Schon wieder ein Beschneidungsartikel von mir - aber dieses Mal mit einer echten Lösung
von Thomas Baader
Da aufgrund aktueller Ereignisse die bereits aufs Eis gelegt geglaubte Vorhaut nun wieder zum Schreiben herangezogen wird, muss auch ich mich wieder irgendwie äußern. Keine Angst, ich mach's kurz. Und ich habe auch nicht vor, im Zusammenhang mit dieser Debatte empfindliche Stellen übermäßig zu strapazieren. Stattdessen gibt es am Ende sogar einen Lösungsvorschlag, der so bizarr ist, dass er entweder von allen gehasst oder von allen bejubelt werden wird.
Zunächst: Es gibt Wichtigeres als die Beschneidungsdebatte. Andererseits: Im Moment, d. h. zwischen 19.00 und 20.00 Uhr an einem sommerlichen Donnerstag, interessiert mich dieses Wichtigere einfach gerade nicht. Deshalb also doch ein paar Worte zur Beschneidung, das Wichtigere muss warten.
Wenn ich meine Leser langweilen wollte, könnte ich den Versuch unternehmen, sämtliche dämliche Artikel, die in den letzten 24 Stunden auf diversen Blogs erschienen sind, zu toppen. Wird mir aber ohnehin nicht gelingen. Es gibt also an dieser Stelle von meiner Seite weder sachliche noch humorvolle Argumente, weder Empörung noch Philosophisches, keine Sonette, Haikus, Minnelieder, Abzählreime, Suren oder Grundgesetzparagrafen, kein nerviges "Beschneidung ist harmlos" und "Nein, ist sie nicht", kein feministisch-maskulistisches Pingpong und kein religiös-säkularer Stellungskrieg. Wer sowas lesen möchte, wird auch anderswo fündig.
Stattdessen kommt ein Lösungsvorschlag, der vielleicht juristisch nicht realisierbar ist, vielleicht sogar strunzblöd, dabei aber mit Sicherheit auch nicht blöder als 80% dessen, was zu diesem Thema bereits geschrieben wurde. Und noch schlimmer: Der Vorschlag ist noch nicht mal von mir. Vor ein paar Wochen geisterte er schon im Internet umher, ich habe aber leider den Namen des Verfassers vergessen und seinen Artikel auch nicht mehr gefunden. Ich gebe seine Idee daher sinngemäß wieder und beanspruche keine Urheberschaft.
Also die (vorläufige?) Lösung: Beschneidung straffrei lassen, aber den Beschnittenen das Recht einräumen, als Erwachsene von ihren Eltern Schadensersatz zu fordern, falls sie das wünschen.
Die Seite der Beschneidungsbefürworter müsste eigentlich voll und ganz zufrieden sein. Beschneidung ist dann nicht strafbar, und das wollte man schließlich doch. Die Sache mit dem Schadensersatz wiederum muss ihnen, wenn sie die Wahrheit sagen, eigentlich völlig egal sein: Bisher hat noch jeder Befürworter bei passender oder unpassender Gelegenheit betont, es gebe niemanden aus ihrer jeweiligen Gemeinschaft, der sich hinterher darüber beschwert hätte, dass er beschnitten wurde. Wenn das stimmt, wird es zu keinen Schadensersatzforderungen kommen. Wenn es nicht stimmt... nun, dann hat man uns angelogen.
Die Seite der Gegner wäre vielleicht nicht ganz zufrieden mit dieser Lösung: Es gäbe dann schließlich kein Verbot der Beschneidung. Jedoch: Wenn die Gegner Recht haben damit, dass Beschneidung bleibende Schäden hinterlässt, dann würde es in den kommenden Jahren zu den ersten Schadensersatzforderungen kommen. Natürlich würde dadurch die ganze Debatte wieder neu aufgerollt, aber mit dem Unterschied, dass dieses Mal niemand sagen könnte "Außenstehende, mischt euch nicht ein", denn die Schadensersatzansprüche kämen ja nicht von Außenstehenden, sondern von betroffenen Mitglieder der jeweiligen Gemeinde. Kämen solche Forderungen aber tatsächlich nicht... tja, dann hätten die Gegner wohl offensichtlich unrecht gehabt.
Das Tolle an dieser Lösung wäre: Anstatt dass wir uns mit hässlichen Argumenten streiten, würde die Zeit von ganz alleine offenbaren, wer die ganze Zeit über Recht gehabt hat. Man müsste nur Geduld haben.
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