DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Kristina Schröder (CDU) und Heinz Buschkowsky (SPD) bei Reinhold Beckmann
Fernsehkritik
von N. Lightenment (P)
 
Kristina Schröder taugt einfach zu gut zum Feindbild. Hans-Ulrich Jörges fiel beim STERN vor kurzem bereits regelrecht ein Ei aus der Hose („das törichte Mädchen“), als die junge Familienministerin es wagte, andere Ansichten zu vertreten als ein STERN-Redakteur.

Bei Beckmann zeigte Schröder, dass sie entgegen der Behauptungen ihrer Kritiker heikle Themen differenziert und sachlich angeht. Sie sprach nicht nur über Deutschenfeindlichkeit, sondern auch über Benachteiligung von Türken bei Bewerbungsverfahren. Sie konzentrierte sich bei Integrationsfragen nicht nur auf negative Fälle, sondern wollte auch positive Beispiele genannt wissen. Sie stellte auch klar, dass nicht hinter jeder diskriminierenden und abwertenden Äußerung ein entsprechendes verfestigtes Weltbild stehen müsse. Moderator Beckmann schien dadurch etwas überfordert zu sein. Seine verdeckten und zugleich trotzdem völlig offensichtlichen Versuche, den von Schröder ins Gespräch gebrachten Begriff der Deutschenfeindlichkeit als unpassend zu entlarven, überzeugten nicht wirklich.
 
Zwischen Schröder und Buschkowsky wiederum gab es nur wenig Differenzen bezüglich der Analyse des Ist-Zustandes, sondern hauptsächlich unterschiedliche Ansichten im Hinblick auf die Konsequenzen (z. B. Kita-Pflicht ab dem 1. Lebensjahr). Über den einzuschlagenden Weg, wie die Probleme zu lösen sind, herrschte als Uneinigkeit, weniger aber über die Probleme selbst.
  
Schröders Argumentation offenbarte im Verlauf der Diskussion nur wenig Schwachpunkte, sodass der Frankfurter Rundschau in ihrer Fernsehkritik nicht anderes übrigblieb, als ins Persönliche zu zielen („Trotzköpfchen“) und „zerzaustes Blondhaar“ herbeizuphantasieren. Ob die Familienministerin darüber hinaus vielleicht auch noch eingewachsene Zehennägel hat, konnte die für den Artikel zuständige Qualitätsjournalistin der FR trotz intensivster Recherchen vermutlich nicht herausfinden. Bei der Rundschau scheint man vor der Auseinandersetzung mit politischen Inhalten Andersdenkender bereits kapituliert zu haben und begnügt sich lieber mit dem Absondern von Gehässigkeiten.  

Die Runde wurde etwas lebhafter, als die Journalistin Dunja Hajali sowie die Schüler Jana, Kim und Ugur hinzu stießen. Die Dunja Hajali dabei zugedachte Rolle in der Sendung war die der Verbündeten Beckmanns bei dem Versuch, das Phänomen der Deutschenfeindlichkeit im Gesamtkontext schulischen Mobbings aufzulösen und damit letztlich zu negieren. Die Gegenfrage, die sich hier dem Zuschauer automatisch stellt: Hätte man nach dieser Logik nicht eigentlich erwiesene Fälle von Ausländerfeindlichkeit an Schulen ebenfalls zu unbedeutenden Varianten einer allgemeinen Mobbing-Mentalität erklären müssen? Auch hat es in solchen Fällen niemals den Appell gegeben, dass die Gefahr bestehe, die Gruppen durch die Debatte noch zusätzlich gegeneinander aufzuhetzen, wie Hajali sie nun bei deutschfeindlichen Vorfällen sieht.

Schüler Ugur sorgte mit schwer nachvollziehbaren Aussagen für Verwirrung: Deutsche würden ja nicht deswegen gemobbt, weil sie deutsch sind, sondern weil sie an dieser Schule zufällig in der Minderheit sind. An anderen Schulen würden eben Türken gemobbt, weil sie zufällig in der Minderheit sind. Daher könne man nicht von Deutschfeindlichkeit reden, es gebe lediglich Mobben von Minderheiten. Auch Türken und Kurden mobbten sich ja gegenseitig.

Mit diesen Aussagen entsprach Ugur ganz dem Trend, der seit Beginn der Sendung von Beckmann vorgegeben worden war: In dem Moment, wo sich Rassismus gegen Deutsche richtet, muss es sich um völlig unspektakuläres Mobbing handeln – eben weil es ja keine Deutschenfeindlichkeit geben darf. Aber folgerichtig mutierten dann in Ugurs Denken auch alle anderen Formen rassistischer Diskriminierung zu harmlosen Schülerstreichen.

Natürlich aber ist an dieser Logik alles falsch: Denn Mobbing gegen Türken an Schulen, wo Türken „zufällig in der Minderheit sind“, wurde und wird völlig zu Recht seit jeher als ein Rassismusproblem definiert. Ugurs Schlussfolgerung stellt also die Realität völlig auf den Kopf. Statt „Mobbing gegen Deutsche kein Rassimus, weil ja auch Mobbing gegen Türken kein Rassismus“ müsste es richtig heißen: „Mobbing gegen Türken ist Rassismus, also ist auch Mobbing gegen Deutsche Rassismus.“ Und genauso wenig kann man es als belanglose Schülerstreiche abtun, wenn türkische Jugendliche Hasstiraden gegen Kurden von sich geben. Beckmann fuchtelte trotzdem triumphierend mit dem Zeigefinger unter Schröders Nase herum und rief: „Ugar sagt, es gibt Deutschenfeindlichkeit gar nicht.“ Dabei wirkte der Moderator so begeistert, als sei Ugur kein Schüler, der seinen persönlichen subjektiven Eindruck wiedergibt, sondern Kriminologe Pfeiffer höchstpersönlich.

Beckmann schien während der Sendung auch entgangen zu sein, dass sich Buschkowsky in dieses Anti-Schröder-Team nicht richtig einspannen ließ. Mit den Worten „Warum sind sie deutschfeindlich? Sie sind hier geboren“ sekundierte Buschkowsy faktisch der Familienministerin und ging damit begrifflich ebenfalls von der Existenz von Deutschenfeindlichkeit aus.

Schülerin Jana berichtete schließlich, dass sie sich schon „deutsche Schlampe“ gefallen lassen musste, weil sie im Sommer kurze Hosen trug. Doch die Rundschau weiß aber auch hier zu differenzieren: „Man konnte allerdings beim besten Willen nicht den Eindruck gewinnen, dass Jana aus Wilhelmsburg diese Anfeindungen aus der Fassung gebracht hätten.“

Na dann! Wer immer jene Frau Tichomirowa von der FR ist, ich hoffe inständig, dass sie weder als Lehrerin noch als Psychologin tätig war oder ist. Denn wenn im Fernsehen ein vierzehnjähriges Mädchen stammelt „Dann kommen halt immer wieder Wörter wie [verlegene Pause] wie Schlampe“ und anschließend bekennt „Sowas tut mehr weh“ und „Es trifft einen sehr stark“, dann muss man schon eine gegen null tendierende emotionale Intelligenz aufweisen, um einen Satz wie den oben zitierten zu Papier bringen zu können.

Vielleicht aber werden wir aber auch noch den Tag erleben, dass die Realität in den Redaktionsstuben des Elfenbeinturms der Frankfurter Rundschau ankommt. Und dass man sich dort ernsthaftere Gedanken macht, aus welchen Gründen ein SPD-Bezirksbürgermeister wie Heinz Buschkowsky bei Reinhold Beckmann sagt: „Wer in ein fremdes Land geht, muss wissen, dass er auf andere Sitten trifft, und muss vorher entscheiden, ob er die für sich akzeptiert oder nicht. Ich bin eigentlich nicht bereit, dass die Zivilisationsstufe und das Zusammenleben, was wir uns über Jahrhunderte erarbeitet haben… dass wir uns da wieder zurückbeamen lassen. Ich finde das in Ordnung, dass Mädchen und Jungs zusammen Sport haben und zusammen schwimmen lernen. Ich finde das einfach verkehrt, dass bei uns Hinweisbroschüren an Lehrer verteilt werden, dass natürlich der Hausmeister nicht die Sporthalle betreten darf, wenn Mädchen Sport treiben.“

Na, zum Glück hat das nicht Kristina Schröder gesagt.

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El Grande Migranto
15.12.2010 21:54:13
So sah ich es
Buschkowsky und Schröder: beide recht vernünftig.

Beckmann: Schleimig wie immer.

Hajali: Blieb irgendwie unklar, was sie wollte.

Schüler: nett... aber auch etwas belanglos.
Feministin auf Besuch
15.12.2010 06:45:31
Ich fasse es nicht!
Eine eigentlich linke Zeitung wie die Rundschau!

Wenn die Multikulti-Idylle bedroht ist, wird sogar die sexuelle Belästigung einer Vierzehnjährigen runtergespielt. Die wird Schlampe genannt, weil sie kurze Hosen trägt? Macht nichts, offenbar hat es dem Mädchen ja nicht viel ausgemacht... sie wirkt heute ja ganz fröhlich.

Was für Leute beschäftigt die Rundschau da als Journalisten???
Stroganoff
14.12.2010 22:06:35
Wie wahr!
Aber eins hat der Autor des Artikels noch vergessen: Die Peinlichkeit des Abend war, wie Beckmann versucht hat auf cool zu machen und sich so bei den Jugendlichen anzubiedern. In dem Moment musste ich vor Fremdscham beinahe umschalten.
3 Elemente gesamt
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