlicher Differenzen die Burka betreffend gekündigt hatte, erhielt er einem in belehrendem Tonfall gehaltenen Antwortbrief von AI, in dem "freiwilliges" Burkatragen als Menschenrecht dargestellt wurde. In Absprache mit dem Betroffenen schrieb daraufhin auch ich Amnesty International in dieser Angelegenheit an:
Sehr geehrte Damen und Herren,
meine Name ist Thomas Baader. Wie Herr Helmut Biehl, der Ihnen kürzlich wegen der Kündigung seiner AI-Mitgliedschaft geschrieben hat, bin auch ich Mitglied von Peri Verein für Menschenrechte und Integration e. V. Seit knapp zwei Jahren nehme ich dort das Amt des Pressesprechers wahr. Der Verein engagiert sich aktiv gegen Zwangsverheiratung, "Ehrenmorde" und ähnlich gelagerte Verbrechen. Wir leisten auch Betroffenen aktiv Fluchthilfe und organisieren eine entsprechende Unterbringung.
Während der Themenkomplex "Kopftuch" ohnehin schon problembelastet ist, geht es im vorliegenden Fall aber um die Burka, die als Form der vollständigen Gesichtsverschleierung weder relativiert noch verharmlost werden darf. Die Geschichte der Burka ist ohne den patriarchalischen Hintergrund, der auf Besitzwahrung und Kontrolle der Frauen aufbaut, gar nicht zu verstehen. Daher ist "freiwilliges Burkatragen" ein völlig sinnentleerter Begriff, wie etwa "freiwillig sich unterordnen" oder "freiwillig Bürger zweiter Klasse sein". Sinn und Zweck der Burka war es stets, Frauen in der Öffentlichkeit unsichtbar werden zu lassen.
Wenn das Tragen der Burka mit Menschenrechten begründet wird, dann haben wir es mit einem pervertierten Menschenrechtsbegriff zu tun. In diesem Sinne sind AI-Vertreter leider oft nicht angemessen geschult, wie der Auftritt einer Dame von Amnesty International in einer Fernsehsendung vor ein paar Jahren bewies - selbige behauptete, dass es in Deutschland keine Burkaträgerinnen gäbe; alle Anwesenden, einschließlich der Gegner eines Burka-Verbots, widersprachen ihr daraufhin. Die tatsächliche Anzahl von Burkaträgerinnen in diesem Land ist übrigens völlig irrelevant für die menschenrechtliche Fragestellung, die mit der Burka verbunden ist.
Daher ist die Pro-Burka-Positionierung von AI auch als besonders ärgerlich zu werten. Eine Problematisierung ist leider nicht einmal ansatzweise zu erkennen. Denn wer in einem derart patriarchalisch geprägten Umfeld aufwächst, hat natürlich dessen Gesetze verinnerlicht und seine untergeordnete Rolle darin längst akzeptiert. Natürlich wird eine Frau angeben, die Burka freiwillig zu tragen, wenn sie jeden Tag erfährt, wie das eigene soziale Umfeld über Frauen ohne Burka denkt. Wer das mit Freiwilligkeit verwechselt, der nimmt vermutlich auch Natascha Kampuschs Aussage, "freiwillig" Geschlechtsverkehr mit ihrem Entführer gehabt zu haben, wörtlich. In diesem Zusammenhang möchte ich auf Betreuungsfälle von Peri e. V. hinweisen: Betroffene, die in ihrer Jugend unter Kopftuchzwang standen, geben an, aus unterschiedlichen Gründen früher selbst behauptet zu haben, das Kopftuch würde von ihnen freiwillig getragen. Man kann also solche Aussagen nicht unkritisch für bare Münze nehmen.
Neben diesen ethischen Gründen sprechen auch noch rein praktische Gründe gegen die Burka:
- Unsere Gesellschaft funktioniert auf eine Art und Weise, dass das Erkennen des Gesichtes des jeweils anderen und der Einsatz der eigenen Mimik eine zentrale Rolle spielen. Diese Form der Kommunikation ist wichtig für unser Miteinander.
- Bestimmte sensible Bereiche in unseres Landes werden aus guten Gründen mit Überwachungskameras kontrolliert (Banken, U-Bahn-Stationen, Flughäfen, etc.). Derartige Maßnahmen sind völlig sinnlos, wenn Menschen eine Alltagskleidung tragen, die ihre Identifizierung unmöglich macht.
- Es gibt mehrere prominente Fälle, wo ein Straftäter sich einer Verhaftung erfolgreich entziehen konnte, indem er gekleidet in die Burka seiner Schwester fliehen konnte.
Bitte bedenken Sie auch, dass es in unserer Gesellschaft üblich ist, Menschen an ihrem Arbeitsplatz erhebliche Eingriffe in ihre Kleiderwahl zuzumuten. In Shorts und T-Shirt könnten Sie in einer Bank nicht arbeiten.
Anders als Herr Biehl war ich niemals Mitglied bei Amnestey International. Ich achte allerdings darauf, keine Organisation mit Spenden zu unterstützen, die diese Sachverhalte falsch darstellt und eine Pro-Burka-Propaganda betreiben. Die Gründe für die Ablehnung der Burka sind in unserem Umfeld eben nicht fremdenfeindlicher, sondern humanistischer und emanzipatorischer Natur.
Mit besten Grüßen und in der Hoffnung, Nachdenklichkeit bewirkt zu haben,
T. Baader
Bislang erhielt ich von Amnesty International keine Antwort.
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Die Mitte ist schlecht, weil sie nicht so ist wie wir
Kritische Betrachtung der Studie "Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012" der Friedrich-Ebert-Stiftung
von Thomas Baader
TEIL 2
2. Relativierung des Linksextremismus
An der Studie befremdet, dass sie als analytische Betrachtung des Phänomens Rechtsextremismus offenbar nicht ohne eine ideologisch motivierte Relativierung des Phänomens Linksextremismus auskommt. So heißt es auf Seite 16 wörtlich:
"Die Gleichsetzung von rechts und links ist ideologisch geleitet, analytisch irreführend und inhaltlich fragwürdig. Auf den Punkt gebracht: 'Rechtsextremismus strebt die Beseitigung der Demokratie, der Sozialismus jedoch die Abschaffung des Kapitalismus an.' Beide - und also
'links' und 'rechts' - sind deshalb nicht auf dieselbe Stufe zu stellen."
Mit einigen einfachen Taschenspielertricks schaffen die Autoren hier eine begriffliche wie inhaltliche Verwirrung:
- Eine Gleichsetzung von "linksextrem" und "rechtsextrem" findet, entgegen der Behauptung der Verfasser, in der Regel gar nicht statt. Die jetzige Bundesregierung etwa hatte ca. 24 Millionen für den Kampf gegen Rechtsextremismus bereitgestellt und ca. 5 Millionen Euro für den Kampf gegen Linksextremismus und Islamismus (zusammen, nicht jeweils!). Den zahlreichen Initiativen, die deutschlandweit gegen Rechtsextremismus existieren, steht keine entsprechende Anzahl von Initiativen gegenüber, die sich mit demokratiegefährdenden Strömungen anderer Art befassen. Linksextremismus wird also nicht über-, sondern unterschätzt.
- Die Autoren missachten in ihrer Polemik die den Begriffen "links" und "rechts" grundsätzlich innewohnende Gegensätzlichkeit, die durch den Zusatz "extremistisch" lediglich in dem Sinne ergänzt wird, als dass eine Unvereinbarkeit der jeweiligen Positionen mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zum Ausdruck gebracht wird. Der Erfuter Politikwissenschaftler Steffen Kailitz schreibt daher zu Recht: "Immer wieder bringen Kritiker wie Christoph Butterwegge (2002) den Einwand vor, die Extremismusforschung setze Links- und Rechtsextremismus gleich. Schon die Vorsilben "links" und "rechts" vor Extremismus zeigen jedoch die Anerkennung der entgegengesetzten ideologischen Ausrichtung der Phänomene an." (http://www.dvpw-extremismus.uni-bonn.de/dokumente/Kailitz-Perspektiven-03.html)
- In ihrer Argumentation ersetzen die Autoren den Begriff "Linksextremismus" ohne Angabe von Gründen durch den Begriff "Sozialismus". Diese Vorgehensweise kann als "Methode Drohsel" bezeichnet werden: Im Oktober 2009 gab die damalige Juso-Vorsitzende Franziska Drohsel der linksalternativen "tageszeitung" (taz) ein Interview. Konfrontiert mit der Frage "Gibt es einen Unterschied zwischen Links- und Rechtsextremismus?" antwortete Drohsel: "Rechtsextremismus spricht Menschen das Recht auf Leben ab. Grundlage linker Politik ist das Streben nach einem freien und selbstbestimmten Leben für alle." Man beachte: Befragt nach Linksextremismus, liefert Drohsel eine Definition von linker (also nicht notwendigerweise extremistischer) Politik in ihrem Sinne, umgeht also somit die eigentliche Fragestellung. Interessanterweise kombinierte die taz damals das Interview mit einem Foto von Drohsel, das in Anlehnung an das berühmte Gedicht von Ernst Jandl die Bildunterschrift erhielt: "Drohsel meint, lechts und rinks kann man nicht velwechsern." Bekanntermaßen war Drohsel zeitweise Mitglied im Verein "Rote Hilfe", der ehemaligen RAF-Terroristen und Stasi-Leuten sowie der kurdischen Terrororganisation PKK Unterstützung gewährt. Nun scheint der Fall Drohsel zu illustrieren, dass gerade jene, die Abgrenzungschwierigkeiten gegenüber dem linksextremen Spektrum aufweisen, dazu neigen, die Existenz des Linksextremismus zu leugnen. Auch die Autoren der Studie begeben sich in dieses Fahrwasser, wenn sie auf entsprechende Argumenationsmuster zurückgreifen.
Letztlich machen die Autoren sinngemäß folgende Aussage: Es gibt den Extremismus am rechten Rand der Gesellschaft und, dem Titel der Studie entsprechend, eben auch in der Mitte. Das linke Spektrum erhält hingegen einen Freispruch ohne jegliche vorangegangene gerichtliche Untersuchung.
Antidemokratisch ist für die Autoren offenbar per se rechtsextrem - als ob es niemals Stalinismus, DDR und RAF-Terror gegeben hätte. Indem die Verfasser etwa Antisemitismus als (in die Mitte reichendes) rechtsextremes Phänomen wahrnehmen, ignorieren sie die von Samuel Salzborn und Sebastian Voigt durchgeführte Studie aus dem Jahr 2011 zu Antisemitismus in der Linkspartei. Die krude Logik der Verfasser scheint zu sein: Wenn Linke wirklich antisemitisch sind, dann sind sie rechts. Damit wird ein Phänomen a priori als nicht-extistent erklärt, was keinen wissnschaftlichen, sondern ideologischen Ansatz darstellt.
Die Ziele linksextremer Betätigung finden durch die Wortwahl eine entsprechende Verharmlosung. Wollten denn die Terroristen der Roten-Armee-Fraktion tatsächlich nur eine "Abschaffung des Kapitalismus" und keine "Beseitigung der Demokratie"? Hat jemand, der versucht, einen Polizisten anzuzünden, etwa menschenfreundliche Absichten? Linksextreme Betätigung ist in der jüngeren deutschen Geschichte derartig gut dokumentiert, dass man den Leugnern solcher Taten offene Geschichtsfälschung vorwerfen muss.
Demokratiefeindliche Strömungen rechts und mittig, bloß nicht da, wo wir selbst stehen - also links? Soll das ernsthaft die Botschaft der Autoren sein? Die Behauptung, Linksextremismus gäbe es nicht, ist selbst als linkspopulistische Argumentationsfigur zu werten. Der Linksextremismus stellt jedoch kein zu vernachlässigendes Phänomen dar. Ihn vor dem Hintergrund des Rechtsextremismus zu relativieren ist unredlich. Ein humanistischer Ansatz sollte Radikalisierung jeder Art in Betracht ziehen und entsprechend gewappnet sein.
TEIL 3 FOLGT IN KÜRZE!
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