Lesehinweise
Wer angesichts der Toten versucht, islamkritische Debatten zu unterbinden oder im Umfeld des Rechtsradikalen zu vertäuen, schadet auch dem emanzipatorischen Interesse jener säkularen Muslime, die nur mit der Rückendeckung einer breiten gesellschaftlichen Diskussion Fortschritte in ihren Communitys erkämpfen können. Das Niveau wie der Zeitpunkt der Diskussion sind beschämend. Die aufschäumende Hysterie und Intoleranz sind kein gutes Omen für jene innere Verfasstheit, die durch eine Wahnsinnstat wie die von Oslo und Utøya hierzulande wohl zu ganz anderen Reaktionen geführt hätte als in Norwegen.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13512986/Deutsche-Blamage-wir-und-Norwegens-Tragoedie.html
Breivik zum abschreckenden Repräsentanten oder irregeleiteten Vertreter islamkritischer, konservativer Kreise zu erklären, ist intellektuell etwa so unredlich, wie wenn man die heutigen Sozialdemokraten, die beispielsweise in der Schweiz den «Kapitalismus überwinden» wollen, in eine Blutspur mit den internationalen Kommunisten stellte, die im Namen der Kapitalismusüberwindung Millionen Todesopfer produzierten. Ebenso wenig sind alle grünen Veganer daran mitschuldig, dass ein militanter Pflanzenesser vor neun Jahren den holländischen Islamkritiker Pim Fortuyn auf offener Strasse ermordete.
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2011-30/editorial-ohnmacht-die-weltwoche-ausgabe-302011.html
Man braucht einen Sündenbock. Nachdem ich zu einem Stamm gehörte, der das Christentum, den Marxismus und die Psychoanalyse erfunden hat, bin ich gerne bereit, auch die Verantwortung dafür zu übernehmen. Ein paar Namen kommen dagegen gar nicht vor: Ich habe mit meinen Freunden Leon de Winter und Hamed Abdel-Samad vor kurzem gesprochen, die beiden sind beleidigt, weil sie in dem ganzen Komplex nicht angemessen erwähnt werden. Warum sich alle auf mich kaprizieren, weiß ich auch nicht.
http://www.stern.de/panorama/broder-und-das-breivik-manifest-man-braucht-einen-suendenbock-1710964.html
Ein zweiter vielleicht wichtiger Punkt ist jedoch Sarrazin. Muss man, darf man einen verdienten Berliner Ex-Finanzsenator, Bundesbanker und Autor eines umstrittenen, in etlichen Aussagen hoch bestreitbaren, in anderen Passagen auch profund oder provokativ anregenden Sachbuchbestsellers so nebenbei in einem gedanklichen Atem mit der Tragödie in Norwegen nennen? Eher nicht.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/wort-und-mord/4443970.html
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