DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Bahners' Frauen
Rezension
von Thomas Baader

Patrick Bahners' verschwörungstheoretisches Buch lebt vom Trugbild einer großen islamophoben Allianz, die von Alice Schwarzer über Thilo Sarrazin, Helmut Schmidt und Heinz Buschkowsky bis Joachim Gauck reicht. Besonders deutlich ist aber vor allem seine aggressive Stoßrichtung gegen die Frauenbewegung. Dabei erweckt Bahners an mehreren Stellen den Eindruck eines christlichen Hardliners, der in den autoritären und antimodernen Manifestationen des Islam konsequenterweise keine Gefahr, sondern einen Verbündeten sieht: Es gibt nicht zu viel, sondern eher zu wenig Gott im öffentlichen Raum. Bahners' Lob der Züchtigkeit und traditioneller Frauenbilder machen eines überdeutlich - er ist nicht etwa bloß konservativ, er ist reaktionär.

So wird auf Seite 105 dem Leser ein aufschlussreiches Beispiel dafür geboten, zu welcher Empathie ein Feuilletonchef der FAZ fähig sein kann, wenn Verständnis für tradierte Idealisierungen weiblicher Demut gefragt ist: "Mit wem hat man es zu tun, wenn man einer verschleierten Frau begegnet? Sorgfalt hat sie auf ihre Kleidung verwendet, ihr ist nicht gleichgültig, wie sie sich zeigt. Sie schützt sich vor zudringlichen Augen und will ihrerseits nicht aufdringlich sein. Mit einem Blick ordnen wie ihre Erscheinung einem elementaren moralischen Gefühl zu, für das der Begriff der Scham steht. Diese Regung ist nicht gesellschaftsfeindlich. [...] Die Person gibt zu erkennen, dass sich ein bestimmtes Auftreten für sie so gehört."

Dass einer verschleierten Frau nicht "gleichgültig" ist, wie sie sich zeigt, liegt auf der Hand. Dass sie ihrerseits "nicht aufdringlich" sein will, könnte man auch als Geste der Zurückhaltung oder letztlich eben doch der Unterwürfigkeit bezeichnen. In diesem Sinne sei auf eine Aussage verwiesen, mit der sich der kürzlich verstorbene Hadaytullah Hübsch auf die Verschleierung von Frauen bezog: "Ich finde das angenehm. Männer haben in ihrer Sexualität nun mal ein aggressiveres Moment. Da ist es gut, wenn Frauen die Männer außerhalb der Familie nicht reizen." Die Zurückhaltung der Frau dient also dazu, den Mann vor einer Verlustkontrolle seiner Triebhaftigkeit zu bewahren. Als Begründung dient Hübsch eine von ihm postulierte Unterschiedlichkeit im Sexualverhalten von Männern und Frauen. Auch Bahners bedient sich im Grunde dieser Art der Argumentation, wenn er sich entschieden auf die Seite jener schlägt, für die eine Sache, die für einen Mann schicklich ist, noch lange nicht für eine Frau schicklich ist.

Die Nomen "Feminismus" und "Feministinnen" verbindet Bahners konsequenterweise gerne mit dem Adjektiv "radikal". Letztlich sei ja auch der "Geschlechtunterschied" eindeutig eine "Naturtatsache der menschlichen Erfahrungswelt" (S. 117), aus der religiösbedingt "unterschiedliche Pflichtenkreise" für Männer und Frauen getrost abgeleitet werden dürften. Dementsprechend stößt sich Bahners auch nicht an einem "sittliche[n] Unterschied unterschiedlicher Verhaltensregeln für die Geschlechter" (S. 119), wobei er dies jedoch nicht als "sittliche Hierarchie" missverstanden sehen möchte. Unterschiedliche Verhaltensregeln für die Geschlechter? Wahrhaft aufgeklärten Geistern würde hier, anders als Bahners, als erstes der Begriff der Doppelmoral einfallen.

Es ist also das rückwärtsgewandte Frauenbild des Autors, das ihn daran hindert, den Grundgedanken der Islamkritik nachzuvollziehen. Entsprechend schreibt Bahners auf Seite 106: "In Tücher eingehüllt wird normalerweise das Kostbare. Die Verschleierung ist ein Indiz der Vornehmheit. Es widerspricht also unserer Intuition, dass der Zweck des Kopftuchs, wie von seinen feministischen Gegnerinnen behauptet, die demonstrative Herabsetzung der Frau sein soll."

Bahners bedient sich an dieser Stelle einer übereinfachen und somit auch letztlich falschen Gleichung: Muslimische Frauen verhüllen sich + Man verhüllt in der Regel etwas Kostbares = Im Islam wird die Frau für sehr kostbar gehalten und damit besonders wertgeschätzt. Überträgt man diese Art der Argumentation auf einen anderen Sachverhalt, wird der logische Bruch schnell deutlich: Sklavenhalter legten ihre Sklaven in Ketten und schlossen sie in ihren Quartieren ein + Man sichert in der Regel sehr kostbare Dinge mit Ketten und Schlösser = Sklavenhalter sehen in ihren Sklaven etwas sehr Kostbares und bringen ihnen eine besondere Wertschätzung entgegen.

Letztlich kann also auch ein Mann, der seine Frau in der Wohnung einschließt, bevor er zur Arbeit geht, sich von nun an darauf berufen (falls er "Die Panikmacher" im Bücherregal stehen hat), er wolle lediglich etwas Kostbares schützen, weil es ihm so viel bedeutet.

Bahners ist nicht in der Lage, das Vordringen (islamischer) Religiosität in säkulare Strukturen als problematisch einzustufen, weil er selbst schmerzlich an einem von ihm empfundenen Mangel christlicher Präsenz in der Öffentlichkeit leidet. So zitiert er auf Seite 118 Udo Di Fabio: "Vielleicht wäre die beste Integrationsofferte das Wiedererstarken der christlichen Gemeinden und des christlichen Lebensentwurfs [...]" (Seite 118). Die Religiosität muss für Bahners folglich sichtbar und spürbar sein und gehört keineswegs ins Private verbannt. Aus dieser Einstellung heraus muss er auch selbstverständlich das Kopftuchverbot für Lehrerinnen zutiefst ablehnen.

Auf Seite 110 stellt Patrick Bahners die Frage: "Was konnte die Aussicht, in staatlichen Schulen nirgendwo einer Lehrerin mit Kopftuch zu begegnen, für die Zugehörigkeit muslimischer Mitbürger bedeuten?" Diese Stelle ist entlarvend. Das Nichtvorhandensein Kopftuch tragender Lehrerinnen hat Bahners zufolge Konsequenzen für die Zugehörigkeitsgefühle "muslimischer Mitbürger" im Allgemeinen, und zwar offenbar völlig unabhängig davon, ob in der betreffenden muslimischen Familie das Tragen von Kopftüchern überhaupt üblich ist. Warum sollten Muslimas ohne Kopftuch - die überragende Mehrheit also - das Fehlen einer Kopftuchträgerin im Lehrpersonal als problematisch ansehen? Auf diese Idee kann man nur kommen, wenn man Kopftuchträgerinnen als "die echten" Musliminnen ansieht und alle anderen als Pflichtvergessene.

"Die Panikmacher" reiht sich letztlich in eine Flut antifeministischer, antiemanzipatorischer und kulturrelativistischer Bücher, Essays und Artikel ein, die im deutschen Kulturbetrieb der letzten Jahre eine unheilvolle Rolle gespielt haben. Das "Meisterwerk der Aufklärung" entpuppt sich somit als Machwerk der Gegenaufklärung.
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Exakter Leser
03.06.2011 12:42:06
Das Kostbare WIRD eingehüllt
"In Tücher eingehüllt wird normalerweise das Kostbare": Der Gebrauch des Passiv ist verräterisch: Die Frau -- wohlgemerkt laut Bahners -- WIRD verhüllt. Eine solche Fremdbestimmung ist für Bahners anscheinend überhaupt nicht problematisch.
Säkular aber harmlos
27.02.2011 12:14:35
Logik eines Feuilleton-Scharlatans
"In Tücher eingehüllt wird normalerweise das Kostbare."

Und mit Sternen kennzeichnet man normalerweise das positiv Herausragende (siehe auch: Sheriffs mit Stern auf der Brust).

Bahners müsste also schlussfolgern: Die Nazis mochten Juden.
Max
27.02.2011 12:02:06
zu Bahners
Ich will jetzt wirklich nicht ins Persönliche gehen, aber es ist nun einmal einfach mein Eindruck:

Als ich das Foto von Bahners im "Spiegel" sah, wie er mit verkniffenem Gesicht und verkrampfter Körperhaltung neben einer freundlich lächelnden Necla Kelek stand - mein erster Gedanke war da, dass dieser Herr dermaßen "ungeküsst" aussieht, dass man darin vielleicht auch den Grund für seine hintlerwäldlerisches Frauenbild sehen kann.
5 Elemente gesamt
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