von Konservativ (P)
Wie gerne wollte ich eine Satire schreiben. Oft juckte es mich in den vergangenen Monaten in den Fingern, wenn ich in den Medien auf Dinge gestoßen bin, die man zu seinem eigenen Wohl am besten nur mit Humor behandelt. Jedes Mal aber schrieb ich am Ende doch keine Satire: Die Realität war stets skurriler, krasser, lächerlicher oder schlicht unwirklicher, als alles, was ich hätte schreiben können. So auch dieses Mal.
In den vergangenen Tagen galten meine „Besuche“ der Website von „Einladung zum Paradies“, einer muslimischen Organisation, die vor allem durch den clownesken Prediger und Konvertiten Pierre Vogel größere Bekanntheit erreicht hat. Am meisten hatte es mir das dortige öffentliche Diskussionsforum (oder besser: Forum, ohne Diskussion) angetan. In der Kategorie Fataawa / Fatwa können Gläubige Fragen dazu stellen, wie bestimmte islamische Rechtsgutachten zu verstehen sind.
So fragen Interessierte, ob man die eigenen Töchter mit Barbiepuppen spielen lassen dürfe (besser nicht), ob man als Muslim den Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften zu ihren religiösen Festen gratulieren dürfe (klares nein), ob der Käse halal ist (kommt darauf an), wie sich Frauen in Internetforen verhalten sollen (am besten nur mit anderen Frauen kommunizieren) und wie man gut den Blick senkt (sehr komplex).
Die Mentalität, die in dem Forum herrscht, bringt ein Fragender mit der folgenden Formulierung überdeutlich zum Ausdruck: „ich will hier nicht disktieren schwester, weil man das nicht darf ich weiss, aber es ist für mich wichtig [...]“
Die bekennenden Freunde der Geschlechterapartheid werden in diesem Forum an anderer Stelle sehr deutlich, beispielsweise wenn es darum geht, welchen Berufen eine Frau nachgehen darf und welchen nicht: „Außerdem muss sich der Anwalt mit den Beklagten und im Gericht mischen. Und der Frau sind solche Handlungen verboten. Deswegen ist es der Frau nicht erlaubt als Anwältin zu arbeiten, solange sich diese Lage nicht ändert.“
Denn in Frauenangelegenheiten zitiert man in diesem Forum zustimmend den guten alten Sheikh ibn Uthaimin: „Bei Ablehnung der Heirat verliert man den Nutzen der Heirat. Ich rate meinen Brüdern im Islam, die die Wächter der Frauen und meinen Schwestern sind nicht von der Heirat abzulassen auf Grund der Beendigung der Schule oder der Lehre. [...] Aus meiner Sicht, wenn eine Frau die grundlegenden Stadien erreicht hat, dass sie in der Lage ist zu lesen und zu schreiben und somit einen Nutzen ziehen kann aus ihrem Wissen, da sie sich nun aus dem Buche Allahs, seinem Tafsir, den Hadithen des Propheten (saws) und seiner Erklärungen, aneignen kann, so ist dies alles was sie wirklich braucht. Es sei denn sie studiert in einem Bereich, denn die Leute wirklich benötigen wie Medizin und ähnliche Bereiche.“
Dankenswerterweise sagt man in dem Forum aber auch, was einer Frau gestattet ist (obwohl es da ja gar nicht so arg viel zu sagen gibt): „Es ist einer Frau erlaubt, an öffentlichen Diskussionsforen teilzunehmen, so lange sie sich an folgende Bedingungen hält: 1. Sie sollte sich nur so viel beteiligen, wie notwendig ist, d.h. sie kann ihre Frage stellen oder sagen, was sie zu sagen hat und dann wieder gehen, und sie sollte nicht mehr kommentieren, als nötig ist [...]“
Besondere Verhaltensregeln für die Teilnahme von „Niggern“ an Diskussionsforen gibt es aber bei der „Einladung ins Paradies“ bislang noch nicht. Mal abwarten. |