Lesehinweis
Die Selbstzufriedenheit, mit der die Parteigranden Gregor Gysi, Gesine Lötzsch und Klaus Ernst ihren prominenten Fang bei der Suche nach einem Gegenkandidaten zu Gauck präsentieren, weicht mit zunehmender Dauer einer gewissen Nervosität, die Veranstaltung könnte in eine Politklamotte abgleiten. Gleich zu Anfang wird deutlich, wie die Linke-Chefs die Nominierung Klarsfelds propagandistisch zu nutzen gedenken. Deren Präsidentschaft würde das Signal in die Welt senden, dass sich Deutschland wirklich grundlegend geändert habe, sagt Gysi. Als hätte dieses Land einen solchen internationalen Nachweis noch nötig - und schon gar diesbezügliche Nachhilfe von der SED-Nachfolgepartei! Die antifaschistische Fährte, die Gysi, Lötzsch und Ernst legen wollen, soll ablenken von jenem Thema, das der Linkspartei wehtun könnte und das ein Bundespräsident Gauck sicherlich ungeschminkter ansprechen würde als seine Vorgänger: das noch immer auf der deutschen Demokratie lastende Erbe der SED-Diktatur, von dem sich die Linkspartei nicht lösen kann und will und das sie daher ihrerseits herunterspielt und relativiert.
Den Gipfel der Heuchelei erreichen Gysi, Lötzsch und Ernst, als die Sprache auf das Verhältnis zu Israel kommt. Mehrfach wird die stets eindeutig israelsolidarische Beate Klarsfeld darauf angesprochen, ob sie denn die Nähe zu einer Partei nicht störe, in der als "Antizionismus" drapierte offene Israelfeindschaft grassiert und in der es Bundestagsabgeordnete wie Ulla Jelpke gibt, die das Existenzrecht Israels infrage stellten. Unverfroren verbittet sich Gysi solche vermeintlichen Unterstellungen, und stereotyp verweist Lötzsch immer wieder auf den Passus im neuen Grundsatzprogramm der Partei, mit dem sie sich zu eben jenem Existenzrecht bekenne.
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Weiß Beate Klarsfeld nicht, dass Bundestagsabgeordnete der Linken an der von islamistischen Extremisten organisierten Gaza-Flotte teilgenommen haben und dafür von der Parteispitze nie gerügt wurden? Ist ihr entgangen, dass mehrere Abgeordnete, darunter die designierte stellvertretende Bundesvorsitzende Sahra Wagenknecht, sich 2010 im Bundestag weigerten, zu Ehren des israelischen Präsidenten Schimon Peres aufzustehen? Klarsfeld scheint das alles nicht anzufechten. Der Linken sei ihre klare positive Haltung zu Israel doch bekannt, und so müsse sie davon ausgehen, dass diese auch akzeptiert werde. Da kann man gespannt sein. In der Zeitung "Junge Welt", die der Linkspartei nahesteht, wurde Klarsfeld bereits als "Kriegstreiberin" und "aggressive Zionismusapologetin" denunziert. Womöglich wird es ihr nicht erspart bleiben zu erkennen, in welche finstere Gesellschaft sie sich begeben hat.
http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article13896634/Am-Rande-einer-Politklamotte.html
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