| | | | | DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN | - Weder Populisten noch Verharmloser - |
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Lesehinweis
Mit schockierenden Bildern:
To mark the occasion and draw attention to the problem of child brides, photojournalist Stephanie Sinclair teamed up with National Geographic to create a series of heart-breaking photos depicting girls as young as five years old being married off to middle-aged men in countries like India, Yemen and Ethiopia.
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2216553/International-Day-Girl-Child-2012-Devastating-images-terrifying-world-child-brides.html
Und unter dem Artikel verleiten Bilder von Hochzeiten, die Tattergreise mit achtjähirgen oder elfjährigen Mädchen schließen, zu folgenden geistreichen Leserkommentaren:
"The only thing shocking, is the blinkered White Anglo Saxon Protestant views of Daily Mail readers. What ever next? Let's attack Rastafari because they 'take evil drugs' Different does not mean wrong!"
"I love how narrow minded everyone is...apparently all of you have no respect for other cultures. Off you pop to the good old USA ignoramuses. This is what's wrong with the world a lack of tolerance and understanding of others"
"Repulsive to us, but do we really have a right to foist our morals onto other cultures and societies. I wonder how they view us with our same-sex marraiges etc. We in the West always seem to assume that WE are right and everybody else is in the wrong."
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Lesehinweise
Der Journalist Ertugrul Özkök in der "BILD":
Ein „Rassist“ ist der Bezirksbürgermeister von Neukölln ganz sicher nicht. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Buschkowsky ist ein sozialdemokratischer Politiker. In seinem Bezirk hat die SPD bei den letzten Wahlen 27 Sitze bekommen. Das sind genauso viel wie die Summe der Sitze der anderen Parteien. 40 Prozent der Einwohner in Neukölln sind nicht deutscher Herkunft. Wiederum mehr als die Hälfte von ihnen kommen aus muslimischen Ländern. Die Menschen, über die Buschkowsky spricht, sind auch seine eigenen Wähler. Deshalb sollte man die Sätze dieses Klartext-Politikers ernst nehmen, statt sie in Zweifel zu ziehen. Meiner Meinung nach ist Buschkowsky ein mutiger Politiker.
http://www.bild.de/politik/kolumnen/oezkoek-ertugrul/beruehmtester-tuerkischer-journalist-schreibt-in-bild-26717734.bild.html
Der Kabarettist und Autor Kerim Pamuk im "Hamburger Abendblatt":
Arabische und türkische Eltern, die zwar kaum ein Wort Deutsch sprechen, aber Experten sind, wenn es darum geht, Transferleistungen zu beantragen oder mit einem ärztlichen Gutachten ihre Töchter vom Schwimmunterricht befreien zu lassen. Frustrierte einheimische "Bio-Deutsche", die ihren Kiez nicht mehr wiedererkennen, alltägliche Belästigungen durch Anmache, Pöbelei und Lärm nicht mehr ertragen und wegziehen - genauso wie Einwanderer, die seit Jahrzehnten im Land leben, sich ein neues Leben aufgebaut haben, aber nicht mehr einsehen, warum sich die Töchter auf der Straße vor selbst ernannten islamischen Sittenwächtern rechtfertigen müssen, weil sie keine Kopftücher tragen. Ängstliche Polizisten, die bei Konflikten beide Augen zudrücken oder gar nicht erst eingreifen, weil sie nicht selbst Opfer tätlicher Gewalt werden wollen. Ein Viertel, in dem Gesetze keinen Pfifferling mehr wert sind und immer mehr das Recht des Stärkeren den Alltag bestimmt. Nirgendwo sonst scheint die Integration gründlicher gescheitert zu sein als in Neukölln. Buschkowskys Bestandsaufnahme der Zustände ist im wahrsten Sinne des Wortes krass und ungeschönt und genau darum lesenswert, weil er im Gegensatz zu anderen Berufenen weiß, wovon er redet. Weil er nicht im herabsetzenden Ton über andere Kulturkreise und deren Verhaltensweisen schwadroniert, sondern immer konkret aufzeigt, woraus sich die Probleme zusammensetzen. Weil er die jahrzehntelange Ignoranz der Politik und das Versagen des deutschen Staates genauso ins Visier nimmt. Er zeigt auf, welche fatalen gesellschaftlichen Folgen es haben kann, wenn deutsche Ignoranz und Kulturrelativismus auf Abschottung und Integrationsunwilligkeit mancher Einwandererschichten trifft.
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article2410678/Neukoelln-ist-ueberall-Wo-Gesetze-nichts-mehr-gelten.html
Der Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traugbher auf "Endstation Rechts":
Buschkowsky sieht die geschilderten Probleme nicht auf der Basis von ethnischer Herkunft. Es ginge hauptsächlich um die Fähigkeit und den Willen, „sich an die herrschenden Lebensregeln anzupassen“ (S. 198). Der Autor ist somit ein einseitiger und vereinfachender, aber ein durchaus beachtenswerter und problemorientierter Akteur in der Debatte um „Integration“.
http://endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=7688:%E2%80%9Eneuk%C3%B6lln-ist-%C3%BCberall%E2%80%9C-%E2%80%93-einseitige-und-vereinfachende-aber-beachtenswerte-und-problemorientierte-beitr%C3%A4ge-zur-integrationsdebatte&Itemid=618
Dr. Klaus Paatzsch, Lehrer in Berlin-Moabit, im "Focus" (nur Printausgabe):
Auch bei den anschließenden ausgiebigen Rundgängen von Journalisten in Neukölln werden oft Menschen zitiert, die das Buch nicht gelesen haben, aber behaupten, dass der Bürgermeister provoziert und seine Zeit vergeudet, obwohl er doch eigentlich etwas für die Verbesserung der Schulsituation tun müsste. Halt, da ist doch jemand, die Schulleiterin einer Grundschule, die in der Berliner Zeitung aussprechen darf, dass sie Buschkowsky dankbar sei, denn er sage die Wahrheit. Darauf die Wertung durch den Interviewer: "Es gibt Menschen, die sich durch ihn vertreten fühlen." Ja, es gibt sie, und sie sind ungeduldig, und es sind bestimmt nicht wenige, ja, es sind sogar Migranten unter ihnen. Es sind all die, die sich nicht abgehoben auf die Schenkel klopfen ob ihrer Selbstgewissheit und sich nicht in diese unsäglich destruktive Politicial Correctness flüchten. [...] Entweder wird die öffentliche Debatte weiter von den Beschwichtigern und Abseitsstehenden oder endlich von den Deutlichwerdenden und Betroffenen bestimmt, von Lehrern, Polizisten, Sozialarbeitern, den Angestellten bei den Jobcentern und der Justiz. Ehe sie vielleicht noch in die Fäuste der Krawallmacher und Rechtsextremen fällt.
In: Focus Nr 41/12, S. 38.
Der stellvertretende Chefredakteur der "Saarbrücker Zeitung" Bernard Bernarding:
Solange Soziologen, Feuilletonisten und Multikulti-Freunde die bekannten Vorwürfe gegen bestimmte Zuwanderungsgruppen (Bildungsverweigerung, Missachtung des Rechtstaats, Patriarchalismus, Zwangsehen) negieren oder kleinreden, solange jede Kritik an den Zuständen mit dem Standard-Hinweis abgebügelt wird, hier spiele jemand „mit Ressentiments und Rassismen der Mehrheitsgesellschaft gegenüber muslimisch markierten Bevölkerungsgruppen“ (Arbeitskreis Integration in der SPD), wird sich daran nichts ändern. Buschkowsky hat absolut Recht, wenn er sagt: „Der größte Feind einer vernünftigen Integration ist die Ignoranz.“ Ein Rätsel, warum so viele Integrationspolitiker die Augen vor der Realität verschließen und somit eine Problemlösung verhindern. Was ist denn falsch an mehr Härte gegenüber Familienverbänden, die sich im Sozialsystem eingerichtet haben; gegen kriminelle Machos, die ganze Straßenzüge terrorisieren; gegen Fundamentalisten, die die Scharia über das Grundgesetz stellen? Die Angst der Deutschen vor der Diskriminierungsfalle ist offenbar groß.
http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufmacher/leitartikel/Bernard-Bernarding-Saarbruecken-Sarrazin-Integration;art222429,4448896
Der Journalist Alexander Marionos im "General-Anzeiger" (Bonn):
Was heißt hier “rechtspopulistisch”? Es sind die immer selben, inzwischen müde machenden Reflexe, mit deren Hilfe wichtige Debatten beendet werden sollen, bevor sie überhaupt begonnen haben. Darum sei an dieser Stelle klar gesagt: Heinz Buschkowsky hat recht. [...] Wie krampfig sich die Politik dem Thema sonst nähert, zeigt ja schon die steigende Zahl verbotener Begriffe: “Ausländer” darf man nicht sagen, “ausländische Mitbürger” auch nicht, “Migranten” auch nicht; Menschen mit Migrationshintergrund – das geht schon eher, klingt aber nicht gut. Die meisten Türken von nebenan sind da klarer: “Wir sind Türken”, sagen sie, auch wenn sie hier geboren sind, und hängen bei der EM die türkische Fahne aus dem Fenster. Wer ist also schuld, wenn Integration so nicht gelingt? Die Deutschen? Wie sehr Buschkowsky Sozialdemokrat ist, zeigt sich, wenn er in bester SPD-Tradition das Heil in der Bildungspolitik sucht.
http://www.blogspan.net/presse/general-anzeiger-leitartikel-wohnen-im-kiez-das-neue-buch-des-neukollner-burgermeisters-heinz-buschkowsky/mitteilung/344737/
Der Journalist Jonas Gerding im "STERN":
Wer die 400 Seiten komplett durchliest, weiß: Buschkowsky ist nicht Sarrazin. Und schon gar kein Rassist. Sondern einer, der mit dem politischen Schatten der Integration ringt. Täglich.
http://www.stern.de/politik/deutschland/integrations-buch-neukoelln-ist-ueberall-buschkowsky-ist-nicht-sarrazin-1899751.html
Der Journalist Harry Nutt in der "Frankfurter Rundschau":
Es wäre viel gewonnen, wenn jetzt keine Debatte über den Lokalpolitiker Buschkowsky entsteht. Vielmehr sollte man seine Schilderungen auch andernorts zum Anlass nehmen, eine dichte Beschreibung der sozialen Wirklichkeit unserer Städte vorzunehmen. Dazu müssten Auf- und Einstiegsgeschichten von Menschen mit Migrationshintergrund ebenso gehören wie die von erfolgreichen Neustarts von einst abgeschriebenen Gegenden und ihren Bewohnern.
http://www.fr-online.de/politik/leitartikel-wir-muessen-buschkowsky-ernst-nehmen,1472596,18171124.html
Die Journalistin Regina Mönch in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung":
Heinz Buschkowsky ist ein Träumer, aber kein Phantast, die Hälfte dieser fast vierhundert Seiten sind kluge Analyse und Konzept, wie man ändern könnte, was andere lieber gar nicht erst sehen wollen. Er ist sich sicher, dass „wir den Knick im Tunnel, hinter dem das Licht ist“, erreichen können. Nicht alle halten an seiner Seite durch. Aber er findet immer wieder neue Helfer – Schüler, Lehrer, Richter, Polizisten, Journalisten –, weil in Neukölln nicht nur überbordende Straßengewalt zu besichtigen ist und eine sich offenbar immer von Neuem reproduzierende Bildungsabstinenz, sondern weil dort ein Klima der Offenheit herrscht, in dem Konflikte erkannt werden und man darüber streitet in einer Art, die von der Konsenskultur des politischen Mainstreams abweicht. Das regt die Phantasie an und erzeugt Hoffnung. Man wird in Deutschland wenig Vergleichbares finden.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/buschkowskys-gesellschaftsanalyse-das-zuschauen-muss-ein-ende-haben-11896017.html
Der Journalist Harald Martenstein im "Tagesspiegel":
Die Rassismus-Vorwürfe gegen Heinz Buschkowsky und sein Buch kotzen mich an. Ich rede so drastisch, weil gerade die Erinnerung an diese Ohrfeigen in mir hochgestiegen ist. Klar, ein bisschen demütigend war das schon. Buschkowsky ist kein Sarrazin, man findet bei ihm kein rassistisches Wort. Er mag Menschen.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/martenstein-ueber-buschkowskys-buch-wenn-ich-verpruegelt-werde-ist-das-kein-grosses-ding/7198554.html
Die Soziologin Necla Kelek in der "WELT":
Heinz Buschkowsky, weiß wovon er spricht. Er sagt, was ist – und das in einer Sprache, die die Menschen verstehen. Er geht dahin, wo es weh tut, und wenn nötig, gibt er den Volkstribun. Für mich ist er der letzte Sozialdemokrat seiner Art: ehrlich, authentisch und witzig. Ich gestehe, ich bin ein Fan des Bürgermeisters der Herzen. Ohne ihn würden viele Themen unseres Zusammenlebens unter den Teppich gekehrt.
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article109515326/Warum-Heinz-Buschkowsky-Recht-hat.html
Die Journalistin und Schriftstellerin Güner Balci beim "Deutschlandradio":
Auch der Bürgermeister in Mitte würde niemals so konkret und Tacheles sprechen wie Heinz Buschkowsky. Bei Heinz Buschkowsky kann man dankbar sein, dass der Mann einfach in politischer Hinsicht auch nichts mehr zu verlieren hat und deswegen auch die Wahrheit nicht scheut. Und er ist einer der einzigen, die ich kenne, der so offen und direkt und oft auch politisch unkorrekt die Wahrheiten anspricht, die da anzusprechen sind, weil sonst würde sich nie was verändern. [...] Ja, so jemand wie Cem Özdemir sollte sich mal persönlich fragen, warum er aus einem Haus auszieht, in dem ihm ein Moschee-Verein nicht gefällt, aber ansonsten nicht möchte, dass andere Menschen über solche Zustände sprechen und sich vielleicht auch darüber empören, dass sie irgendwelche Moschee-Vereine oder diverse andere Vereine mit Aktivitäten, die sich ihrer Kenntnis entziehen, in ihrer Gegend haben und sich einfach unsicher fühlen.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/1876276/
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TV-Tipp
Ich habe 800 Töchter“ - Serap Cileli
15 Jahre Kampf gegen Zwangsheirat und Ehrenmord
* SendeterminDonnerstag, 25. Oktober 2012, 22.00 - 22.30 Uhr.
Die erfolgreiche Buchautorin und Frauenrechtlerin ist selber als 15-Jährige gegen ihren Willen verheiratet worden. Seit vielen Jahren hilft sie anderen betroffenen Mädchen, jungen Frauen und auch jungen Paaren. frauTV berichtet über das Engagement von Serap Cileli. Und über die Mitglieder ihres Vereins peri e.V., die Mädchen auf der Flucht als „Ersatzfamilien“ Schutz und Geborgenheit geben. Zwei junge Frauen erzählen ihre Geschichten, über die Hilfe, die sie erhalten haben und warum sie aus ihrem Elternhaus geflüchtet sind. Serap Cileli erzählt, was sich in den 15 Jahren ihres politischen
Engagements gegen Zwangsheirat und Ehrenmord verändert hat.
http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2012/1025/thema_1.jsp
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Islamophobie - Parallele in den Abgrund
von Oliver M. Piecha und Thomas von der Osten-Sacken
Islamistische Lobbies haben den Begriff der "Islamophobie" konstruiert, um ihn mit dem des Antisemitismus zu parallelisieren. Westliche Intellektuelle machen sich zu Nachbetern dieser Ideologie.
Holland, die Schweiz und sogar das nette Dänemark; es scheint tatsächlich mehr als besorgniserregend: europäische Parteien stacheln "anti-muslimische Ressentiments" auf und versuchen mit "Islamophobie" Wählerstimmen einzuheimsen. Der Trend erinnert an "den Beginn der 1930er Jahre, als Antisemitismus, Faschismus und Nazismus politisch auf der Tagesordnung standen".
Wer hat das gesagt? Wolfgang Benz, der Urheber der hiesigen Islamophobie-Debatte (hier verficht er die These auf Muslim-Markt)? Einer der anderen jüngsten Verteidiger dieses ominösen Begriffes, Micha Brumlik (hier seine Verteidigung Benz' in der FR) vielleicht, oder Alan Posener (hier)? Oder stand es im jüngsten Critical-whiteness-post-colonial-studies-Aufsatzband? Das Seltsame ist, sie alle hätten es so sagen können, das mahnende Wort gegen "Islamophobie" kommt allerdings von Ekmeleddin Ihsanoglu, dem Chef der "Organisation der Islamischen Konferenz", also dem Dachverband von 57 islamischen Staaten, der auch ein Islamophobia Observatory unterhält.
Wer so redet, der sollte jedenfalls wissen, wovon er spricht. Es geht also um das Ganze, wir alle wissen, was nach dem "Beginn der 1930er Jahre" folgte; Machtergreifung, "Reichskristallnacht", Auschwitz. Wie gut, dass Ihsanoglus Stellvertreter, ein Herr namens Abdullah Alam, zeitgleich im Oktober 2010 noch präzisierte, es gehe um "zionistische Verschwörungen" und alle muslimischen Nationen aufrief, sich gegen die "Feinde des Islam" zu vereinigen.
Aber so etwas anzuführen ist womöglich nicht nur polemisch, sondern selbst schon ein wenig "islamophob".
Farid Hafez hat im Perlentaucher Pascal Bruckner vorgeworfen, er "degradiere" und "missbrauche" die "Islamophobie" als Kampfbegriff (hier Bruckners Perlentaucher-Artikel). Hafez findet es vor allem nicht korrekt, dass Bruckner auf den interessengeleiteten Ursprung des Begriffes hinweist: er liegt in der "Islamischen Republik Iran". Dort hat man übrigens mittlerweile auch schon die "Iranophobie" entdeckt, und die - kein Witz - "Shiitephobia".
Es soll also dezidiert nicht interessieren, wie und dass das Konstrukt der "Islamophobie" durch bestimmte Staaten und islamistische Interessengruppen genutzt wird, und durchgesetzt werden soll. Wir sollen auch besser keinen Blick darauf werfen, für welche politischen Absichten dieser Begriff in die Welt gesetzt worden ist. Wieso eigentlich nicht? Den staatlichen Verfechtern des Konstrukts der "Islamophobie" geht es doch um Deutungshoheit und Denkverbote. Am liebsten würden sie mittels der UN erreichen, dass Kritisches zum Islam weltweit geächtet wird. Um nichts anderes dreht es sich hier. Pascal Bruckner hat das Wesentliche dazu gesagt.
Aber warum findet die "Islamophobie" neben islamistischen Propagandisten und Vertretern autoritärer Regierungen auch im Westen zunehmend rührige Vertreter? Und warum speziell auch in Deutschland? Es könnte ja zusätzlich irritieren, dass die überwiegende Mehrzahl der Befürworter dieses Begriffskonstrukts sich wohl selbst als links einstufen würde, vielleicht auch als liberal, jedenfalls bestimmt tolerant, weltoffen, aufgeklärt antirassistisch und mit wachem, kritischem Blick versehen. Warum wollen sie alle die "Islamophobie" so unbedingt nach Hause tragen?
Zuerst einmal muss der Begriff allerdings stubenrein gemacht werden, zu deutlich ist sein Herkommen. Das Verfahren dabei ist etwas simpel: Da der Begriff des "Antisemitismus" ursprünglich durch Antisemiten erfunden worden ist, sollte man also der "Islamophobie" ihre Herkunft auch nicht vorwerfen dürfen. Und es gibt sie schließlich wirklich, die Islamophobie, oder?
Was es jedenfalls gibt, ein Blick auf den grundsätzlich in diesem Zusammenhang immer und immer wieder angeführten Blog Political Incorrect beweist es ebenso wie die Online-Leserkommentare etwa der Welt, es existiert ohne Frage ein Rassismus der sich gezielt gegen Muslime richtet. Er bleibt allerdings ein letztlich randständiger Bereich, der sich ja gerade dadurch manifestiert, dass hier viele Einzelkämpfer sich gegenseitig ihre Blogs voll schreiben und bizarrerweise selbst längst eifriger Suren studieren, als ein durchschnittlicher gläubiger Muslim.
Ginge es nur um eine Abgrenzung vom arg strapazierten Begriff des Rassismus, man könnte dem Unterfangen der "Islamophobie" ja noch gelindes Verständnis entgegen bringen. Längst nämlich ist "Rassismus" zu einer Floskel verkommen, die gegen alle und jede in Anschlag gebracht werden kann. Was jedoch diesen "muslimfeindlichen" Rassismus so spezifisch von jenem unterscheiden soll, der sich in den neunziger Jahren in regelrechten Pogromen gegen "Asylanten" entlud, das bleibt unklar. Und der Fall der 2009 in einem Dresdner Gerichtssaal ermordeten Ägypterin Marwa El-Sherbini steht nicht nur wegen der Bestialität der Tat singulär da. Das zeigte sich auch in der umgehenden und intensiven propagandistischen Instrumentalisierung des Falles durch islamische Länder. Es gibt eben keine antimuslimischen Pogrome in Europa. Wir könnten es sonst täglich auf den Newsportalen der "Islamischen Republik Iran" lesen.
Was es allerdings gibt, das ist ein Kulturkampf, den keineswegs Samuel Huntington erfunden hat, sondern der vom Islamismus den offenen Gesellschaften des Westens wie den freiheitlichen Regungen im islamisch geprägten Teil der Welt erklärt worden ist. Als Ausgangsdatum mag man das Jahr 1979 nehmen, mit der Revolution im Iran und dem, was aus ihr geworden ist. Und in diesem Kampf geht es um ganz konkrete Dinge, wie die schleichende Etablierung von Geschlechterapartheid in westlichen Gesellschaften und die Erringung einer Art Sonderstellung für "den Islam", kurz die Etablierung der Scharia als Alternative zu weltlichen Gesetzen. Und bisher war das einigermaßen erfolgreich für den Islamismus. Der Angriff auf die Meinungsfreiheit hat längst zu einer Selbstzensur im Westen geführt - und der Begriff der "Islamophobie" soll sie weiter zementieren. Islamkritik, wie auch immer sie sich äußert, kann heute auch in Europa tödliche Folgen haben. Das Schicksal von Theo van Gogh vor Augen, überlegt man sich dieser Tage lieber zweimal, wie heftig man den Islam und seinen Propheten denn kritisieren mag.
Nehmen wir einen weiteren seltsamen Umstand hinzu: Der potenziell beleidigte Muslim schafft politischen Mehrwert. Der real verfolgte Christ nicht. Interessanterweise spricht niemand - und schon gar nicht die Entdecker der "Islamophobie" - von, sagen wir, Christophobie. Immerhin sind Christen weltweit die am meisten bedrängte religiöse Gruppe (mit Ausnahme der Bahais im Iran). Verfolgt und diskriminiert vor allem, aber nicht nur, in sehr vielen muslimischen Ländern. Ein Zufall?
Worin liegt also der politische Mehrwert der "Islamophobie"?
Zuerst einmal in dem Umstand, dass für die Verfechter dieses Konstrukts ihre kleine heile Welt wieder ins rechte Lot rutscht. Natürlich ist es irritierend, dass Rechtspopulisten im Zeichen ihrer Islamobsession plötzlich die Liebe zu Israel entdecken, und Meinungsfreiheit und Frauenemanzipation als abendländische Errungenschaften feiern. Und man selbst als aufrechter Linker und Antirassist sich dagegen mittlerweile Seite an Seite mit Islamisten und reaktionären Klerikern wiederfindet und für Kopftücher und religiöse Zwangsidentitäten einstehen muss. Aber wenn es denn so etwas wie "Islamophobie" gibt, dann ist der eigene Kampf auch hier wieder ein aufrechter.
Aber es geht um noch mehr; schließlich soll die "Islamophobie" keinesfalls nur als ein Rassismus unter anderen erscheinen. Nein, sie muss gleich ganz wo anders verankert werden, denn wer sie nicht irgendwie mit Antisemitismus vergleicht, in Verbindung bringt oder doch zumindest abgrenzt, hat die Spielregeln nicht verstanden. "Ist Islamophobie der moderne Antisemitismus?" fragt deshalb treffsicher Micha Brumlik in der Frankfurter Rundschau. Er hat verstanden. Alleine schon der Vergleich selbst verschafft dem Begriff nämlich eine Bedeutung, ja Aura, die er alleine so keineswegs hätte. Und so mussten sich gerade in Deutschland die Antisemitismusforscher seiner annehmen, um ihn hoffähig machen zu können. Auf einer Tagung in Tutzing, die ausgerechnet vom Moses-Mendelssohn-Zentrum mit veranstaltet wird (Programm), werden sich die Referenten im Januar laut Einladung etwa den "Vorurteilen gegen Juden und Muslimen widmen", um "Möglichkeiten und Grenzen des Vergleichs auszuloten".
Die "wissenschaftliche" Beweisführung dabei ist arg dünn. Man vergleicht historisch. Und man sagt gleich immer dazu, dass man natürlich vergleichen dürfe. Es klingt nicht umsonst nach jener fürchterlichen Sprachfigur, die früher gang und gebe war: Man wird doch noch sagen dürfen, dass?
Tatsächlich kann man alles Mögliche miteinander vergleichen, die Methode allein ist nicht besonders ergiebig und trägt nicht weit. Und die Erkenntnis? Als Kurzfassung: Treitschke hat früher was gegen Juden gesagt, Sarrazin heute gegen Muslims, ergo? Vollenden Sie den Satz selbst. (Für Patrick Bahners, Feuilletonchef der FAZ, ist Necla Kelek der Treitschke des 21. Jahrhunderts, mehr hier, in seinem im Februar erscheinenden Buch gegen "Die Republik der Islamkritiker" wird er die These zementieren.)
Wer sich heutzutage nurmehr in diskurstheoretischen Äußerungen über Feindbildkonstruktionen und "Vorurteile" auslassen kann, behauptet damit von sich nicht einmal mehr, einen Begriff von Gesellschaft zu haben. Die so genannte Judenfrage war im 19. Jahrhundert eine um die Verfasstheit bürgerlicher Gesellschaft selbst. Allgemeine Emanzipation, so die Forderung zu vieler Aufklärer, habe die Juden zu Staatsbürgern zu machen, ihr Sonderstatus müsse beseitigt werden. Freiheit sollte eine seine, in der jede vormoderne, vor allem religiös begründete Differenz zu eliminieren sei. Dass ausgerechnet die Juden ins Zentrum dieser Debatte gerieten, ja von Voltaire bis Treitschke sich die Geistesgrößen des 18. und 19. Jahrhunderts manisch an ihnen abarbeiteten, ist zugleich nicht nur verheerend für die Juden gewesen, sondern zeigte immer auch die Grenzen der bürgerlichen Emanzipation auf. Ihr Misslingen machte die Vernichtung der Juden im Jahrhundert danach erst möglich. Suchte man diskriminierte Gruppen im vorletzten Jahrhundert, man könnte sich den Polen in Deutschland oder Protestanten in Frankreich zuwenden und ihre Lage mit europäischen Muslimen der Gegenwart vergleichen. Dabei ginge es dann tatsächlich um Fragen nach "Vorurteilen" und parziell rassistischer und/oder religiöser Diskriminierung. Das allerdings lockte keinen Hund hinter dem Ofen hervor.
Bei einem wirklichen "historischen" Vergleichen wären die Unterschiede zwischen "damals" und heute so himmelschreiend, dass man den Vergleich gar nicht erst beginnen würde. Es sei denn, man folgt einer politischen Agenda und nicht dem Erkenntnisinteresse.
Die Konflikte zwischen Islamismus und einer offenen Gesellschaft sind real. Sie sind keine Projektion. Dass ein Ideologe wie der türkische Außenminister über eine Islamisierung Europas nachdenkt, kann man ebenso nachlesen, wie den hybriden Anspruch längst deutschsprachiger Jihadisten, als "Muslim" dem schmutzigen "Kuffar" unendlich überlegen zu sein. Es gibt nicht zuletzt islamische Staaten, die massiv "islamische" Interessen auch und gerade in Ländern des Westens vertreten, mit Geld und Propaganda. Das wiederum sollte keineswegs zum Rückkehrschluss verleiten, dass jeder Muslim, und damit sind Menschen gemeint, die sich selbst auch als gläubig verstehen, und nicht nur aus islamisch dominierten Ländern stammen, nun die Islamisierung Europas vorantreiben wollte. Aber islamische Kleriker, Politiker und Ideologen, die vor allem den globalen Anspruch ihres "Islam" unterstreichen, sind Legion. Sie haben in den letzten dreißig Jahren beispielsweise das Kopftuch überhaupt erst zu dem politischen Symbol aufgeblasen, an dem Kritik fortan als "islamophob" unterdrückt werden soll.
Vergleichen wir noch einmal kurz: Wo waren sie eigentlich damals, 1871ff. die jüdischen Mächte und Pressure Groups? Wer hat je von lautstarken jüdischen Forderungen nach kultureller Sensibilität der jüdischen Kultur gegenüber gehört, der sich die Nichtjuden notfalls eben anzupassen hätten? Von Forderungen zumindest einzelner Rabbis nach jüdischer Weltherrschaft?
Nun, Vorstellungen davon waren durchaus existent - in den Köpfen der Antisemiten, das ist der Witz dabei. Tatsächlich wollten sich die Juden in Deutschland nachgerade verzweifelt assimilieren. Aber das hat den Antisemiten nie interessiert. Der Jude sollte sich nicht integrieren. Er sollte aus Prinzip verschwinden. Das hat mit "Vorurteilen" rein gar nichts zu tun.
Und hier schließt sich der Kreis; je drängender auf "Islamophobie" als neuer Realität insistiert wird, desto "normaler" erscheint zugleich der Antisemitismus. Die "Dialektik der Aufklärung" wird dem Vergessen anheim gegeben. Als Besonderheit des Antisemitismus soll nicht mehr der wahnhafte Vernichtungsdrang zu erkennen sein, der ihn grundsätzlich vom "normalen" Rassismus unterscheidet, und immer unterschieden hat. Er wird einfach zum Vorurteil unter anderen Vorurteilen umdeklariert, der Überlebende von Auschwitz wird zum Diskriminierten neben anderen Diskriminierten. Wenn der "Jude von heute" endlich ein Muslim von nebenan ist, braucht man über eliminatorischen Antisemitismus nicht mehr sprechen - auch nicht über den zeitgenössischen, der etwa von Teheran aus die Vernichtung Israels propagiert und tatkräftig vorbereitet. Sicher, die Schrecken des 20. Jahrhunderts werden damit irgendwie wieder handhabbar. Ginge es nur um Vorurteile, dann hätte Auschwitz mit gut gemeinter pädagogischer Aufklärung verhindert werden können.
So bedient der Begriff der Islamophobie kongenial ganz unterschiedliche Bedürfnisse, denen eines gemein ist: mit Emanzipation haben sie nichts am Hut, und ebenso auffällig ist das Fehlen jedweder Empathie mit den Menschen, in deren Namen man da angeblich spricht. Der reale Muslim, ebenso wie die anderen vermeintlich "Diskriminierten", geraten zum reinen Spielmaterial des Diskurses.
Der Artikel erschien zuerst im "Perlentaucher":
http://www.perlentaucher.de/essay/islamophobie-parallele-in-den-abgrund.html
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Buschkowsky-Kritik: Es geht auch anders
von Thomas Baader
Wir leben in Zeiten, in denen man es positiv hervorheben muss, wenn jemand in sachlicher Weise Kritik übt. Eigentlich sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Die Buschkowsky-Debatte hat aber eines gezeigt, nämlich dass die bisherige sogenannte "Kritik" vor allem gekennzeichnet war durch folgende Merkmale:
- Oftmals durch Äußerungen der Kritiker, dies es erkennen ließen oder zumindest wahrscheinlich erscheinen ließen, dass der Urheber der jeweiligen Äußerung das Buch nicht gelesen hatte.
- Persönliche, diffamierende Angriffe gegen den Autor des Buches.
- Die Weigerung, sich mit Inhalten und Befunden auseinanderzusetzen. In diesem Sinne wurde sich nicht argumentativ mit Buschkowsky befasst, sondern auf "Nebenkriegsschauplätze" ausgewichen.
- Empörung trat an die Stelle von Problemorientierung.
Es geht aber auch anders. Der Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber, Herausgeber des "Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung" und Mitglied des "Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus" des Deutschen Bundestages, hat bei "Endstation Rechts" einen kurzen kritischen Text zu Buschkowskys Buch "Neukölln ist überall" geschrieben, auf den die oben genannten Merkmale nicht zutreffen.
Pfahl-Traughber geht dabei auf (aus seiner Sicht) sowohl positive als auch negative Aspekte des Buches ein. So heißt es bei ihm unter anderem:
"Das sind eindeutige und harte Worte, die aber auch an eine Bringschuld der Migranten erinnern. Buschkowsky geht demgegenüber nicht mit gleicher Intensität auf die Defizite im Entgegenkommen der Mehrheitsgesellschaft ein. Gleichwohl betont er, dass es der etablierten Politik an Engagement und Problembewusstsein fehle: Man brauche 'einen intervenierenden Staat und eine empathische Gesellschaft ... und keinen beobachtenden Staat mit ignoranter Arroganz' (S. 10). Manches klingt bei Buschkowsky nach 'Sarrazin-light'. Doch ist dem so? In einem Kapitel berichtet er von einem Gespräch mit Sarrazin, worin er 'einen Großteil seiner Ableitungen' als 'falsch und daneben' (S. 118) bezeichnet. Buschkowsky sieht die geschilderten Probleme nicht auf der Basis von ethnischer Herkunft. Es ginge hauptsächlich um die Fähigkeit und den Willen, 'sich an die herrschenden Lebensregeln anzupassen' (S. 198). Der Autor ist somit ein einseitiger und vereinfachender, aber ein durchaus beachtenswerter und problemorientierter Akteur in der Debatte um 'Integration'."
http://endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=7688:%E2%80%9Eneuk%C3%B6lln-ist-%C3%BCberall%E2%80%9C-%E2%80%93-einseitige-und-vereinfachende-aber-beachtenswerte-und-problemorientierte-beitr%C3%A4ge-zur-integrationsdebatte&Itemid=618
Ich teile einige wesentliche Schlüsse, zu denen Pfahl-Traughber kommt, nicht. Aber seine Analyse verzichtet auf jegliche Diffamierung und verdient es daher, ernstgenommen zu werden. Andere Kritiker hingegen müssen sich diese Kompetenz zur sachlichen und inhaltsbezogenen Auseinandersetzung erst noch aneignen.
An Pfahl-Traughbers Text ist allerdings durchaus kritisierenswert, dass er recht kurz gehalten ist und daher auch darauf verzichtet, einige seiner Behauptungen ausführlich zu belegen. Die Kritik an Buschkowsky fällt hier und da etwas pauschal aus, ohne aber unfair zu werden. Der Vorwurf der Einseitigkeit verfängt nicht, weil Buschkowskys Ansatz eben darin besteht, die Rolle der betroffenen Migranten selbst zu thematisieren im Sinne einer Frage nach menschlicher Eigenverantwortung.
Aber diese unterschiedlichen Sichtweisen auf Buschkowskys Buch sind legitim und könnten Grundlage einer erkenntnisgeleiteten Debatte sein. Mit den Kritikern der oben genannten Art ist eine solche Debatte nicht möglich.
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Todenhöfer: Gute und böse Taliban
von Thomas Baader
Jürgen Todenhöfer hat sich erneut als erstrangige Quelle der Fehlinformation erwiesen, wenn es um die Verhältnisse in der islamischen Welt geht. Der Experte, der im Februar 2011 in der Sendung "Maybrit Illner" davon sprach, die ägyptischen Muslimbrüder würden bei den nächsten Wahlen maximal 20% erhalten, der begeistert und zustimmed den früheren ägyptischen Religionsminister Mahmut Zakzouk zitiert (welcher die Todesstrafe für Apostaten für gerechtfertigt hält) und der entgegen des Berichts der vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzten Syrien-Untersuchungskommission behauptet, das Massaker von Hula in Syrien sei von Rebellen und nicht von Regierungstruppen verübt worden - dieser Experte hat nun wieder zugeschlagen.
Diese Woche ging es bei Anne Will um Afghanistan:
http://www.ardmediathek.de/das-erste/anne-will/auslandseinsatz-afghanistan-war-es-die-opfer-wert?documentId=12158504#
Relativ am Ende Sendung kommt es nach einem Einspieler, der von Mädchenschulen in Afghanistan handelt, im Studio zur folgenden Situation: Anne Will fragt Jürgen Todenhöfer: "Wenn die Truppen abgezogen sind und die Taliban dann teilweise die Macht wieder übernehmen, werden diese Mädchen dann noch zur Schule gehen können?"
Entschieden antwortet Todenhöfer: "Ja". Und auf Nachfrage nochmal: "Ja, natürlich." Dann erklärt Todenhöfer, dass er auch die New York Times lese, die ausführlich darüber berichtet habe, dass in Afghanistan in von den Taliban beherrschten Gebieten längst wieder Mädchen unterrichtet würden. Außerdem glaubt Todenhöfer bereitwillig den Versicherungen führender Taliban, dass man das in Zukunft flächendeckend machen werde.
Verteidigungsminister Thomas De Maziere widerspricht und weist darauf hin, dass die Taliban gerade kürzlich erst ein vierzehnjähriges Mädchen angeschossen haben, weil es sich für das Recht von Mädchen auf Schulbesuch eingesetzt hat.
Darauf Todenhöfer: "In Pakistan! Jetzt verwechseln Sie schon die Länder."
Todenhöfer versucht sich also am Entwurf des Bildes "Gute pakistanische Taliban, böse afghanische Taliban". Todenhöfer wörtlich: "Es gibt afghanische Taliban, die nationale Widerstandskämpfer sind, und es gibt pakistanische Taliban, die diesen Anschlag begangen haben, die ich für Kriminelle halte, die eine völlig andere Organisation sind. [...] Und ich weiß, dass die Taliban in Afghanistan den Schulbesuch der Mädchen erlauben werden." Leider aber hat Todenhöfer selbst die Länder verwechselt, denn im Artikel der New York Times, auf den er sich bezieht, liest sich das so:
"Girls in the Swat Valley of Pakistan, where the Taliban once declared a ban on female education, can attend school, but they must wear veils that cover their heads and faces, a top official said Monday."
http://www.nytimes.com/2009/03/02/world/asia/02iht-pakistan.1.20523678.html?_r=0
Das, was Todenhöfer dem Verteidigungsminister vorwirft - Aktionen der pakistanischen und der afghanischen Taliban miteinander zu verwechseln -, ist also Todenhöfer selber widerfahren. Die New York Times berichtete darüber, dass in Pakistan (nicht in Afghanistan) Mädchen wieder zu Schule gehen.
Der in der Sendung anwesende Omid Nouripour bestätigt zwar, dass es Teile (!) der Taliban in Afghanistan gibt, die den Schulbesuch von Mädchen tatsächlich erlauben wollen - womit freilich noch nichts darüber ausgesagt ist, ob dieser kompromissbereite Teil der Taliban sich gegen den anderen durchsetzen wird und ob man diesen Beteuerungen überhaupt Glauben schenken darf. Und dort, so Nouripours Ausführungen, wo es tatsächlich verwirklicht wurde, geht es den Taliban weniger um die Bildung der Mädchen, sondern um die Indokrination mit fundamentalistischem Gedankengut(Nouripour: "Koranauslegung aus der Steinzeit"). Außerdem sei mit dem Schulbesuch der Mädchen sowieso sofort Schluss, sobald die Pubertät erreicht sei.
Andere Bericht bestätigen Nouripours diesbezügliche Ausführungen:
"The Taliban edict insists schoolgirls and teachers wear the hijab and study only subjects in keeping with religious and cultural values (extreme fundamentalist ones)."
http://www.cbc.ca/news/world/story/2011/03/30/f-vp-stewart-afghanistan.html
Halten wir als Ergebnisse fest:
- Experte Jürgen Todenhöfer hält einen Bericht der New York Times über die Aktivitäten von pakistanischen Taliban für einen Bericht über die Aktivitäten von afghanischen Taliban.
- Experte Jürgen Todenhöfer hält die pakistanische Variante für Kriminelle, die afghanische für "nationale Widerstandskämpfer". Es mag Herrn Todenhöfer aber entgangen sein, dass diese nicht-kriminellen Widerstandskämpder aus Afghanistan vielleicht keiner Vierzehnjährigen in den Kopf geschossen haben - dafür haben sie aber einen achtjährigen Jungen als "Spion" erhängt und einer Achtzehnjährigen die Nase abgschnitten.
- Bei seiner sauberen Trennung zwischen den beiden von ihm wahrgenommenen Taliban-Flügeln ist Todenhöfer zudem auch entgangen, dass zahlreiche Taliban, die in Afghanistan operieren, sowieso pakistanischer Herkunft sind.
Man darf auf die nächste Expertenaussage gespannt sein.
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Zweierlei Journalismus
von N. Lightenment(P)
"Zeit" und "Tagesspiegel" berichten über dieselbe Veranstaltung mit Buschkowsky.
Nehmen Sie sich bitte mal die Zeit (soll kein Wortspiel sein), um beide Artikel in Ruhe durchzulesen.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/buchautor-und-beizrksbuergermeister-buschkowsky-diskutiert-mit-den-genossen/7259756.html
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/buschkowsky-neukoelln-spd
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/buschkowsky-neukoelln-spd/seite-2
Meine Behauptung:
Einer der beiden Autoren hat sich die Veranstaltung angesehen und wiedergeben, was er dort miterlebt hat, dabei vorsichtig Äußerungen und Reaktionen deutend, den Schwerpunkt aber immer noch auf die Berichterstattung legend. Er bewegt sich trotz zurückhaltender Wertungen weitestgehend im Rahmen der gebotenen Neutralität.
Der andere ging hin, um seine Meinung, die er schon vorher hatte, bestätigt zu bekommen. Er sammelte nur Stimmen, die in sein Weltbild passen, und blendete Unpassendes aus. Herausgekommen ist ein "Bericht", der als Kampfschrift für eine der beiden Seiten in diesem Disput genutzt werden kann.
So, und nun beantworten Sie mir die Frage: Welcher der beiden Autoren arbeitet für den "Tagesspiegel" und welcher für die "Zeit"?
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Pressemitteilung vom 16.10.2012 | 18:34
Solidarität von Menschenrechtlern mit Heinz Buschkowsky!
Peri e. V. fordert das Ende einer schmutzigen Diffamierungskampagne
Peri Verein für Menschenrechte und Integration e. V. hat sich eingehend mit dem Buch "Neukölln ist überall" von Heinz Buschkowsky auseinandergesetzt und es einer kritischen Analyse unterzogen. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass wir die in dem Buch zum Ausdruck kommenden Befunde weitestgehend teilen. Einzelne Problembereiche sind bei Buschkowsky sogar keineswegs, wie gerne behauptet, überspitzt dargestellt, sondern eher noch viel zurückhaltend. Die in dem Buch genannten Lösungsvorschläge treffen zwar nicht ausnahmslos, aber doch mehrheitlich auf unsere Zustimmung.
Mit großer Sorge hingegen betrachten wir die Mechanismen der Diffamierung, die die öffentliche Debatte um das Buch dominieren. Während durch die Art der Äußerungen häufig offensichtlich ist, dass viele "Kritiker" das Buch nicht gelesen haben, herrscht gleichzeitig bei nicht wenigen Politikern, Journalisten und Wissenschaftlern ein gehässiger und von Unsachlichkeit gekennzeichneter Tonfall vor. Die Diffamierung, die Menschen ertragen müssen, die auf Probleme hinweisen, hat mittlerweile ein unerträgliches Ausmaß angenommen - Buschkowsky ist in dieser Hinsicht leider kein Einzelfall. Heinz Buschkwosky ernsthaft Rassismus unterstellen zu wollen, lässt sich nur noch entweder mit bewusster Bösartigkeit seitens seiner "Kritiker" oder aber mit einem Mangel an Lesekompetenz erklären.
In diesem Zusammenhang sind die Äußerungen der Soziologin Naika Foroutan, des SPD-Politikers Aziz Bozkurt und des grünen Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz besonders hervorzuheben, deren Rassismusvorwürfe in einem krassen Missverhältnis zu ihrem eigenen Schweigen zu sogenannten "Ehrverbrechen" und der Unterdrückung von Frauen in bestimmten Einwanderermilieus stehen. Bozkurts Breivik-Vergleich muss als bewusst eingesetzte Niederträchtigkeit eingestuft werden, zumal als Beleg Äußerungen angeführt werden, die völlig sinnentstellend aus dem Zusammenhang gerissen sind. Foroutan, Bozkurt und Schulz sind in der Vergangenheit nicht durch ein besonderes Engagement für die Opfer von Ehrenmord, Zwangsheirat und häuslicher Gewalt aufgefallen. Mit Formulierungen wie "Der weiße privilegierte Buschkowsky" rückt sich zudem Aziz Bozkurt selbst sehr viel mehr in die Nähe rassistischen Gedankengutes, als es einem "Antirassisten" gut zu Gesicht stehen würde. Die "AG Integration und Vielfalt" der Berliner SPD, der Bozkurt vorsteht, thematisiert auf ihrer Website in keiner einzigen ihrer zahlreichen öffentlichen Mitteilungen die auf antimodernen Rollen- und Ehrvorstellungen beruhenden Missstände und Gewalttaten bei bestimmten Einwanderergruppen. Das Ziel einer Gleichberechtigung der Geschlechter hat man in den Reihen der Buschkowsky-Gegner offenbar bereits aufgegeben. Stattdessen wird Schönwetter-Migrationspolitik gemacht und ein permanenter Opfer-Diskurs gepflegt.
Die hinter der Diffamierungskampagne stehende Absicht ist klar: Die Tatsache, dass Verhalten von Erziehung abhängig ist und Erziehung sich wiederum an kulturellen Werten orientiert, soll bewusst kleingeredet werden, als ob es sich dabei nicht um eine völlig unstrittige Selbstverständlichkeit handelte. Natürlich müssen in der Integrationsdebatte kulturell und religiös bedingte Überzeugungen als Faktoren stets berücksichtigt werden. Peri Verein für Menschenrechte und Integration e. V. kann durch seine praxisbezogene Arbeit, die junge Menschen (meist Frauen mit muslimischem Hintergrund) aus demütigenden und oftmals lebensgefährlichen Situationen befreit, Heinz Buschkowskys Befunde in großen Teilen bestätigen und sieht sich in eben dieser wichtigen Arbeit durch "Kritiker" der genannten Art behindert. Serap Cileli, Vorsitzende von Peri e. V., stellt daher klar: "Nicht Heinz Buschkowskys Buch ist ein Skandal, sondern die Art und Weise, wie Beschwichtiger und Verharmloser mit ihren ehrverletzenden Äußerungen auf das Buch reagieren. Leidtragende sind die Schwächsten unter den Migranten."
Peri e. V. erklärt sich solidarisch mit Herrn Heinz Buschkowsky und verurteilt scharf die polemischen und größtenteils auf Unwahrheiten beruhenden Versuche öffentlicher Personen, unangenehme Debatten zu unterbinden und missliebige Personen zu stigmatisieren.
Thomas Baader
Pressestelle peri e.V.
Bachgasse 44
D-69469 Weinheim
E-Mail: kontakt@peri-ev.de
Website: www.peri-ev.de
Weinheim - Veröffentlicht von pressrelationsLink zur Pressemitteilung: http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=510991
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Auf zum Nebenkriegsschauplatz, es gibt ja gerade nichts Wichtigeres
von Thomas Baader
In Kurzform:
Nachdem einer meiner Artikel auf der "Achse des Guten" erschienen war, leitete Henryk Broder einen Leserbrief an mich weiter. Der Verfasser wollte, dass ich Stellung dazu nehme, dass sich Buschkowsky bei früheren Beleidigungen mit gerichtlichen Mitteln gewehrt habe und die Kosten dafür dem Steuerzahler auflade.
Ich antwortete, dass ich für die Rückmeldung dankte, sie aber für meine Ausführungen als irrelevant betrachte.
Darauhin schrieb der Verfasser im Kommentarbereich des "Tagesspiegel", wo mein neuester Artikel erschienen war, u. a. : "Ich hatte mit Thomas Baader einen kurzen eMail-Verkehr vor ein paar Tagen, bei dem ich ihn darauf hinwies, dass Buschkowsky gern auf Kosten des Steuerzahlers seine persönliche Ehre verteidigt. Baader fand das für seine Ausführungen 'irrelevant'."
Also sah ich mich genötigt, dem Herrn noch einmal eine Email zu schreiben. An dieser Stelle dokumentiere ich ihren Inhalt:
Sehr geehrter Herr XXX,
nachdem ich Ihren Kommentar im Tagesspiegel gelesen habe, habe ich bemerkt, dass ich mich vermutlich nicht deutlich ausgedrückt habe.
Für meine Ausführungen ist Ihre Rückmeldung in der Tat irrelevant. Ich beschäftige mich mit Herrn Buschkowskys integrationspolitischen Thesen. Ich habe kein Urteil darüber gefällt, ob Herr Buschkowsky irgendwelche charakterlichen Schwächen hat oder nicht. Wenn Sie das stört, dass er sich "auf Kosten des Steuerzahlers verteidigt", wie Sie sagen, dann dürfen Sie das selbstverständlich öffentlich kritisieren.
Ich sehe dabei nur keinen Zusammenhang zu den Integrationsproblemen dieses Land und erst recht nicht zu meinem Artikel. Und da das das einzige Thema Ihrer Rückmeldung war und Sie nicht ein einziges meiner zahlreichen Argumente aufgegriffen haben, finde ich das, ehrlich gesagt, argumentativ etwas dürftig.
Das dürfen Sie gerne zitieren. Ich werde ohnehin mein Antwortschreiben an Sie auf meinen Blog stellen, wobei ich Sie selbstverständlich anonymisieren werde.
Mit freundlichen Grüßen
T. Baader
Für die Leser dieses Blogs eine kleine Anmerkung, die ich in der Email vergessen hatte: Ich wohne nicht, wie Herr XXX behauptet, in Weinheim. Da ist nur der Verein angemeldet, der übrigens bundesweit operiert und Mitglieder in ganz Deutschland hat.
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Mein neuer Buschkowsky-Artikel im "Tagesspiegel"
von Thomas Baader
Meinen neuesten Debatten-Beitrag zum Thema Buschkwosky hat dankenswerterweise der "Tagesspiegel" veröffentlicht.
Hier die Links:
Seite 1:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/gastkommentar-wir-brauchen-mehr-buschkowskys/7262304.html
Seite 2:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/gastkommentar-die-kuenstliche-drohkulisse-der-selbsternannten-antirassisten/7262304-2.html
Ein kleiner Auszug:
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Wie kann ein Bürgermeister nur so über seinen Bezirk schreiben? Diese Art der Kritik enthält alle Elemente einer klassischen Verräterdebatte: Ein Bezirksbürgermeister spricht bitteschön nur Gutes über "seine" Leute. Ebenso soll eine Soziologin oder eine Frauenrechtlerin, die Angehörige einer Minderheit ist, doch unter gar keinen Umständen ein schlechtes Wort über eben diese Minderheit verlieren. Tut sie es doch, so kann es passieren, dass ein Feuilletonist sie als "überangepasst" oder "radikalsäkularisiert" bezeichnet - was für einige Geister offenbar das Schlimmste ist, was eine Migrantin überhaupt sein könnte. Und auch jener Lehrer, der sich bei Bekanntwerden der Missbrauchsvorfälle an der Odenwaldschule konsequent auf die Seite der Opfer stellte, galt einigen seiner Kollegen als "Judas" und "Nestbeschmutzer".
All den genannten Fällen ist gemeinsam, dass der Ruf und das Ansehen einer Gemeinschaft von Menschen offenbar mehr zählt als das, was einzelne Angehörige dieser Gemeinschaft erleiden. Entsprechend emotional reagiert man auf den Unruhestifter, der die Botschaft verkündet: "Bei uns ist nicht alles in Ordnung." Wir brauchen viel mehr dieser Verräter. Man sollte "Nestbeschmutzer" zum nächsten Unwort des Jahres erklären.
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Wie Wikipedia arbeitet
von Thomas Baader
Wikipedia erweist sich im Alltag für viele von uns als sehr nützlich. Das "Online-Lexikon" ist stets äußerst hilfreich, um schnell und unkompliziert Recherche zu betreiben. Dennoch ändert dies nichts an der Tatsache, dass Wikipedia, was enzyklopädische Ansprüche betrifft, noch nicht einmal semiprofessionell zu nennen ist. Wikipedia ist ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, der von ideologisch versierten Vielschreibern genutzt wird, um uns ihre Ansichten als Tatsachen zu verkaufen.
In einer älteren Version des Wikipedia-Eintrags über den Satiriker Bernd Zeller war noch zu lesen gewesen, dass Zeller auf dem Blog "Achse des Guten" regelmäßig rechtskonservative Ansichten äußere. Die Formulierung ist mittlerweile rausgeflogen, war jedoch über einen längern Zeitraum Bestandteil des Artikels gewesen. Sie kam völlig ohne Belege oder Beispiele aus.
Vor allem junge Leser mit wenig Medienkompetenz werden hier systematisch getäuscht. Zeller äußert sich "rechtskonservativ" - wer findet das? Ein Politikwissenschaftler? Ein bekannter Journalist? Ein weniger erfolgreicher und deshalb neidischer Kollege? Zellers Nachbar, der findet, dass er den Müll nicht richtig trennt? Cem Özdemir? Oder am Ende doch einfach nur ein völlig unbedeutender Wikipedia-Autor, der seine eigene Meinung zum Maßstab aller Dinge macht? Es bleibt im Dunkeln. Und eben deshalb sind in diesem Fall für den unerfahrenen und naiven Leser die Kategorien Ansicht und Tatsache auch ununterscheidbar.
Im Artikel "Die Achse des Guten" heißt wiederum es bei Wikipedia:
"Jörg Lau kritisierte auf der Website der deutschen Wochenzeitung Die Zeit die Schwulenfeindlichkeit von Henryk Broder und des Weblogs Achse des Guten allgemein."
In der Schule würde man jedem Schüler, der in einer Deutschklausur diesen Satz schreibt, eine entsprechende Anmerkung an den Rand schreiben: nämlich dass die verwendete Formulierung ungeeignet ist, da sie die angebliche "Schwulenfeindlichkeit" Broders, die Lau kritisiert, als eine Tatsache darstellt und nicht, wie es richtig wäre, als Ansicht. Man liest also: Die genannte Schwulenfeindlichkeit ist real, und Lau kritisiert sie. Das suggeriert dieser Satz.
Außerdem heißt es dort auch: "In einem wissenschaftlichen Fachaufsatz zum Thema Islamfeindlichkeit wurde Die Achse des Guten als 'antiislamische' Website eingestuft." Die Fußnote führt zu einem entsprechenden Fachaufsatz von Dr. Sabine Schiffer. Jeder, der über ein bisschen Hintergrundwissen verfügt, kann sich denken, dass ein Fachsaufsatz von Dr. Schiffer über die "Achse" ähnlich neutral und objektiv ausfallen düfte wie eine Doktorarbeit von Erich Honecker über Oppositionelle in der DDR.
Im Diskussionsbereich zum Wikipedia-Artikel "Naika Foroutan" geht es wiederum um meine eigene Person - hauptsächlich um so weltbewegende Fragen wie, ob mein im September 2010 auf der "Achse" erschienener Artikel "Frau Foroutans Zahlenspiele" wirklich von mir ist, ob ich nicht vielleicht in Wahrheit Phillip Schwab, der Betreiber des Blogs "CDU-Politik.de" bin, ob ich auch wirklich im Integrationsverein "Peri" tätig bin und inwieweit man mich überhaupt als enzyklopädisch relevant einstufen musss. Zumindest weiß ich, was für mich nicht releveant ist: diese Debatte.
Also findet meine Kritik an Foroutans Arbeitsweise keinen Eingang in den Artikel (was mir keine schlaflosen Nächte bereitet), dafür aber gegen Foroutan ausgestoßene Schmähungen von den Seiten von "Politically Incorrect". Zweifellos haben diese Beleidigungen wirklich stattgefunden. Man fragt sich aber doch, warum sie in den Artikel aufgenommen wurden, wenn vergleichbare Äußerungen in diversen Internetforen und Kommentarbereichen, die gegen Sarrazin, Buschkowsky, Giordano, Kelek, Cileli usw. gerichtet waren, natürlich in den den jeweiligen Artikeln keine Berücksichtigung fanden. Die Viktimisierung Foroutans hingegen dient in ihrem Artikel offensichtlich dazu, Sympathien beim Leser zu wecken: Wer Opfer von Schmähungen wird, muss einer der Guten sein.
Es offenbart sich ein grundlegendes Wikipedia-Problem, vor allem bei Artikeln über noch lebende prominente Personen, aber auch bei wissenschaftlichen Themen: Manchmal ist die Darstellung noch nicht einmal wirklich falsch, sie bildet dann bloß einen kleinen Teil der öffentlichen Debatte oder des Forschungsstandes ab. Mancher Wikipedia-Autor hat wohl zu einem bestimmten wissenschaftlichen Thema ein einziges Buch gelesen, das nur eine Lehrmeinung unter vielen wiedergibt - und schreibt den Artikel nun so, als wäre das der allgemeine Konsens in der Forschung. Um das zu bemerken, muss der Leser hinsichtlich des Themas bereits vorgebildet sein.
Viele Lehrer verbieten ihren Schülern, bei Internetrecherchen auf Wikipedia zurückzugreifen. Es gilt ihnen als "unseriöse Quelle". Anfangs hielt ich diese Einstellung für übertrieben. In den letzten Jahren wurde sie für mich immer nachvollziehbarer. Man kann bei Wikipedia vor allem eines lernen: Was enzyklopädisches Arbeiten NICHT ist.
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"...wie Breivik!": Wie Diffamierung in der Buschkowsky-Debatte funktioniert
von Thomas Baader
Es ist eigentlich gar nicht so, dass man dieser Tage viel Verlangen spürt, einen weiteren Beitrag zur Debatte um Heinz Buschkowskys Buch "Neukölln ist überall" zu schreiben. Man könnte meinen, dass der Sache bereits Genüge getan wurde, wenn man das Vorgehen der "Kritiker" exemplarisch am Pamphletismus einer Akteurin aufgezeigt hat. Leider stellt sich jedoch heraus, dass neue Absurditäten und Diffamierungen schneller produziert werden, als man darauf reagieren könnte. Um diese Dinge nicht völlig unwidersprochen zu lassen, erscheint es mir daher doch nötig, weitere Beispiele aus der Debatte herauszugreifen und analytisch zu betrachten.
Bevor ich die einzelnen Vorwürfe untersuche, möchte ich erst einmal auf eine hierzulande übliche Redewendung verweisen, die im Folgenden noch eine Rolle spielen wird: Im Deutschen spricht man manchmal davon, dass ein "Pappkamerad aufgebaut" würde. Man könnte alternativ auch das Wort "Popanz" verwenden. Damit ist gemeint, dass man nicht wirklich den Gegner in einer Auseinandersetzung bekämpft, sondern ein Schreckgespenst, das man selbst aufbaut, um es dann möglichst eindrucksvoll umwerfen zu können - natürlich dabei den Anschein erweckend, es handele um den erwähnten Gegner und nicht etwa um ein bloßes Hirngespinst. Für diese Betrachtung bedeutet dies, dass man als "Kritiker" Buschkowskys Aussagen selbst so verändern muss, dass sie als Zielobjekt für (vermeintlich) antirassistische Agitation taugen. Vorher bieten sie nämlich einfach zu wenig Angriffsfläche.
Nun zu den Beispielen:
1. Behauptung: Buschkwosky hätte diese Missstände als Bezirksbürgermeister doch selbst beheben können
Wenn dieser Vorwurf im Spiel ist, gibt es oft einen inneren Widerspruch, denn häufig vertritt der jeweilige Autor die Position, dass es die von Buschkowsky beschriebenen Missstände im Grunde gar nicht gibt. Nun kann man eigentlich nicht gleichzeitig die einander auschließenden Standpunkte vertreten, dass Buschkowsky nichts gegen Probleme unternimmt und dass diese Probleme überhaupt nicht existieren. Abgesehen davon läuft der Vorwurf ohnehin ins Leere. Zwar schreibt Hatice Akyün im "Tagesspiegel", dass Buschkowsky ja kein Beobachter sei, "sondern ein Akteur, der das Kunststück aufführt, Dinge, für die er die politische Verantwortung trägt, anderen in die Schuhe zu schieben". Und auch der Berliner SPD-Politiker Aziz Bozkurt fragt im "Migazin", wieso Buschkowsky all die politischen Handlungsfelder in den Fokus rücke, "für die er mit verantwortlich ist".
"Kritiker" dieser Art müssen sich die Gegenfrage gefallen lassen, ob sie wirklich einen Blick in Buschkowskys Buch geworfen haben. Auf den Seiten 14 und 15 erläutert Buschkowsky nämlich:
"Besonders unterhaltsam sind immer die Hinweise, warum ich vor Ort als langjährig Verantwortung tragender Kommunalpolitiker nicht längst alle sozialen Verwerfungen beseitigt, alle Bildungsprobleme gelöst und alle Integrationsfragen beantwortet habe. Die darin zum Ausdruck kommene Einschätzung der Leichtgewichtigkeit der Materie, die von jedem Dorfschulzen im Handumdrehen getroubleshootet werden kann, lässt aufhorchen. Heißt es doch sonst immer, dass es sich um die Zukunftsfrage unseres Landes handelt, für die wir einen langen Atem brauchen und die nur generationenübergreifend zu lösen ist. [...] In Berlin kann kein Bezirksbürgermeister über Klassengrößen, Lehrereinstellungen, Kitagruppengröße, Kita-Pflicht, Kindergeld, Fachpersonal an Schulen, Einrichtung von Ganztagsschulen usw. usw. usw. entscheiden."
Dem ist in der Tat wenig hinzuzufügen. Die Vorstellung, dass ein Bezirksbürgermeister die Befugnisse hätte, die notwendig wären, um alle Integrationsprobleme im Alleingang zu lösen, ist hochgradig naiv. Erschwerend kommt hinzu, dass ihm bereits bei dem Versuch Knüppel zwischen die Beine geworfen werden - teilweise wohl von denselben Wohlmeinenden, die sich verwundert fragen, warum er nicht längst alle Missstände beseitigt habe.
2. Behauptung: Buschkowsky bietet keine Lösungen an
In aller Deutlichkeit: Der keine Lösungen anbietende Buschkowsky ist ein Popanz im obigen Sinne, eine Erfindung seiner "Kritiker". Zu denen gehört Ekin Deligöz, die für die Grünen im Bundestag sitzt und laut "Tagesspiegel" behauptet, dass Buschkowsky Missstände beschreibe, aber keine Lösungen aufzeige. Ein Blick in Buschkowskys Buch belehrt eines Besseren. Zu seinen Lösungsvorschlägen gehören: altersgerechte Sachleistungen statt Kindergeld; Kindergartenpflicht; Ausbau von Ganztagsschulen; gezielte Sprachförderung; stärkere Konzentration auf Unterschichtenkinder im Bildungssystem; offene Diskussionen über Probleme zulassen; Fehlverhalten konsequent sanktionieren usw. Unabhängig davon, wie man persönlich diese Vorschläge beurteilt, muss man feststellen, dass Deligöz' Aussage objektiv unwahr ist. Es drängt sich daher die Frage auf, ob Deligöz das Buch auch nur ansatzweise gelesen hat.
3. Behauptung: Das hätte auch Breivik sagen können
Aziz Bozkurt wirft im "Migazin" Buschkowsky Rassismus vor und schreibt wörtlich:
"Im neuen Bestseller wird er [Buschkowsky] dann auch noch deutlicher, wenn es um die 'Wand des Schweigens wie in der ehemaligen DDR' geht: 'Hier ist es ein Kartell aus ideologischen Linkspolitikern, Gutmenschen, Allesverstehern, vom Beschützersyndrom Geschädigten und Demokratieerfindern, das den Menschen das Recht abspricht zu sagen, was sie denken.' Erschreckend an diesem Satz, dass dies die Wiederholung der Argumentation eines Rechtsterroristen Breivik ist. Dies ist natürlich kein direkter Vergleich zu Heinz Buschkowsky und von ihm wahrscheinlich gar nicht so weit gedacht. Nur eine Mahnung daran, wo sich solche Sätze sonst finden."
Bozkurt legt Wert darauf, dass er Buschkowsky nicht direkt mit Breivik vergleicht - was freilich bedeutet, dass er es indirekt tut und diesen Vergleich auch für angemessen hält. Der Vergleich selbst wird vor allem aber durch einen Taschenspielertrick möglich, indem Bozkurt den Teil der Passage weglässt, der nicht in seine Argumentationslinie passt. Auf Seite 130 des Buches heißt es nämlich vollständig:
"Hier ist es ein Kartell aus ideologischen Linkspolitikern, Gutmenschen, Allesverstehern, vom Beschützersyndrom Geschädigten und Demokratieerfindern, das den Menschen das Recht abspricht zu sagen, was sie denken. Richtig stolz bin ich auf die Neuköllner Bevölkerung. Es gibt bei uns keine Gegenbewegung zu den etablierten Parteien und zu unserer demokratischen Gesellschaftsordnung. Die Rechtsradikalen haben, wie erwähnt, bei den letzten Wahlen 2011 nur noch ein Viertel ihres Wählerpotentials von 1989 erreicht."
Hätte die vollständige Passage wirklich in Breiviks Manifest stehen können, mitsamt der offen zum Ausdruck kommenden Freude über das Scheitern der Rechtsradikalen? Offensichtlich nicht. Bozkurt reißt einen Satz aus dem Zusammenhang, um ihn dann mit Aussagen von Breivik zu vergleichen (die es in diesem Wortlaut in seinem Manifest freilich auch gar nicht gibt), und versichert anschließend treuherzig, dass es gar nicht so "direkt" gemeint ist. Das ist nicht nur Schmähkritik, sondern auch völlig sinnentleert.
4. Behauptung: Buschkowsky benutzt rechtspopulistisches Vokabular ("Überfremdungsängste")
Aziz Bozkurt kritisiert auch die Verwendung von rechtspopulistischem Vokabular wie "Überfremdungsängste".
An dieser Stelle sollte es ausreichen, eine kurze Stelle aus Buschkowksys Buch zitieren, um zu verdeutlichen, wie solches Vokabular dort eingesetzt wird (S. 121): "Insofern halte ich es für völlig falsch, diesem Phänomen mit Nichtbeachtung zu begegnen. Im Gegenteil, Politik muss Überfremdungsängste offensiv bekämpfen."
Der Pappkamerad lässt grüßen.
5. Behauptung: Buschkowsky benutzt rechtspopulistische Argumentationsmuster
Im Cicero-Magazin schreibt Daniel Martienssen in seiner Rezension von "Neukölln ist überall":
"Doch gleichzeitig greift er [Buschkowsky] immer wieder zu latent rechtskonservativen Argumentationsmustern, 'unmissverständliche Ansagen wie: ‚Hier sind die Niederlande, hier gelten niederländische Sitten, niederländische Gesetze und sonst nichts‘, (…) sind nicht zu kritisieren (…) in Deutschland allerdings ist solch ein Satz schon arg verdächtig, aus dem Wahlprogramm einer rechtsradikalen Partei entnommen zu sein (…) die organisierte Links-Empörung ist gut vernetzt und erfolgreich in unsichtbaren Repressionen.'"
Auch hier empfiehlt es sich, die zerstückelt wiedergebene Passage einmal vollständig zu lesen. In "Neukölln ist überall" heißt es auf Seite 72:
"Natürlich hat die Beantwortung dieser Fragen auch etwas mit dem Selbstbewusstsein zu tun. Unmissverständliche Ansagen wie: 'Hier sind die Niederlande, hier gelten niederländische Sitten, niederländische Gesetze und sonst nichts' oder entsprechend: "hier ist Frankreich ...", "hier ist Österreich ...", sind für sich genommen nicht zu kritisieren. In Deutschland allerdings ist solch ein Satz schon arg verdächtig, aus dem Wahlprogramm einer rechtsradikalen Partei entnommen zu sein. Wer so etwas ausspricht oder niederschreibt, ist mindestens ein deutschtümelnder Konservativer, wenn nicht gar ein Rassist und Neonazi. Die organisierte Links-Empörung ist gut vernetzt und erfolgreich in unsichtbaren Repressionen. Es geht flink und leise, und unbotmäßiges Verhalten wird durch Auftragsentzug bestraft."
Wir ignorieren an dieser Stelle, dass Martienssens Zitierweise nicht jede durch ihn vorgenommene Auslassung kenntlich macht (was sich eigentlich nicht gehört). Schauen wir uns lieber den Inhalt von Buschkowskys Aussage an und Martienssens Reaktion darauf: Buschkowksy sagt sinngemäß, dass das Aussprechen von Selbstverständlichkeiten (wie "in den Niederlanden gelten niederländische Gesetze") als rechtspopulistisch/rechtskonservativ diffamiert wird. Auf diese Ausssage hin wirft Martienssen Buschkowsky rechtskonservative Argumentationsmuster vor, outet sich also selbst als genau die Art von Hysteriker, die Buschkwosky kritisiert - freilich ohne dass Martienssen sich mit Buschkowksys Vorwurf inhaltlich auseinandersetzt. Das ist nun so, als ob ich mich über als Kind in einer Familie über die Prügelstrafe beschwere, um anschließend wegen meiner Beschwerde geprügelt zu werden. Man gewinnt den Eindruck, dass Martienssen beim Lesen dieser Passage etwas Wesentliches entgangen sein könnte.
Bleibt noch hinzuzufügen, dass der aus Marokko stammende Oberbürgermeister von Rotterdam, Ahmed Aboutaleb, in ähnlicher "rechtskonservativer" Klarheit für die Befolgung niederländischer Gesetze plädiert: "Ich diskutiere mit niemandem über die Gesetze dieses Landes. Wem sie nicht gefallen, der kann sich gerne ein Land suchen, wo er mit ihnen besser zurechtkommt." Vor diesem Hintergrund erhärtet sich der Eindruck, als habe Martienssen die Kritik Buschkowskys nicht wirklich verstanden.
6. Behauptung: Buschkowsky argumentiert rassistisch
Es ist schwer, diesen Vorwurf mit Argumenten zu widerlegen, da die Gegenseite selbst keine Argumente aufweisen kann, um die Behauptung zu belegen. Der Vorwurf muss daher als das abgetan werden, was er ist: ein inhaltsleerer Reflex. Amüsant wird er zumindest in der Variation, in der er von Franz Schulz, dem grünen Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, erhoben wird: "Aus Kreuzberger Sicht ist das Rassismus – und es spiegelt vor allem nicht unsere Lebenswirklichkeit."
Wir nehmen an der Stelle erst einal erstaunt zur Kenntnis, dass es eine spezielle "Kreuzberger Sicht" von Rassismus gibt. Inwieweit sich die Kreuzberger Rassismustheorie von ihren Pendants in Hamburg-Altona oder Köln-Ehrenfeld unterscheidet, wird nicht weiter erörtert.
Fazit:
Die dargestellten Beispiele illustrieren eindrucksvoll, dass ein nicht unerheblicher Teil der "Kritiker" keineswegs an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Inhalten von "Neukölln ist überall" interessiert ist. Damit sind sie selbst Teil des Problems, das Buschkowsky in seinem Buch beschreibt. Die Vermutung liegt zudem nahe, dass ein großer Teil der "Kritiker" das Buch entweder gar nicht oder allenfalls passagenhaft gelesen hat. Die vollständige Lektüre wäre für eine analytische Herangehensweise natürlich Voraussetzung gewesen. Im Zentrum der Bemühungen der "Kritiker" stehen stattdessen Strategien der Diffamierung, Bagatellisierung und Relativierung. Die öffentliche Debatte der nächsten Wochen sollte diese Mängel und Unredlichkeiten klar benennen und aufzeigen.
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Lesehinweis
Die Kugeln vom 9. Oktober sind bei einer nüchternen Betrachtungsweise jedoch auch ein Alptraum für die Taliban. Und das hat nichts mit dem Umstand zu tun, dass Malala noch lebt. Stattdessen zeigt der Mordanschlag einmal mehr, wie tief die Islamisten, die einst gegen die Rote Armee kämpften, auf der Zivilisationsleiter gesunken sind. Inzwischen dürften sie den stinkenden Sumpf erreicht haben, in dem die Geister ehemaliger KZ-Wärter herumspuken.
Wie unermesslich groß ist die Feigheit des Mannes, der eine Waffe auf ein wehrloses Mädchen richtet? Nein, kein Mann: Ein Waschlappen. Der Täter – angeblich ein Exekutor des göttlichen Willens – kann meines Erachtens nur hoffen, dass es „seinen“ Allah nicht gibt.
http://www.liberteblog.de/2012/10/12/die-angst-der-taliban-tragt-einen-namen-malala-yousafzai/
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Der Schlaf der Vernunft gebiert Leserbriefe
von Thomas Baader
Wenn man, so wie ich, hin und wieder einen Artikel schreibt, kriegt man hin und wieder auch Rückmeldungen. Darüber freue ich mich. Im MRF-Forum können Leser den Kommentarbereich nutzen; erscheinen meine Beiträge auf der "Achse des Guten", gehen dort hin und wieder Leserbriefe ein, die Herr Broder freundlicherweise an mich weiterleitet.
Neben den konstruktiven Kritiken gibt es aber auch Reaktionen, die bei mir ein leichtes Schmunzeln auslösen. So zum Beispiel die Schreiben jener Zeitgenossen, in denen es heißt: Ja, es stimmt ja, was Sie schreiben, aber sowas zu sagen ist nicht in Ordnung. Oder diejenigen, die der Ansicht sind, ausformulierte Empörung sei ein guter Ersatz für auf Argumenten beruhenden rationalen Diskurs. Das Motto "Ich habe sehr viel Wut in mir, wozu brauche in dann einen Verstand" erfreut sich dieser Tage wieder großer Beliebtheit. Befreit von der Notwendigkeit zu argumentieren oder überhaupt auch nur ein Mindestmaß an Nachvollziehbarkeit gewährleisten zu müssen, gefällt sich der eine oder andere in der Rolle des intellektuellen Schwätzers, wobei freilich der Zusatz "intellektuell" eher theoretischer Natur ist.
Wer sich jetzt übrigens jetzt gerade beleidigt fühlt, den habe ich wohl unterschätzt, denn er beweist zumindest schon mal die Fähigkeit, sich selbst auf der Grundlage meiner Beschreibung wiederzuererkennen.
Wenn jemand mit Hyperventilieren beschäftigt ist oder aus gerechtem Zorn gerade in die Tastatur beißt, ist es für mich natürlich etwas schwierig, dieser Person Inhalte zu vermitteln. Manchmal versuche ich es trotzdem, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Dazu gehört dann, dass ich darauf verweise, was man bei Peri e. V. macht.
Was macht man nun eigentlich bei Peri e.V.? Ja, hin und wieder fragen mich Menschen das tatsächlich. Ich verweise dann auf die Website. Nun gibt es aber auch Menschen, die Angst davor haben, Opfer von zu viel Bildung zu werden, und grundsätzlich keine Website lesen. Also: Peri betreut Menschen mit meist muslimischen Migrationshintergrund, die Opfer von häuslicher Gewalt und patriarchalisch geprägten Unterdrückungsmechanismen werden. Wir kümmern uns beispielsweise um Betreuung, Aufnahme und Unterbringung von Menschen, die von Ehrenmord, Zwangsheirat oder anderer Formen von Gewalt bedroht sind. Der Verein leistet auch aktive Fluchthilfe. Ein Großteil der Betroffenen sind Frauen. Manchmal gibt es aber auch Fälle wie den homosexuellen männlichen Muslim, der sich vor seiner Familie verstecken muss, die ihm nach dem Leben trachtet.
Wissen Sie eigentlich, liebe Leserbriefschreiber, was wirklich das Gegenteil von Rassismus ist? Nein, nicht Ihre selbstgerechten Wutbriefe, die niemandem etwas nützen außer Ihrem Ego. Das Gegenteil von Rassismus ist, wenn man die Ansicht vertritt, dass grundlegende Menschenrechte nicht nur für die Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft gelten. Rassismus liegt hingegen vor, wenn man der Ansicht ist, "bei denen" soll sich möglichst nichts ändern. In diesem Sinne findet man in den Reihen der Buschkowsky-Gegner viele verkappte Rassisten, die sich ihrer Ressentiments nicht selbst bewusst sind.
Aber dafür wissen Sie, wie man Emails verschickt. Und wie gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt.
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Und jetzt auch noch Aiman Mazyek!
von Thomas Baader
Buschkowsky-Bashing ist gerade in. Und die Muslime sind allesamt verunsichert, lässt Aiman Mazyek die Presse wissen.
"Mazyek kritisierte, dass Politiker soziale Missstände im Kiez auf den Islam zurückführen. Dies sei ein Kategoriefehler und 'eine gewisse Form von Rassismus'. Der Islam werde auf Gewalt und Probleme verengt. Mazyek nannte konkret den Berliner Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky und Berlins Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin (beide SPD)."
http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/muslime-in-deutschland-stark-verunsichert-1.3021645
Wissen Sie eigentlich, Herr Mazyek, was wirklich ein Kategoriefehler ist? Wenn man Kritik (ob nun inhaltlich falsch oder richtig) an den weltanschaulichen Positionen einer Religionsgemeinschaft mit dem Begriff Rassismus in Verbindung bringt. Denn Rassismus ist eine Kategorie, die sich auf Nationalität, Ethnie oder Hautfarbe bezieht. Antimuslimischer Rassismus ist daher ein Ding der Unmöglichkeit, genauso wie antikatholischer Rassismus oder homophober Rassismus. Was wiederum nicht bedeutet, dass es keine Ressentiments gegen Moslems, Katholiken oder Homosexuelle gäbe. Aber sobald Pierre Vogel seine Gegner als Rassisten beschimpfen würde, würde die Sache vollends lächerlich, nicht wahr?
Und wissen Sie, was mich verunsichert? Wenn ich auf den Seiten von www.islam.de so etwas hier lese:
"Beim Ehebruch muss die Aussage von mindestens vier Männern vorliegen, weil das Strafmaß hierfür sehr hoch ist. Bei Zeugenschaft für geschäftliche Verträge o. ä. muss man zwei Männer als Zeugen haben oder einen Mann und zwei Frauen, allerdings braucht nur eine Frau auszusagen, die zweite Frau ist nur da, um auf die Richtigkeit der Aussage der ersten Frau zu achten und um sie eventuell zu verbessern."
Treuherzig wird uns dort aber versichert, dass es keinen Werteunterschied zwischen Mann und Frau gäbe, da im Islam ja gar keine allgemein gültige Regel exisitiere, wonach die Aussage von Frauen vor Gericht nur die Hälfte wert wäre. Mit anderen Worten: Nur in ganz besonderen Fällen ist das Wort einer Frau die Hälfte (oder gar nichts) wert. Eben bei Ehebruch und Zeugenschaft für geschäftliche Verträge. Wie beruhigend. Man stelle sich nun einmal vor, man würde in genau diesem Textauszug das Wort "Mann" ersetzen durch "Christ" und das Wort "Frau" durch "Moslem" - und dann mal nachfragen, ob man immer noch keinen Werteunterschied erkennen kann.
Chef vom Dienst ist bei islam.de laut Impressum übrigens ein gewisser Aiman Mazyek, ein tapferer Streiter gegen jede Art von Diskriminierung.
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Warum ich jetzt noch einmal etwas zu Naika Foroutan schreibe
von Thomas Baader
Ich dachte ja eigentlich, zum Buschkowsky-Artikel von Naika Foroutan im SPIEGEL hätte ich alles Wesentliche gesagt. Da mich nun einige Nachfragen und Bitten um Konkretisierung erreicht haben, muss ich wohl etwas weiter ausholen.
Auf gerade mal zwei Seiten Text verwendet Naika Foroutan neunmal das Wort "rassistisch" bzw. "Rassismus". Im Sinne einer klassischen Textanalyse würde man wohl sagen, dass Foroutan durch ständiges Wiederholen bestimmter Schlüsselbegriffe den Leser auf einer emotionalen Ebene ansprechen und somit von der Dürftigkeit ihrer Argumentation ablenken möchte. Wer so schreibt wie Foroutan, will keine Debatte führen, sondern diffamieren. Buschkowsky ist ein Rassist. Das ist die Botschaft, die hängen bleiben soll.
Und irgendwann kommt der absurde Vergleich zwischen Ehrenmorden und Kindesmissbrauch. Die Deutschen sind ja nicht schließlich alle Kinderschänder und die Türken daher auch nicht alle Ehrenmörder. Letzteres hat natürlich auch niemals irgendjemand behauptet. Foroutan tut aber ganz gerne mal so, als ob.
Dass allerdings das Phänomen Ehrenmord in bestimmten Einwanderergruppen verbreitet ist und in anderen eben nicht, hätte auch Naika Foroutan stutzig werden lassen können. Dabei hätte sie das Wesentliche zu dem Thema auch bei Deniz Yücel in der taz nachlesen können: "[...] dass Geschwister oder Väter einen Mord begehen, weil sie einen archaischen Ehrenkodex verletzt sehen, ist im 21. Jahrhundert nur in bestimmten Kulturkreisen verbreitet – und in anderen nicht." Oder anders ausgedrückt: Kennt Naika Foroutan irgendwelche Internetforen, in denen Deutsche den letzten Fall von Kindesmissbrauch feiern und sich darüber auslassen, dass dies dem Opfer recht geschieht, ja sogar ankündigen, demnächst selbst zu Täter zu werden? Nein, es gibt keine Solidarität mit dem Kinderschänder und auch nicht mit dem Verursacher eines Familiendramas. Der Täter ist isoliert.
Was es aber gibt, ist die unbändige Freude über einen vollzogenen Ehrenmord - und das, Frau Foroutan, gibt es eben leider nur bei bestimmten Bevölkerungsgruppen. Vietnamesische Ehrenmord-Fans werden Sie nicht finden.
Dafür aber das hier... afganischstämmige Internetnutzer schrieben nach den Ehrenmord an Morsal Obeidi in Hamburg: ""hat der gut gemacht und jetzt was wollt ihr machen"; "du scheiß deutscher du verstehst nicht die kultur der afghaner du bastard sie hat aus den schlägen nichts gelernt"; "Wenn ich mit einen Jungen gesehen werden würde, würde mir vielleicht das selbe zustoßen"; "bin selbst ein Bruder und würde das selbe machen wenn meine Schwester was falsches begehen würde".
Mehr O-Töne gefällig? Jesidische Nutzer nach dem Mord an Arzu Özmen: "Wenn meine Schwestern sowas machen sind die TOT .so ist das bei uns yeziden"; "arzu hat es teilweise auch selbst provoziert"; "was für ein stück dreck,hat nicht nur ihr leben zerstört sondern das von 5"; "wie kann man nur eine tochter haben die so viel unheil über einen bringt".
Das ist nur eine sehr kleine Auswahl aus einer Flut gut dokumentierter Aussagen. Sie belegen vor allem eines: dass die Soziologin Naika Foroutan das Phänomen Ehrenmord nicht versteht. Der Freiburger Psychologie-Professor Jan Ilhan Kizilhan, der im Gegensatz zu Foroutan im Bereich Ehrenmorde umfangreiche Forschungen betrieben hat, kommt richtigerweise zu dem Schluss: "Es dreht sich alles um die Frage: Was denken die Verwandten? Sind wir schwach?" Und somit sollte klar sein: Kindesmissbauch IST überall. Er kommt in allen Kulturen vor. Und Ehrenmord nun einmal nicht.
Doch im Fall von Naika Foroutan erzeugt das Weltbild die Wahrnehmung anstatt umgekehrt. So fragt sie etwa, warum es eine Plakataktion gegen Salafisten gebe, aber keine vergleichbare Plakataktion gegen Rechtsextremisten. An der Stelle fragt man sich wirklich, in welchem Land Foroutan lebt. An Schulen und in Vereinen sind ständig und in großer Zahl Aktivitäten gegen Rechtsextremismus üblich, während man vergleichbare Projekte zum Thema Islamismus mit der Lupe suchen muss. Und wäre die achtzehnjährige Jesidin Arzu Özmen in Detmold von Rechtsextremen ermordet worden statt von ihren eigenen Verwanden, so darf man annehmen, dass der Trauermarsch von allerhöchster Parteiprominenz begleitet worden wäre anstatt von B- und C-Politikern.
Aber wo Schwarz-Weiß-Denken vorherrscht, kommt man natürlich auch zu die Realität massiv verkennenden Behauptungen wie: "Wir leben in einem Land, in dem viele glauben, muslimische Männer würde hier ihre Frauen unters Kopftuch zwingen." Aber wer wie ich seit Jahren aktiv in einem Verein arbeitet, der muslimische Opfer patriarchalischer Strukturen betreut, der glaubt nicht nur, der weiß um den Kopftuchzwang, den es hierzulande gibt. Ich vermute, dass Naika Foroutan selbst niemals mit solchen Betroffenen gesprochen hat. Geschichten von jungen Frauen, die im Grundschulalter irgendwann gesagt bekommen haben "Jetzt wird es langsam aber mal Zeit, dass du ein Kopftuch trägst", interessieren sie vermutlich auch nicht. In diesem Bereich gibt es viel zu erforschen und zu dokumentieren. Man muss es nur wollen.
Vor diesem Hintergrund ist es mir auch zu mühselig, auf all die kleinen Absurditäten und Logikschwächen des Foroutan-Textes einzugehen. Dass sie beim Blick auf Migranten einen Mangel an Differenzierung beklagt und hier und da selbst ein allzu pauschales und verallgemeinerndes Bild von der Mehrheitsbevölkerung entwirft, muss ja nicht unbedingt ich weiter erörtern. Dass es Unsinn ist, Buschkowsky, der seit Jahren alles tut, um die Verhältnisse in seinem Bezirk zu verbessern und darüber in jeder Talkshow spricht, nun auch noch vorzuwerfen, dass unter seiner Zuständigkeit nichts unternommen worden wäre - darüber soll ein anderer schreiben. Ein anderer kann sich auch darüber den Kopf zerbrechen, warum Foroutan auf der ersten Seite ihres Textes schreibt, dass die Zahl der Muslime in Deutschland bis 2030 nicht signifikant steigen wird, aber auf der zweiten Seite davon spricht, dass irgendwann die Hälfte der eingeschulten Kinder einen Migrationshintergrund haben wird. Und ob es Wohlwollen ist, mit dem Foroutan zur Kenntnis nimmt, dass manche Migranten lieber gefürchtet werden wollen als verachtet, soll ebenfalls ein anderer ergründen. Ich bin es leid. Ich bin es leid, dass meinen Mitstreitern und mir, die wir Opfer betreuen, für Unterbringung sorgen und sogar von Zwangsheirat und Ehrenmord bedrohten Musliminnen aktive Fluchthilfe leisten - dass wir uns bei diesem Kampf um Menschenrechte ständig von einer promovierten Berufsrelativiererin Knüppel zwischen die Beine werfen lassen müssen. Den Schwächsten unter den Einwanderern, die irgendwann selbstbestimmt und mit Würde leben wollen, hilft Naika Foroutan auf diese Art gewiss nicht.
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Nach "kreuz.net" komm Gott nur noch zum Schämen
von Thomas Baader
Bei "kreuz.net - Katholische Nachrichten" plfegt man eine besondere Art des Nachrufs:
"Dirk Bach
Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle
"Das widernatürliche und entartete Homo-Treiben ist für die menschliche Natur mörderisch. Diese Binsenwahrheit hat sich wieder einmal bestätigt. [...] Bach war ein homosexueller Sittenverderber. Es ist davon auszugehen, daß seine Unzucht ihn so früh ins Grab brachte. [...]"
http://kreuz.net/article.15957.html
Sparen wir uns den Rest. Der Artikel geht zwar noch weiter, aber hier wäre Weiterlesen wirklich verschwendete Lebenssekunden.
Als Katholik sehe ich mich nun aber genötigt, Stellung zu nehmen. Also:
"Liebe" kreuz.net-Redaktion,
gestern habe ich mit Gott gesprochen.
Er hatte gar nichts gegen Dirk Bach.
Aber euch hasst er.
Gruß, euer Thomas
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Lesehinweis
Die EU-Kommission fällt in ihrem Jahresbericht zur Türkei ein hartes Urteil: "In Hinsicht auf die Grundrechte gibt es keinerlei Fortschritt. Die zunehmende Verletzung der Meinungsfreiheit gibt Grund zur Sorge, und auch die Freiheit der Medien ist in der Praxis weiter beschränkt worden", heißt es in dem diesjährigen Fortschrittsbericht, mit dem Brüssel die Umsetzung fundamentaler Prinzipien auf dem Weg zum Beitritt zur Europäischen Union bemisst.
http://www.welt.de/politik/ausland/article109691565/EU-faellt-hartes-Urteil-ueber-die-Tuerkei.html
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Lesehinweis
Die Debatte um Heinz Buschkowsky und wie er die Welt von Berlin-Neukölln sieht tobt noch immer, und nicht wenige treten dazu rhetorisch in voller Montur an. Die Berliner Soziologin Naika Foroutan hat zuletzt im Spiegel betont, dass es sich beim Bürgermeister von Berlin-Neukölln um einen gelernten Rassisten handeln muss. Die scharfzüngige Forscherin ist damit erwartungsgemäß zur Zielscheibe des einschlägigen Internet-Forums Achse des Guten geworden. „Es tobt und bebt in ihr, das kann man aus jedem Satz herauslesen“, schreibt Thomas Baader.
„Naika Foroutan spielt ihre Lieblingsrolle: Mit dem Pathos der Verteidigerin geschändeter Migrantenehre tritt sie in den Ring, um es mit Heinz Buschkowsky aufzunehmen, einer jener düsteren Gestalten, die von Zeit zu Zeit ihr garstiges Haupt erheben, um den Einwanderern in Deutschland das Leben schwer zu machen. ... Die Wutsoziologin ist wieder da, und sie schreibt eigentlich gar nicht selbst; vielmehr schreibt es in ihr aus ihr heraus. Im (selbst)gerechten Zorn inszeniert Naika Foroutan sich als Heilige Johanna der Hinterhofmoscheen, eine Darbietung freilich, um die sie eigentlich keiner so richtig gebeten hat.“
http://www.fr-online.de/meinung/auslese-inszenierter-zorn,1472602,20290036.html
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Jesidische Liebespost: Jetzt warte ich!
von Thomas Baader
Im August dieses Jahres schrieb jemand im Kommentarbereich eines älteren Artikels des Menschenrechtsfundamentalisten-Blogs einen freundlichen Beitrag zur Lösung interkultureller Konflikte:
"Celal Erdem 24.08.2012 12:53:30
Fall Arzu - Daweta.de Forum
Ich Celal Erdem betreibe dieses Internetforum 'Daweta.de' und möchte klar stellen, dass Thomas Baader sich in Sachen was Yeziden betrifft zu sehr einmischt! Es wird weitere Konsequenzen für Herr Thomas Baader geben. Ich finde nicht korrekt, dass meine Seite und der Image durch die Presse geschädigt wird! Werde SOFORT handeln.
Herr Thomas Baader wir werden uns besser kennenlernen!
Thomas Baader DU WIRST MICH ANBETTELN DAS ICH DIR NICHTS TUN SOLL
Thomas Baader ICH BRING DICH UM!!!'
Meine Mail! : celalerdem1@hotmail.de"
Wie man sehen kann, wurde der Kommentar am 24. August verfasst, aber bemerkt habe ich ihn erst vor wenigen Tagen. Außer mangelhafter Zeichensetzung und einer Unkenntnis von grammatikalischen Strukturen (natürlich muss es heißen "für Herrn Thomas Baader", nicht für "Herr Thomas Baader") ist festzustellen:
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem Absender nicht um den Betreiber des Daweta-Forums, sondern um irgendeinen schwer diskriminierten Jesiden, der auch nur Opfer ist und endlich mal den Drang spürt, zurückzuschießen und bei dieser Gelegenheit auch noch dem ungeliebten Daweta-Forumsbetreiber eins auszwischen. Eine (vergleichsweise geringere) Chance besteht natürlich auch, dass es sich um jemand ganz anderen handelt.
In jedem Fall müssen wir aber konstatieren: An jenem 24. August wurde seit 12.53 Uhr zurückgeschossen. Verbal. Die Sache hat aber auch ein Gutes: Sie gibt den Jesiden und ihren offiziellen Repräsentanten in Deutschland die Gelegenheit, ihre oftmals angzweifelte Friedfertigkeit dadurch zu demonstrieren und zu bestätigen, indem sie sich von diesem Schreibtischtäter distanzieren und dem Opfer einer solchen Drohung Solidarität und Unterstützung aussprechen. In diesem Sinne: Nur zu. Ich warte geduldig.
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Die Wutsoziologin ist zurück: Naika Foroutan und der Rassist
von Thomas Baader
"Wird man doch noch sagen dürfen" - diesen sehr passenden Titel hat sich Naika Foroutan für ihre im SPIEGEL abgedruckte Kampfschrift ausgesucht. Passend deshalb, weil er entgegen der Absicht der Verfasserin zur ungewollten Selbstbeschreibung geworden ist: Denn Naika Foroutan wird doch wohl noch sagen dürfen, dass Buschkowsky ein verdammter Rassist ist.
Es tobt und bebt in ihr, das kann man aus jedem Satz herauslesen. Naika Foroutan spielt ihre Lieblingsrolle: Mit dem Pathos der selbsternannten Verteidigerin jeglicher geschändeter Migrantenehre tritt sie in den Ring, um es mit Heinz Buschkowsky aufzunehmen, einer jener düsteren Gestalten, die von Zeit zu Zeit ihr garstiges Haupt erheben, um den Einwanderern in Deutschland das Leben schwer zu machen. Ohne Buschkowsky, da ist sie sich sicher, wäre die Multikulti-Idylle noch intakt. Oder sagen wir: ohne Buschkowsky und seinesgleichen. Die Wutsoziologin ist wieder da, und sie schreibt eigentlich gar nicht selbst; vielmehr schreibt es in ihr aus ihr heraus. Im (selbst)gerechten Zorn inszeniert Naika Foroutan sich als Heilige Johanna der Hinterhofmoscheen, eine Darbietung freilich, um die sie eigentlich keiner so richtig gebeten hat.
Als erstes Argument müssen die NSU-Opfer herhalten, als zweites die Opfer von Kindesmissbrauch. Denn diese Dinge geschehen in Deutschland und man könnte sie deshalb wohl irgendwie als Teil der deutschen Kultur begreifen. Nein, könnte man natürlich doch nicht, heißt es dann schnell. Denn frei nach der Methode Hohmann ergeht sich Naika Foroutan in einem ersten Schritt in Absurditäten, um sie dann in einem zweiten Schritt zu verneinen. Denn wenn Kindesmissbrauch nicht mit deutscher Kultur erklärt werden kann, dann wohl Ehrverbrechen auch nicht mit türkischer Kultur, so Foroutans Logik, die als naive Kinderlogik zu bezeichnen wäre, wenn sie nicht so berechnend eingesetzt würde. Eines beweist sie aber: Von Verbrechen, die im Namen der Ehre begangen werden, versteht Naika Foroutan nichts. Was sie freilich nicht daran hindert, eine Meinung dazu zu haben.
Und so bahnt sich fachliche Inkompetenz durch einen schwer erträglichen Text ihren Weg: Buschkowskys Sprache sei rassistisch, wenn er von "Importbräuten" schreibt. Abermals muss man sich fragen, ob Naika Foroutan auch nur den Hauch einer Ahnung von dem hat, über das sie sich auslässt. Denn hinter dem Wort "Importbräute" verbirgt sich ein bestimmtes Phänomen, das man (wenn man sich Zeit nehmen würde, es zu erforschen, anstatt Genugtuung daran zu finden, das Wort "Heimat" im Zuge eines Projekts mit Ypsilon zu schreiben), als antimodern und menschenverachtend bezeichnen muss. So stünde es der Soziologin besser zu Gesicht, sich über das Phänomen zu echauffieren und nicht über den Begriff, der es bezeichnet. Denn den Boten wegen der Botschaft töten zu lassen, hat noch zu keinem Zeitpunkt der Weltgeschichte irgendein Problem gelöst.
Und beruhigen will Naika Foroutan den Leser tatsächlich mit der Information, dass das Bundeskriminalamt "nur" von fünf bis sechs Ehrenmordfällen pro Jahr ausgeht. Außerdem: "Wir leben in einem Land, in dem viele glauben, muslimische Männer würden ihre Frauen unters Kopftuch zwingen", spottet sie leichtfertig - und übersieht, dass Menschen, die ernsthafte Arbeit im Bereich der Integration leisten, das nicht nur glauben, sondern sogar wissen: Liebe Frau Foroutan, ich würde Sie gerne mal bekannt machen mit einigen jungen Frauen, die nun eindlich ein Leben ohne Kopftuch führen können.
Menschen mit Migrationshintergrund brauchen keine gutmeinenden Vormünder wie Naika Foroutan. Ein nicht unerheblicher Anteil von ihnen ist nämlich bereits erwachsen.
Siehe auch:
Gleich in zwei Fernsehsendungen wurde die Politologin Naika Foroutan aufgeboten, um Thilo Sarrazins Statistiken zu widerlegen. Leider verhedderte sie sich eher in ihren eigenen Zahlen und stellte merkwürdige Rechenkünste zur Schau.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/frau_foroutans_zahlenspiele/
Dieser Artikel erschien am 5. Oktober 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_wutsoziologin_ist_zurueck_naika_foroutan_und_die_rassismuskeule/
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Die Wutbürger sind unter uns
von Thomas Baader
Es gibt ein bestimmtes Milieu in Deutschland, das auf die Nachricht des Todes eines Menschen auf zwei verschiedene Arten reagieren kann: enthemmte Empörung oder klammheimliche Freude. Empört reagiert man auf die Nachricht vom Tod eines Terroristen und Massenmörders wie Osama bin Laden, die Freude hingegen zeigt man mittlerweile nicht mal mehr klammheimlich, sondern allzu offen, wenn es der Mitarbeiterin eines verhassten Systems an den Kragen geht. Nein, mit diesem System ist nicht etwa die NS-Diktatur oder das Hamas-Regime gemeint. Es geht um ein Jobcenter.
Ich habe mich vor wenigen Tagen zu diesem Thema bereits ausgelassen, als mir ein Artikel bei "Scharf-Links" dazu Anlass gab. Doch auch bei Telepolis wird man in diesem Sinne fündig. Klaus Heck (der angibt, sich als Sozialpädagoge bereits selbst mit Jobcentern beschäftigt zu haben) führt dort in seinem Artikel "Der Tod von Irene N. im Jobcenter Neuss war (auch) ein Unfall" aus, was ihm auf der Seele brennt. Denn Heck scheint sich sicher zu sein, "dass der Täter nicht nur Opfer sein könnte, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch war" und zudem "den in Jobcentern üblichen Demütigungen, Verdächtigungen, Verfolgungen usw. tatsächlich ausgesetzt" gewesen ist. Und er fügt später hinzu: "In jeder Kommunikation ist immer jeder auch 'Täter'." Also auch Klaus Heck selbst?
Rufen wir uns in Erinnerung, dass eine Frau gestorben ist, und zwar eine Frau, die, anders als Osama bin Laden und Spießgesellen, niemals jemandem nach dem Leben getrachtet hat. Keine Kriminelle, keine Terroristin, keine Diktatorin. Machen wir uns klar, dass diese Frau Angehörige hatte. Und ein kleines Kind. Das Ausmaß einer menschlichen Verwahrlosung begreift man vor allem dann, wenn man keine Sekunde aus den Augen verliert, über was für ein Schicksal sich Schreibtischtäter gerade mit tief empfundener Häme auslassen.
Schauen wir uns nun Überschriften aus dem Kommentarbereich des Artikels an: "Schicksal", "Die Mordbuben sitzen woanders", "Das war der berühmte Arschtritt der passieren musste", "Beide sind Opfer", "Nun wissen wir: die Mitarbeiter des Jobcenters sind auch schwer vermittelbar!".
Schon angewidert? Lässt man die Überschriften hinter sich und wirft einen Blick auf die Kommentare selbst, wird es noch gruseliger: Da wird dann argumentiert, dass Teilnehmer der Wannseekonferenz zumindest am Ende am Strick gebaumelt hätten, was den verantwortlichen (wohl verborgenen) "Haupttätern" im Neusser Fall wohl erspart bleiben werde. Und wie man sich denn überhaupt in die Position begeben könne, in einem Jobcenter zu arbeiten "wie Tausende kleiner Konzentrationslagerbedienstete". Denn natürlich - wie sollte es anders sein? - kommt auch der Holocaustneid nicht zu kurz: Manche Kommentatoren steigern sich mit Wonne in Vernichtungsphantasien hinein, wobei natürlich der arme Mensch am heimatlichen Bildschirm, der überhaupt nichts zum Leben hat (aber alles, was darüber hinausgeht, wie etwa Computer, Monitor, Internetanschluss und Drucker), das von Vernichtung bedrohte Opfer ist und die dunklen Machenschaften des Finanzkapitals die Täter nur schemenhaft erahnen lassen. Und in deren Diensten stand, da ist man sich sicher, die Ermordete.
"Er hätte die blöde Kuh (ich bin fest davon überzeugt das die das mehr als verdient hat) einfach mit bloßen Händen erschlagen sollen." So einfach ist das: Man kennt die Frau nicht, hatte nie mit ihr zu tun, weiß aber irgendwie instinktiv, dass sie es verdient hat. Ob dieser Kommentator auch Freude daran fände, diese Theorie dem Kind zu unterbreiten, das jetzt Halbwaise ist? Verwundern würde das nicht. Ein anderer Kommentator weiß wiederum ganz genau, bei wem die eigentliche Schuld liegt: "Würden Mitarbeiter(innen) von Jobcentren die Würde von Menschen nicht mit Füßen treten, würde es gar nicht erst zu solchen Vorfällen kommen! " Und den ganz großen Durchblick glaubt der Kommentator "reisender2011" zu haben: "Hartz IV ist Krieg gegen eine ganze Bevölkerungsschicht. Und in einem Krieg gibt es nun einmal Tote. Ob das Ganze nun Totschlag, oder Mord im Affekt war, ist eigentlich egal." Ein anderer Kommentator scheint ähnliche Ansichten zu haben: "Als Soldaten in Zivil an der Front des Sozialabbaus müssen die Mitarbeiter bei der Ausführung der Angriffsbefehle des Kapitals gegen die soziale Gerechtigkeit damit rechnen, dass der Gegner auch mal zurückschießt."
Die Lektüre dieser Kommentare mag bei normalen Menschen Brechreiz ausüben, sie bringt aber auch Erkenntnis: Wer in Deutschland nicht nur keine Zukunftsaussichten hat, sondern auch menschlich und moralisch völlig gescheitert ist, der landet am Ende beim Hassprediger, bei der NPD oder eben bei Telepolis im Kommentarbereich. Der Internet-Wutbürger ist die moderne Entsprechung des mittelalterlichen Dorfbewohners, der selbst zu Fackel und Mistgabel greift, um mal ordentlich aufzuräumen, wenn er genau zu wissen glaubt, wo das Böse gerade sein hässliches Gesicht gezeigt hat. Und für den Gewaltproleten des 21. Jahrhunderts zeigt sich es nun einmal im Jobcenter. Dabei sollte der moderne Wutbürger nach diesem Gesicht mal an ganz anderer Stelle suchen: nämlich im Badezimmerspiegel.
Man fragt sich verwundert, mit welcher Berechtigung die Telepolis-Redaktion da noch über die Entgleisungen, die in den Kommentarbereichen vermeintlicher oder wirklicher rechtspopulistischer Blogs auftauchen, die Nase rümpfen möchte. Der eigene Saustall scheint noch lange nicht ausgemistet.
Dieser Artikel erschien am 4. Oktober 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_wutbuerger_sind_unter_uns/
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Zum Tag der Deutschen Einheit
von N. Lightenment (P)
Kurz und knapp... der 3. Oktober ist ein Tag, der auch für den Untergang eines undemokratischen und menschenverachtenden Systems steht. Noch heute sind jene, die dieses System getragen haben, unter uns. Noch heute sind sie parteipolitisch organisiert. Sie haben es in den letzten 22 Jahren erfolgreich geschafft, dass eine Normalisierung, die richtigerweise Abnormalisierung heissen müsste, im Umgang mit ihnen stattgefunden hat. Zumindest vielerorts.
Auch daran gemahnt uns der 3. Oktober.
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Was kann Ikea für Saudi-Arabiens Gesetze?
von Thomas Baader
In der für Saudi-Arabien bestimmten Ausgabe des Ikea-Katalogs wurden auf allen Bildern die Frauen wegretuschiert. Es ist offensichtlich, dass sie den weiblichen Bekleidungsvorschriften des Königreichs nicht entsprochen hätten. Ikea ist für diese Art des vorauseilenden Gehorsams scharf kritisiert worden, aber in so manchem Kommentarbereich fragt auch der eine oder andere Leser: Was kann denn Ikea für die Gesetze der Saudis?
Und auch in der Los Angeles Times kann die Journalistin Karin Klein die Aufregung nicht verstehen und verteidigt Ikeas kulturelle Sensibilität: "And though people have every right to disagree with such Saudi values, it seems odd and unfair to ding a company for making sure that its advertising was culturally sensitive to the nation where it is hoping to sell its goods and in keeping with that society's values. Is cultural sensitivity something to applaud only when it is in keeping with our notions of how a society should be?"
Die deutschsprachigen "Excite-News" stellen hierzu nüchtern fest: "Das Franchise-Unternehmen wird wohl kaum aus eigener Willkür die 'zu wenig bekleideten' Frauen entfernt haben, sondern richtet sich dabei nach den Vorschriften des Landes. Auch wenn IKEA selbst auf die Werte verweist, die es vertritt, ist es doch fraglich, inwiefern ein schwedischer Möbelkonzern dafür verantwortlich ist, die Regelungen in Saudi-Arabien zu ändern."
Stimmt. Ikea ist in der Tat nicht verantwortlich für die Gesetze in Saudi-Arabien. Da kann man also wohl gar nichts machen.
Kann man nicht? Werfen wir mal einen Blick ins Jahr 1938. Der deutsche Verlag Rütten & Loening zeigte Interesse, das Buch "The Hobbit" des englischen Autors J. R. R. Tolkien in Deutschland zu veröffentlichen. Der Verlag handelte dabei ganz im Einklang mit den damaligen deutschen Gesetzen, wenn er von Tolkien einen Ariernachweis verlangte. Tolkien fomulierte daraufhin:
"Ich bedaure, dass mir nicht ganz klar ist, was Sie mit dem Wort 'arisch' beabsichtigen. Ich bin nicht 'arischer', also indo-iranischer Abstammung; soweit mir bekannt ist, beherrschte keiner meiner Vorfahren Hindustani, Persisch, Zigeunersprache oder verwandte Dialekte. Aber wenn ich einmal annehmen darf, dass Sie sich danach erkundigen, ob ich jüdischer Abstammung sei, kann ich nur antworten, dass ich bedaure, offenbar keine Vorfahren aus diesem begabten Volk zu haben. Mein Ur-Urgroßvater kam im 18. Jahrhundert aus Deutschland nach England. Der Hauptteil meiner Abstammung ist daher rein Englisch, und ich bin ein englischer Staatsbürger - was Ihnen genügen sollte. Nichtsdestoweniger war ich gewohnt, meinen deutschen Namen mit Stolz zu betrachten, und tat das auch weiterhin während der Zeit des letzten, bedauerlichen Krieges, in dem ich in der englischen Armee diente. Dennoch kann ich es leider nicht vermeiden anzumerken, dass, wenn impertinente und irrelevante Fragen dieser Art in literarischen Angelegenheiten die Regel werden sollten, die Zeit nicht mehr fern ist, da ein deutscher Name nicht mehr länger ein Grund für Stolz sein wird."
An seinen eigenen Verleger schrieb Tolkien zudem, dass er das "(mögliche) Fehlen jüdischen Blutes" nicht für ehrenwert halte und auch nicht eine "vollkommen verderbliche und unwissenschaftliche Rassendoktrin" zu unterstützen gedenke.
Es wäre auch denkbar gewesen, die Sache anders anzugehen. Natürlich hätte Tolkien sich auch auf den Standpunkt stellen können, dass man ihn nicht für die Gesetze in Deutschland verantwortlich machen dürfe. Er hätte den Ariernachweis, um den man ihn gebeten hatte, einfach erbringen können.
Bloß: Damals gab es aber noch keine Kultursensibilität. "The Hobbit" erschien in Deutschland erst im Jahre 1957.
Dieser Artikel erschien am 3. Oktober 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/was_kann_ikea_fuer_saudi_arabiens_gesetze/
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Jobcenter Neuss: Die Tat eines Intensivopfers
von Thomas Baader
Kennen Sie Scharf-Links? Das ist eine Online-Zeitung, bei der man all jene Artikel veröffentlichen kann, die der taz zu dämlich sind. Dort schrieb nun eine gewisse Elisabeth Umezulike einen Artikel zum Mord im Neusser Jobcenter. Das nennt sich dann "Kommentar aus der Perspektive einer Betroffenen" - natürlich nicht betroffen von Mord und Totschlag, sondern von Hartz IV. Diese Art von Qualifikation macht Frau Umezulike zur kompetenten Expertin für die Jobcenter-Bluttat. Denn sie weiß:
"In manchen (und insgesamt weit selteneren) Fällen richten sich die angestauten Frustrationen in Form offener Aggression aber auch nach außen, wo dann allerdings nicht jene getroffen werden, die für das soziale Elend und die Stigmatisierung Erwerbsloser die Hauptverantwortlichen sind (selbstverständlich ist hier auch jeder einzelne Sachbearbeiter in seiner Eigenverantwortung gefragt!).
So war es offenbar auch im vorliegenden Fall, in dem wir daher letztlich (mindestens) 2 Opfer zu beklagen haben: die Sachbearbeiterin, die Ausführende und Entscheidungsträgerin innerhalb eines hochgradig ungerechten und bösartigen Systems war, dem sie selbst bei gutem Willen nur wenig entgegensetzen konnte und der Angreifer, wahrscheinlich ein Verzweiflungstäter, selbst.
Ja, auch der Täter (dessen Handeln damit nicht moralisch gerechtfertigt sein soll) ist ein Opfer der systemischen Unmenschlichkeit der Hartz4-Praxis und war es bereits vor seiner Tat.
Ein gnadenloses Arbeitslosen-Bestrafungssystem, das die Opfer der wirtschaftlichen Entwicklung im Spätkapitalismus zu Schuldigen erklärt, hat es letztlich selbst verursacht, wenn diese irgendwann im Kampf um einen Rest an Würde selbst zu Tätern werden."
Bumm! Und wenn jetzt irgendein Leser dadurch, dass er diesen Schwachsinn rezipieren muss, angesichts der Unmenschlichkeit dieser scharflinken Schreibtischtäterin sich in seiner Würde als Vernunftwesen verletzt sieht und daraufhin beschließt, selbst zum Täter bzw. Opfer bzw. Opfertäter zu werden und der Scharflinks-Redaktion einen Besuch abstattet, dann wird Frau Umzulike als potenzielles Opferopfer dieser Tat bestimmt auch dafür Verständnis haben.
Und wenn doch nicht, dann wird es mit Sicherheit irgendein anderer Schwachkopf tun.
Dieser Artikel erschien am 2. Oktober 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_tat_eines_intensivopfers/
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Der Islam-Schmäh-Film aus katholischer Sicht
von Thomas Baader
Wir Katholiken haben's schon echt drauf, und zwar ganz besonders, was die Nächstenliebe und das Verzeihen betrifft. Bei Galileo Galilei haben wir noch ein paar schlappe Jahrhunderte gebraucht, bis wir uns gegenseitig wieder grün waren, im Fall von Osama bin Laden waren wir schneller und haben nur kurz nach dem Tod des Terrorfürsten erkannt, dass Rachegefühle nicht gut sind. Deshalb ist man als guter und anständiger Katholik auch über den Jubel der Amerikaner empört gewesen, mindenstens ebenso empört wie über die Terrortoten selbst, die Osamas Mörderbande zu verantworten hatte, wenn nicht sogar noch ein ganz, ganz klein bisschen mehr. Und der Holocaust erst. Ja, wir haben aus der Geschichte gelernt. Nochmal schweigen wir nicht, wenn fanatisierte Massen Unschuldige ermorden.
Zum "Wort zum Sonntag" lassen wir auch nur unsere besten Redner. Nochmal schweigen wir nicht. Nicht beim Tod von Unschuldigen durch Fanatiker.
Also schicken wir Michael Broch:
"Die fürchterlichen, zum Teil gelenkten Auseinandersetzungen um den aggressiv-dummen 'Islam-Schmäh-Film', und immer wieder Unfrieden stiftende Mohammed-Karrikaturen – sie tun hier das ihre, um die Kulturen zu entfremden, ja zu verfeinden."
http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/wort-zum-sonntag/sendung/2012/broch-29092012-100.html
Ein toller Satz, in dem eloquent und gleichzeitig präzise-analytisch das Problem von allen Seiten betrachtet wird, außer von der richtigen. Die Gleichrangigkeit der Taten wird überdeutlich: Die einen stiften bekanntermaßen Unruhe, indem sie im kollektiven Blutrausch Menschen umbringen, die anderen tun es, indem sich die Hand um den Zeichenstift schließt (statt eines Halses). Am Ende ist jemand tot, und wer könnte dann schon mit Sicherheit sagen, ob's wirklich auch der Wutmoslem gewesen ist oder nicht vielleicht doch ein Filmemacher oder Karikaturist. Es ist wie früher bei der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten, wo's auch immer zwei Schuldige gab: Die Peitsche, weil sie schlägt, und den Sklaven, weil er da ist. Und wer in Libyen einen Schmähfilm über Mohammed (nicht) sieht, der kann letztlich auch gar nicht anders, als einen amerikanischen Botschafter zu töten. Der ist halt da gewesen, genauso wie der Film. Da können Film- und Gewaltkultur einander schon mal entfremdet, ja verfeindet werden. Es hat nämlich nicht wirklich der Islam ein Problem mit der Gewalt, nein, die Gewalt hat ein Problem mit Filmen und Karikaturen.
"Da müssen alle Menschen guten Willens dagegen halten", sagt Broch direkt im Anschluss auf den bereits zitierten Satz. Also gegen Auseinandersetzungen, Schmähfilme und Mohammed-Karikaturen.
Die Zeiten, wo man mit Blick auf Margot Kässmann sagen konnte "Gott sei Dank bin ich katholisch" - diese Zeiten sind wohl endgültig vorbei.
Dieser Artikel erschien am 1. Oktober 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_islam_schmaeh_film_aus_katholischer_sicht/
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Lesehinweise
Harald Martenstein (Tagesspiegel):
Vor einigen Jahren ist es mir passiert, dass ich auf dem Nachhauseweg von zwei jungen Männern, etwa achtzehn, angehalten wurde, nachts in Charlottenburg. Stuttgarter Platz, da wohnte ich halt. Sie haben nach Zigaretten gefragt, ich hatte nur noch eine. Dann haben sie mir abwechselnd links und rechts Ohrfeigen gegeben und dabei gelacht, ich glaube, es waren ungefähr acht Ohrfeigen. Die Brille ist dabei kaputtgegangen. Als ich um Hilfe geschrien habe, sind sie weggegangen. Nicht schnell, sondern schön langsam, im Triumph. Natürlich bin ich nicht zur Polizei gegangen.
Was soll das bringen? Ich geniere mich ja sogar, es zu erzählen. Die Männer hatten einen türkischen Akzent. Weil ich das erwähne, gerate ich natürlich in den Verdacht, ein Rassist zu sein, und Renan Demirkan mag mich nicht mehr. Es tut mir sehr leid, dass mir so was passiert ist, verprügelt zu werden. Ich entschuldige mich dafür. Ich habe von da an besser aufgepasst.
Wenn ich Jude wäre, dann wären die Prügel, die ich bekommen habe, der Beweis für den wachsenden Antisemitismus. Wenn ich Ausländer wäre, und die Täter wären deutsch gewesen, würden die Prügel den deutschen Rassismus beweisen. Weil ich aber weder das eine noch das andere bin, sind diese Prügel der Beweis für gar nichts. Sie sind kein großes Ding.
Mein Sohn und seine Freunde vermeiden es, bei Dunkelheit in die Nähe des Kottbusser Tores zu gehen. Sie sehen zu deutsch aus.
Die Wahrscheinlichkeit, dass man sein Handy oder sein Geld los wird oder eins in die Fresse kriegt, ist, wie die Jungs sagen, einfach zu groß. Da nimmt man lieber eine andere U-Bahnstation, läuft etwas weiter, kein Ding. Auch bestimmte Klubs meidet man besser, als Blonder. Und wer’s nicht glaubt, soll’s einfach mal ausprobieren.
Die Rassismus-Vorwürfe gegen Heinz Buschkowsky und sein Buch kotzen mich an.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/martenstein-ueber-buschkowskys-buch-wenn-ich-verpruegelt-werde-ist-das-kein-grosses-ding/7198554.html
Franz A. Meyer (Blick):
Wieso aber sind Begriffe wie «Islamgegner» und «Islamfeind» überhaupt Schimpfwörter? Der Islam ist eine Religion. Wie die christliche. Darf man Gegner der christlichen Religion sein, ihr gar feindlich gegenüberstehen? Selbstverständlich darf man das.
Gegen die Religion, die seit je und immer wieder der Bemäntelung irdischer Absichten und irdischer Herrschaft dient, wurde die freie Gesellschaft erkämpft. Eine Gesellschaft, die sich hütet vor religiösem Einfluss, die deshalb säkular und laizistisch verfasst ist: unsere offene Gesellschaft.
[...]
Neben Tausenden von Prinzen und Protzern bietet die islamische der übrigen Welt vor allem Abermillionen junger Menschen ohne sinnvolle Arbeit – und Hunderte Millionen menschenrechtlich benachteiligter und in Apartheid gehaltener Frauen.
Darf man Gegner sein einer Religion, die das Mittelalter ins 21. Jahrhundert verlängert? Man darf, man soll, man muss ihr Gegner sein! Darf man Feind sein einer Religion, deren militante Gläubigen ihr Mittelalter am liebsten unserer westlichen Zivilisation aufzwingen möchten? Man darf, man soll, man muss ihr Feind sein!
http://www.blick.ch/news/politik/gegnerschaft-id2051233.html
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Ein Lob der Blasphemie: Vom Menschenrecht, keinen Gott zu kennen
von Thomas Baader
Was würde uns heute fehlen, wenn alles, was einmal mit dem Vorwurf der Blasphemie konfrontiert wurde, verboten worden wäre? Die Liste ist lang, und das hier ist nicht mehr als ein Auszug: Johann Wolfgang Goethes "Faust", Salman Rushdies "Satanische Verse", Gustave Flauberts "Madame Bovary", Andrew Lloyd Webbers "Jesus Christ Superstar", Monty Pythons "Das Leben des Brian", Emil Noldes "Abendmahl", Edvard Munchs "Madonna", Günter Grass' "Blechtrommel", Mel Brooks' "History of the World Part I", Friedrich Nietzsches "Also sprach Zarathustra", Charles Darwins "Über die Entstehung der Arten"... da ist doch für jeden Geschmack etwas dabei.
In dieser Aufzählung befindet sich auch so einiges, auf das ich persönlich getrost verzichten könnte. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass unabhängig von der einen oder anderen geschmacklichen Verirrung (oder auch einfach nur Belanglosigkeit) Wissenschaft und Kultur erheblich von "blasphemischen" Vorhaben und Werken profitiert haben. Und so soll es bittschön auch bleiben.
Passt der Film "Die Unschuld der Muslime" in diese Aufzählung? Was künstlerische Qualität und weltgeschichtliche Bedeutung angeht - sicherlich nicht. Dennoch: Der Schulterschluss vermeintlich antirassistischer Linker ("beleidigt bloß nicht unsere edlen Wilden") und Morgenluft witternder Konservativer ("Wir wollen ein Blasphemieverbot in Sachen Islam... in Folge dann natürlich auch beim Christentum") mutet bizarr an, darf aber nicht unterschätzt werden, denn er bringt die unangenehmsten Auswüchse der beiden bedeutendsten politischen Strömungen zueinander. Sabine Schiffer darf im November diesen Jahres im Odenwald über die "Grenzen der Meinungsfreiheit" schwadronieren, Kirchenvertreter solidarisieren sich mal wieder (aber nicht etwa mit ermordeten Botschaftern), während kürzlich erst Tarek Al-Wazir bei Maischberger erklären durfte, warum es einen Riesenunterschied gäbe zwischen dem Mohammed-Amateurfilm und dem satirischen Meisterwerk "Das Leben des Brian".
Was die Qualität angeht, gibt es diesen Unterschied tatsächlich - aber auch in rechtlicher Hinsicht? Es kann kein Kriterium sein, dass das eine Schrott und das andere ein Glanzstück ist.
An dieser Stelle tut der Hinweis auf etwas Grundlegendes not: Wer Atheist ist, für den sind Moses, Jesus, Buddah und Mohammed normale Menschen gewesen, denen nichts Göttliches anhaftet, weil es aus atheistischer Perspektive nun einmal nichts Göttliches gibt. Diese Sichtweise mag religiösen Menschen nicht gefallen. Aber in einem Staat, der Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährt, ist die Position, dass Mohammed ein ganz normaler Mensch mit all seinen Fehlern gewesen ist, ebenso legitim wie die Vorstellung von einem von Gott erwählten Propheten Mohammed. Und ebenso wie der Atheist es hinnehmen muss, dass der Gläubige ständig von seinen religiösen Texten schwärmt, wird der Gläubige nichts daran ändern können, dass der Atheist eben diese religiösen Texte für nichts weiter als unterhaltsame Märchenerzählungen hält.
Blasphemie ist somit letzlich ein Menschenrecht, denn hier kommt die Meinungsfreiheit des nicht religiösen Menschen zum Ausdruck, nichts Heiliges in Propheten, Erlösern, Texten und Reliquien sehen zu wollen. Ein Blasphemieverbot ist demnach einer Demokratie unwürdig, weil es den Atheisten dazu zwingen würde, sich bei öffentlichen Äußerungen der Position der Gläubigen anschließen zu müssen und keine eigene vertreten zu dürfen. Wenn man also Mohammed nicht als schlechten Menschen bezeichnen dürfte (weil dies als Blasphemie gilt), hätte man nur noch die Wahl, ihn eben als guten Menschen zu bezeichnen oder einfach die Klappe zu halten. Diese Einschränkung der Meinungsfreiheit wäre äußerst einseitig, da von ihr nur "Ungläubige" betroffen wären, während es keine Entsprechung für die Gegenseite gäbe.
Noch schwieriger wird es, wenn wir von den Propheten und Religionsgründern absehen und stattdessen "Beleidigungen" von Gott selbst thematisieren. Für den Atheisten existiert Gott nun einmal nicht und es ist für ihn daher auch schwer nachvollziehbar, wieso er für die Beleidigung eines Phantasiegebildes zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Entsprechend kann die Lösung für die gläubigen Menschen nur darin bestehen, endlich einzusehen, dass ihre religiösen Gebote nur für sie selbst gelten.
Was jemand anderes über Gott und seinen Propheten sagt, sollten Gläubige ignorieren. Dann stellt sich der gesellschaftliche Frieden von ganz alleine ein.
Siehe auch:
In einer Stellungnahme zur freien Meinungsäußerung im Rahmen internationaler Gesetze hat die UN festgestellt, dass Gesetze, die die Blasphemie einschränken, mit den geltenden Menschenrechtsstandards inkompatibel seien.
http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2011/08/169206/un-gotteslaesterung-ist-ein-menschenrecht/
Der Beobachter der IHEU bei den Vereinten Nationen, Austin Dacey, hatte in letzter Zeit häufig schlechte Nachrichten für die Religionsfreiheit in der UN zu vermelden. Jetzt kann er etwas Positives berichten. Entsprechend den Bestimmungen des ICCPR gibt es ein Recht auf Blasphemie.
http://hpd.de/node/11837
Dieser Artikel erschien am 30. September 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/vom_menschenrecht_keinen_gott_zu_kennen/
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Lesehinweis
Detmold (WB). Elf Monate nach dem sogenannten Ehrenmord an Arzu Özmen (18) hat die Staatsanwaltschaft Detmold Anklage gegen die Eltern des erschossenen Mädchens erhoben.
Oberstaatsanwalt Christopher Imig: »Dem Vater werfe ich Anstiftung zum Mord, Beihilfe zur Geiselnahme, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung vor.« Arzus Mutter soll sich wegen Freiheitsberaubung und Nötigung verantworten. Außerdem wird ihr vorgeworfen, nicht eingeschritten zu sein, als ihr Mann Arzu misshandelte. Weil dem Vater Fendi Özmen (52) im Fall einer Verurteilung lebenslange Haft droht, hat der Oberstaatsanwalt Haftbefehl wegen Fluchtgefahr beantragt – den das Gericht aber ablehnte.
http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2012-09-28-anklage-gegen-die-eltern-der-getoeteten-arzu-oezmen-erhoben/613/
Reaktionen aus dem jesidischen Daweta-Forum (Auszüge):
- "Hoffe Sie werden auch dran gekriegt. Zur Hölle mit solchen Tieren"
- "SInd die menschen, die mit alles und allem treiben, keine tiere?"
- "Freiheit für alle Özmen´s"
http://www.daweta.eu/include.php?path=forum/showthread.php&threadid=49435
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Lesehinweis
Cicero: Frau Durmaz, nach dem Integrations-Indikatorenbericht der Bundesintegrationsbeauftragte Maria Böhmer scheint sich besonders im Bereich Bildung ein positiver Trend abzuzeichnen. Wird die Diskussion um die Integration in Deutschland also zu hysterisch geführt?
Durmaz: Ich bin keine Wissenschaftlerin, deshalb kann ich nicht für die gesamte Nation sprechen. Aber bei mir in Gelsenkirchen hat sich gar nichts getan. Nichts hat sich verbessert – im Gegenteil. Momentan mag es zwar keine Aufreger geben, Thilo Sarrazin verhält sich ruhig, aber Fortschritte gab es nicht. Wir haben es nach wie vor mit gettoisierten Schulen in gettoisierten Stadtteilen zu tun.
Cicero: Von den Migranten in zweiter Generation heißt es aber, die Bildungsorientierung würde steigen, Schulabschlüsse besser werden, viele Einwanderer würden sich Deutschland stärker zugehörig fühlen.
Durmaz: Überhaupt nicht. Ich arbeite mit der dritten und vierten Generation von Migranten und glauben Sie mir, die Bildungsabschlüsse werden bei uns nicht besser. Wir bekommen Briefe vom Schulamt, die sich wundern, dass nur wenige Migranten eine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen würden. Mich wundert das nicht.
[...]
Cicero: In Ihrem Einzugsgebiet haben ca. 60 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Wie steht es hier um die „Deutschenfeindlichkeit“ in „deutschen“ Klassenzimmer? Stimmt der Eindruck, dass in den Klassenzimmer ethnische Kämpfe toben?
Durmaz: Ja, an meiner Förderschule bleiben einzelne Gruppen unter sich und die migrantische Unterschicht hackt auf der deutschen herum. Man versucht sich aufzuwerten, indem man andere niedermacht. Das hat soziale Gründe, man bleibt eben unter sich. Es werden keine Freundschaften angestrebt und auch von zuhause aus nicht gefördert.
[...]
Cicero: Eine Art Kulturkampf im Kleinen. Könnten man den unterbinden, wer weiß, vielleicht würde dann auch irgendwann kein Schmäh-Video mehr für solche Aufregung sorgen…
Durmaz: Ach, zum Schmäh-Video hätte ich auch noch so viel sagen können, weil mich das so aufregt!
Cicero: Was regt Sie denn auf?
Durmaz: Die Zurückhaltung der deutschen Politiker. In Deutschland gibt es eine Presse- und Meinungsfreiheit, und ich finde, der Islam neigt zu einer solchen Humorlosigkeit. Es gibt so viele Karikaturen über Frau Merkel und andere große Politiker. Da werden keine Häuser angezündet oder gar ein Konsul getötet.
http://www.cicero.de/berliner-republik/bildung-integration-zu-viel-verstaendnis-fuehrt-zu-verantwortungslosigkeit/52018?seite=1
http://www.cicero.de/berliner-republik/bildung-integration-zu-viel-verstaendnis-fuehrt-zu-verantwortungslosigkeit/52018?seite=2
http://www.cicero.de/berliner-republik/bildung-integration-zu-viel-verstaendnis-fuehrt-zu-verantwortungslosigkeit/52018?seite=3
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