Ken japsend: Der Judenreferent vom RBB
von Thomas Baader
Er stammelte sich ins Abseits: Ken Jebsen, der große Verschwörungstheoretiker unter den Radiomoderatoren. Seine Fangemeinde hält dennoch in unverdrossener Nibelungentreue zu ihm. Wen wundert’s? Der Schnellsprecher vom RBB befriedigt antiamerikanische und antiisraelische Ressentiments.
Nein, den Holocaust geleugnet hat Jebsen nicht. Wenn man die berüchtigte, auf der Achse des Guten veröffentlichte Email (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ich_weis_wer_den_holocaust_als_pr_erfunden_hat/) in voller Länge liest, wird deutlich, dass er sich zwar reichlich verschwurbelt und missverständlich ausgedrückt hat – aber man braucht tatsächlich nur ein ganz klein wenig guten Willen, um festzustellen, dass der Satz von „holocaust als PR“ auf die entsprechende Kampagne der Nazis bezogen war. Bei Jebsen heißt es außerdem noch: „was ist das grösste problem der juden ? ihre führer.“ Der Satz zeigt, wohin die Reise geht: Jebsen erklärt uns den Juden als solchen.
Die Peinlichkeit des ganzen Vorganges berührt den Leser auf eine irgendwie sehr unangenehme Art und Weise: Da ist ein Radiomoderator, der sich für den letzten kritischen Journalisten der Welt hält. Natürlich geht es in seiner Sendung auch immer entsprechend anarchisch, unkonventionell, subversiv und investigativ zu. Die Welt ist dumm und blöd, nur Jebsen hat den Durchblick. Er erkennt daher auch die ungeheuerliche Wahrheit hinter 9/11. Es kann sich nur um einen Insiderjob handeln. Warum das aber nicht auch die Democrats erkennen, die doch durch eine Aufdeckung dieser „Wahrheit“ die Möglichkeit hätten, die republikanische Partei auf immer und ewig zu vernichten? Keine Ahnung. Vermutlich hat in der Democratic Party ganz einfach niemand das geistige Niveau von Jebsen (keine Ironie an dieser Stelle).
Nein, es ist ganz einfach so: Wir haben schlichtweg Unrecht und Jebsen hat Recht. Die Rechthaberei ist nämlich sein Spezialgebiet. Beispiel: Gaddafi kann nicht schlecht gewesen sein, denn er hat ja immerhin 40 Jahre regiert. Der Dreißigjährige Krieg war auch nicht schlecht, denn er hat ja immerhin 30 Jahre gedauert. Letzteres hat Jebsen zwar nicht gesagt, aber es folgt derselben Logik.
Während also alle guten Dinge auf der Welt ihre Vierzigjahrfeier verdient haben – sei es nun Gaddafi oder die DDR –, macht der Westen wie immer alles schlecht. Im Gegensatz zu Gaddafi lässt der Westen in seinem liberalen System auch allerlei Sonderlinge gewähren. Sowas wie Jebsen hätte es bei Gaddafi nicht gegeben.
Und der hat eben den Durchblick. Es braucht auch endlich mal ein palästinensisches Yad Vashem, findet Jebsen – eine Aussage, die eigentlich nur dann Sinn macht, wenn der Sprecher dieses Satzes der Ansicht ist, die Palästinser wären die Juden von heute und die Juden von damals wären die Nazis von heute. Der Judenreferent verbeugt sich und dankt für die Aufmerksamkeit.
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