Lesehinweis
Als Thilo Sarrazin vor siebzehn Monaten sein Buch veröffentlichte, in dem er Leute wie mich als minderwertige, der Gesellschaft schadende Subjekte beschrieb und mit falschen Zahlen seine Denunziationsschrift fütterte, passierte erstmal nichts.
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Bis zum heutigen Tag kann ich mich an keinen Herausgeber oder Chefredakteur von Rang erinnern, der den behaupteten Schaden, den wir Deutschland antun, mit einer einzigen Zeile gekontert hätte. Erst spät entstand eine lustlose Debatte darüber, ob es sich bei dem Buch nicht um einen gewöhnlichen Fall von vulgärem Rassismus handeln könnte.
Da war der Mob schon längst enthemmt und labte sich dumm und dämlich an dem Mist. Bis heute bescheinigen Autoritäten dieses Landes Sarrazin Größe und Mut. Seine letzte Tinte also ging in Ordnung.
Der alte Grass schreibt nun ein politisches Gedicht und sorgt sich um den Frieden. Ich mische mich nicht ein.
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Ich sehe, dass die Kommentatoren dieses Landes bei dem bloßen Verdacht auf Antisemitismus alles stehen und liegen lassen, um den Sprachtäter auf der Stelle zu entlarven, zu demontieren und fertigzumachen.
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Deshalb frage ich: Warum könnt ihr alten grauköppigen Kollegen, Chefs, Botschafter, Schriftsteller und Historiker, uns, die wir mit euch zusammenleben, nicht auf die gleiche, heldenhafte Art schützen, wie ihr es tut, wenn ihr meint, Hass und Unrecht richte sich gegen unsere jüdischen Freunde.
http://www.fr-online.de/meinung/kommentar-zum-grass-gedicht-wieso-schuetzt-ihr-nicht-alle--,1472602,14690572.html
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