| | | | | DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN | - Weder Populisten noch Verharmloser - |
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Lesehinweis
Stellen wir uns für einen Moment vor, der Attentäter hätte das Jugendlager der rechten Fortschrittspartei heimgesucht und im Netz eine Anklage gegen den Atomstaat hinterlassen. Würden wir nun Claudia Roth zur geistigen Brandstifterin erklären und den Atomausstieg in Frage stellen? Wohl kaum. Wir würden das Nahliegende tun und den Attentäter als da sehen, was er ist: einen verwirrten Geist, der sich eine Wahnwelt zusammengezimmert hat, die am Ende zum Massenmord führt.
[...]
Die Erfahrung lehrt, dass Vorsicht geboten ist, wenn das Leid fremder Menschen zum politischen Geländegewinn benutzt wird. Diese Enteignung kommt immer hochmoralisch daher, dabei ist sie alles andere als das.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,777652,00.html
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von Thomas Baader
„Fest steht jedoch, dass ‚Onkel Toms Hütte’ Abolitionisten wie John Brown den Weg ebnete.“ Diesen Satz kann man bei Wikipedia finden. Beim Lesen musste ich sofort an die jüngsten schrecklichen Ereignisse in Norwegen denken. Weshalb? Weil ich momentan dazu neige, alles was ich lese, auf das aktuelle Geschehen zu beziehen, da es in seiner kaum fassbaren Grausamkeit so dominierend ist? Vielleicht. Aber vielleicht ist da auch mehr.
Geschichte wiederholt sich nicht. Man mag das hin und wieder behaupten, aber in Wahrheit kann Ereignis A niemals genauso sein wie Ereignis B, allein schon deswegen nicht, weil zur Zeit von Ereignis B das Wissen um die Geschehnisse von Ereignis A vorhanden gewesen ist. Jedes geschichtliche Geschehen ist einzigartig. Man stößt also niemals auf Identisches, sehr wohl aber auf Ähnliches, auf Parallelen, auf Gemeinsamkeiten.
„Onkel Toms Hütte“ (im Original: „Uncle Tom’s Cabin“) war ein wirkungsmächtiges Buch. Seine Verfasserin schilderte dort das Schicksal eines schwarzen Sklaven in Kentucky. In jener Zeit war die Sklavenhaltung in den Südstaaten der USA Gegenstand hitziger Debatten. Der Norden des Landes gab sich modern, aufstrebend, aufgeklärt. Der Süden war seinen stolzen Traditionen verpflichtet und pflegte das romantische Bild des Südstaaten-Gentleman, der auf jede Beleidigung seiner Ehre mit einer Forderung zum Duell reagierte. Im Norden hatte sich mittlerweile mehr und mehr die Einsicht durchgesetzt, dass Sklaverei unmenschlich ist. Im Süden hielt man dagegen, dass es arrogant sei, wenn die Yankees den Südstaatlern sagen wollten, was sie zu tun und zu lassen haben. Schließlich, so die Argumentation des Südens, sei dass nun mal die Art und Weise, wie man hier lebt. Sklavenhaltung habe es hier schon immer gegeben. Sie sei eben Teil des Südens.
Die Handlung von „Onkel Toms Hütte“ machte die Grausamkeit der Sklaverei überdeutlich. Im Norden erhielt die Autorin viel Beifall. Der Süden hingegen schäumte vor Wut: Das Bild, dass die Verfasserin zeichne, habe mit der Lebenswirklichkeit des Südens nicht zu tun. „Onkel Toms Hütte“ sei nichts als eine Ansammlung von Lügen. In den kommenden Jahren erschien in den Südstaaten eine wahre Flut von Anti-Tom-Romanen.
Und wer ist nun John Brown? John Brown war ein radikaler Abolitionist, ein Mann, der die Sklaverei mit Gewalt beenden wollte. Wie im Eingangssatz erwähnt, hatte „Onkel Toms Hütte“ ihm den Weg geebnet. Mit seinen Söhnen und anderen Anhängern gründete Brown eine regelrechte Anti-Sklaverei-Guerilla und machte Jagd auf Sklavenhalter, stets dabei bemüht, seine Taten als Akt der Selbstverteidigung darzustellen. Einige dieser Morde waren von außerordentlicher Brutalität, so etwa die Abschlachtung von fünf Sklavereibefürwortern in Kansas. All dies geschah im Namen Gottes und einer höheren Moral. Als Browns Männer im Jahr 1859 die Kleinstadt Harpers Ferry überfielen, um das große und lange erwartete Signal zur allgemeinen Sklavenbefreiung zu setzen, fühlten sich die Abolitionisten in ihrem Fanatismus gar als Teil einer neuen „Provisorischen Regierung“. Doch der große Coup misslang: Die Miliz machte dem Treiben rasch ein Ende, Brown wurde im Dezember des Jahres 1859 hingerichtet. Fluchtangebote hatte Brown angeblich abgelehnt: Er wollte als Märtyrer sterben und durch seinen Tod die Befreiung der Sklaven im Süden erreichen.
Wäre es angemessen gewesen, wenn Harriet Beecher Stowe, die Autorin von „Onkel Toms Hütte“, sich wegen der Thematisierung der Sklavenhaltung in ihrem Roman Vorwürfe gemacht hätte? Schließlich hatte es ja Männer wie Brown und andere gegeben, die in der Gewalt das richtige Mittel zur Erreichung ihres edlen Zieles gesehen hatten. Aber trotz des Fanatismus und des Wahns der radikalen Abolitionisten war das Ziel der Befreiung der Sklaven des Südens kein Verwerfliches. Die Taten Browns und seiner Männer stellten die Pervertierung eines für Menschenrechte eintretenden Handelns dar. Letzteres wurde dadurch jedoch nicht diskreditiert. Die Kritik an der Sklaverei war nach wie vor richtig. Und Mord war nach wie vor falsch.
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Lesehinweise
Wer angesichts der Toten versucht, islamkritische Debatten zu unterbinden oder im Umfeld des Rechtsradikalen zu vertäuen, schadet auch dem emanzipatorischen Interesse jener säkularen Muslime, die nur mit der Rückendeckung einer breiten gesellschaftlichen Diskussion Fortschritte in ihren Communitys erkämpfen können. Das Niveau wie der Zeitpunkt der Diskussion sind beschämend. Die aufschäumende Hysterie und Intoleranz sind kein gutes Omen für jene innere Verfasstheit, die durch eine Wahnsinnstat wie die von Oslo und Utøya hierzulande wohl zu ganz anderen Reaktionen geführt hätte als in Norwegen.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13512986/Deutsche-Blamage-wir-und-Norwegens-Tragoedie.html
Breivik zum abschreckenden Repräsentanten oder irregeleiteten Vertreter islamkritischer, konservativer Kreise zu erklären, ist intellektuell etwa so unredlich, wie wenn man die heutigen Sozialdemokraten, die beispielsweise in der Schweiz den «Kapitalismus überwinden» wollen, in eine Blutspur mit den internationalen Kommunisten stellte, die im Namen der Kapitalismusüberwindung Millionen Todesopfer produzierten. Ebenso wenig sind alle grünen Veganer daran mitschuldig, dass ein militanter Pflanzenesser vor neun Jahren den holländischen Islamkritiker Pim Fortuyn auf offener Strasse ermordete.
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2011-30/editorial-ohnmacht-die-weltwoche-ausgabe-302011.html
Man braucht einen Sündenbock. Nachdem ich zu einem Stamm gehörte, der das Christentum, den Marxismus und die Psychoanalyse erfunden hat, bin ich gerne bereit, auch die Verantwortung dafür zu übernehmen. Ein paar Namen kommen dagegen gar nicht vor: Ich habe mit meinen Freunden Leon de Winter und Hamed Abdel-Samad vor kurzem gesprochen, die beiden sind beleidigt, weil sie in dem ganzen Komplex nicht angemessen erwähnt werden. Warum sich alle auf mich kaprizieren, weiß ich auch nicht.
http://www.stern.de/panorama/broder-und-das-breivik-manifest-man-braucht-einen-suendenbock-1710964.html
Ein zweiter vielleicht wichtiger Punkt ist jedoch Sarrazin. Muss man, darf man einen verdienten Berliner Ex-Finanzsenator, Bundesbanker und Autor eines umstrittenen, in etlichen Aussagen hoch bestreitbaren, in anderen Passagen auch profund oder provokativ anregenden Sachbuchbestsellers so nebenbei in einem gedanklichen Atem mit der Tragödie in Norwegen nennen? Eher nicht.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/wort-und-mord/4443970.html
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Lesehinweise
Wir sehen nun, dass einige Medien Islamkritiker oder rechtspopulistische Parteien an den Pranger stellen und ihnen, wenn nicht direkt, doch wenigsten indirekt die Schuld an diesem Massenmord geben. Das ist wirklich sehr bedauerlich. Aber wenn offenbar nun die Regeln geändert wurden, dann bin ich doch sehr gespannt darauf, ob genau diese Medien jeden islamischen Hassprediger genau so an den Pranger stellen werden, wenn wieder mal ein islamisches Attentat erfolgt.
http://de.ibtimes.com/articles/24414/20110727/nach-norwegen-schuld-nicht-bei-islamkritikern-suchen.htm
Das Geschreibsel des Wiener Autors Robert Misik, der Broder gerne in die Nähe von rechtsradikalem Massenmord rückt, möchte Broder eher weniger gern kommentieren. [...] Misik unterstreicht mit seinem neuesten Ausfall Broders Befund, den er schon im Buch "Der ewige Antisemit" auf den Punkt brachte, wo Broder sich mit Antisemitismus von links beschäftigte. Gefühlsmäßig erscheint uns die Technik die Misik anwendet, jener nicht unähnlich zu sein, die die willigen Nazi-HelferInnen einst anwendeten, um im Dienste ihrer Herren JüdInnen aufzuspüren. Sich bei solchen geistigen Greifern anzubiedern ist genauso degoutant wie deren Werk.
http://www.juedische.at/TCgi/_v2/TCgi.cgi?target=home&Param_Kat=16&Param_RB=&Param_Red=14135
Ist der Versuch, Sarrazin jetzt in die Nähe des Massakers von Norwegen zu rücken, also eine Art Revanche-Foul? BILD wollte Gabriel gestern diese Frage stellen – aber der SPD-Vorsitzende war zu Gesprächen mit der österreichischen Regierung in Salzburg und nicht erreichbar.
http://www.bild.de/politik/inland/sigmar-gabriel/was-hat-sarrazin-mit-moerder-von-oslo-zu-tun-herr-gabriel-19090622.bild.html
Statt zunächst die Opfer zu betrauern und das Geschehene zu verarbeiten, entwickelt sich eine bizarre Debatte. SPD-Chef Sigmar Gabriel zeichnet ein verächtliches Bild von der deutschen Gesellschaft und beschimpft das Bürgertum, das dem Sozialdemokraten Thilo Sarrazin applaudiere. Andere bezichtigen kritische Geister wie Henryk M. Broder, Seyran Ates oder Necla Kelek der geistigen Brandstiftung, weil sie intolerante Auswüchse des Islam kritisieren. Es ist eine unselige Auseinandersetzung. Ihre Wortführer machen es sich zu leicht. Letztlich zielen sie auf eine Beschneidung der Meinungsfreiheit ab.
http://www.mt-online.de/meinung/kommentare/4777593_Unselige_Auseinandersetzung.html
Die Geschichte anderer Terroristen und Terrorgruppen zeigt, dass es keine linearen Verbindungen gibt zwischen Gewissen, Ideologie und Tat. Mit anderen Worten, „islamkritisches“ Talk-Show-Gerede von Broder-Kelek-Sarrazin und Konsorten ist so wenig eine Keimzelle von Terrorismus, wie die „klammheimliche Freude“ über Terrorakte an linken Stammtischen die Wiege bildete für neue „Generationen“ von Terroristen.
http://www.freitag.de/politik/1129-codewort-sigurd
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Lesehinweis
Ich bin fassungslos über diesen Terror, und mich bewegt das unendliche Leid der Menschen in Norwegen, wie mich zugleich beeindruckt, mit welcher Würde und Größe man diskutiert und zusammenhält. Leider nimmt die Debatte in Deutschland trotz anfänglicher Zurückhaltung nun wieder bittere Züge an. Hier wird immer gleich über Verbote und Schuldige geredet. Jahrelang haben die Parteien das Thema Integration kleingeredet, jetzt versucht man, die Auseinandersetzung mit einer Weltreligion wieder einmal zu tabuisieren. Und stereotyp wird das Kitschbild einer friedlichen multireligiösen Gesellschaft gezeichnet, das angeblich von ein paar unbelehrbaren Panikmachern und Hasspredigern mit Dreck beworfen wird.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13511459/Endlich-wurde-gesagt-was-ohnehin-gedacht-wurde.html
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von N. Lightenment (P)
Eine weitere Dokumentation heute nacht... Phoenix zeigt die Situation der Frauen in Afghanistan.
Auch hier lediglich ein paar Zitate:
"Die Taliban verurteilen unsere Einstellung und unseren Kleidungsstil. Mein schlimmster Alptraum ist, dass sie wieder an die Macht kommen."
"Eine Frau ist weniger wert als Tier. Die Männer tauschen Frauen gegen Vieh."
"Wieso werden dann die Töchter verkauft?"
"Weil das Tradition ist in Afghanistan."
"Nach zwei Jahren wurde ich schwanger. Ich war zwölf. Als ich im siebten Monat war, schlug mich mein Ehemann zusammen. [...] Das Baby kam tot heraus."
"Ein Mann kann überall hingehen. Eine Frau nicht."
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von N. Lightenment (P)
Eben ging die Dokumentation über den Ehrenmord an Hatun Sürücü zuende. Statt einer ausführlichen Kritik gebe ich nur folgenden Dialog zwischen dem Journalisten und Hatuns Bruder Mutlu, der aller Wahrscheinlichkeit nach am Mord beteiligt war, wieder:
"Beten Sie auch für Hatun?"
"Natürlich bete ich für sie."
"Und was beten Sie da? Können Sie uns das sagen?"
"Dass Allah ihr vergibt."
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Lesehinweis
Herr Broder, ein Vorschlag zur Güte: Tun Sie sich Ihren Morris Traveller aus dem Jahre 1971 doch hinten rein, bis nur noch die Stoßstange rausschaut und dann lassen Sie sich auf den Mond schießen; dann werden die Teile hier unten noch knapper, und keiner wird sich darüber Sorgen machen außer einer zynischen Kanaille, die nicht mehr weiß, was sie noch für einen "provokanten" Mist verzapfen soll, um sich interessant zu machen auf dem, ganz recht: Mond.
http://www.taz.de/Kolumne-Wortklauberei/!75221/
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von N. Lightenment (P)
Gerade bin ich bei RP Online über Folgendes gestolpert:
"Auch an eine mögliche Geisteskrankheit des 32-Jährigen glaubt die Geheimdienstchefin nicht: "Meiner Meinung nach ist er durchaus ein zurechnungsfähiger Mensch", sagte sie. Er sei konzentriert und berechnend und habe über Jahre hinweg an seinen Plänen gefeilt. All das passe nicht zu einem verrückten Menschen."
Es entzieht sich meiner Kenntnis, über welche fachlichen Kompetenzen die norwegische Geheimdienstchefin verfügt, um in einem so kurzen Zeitrahmen zu einer Diagnose zu kommen. Die Begründung ist in jedem Fall einigermaßen lachhaft. Sollte die gute Frau in ihrem Leben tatsächlich noch nie etwas von psychisch kranken, äußert konzentriert und planvoll vorgehenden Serienkillern gehört haben, die über Jahre hinweg an "ihren Plänen feilen"? Die Kriminalgeschichte ist voll davon.
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von Thomas Baader
Vielerorts kann man jetzt darüber lesen, wie voreingenommen „wir“ doch sind: Schließlich haben so viele von uns die Anschläge in Norwegen anfangs einer islamistischen Organisation zugeschrieben. Das sei, so kann man jetzt hören, ein klarer Beleg für unsere eigenen Vorurteile.
Ist das tatsächlich so? Zweifellos muss man zustimmen, dass derjenige, der vorsätzlich und wissentlich seine eigene Täterschaft verheimlicht, indem er sie einem anderen zuschiebt, aus niederen Beweggründen handelt. Beim Massaker von Katyn im Zweiten Weltkrieg etwa wurden 22000 polnische Offiziere auf Stalins Anweisung hin ermordet. Hinterher behauptete man, es seien die Nazis gewesen.
Anders als bei Katyn ist es hier jedoch nicht der Täter selbst, der einen anderen für sein Verbrechen verantwortlich macht. Daher hat die Vergleichbarkeit beider Fälle klare Grenzen. Eines sollte man sich jedoch fragen: Warum war es für die Sowjets so leicht, über Jahrzehnte hinweg den Eindruck zu erwecken, Hitlers Schergen hätten bei Katyn eine große Anzahl unbewaffneter Menschen massakriert? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil es genau die Art von Tat ist, die Nazis üblicherweise verrichten. Und so haben all die Historiker, die Stalin auf den Leim gegangen sind, schließlich nicht eine Gruppe völlig unschuldige Friedensfreunde gemeiner- und fälschlicherweise verdächtigt, sondern eben genau den entmenschlichten Abschaum, den Hitlers Wahnsinn hervorgebracht hat. „Unschuldig“ waren die Nazis lediglich im Hinblick auf Katyn. Dem gegenüber stehen unzählbar viele Fälle, bei denen die Nazis grausam und voller Menschenverachtung mordeten.
Ähnliches gilt nun freilich für die Islamisten. Und damit haben wir auch die Antwort auf die Frage, warum sie gleich unter Verdacht fielen und weshalb auch ein solcher Verdacht, auch wenn er letztlich falsch sein sollte, nichts mit Vorurteilen zu tun hat. Warum dachten wir also bei den Anschlägen von Norwegen an Islamisten? Wegen nichts, wollen uns einige Journalisten nun einreden. Wegen New York, Madrid, London, Mumbai, Stockholm, halte ich dagegen. Und auch wegen zahlreicher weiterer Anschläge, die glücklicherweise nicht zur Ausführung kamen, sondern im Planungsstadium verhindert wurden.
Die Kritik an der Berichterstattung der meisten Fernsehsender und Zeitungen sowie den Äußerungen der meisten Terrorexperten unmittelbar nach der Tat ist also unangebracht. In aller Regel war die Rede davon, dass nach „derzeitigem Stand der Ermittlungen“ ein islamistischer Tathintergrund sehr wahrscheinlich sei. Aussagen dieser Art waren zu diesem Zeitpunkt inhaltlich völlig richtig. Für die Tat des Anders Breivik gab es in der jüngeren Vergangenheit kein aus dem rechtextremen Spektrum stammendes Vorbild. Ein Terrorexperte, der in den ersten Stunden nach der Tat gesagt hätte „Das war bestimmt ein Rechtsextremer“, hätte hellsichtig sein müssen. Eben das sollte uns zu denken geben, allerdings in dem Sinne, dass hier ein Hinweis darauf zu sehen ist, wie isoliert doch eine rechtsextrem motivierte Tat dieser Größenordnung innerhalb der Terrorismusgeschichte der jüngeren Vergangenheit steht. Während in den letzten Jahren eine ganze Kette islamistischer Großanschläge zu verzeichnen war, gab es bislang keine Kette rechtsextremer Großanschläge und wird es wohl auch im Gefolge der Bluttaten in Norwegen nicht geben.
Bezeichnend die Reaktionen der Verharmloser: Jetzt, wo der Täter eines Großanschlages ausnahmsweise ein Rechtsextremer gewesen ist, fragt beispielsweise im Leserkommentarbereich bei WELT Online ein Unbedarfter, ob nicht alles, was im Hinblick auf den Islamismus gesagt wurde, nur Panikmache gewesen sei. Was sei denn eigentlich seit 9/11 schon groß passiert?
Die Einstellung, die hinter dieser Frage steckt, ist erschreckend. Passiert sind nämlich all die oben bereits aufgezählten islamistischen Anschläge. Hat dieser Leser das Massaker von Madrid mit seinen 191 Toten (mehr als doppelt so viel wie in Norwegen) etwa bereits völlig verdrängt? Weil in diesem Fall diejenigen die Täter gewesen sind, die in seinem Weltbild nur als verfolgte Opfer vorkommen dürfen?
Die ach so unschuldigen Islamisten feierten die Anschläge von Norwegen übrigens begeistert in ihren einschlägigen Internetforen, solange sie noch glaubten, einer der ihren sei der Urheber gewesen. Dies macht deutlich, dass Anders Breivik nicht als Antipode des Islamismus zu sehen ist, sondern vielmehr als sein Bruder im Geiste. Und auch, dass den Islamismus zu verdächtigen eben nicht unangebracht war.
Dennoch beklagt Hasnain Kazim bei SPIEGEL Online, die „vorschnelle Anklage“ habe Ressentiments geschürt. Man möchte fragen: Ressentiments gegen wen? Gegen die Islamisten? Das wäre nun so sinnvoll wie zu behaupten, die falsche Anklage im Fall Katyn habe Ressentiments gegen Nazis geschürt. Oder meint Kazim etwa, die „vorschnelle Anklage“ gegen Islamisten schüre Ressentiments gegen Muslime im Allgemeinen? In diesem Fall aber wäre es Kazim selbst, der offenbar nicht zwischen Islamisten und Muslimen unterscheidet.
Blamiert haben sich allerdings, das soll nicht unerwähnt bleiben, wie immer jene Zeitungen und Internetportale, die zu einem Zeitpunkt der noch nicht klaren Informationslage keine Vermutungen ausgesprochen haben, sondern Tatsachenbehauptungen aufstellten. Wer also nur wenige Stunden nach der Tat schrieb, die Islamisten hätten einen Anschlag verübt (statt „haben vermutlich und nach derzeitigem Erkenntnisstand einen Anschlag verübt“), ist sicherlich alles andere als ein sorgfältig vorgehender Journalist. Nun sind aber Falschbehauptungen und begründete Vermutungen zwei völlig verschiedene Dinge.
Das umstrittene Internetportal „Politically Incorrect“ präsentierte eine übereilte und platte Überschrift „Warum bombt der Islam ausgerechnet in Oslo?“. Von einer bloßen Vermutung kann also in einem solchen Fall keine Rede sein. Die unseriöse Berichterstattung wird allerdings jetzt von anderen Journalisten weitergeführt: Danach hat nicht „der Islam“ in Oslo gebombt, sondern „die Islamkritik“.
Dieser Text wurde am 29. Juli 2011 in voller Länge auch auf dem Blog "CDU-Politik.de" veröffentlicht:
http://cdu-politik.de.dd14918.kasserver.com/www/cdupolitik/wordpress314/2011/07/29/zu-unrecht-verdachtigte-islamisten/
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Lesehinweis
Im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2010 wird Islamkritik an zwei Stellen ausdrücklich erwähnt. So heißt es im Kapitel zur NPD, sie rücke die Agititation gegen den Islam zunehmend ins Zentrum ihrer Kampagnen. Auch versuche sie, das Sarrazin-Buch "Deutschland schafft sich ab" für eigene Zwecke zu nutzen, ohne sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen. Die "Islamkritik" und Sarrazins Thesen werden also nicht als Problem geschildert, sondern als von der NPD benutztes Thema.
http://www.taz.de/Anti-Islam-Hetze-auf-PI-News/!75174/
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Lesehinweis
Diese vermeintliche Nähe zwischen einem Massenmörder und ihm lässt Broder natürlich nicht auf sich sitzen. In einem Essay mit dem
Namen "Das Manifest und ich" schreibt er: "Breivik ist ein Monster in Menschengestalt, dumm ist er nicht." Echte Argumente, aber, ob die um sich greifende Islamkritik - ob milde oder harsch formuliert - nun eine Mitschuld an der wirren Gedankenwelt des Anders Behring Breivik hat oder nicht, kann Broder leider nicht liefern. Stattdessen flüchtet er in Was-wäre-wenn-Ironie: "Und hätte der blonde und blauäugige Norweger nicht Broder und Sarrazin gelesen, sondern Patrick Bahners und Roger Willemsen, wäre er nicht zum Massenmörder geworden."
http://www.stern.de/panorama/europas-rechte-und-anders-behring-breivik-der-verlassene-attentaeter-1710279.html
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Lesehinweise
Aber natürlich ist islamkritisch für Leute wie Breivik eine Schutzbehauptung, weil sich hinter dem selben Schlagwort auch Menschen wie Leon de Winter oder Henryk M. Broder verbergen, die mit Rechtsextremisten nichts zu tun haben. Auch das ist sehr alt, Nazis haben sich früher als Sozialisten bezeichnet und Burschenschaftler als Frauenrechtler.
Was können die verstorbenen Staatsmänner Jefferson und Churchill dafür, dass der Norweger sie zitierte, was kann der legendäre Philosoph Mill dafür, dass ein zum Verbrecher Entschlossener sich auf ihn beruft? Der Rückgriff eines Menschen, der Kinder erschießt, auf das Christentum ist ebenso hirnrissig und aller Logik fern wie die Ermordung von Landsleuten durch einen, der die Nation zu schützen vorgibt.
Nach der Tragödie in Norwegen, scheint es eine ausgemachte Sache zu sein, dass Islamgegner oder fanatische Islamgegner oder aber krankhafte Islamgegner eine Mitschuld an dieser Mordorgie haben. Hier muss dringend etwas richtig gestellt werden. Die Tat dieses Menschen ist wahrscheinlich nur psychopathologisch zu verstehen, wenn überhaupt eine Erklärung für solch ein Ausmaß des Gräuels möglich ist.
Der Autor teilt viele Aspekte der Kritik am politischen Islam. Auch glaube ich nicht, dass die gesellschaftliche Debatte unter Stimmen wie der von Henryk M. Broder leidet oder auf sie verzichten könnte, ganz im Gegenteil: Für eine lebendige demokratische Streitkultur bräuchte es noch viel mehr derart pointierte Stimmen. Allerdings kann und darf auch nicht übersehen werden, dass an den Rändern der „islamkritischen“ Blogs und Foren längst eine Radikalisierung stattgefunden hat, die als Stichwortgeber zumindest mittelbar zu der Katastrophe beigetragen hat, die Anders Behring Breivik in Oslo und auf Utøya herbeigeführt hat.
Ähnlich unabgegolten wirken auch andere "Vorlieben" Breiviks: seine Lesefrüchte (neben Richard Rorty, Franz Kafka (!) oder John Stuart Mill auch der temperamentvolle Publizist Henryk M. Broder), seine manifeste Begeisterung für martialische Kostümierungen, seine Sympathie für Ungarn. Letztlich gründet seine in die Wirklichkeit übersetzte Tötungsfantasie aber in einer Denkfigur der radikalen Moderne: Breivik, und das ist keine geringe Pointe, hat mit seinem insulären Schussmassaker die Haltung der Surrealisten rund um André Breton, übrigens einen begeisterten Marxisten, eingenommen: Setze einen gewalttätigen Akt, für den es weder Grund noch Zweck gibt! Schieß mit dem Revolver blindlings in die Menge!
Dass der CSU-Scharfmacher Hans-Peter Uhl beim Ruf nach schärferen Sicherheitsgesetzen vorneweg marschiert, verwundert nicht. Geht es um die Vorratsdatenspeicherung, also um die lückenlose Überwachung des Internetverkehrs und von Telefongesprächen, fühlt er sich seit jeher berufen. [...] Auch an anderen parteipolitischen Orten wird wegen Norwegen in aller Breite Unsinn verzapft. Etwa wenn Niedersachsens Linksparteichef Manfred Sohn den dortigen CDU-Innenminister Uwe Schünemann beschuldigt, er gehöre zu jenen Politikern, die "für die Schaffung eines ideologischen Umfelds mitverantwortlich sind, in denen Attentäter wie Behring Breivik gedeihen können". Wer so daherredet, sollte sich die Tränen beim Blick nach Norwegen sparen und sie den Krokodilen überlassen. Das ist keine politische Diskussion mehr, das ist politische Hetze, für die das Adjektiv "geschmacklos" geradezu ein Lob darstellte. Man kann durchaus eine schärfere Beobachtung der rechtsradikalen Szene im Internet fordern, wie dies SPD und Grüne tun. Dies kann man sich indes auch sparen, wenn man so tut - wie eben Grüne und Rote -, als ob es im Internet nicht auch eine linksradikale Szene gäbe, die ebenfalls ein ideologisches Umfeld für künftige Attentäter bietet. Wer dies gezielt ausblendet, gibt lediglich den politischen Populisten, der den Massenmord in Norwegen zur Werbung für seine politische Position auszunutzen versucht.
Das rechtspopulistische Milieu, dem der irrsinnige Täter angehört, sei mindestens so gefährlich und einflussreich wie das islamistische - und wir sollten unsere Antennen entsprechend justieren. Diese These ist absurd. Denn es gibt keinen Vertreter irgendeiner Regierung in der westlichen Welt, der diese Tat eines Wahnsinnigen offen oder heimlich beklatscht oder relativiert. Aber es gibt Dutzende Beispiele in islamischen Staaten, vom Iran bis Malaysia, in denen Terror und Mord bejubelt und verharmlost wurde und wird.
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Film- und Lesehinweise
Ansehen:
Verlorene Ehre – Der Irrweg der Familie Sürücü (RBB/WDR)
Sendeanstalt und Sendedatum:
Mittwoch, 27. Juli 2011, 23.00 Uhr im Ersten
Film von Matthias Deiß und Jo Goll
http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,sp3w9vblnnbthvpo~cm.asp
Siehe auch:
Hatun Sürücü wurde von ihrem jüngsten Bruder hingerichtet. Sechs Jahre später äußert sich die Familie. Mitgefühl für das Opfer hat sie nicht.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-07/sueruecue-mord-berlin-familie
Der heute 32-jährige Mutlu lebt seit fünf Jahren als streng gläubiger Moslem mit Frau, zwei Kindern und einer Schwester in einem Istanbuler Vorort. Nach dem BGH-Urteil gab Mutlu seine deutsche Staatsangehörigkeit zurück. Damit ist er als türkischer Staatsbürger vor einer Ausweisung geschützt. Er selbst sagt: „Wenn Deutschland Druck machen würde, würde die Türkei mich sicherlich abschieben. Ich denke, Deutschland macht aber nicht genug Druck.“
http://www.tagesspiegel.de/berlin/wir-konnten-ihr-leben-nicht-tolerieren/4430780.html
Am Tatabend gab es Streit, es ging um Hatun und die Männer. „Für meine Vorstellung war das alles zu freizügig, zu offen“, so der Strenggläubige. An einer Bushaltestelle vor ihrem Haus eskalierte die Situation. „Sie sagte: ‚Ich schlafe, mit wem ich will. Das geht dich nichts an.“
http://www.bild.de/regional/berlin/mord/hatuns-bruder-im-interview-19045558.bild.html
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von Thomas Baader
Von welchen Texten haben sich in den letzten Jahren nachweislich (!) wohl am meisten Menschen zu terroristischen Anschlägen inspirieren lassen?
a) Henryk Broders Büchern und Artikel
b) Dem Koran
c) Thilo Sarrazins "Deutschland schafft sich ab"
d) Franz Kafkas "Das Urteil"
e) Patrick Bahners' "Die Panikmacher"
Allen Gewinnern wird das Recht verliehen, auf ihre Website folgenden Satz zu schreiben: "Der Blog 'Die Menschenrechtsfundamentalisten' bestätigt mir eine umfassende Bildung und die Fähigkeit zum logischen Denken."
Einsendungen bitte an:
menschfundi@gmx.de
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Lesehinweis
Breivik ist ein Monster in Menschengestalt, dumm ist er nicht. Er hat seine Tat sorgfältig vorbereitet. Dazu gehört auch jenes „Manifest“, in dem außer mir auch andere bekannte „Islamkritiker“ wie Richard Rorty, Immanuel Kant und Franz Kafka erwähnt werden. Breivik wusste, dass er seine Tat „rational“ begründen muss. Und das hat er nicht bei mir und Thilo Sarrazin gelernt, sondern bei Mohammed Atta und Osama Bin Laden, bei den Attentätern von Madrid, London, Mumbai, Bali; bei Carlos, dem Schakal, und den „Märtyrern“, die ein Video aufnehmen, bevor sie ins Paradies aufbrechen.
[...]
Auf Wikipedia findet man eine Liste der „suicide bombings“ im Irak im Jahre 2010. Es sind Dutzende von Anschlägen mit Hunderten von Toten. Ich kann mich an keinen einzigen Bericht erinnern, in dem die Frage gestellt worden wäre, was die Terroristen gelesen hatten, welche Art von Lektüre sie zu ihren Taten animiert hatte.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13506649/Das-Manifest-des-Anders-Behring-Breivik-und-ich.html
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Lesehinweise
Der norwegische Massenmörder Anders B. hat sein menschenverachtendes Manifest zu großen Teilen abgeschrieben. Seine Vorlage war der Text des amerikanischen Una-Bombers. Nur einige Begriffe änderte er: So ersetzte er „Schwarze“ durch „Muslime“.
Mehrere jugendliche Überlebende des Massakers berichteten, dass sie die Schießerei des als Polizist verkleideten Mörders zunächst für eine Simulierung israelischer Verbrechen an Palästinensern in den besetzten Gebieten hielten. Sie glaubten, dass ihnen so die "Gräuel der israelischen Besatzung" vor Augen geführt werden sollten.
Hatte der vermeintliche "Kreuzritter" George W. Bush nach dem kollektiv verübten Massenmord vom 11. September 2001 in eindrücklichen Worten davor gewarnt, die Gesamtheit der Muslime mit Terroristen zu identifizieren, nimmt die islamophile "Linke" derzeit ein von einem individuellen Einzelnen verübtes terroristisches Verbrechen zum Anlass, alle "Islam-Kritiker" als Wegbereiter massenmörderischer Gewalt zu denunzieren.
GOTT SEI DANK WAR ES DIESMAL SO EIN CHRISTEN ARSCHLOCH, UND KEIN ISLAMIST !!!!
Die Journalistin weiß, was sie den Menschen hier mit ihrer Arbeit zumutet. Und auch, was sie sich zumutet. Die einen betrachten sie als Nestbeschmutzerin: eine Türkin, die Türken kritisiert. Viele davon vermuten fälschlicherweise, sie sei Kurdin, eine klassische Verräterin eben. Aktuell wird ihre Arbeit auf der Webseite turkishpress.de in einen Zusammenhang mit dem Massenmord in Norwegen gestellt. Balci sagt, von den Richtigen gehasst zu werden, sei eine Bestätigung für ihre Arbeit, aber nicht die einzige.
In seinem Manifest schließt er sich ausdrücklich Geert Wilders an, auch Henryk M. Broder wird zustimmend zitiert. Wäre Breivik Deutscher, hätte er bei PI Artikel geschrieben und Sarrazin beklatscht. Er verkörpert alle die Überzeugungen, die auch unsere deutschen Rechtspopulisten teilen – und tut dann das Unglaubliche: Er zieht daraus praktische Konsequenzen und schreitet zur Tat.
http://www.migazin.de/2011/07/25/der-rechtspopulist-als-terrorist-anders-behring-breivik/
Der Rechtspopulist Henryk M. Broder darf seine undifferenzierte Hetze im SPIEGEL, der WELT oder dem Tagesspiegel verbreiten. Rechtspopulistisches Gedankengut ist heute gesellschaftsfähig.
Die Saat Salman Rushdie's, der Redakteure etwa der dänischen Jyllands-Posten, vieler hysterischer Kommentatoren und Poster, aber natürlich auch jahrzehntelanger westlicher Politik sowie weltweiter islamfeindlicher Hass- und Massenpropaganda, die ist nun voll aufgegangen.
Er hat nichts gegen Muslime, nichts gegen den Bau von Moscheen und nichts gegen Menschen, die an Allah glauben und fünf mal am Tag beten. [...]Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und bin der Meinung, dass er ein wahrer Menschenrechtler ist. Denn er ist es, der die Revolution in der arabischen Welt befürwortet; er ist es, der sich für die Rechte der Frauen und Homosexuellen im Iran einsetzt; er ist es, der sich gegen Xenophobie in breiten Teilen der Gesellschaft einsetzt; er ist es, der sich Nachts in Kreuzberg sicherer fühlt als um 16 Uhr in Cottbus; er ist es, der auf den Antisemitismus in der Linkspartei aufmerksam macht; und er ist es, der sich nicht seine Liebe zum türkischen Essen kaputtmachen lässt, wenn Erdogan eine provokante Wahlkampfrede in Deutschland hält. Derzeit versuchen ihn seine Feinde zu provozieren, indem sie ihm und anderen Islamkritikern unterstellen, für den Terroranschlag in Oslo mitverantwortlich zu sein, was vollkommener Schwachsinn ist, da man auch keinen Grünen beschuldigen kann als Katalysator zu fungieren, wenn ein geisteskranker Ökoterrorist Stuttgart 21-Befürworter über den Haufen schießt.
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von N. Lightenment (P)
Das Bild zeigt den norwegischen Massenmörder Anders B. Dazu folgender Text: "Kennen Sie die deutschen Brandstifter die nicht nur solche Irren verführen und Täter werden lassen? Der Terror hat viele Gesichter. Nehmt auch bei uns, bevor es zu spät ist den Brandstiftern die Feder aus der Hand, auch denen, die für und in Israel herumhetzen."
(Kommafehler aus dem Original übernommen)
Erschienen ist das Ganze auf der Website der "Linken Zeitung", was es dann wohl zur roten Variante der jüdischen Weltverschwörungstheorie macht. Der einschlägig bekannte fanatische Israelhasser und Hetzer schreibt dort außerdem: "Ist es nicht endlich an der Zeit solche Schreibtischtäter und Brandstifter [gemeint sind Henryk Broder und Leon de Winter] einzusperren. Wenn nicht in eine Zelle aus Beton, so doch geistig und kulturell. Wann werden endlich anständige Zeitungen einem solchen Hassprediger keine Bühne mehr geben."
Es war zu befürchten gewesen, dass antidemokratische und extremistische Autoren und Organisationen perfide genug sind, um die norwegischen Todesopfer für ihre Propagandazwecke einzuspannen. Diese Gewissenlosigkeit macht sie im Grunde zum Spiegelbild dessen, was sie abzulehnen vorgeben.
Eine wahrhaftig an Demokratie und Menschenrechten orientierte Position bleibt nur dann glaubwürdig, indem zu beiden Extremen gesunden Abstand hält. Wer kritische Stimmen, die niemals in ihrem Leben zur Gewalt aufgerufen haben, in Verbindung mit einem Irren wie Anders B. bringt, bewegt sich in menschlicher Hinsicht zweifellos auf unterster Stufe und und zeigt auch, dass er gewissenlos genug ist, um selbst unschuldig Ermordete für seine unlauteren Zwecke zu missbrauchen.
Link:
http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=11449&Itemid=286
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von Konservativ (P)
Gerade lese ich auf der Website der Süddeutschen folgenden Satz:
Balci selbst findet Sarrazins Thesen, wonach Intelligenz zu 80 Prozent vererbbar sei, "äußerst schwierig" und "dem deutschen Bildungsideal entgegengesetzt.
(http://www.sueddeutsche.de/medien/guener-balci-thilo-sarrazin-bei-aspekte-mediale-kettensaege-1.1124212-2)
Nun weiß ich nicht, ob Güner Balci hier völlig richtig zitiert wird oder ob sie sich bei der Formulierung dieses Satzes viele Gedanken gemacht hat. In jedem Fall fällt die gemachte Aussage hinter den Erkenntnisstand zurück, den wir in der Sarrazin-Debatte bereits vor vielen Monaten hatten.
Denn vor allem zwei Dinge muss man hierzu feststellen:
1. Sarrazin sagte nicht, dass Intelligenz zu 80% vererbbar sei. Er sagte vielmehr, Intelligenz sei zu 50 bis 80% vererbbar (wobei die Mehrheit der Experten eher der höheren Zahl zuneigt).
2. In einem sehr langen Artikel in der FAZ erklärten damals die beiden führenden deutschen Intelligenzforscher, dass Sarrazins diesbezügliche Aussagen völlig richtig seien.
Nun kann man eigentlich nicht eine These "problematisch" nennen, die nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft offensichtlich der Wahrheit entspricht.
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Lesehinweis
Nach dem skandalösen Interview mit „Lettre International“ hatten Verteidiger Sarrazins zunächst zu bedenken gegeben, schon die Länge seiner Ausführungen verbiete es, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Teilweise ein Stück ein bisschen zugespitzt: Der Schein der Sachlichkeit muss natürlich gewahrt bleiben. So kann man dem kleinen Film einen begrenzten Aufklärungswert zusprechen: Nicht zum erstenmal legt Sarrazin das Kalkül hinter seiner Rhetorik der Kälte offen.
http://www.faz.net/artikel/C30673/thilo-sarrazin-im-aspekte-film-emotional-ein-bisschen-zugespitzt-30471826.html
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von N. Lightenment (P)
Einige Gedanken zu später Stunde:
In der letzten Ausgabe des ZDF-Nachtstudios mit dem Thema "Kommt 'ne Frau beim Arzt ... - Humor in der Krise?" äußerte der Kabarettist Eckart von Hirschhausen die Ansicht, im Bereich des Humors stelle der Islam das letzte verbliebene Tabu dar. Der Kabarettist und Schriftsteller betrachtete es als wünschenswert, über den Islam auf dieselbe Weise Witze machen zu können wie über Papst und Kirche.
Der Germanist Manfred Geier sprach in diesem Zusammenhang vom "Test des Lächerlichen". Gerade Religionen müssten schließlich in der Lage sein, die Wahrheit zu vertragen.
Recht haben sie. Der wirklich Selbstsichere reagiert auf Humor und Kritik stets mit Gelassenheit.
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von Konservativ (P)
Noch laufen die Ermittlungen. An Spekulationen möchte ich mich daher nicht beteiligen und ein Anhänger von Verschwörungstheorien bin ich ohnehin nicht. Bis jetzt wissen wir, dass der Urheber der Anschläge in Norwegen offenbar ein christlicher Fundamentalist und Rechtsextremist ist. Warum er (angeblich) auch Winston Churchill zu seinen Vorbildern zählt, weiß der Himmel, denn der war bekanntlich keines von beidem. All das deutet auf eine reichlich wirre und kranke Weltsicht hin.
Im Moment überwiegt bei mir noch die Betroffenheit über die unerwartet hohen Verluste an Menschenleben. Andere scheinen sich von dem Schock etwas schneller erholt zu haben: Hier und da findet man Formulierungen, wonach die Islamkritiker mitschuldig sein sollen an der Entstehung eines aggressiven gesellschaftlichen Klimas, das Wahnsinnstaten wie die in Norwegen gerade erst ermöglicht haben soll.
Dazu passt es gewissen Leuten sehr gut, dass der norwegische Massenmörder sich in seinem „Manifest“ auch positiv über Henryk Broder äußert. Und schon steht Broder für manche zusammen mit Sarrazin, Kelek und anderen auf der Täterseite. Übrigens soll der Terrorist auch Franz Kafka als einen seiner Lieblingsautoren angegeben haben. An dieser Stelle spare ich mir angesichts der Aktualität und der Grausamkeit des Ereignisses die passende flapsige Bemerkung.
Werfen wir statt dessen einen Blick in die Vergangenheit: John Hinckley jun., der 1981 versuchte, US-Präsident Ronald Reagan zu ermorden, wollte mit dieser Tat die Schauspielerin Jodie Foster beeindrucken. Und der als „Unabomber“ bekannt gewordene Terrorist Theodore Kaczynski, der mit Briefbomben drei Menschen tötete und 23 weitere verletzte, soll angeblich eine Ausgabe von Al Gores Buch „Earth in the Balance“ besessen haben, in der mehrere Passagen unterstrichen gewesen sind. Sollte man deshalb Jodie Foster und Al Gore für diese Gewalttaten verantwortlich machen? Weder Foster noch Gore haben jeweils zu irgendeinem Zeitpunkt in schriftlich oder mündlich zu Gewalt aufgerufen. Genauso wenig wie Broder.
Wer ernsthaft behauptet, Henryk Broder oder Thilo Sarrazin seien aufgrund ihrer Islamkritik mitschuldig am Massaker in Norwegen, der müsste konsequenterweise auch Aiman Mazyek und den Grünen eine Mitschuld geben für den Mordversuch an Kurt Westergaard – wegen ihrer Kritik an dessen Mohammedkarikaturen. Klüger wäre es zweifellos, sich solche gegenseitigen ehrverletzenden Angriffe zu sparen.
Auch bei jenen, deren Geschäft die tägliche Diffamierung unbequemer Kritiker ist, sollte es eine Grenze geben. Der Anstand gebietet es, die Opfer von Norwegen nicht für die eigenen politischen Zwecke zu instrumentalisieren.
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