DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Zu Unrecht verdächtigte Islamisten
von Thomas Baader
 
Vielerorts kann man jetzt darüber lesen, wie voreingenommen „wir“ doch sind: Schließlich haben so viele von uns die Anschläge in Norwegen anfangs einer islamistischen Organisation zugeschrieben. Das sei, so kann man jetzt hören, ein klarer Beleg für unsere eigenen Vorurteile.
 
Ist das tatsächlich so? Zweifellos muss man zustimmen, dass derjenige, der vorsätzlich und wissentlich seine eigene Täterschaft verheimlicht, indem er sie einem anderen zuschiebt, aus niederen Beweggründen handelt. Beim Massaker von Katyn im Zweiten Weltkrieg etwa wurden 22000 polnische Offiziere auf Stalins Anweisung hin ermordet. Hinterher behauptete man, es seien die Nazis gewesen.
 
Anders als bei Katyn ist es hier jedoch nicht der Täter selbst, der einen anderen für sein Verbrechen verantwortlich macht. Daher hat die Vergleichbarkeit beider Fälle klare Grenzen. Eines sollte man sich jedoch fragen: Warum war es für die Sowjets so leicht, über Jahrzehnte hinweg den Eindruck zu erwecken, Hitlers Schergen hätten bei Katyn eine große Anzahl unbewaffneter Menschen massakriert? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil es genau die Art von Tat ist, die Nazis üblicherweise verrichten. Und so haben all die Historiker, die Stalin auf den Leim gegangen sind, schließlich nicht eine Gruppe völlig unschuldige Friedensfreunde gemeiner- und fälschlicherweise verdächtigt, sondern eben genau den entmenschlichten Abschaum, den Hitlers Wahnsinn hervorgebracht hat. „Unschuldig“ waren die Nazis lediglich im Hinblick auf Katyn. Dem gegenüber stehen unzählbar viele Fälle, bei denen die Nazis grausam und voller Menschenverachtung mordeten.
 
Ähnliches gilt nun freilich für die Islamisten. Und damit haben wir auch die Antwort auf die Frage, warum sie gleich unter Verdacht fielen und weshalb auch ein solcher Verdacht, auch wenn er letztlich falsch sein sollte, nichts mit Vorurteilen zu tun hat. Warum dachten wir also bei den Anschlägen von Norwegen an Islamisten? Wegen nichts, wollen uns einige Journalisten nun einreden. Wegen New York, Madrid, London, Mumbai, Stockholm, halte ich dagegen. Und auch wegen zahlreicher weiterer Anschläge, die glücklicherweise nicht zur Ausführung kamen, sondern im Planungsstadium verhindert wurden.
 
Die Kritik an der Berichterstattung der meisten Fernsehsender und Zeitungen sowie den Äußerungen der meisten Terrorexperten unmittelbar nach der Tat ist also unangebracht. In aller Regel war die Rede davon, dass nach „derzeitigem Stand der Ermittlungen“ ein islamistischer Tathintergrund sehr wahrscheinlich sei. Aussagen dieser Art waren zu diesem Zeitpunkt inhaltlich völlig richtig. Für die Tat des Anders Breivik gab es in der jüngeren Vergangenheit kein aus dem rechtextremen Spektrum stammendes Vorbild. Ein Terrorexperte, der in den ersten Stunden nach der Tat gesagt hätte „Das war bestimmt ein Rechtsextremer“, hätte hellsichtig sein müssen. Eben das sollte uns zu denken geben, allerdings in dem Sinne, dass hier ein Hinweis darauf zu sehen ist, wie isoliert doch eine rechtsextrem motivierte Tat dieser Größenordnung innerhalb der Terrorismusgeschichte der jüngeren Vergangenheit steht. Während in den letzten Jahren eine ganze Kette islamistischer Großanschläge zu verzeichnen war, gab es bislang keine Kette rechtsextremer Großanschläge und wird es wohl auch im Gefolge der Bluttaten in Norwegen nicht geben.
 
Bezeichnend die Reaktionen der Verharmloser: Jetzt, wo der Täter eines Großanschlages ausnahmsweise ein Rechtsextremer gewesen ist, fragt beispielsweise im Leserkommentarbereich bei WELT Online ein Unbedarfter, ob nicht alles, was im Hinblick auf den Islamismus gesagt wurde, nur Panikmache gewesen sei. Was sei denn eigentlich seit 9/11 schon groß passiert?
 
Die Einstellung, die hinter dieser Frage steckt, ist erschreckend. Passiert sind nämlich all die oben bereits aufgezählten islamistischen Anschläge. Hat dieser Leser das Massaker von Madrid mit seinen 191 Toten (mehr als doppelt so viel wie in Norwegen) etwa bereits völlig verdrängt? Weil in diesem Fall diejenigen die Täter gewesen sind, die in seinem Weltbild nur als verfolgte Opfer vorkommen dürfen?
 
Die ach so unschuldigen Islamisten feierten die Anschläge von Norwegen übrigens begeistert in ihren einschlägigen Internetforen, solange sie noch glaubten, einer der ihren sei der Urheber gewesen. Dies macht deutlich, dass Anders Breivik nicht als Antipode des Islamismus zu sehen ist, sondern vielmehr als sein Bruder im Geiste. Und auch, dass den Islamismus zu verdächtigen eben nicht unangebracht war.
 
Dennoch beklagt Hasnain Kazim bei SPIEGEL Online, die „vorschnelle Anklage“ habe Ressentiments geschürt. Man möchte fragen: Ressentiments gegen wen? Gegen die Islamisten? Das wäre nun so sinnvoll wie zu behaupten, die falsche Anklage im Fall Katyn habe Ressentiments gegen Nazis geschürt. Oder meint Kazim etwa, die „vorschnelle Anklage“ gegen Islamisten schüre Ressentiments gegen Muslime im Allgemeinen? In diesem Fall aber wäre es Kazim selbst, der offenbar nicht zwischen Islamisten und Muslimen unterscheidet.
 
Blamiert haben sich allerdings, das soll nicht unerwähnt bleiben, wie immer jene Zeitungen und Internetportale, die zu einem Zeitpunkt der noch nicht klaren Informationslage keine Vermutungen ausgesprochen haben, sondern Tatsachenbehauptungen aufstellten. Wer also nur wenige Stunden nach der Tat schrieb, die Islamisten hätten einen Anschlag verübt (statt „haben vermutlich und nach derzeitigem Erkenntnisstand einen Anschlag verübt“), ist sicherlich alles andere als ein sorgfältig vorgehender Journalist. Nun sind aber Falschbehauptungen und begründete Vermutungen zwei völlig verschiedene Dinge.
 
Das umstrittene Internetportal „Politically Incorrect“ präsentierte eine übereilte und platte Überschrift „Warum bombt der Islam ausgerechnet in Oslo?“. Von einer bloßen Vermutung kann also in einem solchen Fall keine Rede sein. Die unseriöse Berichterstattung wird allerdings jetzt von anderen Journalisten weitergeführt: Danach hat nicht „der Islam“ in Oslo gebombt, sondern „die Islamkritik“.  

Dieser Text wurde am 29. Juli 2011 in voller Länge auch auf dem Blog "CDU-Politik.de" veröffentlicht:
http://cdu-politik.de.dd14918.kasserver.com/www/cdupolitik/wordpress314/2011/07/29/zu-unrecht-verdachtigte-islamisten/ 
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Geyer
28.07.2011 12:20:28
@ "Anti West Nachrichten"
Und jetzt bitte noch einmal in menschlicher Sprache... ;)
Anti-West Nachrichten
28.07.2011 10:06:52
Typisch West Nachrichten
Hier ist sehr schlecht und auch lügen tja wie immer!
Admin
28.07.2011 09:09:14
@ H. Jeßen
Die Meldung wurde von einer seriösen Quelle (SPIEGEL Online) übernommen:

"In islamistischen Internetforen wurden die Nachrichten über eine Explosion im norwegischen Regierungsviertel von Anhängern al-Qaidas als "frohe Nachricht" bejubelt. "Euch bleibt nicht mehr viel Zeit, eure Soldaten aus Afghanistan abzuziehen, oder ihr werdet Blut in den Straßen sehen", schrieb ein User."
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,776002,00.html
Hermann Jeßen
28.07.2011 08:26:46
links
"Die ach so unschuldigen Islamisten feierten die Anschläge von Norwegen übrigens begeistert in ihren einschlägigen Internetforen, solange sie noch glaubten, einer der ihren sei der Urheber gewesen."

Ist es möglich, konkrete cache-links zu diesen Stellen zu erhalten?
C. D.
27.07.2011 12:23:03
Natürlich
Natürlich deute am Anfang alles auf Islamisten hin. Das war eindeutig deren Handschrift. Breivik hat von ihnen gelernt.
Ehrlich Betroffener
27.07.2011 11:20:33
Was bringt die Zukunft
Man soll ja vorsichtig sein mit Prognosen. Ich stelle trotzdem mal die Vermutung auf: In absehbarer Zeit wird es einen weiteren großen islamistischen Ansclag geben. Und danach natürlich weitere. Rückblickend aus dem Jahr 2050 wird man dann sagen müßen: Der rechtsextreme Terroranschlag von Norwegen ragt in dieser Zeit als ein einzelnes Ereignis aus einer großen Zahl islamistischer Anschläge heraus. Es wird wohl in der Rückbetrachtung kein Gleichgewicht zwischen rechtsextremen und islamistischen Anschlägen geben, was die Anzahl der Taten und der Toten betrifft.
Max
27.07.2011 10:52:52
So ist es
Der Islamismus wurde verdächtigt, weil die Chance, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handelt, schätzunhsweise bei 95% lag.

Jetzt sind die anderen 5% eingetreten. Das widerlegt dennoch nicht die grundsätzliche statistische Verteilung.
7 Elemente gesamt
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