Lesehinweise
Alles begann, als Steinbach am 31. Januar twitterte: "Adenauer-Stiftung macht eine Aktion gegen Rechtsextremismus. Ist halbherzig. Rechts- und Linksextremismus sind beide demokratiefeindlich." Daraufhin entspann sich eine Debatte über die Vergleichbarkeit von Extremismen. Die wiederum fand ihren vorläufigen Höhepunkt am Mittwochabend, als Steinbach die Welt wissen ließ: "Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI…"
Die Nazis als Linksextremisten? Experten sehen das anders. Die NSDAP, sagt etwa der Historiker Heinrich August Winkler, "war das organisierte und extremste Nein zu allem, wofür linke Parteien standen. Rechter kann man gar nicht stehen." Die Nazi-Partei sei "mindestens so antiliberal gewesen sie wie antimarxistisch war". Ausgezeichnet habe sie sich durch eine "radikale Verneinung der Aufklärung", es handle sich alles in allem vermutlich um "die rechteste Partei, die es je gegeben hat".
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,812950,00.html
Siehe aber auch:
Arnulf Baring: "Die Nazis waren eine Linkspartei."
http://www.youtube.com/watch?v=CAIfmOZDJP4
Joachim Fest: "War Adolf Hitler ein Linker? [...] Manche guten Gründe sprechen dafür, dass der Nationalsozialismus politisch eher auf die linke als auf die rechte Seite gehört. Jedenfalls hatte er Zeit seines Bestehens mit dem Totalitarismus Stalins mehr gemein als mit dem Faschismus Mussolinis."
http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/09/27/a0148
In the book, Goldberg argues that fascist movements were and are left-wing. He states that both modern liberalism and fascism descended from progressivism, and that prior to World War II, "fascism was widely viewed as a progressive social movement with many liberal and left-wing adherents in Europe and the United States".
http://en.wikipedia.org/wiki/Liberal_Fascism
Schon das Wort Nationalsozialismus weist ja auf eine Nähe hin, die Rückblick ziemlich kompromittierend wirken muss. Die Fahne der Bewegung war nicht braun oder schwarz, sondern leuchtend rot wie die der Konkurrenz, und es gibt in der Geschichte der politischen Glaubensrichtungen auch nicht viele Ideologien, deren Anhänger sich mit Genossen angeredet haben. Es sind exakt zwei. Das schöne Wort Sozialismus aus dem hässlichen Nationalsozialismus gerettet zu haben ist vielleicht einer der größten publizistischen Triumphe, die der Linken im Nachkriegsdeutschland gelangen - und eine der entscheidenden Voraussetzungen, um in den Folgejahren die Diskurshoheit zu eroberbn und zu sichern.
Man muss nicht so weit gehen wie der amerikanische Autor Jonah Goldberg, der den Faschismus für eine im Kern linke Idee hält. Aber dass der Marxismus eine der entscheidenden Quellen ist, aus der sich die ersten Faschisten in Italien bei der Abfassung ihrer programmatischen Schriften bedienten, daran kann kein Zweifel bestehen. [...] War Hitler ein Rechter? Die Frage ist nicht ganz so absurd, wie sie klingt. [...] 'Meine gefühlsmäßigen politischen Empfindungen lagen links, das Sozialistische mindestens ebenso betonend wie das Nationalistische', schreibt der spätere Holocaust-Organisator Adolf Eichmann in seinen Memoiren. Als 'eine Art Geschwisterkinder' hätten er und seine Kameraden Kommunismus und Nationalsozialismus wahrgenommen.
- Jan Fleischhauer: Unter Linken. Seite 291-294.
"Der Idee der NSDAP entsprechend, sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns verhaßter als der rechtsstehende Bürgerblock."
- Joseph Goebbels am 6.12.1931.
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