Lesehinweis
(Seidl): Mein Kollege Patrick Bahners hat vorgeschlagen, diesen Satz als Verpflichtung zu lesen. Der Islam gehört zum Gültigkeitsbereich des Grundgesetzes. Die Menschenrechte gelten in der Moschee.
(Matussek): Wenn man es so herum liest: ja. Aber das muss man dann auch klarmachen. Man muss sagen: Hier wird nicht eine Tradition beschrieben, sondern eine Handlungsethik formuliert.
(Seidl): Erinnert Sie die populäre Islamkritik nicht an den Kulturkampf Bismarcks? Ist das nicht eine urkatholische Erfahrung: dass man unter dem Verdacht steht, nicht loyal zu sein zum preußisch-wilhelminischen Staat, sondern das Gesetz der Kirche über das der staatlichen Obrigkeit zu stellen?
(Matussek): Soweit ich weiß, haben Katholiken damals keine Züge in die Luft gesprengt, keine Giftgasattentate vorbereitet, weder Angst noch Schrecken bereitet. Ich finde, es gibt eine üble Asymmetrie. Wenn in Florida dieser irre Pastor einen Koran verbrennen will, schalten sich Clinton und Obama ein, und die ganze Weltöffentlichkeit ist besorgt. Wenn in Berlin die Abtreibungsbefürworter eine Bibel verbrennen und Kreuze in die Spree werfen, ist das nicht einmal eine Meldung im Lokalteil. Und wenn Mathieu Carrière in einer Talkshow die katholische Kirche als kriminelle Vereinigung bezeichnet, johlt das Saalpublikum, und der Katholik Markus Lanz sitzt da und sagt nichts.
http://www.faz.net/artikel/C30351/matthias-matussek-im-f-a-s-gespraech-wir-haben-den-besseren-weihrauch-30438001.html
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