Video- und Lesehinweise
Wer die Sendung verpasst hat, kann sie sich hier ansehen:
http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/311210_menschen-bei-maischberger/11410882_der-beschneidungsstreit
Die beiden schönsten Stellen:
Sebastian Isik, muslimischer Arzt: "Ich liebe die Juden in dieser Angelegenheit!"
Gegenfrage: "Sonst nicht?"
Isik: "Ich frage alle Frauen, die mit Männern zusammen sind, die nicht beschnitten sind, bitte, ich bitte Sie alle, einmal riechen Sie diese Gegend, ob nicht nach Urin riechen diese Männer! [...]"
Necla Kelek: "Sind alle, die nicht beschnitten sind, unrein? [...] Die beschnitten sind, sind sauber, die anderen sind unrein..."
Isik: "Richtig!"
Fernsehkritiken zur Sendung:
Graumann verstand es aber mit präzisen und wirkungsvollen Hinweisen, die durchaus angebracht waren, weil Maischberger dazu nicht fähig war, Keleks überzogenes, unsachliches geblubbere im Keim zu ersticken und Christa Müller in ihre Schranken zu weisen. Lediglich mit Bühmann, der stets sachlich war, unterhielt er interessante Gespräche. Der sogenannte Jude hat allen gezeigt, wie es geht.
http://www.turkishpress.de/news/15082012/vorhautkrieg-keleks-alptraum-wird-wahr/1737
[Anmerkung der MRF-Redaktion: "Geblubbere" ist ein Nomen und man schreibt es dementsprechend groß; Herr Graumann ist Jude und wird nicht nur so genannt.)
Graumann etwa wiederholte, die Beschneidung sei das Fundament des jüdischen Glaubens. Seit Jahrtausenden, fertig, Punkt. Die Mühe, diese Bedeutung zu erläutern, herzuleiten oder sie gar für eine historisch-kritische Lesart zu öffnen, machte Graumann sich nicht. Warum man die Heranwachsenden nicht selbst entscheiden lassen könnte, mit 16 oder 18 Jahren? "Religiöse Regeln lassen sich nicht beliebig anpassen. Sie sind eigentlich für die Ewigkeit gemacht." Die Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek hingegen legte durchaus schlüssig dar, dass das Ritual gleichzeitig Ausdruck und Teil der Reproduktion einer durchhierarchisierten Gesellschaftsform sei – von einem Brandmal war bei ihr die Rede, das den Jungen eindeutig einer bestimmten Gruppe zuordne.
http://www.welt.de/fernsehen/article108626486/Stellungskrieg-um-die-Urinsammelstelle-des-Mannes.html
Demgegenüber setzten Christa Müller und Necla Kelek auf eine permanente moralische Anklage, die keinerlei gegnerische Argumente akzeptierte und oft in Selbstgerechtigkeit mündete. So wurde diese Debatte immer wieder auf den Anfang zurückgeworfen und entwickelte sich nicht weiter. Einen großen Toleranztest nannte Zentralratschef Graumann abschließend die Diskussion – viel Toleranz haben die Befürworter der Beschneidung in dieser Sendung nicht erfahren.
http://www.fr-online.de/tv-kritik/tv-kritik-menschen-bei-maischberger-heftige-debatte-um-beschneidung,1473344,16887860.html
Graumann zielte damit gegen Necla Keleks Aufruf, „überholte Rituale“ zu reformieren, bei dem immer die Vorstellung anklingt, es brauche nur mal eine starke Hand, die den komplexen Vorgang religiöser Traditionsbildung auf ein pragmatisches, für jedermann einleuchtendes Maß bringe. Auch Bilkay Öney, die Integrationsministerin Baden-Württembergs, ironisierte die begriffliche Eindimensionalität der neuen deutschen Religionskritik, die metaphysische Gehalte nach Art politischer Verhandlungsführung bestimmen möchte.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/faz-net-fruehkritik-wider-den-praepotenten-ton-11856385.html
Lafos Ex zündelt mit krassem Vergleich
http://www.bild.de/politik/inland/menschen-bei-maischberger/zoff-talk-um-beschneidung-25662566.bild.html
Siehe auch:
Ein auf der "Achse des Guten" verlinkter Text, der den Versuch unternimmt, Argumente analytisch zu beleuchten (Achtung - anti-feministischer Blog!):
http://bloganddiscussion.com/argumentevonfemastasen/1370/maennliche-beschneidung-vs-weibliche-beschneidung/
Auszüge aus dem verlinkten Text:
"Der erste Fehler ist, dass man die männliche Vorhautbeschneidung mit der härtesten Form der weiblichen Beschneidung vergleicht, nämlich mit der Entfernung des Kitzlers und der inneren Schamlippen und der Infibulation (= Vernähen der äußeren Schamlippen) ("FGM III"). Ca. 15% aller Beschneidungen sind FGM 3. In der Praxis gibt es aber relativ harmlose weibliche Beschneidungen (z.B. nur das Anritzen der Klitorisvorhaut oder das Anpieksen der inneren Schamlippen für den symbolischen Tropfen Blut) und sehr gefährliche männliche Beschneidungen, z.B. das Abziehen der gesamten Penishaut oder das Aufschlitzen der Unterseite des Penis. Jegliche Art von weiblicher Beschneidung ist aber strafbewährt (selbst das bloße Anpieksen der Schamlippen), während das Wegschlitzen der Vorhaut straffrei ist."
und
"'Wenn wir männliche Beschneidungen verbieten, dann lassen es Eltern im unsterilen Ausland erledigen' Auch dieses Argument ('Beschneidungstourismus') gilt genauso bei einem Verbot weiblicher Beschneidungen. Im Übrigen ist so eine Aussage durch nichts bewiesen. Man könnte nämlich das Umgekehrte behaupten: Ein Verbot setzt ein Signal ans Ausland, von der Beschneidungspraxis abzurücken. Ein Verbot gibt Inländern die Möglichkeit, vor der eigenen Familie nachvollziehbar zu begründen, warum man seinen Sohn nicht beschneiden lassen will."
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