Mr. Jackson, kennen Sie Pippi Langstrumpf?
Klar kenne ich ihre Geschichten, wieso fragen Sie?
Als das Kinderbuch 1945 erschien, hat Astrid Lindgren darin das Wort Neger benutzt. Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder hat vor Kurzem eine Debatte losgetreten mit ihrer Erklärung, dass sie ihrer Tochter aus dem Buch Begriffe wie Negerkönig oder Negerkönigreich nicht vorlese.
Und warum macht sie sowas?
Sie sagte, auch ohne die böse Absicht der Autorin können Wörter Schaden anrichten. Sie finde es verletzend, das Wort Neger zu benutzen und möchte nicht, dass ihre Tochter mit so einer Weltsicht aufwächst.
Verstehe. Aber das würde ja auch bedeuten, dass ihre Tochter aufwächst, ohne zu erfahren, dass auch Neger Königreiche haben können, oder?
Bei Pippi Langstrumpf ist die Sache noch komplizierter, weil der Negerkönig ja Pippis Vater Efraim ist, also ein Weißer.
Okay, aber das Wort an sich besagt ja ganz klar, dass Neger auch Königreiche hatten, nicht wahr? Jetzt würde mich aber wirklich brennend interessieren, mit welchem Wort Ihre Familienministerin den Negerkönig ersetzt.
Sie liest stattdessen Südseekönig. Übrigens hat der Verlag in neuen Ausgaben genau das schon gemacht, Negerkönig durch Südseekönig ersetzt. Und ein anderer Verlag von Kinderbuchklassikern ist ebenfalls gerade dabei, das Wort Neger zu entfernen.
Man könnte auch von einem afrikanischen oder nubischen König sprechen, am Ende wissen doch alle, was gemeint ist. Im Englischen ist „Negro“ an sich noch kein schlechtes Wort. Es bezeichnet eine Rasse.
Haben Sie Ihrer Tochter, als sie klein war, je Mark Twains Geschichten von Tom Sawyer und Huckleberry Finn vorgelesen?
Nein.
Wenn Sie es gemacht hätten, hätten Sie …
… das N-Wort, den „Nigger-Jim“ ausgelassen? Nein. Das hätte ich nicht gemacht. Meine Tochter hat das Wort Nigger, als sie aufwuchs, oft gehört. Sie hörte es sogar bei uns zu Hause.
Der schwarze Harvard-Professor Randall Kennedy hat darüber einen US-Bestseller geschrieben: „Nigger – die seltsame Karriere eines ärgerlichen Wortes“. Er schreibt darin, viele Schwarze würden Nigger als Kosewort benutzen, mit Ironie und im Bewusstsein seiner rassistischen Herkunft. Sie wollen den Rassisten keinen Fußbreit überlassen, nicht mal ihr Lieblingswort.
Ja, es ist auch bei mir nicht so, dass ich das Wort nie ausspreche. Ich sage Nigger – und meine Tochter hat es gehört.
http://www.berliner-zeitung.de/magazin/interview-mit-samuel-l--jackson-ich-haette-den-nigger-jim-nicht-ausgelassen,10809156,21490672.html