Muslime der Welt - hört auf diesen Mann!
von Thomas Baader
Dass dem Journalistenimitator Daniel Bax bei der taz hin und wieder der Sinn für die Realität abhanden kommt, ist eine Sache. Eine andere Sache ist es, dass so etwas tatsächlich gedruckt wird.
Hamed Abdel-Samad wird bedroht. In seinem Heimatland Ägypten fordern Fanatiker offen seinen Tod. In einer progressiven und menschenfreundlichen deutschen Zeitung liest sich das in einem Artikel von Daniel Bax dann so:
Der Salafisten-Scheich Assem Abdel-Maged, dessen Ausfälle gegen Kopten und Säkularisten notorisch sind, rief auf dem Sender Elhafez offen zur Ermordung des Deutsch-Ägypters auf. [...] In Deutschland gehört Abdel-Samad zur Riege jener „Islam-Kritiker“, die ihre Herkunftskultur mit dem vermeintlich authentischen Blick des angeblichen Insiders kritisieren. In seinem letzten Buch prophezeite er vollmundig gar den „Untergang der islamischen Welt“. Es gibt nicht wenige, die ihn deshalb für einen Wichtigtuer und Selbstdarsteller halten.
Es liegt die Vermutung nahe, dass es nicht wenige gibt, die Daniel Bax für einen Schmierenjournalisten halten. Gesetzt den Fall, das wäre so und es gäbe außerdem mal einen Mordaufruf gegen Herrn Bax - wer auf der Welt käme dann wohl auf die völlig abartige, geradezu widerwärtige Idee, ausgerechnet diese Gelegenheit zu nutzen, um Urteile zur Qualität des Bax'schen Journalismus zu verkünden? Jeder auch nur halbwegs zivilisierte Mensch würde statt dessen, völlig unabhängig von einer eventuellen persönlichen Abneigung Daniel Bax betreffend, dem in Lebensgefahr befindlichen Mitmenschen seine Solidarität aussprechen, wenigstens aber sachlich und ohne hämische Seitenhiebe über den Vorfall berichten. Ein sehr kleingeistiger Mensch, der mit Daniel Bax eine Rechnung offen zu haben glaubt, könnte natürlich schon auf die Idee kommen, Bax verbal eine mitgeben zu wollen, anstatt Empathie für seine schlimme Lage zu entwickeln. Und ein von Neid zerfressener Mensch, der im Angesicht von Daniel Bax' großem Talent einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex entwickelt hat, könnte sogar auf die Idee kommen, noch einen Schritt weiter zu gehen. Glücklicherweise gibt es aber einen solchen Menschen wohl nicht.
Was es aber gibt, ist der folgende Satz aus dem taz-Artikel:
Ägyptische Medien haben von den Drohungen gegen den deutschen Publizisten bislang kaum Notiz genommen. Dafür hat Abdel-Samad den Fall nun selbst publik gemacht und sich hilfesuchend an Angela Merkel gewandt.
Bax will uns sagen: Der einzige, der diesen Morddrohungen große Beachtung schenkt, ist der egozentrische Abdel-Samad selbst. Womit der Text wenigstens so etwas wie Kohärenz bekommt, denn von hier aus lässt sich ein Kreis zum Vorwurf des Wichtigtuers und Selbstdarstellers ziehen.
Bax schafft es dann gerade noch so, sich den Hinweis zu verkneifen, dass Abdel-Samad mit seinen gerne getragenen pinkfarbenen Hemden auch noch modisch völlig daneben liegt, und ringt sich einen Ratschlag ab:
Abdel-Samad sollte den Salafisten-Scheich Assem Abdel-Maged deshalb am besten verklagen. Denn Todesdrohungen per TV sind auch in Ägypten nicht legal.
Als profundem Kenner des ägyptischen Rechtsstaates, zu dem man grenzenloses Vertrauen haben darf, fallen Daniel Bax Dinge ein, auf die man bei anderen Zeitungen gar nicht erst kommt. Mit seinen Erkenntnissen ist er immerhin weiter als die Islamisten, die bis zum Zeitpunkt der Lektüre des Bax-Artikels noch dachten, dass Morddrohungen legal seien.
Wenn nun sich manchem naiven Leser, der alles glaubt, was in der taz steht, letztlich doch der Eindruck aufdrängen sollte, dass es um Hamed Abdel-Samad nicht ganz so schade wäre, dann kann man sicher nicht Daniel Bax dafür verantwortlich machen. Explizit geschrieben hat er es schließlich nicht und die Schaffung eines entsprechenden Subtextes mag außerhalb seiner Fähigkeiten liegen. Aber eines weiß Daniel Bax ganz genau: Die Muslime der Welt brauchen ihn - ihn, den Bax von der taz, der sich schützend vor sie stellt, dabei all jene angeblichen authentischen Insider entlarvend, die sich in der Maske des Biedermannes in deutsche Talkshows einschleichen - ihn, den westlichen Journalisten, der aufgrund seiner überlegenen Fähigkeiten die Muslime bei der Hand nehmen und sie vor den Zumutungen jedweder Kritik bewahren kann.
In einem anderen Artikel wirft Bax übrigens den humanistischen Verantstaltern der "Kritischen Islamkonferenz" blanken Paternalismus vor. Das richtige Wort kennt er also schon mal. Nun muss ihm nur noch klar werden, was es bedeutet.
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