von Philipp (P)
Die Grünen haben es geschafft: sie sind zur kleinen Volkspartei geworden, regieren Bundesländer und stehen bereit als neue große linke Partei im Politsystem zu fungieren. Sie haben zentrale politische Anliegen durchgesetzt und in den Gencode anderer Parteien eingewirkt, die sich nicht ernsthaft wehren wollten oder konnten. Und: sie haben ihren Gründungsmythos vollendet – die Atomkraft verschwindet aus Deutschland. Dafür gilt ihnen Dank und Anerkennung ihrer Wähler. Doch: die Grünen könnten Opfer ihres eigenen Erfolges werden.
Atom, Atom, Atom. Und nebenbei – mehr Grün, mehr Umweltbewusstsein, mehr Toleranz. Dafür werden sie gewählt. Und was viele Wähler mit “schlucken” obwohl sie davon vielfach nicht ganz so begeistert sind oder es nicht als wichtigstes Thema wahrnehmen: Multikulti, Einwanderung, Kulturegalitarismus.
Wenn nun aber das Hauptthema der Grünen wegfällt, weil sie sich durchgesetzt haben: was wird dann das zentralste Megathema der Grünen? Mit welchem Thema schaffen sie es künftig, die anderen, nebenbei gespielten und durchaus nicht von allen geteilten politischen Anliegen zu überspielen? Welches Thema bindet genug Menschen hinter den Grünen, kann begeistern und aktivieren? Gentechnik, Nanoessen und Agrarexporte in die dritte Welt? Fraglich. Multikulti und Einwanderung. Auf keinen Fall. Wertstofftonne? Toleranz und Weltfrieden? Oder begeben sie sich auf das Terrain anderer Parteien – und stellen sich hinter mehr sozialen Ausgleich oder die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie? Das könnte gefährlich sein und den grünen Markenkern beschädigen.
Die Grünen stehen vor einer grundsätzlichen Ausrichtungsfrage, die so wichtig ist, dass selbst die professionelle Außenwirkung und das eingeübte Marketing eine Fehlentscheidung nicht kaschieren könnten. |
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