von N. Lightenment (P)
Die WELT (hier stellvertretend auch für andere Medien genannt) berichtete vor einiger Zeit:
"Mit der Aussage, einige „türkische Eltern“ hätten den Schulleiter auf sie gehetzt, lasse Sarrazin völlig außer Acht, dass auch diese Eltern deutsche Staatsbürger seien, sagte der bildungspolititsche Sprecher der Bündnis 90/Grüne-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus am Mittwoch. Damit würde der Konflikt ethnisiert und die Eltern denunziert, kritisierte Mutlu."
Herr Mutlu ist also der Ansicht, von "türkischen Eltern" zu sprechen sei irgendwie diskriminiered, weil man damit ja unterschlage, dass diese deutsche Staatsbürger seien.
Das wirft folgende Fragen auf:
- Diskriminiert Kenan Kolat nicht auf dieselbe Weise, wenn sich sein Verband als "Türkische Gemeinde" bezeichnet (auch dort dürfte es ja Türken geben, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen)?
- Diskriminiert eigentlich auch die SPD-Abgeordnete Lale Akgün in ihrem neuesten Buch Hamed Abdel-Samad, wenn sie ihn dort als "ägyptischen Autor" bezeichnet (denn auch er hat meines Wissens die deutsche Staatsbürgerschaft)?
- Diskriminieren sich die vielen türkischstämmigen Jugendlichen mit deutscher Staatsbürgerschaft eigentlich selbst, wenn sie sich bei jeder Gelegenheit als "stolzer Türke" bezeichnen und sich somit, Mutlus Logik folgend, selbst ausschließen?
Das ganze Sache erinnert fatal an die "Es gibt nicht den Islam"-Argumentation: Üblicherweise wird nämlich behauptet, es gebe den Islam ja gar nicht, wenn sich jemand gerade kritisch über den Islam geäußert hat. Äußerst man sich hingegen positiv über den Islam (wie vor einiger Zeit beispielsweise Renate Künast), dann gibt es ihn auf einmal auch. Die Regel lautet also: Allgemeine Aussagen über den Islam sind möglich, wenn sie positiv sind, aber nicht, wenn sie kritisch sind.
Auch hier scheint es so zu sein, dass die Formulierung "türkisch" nur dann negativ auffällt, wenn jemand Dinge zu berichten hat, die leider nicht so schön sind. Sonst ist und war es nie ein Problem, statt "türkischstämmig" verkürzend auch einfach "türkisch" zu sagen - am wenigsten für die Betroffenen selbst.
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