| | | | | DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN | - Weder Populisten noch Verharmloser - |
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Lesehinweise
Der rheinland-pfälzische Justizminister Jochen Hartloff (SPD) hält die Existenz islamischer Schiedsgerichte in Deutschland grundsätzlich für zulässig. „Auch die Sportgerichtsbarkeit oder die Kirchen haben eine eigene Rechtsprechung, die dem inneren Frieden dient“, sagte er.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13847398/SPD-Justizminister-setzt-sich-fuer-Scharia-Recht-ein.html
Der Justizminister von Rheinland-Pfalz hat mit seiner Äußerung zu islamischen Schiedsgerichten eine heftige Debatte ausgelöst.
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So sagte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) „Welt Online“, sie warne davor, „von einer möglichen Paralleljustiz in Deutschland zu sprechen. Die Justiz liegt allein in den Händen des Staates und ist strikt an rechtsstaatlichen Vorgaben orientiert.“
Härter kritisierte Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) ihren Amtskollegen. Der „Welt am Sonntag“ sagte Merk, islamische Schiedsgerichte kämen „überhaupt nicht in Frage. Integration bedeutet Akzeptanz unseres Rechts, und zwar auch unseres Zivilrechts“.
[...]
„Wenn im Herkunftsland von Ausländern die Scharia nach der Verfassung eine Quelle des Rechts ist, kann sie also zur Anwendung kommen.“
Dies allerdings nur im Bereich des Familien- und Erbrechts, niemals im strafrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Bereich. Krüger betont, dass es jedes Jahr nur wenige Fälle gebe: „Relevant ist das vor allem, jedoch nicht ausschließlich, bei Menschen aus Saudi-Arabien.“
Auf die größte Ausländergruppe in Deutschland, die Türken, „trifft dies nie zu, weil die Scharia als Gesetzesgrundlage in der Türkei seit 1926 längst abgeschafft ist“, konstatierte Krüger. Allerdings sorgten schon einige der wenigen Fälle, in denen die Scharia bisher zur Anwendung kam, für Entrüstung. So etwa im Dezember 2010, als die deutsche Witwe eines Iraners nur ein Viertel seines Erbes erhielt – der Rest ging an Verwandte in Teheran.
[...]
Angesichts des Widerstands aus der Politik dürfte es aber gar nicht zur Einführung solcher außergerichtlichen Instanzen kommen. Am Freitag äußerte sich nur der Zentralrat der Muslime in Deutschland positiv dazu.
Die Debatte um eine mögliche muslimische „Paralleljustiz“ ist ohnehin redundant – es gibt sie nämlich längst in den Problemvierteln deutscher Städte wie Berlin, Bremen und Essen.
Dort treten „Friedensrichter“ ohne jegliche Legitimation in allen möglichen Rechtsstreitigkeiten – auch strafrechtlichen – als Vermittler auf und höhlen den deutschen Rechtsstaat wissentlich aus: Ihre „Streitschlichtung" endet oft darin, dass Opfer und Täter vor Gericht plötzlich schweigen oder vorherige Aussagen widerrufen. Ein faires Urteil wird so zur Unmöglichkeit.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13850040/Die-Angst-vor-der-muslimischen-Paralleljustiz.html
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Lesehinweis
Wie rassistisch ist unsere Gesellschaft? Diese Frage ist in Deutschland wieder stärker in den Fokus gerückt, seitdem die Neonazi-Mordserie bekannt wurde. Meist übersehen wird in der Debatte aber, dass es nicht nur deutsche Neonazis gibt, sondern auch eine Art importierten Rechtsradikalismus. Die Rede ist von der sogenannten Ülkücü-Bewegung – im Wortsinn nennen sie sich "Idealisten", gemeinhin bekannt sind sie als die "Grauen Wölfe".
Auf einem Symposium in Berlin zum Thema Extremismus und Terrorismus trug das Bundesamt für Verfassungsschutz in der vergangenen Woche seine Erkenntnisse zum türkisch-nationalistischen Milieu in Deutschland vor. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Aktivitäten der türkischen Nationalisten im Internet, insbesondere in den sozialen Netzwerken. Der Anteil der "Facebook-Generation", so die Einschätzung der Verfassungsschützer, nehme dabei innerhalb des Milieus immens zu. Es habe sich inzwischen eine "eigene Jugendkultur" etabliert, die mehr auf einen bestimmten "Lifestyle" setze, denn auf politische Indoktrination und eine feste Organisationsform.
[...]
Wie kann man Kurden und anderen Minderheiten in der Türkei kulturelle Selbstbestimmungs- und politische Partizipationsrechte verweigern wollen und diese gleichzeitig für einen selbst in Deutschland einklagen? Wie kann man sich gegen pauschale Verdächtigungen verwahren, wie die, dass alle Muslime Islamisten seien, und gleichzeitig alle Kurden zu Terroristen erklären?
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-01/rechtsradikalismus-tuerken
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Lesehinweise
Alles begann, als Steinbach am 31. Januar twitterte: "Adenauer-Stiftung macht eine Aktion gegen Rechtsextremismus. Ist halbherzig. Rechts- und Linksextremismus sind beide demokratiefeindlich." Daraufhin entspann sich eine Debatte über die Vergleichbarkeit von Extremismen. Die wiederum fand ihren vorläufigen Höhepunkt am Mittwochabend, als Steinbach die Welt wissen ließ: "Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI…"
Die Nazis als Linksextremisten? Experten sehen das anders. Die NSDAP, sagt etwa der Historiker Heinrich August Winkler, "war das organisierte und extremste Nein zu allem, wofür linke Parteien standen. Rechter kann man gar nicht stehen." Die Nazi-Partei sei "mindestens so antiliberal gewesen sie wie antimarxistisch war". Ausgezeichnet habe sie sich durch eine "radikale Verneinung der Aufklärung", es handle sich alles in allem vermutlich um "die rechteste Partei, die es je gegeben hat".
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,812950,00.html
Siehe aber auch:
Arnulf Baring: "Die Nazis waren eine Linkspartei."
http://www.youtube.com/watch?v=CAIfmOZDJP4
Joachim Fest: "War Adolf Hitler ein Linker? [...] Manche guten Gründe sprechen dafür, dass der Nationalsozialismus politisch eher auf die linke als auf die rechte Seite gehört. Jedenfalls hatte er Zeit seines Bestehens mit dem Totalitarismus Stalins mehr gemein als mit dem Faschismus Mussolinis."
http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/09/27/a0148
In the book, Goldberg argues that fascist movements were and are left-wing. He states that both modern liberalism and fascism descended from progressivism, and that prior to World War II, "fascism was widely viewed as a progressive social movement with many liberal and left-wing adherents in Europe and the United States".
http://en.wikipedia.org/wiki/Liberal_Fascism
Schon das Wort Nationalsozialismus weist ja auf eine Nähe hin, die Rückblick ziemlich kompromittierend wirken muss. Die Fahne der Bewegung war nicht braun oder schwarz, sondern leuchtend rot wie die der Konkurrenz, und es gibt in der Geschichte der politischen Glaubensrichtungen auch nicht viele Ideologien, deren Anhänger sich mit Genossen angeredet haben. Es sind exakt zwei. Das schöne Wort Sozialismus aus dem hässlichen Nationalsozialismus gerettet zu haben ist vielleicht einer der größten publizistischen Triumphe, die der Linken im Nachkriegsdeutschland gelangen - und eine der entscheidenden Voraussetzungen, um in den Folgejahren die Diskurshoheit zu eroberbn und zu sichern.
Man muss nicht so weit gehen wie der amerikanische Autor Jonah Goldberg, der den Faschismus für eine im Kern linke Idee hält. Aber dass der Marxismus eine der entscheidenden Quellen ist, aus der sich die ersten Faschisten in Italien bei der Abfassung ihrer programmatischen Schriften bedienten, daran kann kein Zweifel bestehen. [...] War Hitler ein Rechter? Die Frage ist nicht ganz so absurd, wie sie klingt. [...] 'Meine gefühlsmäßigen politischen Empfindungen lagen links, das Sozialistische mindestens ebenso betonend wie das Nationalistische', schreibt der spätere Holocaust-Organisator Adolf Eichmann in seinen Memoiren. Als 'eine Art Geschwisterkinder' hätten er und seine Kameraden Kommunismus und Nationalsozialismus wahrgenommen.
- Jan Fleischhauer: Unter Linken. Seite 291-294.
"Der Idee der NSDAP entsprechend, sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns verhaßter als der rechtsstehende Bürgerblock."
- Joseph Goebbels am 6.12.1931.
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Lesehinweis
Was darauf gedruckt ist, macht es allerdings interessanter als jedes Hairstyling und jede Spielhalle. "Hier eröffnet bald insh'allah [so Gott will, Red.] das Firdaus Center", steht dort. Die Kernpunkte des Geschäftsvorhabens sind aufgelistet. Punkt Nummer eins lautet: "Islamische Unternehmen gesucht". Diese drei Worte reichen, um in Hamburg-Harburg eine Debatte loszutreten.
[...]
Die Produktpalette des Onlinehandels ("Kleidung, so wie sie sich im Islam gehört!!!") ist nicht dazu geeignet, Kritiker des Einkaufszentrums milder zu stimmen. Im Shop werden wallende Gewänder angeboten und Schleier, die nur einen schmalen Sehschlitz offenlassen. Zudem gibt es für Frauen den Appell: "Bitte achtet darauf, dass Ihr euch auf Straße islamisch korrekt kleidet!"
Noch deutlicher wird der Shop auf seiner Facebook-Seite. Es gebe keine Entschuldigung dafür, Kopftuch und ein den ganzen Körper verhüllendes Gewand nicht zu tragen, heißt es dort. "Selbst wenn die Frau ihre Aura durch das Tragen einer Hose oder eines wadenlangen Rocks und undurchsichtiger Socken bedeckt, ist sie sündhaft."
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,811876,00.html
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Lesehinweis
[...] begann das Seminar „Herausforderung Antisemitismus“ mit zwei Vorträgen von Prof. Benz und Dr. Ullrich.
Es standen viele Fragen im Raum, z.B. die zentrale Definitionsfrage: Was genau sind überhaupt Juden? Wie ist der Begriff Jude definiert: als Anhänger einer Religion, als Mitglied einer Rasse oder als was sonst? Darüber hinaus: Gibt es heute in Deutschland überhaupt noch Antisemitismus, oder ist er ein Kampfbegriff zur Legitimation von Unrecht? Inwieweit dient der Antisemitismus-Vorwurf dem Rufmord an denen, die Unrecht Unrecht nennen?
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17451
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Erdogan als Kind vertauscht: "Die Armenier interessieren mich nicht mehr"
von Thomas Baader
Eine Überraschung, die es in sich hat: Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat kürzlich erfahren, dass er als Säugling im Krankenhaus vertauscht wurde (wir berichteten). Recherchen haben nun ergeben, dass es sich bei Erdogan gar nicht um einen türkischen Moslem, sondern um einen serbischen Christen handelt. Die wahren (serbischen) Eltern des Ministerpräsidenten befanden sich damals aus geschäftlichen Gründen in der Türkei, als sich das Missgeschick auf der Entbindungsstation ereignete. Erdogan hat umgehend auf die Neuigkeiten reagiert.
"Das trifft mich überraschend, ändert aber nichts an meinen grundsätzlichen Überzeugungen", gab Erdogan auf einer Pressekonferenz bekannt, um später hinzuzufügen: "Na ja... an den meisten zumindest." Er habe, so der türkische Ministerpräsident weiter, seitdem über einiges nachdenken müssen.
"Nehmen Sie beispielswiese mal das Massaker von Srebrenica", ließ Erdogan die verblüfften Journalisten wissen, "ich habe jetzt mal genauer recherchiert und glaube, das hat gar nicht stattgefunden. Mit der ganzen Sache wollte man nur Stimmung gegen uns Serben machen."
Einer der Anwesenden konfrontierte den Ministerpräsidenten mit der Tatsache, dass er das Srebrenica-Massaker früher gänzlich anders bewertet hatte: So habe Erdogan ursprünglich einmal davon gesprochen, dass es sich bei den Ermordeten um "Märtyrer" handele und dass in Srebrenica ein Genozid stattgefunden habe.
"Ach", erwiderte Erdogan, "das war früher. Jetzt liegen mir neue Erkenntnise vor. Damals war halt Krieg. Und diese Muslime haben ja auch Massaker an uns Serben verübt. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Und von 'Genozid' zu sprechen, ist sicherlich übertrieben. Die Quellenlage ist ja ganz schlecht. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die bosnischen Muslime damals mit dem Feind paktierten."
Ein anderer anwesender Journalist verwies den Ministerpräsidenten daraufhin auf die Tatsache, dass Erdogan sich früher exakt derselben Argumentation bedient hatte, wenn es um den Völkermord an den Armeniern ging.
"Armenier? Die interessieren mich eigentlich nicht mehr so... also, dass was die Armenier und die meisten Historiker über den Völkermord sagen... ich denke mal, das wird schon stimmen. Ja, ich glaube heute, dass es damals das Ziel der osmanischen Führung gewesen ist, die Armenier gänzlich auszurotten."
Die Pressekonferenz wurde schließlich recht abrupt von Erdogan beendet. Ein Journalist, der noch ein letztes Mal darauf drängte, Erdogans Einschätzung der bosnischen Opfer von Srebrenica zu erfahren, wurde mit dem Satz abgekanzelt: "Ich bitte Sie - wer spricht denn heute noch von den Bosniaken?"
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Lesehinweis
Vural Öger (SPD) bei Abgeordnetenwatch (Hervorhebung durch MRF-Blog):
Wir bereiten just eine internationale Armenienkonferenz vor. Alle Beteiligten versuchen dabei, den Begriff Genozid zu vermeiden. Auch die armenische Regierung besteht bei kommenden Verhandlungen mit der Türkei nicht darauf. Das bedeutet nicht, die Massaker an Armenien in der Endzeit des Osmanischen Reiches zu leugnen. Zu einem Genozid gehört jedoch systematische Planung. Diese ist nicht hinlänglich erwiesen, ohne die Schuld von der Türkei von damals zu nehmen.
http://www.abgeordnetenwatch.de/frage-651-12393--f83988.html#frage83988
Vergleiche hierzu den Eintrag "Völkermord an den Armeniern" bei Wikipedia:
Die Ereignisse, die von den Armeniern selbst mit dem Begriff Aghet – „Katastrophe“ – bezeichnet werden, sind durch umfangreiches dokumentarisches Material aus den unterschiedlichsten Quellen belegt. Weltweit erkennen die meisten Historiker diesen Völkermord als Tatsache an.
http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern
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Lesehinweis
Das von beiden französischen Parlamentskammern verabschiedete Völkermordgesetz kann vorerst nicht in Kraft treten. Das Gesetz stellt die Leugnung der Armenier-Genozids von 1915/16 in gleicher Weise wie die Verharmlosung oder Leugnung des Holocaust unter Strafe. Zwei Senatoren und 65 Abgeordnete der Nationalversammlung haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht und gestern eine Verfassungsklage eingereicht. Sie kommen aus mehreren Parteien der Linken und Rechten.
[...]
Regierungschef Tayyip Erdogan gratulierte den Parlamentariern zu ihrer Verfassungsbeschwerde als einen "Schritt, der dem eigentlichen Wesen von Frankreich entspricht".
http://taz.de/Klage-gegen-franzoesisches-Voelkermordgesetz/!86760/
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Lesehinweis
In der Sendung "Maybrit Illner" vom 3. Februar 2011 sagte Nahostexperte Jürgen Todenhöfer in Bezug auf Ägypten Folgendes:
"Und die große Sorge, dass jetzt die Muslimbrüder drankommen [...] erstens glaube ich das nicht, die kriegen vielleicht zwanzig Prozent."
(ab 4.07 unter http://www.youtube.com/watch?NR=1&feature=endscreen&v=HiHFKyhDpcQ)
Und hier zur Erinnerung die Realität:
"Stärkste politische Kraft sind die Muslimbrüder: Nach den am Samstag veröffentlichten offiziellen Ergebnissen konnte die Partei der Freiheit und Gerechtigkeit, die aus der Muslimbruderschaft hervorging, 47 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. [...] Die radikal-islamische Partei des Lichts ("Hizb al-Nur") kommt gemeinsam mit anderen kleineren Parteien aus dem Lager der sogenannten Salafisten auf den zweiten Platz. Sie erreichten 24,6 Prozent (123 Sitze)."
(http://www.sueddeutsche.de/politik/neues-parlament-muslimbrueder-gewinnen-wahlen-in-aegypten-1.1263705)
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Mordfall Arzu Özmen: Warum sie nicht trauern
von Thomas Baader
Durch den Trauermarsch für die ermordete Arzu Özmen am 21. Januar 2012 sind weitere Fragen aufgeworfen worden. Interessanter als die Feststellung, wer an der Kundgebung teilnahm, ist derzeit, wer nicht daran teilnahm.
Das "Westfalen-Blatt" verwies in diesem Zusammenhang auf Äußerungen von jesidischen Teilnehmern der Kundgebung, die darauf hindeuten, dass es Teile ihrer Gemeinschaft eher ungerne sehen, wenn sie sich an dem Trauermarsch beteiligen. Diejenigen unter den Jesiden, die trotzdem gekommen sind, verdienen Respekt und Hochachtung. Sie haben erkannt, dass es eben nicht der Sinn dieser Veranstaltung war, eine bestimmte Gruppe von Menschen zu stigmatisieren, sondern ein Zeichen zu setzen gegen Gewalt im Namen der "Ehre". Die Frage, die sich hier jedoch stellt, lautet: Woran stören sich Teile der jesidischen Gemeinde, sodass der Trauermarsch als Ganzes abegelehnt und den Teilnehmern unlautere Motive unterstellt werden?
Ganz offensichtlich fürchtet man, dass das Jesidentum in der Öffentlichkeit negativ dargestellt würde. Diese Furcht scheint sehr stark zu sein, obwohl die befürchteten Äußerungen im Zusammenhang mit dem Trauermarsch unterblieben sind, ja sogar oft besonders zurückhaltende und maßvolle Töne angeschlagen wurden.
In der ganzen Verhaltensweise der "Trauermarsch-Verweigerer" liegt ein innerer Widerspruch, den die Betroffenen selbst offenbar nicht erkennen: Gerade der Versuch, den guten Ruf des Jesidentums vor Schaden zu bewahren, ist es, der tatsächlich den guten Ruf des Jesidentums schädigt. Das mag im ersten Moment paradox klingen, liegt aber an der Art und Weise, wie dieser Versuch unternommen wird: einer Trauerkundgebung fernbleiben, die Teilnehmer in Internetforen beschimpfen, ein ständiges Beleidigtsein, Überempfindlichkeit - dies alles muss bei vielen Menschen zwangsläufig den Eindruck erwecken, dass die "Verweigerer" sich eher in Solidarität mit den Tätern üben als mit der ermordeten Arzu Özmen.
Dieser Eindruck, der entsteht, mag möglicherweise nicht den Tatsachen entsprechen - dennoch hat er gravierende Folgen. Ein vom "Westfalen-Blatt" wiedergegebenes Zitat macht dies deutlich: "Es ist traurig aber wahr, dass andere sich mehr für unsere Leute einsetzen als wir selber." Wer sich mehr um das Ansehen "unserer Leute" sorgt als um diejenigen, die ermordet werden, bewegt sich schon gefährlich nahe an der Gedankenwelt der Ehrenmörder selbst: Denn auch diesen ist ein Menschenleben weniger wichtig als das, was andere von ihnen denken.
Jene Jesiden, die den Trauermarsch als gegen sich gerichtet sehen, sind Gefangene ihrer Traditionen und ihrer Furcht. Sie kuscheln sich regelrecht in eine Opferrolle ein, die aber in diesem konkreten Fall einzig und allein Arzu Özmen zusteht. Diejenigen unter den Jesiden, die am Trauermarsch teilgenommen haben, haben sich über unbegründete Bedenken und Gruppenzwang hinweggesetzt. Sie haben damit unter Beweis gestellt, dass sie aufgeklärt und modern denken. Nur reaktionäre Geister wären fähig, ihnen dieses Verhalten als "Verrat" an der eigenen Gemeinschaft vorzuwerfen.
Was hat die Religion damit zu tun?
An dieser Stelle ist es wichtig, eine Unterscheidung zu treffen: Die Rolle einer Religion kritisch zu hinterfragen ist etwas völlig anderes als eine Religion zu stigmatisieren. Die Rolle der christlichen Religion etwa wurde in der Vergangenheit ständig kritisch hinterfragt (Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Zwangsbekehrungen, das Frauenbild, Missbrauchsfälle in katholischen Internaten usw.). Diese Form der Kritik muss auch jede andere Religion aushalten.
Denn statistisch erwiesen ist: Ehrenmorde kommen besonders oft in einem Milieu vor, dass sich laut eigenen Angaben als sehr religiös einstuft. Durch den Verweis auf eine wissenschaftlich gesicherte Tatsache kann eigentlich niemand beleidigt sein, und wenn er es doch ist, dann ist dies ein Zeichen für die bereits erwähnte Überempfindlichkeit und Überidentifizierung mit den Tätern. Es wäre hier berechtigterweise die Frage zu stellen, inwieweit traditionell geprägte Erziehungsmuster einen Mangel an Fähigkeit zur Selbstkritik erzeugen - und mit Selbstkritik ist nicht nur die Kritik an der eigenen Person gemeint (die in der Tat völlig unschuldig sein kann), sondern eben auch Kritik an der Gruppe von Menschen, der man sich zurechnet: der eigenen Ethnie, der eigenen Nation, der eigenen Religionsgemeinschaft, dem eigenen Milieu, der eigenen Familie. Und das Jesidentum in Deutschland muss für sich selbst einen Weg finden, verantwortungsvoll und kritisch mit der Tatsache umzugehen, dass Jesiden in den bislang bekannten Ehrenmordfällen überproportional oft als Täter und Opfer in Erscheinung treten. Es muss eine überfällige Debatte führen und darf sie nicht verweigern. Religion mag nicht die Ursache von Ehrverbrechen sein, aber sie vermag es, durch den Aufbau autoritärer Strukturen, Ehrverbrechen zu begünstigen und zur Legitimation herangezogen werden.
Hier ist auf den ägyptischstämmigen Politologen Hamed Abdel-Samad zu verweisen, der im Hinblick auf die weit verbreitete Kritik am Islam zu einem nachvollziehbaren und produktiven Schluss gelangt ist: Wenn man die Kritik, wie sie derzeit geäußert werde, als unfair empfinde, dann müsse man statt dessen eben selbst diese Kritik (an der eigenen Religion) üben. Was hier für den Islam formuliert wurde, gilt auch für das Jesidentum.
In dieser Hinsicht ist die eher schwache Präsenz der Jesiden bei der Trauerkundgebung ein fatales Zeichen für die Öffentlichkeit. Es wäre im Eigeninteresse der Jesiden in Deutschland gewesen, mit möglichst großer Deutlichkeit und bei jeder sich bietender Gelegenheit in Erscheinung zu treten. Der Verweis darauf, dass man ja am Abend zuvor einen Vertreter zu einem Gedenkgottesdienst geschickt habe, kann da nicht überzeugen. Der Zentralrat der Jesiden wäre gut beraten gewesen, in großer Anzahl vor Ort zu sein.
Streit als Chance
Statt dessen erleben wir Reaktionen, die uns befremden. An verschiedenen Stellen im Internet werden Teilnehmer der Kundgebung beschimpft - "den Deutschen" ginge es nur um Hetze. Wären die Urheber dieses Vorwurfes bei der Kundgebung anwesend gewesen, dann wüssten sie, dass nicht wenige dieser Deutschen an jenem Tag um eine kurdische Jesidin geweint haben. Aber die Uneinsichtigen gehen sogar vereinzelt so weit, die kritische Berichterstattung der letzten Wochen zum Anlass zu nehmen, um sich als Jesiden in der Rolle der "Juden von heute" zu sehen - eine abartige Form von Holocaustneid, die auch schon zu früheren Gelegenheiten von muslimischen Vertretern praktiziert wurde.
All diesen Reaktionen ist eines gemein: Sie leisten keinerlei Beitrag zur Lösung der Probleme, die innerhalb des jesidischen Milieus nun einmal existieren - sicherlich nicht bei jeder Familie, aber leider wohl bei zu vielen. In diesem Sinne sind auch manche Reaktionen wohlmeinender Nicht-Jesiden eher hinderlich: Verwiesen sei hier auf die Debatte auf der Facebook-Seite "Arzu Lena Özmen". Zwischen die trauernden Stimmen, die auf eine Änderung der Verhältnisse drängen, mischen sich dort immer wieder überharmonisierende Töne, die die Debatte am liebsten unterbinden wollen.
Die Debatte um die Ursachen würden nur Unfrieden schaffen, heißt es da sinngemäß. Ja, das tut sie in der Tat, aber dies stellt eine Stärke und keine Schwäche der Debatte dar. Unfrieden ist dringend nötig, wenn die Verhältniss nun einmal so sind, dass ihretwegen ein Mensch ermordet wurde. Ein Unfrieden, der darin besteht, unbequem zu sein, den Dingen auf den Grund zu gehen und kritische Fragen zu stellen, ist einem Frieden, der sich als Frieden des Todes herausstellen könnte, vorzuziehen. Unfrieden bedeutet Streit, und Streit ist eine Chance auf Veränderung. Nicht gemeint ist ein Streit zwischen Jesiden und Nicht-Jesiden - vielmehr verhält es sich so, dass die modern und liberal Denkenden unter den Jesiden zu den wichtigsten Akteuren dieses Streites werden müssen. Ob sich irgendwer dadurch angegriffen oder beleidigt fühlt, ist vor diesem Hintergrund tatsächlich von sekundärer Wichtigkeit. Die Vermeidung weiterer Todesfälle hat Priorität vor der Vermeidung verletzter Gefühle.
Wer das verstanden hat, ist angekommen. Nicht nur in dieser Gesellschaft, sondern in der Moderne überhaupt.
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Lesehinweis
Für das Obergericht ist der Fall eindeutig: Eine 67-jährige Türkin hat versucht, den Vater ihrer Schwiegertochter zum Mord anzustiften. Die Beschuldigte wurde zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt.
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Fatima* gehe der Prostitution nach. Sie begehe Ehebruch. Sie soll ihre Jungfräulichkeit schon vor der Ehe verloren haben. Diese und weitere Vorwürfe schrieb die 67-jährige Schwiegermutter in einem Brief an die Nachbarn von Fatimas Eltern in Anatolien. Keiner dieser Vorwürfe traf zu. Später erhielt auch der Gemeindepräsident des kleinen Dorfes einen Brief mit demselben Inhalt. Die in Bern lebende Schwiegermutter forderte Fatimas Vater dazu auf, «die Familienehre zu reinigen». Weiter beschrieb sie ihre Schwiegertochter als «Cobra», die ein liederliches Leben führen würde, «schlimmer als die europäischen Weiber».
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Sieben-Jahre-wegen-versuchter--Anstiftung-zum-Ehrenmord/story/29350647
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Lesehinweis
Bei einem Mord innerhalb einer Familie deutscher Herkunft würde man von einer Beziehungstat sprechen. Was ist hier anders?
KIZILHAN: Da gibt es psychische Unterschiede. Bei einem deutschen Ehemann geht es um einen inneren Konflikt, ausgelöst durch Eifersucht oder Verlust. Bei einem Ehrenmörder spielt auch der soziale Konflikt eine Rolle, die Gruppe. Es dreht sich alles um die Frage: Was denken die Verwandten? Sind wir schwach?
In Ihrer Studie sagen sie voraus, dass die Zahl solcher Morde in Deutschland in den nächsten 15 Jahren weiter steigen wird. Woran machen Sie das fest?
KIZILHAN: Es geht dabei um einen Generationenkonflikt. Die ältere Generation verliert an Macht, die nachfolgende Generation will ihre behaupten. Das führt zu einer Übergangsphase mit Krisen. Erst wenn die dritte oder vierte Generation selbst erwachsene Kinder hat, kann ein e Mentalitätsänderung erfolgen.
Was kann getan werden, damit es nicht zu "Ehrenmorden" kommt?
KIZILHAN: Verhindert wird das nur durch Mentalitätsänderung. Durch Aufklärung in Schulen, Kindergärten. Jugendliche müssen zu Multiplikatoren werden. Die meisten haben keine wirkliche Kenntnis über den Ehrbegriff, sondern führen einfach Taten aus. Die Aufklärung muss auf jeden Fall von innen, aus der eigenen Kultur, kommen - über Dritte wird es schwierig. Aber so lange einige Menschen solche Morde heimlich begrüßen, wird es sie weiter geben.
http://www.nw-news.de/top_news/5931673_Psychologie-Professor_Jan_Ilhan_Kizilhan_ueber_Ehrenmorde_und_den_Fall_Arzu_Oezmen.html
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Leserhinweis
Die Türken leugnen ihre Schuld an den Armeniern, weil sie sich lieber in der Rolle des Opfers sehen, kommentiert D. Baspinar.
[...]
Erdogan weiß es vermutlich besser, er hat Zugang zu den unter Verschluss gehaltenen historischen Dokumenten auf türkischer Seite. Aber er bedient ein Kernelement des türkischen Selbstverständnisses, mag es noch so neurotisch anmuten. Und das ist: Wir sind immer Opfer; wie könnten wir da Täter sein? Die Türken sind so damit beschäftigt, sich über ihr Opfer-Sein immer und überall zu empören, dass sie die eigene Schuld gar nicht in ihr Selbstbild integrieren können.
Auch bei banaleren Themen und unter Deutsch-Türken ist diese Haltung zu beobachten: Sterben Touristen in der Türkei an gepanschtem Alkohol, sehen sie sich als Opfer von Negativschlagzeilen, die dem Tourismus schaden könnten. Geht ein wichtiges EM-Qualifikationsspiel verloren, dann hat der Schiedsrichter das türkische Team systematisch benachteiligt. Wird das Kind in der Schule schlecht benotet, dann sehen die Eltern die Ursache in der türkenfeindlichen Haltung der Lehrerin.
Das Problem dabei ist, dass es tatsächlich Rassismus und Benachteiligung gibt und es ein Leichtes ist, diese Ungerechtigkeit heranzuziehen, um das eigene abgeschottete Weltbild aufrechtzuerhalten
[...]
Die Haltung und der rhetorische Stil der türkischen Regierung sind angesichts der vielen Opfer zutiefst beschämend. Der armenischen Opfer wohlgemerkt.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-01/tuerkei-armenien-voelkermord
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Lesehinweise
Nach dem Mord an der Jesidin Arzu Özmen (18) kritisieren einige Jesiden im Internet, dass am Samstag kaum Mitglieder der Religionsgemeinschaft an der Trauerveranstaltung in Detmold teilgenommen haben.
Dabei wird in einigen Beiträgen auf dem kurdischen Portal www.daweta.de deutlich, dass es offenbar problematisch sein kann, sich zu Arzu zu bekennen. So heißt es in dem Beitrag einer Frau, die nach eigenen Angaben Jesidin ist: »Meine Eltern wussten von nichts, ich wusste nicht, was die sagen würden, wenn die wüssten ich war auf der Trauerfeier (...) Ich bin da hingefahren. Ich wusste auch, dass meine Eltern mich dort auch höchstwahrscheinlich im Fernsehen sehen können, auch das war mir egal, ich hab den Mut dazu gehabt und war dort.«
In einem anderen Beitrag steht: »Ich war heute in Detmold auf der Demo, wo es um Arzu Özmen ging. (...) Für viele von euch ist heute in Detmold Gelegenheit gewesen, zu zeigen, dass diese menschenverachtenden Taten nicht weiter ausgeübt werden dürfen. Dass Möglichkeiten gegeben werden, wie Priester Sehmus Deniz in Delmenhorst auf einer Hochzeit an alle Eltern appellierte, ihre Kinder (...) nicht mehr gegen ihren Willen an den Nächsten zu versprechen.«
Leider seien aber bis auf wenige jesidische Frauen fast nur »Deutsche« bei dem Trauermarsch gewesen. Und ein anderer Teilnehmer schreibt: »Es ist traurig aber wahr, dass andere sich mehr für unsere Leute einsetzen als wir selber.«
http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2012-01-24-fall-arzu-oezmen-nicht-alle-wollen-trauern/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=613&cHash=ad15fdea8e2643b2233c484bc435766a
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Lesehinweis
Nach der Verabschiedung des neuen Völkermordgesetzes in Frankreich wird in der Türkei jetzt auch mit einem Internet-Spiel Stimmung gegen die Regierung in Paris gemacht: "Klatsch den Sarkozy" erfreue sich großer Beliebtheit, berichtete die türkische Zeitung "Milliyet" am Mittwoch. In dem Spiel geht es darum, einem virtuellen Präsidenten Nicolas Sarkozy eine möglichst heftige Ohrfeige zu verpassen. Der kräftigste Schlag wird mit dem Bild eines französischen Staatschefs mit blauem Auge und blutender Nase belohnt.
http://www.stern.de/politik/ausland/streit-um-voelkermordgesetz-tuerken-verpassen-sarkozy-online-ohrfeigen-1778015.html
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Videohinweis
Es geht um den Teil jener Koransure, der folgendermaßen übersetzt werden kann:
"Und die (Frauen), deren Auflehnung ihr befürchtet, ermahnt sie, dann meidet sie ihm Ehebett, dann schlagt sie!" Hamed Abdel-Samad äußerst sich dazu wie folgt:
"Ich würde diesen Satz unter einer Voraussetzung akzeptieren: wenn das auch umgekehrt gilt [...]. Es gibt eine Menge Männer, die auch widerspenstig sind und jeden Tag spinnen."
http://www.youtube.com/watch?v=nz6qAcDdlz0&feature=related
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Lesehinweis
Kurze Zeit später liefen zwei deutsche Mädchen, beide blond, an ihnen vorbei. Einer von den Jungs forderte sie auf, stehenzubleiben. Doch die beiden liefen weiter, woraufhin die Jungs sie als “deutsche Schlampen” bezeichneten.
Enttäuscht verfolgte ich das Szenario und schüttelte den Kopf. Neben mir stand eine ältere Frau, die sowohl geschockt als auch verängstigt wirkte. Doch sie sah auch, dass ich trotz meiner schwarzen Haare den Kopf schüttelte, und ich hoffte, dass sie den Scham, den ich in dieser Situation empfand, nachvollziehen konnte.
[...]
Doch hinter dem Begriff “Deutsche Schlampe” verbirgt sich noch viel mehr. Demnach ist jede Frau, die sich “wie eine Deutsche verhält” (Aynur Hatun Sürücü musste deshalb sterben), nur ein Objekt, an der man seine “Macht” demonstrieren kann. Sie transportieren diese Weltanschauung in ihre Familien, terrorisieren ihre eigenen Geschwister und werden auch ihren Töchtern nahelegen, dass “deutsche Mädchen” nichts wert seien, indem sie die Familienehre zwischen ihre Beine platzieren.
http://www.primaverablog.de/2012/01/24/deutsche-schlampen/#more-3488
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Rassenschande Version 2.0
von N. Lightenment (P)
Wer sagte wohl das hier?
"Wenn man im Hinterkopf schon immer hat, man darf sich nur in Arier verlieben und man will sich auch nur in Arier verlieben, dann passiert sowas halt nicht. Also ich wurde so erzogen, dass ich das so weiß und dass ich das auch so behalte. Also, ich denke mal, das hat was mit ihren Eltern zu tun, dass sie ihr von Anfang nicht klar gemacht haben, wie sie zu leben hat. Also dass sie sich dran halten sollte, Arier zu lieben."
Bestimmt tippen Sie als Leser auf irgendein prominentens Mitglied des Bundes Deutscher Mädel. Die Assoziation mit der NS-Zeit gelingt natürlich durch das Wort "Arier", das ich frecherweise eingeschmuggelt habe. Im Original liest sich das Zitat nämlich so:
"Wenn man im Hinterkopf schon immer hat, man darf sich nur in Jesiden verlieben und man will sich auch nur in Jesiden verlieben, dann passiert sowas halt nicht. Also ich wurde so erzogen, dass ich das so weiß und dass ich das auch so behalte. Also, ich denke mal, das hat was mit ihren Eltern zu tun, dass sie ihr von Anfang nicht klar gemacht haben, wie sie zu leben hat. Also dass sie sich dran halten sollte, Jesiden zu lieben."
Siehe hier: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2012/01/17/lokalzeit-owl-identifikation-tote.xml
So kommentiert eine junge Jesidin in Detmold den Ehrenmord an Arzu Özmen. Womit wir wieder bei der alten "Ja-der-Mord-ist-schlimm-wäre-aber-nicht-passiert-wenn-sich-das-Opfer-an-die-Regeln-gehalten-hätte"-Argumentation wären. Selbst schuld, Arzu.
Merke: Die Vermeidung von Rassenschande ist auch eine Vermeidung von Ehrenmorden! Also bloß nichts mit "den anderen" anfangen!
Dann passiert sowas halt nicht!
Das wusste auch schon der Führer.
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Lesehinweis
Ihre Idee wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Wie zeitgemäß ist eine Trennung von Mann und Frau noch in der hiesigen Gesellschaft?
Immer mehr Menschen konvertieren zum Islam, der große Teil davon ist weiblich. Diese tragen das Kopftuch freiwillig, niemand unterdrückt sie. Die Geschlechtertrennung ist Teil unseres Glaubens und der Islam ist ein Teil von Deutschland - diese Frage erübrigt sich also.
[...]
Aber der Islam wandelt sich doch, in manchen arabischen Ländern kämpfen die Frauen gegen die strikte Trennung von Frau und Mann...
Der Islam wird sich nicht ändern, die Prinzipien werden bleiben, die Frauen werden auch in 1.000 Jahren ihr Kopftuch noch behalten wollen.
[...]
Wurden Sie für "Muslim-Taxi" auch schon kritisiert?
Sicherlich. Aber davon ging ich von vorn herein schon aus. Kritisiert zu werden bedeutet nicht automatisch, dass man etwas Falsches tut. Glauben Sie Einstein wurde nie kritisiert? Solange es nur beim Verbalen bleibt, jedem das Seine.
http://www.taz.de/Gruender-ueber-islamische-Mitfahrzentrale/!86202/
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Lesehinweise
127 Senatoren stimmten für den Gesetzentwurf und 86 Senatoren dagegen. Das Gesetz muss noch von Präsident Nicloas Sarkozy unterzeichnet werden, bevor es in Kraft treten kann.
Viele Senatoren waren der siebeneinhalbstündigen Debatte ferngeblieben. Begleitet war die Abstimmung in Paris mit Protesten von mehreren hundert Befürwortern und Gegnern vor dem Senats-Gebäude.
http://www.tagesspiegel.de/politik/tuerkei-protestiert-franzoesischer-senat-billigt-umstrittenes-genozid-gesetz/6102636.html
Die Türkei hatte vor der Verabschiedung der Vorlage Frankreich mit verschärften Sanktionen und einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gedroht. Der türkische Justizminister Sadullah Ergin sprach unmittelbar nach der Entscheidung im Senat von einer "Respektlosigkeit" gegenüber seinem Land.
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15686195,00.html
„Ein Gesetz zum Schutz von Völkermordopfern“, so kommentiert der Vorsitzende des Zentralrats der Armenier in Deutschland (ZAD) das soeben verabschiedete Gesetz, mit dem Frankreich die Leugnung von Genoziden unter Strafe stellt. Der ZAD hält es für zwingend erforderlich, nun auch in Deutschland dem französischen Beispiel zu folgen.
Der türkische Völkermord an den Armeniern, dem rund 1,5 Millionen seiner Landsleute zum Opfer gefallen sind, muss, so Azat Ordukhanyan, endlich auch in Deutschland formal anerkannt werden: „Wir sind es der Würde unseren Toten und der Ehre unseren Vertriebenen schuldig, immer wieder an das deutsche Gewissen zu appellieren, dass auch hierzulande die Leugnung dieses Völkermords verboten wird.“ Das Deutsche Reich, so Ordukhanyan, war in vielfältiger Weise mit dem Menschheitsverbrechen von 1915 verknüpft: „Es gibt eine moralische Verantwortung Deutschlands, den Opfern wenigstens heute politische Genugtuung und Rechtsschutz angedeihen zu lassen.“
http://www.zentralrat.org/de/node/10870
Thanks to Timothy Garton Ash for his coverage of France's criminalization of Armenian genocide denialism. Being the children of genocide survivors, my wife and I still suffer the pain and consequences caused by it.
Ash should keep in mind the following facts:
Reputable historians have shown there is no doubt that Turkey planned and committed genocide. It does not need to be debated anymore.
Denial is the last stage of a genocide.
If perpetrator nations and their well-paid spokesmen are not punished, then they will continue to repeat the same crimes against other "undesirable" minorities (such as the Kurds).
Genocide is terrorism committed by a government against its own people.
Gregory Ketabgian
http://www.latimes.com/news/opinion/letters/la-le-0123-monday-20120123,0,1761333.story
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Arzu Özmen wurde 18 Jahre alt, aber niemals mündig
Die Kundgebung für die ermordete Arzu Özmen am 21.01.2011 in Detmold: Bericht und Nachbetrachtung
von Thomas Baader
Es ist für uns ein weiter Weg bis nach Detmold. Meine Frau und ich hatten uns entschlossen, mit dem Auto bis nach Hanau zu fahren und von dort aus die Bahn zu benutzen. Am Hanauer Hauptbahnhof gehe ich noch schnell in die Buchhandlung, um mir Lektüre für die lange Zugfahrt zu besorgen. Bei den Comics stehen drei Mädchen im Grundschulalter, die Kopftuch tragen. Es ist so, als ob das alles beherrschende Thema des heutigen Tages – die Frage nach Integration, Frauenrechten und der Rolle der Religion – auf eine gespenstische Art und Weise hier bereits ihre Schatten vorauswirft.
Mehrere Stunden später. In Detmold nehmen wir ein Taxi, das uns vom Bahnhof zur Bäckerei bringt, wo der Trauermarsch beginnen soll. Während der Fahrt kommen wir mit dem Taxifahrer ins Gespräch. Probleme gebe es in letzter Zeit vermehrt, so hören wir. Der Fahrer, ein älterer Herr, beklagt sich darüber, dass kurdischstämmige Jugendliche oft in kleinen Gruppen auf der Suche nach Streit durch die Stadt ziehen. „Wenn die mir irgendwo entgegen kommen und auf dem Bürgersteig ist nicht genügend Platz für uns beide, wechseln die niemals die Straßenseite. Das mache dann lieber ich. Denn wenn ich mich mit denen versehentlich anremple, gibt’s Ärger.“ Dass das Mädchen tot ist, sei für ihn schon klar gewesen, als in der Presse noch lediglich von einer Entführung berichtet wurde.
Wir sind früh da. In und vor der Bäckerei in Detmold-Remmighausen ist noch niemand. Im Schaufenster wird durch Schilder und Plakate der Ermordeten gedachten, vor dem Geschäft liegen Blumen. Da wir noch nichts gegessen haben und noch Zeit ist, suchen wir eine nahegelegene Pizzeria auf. Dort ist auch das Kamerateam des WDR eingekehrt. Eine freundliche Unterhaltung. Man merkt bei irgendwie bei jedem Menschen, dem wir heute begegnen, dass er Anteil nimmt am Schicksal von Arzu Özmen. Draußen hat es inzwischen angefangen, heftig zu regnen. Wir warten ab, bis der Regen nachlässt, und gehen dann hinüber zur Bäckerei.
In der Bäckerei spricht Serap Cileli gerade mit Journalisten. Sie zeigt sich irritiert darüber, dass einige unserer lokalen Unterstützer darum gebeten haben, nicht namentlich genannt zu werden. „Vor wem haben die Angst? Vor wem, wenn doch alle so gut integriert sind, wie es immer heißt?“ Wir begrüßen die anderen Anwesenden, alte Bekannte und neue Gesichter. Vor der Bäckerei entsteht nach und nach eine Menschenmenge. Blumen werden niedergelegt, die Journalisten fotografieren, filmen und interviewen. Hier und da weinende Gesichter. Der Bäcker, ein älterer Herr, unterhält sich mit jemand anderem darüber, ob Sicherheitsmaßnahmen für sein Geschäft notwendig seien. Seine Bäckerei war die letzten Tage Anlaufstelle gewesen für alle, die ihre Trauer um Arzu zeigen wollen. Aus Arzus Freundeskreis war auch zu hören gewesen, dass es im Vorfeld der Veranstaltung vereinzelt zu Drohungen gekommen war. Der Bäcker jedoch wirkt entschlossen. „Hut ab vor Ihrem Mut“, ruft ihm einer der Anwesenden zu.
Einige hundert Menschen haben sich mittlerweile draußen versammelt. Letzte Vorbereitungen werden durchgeführt. Um 16.30 schließlich setzt sich der Trauermarsch in Bewegung. Wir laufen die etwa 3 km von der Bäckerei in Remmighausen zum Detmolder Marktplatz. Auffällig viele junge Leute, wohl hauptsächlich Arzus Mitschüler. Eine im Rollstuhl sitzende alte Frau mit versteinertem Gesicht wird von einer jüngeren Frau die gesamte Strecke lang geschoben. Gegen 16.50 kommt es zu einem Zwischenfall, der allerdings den meisten Teilnehmern des Trauerzuges entgangen sein dürfte: Auf einer Straße, die an dieser Stelle parallel zu der unsrigen verläuft, fährt ein Auto vorbei, der Fahrer brüllt uns „Ihr Hurensöhne“ entgegen. Ich stehe zufällig genau an der richtigen Stelle, um den Ruf deutlich wahrzunehmen. Später auf dem Marktplatz bestätigen mir auch einige andere Teilnehmer, den Ruf gehört zu haben.
Schließlich Ankunft auf dem Marktplatz. An der Kundgebung beteiligen sich etwa 500 Menschen. Das ist viel für eine Veranstaltung dieser Art, denn vergleichbare Kundgebungen waren in der Vergangenheit eher schwach besucht gewesen. Es ist ein Hoffnungsschimmer. Aber dennoch kann ich mich eines Gedanken nicht erwehren: Wäre Arzu Özmen kein Mensch, sondern ein Bahnhof in Stuttgart gewesen, wären wohl viele Tausende Deutsche ohne Migrationshintergrund gekommen; wäre sie ein in der Türkei inhaftierter PKK-Terrorist gewesen, hätte man wohl mit ein paar Tausend kurdischstämmigen Mitbürgern rechnen können. Eine Demonstration gegen den Naturpark Teutoburger Wald, die einige Stunden vor unserer Kundgebung stattgefunden hatte, hatte immerhin zweitausend Menschen auf die Straße gebracht. Aber Arzu Özmen ist nur ein achtzehnjähriges ermordetes Mädchen. Diese Gesellschaft hat eben einfach andere Prioritäten.
Einige Jesiden sind da – doch wenn man bedenkt, dass es sich um eine der ihren handelt und um ein Thema, dass diese Menschen auf eine besondere Weise angeht, sind es verblüffend wenige. Und wieder ein Gedanke: Wären wohl mehr von ihnen gekommen, wenn Arzus Mörder ein deutscher Neonazi gewesen wäre? Claudia Roth und Konsorten wären dann wohl sicherlich auch hier. Arzu Özmen ist ein Mordopfer zweiter Klasse.
Mittlerweile ist es dunkel. Es werden Blumen niedergelegt und Grablichter aufgestellt. Es ertönt „Wenn ein Lied meine Lippen verlässt“, gesungen von Sarah Medina. Melodie und Text haben eine starke Wirkung. Zu meiner Linken weint meine Frau und rechts neben mir eine mir unbekannte Frau mit Kopftuch.
Dann kurze Redebeiträge des Landrates, des Bürgermeisters und der stellvertretenden Bürgermeisterin. Für andere junge Menschen, so heißt es, bedeute achtzehn Jahre alt zu werden so etwas Einfaches wie Autofahren dürfen – und damit mehr Unabhängigkeit, Freiheit und Selbstbewusstsein. Arzu Özmen wurde mit dem Erreichen des achtzehnten Lebensjahres zwar vor dem Gesetz ein mündiger und für sich selbst verantwortlicher Mensch, niemals jedoch in den Augen ihrer Familie.
Serap Cileli spricht. Ihre Rede ist kämpferischer und direkter als die ihrer Vorredner. Sie klagt eine Gesellschaft an, die Gewalt gegen Frauen und Mädchen nicht deutlich genug verurteilt – aus Angst, als ausländerfeindlich wahrgenommen zu werden. Stärker als die anderen Redner betont Cileli die Notwendigkeit einer Veränderung. Es überrascht nicht, dass sie auch mehr Applaus erhält.
Als schließlich der ältere Bäckermeister spricht, schaffen es seine einfachen, stockend vorgetragenen Worte, die Menschen auf dem Platz zu berühren. Er kennt Arzu seit mehr als 15 Jahren. Er hat, das wird uns klar, sehr viel mehr verloren als bloß eine Aushilfe in seiner Bäckerei. Vielleicht haben Menschen wie er das Mädchen mehr geliebt und verstanden, als es ihrer eigenen Familie jemals möglich gewesen ist.
Die Kundgebung endet mit einem Lied, erneut vorgetragen von Sarah Medina. Die Menge löst sich danach schnell auf, einige Menschen bleiben noch und führen weitere Gespräche.
Rückfahrt mit dem Taxi. Derselbe Taxifahrer. Ein kurzes Gespräch über die Kundgebung, dann erzählt er: „Manchmal wollen die mit mir auch über den Preis für eine Fahrt verhandeln. Wenn ich dann sage, dass da nichts geht, brüllen die ‚Nazi’ und verschwinden. Habe ich schon oft erlebt.“
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Wo die Prioritäten liegen
von N. Lightenment (P)
Gibt es außer mir noch jemanden, der sich fragt, was eigentlich mit uns los ist, wenn er in den Nachrichten liest, dass gestern in Detmold rund 2000 Menschen bei strömendem Regen auf die Straße gegangen sind, um gegen einen Nationalpark zu demonstrieren, während am gleichen Tag in derselben Stadt nur wenige Stunden später bei deutlich besserem Wetter nur 500 Menschen ein Zeichen gegen Ehrenmorde setzten?
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Lesehinweise
»Vor allem für jesidische Mädchen ist es aber sehr schwer, ein neues Leben außerhalb der Glaubensgemeinschaft zu beginnen«, sagte die 45-Jährige. »Aus Erfahrung weiß ich, dass sich die meisten Familien irgendwann mit der Flucht ihrer Tochter abfinden. Das ist bei Jesiden ganz anders.« Sie verschickten Fotos der geflohenen Mädchen oder Frauen an jesidische Gemeinden in ganz Deutschland und bäten um Hinweise, die sie auch bekämen. »Von einem Ermittler des Landeskriminalamtes Bremen weiß ich, dass die terroristische PKK mehrere Familien bei solchen Suchen unterstützt hat.« Serap Cileli sagte, der Verein »Peri« habe einmal ein jesidisches Mädchen versteckt, für das er acht Mal eine neue Unterkunft habe finden müssen, weil die Familie die neue Adresse immer wieder aufgespürt habe. Nach dem Fund von Arzus Leiche hatte die Jesidische Gemeinde Ostwestfalen-Lippe schriftlich erklärt, der jesidische Glaube lehne jede Form von Gewalt ab. Bei Problemen in den Familien sollten sich die Betroffenen an die Gemeinde wenden und nach friedlichen Lösungen suchen. Dazu sagte Serap Cileli, diese angebliche Bereitschaft zum Dialog werde von vielen Frauen nicht als solche empfunden. »Warum rufen uns denn jesidische Mädchen an? Weil sie tagelang eingesperrt werden und nichts zu essen bekommen, nur weil sie einen Freund haben, der den Eltern nicht gefällt. Diese Mädchen finden bei Jesiden keine Unterstützung.«
http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2012-01-17-fall-arzu-oe-autorin-serap-cileli-ueber-den-mord/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=613&cHash=744d64a454d8a95b5f229e517827654d
Im Fall der 18jährigen Arzu Özmen hat ein in Haft sitzender Bruder, Kemal, offenbar erstmals Aussagen gemacht. Das berichtet die "Neue Westfälische". Über den Inhalt des Gesprächs sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es unter Berufung auf den Anwalt Detlev Binder. Darum hätte die Staatsanwaltschaft gebeten.
http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=41983&title=Arzu+%D6zmen%3A+Bruder+bricht+offenbar+sein+Schweigen&storyid=1001327053505
Ihre fünf Kinder, die in Untersuchungshaft säßen, seien vorbildliche Menschen: »Alle haben einen Beruf, alle zahlen ihre Steuern.«
[...]
Dass Arzu am 1. November von ihren Geschwistern nach Angaben eines Bruders entführt worden ist, dass das Mädchen ermordet wurde, dass das Motiv das Verhältnis der 18-Jährigen zu einem Nicht-Jesiden gewesen sein soll, und dass der Vater das alles möglicherweise angeordnet haben soll – davon wollen die Eltern nichts wissen. »Es hat keinen Mordauftrag gegeben«, sagt Fendi Özmen aufgebracht. »Meine Tochter war ein Stück von mir, von meinem Herzen! Wie könnte ich wollen, dass ihr etwas passiert?« Und seine Frau ruft erregt: »Das ist doch verrückt!« Sie hätten doch überhaupt nicht gewusst, dass Arzu einen Freund gehabt habe, sagt Adle Özmen.
[...]
In einem Schreiben an das Amtsgericht Detmold hatte der Vater Wochen später, als Arzu im Frauenhaus war, erklärt, er wisse nicht mehr, was er seiner Tochter damals in seiner Erregung angetan habe. Aber es tue ihm unendlich leid.
[...]
Vorwürfe erhebt die Familie gegen die Inhaber der Bäckerei Müller, in der Arzu gejobbt und ihren Freund, den Bäckergesellen Alexander K., kennengelernt hatte. Arzus Cousine: »Frau Müller hätte Arzu doch fragen müssen, ob sie dieses Verhältnis mit ihren Eltern abgesprochen hat! Und sie hätte Arzus Eltern über die Beziehung informieren müssen!«
http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2012-01-20-fall-arzu-oezmen-arzus-eltern-beteuern-unschuld/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=613&cHash=f8831ff24655a763ad37925c454573f7
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Lesehinweis
Der Landtagsabgeordnete Ali Atalan (43) aus Münster, Fraktionsmitglied der Linken, ist Jeside und stammt wie die Özmens aus dem türkischen Midyat. Der Diplom-Sozialwissenschaftler sagte gestern, er sei entsetzt über den Mord. »Und so fühlen die weitaus meisten Jesiden.« Die Regel, dass ein Jeside nur innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft heiraten dürfe, sei längst nicht mehr in Stein gemeißelt. »Üblich ist, dass die Eltern in so einem Fall mit ihren Kindern sprechen und sie auf die jesidischen Regeln hinweisen.« Wenn sich ein Kind trotzdem entschließe, sich einen Partner aus einer anderen Religionsgemeinschaft zu suchen, werde das in den allermeisten Familien toleriert, wenn nicht sogar akzeptiert, sagte Ali Atalan. [...] Auch das Brautgeld hätten die Jesiden inzwischen abgeschafft.
http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/debatte/2012-01-18-fall-arzu-oezmen-der-erste-bruder-bricht-sein-schweigen/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=613&cHash=74c3a40a939144acb29023871cb435d3
Und im Kommentarbereich der verlinkten Seite antworten Leser auf die Ausführungen von Herrn Atalan folgendermaßen:
- "ich glaube der Herr Atalan irrt sich etwas. Von wegen Brautgeld wurde abgeschafft. Brautgeld gibt es immer noch!! Leider! Ich bin Yezide und weiß es sehr genau. Es gibt schon einige Familien bzw Eltern, die kein Brautgeld annehmen. Das ist aber ganz selten. Kommt sehr selten vor. Leider.... Ich finde bis zu 5000 Euro verlangen in Ordnung. Denn mit dem Geld kaufen die Eltern Haushaltsgeräte usw. Aber über 5000 Euro zu verlangen und den Rest einzustecken ist wohl der größte Schrott. Das ist der einzige Vorteil beim Brautgeld...das sie uns unterstützen und Sachen für uns kaufen. Aber leider verlangen heutzutage die meisten mehr als 10 000 Euro."
- "Mein Name ist Sevgi, ich bin Jesidin!!! Ich muss unserem Herrn Abgeordneten in seiner Aussage in jeglicher Hinsicht widersprechen,sonst bekäme man noch den Eindruck, dass solange ein Abgeordneter versichere es würde sehr friedlich in der jesidischen Gemeinschaft zugehen noch fälschlicherweise geglaubt wird!!!! 1. Immer noch, und das gilt für alle mir bekannten jesidischen Familien(alle Jesidin in Deutschland), dürfen jesidischen Frauen als auch Männer nicht außerhalb des Kreises heiraten!!! Dies bedeutet es wird weder toleriert noch akzeptiert, dass Jesiden einen Andersgläubigen heiraten. Man darf den Partner zwar mittlerweile in den meisten Fällen frei wählen, jedoch wie gesagt muss dieser den Standards entsprechen, sprich jesidischen Kurde sein!!!! Da geht kein Weg drum rum, da wird keine Ausnahme gemacht, in keinen der in Deutschland lebenden Jesiden!!! [...] Es stimmt, dass die meisten Kurden über diesen Mord schockiert sind, aber eher nicht, weil sie es selbat verurteilen "Abtrünnige" zu bestrafen, sondern weil sie in erster Linie sich wünschen die "Abtrünnigen " auf anderen Wegen zu bestrafen bevor es zu der härtesten aller Bestrafungen kommt und weil sie entsetzt sind dass man damit an die Öffentlichkeit geraten ist!!! "
- "Was erzählt den denn der Landesabgeornete Herr Ali Atalan da für ein Müll, es ist garnichts abgeschaffen. Wenn man die jezidische Umfeld, ihre Tradiotionen, Bräuche, Kultur und Sitten kennt dann weiss man das ganz genau. Ich habe jezidische Freunde und wir haben uns öffter über Themen gestritten die ich nicht verstehen konnte. Sie habn harte Regeln, nur darüber wird nicht gesprochen sondern eher versucht zu vertuschen weil sie sich hier in Deutschland ja integrieren wollen. Ehrenmorde gibt es in der Jezidischen oder Kurdischen Kultur sehr oft. Das gab es früher, heute leider immer noch und ich denke nicht das, dass der letze Ehrenmord war. Ich verstehe nicht warum nicht zugegeben wird das Ehrenmorde zur Tradition gehört?"
Anmerkung: Der MRF-Blog kann durch eigenen Recherchen in kurdischen/jesidischen Foren bestätigen, dass das Brautgeld offenbar keineswegs weitgehend abgeschafft ist, sondern oftmals mehrere zehntausend Euro beträgt.
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Mordfall Arzu: Das Schweigen der Abgeordneten
von Thomas Baader
Am 30. Dezember des vergangenen Jahres hatte ein Mitglied der Facebook-Seite "Arzu Lena Özmen" die bekannte Internetplattform "Abgeordnetenwatch" genutzt, um Politiker verschiedener Parteien anzuschreiben. Unter anderem hieß es dort: "Was denken sie über diese Fälle und über die Tatsache, dass sie in unsere Mitte geschehen und alles schweigt, sowohl die Familie des Opfers, als auch sehr und damit viel zu viele Bürger? Wie sollen wir dagegen angehen?"
Angeschrieben wurden auf diese Art Klaus Brandner (SPD), Ursula Doppmeier (CDU), Heiner Kamp (FDP), Wibke Brems (Grüne) und Ralph Brinkhaus (CDU) - alle Wahlkreis Gütersloh.
So, und nun raten Sie mal, wie viele dieser fünf Politiker bisher auf die Anfrage geantwortet haben. Richtig: keiner.
Nun muss man den viel beschäftigten Abgeordneten natürlich ein wenig Zeit geben, um eine angemessene Antwort auszuformulieren, denn immerhin ist die Anfrage ja gerade mal schlappe 20 Tage alt. Und es ist ja auch nicht so, dass seitdem irgendwas passiert wäre, was der Angelegenheit eine neue Brisanz verleihen würde (wie der Fund einer Leiche beispielsweise). Auch sind manche Themen einfach wichtiger als irgend so'n Ehrenmord und werden natürlich schneller beantwortet. Klaus Brandner etwa brauchte nur einen Tag, um eine Frage zum Euro-Rettungsschirm zu beantworten, und zur Bedeutung von Computerspielen äußerte er sich immerhin noch innerhalb von 13 Tagen. Frau Doppmeier hingegen scheint zumindest so konsequent zu sein, Anfragen auf Abgeordnetenwatch überhaupt nicht zu beantworten. Herr Kamp antwortet auf eine Frage nach Steuersenkungen innerhalb von zwei Tagen, Frau Brems steht innerhalb von 13 Tagen Rede und Antwort, wenn es um Nebeneinkünfte von Abgeordneten geht, und Herr Brinkhaus beantwortet eine Frage nach der Therapiefreiheit von Naturheilmitteln innerhalb von sieben Tagen. Da kann man ja nicht einfach erwarten, dass eine Positionierung zum Thema Ehrenmorde innerhalb von 20 Tagen geschieht, zumal man als Abgeordneter vielleicht erst mal mit sich klären muss, ob man sich in dieser Richtung überhaupt engagieren möchte.
Vergessen wir auch auch nicht die Linke. Ihr Abgeordneter Ali Atalan, selbst Jeside, wurde von einem anderen Bürger um eine Stellungnahme gebeten. Herr Atalan war weniger faul als andere Politiker und antwortete noch am selben Tag. Im ersten Teil seiner Antwort verurteilt er jede Form von Gewalt und probiert sich an einer Definition des Ehrenmordes; danach widmet er sich den - aus seiner Sicht - eigentlichen Opfern:
"Es ist jedes Mal ein Alarmzeichen, wenn eine Gesellschaft den Angehörigen einer Religion oder Kultur unterstellt, furchtbare Geheimnisse zu haben. Das bedient die Sensationsgier und schafft Vorurteile und Gräben in der Gesellschaft. Wer als Angehöriger einer Minderheit im Herkunftsland unterdrückt und verfolgt wurde, kann geradezu traumatisiert werden, wenn er oder sie jetzt mit pauschalen Vorurteilen zu kämpfen bekommt."
Von der Politik ist offenbar nicht viel zu erwarten. Wäre es anders, dann hätte vielleicht eine politische Gruppierung zur Kundgebung am Samstag aufgerufen - anstatt dies einem Verein besorgter Bürger zu überlassen.
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Mordfall Arzu: Ja was denn nun?
von Thomas Baader
In der "Lippischen Landes-Zeitung" kommt Pastor Dieter Bökemeier zu Wort, der am Samstag einen Trauergottesdienst für die ermordete Arzu Özmen durchführen wird (http://www.lz.de/home/themenseite/der_fall_arzu_oezmen/5855645_Gottesdienst_in_Gedenken_an_Arzu_Oezmen.html).
Bin ich eigentlich der einzige, der der Ansicht ist, dass diese beiden Äußerungen Bökemeiers sich gegenseitig widersprechen?
"Es ist ein schlimmes, aber ein einzelnes Verbrechen geschehen, das auch durch Vorschriften und Riten des jesidischen Glaubens nie und nimmer gedeckt sei."
UND
"Die sogenannte 'Ehrenkultur', mit der die Mörder ihr Handeln rechtfertigten, knüpfe an ein Verbot für Jesiden an, Andersgläubige zu heiraten."
Man muss sich schon entscheiden: Entweder hat der Ehrenmord mit den Glaubensvorstellungen der Jesiden nichts zu tun oder er bezieht sich auf ein spezifisches religiöses Verbot im Jesidentum.
Herr Bökemeier scheint in seiner Argumentation von folgender Furcht beeinträchtigt zu sein - daher bleibt die logische Stringenz auf der Strecke:
"Wichtig, sei, vernünftig zu bleiben, betont Bökemeier mit Blick auf Hasstiraden auf Ausländer und verallgemeinernde Meinungsäußerungen gegen Jesiden im Internet."
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Lesehinweise
Gefunden auf Arzus Facebook-Seite:
- "Und zweitens habe ich gehört, dass einige von euch wegen euren Mitleidsbekundungen oder anderen Aktivitäten hier per Telefon oder per facebook bedroht werdet. BRINGT DIESES ZUR ANZEIGE! Und als Info für alle, die hier so Unfrieden stiften wollen. Ich weiß, dass die Polizei hier auf der Seite auch schon aktiv ist, also überlegt dreimal, wen ihr hier bedrohen wollt."
- "Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause am Haus von Arzus Familie vorbei gefahren, weil es auf meinem Rückweg von der Arbeit liegt. Vor dem Haus standen viele Fahrzeuge und viele Menschen ging ein und aus. Die Stimmung wirkte recht ausgelassen und heiter. Was feiert die Familie Özmen? Ich bin schockiert!"
http://de-de.facebook.com/pages/Arzu-Lena-%C3%96zmen/314954931853033
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