DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Wir trauern um Johnny

Wir trauern um Johnny
Dokumentation einer Erklärung

Wir, die Unterzeichner dieser Erklärung, verurteilen die Tat, die am 14.10.2012 zum brutalen Tod des zwanzigjährigen Jonny Deipabba am Alexanderplatz in Berlin führte und möchten der Familie unser tiefes Mitgefühl aussprechen. Wir sorgen uns, dass die grausame Tat und deren Hintergründe mit der Zeit von der Tagesordnung verschwinden werden. Dies möchten wir nicht zulassen.

Wir sind der Ansicht, dass den Ursachen der Gewalt in unserer Stadt nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird und Jonny das neueste Opfer dieser sinnlosen und anhaltenden Brutalität ist.

Daran tragen die Ignoranz der Mehrheitsgesellschaft, das Justizsystem, die Familien, die Politiker, die im Namen von Migranten agieren, sowie Verantwortliche in der Bildungs- und Jugendpolitik eine Mitschuld. Die Missachtung von Warnungen und Empfehlungen finden sich in vielfältigen Sparmaßnahmen insbesondere im Jugend- und Bildungsbereich wider.

Wir rufen die Öffentlichkeit auf, diese Gewaltexzesse und maßlose Brutalität nicht zu ignorieren und betonen ausdrücklich, dass Gewalt keine Rasse, kein Geschlecht, keine Heimat und keine Nation kennt. In unseren Augen unterscheiden sich diejenigen, die einen Obdachlosen in Mecklenburg-Vorpommern zu Tode prügelten, in ihrer Einstellung und Motivation nicht von jenen, die Jonnys Tod verursachten.

Wir rufen die Öffentlichkeit und die Verantwortlichen zu mehr Sensibilität und zu einem Umdenken auf. Wir fordern ein nachhaltiges Präventionskonzept gegen Gewalt, das angesichts der Ermordung von Jonny nicht mehr aufschiebbar ist.

Wir haben ein Anrecht darauf zu erfahren, wann und was sich ändern wird und werden diese Reformen aufmerksam begleiten.

Unterzeichner: Bihter Carhoglu (Politologin), Ilhan Emirli (Erzieher), Bülent Gündogdu (Fussbaltrainer), Ahmet Güven (Gastronom), Kadriye Karci (Juristin), Yusuf Mirzanli (Grafiker), Kifayet Pancar (Erzieherin), Enver Sen (Erzieher), Mete Sener (Dipl. Kaufmann/Dolmetscher), Arzu Toker (Publizistin), Bilge Toyran Tas (Pflegehilfskraft), Hakan Türkmen (Künstler), Rauf Uluc (Bauunternehmer), Gülcin Wilhelm (Publizistin), Ercan Yasaroglu (Sozialarbeiter), Sebnem Ciliz Yasaroglu (Kulturwissenschaftlerin)

Kontakt und Anregungen: wir-trauern-um-jonny@web.de <mailto:wir-trauern-um-jonny@web.de>, facebook: Wir trauern um Jonny

Siehe auch:

"Wenn ich Mist baue, macht nichts, ich komme morgen wieder frei!" Das ist so ein Satz, den Ercan Yasaroglu oft hört von seinen Jugendlichen. Seit fast 30 Jahren arbeitet er nun als Sozialarbeiter in Berlin, vor allem mit Drogenabhängigen. "Unsere Justiz sucht immer Milde in der Strafe", sagt Yasaroglu. Und: "Ich halte das für ein fatales Signal an Jugendliche, die auf der Straße aufwachsen."
Neben seiner Arbeit mit Jugendlichen betreibt Yasaroglu ein Café in Berlin-Kreuzberg, in dem der Gast sich auf Polstermöbeln niederlässt und Tee serviert bekommt. Er ist Deutscher türkischer Herkunft, doch von Migrantenverbänden wie etwa der Türkischen Gemeinde Deutschland fühlt er sich nicht vertreten. "Diese Verbände betreiben separatistische Politik", sagt Yasaroglu.
"Die schweigen, solange ein Opfer nicht türkischer Herkunft ist. Erst wenn ein Türke einem Verbrechen zum Opfer fällt, ist der Aufstand groß." Als Beispiel nennt er die NSU-Morde. Lange Zeit standen auf den Internetseiten vieler Migrantenverbände nur die acht Fotos der türkischen Opfer – die Fotos des zu Tode gekommenen Griechen und der deutschen Polizistin fehlten.
[...]
"Da wird ein junger Mensch gelyncht, mitten unter uns, weil jemand schlechte Laune hatte", sagt Yasaroglu. "Ich stelle mir bloß vor, ein Faschist hätte einen Türken zusammengeschlagen. Das hätte einen Aufschrei gegeben!"
Dieses Mal aber war das Opfer Sohn eines Deutschen und einer Thailänderin. Die Täter allem Anschein nach türkischer Herkunft. Die Türkische Gemeinde hat sich nicht zu dem Vorfall geäußert – nach dem Motto: Egal, hat keinen von uns getroffen, sagt Yasaroglu.
"Mich schreckt diese Form des Rassismus ab. Jeder Verein nutzt eine Tat für seine Interessen. Opfer ist Opfer." Gewartet hätten er und seine Mitstreiter, ob Migrantenpolitiker und Verbandsvertreter von sich aus ihre Betroffenheit zeigen würden. Aber es sei keine Reaktion gekommen.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article111464365/Waere-das-Opfer-tuerkisch-gaebe-es-einen-Aufschrei.html

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