| | | | | DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN | - Weder Populisten noch Verharmloser - |
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Lesehinweis
Siehe hier:
http://www.migazin.de/2012/07/02/die-beschneidung-ist-keine-verstummelung-und-sollte-nicht-verboten-werden/
Es geht nicht um den Artikel selbst, sondern um einen Leserkommentar darunter (den von "Lynx" vom 2. Juli 2012 um 17.12):
"Die Aufklärung ist eine spezifisch abendländische Entwicklung und nicht auf andere Religionen und Kulturkreise übertragbar. Im Islam gibt es keine den christlichen Kirchen vergleichbare Institution, die die Menschen unterdrückt und ihnen freies Denken verboten hätte. Der Qur’ān (Koran) fordert die Menschen wiederholt dazu auf, ihren Verstand zu gebrauchen und nicht blind der Religion und den Wertvortstellungen ihrer Vorväter zu folgen. Damit ist der Islam selbst schon Aufklärung und bedarf keiner weiteren Aufklärung und erst recht nicht der falsch verstandenen Aufklärung der heutigen Zeit."
Pruuuuuuuuust.
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Lesehinweis
Nun hat das israelische Nationalmuseum in Jerusalem bekannt gegeben, es werde sich anlässlich einer Ausstellung über das Leben der streng orthodoxen "Chassidim" auch dem orthodoxen Publikum öffnen, das heißt, separate Besuchszeiten für Männer und Frauen anbieten. [...] Fundamentalisten und Orthodoxe aller Glaubensrichtungen zeichnen sich dadurch aus, dass es ihnen nicht genügt, nach ihren Vorstellungen zu leben, sie wollen auch alle, die anders leben, dazu zwingen. Kommt man ihnen entgegen, reagieren sie nicht, indem sie sich auch bewegen, im Gegenteil, sie sehen sich in ihrer Position bestätigt - und erheben neue Forderungen. Deswegen sollten alle "Geschäfte" mit Orthodoxen auf der Basis von Gegenseitigkeit gemacht werden. Wir bauen Moscheen in Duisburg, wenn in Riad Kirchen gebaut werden. Wir führen separate Besuchszeiten für Männer und Frauen in Schwimmbädern ein, wenn die Orthodoxen in ihren Vierteln Besuchszeiten für gemischte Gruppen einführen. Und was wir wahnsinnig gerne erfahren möchten: Wie kommt es, dass die Orthodoxen so viele Kinder haben, wenn sie auf die Trennung der Geschlechter so großen Wert legen?
http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article108384316/Sex-im-Museum.html
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Lustgartens Gedicht: Ein Beispiel für eine misslungene Argumentation
von Thomas Baader
Wenn man in diesem bizarren Streit die Seite der Beischneidungsbefürworter vertritt, gibt es eigentlich nur eine einzige Art der Argumentation, die wirklich stichhaltig ist.
1. Dieses Ritual ist durch die in Deutschland prinzipiell gegebene Religionsfreiheit gestattet.
2. Bestimmte andere religiöse Handlungen sind in Deutschland verboten, weil sie gegen andere Grundrechte verstoßen. Wenn die Beschneidung von Knaben nicht in diese Kategorie fallen soll, dann muss ein Befürworter darauf beharren, dass die Beschneidung harmlos und ungefährlich ist. Damit gäbe es keinen Grund, das in Punkt 1 angeführte Argument einzuschränken.
Ob die Behauptung, die Beschneidung von Jungen sei gefahrlos, aber auch wirklich stimmt, muss anschließend durch wissenschaftliche Verfahren widerlegt oder bestätigt werden. Danach wissen wir, ob die mit diesem Argument einhergehende Behauptung falsch ist oder richtig. Die dänische Studie, die auf häufigere Orgasmusstörungen bei beschnittenen Männern hinweist, legt nahe, dass die Behauptung falsch ist. Andererseits gibt es eine ganze Reihe von Studien, die nach einigen Jahren aufgrund von methodischen Fehlern angezweifelt und durch neuere Studien widerlegt wurden. Es ist also Vorsicht angebracht, aber ganz vom Tisch fegen lässt sich die Wissenschaft trotzdem nicht.
Nochmal: Die in den Punkten 1 und 2 dargelegte Argumentation ist die einzige Art der Argumentation in dieser Debatte, mit der man sich als Beschneidungsbefürworter nicht lächerlich macht und mit der man am Ende Recht haben könnte. Dass es um "Jahrtausende alte Traditionen" geht, kann hingegen als Argument nicht überzeugen, denn es gibt ältere Traditionen als die Beschneidung, die in diesem Land aus rechtlichen Gründen nicht möglich sind.
Werfen wir nun einen Blick auf eine Art der Argumentation, die ganz und gar nicht funktioniert:
Auf der Achse des Guten hat Katharina Lustgarten ein Gedicht geschrieben (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/aus_aktuellem_anlass1/). Das Gedicht stellt eine Pro-Beschneidung-Positionierung dar. Wir wollen es Schritt für Schritt durchgehen:
Kaum wurd’s um Günter etwas leiser
(den Grass’schen Judenwadenbeißer)
Entflammt erneut eine Debatte
(Niveau? hängt tiefer noch die Latte!)
Es beginnt mit einer Kritik an Günter Grass, der ich voll und ganz zustimme. Der Verweis auf das Niveau der Debatte in der vierten Zeile der ersten Strophe stellt eine Meinung dar, die man natürlich haben darf, aber noch kein Argument.
Es geht um Haut, auch noch um nackte
(Nein, nicht die Hochglanzzeitungsakte)
Die Vorhaut, die die bösen Juden
Beschneiden bei den kleinen Buben!
Die Formulierung "die bösen Juden" legt nahe, dass es um Diffamierung geht. In der Tat gibt es in der Debatte auch an diversen Stellen antisemitische Töne. Sie dominieren die Debatte aber nicht.
Und dies barbarisch-blut’ge Metzgen
Dem guten Deutschen ist Entsetzen!
Aus Stadt und Land und Schrebergärten
Tönen nun Stimmen von Experten
Eine Beschreibung der Vorgänge, in anklagendem Ton gehalten, aber bisher noch kein Argument.
Dass dieses jetzt gehört verboten,
Man sei nicht mehr bei den Zeloten!
Sie echauffier’n sich als sei gar
die eigne Vorhaut in Gefahr!
Hier finden wir das Argument "Die eigene Vorhaut der Kritiker ist ja gar nicht in Gefahr". Das hat allerdings auch niemand behauptet. Aber wenn wir über Kopftücher diskutieren, sind wir auch nicht in Gefahr, dass wir selbst verschleiert werden sollen. Das Argument entlarvt sich daher schnell als billige Polemik.
Sie labern sich die Köpfe heiß
Als hätten’s keinen eignen Scheiß
Über den man reden könnte,
wie Piusbrüder, Priesterhände
An dieser Stelle bedient sich Frau Lustgarten einer klassischen Tu-quoque-Argumentation (wer dazu gerne Einzelheiten nachlesen möchte, siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Tu_quoque). Sie will sagen: Ihr könnt nicht über das reden, was wir tun, solange ihr nicht bei euch selbst aufräumt. An dieser Stelle erfindet Frau Lustgarten ein Tabuthema, das es selbstverständlich gar nicht gibt: Es würde in Deutschland nicht über die Piusbrüder gesprochen. Das Wort "Priesterhände" bezieht sich möglicherweise auf sexuellen Missbrauch in katholischen Einrichtungen, was durch die nächste Strophe bestätigt wird. Auch baut Frau Lustgarten einen Popanz auf, denn selbstverständlich wurde auch dieses Thema in den deutschen Medien lang und breit behandelt. Das Argumentationsmuster "Ihr dürft nicht über die Beschneidung reden, solange ihr nicht über Piusbrüder und Untaten von Priester gesprochen habt", verfängt nicht, weil über die letztgenannten Themen sehr detailliert in Deutschland gesprochen wurde. Um mit den Worten des Gedichts zu arbeiten: Man hat in der Tat "eigenen Scheiß" aber da dieser eigene Scheiß genauso wenig tabuisiert wurde wie jetzt die Debatte über Beschneidungen, liegt hier keine Doppelmoral seitens der Gesellschaft vor, sondern im Gegenteil eine Gleichbehandlung.
Die unter den Messdienerröcken
Die (unbeschnitt’nen) Schmöckel löcken
Ganz aktuell wär auf dem Plan
Die Mafia im Vatikan!
Die Tu-quoque-Argumentation der vorherigen Strophe wird hier weitergeführt.
Das scheint sie nicht so sehr zu jucken
Wie Juden in die Suppe spucken
Der Michel wird glatt eloquent
Wenn’s aus dem Bauch heraus ihm denkt
Der Behauptung der ersten Zeile dieser Strophe wurde bereits oben widerlegt.
Und endlich, meint er, DARF er’s sagen
Ja sogar schreiben darf er wagen:
liest man das säbelnde Gerassel
das aus den Darmgängen sich windet,
als Leserbrief zur Zeitung findet,
dann scheinen nun die Kellerassel
die Juden und die Küchenschaben
gleichen Beliebtheitsgrad zu haben.
Wenn Frau Lustgarten hiermit auf antisemitische Töne anspricht, dies es in Leserbriefen gibt, so hat sie an dierser Stelle recht. Allerdings lassen sich diese Misstöne in der Debatte nicht einfach pauschalisierend auf die gesamte Gegenseite übertragen.
Was soll’s, das alles ist nicht neu
Doch bitte höre, lieber Goi,
Ob Vorhaut ab, ob Vorhaut dran,
Das geht dich einfach gar nichts an.
Wikipedia belehrt uns, dass die Anrede "Goi" durchaus pejorativ verstanden werden kann. Wir wollen an dieser Stelle nicht überempfindlich sein und zugunsten von Frau Lustgarten annehmen, dass in ihrem Fall diese Äußerung keine Abwertung enthält. Allerdings ist sie durch ihre Missverständlichkeit schon eher unglücklich in einer Debatte, in der man gerade selbst die Misstöne beklagt.
Dass die ganze Angelegenheit niemanden etwas angeht, ist das letztgenannte Argument. Es ist in der Tat ein äußerst unglückliches Argument. Übrigens könnte man genauso gut auf dem Standpunkt stehen, dass beschnittene nicht-jüdische und nicht-muslimische Männer irgendwie mitbetroffen sind und mitdiskutieren dürfen, während sich Frau Lustgarten als unbeschnittene Frau eher zurückhalten müsste. Diese Art der Argumentation wäre nicht weniger bizarr als die Argumentation von Frau Lustgarten selbst.
Das "Geht dich nichts an"-Argument begegnet uns in vielen Debatten und war bisher jedes Mal falsch. Es taucht meistens eher dann auf, wenn dem Sprecher stichhaltige Argumente ausgehen. Die Autoren der "Achse des Guten" selbst lassen sich jedenfalls bei einer ganzen Reihe anderer Themen den Mund nicht durch dieses Argument verbieten. Oder was gehen eigentlich deutsche Juden, Christen und Atheisten die Schweizer Minarette an?
"Jeder darf jeden kritiseren"
- Henryk Broder in einer Fernsehsendung
Die Art und Weise, wie Frau Lustgarten argumentiert, ist eher dazu angetan, ihrem eigenen Anliegen zu schaden. Eine sachliche Argumentation könnte einzig und allein im oben genannten Sinne in dem Beharren auf der Ungefährlichkeit der Beschneidung liegen, wobei diese Behauptung sich natürlich nicht der Beweispflicht entzieht. Dass es natürlich auch auf der Gegenseite unsachliche Argumente gibt, sollte nicht unerwähnt bleiben. Insgesamt lässt sich aber jetzt schon feststellen, dass diese Debatte auf der "Achse des Guten" sehr viel emotionaler geführt wird als frühere Debatten. Warten wir ab, ob das so bleibt.
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Was sagt denn jetzt die WHO zur Beschneidung von Knaben?
von Thomas Baader
Zur Versachlichung einer Debatte sollte gehören, dass man die Argumente, die von beiden Seiten ins Feld geführt werden, sorgfältig prüft.
Bei Anne Will sprach Holm Putzke davon, dass die WHO nicht, wie von Gegnern gerne als Argument verwendet, die Beschneidung von Kindern empfehle, sondern nur von Erwachsenen.
In mehreren Blogs kann man aber in den Kommentarbereichen lesen, dass Putzke hier falsch liege, schließlich gebe die WHO ein Handbuch zur frühkindlichen Beschneidung heraus.
Besagtes Handbuch gibt es in der Tat, man kann es hier kostenlos herunterladen:
http://www.who.int/hiv/pub/malecircumcision/manual_infant/en/index.html
So, aber was steht nun drin?
"Male circumcision can be performed at any age."
Man kann die Beschneidung also in jedem Alter durchführen, aber was empfiehlt die WHO?
"One important advantage of infant male circumcision is that the procedure is simpler than that performed on older boys and men because the penis is less developed and the foreskin is thinner and less vascular. Healing is quicker and complication rates are lower. The period of superficial wound healing after infant male circumcision is generally 5−7 days and most wounds heal completely within 14 days."
Anschließend werden noch weitere Vorteile aufgezählt, die die WHO in der frühkindlichen Beschneidung sieht.
Dann heißt es aber auch:
"A concern about early infant male circumcision is that the child cannot give informed consent for the procedure. Moreover, some of the health benefits, including reducing the risk of HIV infection, will not be realized until many years later when the person becomes sexually active. If circumcision is postponed until an older age the patient can evaluate the risks and benefits and consent to the procedure himself."
Und zum Abschluss diese Überlegungen:
"Programmes that promote male circumcision in early infancy are likely to have lower morbidity rates and lower costs than programmes targeting adolescent boys and men. However, these considerations must be balanced by concerns about consent."
Daraus ziehe ich folgendes Fazit:
1. Es gibt tatsächlich ein von der WHO herausgegebenes Handbuch zur frühkindlichen Beschneidung.
2. Darin werden in einem dialektischen Verfahren Vorteile und Nachteile der Beschneidung von Kindern gegenüber der Beschneidung von Erwachsenen angeführt.
3. Am Ende folgt der Hinweis, dass die Vorteile sorgfältig gegen die Nachteile abgewogen werden müssen.
4. Putzke hat insofern Recht, alsdass das Handbuch somit keine ausdrückliche Empfehlung enthält, Beschneidungen an Kindern durchzuführen. Allerdings ist das nur ein Teil der Wahrheit, denn ebenso richtig ist auch, dass das Handbuch Beschneidungen an Kindern nicht ablehnt oder sie für verwerflich erklärt.
5. Es ist allerdings auch darauf zu verweisen, dass das WHO-Handbuch aus dem Jahr 2010 stammt und somit nicht die Bedenken der dänischen Studie von Frisch, Lindholm, and Gronbaek aus dem Jahr 2011 berücksichtigen kann, wonach beschnittene Männer sigifikant öfter unter Orgasmusstörungen leiden als nichtbeschnittene. Dies ist natürlich unabhängig davon, ob man als Kind oder Erwachsener beschnitten wird, jedoch kann im Gegensatz zu einem Säugling der erwachsene Mann frei entscheiden, ob er sich dem Risiko aussetzen will.
6. Die WHO macht medizinische Ausführungen und keine rechtlichen.
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Die "Witzfiguren" Broder, Kelek und Abdel-Samad und der Säkularist Erdogan
von Thomas Baader
Wie kommt ein heller Kopf, der einen sehr interessanten Blog betreibt, dazu, drei aufgeklärte Menschen mit großen Verdiensten als "Witzfiguren" zu bezeichnen - und gleichzeitig den reaktionären türkischen Ministerpräsidenten als Lichtgestalt zu feiern?
Der Berliner Blogger Cengiz Dursun ärgert sich über einen Leserkommentar bei Welt Online. Dort schreibt jemand, dass er den Islam hasst.
Ich äußerte mich schon mal in einem früheren Text zum Thema "Hass". Das Wort beschreibt ein sehr starkes, irgendwie unkontrolliertes Gefühl, und wenn es jemand verwendet, so ist mein erster Impuls in der Regel, dass ich mir Sorgen um die geistige Gesundheit des Sprechers oder Schreibers mache. Hass ist sicher nicht gesund. Wenn also jemand schreibt, er "hasst" irgendetwas, dann läuft es mir immer ein wenig kalt den Rücken herunter, denn den Hassenden bemitleide ich, um die potenziellen Objekte seines Hasses sorge ich mich. Eine Ausnahme mache ich: einen bestimmten Menschen zu hassen, der einem etwas Schlimmes angetan hat, halte ich weder für ungesund noch moralisch verwerflich.
Ablehnung hingegen ist etwas anderes als Hass. Als Katholik gestehe ich jedem Menschen das Recht zu, den Katholizismus abzulehnen. Warum auch nicht? Der Katholizismus ist keine Hautfarbe oder Herkunft. Er stellt eine Lehre mit ganz konkreten Inhalten dar. Selbstverständlich gibt es keine irgendwie geartete moralische Verpflichtung, diesen Inhalten positiv gegenüber zu stehen. Man darf also den Katholizismus von ganzem Herzen ablehnen. Den Islam natürlich auch.
Problematischer wird es aber, wenn die negative Einstellung nicht der Lehre, sondern den in die jeweiligen Religionen hineingeborenen Menschen gilt. Hier ist auch der Unterschied zwischen Religionskritik und Hetze zu suchen. Ablehnende Äußerungen, die Katholiken oder Muslimen im Allgemeinen gelten, sind etwas anderes als eine Ablehnung von Katholizismus oder Islam. Deshalb ist ja auch der Satz von Joachim Gauck völlig akzeptabel, nach dem die Muslime zu Deutschland gehören, aber nicht der Islam. Er stellt eine durch und durch legitime Position dar, die man eben teilen kann oder auch nicht.
Kommen wir zurück zu unserem hassenden Kommentator von Welt Online. Man darf hier in der Tat Ungutes vermuten, denn er möchte dem Islam "ein Ende bereiten". Was er damit genau meint, ist unklar, und man könnte an dieser Äußerung sicher so lange verharmlosend ruminterpretieren, bis man das Niveau der "Israel muss von der Landkarte verschwinden"-Debatte erreicht hat. Realistischer ist jedoch die Einschätzung, dass es sich bei dem Schreiber in der Tat um einen Hetzer im oben beschriebenen Sinne handelt.
So weit, so schlecht. Nun aber schreibt Cengiz Dursun einen Satz, der irritiert: "Wo bleiben die Islamkritiker, darunter die Witzfiguren Henryk M. Broder, Hamed Abdel Samad und Necla Kelek, die sonst auf alle möglichen Ressentiments aufmerksam machen?"
Wo sie bleiben? Wollen wir ihnen doch fairerweise zugestehen, dass sie diesen Leserkommentar nicht kennen - was ziemlich wahrscheinlich ist. Wahrscheinlich ist allerdings auch, dass sie sich nicht sonderlich lange mit ihm beschäftigen würden, wenn sie von ihm Kenntnis hätten. Sein Inhalt gehört nicht zu ihrem Schwerpunkt.
Doppelmoral? Nein. Wahren Humanisten sollte Doppelmoral fremd sein, aber thematische Schwerpunkte setzen dürfen sie schon. Auch Cengiz Dursun beschäftigt sich auf seinem Blog stärker mit Hetzkommentaren von PI als mit den Äquivalenten bei Turkish Press. Das ist ihm nicht vorzuwerfen. Auch ich habe meine Schwerpunkte - aber Broder, Kelek und Abdel-Samad eben auch.
Wenn also Cengiz Dursun den drei genannten Personen vorwirft, sich mit dem von ihm zitierten Kommentar nicht zu beschäftigen, dann könne man umgekehrt fragen, warum Cengiz Dursun seinerseits nicht diese Äußerungen thematisiert, die im Dezember 2011 im Kommentarbereich der Deutsch-Türkischen Nachrichten zu finden waren:
- "Also eu ist türkenfeindlich die zweiten juden halt."
- "Ich finde wir könnten mal nur aus politischem Kalkül abstimmen ob es ein Holocaust gab? Schon aus moralischen Gründen unseren deutschen Freunden gegenüber, die von den Juden seit Jahrzenten ausgesaugt werden."
- "Die juden regieren auch die Türkei ,wie die ganze welt überall sind sie vertretten unser freund sarkozy …Seine mutter ist griechiche jüdin"
Nein, wenn Cengiz Dursun sich hierzu nicht geäußert hat, dann ist es auch Broder, Kelek und Abdel-Samad nicht vorzuwerfen, dass sie einen durchgeknallten Leserkommentar bei Welt Online nicht zur Kenntnis nehmen.
Was nun das Wort "Witzfiguren" betrifft: Wer sich mit teils provokanten Äußerungen in die Öffentlichkeit begibt, muss natürlich mit Kritik rechnen. Ich mache mir auch nicht jede Äußerung dieser drei Personen zu eigen, mit einigen habe ich sogar ausgesprochen große Probleme. Dafür gibt es zurückliegende und aktuelle Beispiele. Allerdings will ich auch nicht verhehlen, dass ich die Übereinstimmung für größer halte als die Differenzen. Doch darum geht es nicht. Es geht darum, dass die "Witzfiguren" bereits einiges geleistet haben, was ihnen hoch anzurechnen ist. Henryk Broder und Necla Kelek waren beide Teilnehmer bei einer Solidaritätveranstaltung für ein Frauenhaus im türkischen Batman. Broder hat außerdem durch die Veröffentlichung von Pressemitteilungen und anderen Texten auf der "Achse des Guten" die Arbeit von Peri e. V. effektiv unterstützt. Ich selbst habe bei eineem Benefizabend der Darmstädter Service-Clubs einen Scheck für Peri e. v. entgegennehmen dürfen, der dem Verein durch eine Empfehlung von Necla Kelek zugute kam. Hamed Abdel-Samad hat in seinem ägyptischen Heimatdorf Diskussionsveranstaltungen organisiert, bei denen weibliche Genitalverstümmelungen angeprangert wurden. Wenn dadurch nur in einer einzigen Familie ein Umdenken zustande kam und nur ein Mädchen nicht mehr grausam verstümmelt wird, dann ist dies Hamed Abdel-Samad hoch anzurechnen.
Angesichts dieser Tatsachen ist es vielleicht verständlich, dass ich mir mit der Charakterisierung als "Witzfiguren" schwer tue. Man sollte sich, wenn man die bisherigen Leistungen eines anderen Menschen rekapituliert, immer fragen, ob man selbst eigentlich mehr getan hat als diese, um anderen Menschen zu helfen.
Nun zum türkischen Ministerpräsidenten: In Libyen kommt es zu einer Stärkung säkularer Kräfte, und das ist das Verdienst von Erdogan. Soweit die Theorie von Cengiz Dursun. Folgerichtig schreibt er daher: "Lang lebe Atatürk! Lang lebe Erdogan, der das erreicht hat, was die alten Kemalisten in 80 Jahren nicht erreicht haben! Lang lebe der Laizismus!"
Es gibt sicher nicht wenige Menschen, denen sich die Zehennägel aufrollen angesichts der Behauptung, Erdogan stehe in der Tradition von Kemal Atatürk.
Wir erinnern uns: Erdogan sollte vor einiger Zeit in Bochum den Steiger-Award entgegennehmen. Er hat geknifffen. Menschenrechtsorganisationen, Kurdische Verbände, Alevitische Gemeinde, Zentralrat der Armenier, andere Minderheitenvertreter aus der Türkei - sie hatten angekündigt, ihn mit einer roßdemo zu empfangen. Die Mehrheit der Demonstranten hätte zweifellos aus Türkeistämmigen bestanden und somit Erdogans Anspruch, all diese Menschen hier in Deutschland vertreten zu wollen, geradezu lächerlich erscheinen lassen.
Erdogan ist kein säkularer Humanist, sondern ein ultrareligiöser Rechtspopulist mit schrägen nationalistich-aggressiven Tönen. Da schwadroniert der türkische Regierungschef davon, dass er im Stil eines absolutistischen Herrschers mal eben so nebenbei Tausende von Armeniern abschieben lassen könnte, wenn Armenien ihm Ärger macht. Türkisch-Armenisches Versöhungsdenkmal in Kars? Abreißen, befielt der Möchtegern-Napleon vom Bosporus. Völkermord an Moslems in Srebrenica ist schlimm, Völkermord an den Armeniern gab es nicht. Wäre Erdogan durch einen Zufall der Geschichte Serbe, würde er vermutlich genau das Gegenteil sagen. Ein waschechter Nationalist eben mit all der dazugehörigen Doppelmoral. Als Träger des Gaddafi-Menschrechtspreises (Zurückgeben? Wieso denn?) fühlt sich der türkische Ministerpräsident sicher über jede Kritik erhaben. Erdogan ist ein Mann, der "den Juden" empfiehlt, ihre Geschichte genau zu studieren, und den das Simon-Wiesenthal-Center 2011 auf Platz 2 seiner Liste der Antisemiten des Jahres gestellt hat. Einige Aussagen von Erdogan könnten, würde man nur einige wenige Begrifflichkeiten austauschen, genauso gut von der NPD stammen.
Cengiz Dursun, so sieht Ihr Held aus?
Jemand, der den Blog von Cengiz Dursun nicht kennt, muss aufgrund meines Textes einen eigentümlichen Eindruck von ihm erhalten. Das ist ja das Kuriose. Denn ich zweifle keinen Moment daran, dass Cengiz Dursun Humanist und Säkularist durch und durch ist. Er hat großartige Texte geschrieben. Es war mir eine Ehre, dass ich einen davon auf dem MRF-Blog veröffentlichen durfte. Umso größer dürfte nun die Verwunderung bei vielen sein.
Aufmerksamen Lesern seines Blogs dürfte die Veränderung, die sich im Schreiben Cengiz Dursuns vollzog, kaum entgangen sein. Im Juli 2011 bekundet er in dem Artikel "Danke, lieber Henryk" noch, großen Respekt vor Broder zu haben und bezeichnet ihn als "wahren Menschenrechtler". In nur einem Jahr vom wahren Menschenrechtler zur Witzfigur?
Ich werde den Blog von Cengiz Dursun weiterhin aufmerksam lesen. An dieser Stelle danke ich ihm für die Weiterleitung von Pressemitteilungen von Peri e. V.
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Beischneidungsdebatte: Zwischenruf in wenigen Worten
von Serap Cileli
Wenn jetzt Juden, Muslime und Christen gemeinsam gegen das aktuelle Urteul eines Gerichts Sturm laufen, fordern sie, religiöse Überlieferungen über die Rechtsordnung zu stellen. Diese Forderung ist für mich der eigentliche Skandal.
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Lesehinweis
Zwar sind die Eltern konfessionslos und haben auch die Zwillinge nicht taufen lassen. Doch jetzt ist Thorsten E. dafür, dass seine Kinder etwas vom katholischen Glauben mitbekommen, Susanne W. weiterhin dagegen. [...]
In nichtöffentlicher Sitzung hörte sich Richter Robert Plastrotmann die Argumente beider Seiten an und befragte auch die Kinder, die sich gegen ihre Teilnahme am Religionsunterricht aussprachen. Dann traf Plastrotmann eine Entscheidung: Er schränkte das Sorgerecht der Mutter ein und übertrug dem Vater "während der Grundschulzeit die Entscheidung über den Besuch des Religionsunterrichts und die Entscheidung über den Besuch der Schulgottesdienste für die Kinder". Unter Abwägung aller Umstände "erscheint es für das Kindeswohl förderlich und auch notwendig, den Besuch des Unterrichts und der Schulgottesdienste zu ermöglichen", heißt es in dem abenteuerlichen Beschluss. Die Nichtteilnahme stelle aufgrund von "Ausgrenzung" "eine Gefährdung des Kindeswohls dar".
Nach Ansicht des Gerichts sei zu "berücksichtigen, dass die Kinder außerhalb der mütterlichen Wohnung sich in einem ländlich-katholisch geprägten Umfeld bewegen und christliche Symbole und Rituale für die Kinder nichts Fremdes darstellen, diese vielmehr als Teil des Alltags anzusehen sind". So sei die Teilnahme am Religionsunterricht und an Gottesdiensten "lediglich eine Fortsetzung des Kontaktes mit Religion, den die Kinder bislang außerhalb der Haushalte der Eltern erlebt haben".
http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2012/07/24/a0059
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Kübra G. und der Rassismus des weißen Juden sowie des weißen Mannes im Allgemeinen
von Thomas Baader
Kübra Gümüsay beschwert sich. An der Uni hat ein Freund zu ihr gesagt, sie sei für ihn keine Deutsche, weil sie ein Kopftuch trägt. Nachlesen kann man das hier: http://www.zeit.de/campus/2012/04/meinung-rassismus
Das nimmt Frau Gümüsay zum Aufhänger, um zu berichten, welcher Art der Rassismus an deutschen Universitäten ist. Da gebe es Professoren, die Sarrazin zustimmen, sowie Studenten, die absichtlich vom Dozenten übersehen werden, weil sie schwarz sind oder Kopftuch tragen. Aber sie hat auch eine Erklärung: Menschen an Universitäten sind meist weiß und männlich.
Im Falle von "männlich" stimmt das natürlich nur, wenn man ein fast ausgewogenes Verhältnis (52% Männer, 48% Frauen) als "meist" gelten lässt. Aber stören wir uns an dieser Stelle nicht an solchen Feinheiten.
Befassen wir uns lieber mit der Autorin, deren Kopftuch sicherlich nichts damit zu tun hat, ob sie Deutsche ist oder nicht, aber vielleicht doch damit, was so in ihrem Kopf vorgeht: Als Kübra Gümüsay noch Kübra Yücel hieß, schwärmte sie in der taz von einem "Comic über Palästina", in dem die Theorie vertreten wurde, nicht die Religion, sondern die ethnische Herkunft von weißen Israeliten sei der Grund für die "rassistische Politik Israels". Na ja, und an der deutschen Uni sind es halt die weißen Männer.
Das Unredliche an Gümüsays Artikel ist: Er erweckt den Eindruck, nur weiße Männer könnten diskriminieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie manche türkische Jugendliche über Homosexuelle, Juden, Kurden, Frauen oder Deutsche sprechen. Weitergehende Beispiele anzuführen erspare ich mir, sie dürften mittlerweile allgemeinen Bekanntheitsgrad erreicht haben.
Wenden wir uns statt dessen einer schwierig zu beantwortenden Frage zu: Welche Diskriminierungerfahrungen sind authentisch? Nehmen wir als Beispiel eine türkischstämmige Schülerin, die bei einem bestimmten Lehrer schlechte Noten schreibt und von ihm wegen ihres ungebührlichen Verhaltens mehrfach ermahnt wird. Nun klagt diese Schülerin über den vermeintlichen Rassismus des Lehrers, in dem sie die Ursache für ihre schlechten Noten und die Ermahunungen sieht. Keine Beachtung schenkt sie der Tatsache, dass andere türkischstämmige Schülerinnen und Schüler bei demselben Lehrer hervorragende Noten erhalten und wunderbar mit ihm auskommen. Oder: Manche Migranten glauben fest daran, dass deutsche Rettungskräfte bei einem Notfall mit absichtlicher Verspätung bei ihnen erscheinen, obgleich entsprechende Untersuchungen diese Behauptung eindeutig widerlegen. Es gibt außerdem nicht wenige junge Menschen mit Migrationshintergrund, die wegen völlig unangemessenen Verhaltens ihren Praktikumsplatz verlieren, den Fehler aber - natürlich - nicht bei sich suchen, sondern im Rassismus der anderen. All diese Beispiele sind übrigens nicht erfunden.
Daher muss die Frage erlaubt sein: Wenn ein Student nach eigener Wahrnehumg vom Dozenten absichtlich übersehen wird - stimmen dann Warhnehmung und Realität immer überein? Übersieht mich der Dozent, weil ich ein Kopftuch trage, oder weil er ein willkürlich agierender alter Zausel ist und im selben Moment auch zwanzig andere übersieht, die keine Kopftücher tragen?
Wir werden es nicht erfahren, überprüfen kann man es immer nur im Einzelfall. Aber dafür wissen wir dank Kübra Gümüsay eines: Weiße Männer sind Rassisten, selbst (oder vor allem?) wenn sie Juden sind.
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Satz der Woche
"Wenn man nicht ganz genau wüsste, dass der Koran Gottes Wort ist, dann könnte man glatt meinen, ein Mann hätte ihn geschrieben."
- Dieter Nuhr
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Lesehinweise
Aron Sperber kritisiert Henryk Broder:
Broder fällt mit seiner Argumentation allen Necla Keleks, Ayaan Hirsi Alis und Boualem Sansals in den Rücken, die ihre Tradition zugunsten der Menschenrechte in Frage gestellt haben.
http://aron2201sperber.wordpress.com/2012/07/22/meyer-oder-kelek/
Arvid Vormann (WADI Blog) kritisiert Ivo Bozic:
Im Rahmen der ‘Beschneidungsdebatte’ kommen inzwischen einige sattsam bekannte Argumentationsmuster aus der kulturrelativistischen Szene zu neuen Ehren. [...] Das geht bis zur im- oder explizit geäußerten These, dass den Frauen, resp. Männern, ihre Leiden und Traumata in Folge ihrer Beschneidungen/Verstümmelungen lediglich eingeredet würden, und zwar von Kulturfremden oder Eurozentristen, die es eben nicht vermöchten, sich in das wahre Wesen des Rituals einzufühlen.
http://www.wadinet.de/blog/?p=9773
Vonhaeftens Blog kritisiert Hannes Stein:
Beschneidung von Jungen, so suggeriert der Artikel des Achse-Autors Stein, ist also schon aus rein medizinischen Gründen geboten. Wer es nicht macht, nimmt billigend in Kauf, später als Erwachsener seine Sexualpartnerinnen mit üblen Infektionen anzustecken. So was nennt man Körperverletzung. Und dagegen könnte man ja etwas tun, z.B. eine Gesetzesinitiative zur Einführung der Zwangsbeschneidung in den Bundestag einbringen. Als Vorsitzenden einer Ethik-Kommission, die die Regierung in Sachen Beschneidung berät, könnte ich mir z.B. Bekir Alboga, den Beauftragten für den interreligiösen Dialog der türkischen Religionsbehörde Ditib, vorstellen. Und als Stellvertreter vielleicht Hannes Stein.
http://vonhaeften.wordpress.com/2011/07/14/auf-der-achse-des-guten-preist-hannes-stein-die-beschneidung-von-jungen/
American Viewer Blog kritisiert Hannes Stein:
Sondergesetze für bestimmte Gruppen darf es in einem aufgeklärten Staat nicht geben. Auch nicht aus religiösen Gründen. [...] Arprin, Aron Sperber und ich dachten bisher eigentlich dies sei zum Beispiel auch für die Achse des Guten selbstverständlich. Dies scheint nicht der Fall zu sein, wenn man sich einige Beiträge dort ansieht. Henryk M. Broder will ich von dieser Kritik ausnehmen. Seine Beiträge zum Thema sind nachvollziehbar und vor allem wie immer wunderbar unterhaltsam. Und dass Hannes Stein in der Regel anti-aufklärerisch und nicht wirklich überzeugend argumentiert, dass weiß man schon mindestens seit der Schächtendebatte, der Befürwortung der 9-11-Moschee, dem Hoch-die-Scharia-Artikel und so weiter. Im Grunde also nichts Neues. Hannes Stein glaubt ja ganz im Ernst, dass er noch miterlebt, „wie in San Francisco eine Moschee für schwule und lesbische Beter ihre Tore öffnet.“ Siehe vorletzter Satz dieses berühmt-berüchtigten Artikels. Der Mann ist nicht einmal selbst bereit Beschneidungen und Schächtungen zu hinterfragen, aber trotzdem ist er sich ganz sicher, dass wirklich Gläubige demnächst die erste Moschee für schwule Muslime eröffnen. Ein bemerkenswerter Optimismus.
http://americanviewer.wordpress.com/2012/07/16/beitrag-zur-beschneidungsdebatte/
Arprins Blog kritisiert sehr viele:
Regelrecht entsetzt haben mich die Stellungnahmen der Achgut-Autoren Hannes Stein, Henryk M.Broder, Tobias Kaufmann und David Harnasch, die sogar lobende Worte für diese als “religiöses Gebot” verharmloste Misshandlung eines wehrlosen Säuglings fanden.
http://arprin.wordpress.com/2012/06/30/religulous/
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Achse des Guten, das kannst du aber besser!
von N. Lightenment (P)
Die Achse des Guten, auch liebevoll "Achgut" genannt: ein großartiger Blog! Das meine ich ohne jede Ironie. Natürlich, bei so vielen Autoren und so vielen Artikeln steht auch dort hin und wieder mal etwas, das besser unterblieben wäre. Aber grundsätzlich findet man unter www.achgut.com Texte von erfrischender Offenheit und Klarheit.
Und nun die "Vorhaut-Debatte": Es sei allen Achgut-Autoren zugestanden, sich in der Debatte eindeutig zu positionieren und entschlossen einen Standpunkt zu vertreten. Aber eine wirklich nachdenkliche und abwägende Betrachtung ist nur David Harnasch gelungen. Die Herren Stein, Ortner, Peiser und leider auch Broder setzen auf Dampfhammer-Polemik und bleiben dabei hinter ihrem eigenen Niveau zurück, zumal sie außerdem oft völlig befreit von Sachargumenten vorgehen. Soll das ernsthaft die Art und Weise sein, wie man sich zu äußern gedenkt? Achse des Guten, das kannst du besser!
Sicher, auf der Seite der Befürworter eines Beschneidungsverbotes gibt es auch viel Unschönes: Karikaturen und Äußerungen, die weit über das Ziel hinausschießen. Aber für die "Achse" als das, was sie eigentlich ist und auch sein soll, muss gelten: Weg mit den Unterstellungen! Das Thema "Schutz von Kindern" ist zu wichtig, als das man dem Gegner permanent Unaufrichtigkeit unterstellen müsste. Und selbst wenn der Gegner wirklich falsch inhaltlich liegen sollte - man kann ihm trotzdem zubilligen, aus echter Besorgnis heraus zu handeln.
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Lesehinweis
Ich habe nichts gegen eine Kompromisslösung zur Beschneidung von kleinen Jungs bei Juden und Muslimen, wenn sie betäubt werden und daraus kein Gruppenzwang wird.
Doch seit wann dürfen Politikerinnen im Jahre 2012 in Europa - und gerade in Deutschland, würde ich jetzt sagen - Bibel- oder Koran- oder Thora- oder sonstige religiöse Texte wortwörtlich nehmen und sogar als Gesetz oder notwendigen Brauch verteidigen? Die religiöse Beschneidung im Judentum und Islam berühre den Kern abrahamitischer Religionen, sagen Künast und Beck und zitieren: "Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch. Jedes Knäblein, wenn's acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen." (Auszug Gen 17,10-14). Das haben sich ja nicht mal CSU-Politikerinnen in den fünfziger bis siebziger Jahren angesichts der Forderungen der Frauenbewegungen und der kirchenkritischen Bewegungen und der Strafrechtsreformen im Bereich Sexualität, Ehe, Scheidung, Abtreibung et cetera erlaubt!
Welche Politik treibt grüne Spitzenpolitikerinnen und JuristInnen zu einer solchen wörtlichen Interpretation der Thora beziehungsweise Bibel und Koran?
Das ist, wie schon in der Kopftuchdebatte, Parteiergreifung für die traditionelle und konservative Thora- und Koraninterpretation; etwas, das grüne PolitikerInnen gegenüber der wörtlichen und konservativen Bibelauslegung im Christentum niemals zugelassen haben - man denke an die Forderung nach schwulen Bischöfen und der kirchlichen Trauung lesbischer Paare und anderes.
[...]
Die Religionspolitik der Grünen scheint es inzwischen auch antiaufklärerisch allen Zielgruppen Recht machen zu wollen, die wählen und in die Medien kommen und sich in den Grünen laut zu Wort melden können oder als ExpertInnen eingeladen werden.
Interessanterweise sind Seyran Ates und Necla Kelek noch nie auf einen grünen Parteitag, in eine BAG oder zu Veranstaltungen der Böllstiftung eingeladen worden, so wenig wie andere profiliert-liberale Muslime!
http://www.perlentaucher.de/essay/wider-die-postmoderne-religionspolitik.html
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Lesehinweise
Während manche die Universität als eine Oase der Freiheit und Vorurteilslosigkeit empfinden, berichten mir zahllose andere – Schwarze, Kopftuchtragende, Studenten mit Migrationshintergrund und Angehörige religiöser Minderheiten aus ganz Deutschland – von rassistischen Erfahrungen. Sie erzählen von Dozenten, die sie konsequent übersehen und nicht zu Wort kommen lassen. Sie berichten, wie sie an der Uni über die rassistischen Thesen von Thilo Sarrazin streiten und der Professor die Diskussion mit den Worten abschließt, Sarrazin habe zwar einige schwierige Sätze geschrieben, aber, tja, insgesamt habe er doch recht. [...] dass es Rassismus auch an Universitäten gibt, denn Universitäten werden von Menschen bevölkert – meist von weißen, männlichen Menschen aus der Mittel- und Oberschicht –, und Menschen machen Fehler.
http://www.zeit.de/campus/2012/04/meinung-rassismus
(Hervorhebung von mir)
In Deutschland betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Wintersemester 2009/2010 der Frauenanteil bei den Studenten 48 %, bei den Studienanfängern lag er knapp unter 50 %
http://de.wikipedia.org/wiki/Student
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Videohinweis
Zu Gast: ein kreationistischer Rabbi (glaubt nicht an die Evolutionstheorie), ein sehr sachlicher Jurist, eine Muslima mit Kopf- und Kinntuch, eine Atheistin und die keine Vorstellung benoetigende Seyran Ates.
Link:
http://www.ardmediathek.de/das-erste/anne-will/streit-ums-beschneidungs-urteil-religionsfreiheit-ade?documentId=11108382
Siehe auch:
Seit Wochen redet Deutschland über Vorhäute. Ist ja auch einfacher als die Euro-Krise, weil man zur Beschneidung eine Meinung haben kann, ohne eine Ahnung zu haben. Dafür, dass ich nun auch darüber schreibe, kann ich nur eine Entschuldigung vorbringen: Fast wäre es auch mir passiert.
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Lesehinweis
Die Bundestagsfraktion von „Bündnis 90/Die Grünen“ hat am 26.6.2012 eine „Grüne Roadmap zur Gleichstellung und rechtlichen Integration des Islam in Deutschland“ verabschiedet. In diesem Vorschlag, der im Grunde auf ein Ermächtigungsgesetz für eine antiaufklärerische Herrschaftsideologie hinausläuft, wird die Forderung erhoben, dem Islam und seinen Glaubensanhängern möglichst rasch den Staus einer Religionsgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes zuzuerkennen und mit den entsprechenden Privilegien auszustatten. Dazu gehören das Recht auf staatliche Einziehung der Mitgliedssteuern der Religionsangehörigen, das Recht auf die Erteilung von bekenntnisreligiösem (islamischen) Religionsunterricht im öffentlichen Schulsystem auf Kosten der mehrheitlich nichtmuslimischen Steuerzahler, das Recht auf islamische Seelsorge in Krankenhäusern, Justizvollzugsanstalten und in Bundeswehreinrichtungen, das Recht auf Bestattungen auf muslimischen Gräberfeldern kommunaler Friedhöfe, das Recht auf Verfügung über eine „angemessene“ Quantität und Qualität von Moscheen, das Recht bzw. der Anspruch auf die Einhaltung von religiösen Ernährungsregeln, das Recht auf Vertretung in den Beiräten der öffentlich-rechtlichen Medien; kurzum: das Recht auf umfassende Islamisierung und die Durchsetzung von Haram- und Halalregeln in einer mehrheitlich nichtmuslimischen und zu passiver Hinnahme befohlenen Aufnahmegesellschaft.
Bemerkenswert ist zunächst, dass sich „Bündnis 90/Die Grünen“ zum unkritischen Befürworter und Bewahrer des anachronistischen deutschen Staatskirchenrechts mit seinem überholten Privilegiensystem für religiöse gegenüber nichtreligiösen Weltanschauungsgemeinschaften macht. Wie schon an anderer Stelle ausführlich dargelegt (1), wirkt die für Deutschland typische „staatkirchenrechtliche“ Tradition einer unvollendeten Trennung von Religion und Staat/Politik sowie die damit gesetzte Privilegierung religiöser gegenüber nichtreligiösen Weltanschauungen wie ein Magnet auf die Anerkennungssehnsüchte der Islamverbände und ihrer Lobbyisten.
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Videohinweis
Wahnsinn! Die ARD lässt Todenhöfer ein Interview mit dem syrischen Präsidenten führen.
Leider verpasst Todi es, sinnvolle Fragen zu stellen (z. B. "Wie viele Kinder wurden auf Ihr Geheiß mittlerweile gefoltert?"). Aber immerhin fragt er andere Dinge wie z. B. "Wer hat mehr Zivilisten umgebracht, die Regierung oder die Rebellen?" oder "Wer ist für dieses oder jenes Massaker zuständig?" (und raten Sie mal, was der grundehrliche Assad darauf antwortet).
Der Todenhöfer ist klasse. Der hätte bestimmt auch Hitler interviewt, um ihn zu fragen, ob er wirklich Juden töten möchte. Und hätte bei einem "Nein" dann auch nicht weiter nachgehakt.
Peinlich oder blöd? Schauen Sie sich das Video an und urteilen Sie selbst:
http://www.ardmediathek.de/das-erste/weltspiegel/syrien-exklusiv-gespraech-mit-syriens-praesident-assad?documentId=11073186
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Lesehinweis
Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hat Bundespräsident Joachim Gauck für dessen Relativierung des Satzes "Der Islam gehört zu Deutschland" kritisiert. "Ich kann die vermeintlich so klare Unterscheidung zwischen einer Religion und ihren Angehörigen nicht ganz nachvollziehen", sagte Käßmann der "Frankfurter Rundschau".
Gauck hatte gesagt, anstelle der Formulierung seines Amtsvorgängers Christian Wulff bevorzuge er den Satz, "die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland". Käßmann nannte das eine "intellektualistische Unterscheidung, die eigentlich niemand versteht".
http://www.welt.de/newsticker/news3/article107925605/Kaessmann-kritisiert-Gauck.html
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Ein prüfender Blick auf die Vorhaut
von Thomas Baader
Man kann mit den falschen Argumenten für die richtige Sache kämpfen und mit richtigen Argumenten ein falsches Ziel verfolgen. Bei der Debatte um ein Beschneidungsverbot in Deutschland gibt es sowohl das eine als auch das andere.
Im Kern hat das Gericht recht: Jedes Mal, wenn ein Arzt einen Eingriff vornimmt, handelt es sich um Körperverletzung. Gerechtfertigt kann eine solche nur werden mit der Einwilligung des Betroffenen - oder im Falle von Minderjährigen mit der Einwilligung der Erziehungsberechtigten, wobei der Aspekt der medizinischen Notwendigkeit eine besondere Rolle spielt.
Somit ist jeder Eingriff, der medizinisch nicht notwendig ist und allein aus religiösen Gründen vorgenommen wird, potenziell erst einmal fragwürdig. Während man einem erwachsenen Menschen noch zugestehen kann, selbstständig und frei darüber zu entscheiden, welche unnötigen operativen Eingriffe er über sich ergehen lassen möchte, sieht die Sache bei Minderjährigen etwas anders aus. Salopp gesprochen: Ein jeder erwachsener Mensch sollte das Recht haben, sich zu "verstümmeln", wenn er das unbedingt möchte, aber hat er auch das Recht, seine Kinder "verstümmeln" zu lassen?
Dieser Gedankengang wirft jedoch die Frage auf, ob es sich denn um eine Verstümmelung überhaupt handelt, oder um eine Bagatelle wie Haare- und Fingernägelschneiden. Oder ob (und das scheint die Wahrheit zu sein) die Beschneidung der Vorhaut irgendwo zwischen diesen beiden Extremen liegt. Mit der Genitalverstümmelung von Mädchen etwa ist die Vorhautbeschneidung von Jungen in keiner Weise zu vergleichen.
Kommen wir jetzt zu den falschen Argumenten: Wenn Vertreter religiöser Gemeinschaften eine Argumentation vertreten im Sinne von "Das ist eine Jahrtausende alte Tradition, und jetzt kommt der junge deutsche Staat daher und will sie einfach so verbieten!", dann erweisen sie ihrer Sache einen Bärendienst. Es ist völlig unerheblich, ob eine Tradition Jahrtausende alt ist, und auch wenn sie religiöser Natur ist, muss stets ein angemessener Abwägungsprozess stattfinden. Das Recht eines Säuglings auf körperliche Unversehrtheit und die Unfähigkeit des Säugling, einen eigenen Willen in dieser Hinsicht überhaupt artikulieren zu können, müssen entsprechend berücktsichtigt werden. Wer das übersieht und die "Jahrtausende alte religiöse Tradition" in dieser Form verabsolutiert sehen möchte, hat wesentliche Aspekte des Grundgesetzes nicht verstanden. Das Recht auf Religionsfreiheit ist beileibe nicht das einzige Recht, das aus der Verfassungs abgeleitet werden kann.
In diesem Sinne ist auch die Solidarität der christlichen Kirchen mit den betroffenen muslimischen und jüdischen Verbänden mit Vorsicht zu genießen: Geht es hier den Kirchenvertretern wirklich um Gerechtigkeit in der Sache oder darum, in einer religiösen Frage einen Sieg über den säkularen Staat zu erringen, was dann in einer anderen Angelegenheit später auch wieder dem Christentum zugute kommen könnte?
Bedenkenswert scheint auch der Einwand, dass Deutschland in der Tat das einzige westliche Land wäre, das die Beschneidung unter Strafe stellen würden. Zwar ist es nicht zwangsläufig so, dass in einer solchen Frage automatisch alle anderen recht und wir unrecht haben müssen (auch das Gegenteil wäre Unsinn), aber oftmals leiden deutsche Debatten daran, dass der prüfende Blick ins Ausland völlig unterbleibt: Welche Lösungen haben andere Staaten, die vor denselben "Problemen" stehen wie wir? Oder anders: Warum halten wir eine bestimmte Regelung für notwendig, die offenbar niemand sonst in Europa braucht?
Es ist daher verständlich, dass die betroffenen Religionsgemeinschaften durch das Urteil, gelinde gesagt, irritiert sind. Allerdings schießen polemische Formulierungen, wonach Islam oder Judentum von nun an in Deutschland unter Strafe stünden, deutlich über das Ziel hinaus. Als abwegig und inhaltlich misslungen muss auch die Behauptung betrachtet werden, es ginge dem Staat keineswegs um den Schutz von Kindern, sondern Kinderrechte würden lediglich vorgeschoben, um eine Legitimation für die Diskriminierung von Minderheiten zu finden. Eine solche Art der Argumentation erinnert fatal an die - ebenso falsche - Behauptung, den Gegnern von Zwangsheirat und Ehrenmord ginge es gar nicht um Frauenrechte, sondern nur um schlecht kaschierte Islamfeindlichkeit (und auch hier fehlt oft nicht der Verweis auf die Geschichte - so habe man schon im Kolonialismus mit der Wahrung von Frauenrechten argumentiert). Auch bei einem Urteil, das am Ende als falsch bewertet werden müsste, darf man den Richtern schon Wahrhaftigkeit unterstellen.
Ist der Streit um Vorhautbeschneidung in einem Zeitalter durchstochener Teenagerohren und -bauchnabel überflüssig oder gar heuchlerisch? Nicht unbedingt, wenn er wenigstens dazu geeignet ist, dass wir uns darüber klar werden, welche Maßstäbe in diesem Land gelten sollen und welche nicht.
Der Autor dieses Artikels hat keine Vorhaut.
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Lesehinweis
Welt am Sonntag: Nicht ganz überraschend, immerhin verweisen Verfassungsschützer darauf, dass einige Organisationen in den Muslim-Dachverbänden mit islamistischen Gruppen in ihren Herkunftsländern verbunden sind, die früher die jüdische Weltverschwörung oder Todesstrafen für Apostaten gepredigt haben.
Kizilkaya: Es gibt im Islam keinen Antisemitismus, denn Antisemitismus ist eine Form von Rassismus. Die Verbände stehen alle auf dem Boden des Grundgesetzes.
[...]
Welt am Sonntag: Noch mal zu den Friedhöfen: Warum muss es überhaupt Friedhöfe ausschließlich für Muslime geben?
Kizilkaya: Wir wollen nach Möglichkeit eigene Friedhöfe, es würde aber auch reichen, wenn es getrennte, nebeneinander liegende Bereiche gibt. Aber ein völliges Durcheinander scheint mir nicht wünschenswert. An ein paar Stellen muss erkennbar bleiben, dass Islam und Christentum unterschiedliche Religionen sind. Außerdem gibt es Bestattungsrituale, die berücksichtigt werden müssen. Übrigens: wir sind in meiner Wahrnehmung durchaus entgegenkommend gegenüber Gesellschaft und Politik.
http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article107913500/Von-Gleichbehandlung-sind-Muslime-noch-entfernt.html
Siehe auch:
Herr Kizilkaya, im Islam gibt es einen etablierten und tief verankerten Antisemitismus, der in bestimmten Kreisen zur versteinerten Religionsräson geworden ist. Besuchen Sie mal die israelische Küstenstadt Netanja, da werden Sie auf der Straße viel Französisch hören. Der Antisemitismus in Frankreich, vor allem in seiner islamischen Form, bringt allmählich die dort lebenden Juden zu dem Schluss, dass Herzl mit seinen Fantasien vielleicht doch nicht ganz falsch lag. Ich lade Sie ein, die Fußballmannschaft des Jüdischen Gymnasiums in Berlin nur einmal zum Turnier zu begleiten. Zweimal habe ich das gemacht und zweimal wurde ich von „Deutschen mit Migrationshintergrund“ als „Scheißjude!“ beschimpft. In dem ersten Fall rief fasst die ganze gegnerische Mannschaft, ca. 15 Kinder, im Chor: „Juden raus! Juden raus!“. Nur wer kulturell völlig abgeschnitten lebt, so dass er weder die Nuancen noch die Tabus der deutschen Gesellschaft kennt, kann sich eine solche rassistische Inszenierung ausdenken.
Werfen Sie ab und zu einen Blick in die Presse der islamischen Länder, Herr Kizilkaya. Die antisemitischen Karikaturen, die da zu sehen sind, übertreffen das Vorstellungsvermögen von Julius Streicher. Die Juden sind immer da, wenn die Despoten ihre eigene Bevölkerung von den echten Problemen ihres Lebens wie Armut und Analphabetismus ablenken wollen. Warum aber ist diese Bevölkerung so manipulierbar?
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ali_im_wunderland/
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Quatsch mit Quote
von Thomas Baader
Man darf in einer Demokratie im Hinblick auf die "Migrantenquote" gerne unterschiedlicher Meinung sein (und im Hinblick auf alle anderen Quoten auch). Denn die Demokratie lebt ebenso von falschen wie von richtigen Meinungen. Dies hier jedenfalls ist ein leidenschaftliches - und hoffentlich "richtiges" - Plädoyer gegen alle Quoten.
Das Problem mit jeder Art von Quoten ist das ihnen zu Grunde liegende kollektivistische Prinzip. Menschen werden auf der Basis eines bestimmten Merkmals (Geschlecht, Religion, Migrationshintergrund etc.) einer bestimmten Gruppe zugeteilt. Anschließend stellt man fest, dass Angehörige dieser Menschengruppe in leitenden Funktionen bei Parteien oder Firmen unterrepräsentiert sind - also soll eine Quote Abhilfe leisten.
Hier fängt schon das Problem an, denn die diese Gruppenbildungen sind letztlich nichts anderes als Konstrukte und als solche völlig willkürlich. Man könnte genauso gut gänzlich andere Gruppen bilden - hat sich eigentlich schon einmal jemand die Mühe gemacht zu überprüfen, ob es zu wenige Raucher, Linkshänder, Rothaarige, Bartträger, Übergewichtige, Kleinwüchsige, Allergiker oder Vegetarier in Führungspositionen gibt?
Das Quotenprinzip scheitert an einem inneren Widerspruch, der nicht überwunden werden kann: Es will Gerechtigkeit herstellen und schafft zu diesem Zweck Sonderregelungen für bestimmte Menschengruppen. Gerechtigkeit aber lässt sich immer nur individuell herstellen. Pauschalisierende Regelungen sind niemals gerecht, sondern stets nur Ursache für neue Ungerechtigkeiten. Wieso erhält jemand, dessen Familie durchaus wohlhabend ist und der über einen Migrationshintergrund verfügt, ein bestimmtes begehrtes Stipendium, während sich sein weitaus ärmerer Freund (sowohl arm an Geld als auch an Migrationshintergrund) gar nicht erst bewerben darf? Weil es sich um ein Stipendium handelt, das ausschließlich für Migranten vorgesehen ist. Dieses Beispiel ist übrigens nicht erfunden.
Ein zweites Beispiel:
Stellen wir uns zwei Halbschwestern vor. Beide haben denselben Vater. Als dessen erste Ehefrau gestorben ist, hat der Vater ein zweites Mal geheiratet. Aus jeder der beiden Ehen ging eine Tochter hervor. Verschiedene Mütter - eines der Mädchen hat einen Migrationshintergrund, das andere nicht.
Beide werden von derselben Frau großgezogen (der zweiten Ehefrau) und vom selben Vater. Beide wachsen in exakt demselben Umfeld auf. Die Lebenssituationen beider Halbschwestern ähneln sich so sehr wie die anderer Geschwisterkinder auch.
Nun stellen wir uns vor, beide wollten (aus welchen Gründen auch immer) in einem Führungsgremium der SPD tätig werden. Die eine der beiden Halbschwestern kann von der Migrantenquote profitieren, die andere nicht. Eine berechtigte Frage an dieser Stelle: Wo ist da der Sinn?
Die beiden Halbschwestern sind ebenfalls nicht erfunden. Es handelt sich um meine Cousinen.
Man mag jetzt einwenden, dass dies ein ganz besonderer Fall ist und keineswegs typisch für die Lebenssituation von Migranten in Deutschland. Dieser Einzelfall wäre also vor dem Hintergrund größerer Gerechtigkeit vernachlässigbar.
Aber: Erinnern Sie sich angesichts des Wortes "Einzelfall" noch an daran, dass ich schrieb, dass Gerechtigkeit immer nur individuell herstellbar ist?
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Lesehinweis
Wenn Mesut Özil und Kumpanen zu Beginn eines Spieles der Nationalelf nur doof gucken, anstatt mit stolz geschwellter Brust die Hymne des Landes zu singen, das sie vertreten und dessen Pass sie tragen, dann halte ich das für eine Blamage.
Dass Deutschland weder Vater- noch Mutterland des einen oder anderen Kickers ist, kann ich verstehen, das gilt auch für mich. Aber was bitte spricht gegen "Einigkeit und Recht und Freiheit"?
Selbstverständlich singe ich das deutsche Lobeslied, und wenn die tief rührende israelische Hoffnungshymne "Hatikva" erklingt, bekomme ich "Pippi in die Augen".
http://www.welt.de/debatte/kolumnen/schmonzes/article106616099/Wenn-einer-zur-Hymne-schweigt-ist-das-blamabel.html
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Lesehinweise
In einem womöglich wegweisenden Urteil hat das Landgericht Köln die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen als Straftat bewertet. In der am Dienstag veröffentlichten Entscheidung verwies das Gericht unter anderem darauf, dass der Körper des Kindes durch die in Islam und Judentum verbreitete Beschneidung "dauerhaft und irreparabel verändert" werde. Scharfe Kritik an dem Urteil übte der Zentralrat der Juden.
http://www.welt.de/newsticker/news1/article107273346/Religioes-motivierte-Beschneidung-von-Jungen-ist-Straftat.html
Die Beschneidung muslimischer Jungen ist eine ebenso abscheuliche archaische Sitte wie die Genitalverstümmelung bei kleinen Mädchen. Sie ist ein Unterdrückungsinstrument und gehört geächtet. Von Necla Kelek
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article107288230/Die-Beschneidung-ein-unnuetzes-Opfer-fuer-Allah.html
Das Kölner Landgericht hat recht, wenn es die religiös gesteuerte Beschneidung minderjähriger Jungen als Straftat wertet. Das gesellschaftspolitisch höchst heikle Urteil ist rechtsstaatlich unumgänglich.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungs-urteil-credo-des-rechtsstaates-11800115.html
Auch das Argument, die Beschneidung werde seit Tausenden von Jahren praktiziert, taugt nicht viel. Im Laufe der Jahrtausende sind viele Bräuche aus der Mode gekommen.
Zu sagen: "Das haben wir schon immer so gemacht, wo kämen wir denn hin, wenn wir jetzt damit aufhören würden?" ist so idiotisch wie das Argument: "Das haben wir noch nie gemacht und dabei bleibt es!"
Nein, das ist es nicht, was diese Debatte zum Spektakel macht. Ich sagte es schon: Es ist eine pornografische Debatte, die ihren Teilnehmern maximale Erregung bei minimalem Aufwand verspricht, eine Art Peep-Show für den anspruchsvollen Voyeur.
http://www.welt.de/kultur/article107299253/Pornografische-Debatte-mit-maximaler-Erregung.html
Jews believe that the circumcision of infants is a necessary act; the command to circumcise male children at the age of eight days is the first command that God gives Abraham to mark their covenant; for thousands of years this has been a foundation of Jewish life. To ban infant circumcision is essentially to make the practice of Judaism illegal in Germany; it is now once again a crime to be a Jew in the Reich.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/german_court_declares_judaism_a_crime/
Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte (GAM) begrüßt das Urteil gegen die religiöse Unsitte der Beschneidung als Schritt in die richtige Richtung
http://www.freidenker.at/index.php/blog/1132-gam-begruesst-urteil-gegen-beschneidung.html
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) sieht in dem Urteil des Kölner Landgerichts, in dem die Beschneidung auch als Körperverletzung gelten soll, einen eklatanten und unzulässigen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften und in das Elternrecht. Zudem wird dadurch eine erhebliche Zunahme der Rechtsunsicherheit für alle Beteiligten entstehen.
http://www.zentralrat.de/20584.php
Ich möchte nicht verschweigen, dass ein Bekannter, der den Eingriff auf Wunsch seiner Freundin im sexuell aktiven Alter an sich hat vornehmen lassen, seine sexuellen Empfindungen mit einer erschreckenden Metapher beschrieb: “Stell Dir vor, Du hast Dein Leben lang auf einem 42"-3D-Plasma-TV ferngesehen. Und dann steigst Du auf eine 30-cm-Schwarzweiß-Röhrenglotze um.” Es gibt aber unzählige gegenteilige Erzählungen und ich glaube nicht, dass der Eingriff, wenn er vor der Pubertät vorgenommen wird, Einfluss auf den Genuss am Sex hat.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/unentschiedene_gedanken_zur_beschneidung/
Der Jurist geht jedoch davon aus, dass die größere Sorge der Mediziner der Haftpflichtversicherung gilt, die bei Komplikationen in Folge von Beschneidungen womöglich nicht mehr einspringe. Damit sei eine Beschneidung jedoch nicht automatisch ausgeschlossen, stellt der Strafrechtsprofessor klar: “Sie ist weiterhin möglich, wenn derjenige, der beschnitten werden soll, das selbst entscheidet.” Ein gesetzlich festgelegtes Alter, ab dem dies möglich wäre, gebe es zwar nicht. Putzke kann sich aber vorstellen, als Richtwert das vollendete 14. Lebensjahr zu wählen, ab dem auch die Religionsmündigkeit eintritt.
http://www.pnp.de/nachrichten/heute_in_ihrer_tageszeitung/politik/454971_Beschneidung-ist-eine-Art-von-Gewalt-gegen-Kinder.html
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