Lesehinweis
Hinsichtlich der Ermordung zeigten sich die Anwesenden relativ sicher, dass es von der Familie begangen wurde. Die Menschen munkelten, dass Arzu mit einem Andersgläubigen durchgebrannt sei und dass ihr Verhalten wohl das Ansehen und den Namen der Familie beschmutzt habe. Laut den Erzählungen im Dorf war Arzu einem anderen Mann versprochen. Doch sie wünschte die Beziehung zu einem Ungläubigen. Wäre sie nicht verlobt gewesen, dann hätte die Familie sie lediglich verstoßen. Jedoch war sie zur Ehe mit jemand anderem angedacht und Arzus Widerwillen brachte Schande über die Familie. Dem Verständnis der Dorfbewohner nach war Arzus Tod damit besiegelt. Allerdings kannte niemand Arzu persönlich oder hatten sie jemals getroffen.
An diesem Beispiel wird sehr gut deutlich, wie stark die Affinität unsere Landsleute zu Gerüchten ausgeprägt ist.
Wenn ein Mädchen umgebracht wird, so wird unmittelbar darauf geschlossen, dass sie sich ehrenlos verhalten haben muss. Im kausalen Zusammenhang tritt die Überzeugung in Erscheinung, dass die Familie mit einer Ermordung richtig gehandelt habe. Trotz der kulturellen, ethnischen und religiösen Vielfalt des mesopotamischen Raumes, gab es im Rollenverständnis der Geschlechter und im Verständnis von Ehre, stets eine gemeinsame Schnittmenge.
http://www.cileli.de/peri/pressemitteilung_arzu_yirmibesoglu.html
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